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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Aug. 16, 1907)
» Die Melone. dem Französifchen von R o b. S ch rn i t te r. - war im Jahre 1848. Allenthal führte es in der Kolonie Algier, s tiich aber in der Provinz Oran : Der Umgebung der Stadt Tiaret. -s senerabGouverneur hatte daher Klost, daß ein kleines Expedi ’itprps unter Leitung des Majors "- -" i - r von Mastara nach der bedroh - Gegend abging. , : Ei war ein heißer Septenrbertag . ·.-" ’ drei ers-ten Etappen lagen bereits der kleinen Truppe, ohne date » s» etwas Bemerkenswerthes ereignet - · , und man näherte sich der Miti --. PhStation O-Bou-Zizi. Da wurde Este-im Appell bemerkt, daß zwei Mann Festes-. Diese waren offenbar auf J Max-sehe zurückgeblieben Um an T zittern mit Feigen überladenen Baume — fes gütlich zu thun. ; Ae rier fchictte daher sofort Pa rgssrei en ab, um die Vermißten zu s« Lerchen. Nach einer Stunde ungefähr Landsman die Leichen der beiden Un g Mir-den unter dem Feigendaum am .- , nach Mastarm Beiden war nach »Hm ifcher Sitte der Kon abgeschnit « « Es war demnach zweifellos-, daß .Y während fie an den Früchten sich ,"«-etadten, von Feinden, die der Truppe ; ·«iich gefolgt waren, überfallen und J: «dtet worden waren. »- Infolgedessen ließ der Führer der s- dition die Mannfchaften zum» ll antreten und fchärfte ihnen; vch einmal, die in Betracht kommen- z -; n Krieasartitel ein, indem er hinzu- i Ist-, daß er jeden Fall von Marodi- I unnachsichtlich auf das strengste l ; afen werde. » Der Mittag war bereits hereinge-: »s-- »n, als die lle ine Trupppe auf - Platze anlangte, der zum Biwat s inmt war. Jrn Nu waren die äs- te aufgestellt, und jeder suchte sich s «««-·gliehft bequem einzurichten. Exe : Pferde abgezäumt und entfattelt Men, wurde ein kleiner Zug unter ; htnng eines alten erfahrenen nriers nach eian unweit gelegenen Un entsendet um von dem Eigen vhiiiixner das für die Pferde nöthige Hittet zu beschaffen. Dieser ein Ara mit finsteren, verschlossenen Zü führte d:e Furiere in einen gro Garten, worin sich feine Scheu befanden. Hier erhielten sie die langte Menge von Heu, Ge: fte und ;- « «- r ohne Weigern zugetheilt. Jn reget Entfernuna von der Scheune ,blickte man den Küchengarten und -: « - eine prachtvolle Anpflanzung Melvnen, deren Farbe und Größe ·ethen, daß sie sich im Zustande ; .· 7 Reife befanden. Gar manchem der warteten Krieger ; -,i-- n von dem langen Marsche auf « ftaubigen und fteinigen Sie-birgs se unter den fengenden Strahlen - afrikanifchen Sonne die Kehle - get-Irrt war, wässerte der Mund den herrlichen erquickenden s« . Unter ihnen war auch ein Vden Waffen ergrauter Elfäffer D heinrich: allgemein wurde er ks « einer furchtbaren Narbe, die quer über die Stirn lief. Balafre iksi t. Er erfreute sieh überall, bei « sefetzten und Kameraden, wegen »wes Mfiets fehlagfertigen Witzes und i guten Hamer der größten Be . .Z;"J-; heit. Außerdem aber war er auch J -sen feiner ungeheuren Gefriißigteit » nnt So hatten auch jeg; dies ,»«vnen feinen immer regen ppetitj »Mein und er schaute die leitete-li« · Ti« e mit fo verliebten und lüster i Us iiclen an. daß es dem Führer Leute auffiel. »De, Vaterer rief er ihm daher zu, Ihre Augen lieber auf , , z e Arbeit, und beeilen Sie sich ein il -’ daß die armen Pferde bald ihr " »k« Irr kriegen. Die Melonen, das