Im Yeidedort Roman von »A. von der Sche. (12. FortsesungJ »Das ist für die Puten«, sagte sie Dichtig. »Junge Nesseln und gelbe Wurzeln und Melle. Eine Hand hast du ja gesund, hier ist ’n Messer,s chneid’ mir noch ’ne Schürze voll esseln, brauchst bloß ’n Tuch um die Hand zu wickeln.« Marie wollte gern gefällig sein. So fragte sie: »Wo gibt es denn Reisean« »Untern! Backofen stehen sie in ganzen Hiimpeln.« Marie fand bald den bezeichneten Fleck. Es war ein verborgener stil ler Winkel hinter dem mit Lehm be tniirfenen Bach-fern neben dem alten etngesunkenen Brettetzaun. Ein knot tiger Fliederbaum, dessen blaulila Blüthen sich eben duftend entsalteten, stand da von hohem Unkraut umwu chert, dazwischen gab es viele Bren nefseltn von denen sie rasch in ihre Schürze raffte, so lästig ihr dies auch bei der gehemmten Linken war. « »Was machst du denn da, Marie?« Eine Männerstimme fragte, und das Mädchen blickte empor. Da lehnte hinrich auf der «niedrigen Bretter plante und sah ihr zux Hinrich hatte schon ein paar Au genblicke so gestanden. Er wußte nicht, wie er mit ihr daran war. So eine aus der Stadt vertrug nicht viel. nnd er sah immer noch die ro then Abdrücke feiner starken Finger auf ihrem weißen Arm. Wie gern hätte er den noch einmal gedrückt, ge Jstreicheki und geküßt. Sie antwortete etwas befangen, denn sie glaubte, er habe ihr rasches Thun übel genommen: »Ich schneide für Lotte Nesseln.« »Der Nacker weiß doch jeden anzu stellen! Aber deine linke Hand ist verbunden?« Er sah sie besorgt an. »Ja — verbriiht. Deine Mutter gab mir linderndes Oel. Les-Zeig ’mal—her.« Ast Sie nahm Tuch und Låppchen av und wies ihm die Brand-blasen Sein Hebräuntes Gesicht ver-färbte sich vor mitteidiger Bewegung. Er nahm ihre traute band zwischen seine beiden starkem gesunden. nnd hielt sie da, wir man ein zartes Vö elchen hält, dessen herzschlag man spürt- und das man um alles nicht erdtziicken möchte. Und sie zuckte auch leise, wie ein chener Vogel zwischen den großen ännerhiindeir »Am wohl schrecklich weh?« »Es geht jetzt««stammelte sie, aber ihr war wunderlich zu Muth. «Wo steckst du denn?«' lrähte eine helle Stimme. Lotte schoß hastig um die Ecke: »Na guck einer unser Jung’ mit der Berliner Basel« Sie wollte sich todtlachen. »Dunnerschlag!« schrie er zornig, » bleib. mit deiner Nase zwischen den ten.« Marie wars die gesammelten Nes seln zur Erde und lies eilig vom Ho se. Was fiel der kecken Lotte ein? Sollte Vetter Hinrich denn nicht mit ihr sprech-en dürfen? Es war doch nichts Unrechtes dabei. 15. K a p i t e l. Die erfte Bestellung des Acker-s war gethan, und nun wandte sich das Jn: teresse der Dörfler dem bevorstehen den Biehmartt in Soltau zu. Tante Rike wollte zu Hause bleiben, das liirnrende Marktvergniigen war nichts mehr fiir sie, dafür meldete sich Liibeth und bat, neben Marie mit erhven zu dürfen; auf ihrem Wagen ers immer fo voll, alle drei Brüder nnd Lotte. Hintenauf hätten sie ein fettes Kalb, zwei Heidfchnuckenharm mel, und ein Pferd werde angebun den. Auf Großvaters Wagen wurden dahin, wo zur Kirchfahrt Jette auf dem Stroh gehockt, zwei fetteSchweine verladen, mit einem Lattengitter ver «dectt und von den Stühlen getrennt. Marie machte sich ein wenig schön. Das teichte hellbiaue Wolltleid, das sie zulest an jenentsihr peinlichen