nichts fiir Sie, danach gibt s blaß salitk Der Elfäffer senkte schwei dden Kopf nnd machte sich wieder -« mit dem Aufladen der Heut-tin zu schaffen. Aber fein Appetiti « einmal erregt, und unablässig( s er nach- wie er sich den ersehn-i Genuß verschaffen könnte. Endlich waren die Pferde mit Heu, Mund Wasser versorgt, und nun — n auch die Menschen an ihr denken» Fußvolt und Reiter und gaben sich der wohlver uhe hin. Der Expeditions er schritt noch einmal das Lager . um prüfenden Blickes zu spähen, auch alles in Ordnung wäre· Dann et das Signal zum Essen geben. dicke Heinrich hatte sich mit m Kameraden, einem dreinzehn , schweigsamen Araber Namens» - Uled, im Schatten eines Baumes ! est und verzehrte, verdrossen vori hinsiarrend. fein Mahl. hmT noch immer die saftigen Wo er im Sinne. die Mahlzeit war beendet, Balafre - »Hm Pfeife mit duftendem Ka gefällt und entzündet und vtraust-verankert den zerflattern seiden Wsllchen nach. Plötlich er lrampfhaft feinen schweig Seupsen beim Arm· und fragte s , W ich in flüsternvem Tone: Du gern Melonen, Sidik Sohn der» Wüste schüttelte nur , und gleichgilttg das Haupt spare eB«« fing I der Bei-suchet löslich wieder an, end-Ine- mit -kpeclchmigten, Lukan-weggelass Mlein dem Fug-boteme .- nzäre eis, M UT siir eine Woche meine Nation über lassen würdes« Damit hatte Balafre die empfind liche Stelle Sidis getroffen —Wein, das hewies dessen lüsternes Schnal sen. Troß Koran und Propheten war er ein leidenschatflicher Freund des Rebensaftes. »Was soll ich dafür thun?« fragte er latonifch. »Nicht viel!" »So sprich!« »So höre denn!« begann nun der Elsässer mit leiser Stimme, indem er sich nach allen Seiten vorsichtig um fah, ob er nicht belaufcht werde. »Ich will Dir meinen schönen Weißwein bis Tiaret abtreten, wenn Du mich· zurückbegleitest nach der Melonen-An pflanzung. Eine Gefahr ist ja weiter nicht dabei«, fügte er hinzu, als er be merkte, wie fein Kamerad bedenklich die Augenbrauen emporzog. »Sei-vie es dunkel .wird, schlüpfen wir durch die Vorposten hindurch. Bis zum Ap pell sind wir schon längst wieder zu rück· Aber die schönen Melonen muß ich haben, lofte es, was es wolle." Noch bewahrte der Araher sein zu rückhaltendes Schweigen. Wohl ge dachte er der strengen Worte Negeiers; gar zu gern hätte er den Versucher zurückgewiesem Andererseits war aber die einzige Leidenschaft. die er besaß, in ihm erweckt: die Trunksucht. Als daher der liftige Balafre nun fortfuhr: «Dent doch: in einer kleinen halben Stunde hast Du mehr als zwei Liter verdient« -—- da war fein legter Widerstand gebrochen. Ein blitzarti ges Leuchten ging durch seine dunklen Züge, und er sagte ruhig und kurz: »Gut, wir gehen!« Die Nacht war hereingebrochen. Jn tiefes Dunkel gehiillt lag das fran-? zösische Lager, und feierliches Schwei- f gen herrschte nur zeitweilig unter brochen durch das Stöhnen eines träumenden Schläfers in den selten oder das Schatten der Rosse. Die Schildwachen schritten, das Gewehrj im Arm, mit langsamer Regelmiißig teit auf und ad, die Augen scharf in die undurchdringliche Finsterniß der tropischen Nacht gerichtet, gespannt« auf das kleinste Geräusch lauschend. Da plötzlich huschten zwei dunkle Gestalten verstohlen aus einem der Zelte Geräuschlos näherten sie sich der Kette der Borposten und krochen in das hohe Gras, welches von allen Seiten das Lager umgab. Hier paß ten sie den Moment ab, wo der Posten ihnen den Rücken zudrehte, um mit einem weiten Saß im Schatten der FNacht zu verschwinden· Schweigend schritten die beiden Ausreißer in der Finsterniß dahin und erreichten glück lich das Gehöft des Moslenn In kurzem Anlauf erklommen sie die den Garten umgedende Mauer und ließen fich, behutsam jedes Geräusch vermei dend, auf der anderen Seite in den Garten hinab. Dort einmal angelangt, kflogen sie in weiten Sprüngen dem Iersehnten Ziele zu. Schon waren sie mitten in der Me lonen- Anlage. Balasre hatte als fei sner Kenner schnell durch Betastrn und fühlen ein Prachtexernplar herausge funden. bereits schickte er sich an, die tostliche Frucht mit seinem Messer loszuschneiden. als plötzlich Sidi Uled den Kopf erhob und mit eisernem Griff den Arm seines Gefährten um spannte. »Still!« flüsterte er. Hell und scharf drang durch die stille Nacht der schrille Schrei einer Eule von fern zu ihnen herüber. »Was ist denn, Du siehst wohl Ge spenster?« fragte der Dicke. Ader im selben Moment wiederholte sich der schrille Schrei, nur daß er diesmal ganz aus der Nähe, augenscheinlich aus dem Hause des Gigenthiimers des Inwesens herkam. »Die Jaeoudiai«, murmelte Sidi, im höchsten Grade entsett Die Jacouviaz nnd ein araoucoeri Nomadensiarnm, dessen räuberischei Angehörige sich durch äußersie Wild heit und den wüthendsien Franzosen haß auszeichneten. Gegenwärtig ha ben sie, soweit sie nicht über die ina rottanische Grenze getreten sind, sich bereits unter das französifche Joch ge fügt; im Jahre 1848 aber lebten sie in stetem Kriege mit den Franzosen. Jhree Wohnsipe hatten sie in den Schluchten und Thälern der südtvest lich von Maötara gelegenen Bergteti ten aufge chlagen, der nördlichen Uns läufer s Atlasgehirgei. —- Die Furcht des mit den Besuchen feiner Landsleute wohlverttauten Wüsten fohnes war daher nur zu begriindetx denn wenn sie von den Fanatikern entdeckt wurden, dann war ihr Leben keine-inul- Nuß werth. eOie Schreie wiederholten sich in kurzen Abständen, und jedesmal klan gen sie näher. Die beiden hatten eben Zeit, in die Scheune zuschliipfen und sich hinter den dort aufgesiapelten Strohbündeln zu verbergen, als sich die Gartenpforte öffnete, um sechs hochgewachsenen, mit langen weiß-en Vatnussen bekleideten Eingeborenen Eintritt zu gewähren; Die scharfen Augen Sidis erkannten trotz der Dun kelheit dringe-TM der Form unter ihnen. Tie stürzun der beiden in der Falle sidendeni oldateen die phne Wafer sich auf ihren Besiegt-arg ., - ie- . ’ II Wen sanken-M n — die Scheune lenkten und sich dort im Kreise niederließen. Nachdem sie feier lich Allah und feinen großen Prophe ten um Schutz für ihr Vorhaben an gefleht hatten, begannen sie in aras dischet Sprache die Unterhaltung Sidi Uled, der jedes Wort verstand, lauschte eifrig und konnte folgendes verstehen: Ali den Damed, der Besißer des Anwesens, hatte am Vormittage fo fort Boten an die Scheichs der Ja coubias gefandt, um ihnen von dem Marfch der französischen Kolonne Kenntniß zu geben und sie zugieich zu sich eingeladen, mit ihm einen Anschlag auf die Feinde zu berathen. Die Gelegenheit wurde von den Ver fchroorenen als außerordentlich gün stig erkannt und beschlossen, in der nächsten Nacht mit ihren sämmtlichen Tiibus einen Ueberfall auf das fran zösische Lager zu unternehmen. Die Zufamnientunft war beendet, und alle