Abend im »Wintergarten«" getragen, hatte noch feinen Platz im handtoffer Wunden und diente nun als Fest id für die Ausfahrt, der sie mit neu Iieeiger Spannung entgegenfah. Taste Rite lobte Marie, die Leute III-then große Augen machen. Lis ten-, die sich rechtzeitig eingestellt hatte, bewunderte etwas neidifch die E » saxk Dann fuhr man ab. Jahreszeit ·1var vorgeschritten, akte Bäume mit frifchem Laube be M. in jedem Busch, feder Decke fan sen die Vögel. Die Sonne schien I Dom aus blaue-n Himmel herab, und I sie beiden dicht aneinander geschwieg its jungen Mädchen ptauderten »ver- ! «- -ft du gern tanzenk fragte M weis nicht, habe ei wenigstens — sie versucht. Die anderen aus der M bekamen Tanzftunde, ich nichts III-site In viel, und Mutter war »Mein trank » " e tanzen, wenn Satzuyenfeft MMFM ist: wir kennen e Fee-· sei Li- sin ges-w m w M G Miit-· »Hier bei uns inse ganz schön Jch freue mich eigentlich schrecklich auf heute, denn weißt du, ich glaube, Fe dor tomrnt auch, und wenn er auch nicht tanzt, so spricht er doch viel mit mir.« " Wenn der Wagen stieß, quielten und grunzten die Schweine, und die Mädchen mußten sich in acht nehmen, daß nichteine feuchte Schnauze, durch die Latten schniiffelnd, ihnen ans Zeug kam. Endlich war der Marltflecken er reicht, nach welchem ein großer Zuzug von allen umliegenden Dörfern statt fand. Die Straßen waren bunt belebt, und von dem Platze her, wo der Markt abgehalten wurde, tönten Mu sik, Stimmengewirr und das Brüllen, Wiederu, Grunzen und Blöken des herbeigebrachten Viehz. · Großvater fubr zum Ausfpanm dem Gasthof zum »Drittfchen Haufe«, wo nach abgefchlossenem handel dies wohlhabendften Bauern zechten und tanzten. Während die Schweine abgeladen wurden, zog Lisbetb die Freundin über den belebten Hausflur nach dem noch leeren Tanzfaal, der, mit grünen Gewinden geschmückt, Lisbetb einen Blick ins Paradies zu eröffnen schien. ,,·«lta, was meinst du, fiel-PS nicht aus, Flsß ob sichs hier flintemang hopfen te e-« . »Ja, fo groß und schön!« Jn den Gaftftuben vorn im Hause, an denen sie vorübereilten, ging es schon laut zu, und als sie ins Freie traten, fab Marie zu ihrem Schrecken den gefärchteten Gendarmen Müller in feiner stolzen Herrlichkeit vorüber fchreiten. Mußte sie denn immer und allerorten an ihr Unglück erinnert und durch Furcht und Zagen um alle Freude gebracht werden?' Peter trieb die fetten Schweine dem Markte zu, und Großvater ging ne den-ber. Beermanns waren auch angekom-" men· Hinrich führte sein Pferd, das er verkaufen wollte, eben davon, und Bruder Dieri zog das widerspenstige Kalb und die Hammel arn Strick hin-( terher. Lude spannte die Pferde aus. - Lotte kam den beiden anderen Mäd chen erfreut entgegen, die Schwestern faßten Marie von beidenSeiten unter, dann ging es den Buben zu, die den beiden Dorfmädchen das herriirhste dünkten, was es geben könne. Auch Marie freute sich an allem, was sie fah. Wie neu und lustig erschien ihr das Treiben. Alles ganz anders,ais es in der Großftadt zuging. Wäre nicht immer wieder hie und da der große Gent-arm aufgewacht hätte sie ihre Noth vergessen und so vergnügt sein können wie die anderen. Lärm und Geschrei tönten ihnen immer lauter entgegen. Zwei statui ielle, eine Thierbude, vor der ein such siger alterViir von einer Dirne in buntem