Einzelheiten des Planes waren auf das Genauefte festgestellt, so daß die Wüstensöhne an ihre Heimtehr denken konnten· Schon hatten sie sich von Ali mit tummer Verbeugung verabschiedet da drehte sich Suleiman Hassan, der oberste Häuptling jener Nomaden stämkne, noch einmal gegen den zurück bleibean Ansiedler um und tief ihm drohenden Tones zu: Is »Aber yute Dich, oen userraroer zu spielen! Du kennst das Schicksal eines solchen und weißt auch, daß unsere ge- » rechte Rache Dich erreichen würde, j auch wenn Du Dich im entsetntestenJ » Winkel der Erde vor unserem Grimm ? verstecken würdest.« Suleiman HassanT war ein langer, hagerer Greis mit bis ans die Brust fallend-m Barte. Feier lich hob Ali die Hände gen Himmel und schwur bei Allah und beim Barte des Propheten, daß er die reine Wahrheit gesprochen habe und treu zu seinen Landsleuten halte. Lang, unendlich lang war den bei den Ausreiszern die Nacht geworden, und froh, nun endlich erlöst zu sein, streckten und reckten sie die Glieder, die oon dem unbeweglichen Kauern hinter den Strobbündeln "ganz starr und steif geworden waren. Noch wa ren sie erfüllt von Freude und Dant lzarteit, so glücklich dem Tode entron nen zu sein« und sannen darauf,un bemertt aus den Gärten zu schlupfen, und zu den Ihrigen zurückzutehren Schon war der Morgen herangewa chen und die Sonne aufgegangen. Da mit einem Male drangen aus der Ferne hell und deutlich die schmettern den Töne eines Trompetensignal-IS zu ihnen herüber und oertiindeten ihnen, daß sich das sranzösische Lager aus dein Schlummer erhob. Nun erst wurde ihnen die ganzeTragweite ihres Vergebens offenbar. Beim Appell mußten sie als fehlend gemeldet wer den, da es ganz unmöglich war, daß sie zur rechten Zeit im Bin-at entref fen konnten, und wenn sie sich auch noch so sehr beeilten. Und daß sie sich die schwerste Ihndung ihres Fehls gi zogen, war ja nur zu gewiß. Ja, g nicht der Verdacht nahe, daß sie ’deser tiren wollten, zumal sie teine gebore nen Frau osen warenil Und auf De scrtion and nach strengem Kriegs recht der Tod! heiß und kalt überlies es sie. Doch was hats est alles Klo gen und alle Reueit in Entschluß mußte gefaßt werden. Sidi Uled war der erste, der sich ermannte. Mit fliegenden Worten theilte er seinem Un lückögefiihrten mit, was er er tau cht, und wie diese Entdeckun al lein sie vor einer strengen Bestra ung zu bewahren vermöchte. Dann schlüpfte er geräuschlos wie ein Wiesel zum Scheunnethor, steckte den Kopf hinaus und ließ hastig seine spähenden Blicke umhers weisen« o die Lust rein sei. »Mit-ist« sagte er mit gewohnter Kürze und wiedergewonnener Ruhe. »Na. dann oorwiirtst« erwiderte der Dicke und stürmte trat seiner Be leibt it in langen Sii der Mauer iu, ’ber die er schi t hinwegooitii girtez der vor tigere Eingeborene aber folgte ihm, rückwärts schreitend, indem er Schritt für Schritt erst soegsiilt alle Spuren oerroischtnbes oor er seinem Genossen nach itber die Einfriedigung fchwan « . l Schweigend und hastig verfolgtens die beiden ihren Weg zum französi-; schen Lager. Als sie endlich das Bi- ; »wat wieder erreicht hatten, war schon s lseit einer guten halben Stunde ber Appell , vorbei. Selbstverständlich hatte der Korporalschaftösührer sie als fehlend gemeldet. Der Major hatte fürchterlich geslucht und gewettet-i und versprochen, baß die Kerls oon De xertenren ausgehängt werben sollten, owie