Flitterputz, die ihre Schau siellungen anpries, hin und her ge Yerrt wurde. Drehvrgelm Mordge 1chiehten, Kafperltheaier, Oelgesptte nes, heringe mit fauren Garten, Honigtuchen und Marktschreier aller Art ergötzten Frauen und Kinder, die in Reihen auf und ab gen, während drüben die Männer « nProduitem und Viehhandel eifrig betrieben. Liöbeih kaufte fiir sich und die Freundin onigiuchert Lotte kneip perte und og an einer Euren Gurte, die ihr aus trüber Brühe in Zeitums papier gereicht worden war. Sie trafenBekannte, man begrüßte sich, eine Freundin von Lotte hatte diese unter, nun ging man zu vieren. Von dein Blase, wo die Pferde vor gefiihrt wurden, töteten hii nnd hott und Peitschentnallen herüber, und hohe Staubwolten wirbelten empor. Das störte die Mädchen nicht am Schgxukss Wes-- Was-in Lisbeth blieb stehen, ein sportmä ßig aussehender junger Mann redete sie cis-. Sie kannte ihn aus ihrer .Pei.·konszeit, er stammte aus einein Fettwaarengeschäit in Celle und war Bolontär aus einem großen Gute in der Nähe. »Auch da, eiiulein Beer mann? Fattifch, ’n chiiner, enorm besuchter Markt.« whaben wohl riesig viel hergebracht, Herr Oehlie?« »Selbstverftiindlich, unsere Wirth fchast produzirt tolossal.« Liibeth trennte sich von Marie nnd schlenderie mit dem jungen Dei-ine mert weiter Er kaufte ihr ein Kuchen herz mit rvsa Zuckerguß nnd dasinnigem Sprüchlein und sagte ihr, daß ersieh pyramidal freue, nachher mit ihr zu tun izervßvater hatte seine Schweine verkauft, er suchte und and die Mäd chen, Beermanns schlo en sich an, und nun ging’s ins Wirthshaus. »Wir tanzen doch zusammen, Ma hielss fragte hinrich, der sich zu ihr .e »Ich werde es nicht können-« Sie sah ihn genauer an Er erschien ihr heute ganz anders, viel geschäftimiißis ger, fremder. " Als sie beim Gasthause ankamen, wo es ng wie vor einein Dienen Ine- nat-ite, haßeie und drängte es hin und her, sa te Viert: .Ru’ müssen wir aber erst einen nehmen. Kommt!« »Unsere Frauensleute mdgen auch ihr SchälcherRafsee,« sii te Lude hin zu, und dann gingen sige alle in ein Gaftzimmer, wo sich nur noch mit Mühe Tisch und Stiihle erobern ließen. " Bald standen Lassen Kuchenherge und Punschslaschen aus dem Tische. Die Männer waren sehr ausge räumt, sie sprachen eifrig von ihren Geschäften und hatten die Taschen voll Geld. Ringsum wurden die gemachten Vertöuse und Eintiiuse erörtert. Man schlug mit Fäusten aus den Tisch, schrie und fluchte. Jede persönli Empfindung schien neben diesen le - hast angeregten Handelsinterefsen zu derblassen. Wunsch, Kassee und Kuchen wurden in Menge vertilgt, dann tamen die Zigarren an die Reihe, alle Männer tauchten, Marie dachte, sie müssen hier doch furchtbar reich sein. Ihr Vater und Onkel ns tauchten nie, sie sagten, sie hatten tein Geld dazu. « Jm Saal begann die Musik, man hörte das Schleifen und Stampfen der Tanzenden. Der Volontiir Dehlte trat ein und sah sich suchend um« Lis beth stand auf und verließ an des Tänzers Arm die Gastsiubr. hinrich fragte Marie. ob sie nun auch einen ristiren wollten. Ohne rechten Muth folgte sie seiner Aufforderung Die anderen Angehörigen schlossen sich an. Jm Saal war es schon doll. Als Pinrich den Arm um Marie legte, lüsterte sie: »Sei nicht böse, wenn ichs schlecht mache, ich habe noch nie getanzt.« Er zog sie fest an sich nnd sah lä chelnd auf sie herab. »Es wird schon geben« » Aber es ging nicht. Jhr war schwin- ; delig, unbebaglich im Sinn, sie stol perte, fühlte sich von seinem Arm ge- » tragen, tam einmal in Tast, dannj wieder heraus-, wäre fast gefallen und tand endlich tief athmend mit Thra nen in den Augen in einer Ecke still. Sie schämte sichsehr, undes that ihr bitter leid, so ungeschickt zu fein. »Bitte, laß mich-ich kamst nicht-« s »Nanu!« rief er halb ungeduldig, halb mitleidig. »Ur-h dich mal aus, dann versuchen wiss von neuem.« Irgend ein Bekannter klopfte ihm auf die Schulter, fragte, lachte, zog ihn fort. Marie saß allein, sie fühlte sich ver stört und dachte: wären wir nur erft wieder zu haufe. Neben ihr in der Ecke dusiete eine dicke Bauernstan, die start nach Schsaps roch, der Stuhl! an ihrer anderen Seite war frei. ! «Guten Ta , Matie,« sagte da eine: freundliche ännerstirncne, und dann; setzte sich Fedor neben sie. ? .Jch wußte, daß ihr alle hier seid,. und da ich —« »Sieh da, auch du bist da, Vetter?« riet hinrich herbeieilend. »Ja-Um thust ja nicht. Marie gehört auch mir. Kerne-M »Du hast ji- geschtm Hinsich- daß ich nicht tanzen iann.« «Mußt es eben lernen.« «Es geht aber nicht.« Ach wass« Er faßte sie arn hand gelenk und wollte sie emporziehen. »Daß rnich —laß mich —- —— du weißt doch, ich will nichts« Fedor legte sich ins Mittel. «Sei nicht roh, hinrich.« «Was gehks dich an, sie isi mein!· . «Oho——noch lange nicht!" tief sie erschrocken. « »Ein ich dir vielleicht nicht feink nug? Bin ich dir zuwiderW knirschte er. «Ja,« sagte sie trohig ohne sich z besinnen. Er drehte sich auf den hacken ; herum und rannte davon, sich rnit dern Z Ellbogen durchs Gedränge stoßend. t M«S;u haft ihn schwer getränkt,; arte « . ,,Mag4i fein — ich —- toie Wteeri sochaafproien—ich gab ihm kein In-; re t.« Sie schwie n, beide mit sich be schäftigt Je or beobachtete List-eifr. die, sich in Oehltee Armen wiege-ed, fin nichts andereszinn zu haben schien, all für den Tanz nnd ihren Parteien , »Verzeih« sagte er plötzlich, »ich muß mal zur Lise hinüber, undsie vor Dem Lufiilus warnen, mit detn sie » unaufhsrlich ianzt.« Mai-sie nickte, und er wand sich durch die Menge, dem Paare zu. »Du hasi ja die feine Marie,« er widerte Lisbeth schnippisch, als er sie zur Seite nahm. «Machsi sie sogar unserem-s Hinrich abspensiig!« »Ah besinne dichl« .Aeb was-sich weiß wohl-Haß mich tanzen!« » Niedergeschlagen kehrte der Viiar zurück. Marie war mittlern-eile in eine neue Aufregung gerathen. äu der Thiir des Saales lehnie der ndarm Müller. Sie gewahrte, baß er sie be obachtete. hegteee irgend einen Ver bachii Jehi wollie hinrich an ihm oorbeisiiirnren, Müller hielt ihn fest, sie sprachen miteinander, und Marie sah deutlich, daß sie zu ihr hinüber beu ieten. Jhr Herz fing an furchtbar zu hämmern. Großer Gott, vielleicht fragte der Schreckliche hinrich, ob seine Berliner Vase eiwa die ausge tissene junge Frau«iein könne, die er feiinehnien uer ihvem Manne wieder zuführen solle? Wie gebannt mußte sie immer wieder nach dem fürchter lichen Rothbart hinüberiehen, der alle mal ihren Blick erwiderte und dabei den in gen Schnauzer aufwirbelir. Wort arg nnd innerlich sorgenvoll saßen Marie und Fedor und sahen in den Strom der Boritberfluthenden. Diert und Lude lamen gelaufen