man i er habhaft würde. Er ab Beseht, ie Durchganger ihm so Zort vorzufiihren, wenn sie sich wieder einstellen sollten. Endlich erschienen die armen Sünder unter militiirischet Eslorte vor dein gestrengen Kommu danten. Balasre bleich, mit schiert ternden Knieem Sidi Uled mit dem seiner Rasse ei enthümlichen siaischen Gleichmuth in ein « sal ergeben· »Ah-her kommt Ihr « fragte der Batailloniches strengen Tusci. Der Araber blieb stumm; aber der wortreiche Elsäsier antwortete sitt beibe. Er erklärte offen dem Major den Beweggrund seines unverant wortlichen Leichtsinni, wie ihm beider fürchterlichen hitze ber Gedanke an bie tachtvollen kühlenden Melonen leine uhe gelassen habe. Er na m alle Schuld aus sich, stellte seinen nassen set-Wer seiner Betst-ihrer dar und beit- em stachlicht und sei Strafe. — Doch der Maer blieb unerbittlich und befahl, die beiden einstweilen in strenge Haft zu nehmen. Schon sollten sie abgefilhrt werden« als Balafre noch ein letztes Mittel der Rettung versuchte: »Den Major,'« sagte er, »ich habe hnen eine Mittheilung von hdchfter i tigteit zu machen.« » nn aber schnell. denn ich lfabe keine Zeit. Und teine faulen Fi che, wenn ich bitten darf, fonft« ———-—— fiigte der Masor drohend hinzu; zu gleich wintte er den übrigen zurückzu treten. Balafre berichtete nun den Vorfall in derAnsiedlung des Arabers Ali ben Hamed. Der Expeditionsfithrer hörte schweigend zu und gab darauf dem Eingeborenen ein Zeichen, näher heianzutretem Er fragte diesen« der higher noch nicht ein Wort gesprochen hatte, aufs genaueste nach allen Ein zeiheiten des Aenteuers aus« und die naire und ungetiinstelte Art, wie der vkk Rede wenig mächtige Sidi die Sache darstellte, til-erzeugte den Vor gesetzten von der Wahrheit des Be richt-T Jm Moment hatte er die Sachlage durchschaut, war aber zu gleich mit sich einig geworden, daß das» größte Stillschweigen iiber die Auge-; legenheit bewahrt werden müßte, da imit die Soldaten nicht unnöthig ini Unruhe versth würden, zumal da die IMehtzahl aus jungen, ungeiibten Re tcuten bestand, die vor Kurzem erst von Frankreich nach Algier einge fchisft waren. »Es ist gut,« sagte et daher laut. »Ihr wollt Euch reinwaschen, aber aus Eure Finten falle ich nicht hinein-— Marsch in den Arreft mit ihnen! Und wenn sie ihre Fluntereien wieder vor bringen sollten, dann steckt ihnen einen Knebel in’s Maul. Jch will-nicht, daß die Leute unniitz erschreckt wer den« Sidi und Balafre wurden in ihr Gefängniß abgesiihrt, zu dem proviso risch ein Zelt eingerichtet war. Negrier ließ sofort die Ossiziere der Truppe zu einem Rriegstath berufen, in dem alle Maßregeln, die zum Em pfange der wilden Horden nöthig waren, aufs ernsteste und reislichste erwogen wurden. Man beschloß, den lleberfall im Lager abzuwarten, da er, wenn er aus dem Marsche ersolam sollte, leicht in einem Engpasz oder auch sonstwie schwierigen Terrain die Framosen trefsen und« sie in eine üble Lege bringen könnte, wo ihnen die Ueberlegenheit ihrer Waisen roenig oder auch gar nichts nützen würd-e. Ta ferner, wenn die Soldaten im Bi rrat blieben, ein Angrisf oor Einbruch der Nacht nicht erwartet werden konnte-, so lam man neiter überein, fitrs erste noch gar teine Abwehrmaß regeln zu treffen, damit die Araber, deren Späher man in der Nähe rek rnuthete, nicht etwa zu der Ueberzeus gung gelan ten, dasz ihr schlauer Plan verrathen