und wollten mit Marie tanzen; sie dantte, sie habe schon ihren ältesten Bruder fortseschickt Noch andere Burschen best«rmten fie, fie lehnte ab. Gern wäre sie hinausgegangen, aber sie ge-« traute rch nicht allein unter die lar mende enge, und Fedor schien Lis beth im Auge- behalten zu wollen. Die Bauernfrau an des Mädchens anderer Seite nickte und schnarchte. Die Paare wirbelten unaufhaltsam dahin und gönnten der Mutt taum eine Pause. Der Staub flog in Wol ten empor und verdunkelte das Ta eslicht, Jauchzen, Gelächter-. helle schreie und Stampsen erfüllten den Raum. - MS hinrich in wildem Zorn an dem Gendarmen hatte doritberftürzen wollen, hielt dieser ihn fest »Auf ein Wort, herr Beermann.. Das Fräulein Coufme, schönes Mäd chen —- sagen Sie. mal, im Vertrauen, hat sie Geld? Thut höllisch mit mir, sehen Sie nur! Und wenn ein Jung geselk im Dienst auch mit ’ne.-n Kie selherzen bewaffnet sein muß. so mertt er sich doch fiir die Feierstunden sein. Glück. Man ist doch tein Unmensch!"s »Fräulein Liebreich ist arm wiej eine Kirchenmau5;« stieß Hinrich her- ; vor. »Ach, schade um so ’n seines Frauenzimmer!' »So ein infamer Kerl!'« dachtehiw rich. Um nicht grob zu werden« rannte er davon. Nun saß er am Fenster der Gaststube unter einem Schwarm ze chender, spielender und lärmender Männer, er hörte und sah nichts, stützte seinen Kon aus und ließ sich Grog bringen, den er hastig hinunter stiirzte. . »Entschulidgen Sie, Herr Beer mann,« redete ihn jemand an. hinrich sah aus, ah. der Pferde !k«,iindler, dem er seine alte Möhre ver s taust hatte i »Was wollen Sie« Schorsmeier?« ! .Thaten mir leid, als ich Sie fos stritt-sinnig fah." Der Mann feste sich : ihm gegenüber. »Dein fehlt nur eines, Schorsmeier. sagte ich zu mir: er braucht ein liebendes Weib-« »Brauch’ ich gar nicht, lasien Sie mich in Rhuhets «Man sachte, haben ia Jbren sreien Willen. Aber da ist eine: fünszigtaik send Thaler Mitgist — un’ höllisch in Sie oerschossen.« »Wil! tein Geld, habe genugt« »Alle Achtung!" rief der Biehbönd ler erstaunt. «Aber wenn Sie auch aus Beernianns hos gräsig im Fett schwimmen, müssen doch mal an die Geschwister abgeben. Sie ist ’ne reiche Ackerbiirgerstochter aus FallingbosteL Warum soll ich’s nicht essen sagen, Stinte klintje schreibt sie sich. Sie tennen te ja auch. Jst da im Saal. können mit ibr tanzen. ist ’n tücht’ger Arm voll und ’ne strnmme Arbeiter »Meine Arbeit thun Mutter und Schwestern.« «Na ja, die Mutter seht sich doch mal ganz gerne aus 'n AltentheiL und die Mädchen heirathen. Die Aelteste soll ’n bißchen wöblerisch sein. Aber fiir vie herren Brüders wüßte ich auch wobl was.« - . «Können sich ja an die machen Mich lassen Sie mit Ihrer heirath verrnitilung zufrieden« Er erhob sich unwirsch .Wenn’g doch noch was wird mit Flintjens Stine, vergessen Sie mich s nicht!« Gequält schritt Hinrich -binaus, ed zog ihn wieder in den Saal. Ob sie snoch immer neben Feder saß? Von Anfang an hatte sie sich zu dem ge halten. der war in auch ein viel seine rer Herr ale er. , Er fühlte, daß der strrse Grog ibm zu Kopfe stieg. denn «al«- er in die schwere Lust unter die Tanzenden trat, drehte sich alles mit ih- tandem Da lief ihm die große Flintje in des Weg und blieb bei ibm stehen Auch do, here Beerann7« .Wie——toie —- Sie sehen. Wollen wir zusammen einen abtreten2« Gerne, here Beermann.