ei. Dagegen wurde mit dem Eintreten derDuntelhett die pein lichsie Vorsicht beobachtet. Uebel-all wurden die Feuer erlöscht, die Posten verdoppelt und ihnen die größte Aus mertsarnteit eingeschärst. Jn der Mitte des Lagers aber wurde ein gro ßer hausen Strof nebst anderen leicht brennbaren Stos en ausgeschichtet, um beim Angriss entzündet zu werden und so die Umgebung zu erhellen und die stoben wennv te den Versuch ma chen sollten, das ager zu überwin peln. in hielte Beleuchtung zu sehen als Ziel site die Schützen Die Geduld Negrierö und seiner Dssiziere, die selbstverständlich die Nacht machend in ihren Zelten zu drachten, urn aus das Signal sosort bereit zu sein, wurde aus eine harte Probe gestellt. Stunde aus Stunde verraten, und kein Feind ließ sich blieten, alles blieb ruhig rote zuvor. Zwei Uhr Nachts war längst vor über, als man plö lich ein lautes: «halt! Wer daf« horte, dem gleich daraus der scharfe Knall eines Schus ses folgte. Jejt wurde ei imzeld Mislich lebendig. Jn rasendem Lause gis-neun die wilden Mir-lernt von der atdltsieee her gegen das Lager heran. hier aber wurde ihnen ein übler Empfang bereitet. Becher- lo derte irn Un das Janal u , mass-ei nen flackernden Schein weithin uverz das Feld, so daß die in ,ihre weißen; Burnusie gehüllten Angreifer deutlich; erkennbar wurden und den Franzo sen treffliche Zielpunkte ab aden.An statt das sie ihre Feinde ii kriminel ten. waren nun die Jacoubias die Ueberralchten, so daß der Ausgang des Kampfes von vornherein nichi zweifelhaft war« Selbstverständlich mußten sie bei der Ueberlegenheit der europiiischen Kriegsrattil und Be Twaffnung trotz ihrer wilden Tapfer ;«leii unterliegen, und der Angriff wurde glänzend abgeschlagen. Was war aber während des Kampfgeiiimmels aus den beiden Ge fangenen geworden? Sobald das Ge lnatiere des Tirailleurfeuers zu ihren Ohren drang, hatten sie sich von ihrem harten Lager erhoben, wie auf Ber abredung den auf denKarnpf lauschen den Posten über den hausen eworfen und sich dann, nachdem sie si Wafer von gefallenen Kriegern angeeignet tien, in das dichiesie Gewühl der «nde gestürzt Da ihnen doch ein mal ein unriihmlicher Tod durch das Blei ihrer Kameraden gewiß war, ogen sie es vor. im ehrenvollen ampfe zu fallen. —- Sie verrichteten daher radezu Wunder von Tapfer keit. ber wie es lo zu gehen pflegt —iper den Tod sucht, der indet ihn nicht-beide wurden nur leicht leier minder, so daß nach der Jlurht der i if — Araber ihnen nichts weiter iibrig blieb, als sich wieder zum Arrest zu melden I I s Jn Tiaret endlich, dem Endzcel der Expedition, wurde ein Kriegsgericht über Heinrich und Sidi abgehalten deren Lage sich durch den Artestbruch noch bedeutend verlchlimrnert hatte Daö Urtheil tonnte nach dem Wort laut der Kriegsartitel nicht anders als auf Tod lauten. Jn Anbetracht der Verdienste aber, die sich beide um die Rettung der Kolonne erworben hatten, in Anbetracht ferner der län zenden Kriegstbatem die sie aufdem Felde verrichtet, wurde sofort von sämmtlichen Mitgliedern des Kriegs gerichts ein Gnadengeiuch unterzeich net und nach Paris telearapdirt. ZurZeit hatte dort dir Leitung der Regierung Cavaignac in Händen. Jhm war, nachdem er am 23. und 25. Juni den furchtbaren Ausstand der sozialistischen Arbeiter niedergeworien hatte, von der NationalsVersammtung ibi- Eretutiogewalt übertragen wor den. Nichts tacn