« lj er sie umfaßte. dochte·er: »Viel J leicht wird Marie doch eisersiichtig — urid er stürzte sich mit seiner stram men Tänzerin, an der er sich im Nathsalle halten konnte, ins dichteste Gewoge. « Und Marie bemertte ihn und em pfand einen mang, ihm mit ihren Blicken zu olgen. Wie garsti es aussah, dies plumpe, ältliche öd chen! Der Anblick that ihr weh-—- sonder bar weh, es war dac Schlimmste, was sie heute erlebte. Sie legte ihre hand aus des in Gedanken versunke-» nen Fedors Arm und bat: »An-mark laß uns hinausgehen, mir ·" wird schtecht.« « Er willsahrte ihr sogleich, sah sie besorgt an, drängte sich mit ihr zum Eingang durch, und sührte sie der's haue. Hier athmete sie tles aus, befreit und erleichtert. »Es war schrecklich da drinnen.« » ch blieb ja nur, um nach Liibeth zu ehern« »Willst du wieder hineins« »Nein, ich bin machtso5, sie läßt sich doch nicht bedeuten. Versuche dirs nochmals.« »Ich hülse ihr gern zu ihrem Besten, denn ich habe sie lieb.« Großvater sasz mit ein paar ande ren alten Männern vor dem hause in der Sonne. Sie tauchten aus«turzen Weisen und sprachen behaglich und » .;,s««j"aky;!5i’kt1sm s. s, . bedächtig iiber Land und Leute« Wo Kruse Vater aus iddars hinkam, hatte er bald das ort. Er setzte auseinander, wie s ders sei, daß es in ihrer schönen Dei noch so viele dliindereien gäbe. «?iitten wir ’ne achhilse von oben, onnte sich mancher Däusling besehen und ein gutes Brod haben.« Alle hörten ihm gern zu, re nickten. spuckten aus und sagten: ,, o ist’s.« Als Großvater die beiden jungen Verwandten aus dem Wirthshause treten sah, tam er heran. Sie s iit tellen sich die Hände. »Um sieben ah ren wir. Marielen. Jch mag nicht bei nachtschlasender Zeit nach hause lom irren-« «Ehen sechs,« sagte Fedor, nach sei ner Uhr sehend. «Lasz uns noch ein Stück am Bach entlang gehen, Marie, dann wird dir besser.« Sie solgte ihm gieri. Es war ein schöner friedlicher Frühlingöabend. Die Sonne stand noch hell am blauen Ihrmmeh und die Vögel sangen in den Biischen, als see zwischen Gartenhecken· » zu dem Pfad hinunter gingen, der sich, hie und da von Kopsweivej begrenzt, am Bache hinzog. Jn beider, Her en brannten und wogten peinliche e siihlr. Der junge Vitar war sich seiner Empsindungen bewußter als das Mädchen, und betrübte sich schmerzlich wenn Lisbeth ihm wieder einmal recht leichtsinnig, eitel und siatterhast er-? schien. Eigentlich war ja Marie viel; verständigen aber doch irrten seines Gedanken immer auss neue zu der; kleinen thiirichten Lise zurück, der ers aar zu gern aus den rechten Weg ge-; holsen hätte. Wenn der Oehlte, der Sausewind, ihr nur nichts in den( Kops setzte. · » (Fortsehung folgt.) l Wenn unser Haar ergraut. l Es ist ein beliebtes Thema für 1 Feuilletonisten und Romanschriststel ler, das Thema vom ersten grauen Haar. Gewöhnlich wird seine Ent deckung recht stimmungsvoll geschil dert. Etwa so: Eine Frau sitzt, in ih renFrisirinantel gehüllt. vor demSpie gel und tätnmt ihr langes Haar. Lang muß es immer sein, das gehört zum Bilde; ob es blond ist oder schwarz oder gar tizianroth, das hängt von der Liedhaberei des betreffenden Schrift stellers ab. Also die Dame, die in je nem Alter steht, wo man aufhört, sei nen Geburtstag zu feiern, kämmt ihr Haar und denlt an die Ersolge, die