ihm nun gelegenet. als durch einen Gnadenatt das An sehen der aemäßigten Republit beim Volke und in d:r Armee u heben. Nicht nur, daß er die bei n Aus reißer vollständig begnadigte, sie wurden auch nach turzer Zeit unter Verleihuna des Ordrns der Ehren teaion befördert. Balaire aber tonnte lange Zeit teine Melone mehr sehen. Die Polyhmnicn Burleste von Karl Ettlinger. s Die Polyhnmnia war ein Dilettan tenorchefter, in dem etwa dreißig Menfchen männlichen Geschlechts der Musik stöhnten Alle Dienstagabend verfamrnelten wir uns in einein Saft haule vor der Stadt, das infolgedessen nach einem halten Jahre meiftbietend verfleigert wurde, und traytem bliesen und zupften mit furchtbarer Begeifte rung unfere Instrumente. Ein Be rufs musiter —- unfer Stolz, er gab zwei Klavierftunden die Woche und hatte einmal gegenüber dem Konser vctorium gewohnt s— .dirigirte undf durch dick und dünn· Er bekam dafür: mrnatlich zwanzig Mart, die wir aber» infolge eines gerichtlichen Befehlsj nicht an ihn selbe auszahlen durften.; Mich seit-sc han- ein vösekFceuadl ir- den Verein hineingelockt Er hattej mir bie Stelle als erfter Cellift in« Aussicht gestellt, und die erhielt ichs auch, obwohl ich damals erft ein hal-: bes Jahr Unterricht gehabt ite. Jchk war nämlich der einzige Cell ft in die fern Verein. Dafür hatten wir aberz vierzehn erfte Geigen. Zweite Geige; rooure meinan spielen, er waren aber durch das Loos drei Mitglieder; dazu verurtheilt worden, vie seit die-» ser Zeit teinen Vereinsbeiiraa mehr» bezahlten. Wir hatten ferner drei; Bratfchisten, zwei Fagotts, eine Ich-H rinette, eine Oboe. zwei Pistons a Cornet, von denen der eine bei Bedaka auch Waldhorn trächzte, und einen Bauten Der Pauter war dreiviertel taub und daher unfähig, leiser als ffif zu paulen. Er war aber sonst ein anständiger Mensch und spielte. die Paute nur zu feinem Vergnügen« Als die Finanzen unseres Vereins ans dem Gefrierpuntt angelangt wa-» ren, der Wirth uns das Lotal zu tun digen im Begriff stand, beschlossen wir, ein öffentliches Konzert zu geben. Unserem Dirigenten war es recht. Jhm war überhaupt alles recht, nur machte er zur Bedingung daß ihm siir den betreffenden Abend ein Fract zur Verfügung gestellt würde. Jn dem wollte er sich photographirenlas sen. Unfer Programm wurde wie folgt festgefedu l. Theil. 1. Ueber den Wellen, Walzer melo dioso .......... von Rofas 2. Ouoertttre »Na-tret und Schlossa« ....... von Auber »s. BiloincSoer Ballettsseene . . ............. von Bertot 4. Ave Maria .1· . . . von Schubert 2. Theil. 5. uvtter Sinfonie . . von Mozart ierauf: Gesellige Unterhaltung. Das Violinsoto hatte ein Kollege unseres Dirigenten übernommen. der dafiir zehn Mart bekam. Wir prob « ten wie die Wildm Den ersten Theil — des Programms hatten wir baldin tus, aber mit der upitersinsonie haperte es bedenklich. lle Stimmen wurden einzeln durch enommen. der Dirigent sang und p ilss uns die The men var, aber ei wollte nicht tlappen. Von den 14 Geiger-n hatte jeder seine eigene Auffassung; die ließen sie näm lich alle weg. Unsere statschisten schabten mit Todeiverachtung dane ben, und ich selbst gab mir nicht die geringste Mühe, da ich als einziger Cellist ja doch nicht zu hören war. »Spielen Sie nur immer fest drauf Mi« ermunterte uns der Dirigent, wenn wir anz auseinandergerathen waren, am «chlußatt finden wir uns schon.wieder. Es giebt ein Wieder e n.