ihr der gestrige Ballabend gebracht hat. Unstreitig war sie die Königin des Festes, am meisten gefeiert, am meisten umschwärmt. Während viele der jungen Mädchen als Mauerbliim chen an den Wänden entlang saßen und vergeblich des Ritters harrten, der sie erlösen sollte, slog sie von Arm zu Arm. Plötzlich schreit sie laut aus, starrt aus ihr haar, dann in den Spiegel, dann wieder aufs haar zurück. Aber es ist leine Täuschung. Zwischen den ldenen oder braunen oder schwarzen "den liegt einer da, der sich von den andern schars abhebt, dessen Grauweiß aus’der haarsiille hervorleuchtet. Je nach dem Geschmack des Schrist stellers und nach dem Charakter der geschilderten Frau wird die Wirkung dieser Entdeckung verschieden sein. Die eine wird weinen, die andere rasch entschlossen dasv weiße haar ausreiszen nnd sortwerfen, die dritte wie derum —- -— — Doch wie dern auch sei, ein Gesiihl der Wehmuth wird keiner von uns un terdrücken tännen, nn er auf seinem Oaupte diesen ersten oten des heran nahenden Alters entdeckt. Unwillliir lich wirst man einen Blick zurück aus die verflossenen Jahre. die Zeit der Jugend, und eine Frage steigt in unt ims, mag sie nun ausgesprochen oder nur empfunden werden« die Frage: »Warum-müssen wir grau werdenk l Ja warum? Leichter gefragt, alss getantwortet! Warum altern wir überhaupt? Warum können wir nicht ewig jung bleiben? Weil es immer so ! war und wohl immer so sein wirdii Ja, das ist eine Wahrheit, eine bittere ; und zugleich tröstende Wabebeiix aber? ist es denn auch eine Erklärung? Ge wiß nichti Der Versuch, eine wissenschaftliche Erklärung des Ergrauens zu geben. Htonnte naturgemäß erst dann gemacht werden, als die Vervollkommnung des Mikroskopes es gestattete, auch den feineren Bau des haaees zu ftudiren. Denn das haar, das sich dem bloßen Auge als ein ungegliedeeter Faden darstellt, besieht inWirklichkeit ausdrei Schichten: einer Marksubftanz im Jn nern, einem dünnen Deckbäutchen an der Oberfläche und zwischen beiden als· mächtigste YSchichie die Rinde, in der massenhast kleine Farbkärnchen einge lagert sind. welche dem Haare seine Färbung verleihen. Die mikroskopische Untersuchung bat nun gezeigt daß in dem ergrauten, re spektive weißen haare diese Faebkörm chen fehlen. Dies erklärt ungezwun gen die Veränderung der Farbe. Es ist gar nicht nothwendig zu diesem Zwecke eine zweite Erscheinung heran zuziehen, die ebenfalls in den ergrau en haaren sich findet, während das ge färbte sie nicht zeigt, nämlich das Vor kommen von lustgesiillten Hohleäw men im Marte. Die- Frage, wodurch sich das graue haar vo, dem gefärbten unterscheidet, haben wir also beantwortet, nicht aber jene, wodurch dieses Verschwinden der Farhiörnchen bewirlt wird. Man nahm früher an, daß mit fort Fähjgleit verliere, neue Farbiörnchen zu erzeugen. Da bekanntlich das haar beständig sich an den Spitzen abnith und von der Wurzel her nachwächsi, konnte dieseErtlärung zurNoth fiir die Fälle des allmäligen Ergrauens aner tannt werden. Sicherlich trifft sie bei jenen Leuten zu, die — meist vergeer schastet mit andern abweichendenFarb verhältnissen im Körper, zum Beispiel an der Negenbogenhaut des Auges — schon von Geburt an weiszhaarig sind. hier handelt es sich um einen angebo tenen Entwicklungsmangel des Kör pers, welchem die Fähigkeit