« ’ s war acht Ta e vor dem großen Ereigniß. Jedes itglied hatte schon fünf hettogtaphirte Eintrittstarten erhalten« mit denen es feine Eltern und Cousmen unglücklich machte. Ueber die Frage, ob die Presse einge laden werden sollte. entspann si ein heftiger Streit. Schließlich entchied man sich dafür, mit allen Stimmen gegen die des Dirigenten und die meine. Der Mann hatte also doch noch einen Rest von Schamgefiihi. Wir hatten gerade den ersten Theil szur allgemeinen Selbstzu tiedenheit nghauptprobf und wollten dieSin xfonie in »Angriff« nehmen, als der "Wirth eintrat und einen Brief ab gab. Der Dirigent nahm ihn, öffnete ihn, schien verblüfft und las ibn dann laut vor. Er lautete: »Ihr gottesjiimmerlichen Pfuscher und Neutonert Seit zwei Monaten grimmt sich mein Bauch in nicht wie derzugebender Weise. Mein Konstan zerl macht mir täglich warme Deckel nnd liiffelt mir den Kamillentbee literweise ein, aber es nützt nichts. Jeden Dienstag Abend gebt es von neuem log, wenn ich Euer verdam inungswlirdiges Gefiel-eh Getratze und Gethue böte. Der ganze Olymp leidet an Migriine. Wagner machte einen Selbfiveriebendigunngerfuch und Offenbach behauptete, so glänzend sei meine Sinfonie noch nie parodirt worden· Jch aber sage Euch: wenn dr Euch noch einmal untersteht. -uch an irgend einem meiner Werte z: vergreifen, lcmnir ich herunterge trabbelt und dann vassirt ein Unglück. Womit ich bin Euer »s-- trotz Eurer Schweinemufil —— unt-erblicken Wolfgang Amabeus Mozart. Der Tumult, der sich nach der Ver lefung diefes Briefes erbot-, war un befchreiblich Sämmtliche Anwesende ertliirten empört ibren Austritt aus dem Verein. wobei jeder behauptete, die anderen spielten fosalfch, daß es lein Wunder wäre, wenn nichts Ber niinftigec zu Stande käme. Der Di rigent nahen seinen Hut und einen fremden Paletot, und verfchwanb auf Nimmektvieberfebm Nur ich be wahrte mein kaltes Blut und fifchte das Original sdes verhängnißvollen Briefes vom Boden aus. Jch fah mich aber in meiner Erwartung, ein echteg MasartsAutagramm errungen zu ba ben, schmäblich getäufcht. Denn der Brief enthielt überhaupt nur die Worte: »Verdufte fchleunigst! Die Polizei ift Dir auf den Fersen! Dein Freund Hans.« Unter diesen Umständen wurbedas Konzert auf unbestimmte Zeit ver schoben. Die »Polyhymnia« löste sich auf und kein Mitglied grüßte mehr das andere auf der Straße. Nur der taube Panier bemühte sich vergebens, einen neuen Mutitverein zu grünt-en unt behauptet jent überall, der Jdeas lismua sei aus der Welt verschwunden und Niemand habe mehr Interesse siir wirtlich gute Musit. — Wunschle « Frau des hauses ( u einer hübfchen unsen Frau, die verspätet in’s »Na - see- täuschen« tommt): «Soeben, lie Frau Dotter, haben wie von anen gefprochen!« Junge Frau (betroffen): »Ah das ist aber nicht schön; ich babe ja kden Damen gar nichts gethan!« ; amt« F »Ist denn die große Fabrik, die Dein Onkel in Gründenbnrg bauen ;la·ßt, xchon fertigt« ! «De Fabrik nicht — aber mein iOntel!« Gut muss-hauen. s« ) « » - s s T - : O X- « -«« , - -,-s « . i« , « Arzt: »Sie dürfen eben teinen Rothwein mehr zum Essen teinten.« Patient: »Nanu! Im April empfohlen Sie mir doch gerade Rothwein· Und es zeigte sich doch dasselbe KrankheitsbildP Arzt: »Jo, mein Lieder, seit der Zeit hat die äeztliche Wissenschaft aus wieder ganz bedeutende Fortschritte gemckchtN