abgeht, Farbtärnchen zu erzeugen. Aber so recht befriedigend war diese Erklärung denn doch nicht, weil es den Thatsachen wieder-sprach daß nur das nachwachfende Haar im Alter grau ist. Vielmehr weiß jeder aus eigener Er xfahrung, daß auch die bestehenden Waare, nicht nur die neuwachsenden, .ihre Farbe verlieren. Man versuchte sich allerdings dadurch zu helfen, daß man sagte, in der Martsubftanz bilden sich Lücken, in welche Lust eindringt, und das ist die Ursache des Ergrauens. Aber das Verfchroinden der arbtörn chen aus diesen Haaren it dadurch nicht erilärt. — schreitendem Alter der Körper die, Jm Jahre 1901 hat der bekannte Forscher Metfchnitoss der Londoner gelehrten Gesellschaft eine Arbeit vorgelegt, die siir das Ergrauen der· Haare eine ganz neue Erklärung gibt. Um sie zu verstehen, müssen wir ein wenig weiter ausholen. Das menschliche Blut enthält be kanntlich ausser den flüssigen Bestand theilen auch geformte Elemente, von de nen die einen rothe, die andern, ansahl weit geringer, an Umfang bedeutend größer, weiße Bluttörpercherr genannt werden. Diese letzteren haben die Fähigkeit, ihre Gestalt zu verändern und sich selbständig zu bewegen. Der obengenannte Forscher hat schon vor längerer Zeit gezeigt, das; diese Blut bestandtheile im Stande sind, tleine Körperchem zum Beispiel Bazillen, mit ihren Fortsätzen zu umklammern, in sieh auszunehmen und zu verzehren, weshalb man ihnen auch den Namen »Fres3zellen« beigelegt hat« Nun wies Metschnitoss nach, daß er in den ergrauenden Haaren zahlreiche derartige Freszzellen sand, welche die Farbtörnchen in ihr Jnneres ausnah men und verzehrten. Jm gefärbten Haar finden sich diese Gebilde nicht. Nach dieser Erklärung besteht also das Ergrauen nicht in einem Nachläs sen der zähigkeih Farbe zu bilden. sondern «ese wird, kaum gebildet, von den Freßzellen aufgezehrt. Diese Beobachtung erllärt auch die nicht gar so seltenen, bisher rätsethaf ten Fälle des plötzlichen Ergrauens, des Weis-werdens der haare iiber Nacht. Mächtige Gemüthsbewegungen, wie Schrecken oderFurcht, können diese « Veränderung bewirten. Der Forscher berichtet, daß er in der Lage gewesen sei, einen derartigen Fall zu untersu chen und daß er dabei tonftatirt habe, daß ein plöhliches Zuftrömen der Freßzellen nach den haaren in großer Menge stattfand, und zugleich diese Gebilde eine besonders iebhaste Thätigs teit entsalteten. Damit ist auch von diesen wunder baren Fäsen, welche von jeher die Phantasie mächtig anregten —- man denke nur an das Märchen von der Königstochter, die der Kummer einer Nacht grau«machte, bis ihr die Freude einer Stunde wieder die verlorene haarfarbe zurückbrchte — der Schleier des Geheimnißvollen gelüstet. Das rein Mechanische-des Vorgangs ist er klärt; duntel allerdings bleibt noch der Zusammenhang zwischen der seelischen Erregung und der Veränderung im Körper. Die Anstellung dieser Frage fiihrt uns in ein Gebiet, das trotz Se ziermesser und Mikrostop heute noch ebenso dunkel ist wie vor tausend Jah ren, in das Gebiet des ufammenhani ges zwischen Körper un Seele. Dr. Adolf Satt Jst-le Institut-z swy VI Paul: »Ist ei wahr, Den Doktor« daß Sie meine Schwester heirathen wollen?,« »Alleedings. Warum fragsi du?« Paul: »Weil ich Sie bewunderr. Sie sind ihr erster Bräutigam, der wirklichen Muth zeigi.«