Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 05, 1907, Sweiter Theil., Image 12

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    Meister du Lüge
Mistet Editeri
Sie hawwe doch schun emol vun
z M gewisse Tfchotsch Washington ge
k hört? Dem sei Pekuliariti war näm
IT
sich. daß er en körperliche Ich-er ge
hatt het. Er hot net lijge könne Des
Q- Wär. Jch gsggb
's nu. Ich mocot
wisse, was der
Mister Wash
ington feinerAlti
gesogt hat,tvann
die schun im
Bett gselege hot,
wenn er so ume
Uhrer Eins, halb
Zwei, heimqe- I
kimme is, un sie
hot gefragt: »Is
es fchun spöt?'«
Jch glaab wert
lich, daß die Leit
en historische
Mistähk mache
wann sie sage,;
der Tschokjch ;
hätt net lüge;
könne« Es kann»
F ; fei, daß die Story mit dem Hat
E .chet un dem Kerschebeemche wahr is
» ·nn der kleine Washington damals
z »swetklich noch nit hot lüge könne.Aw-»
wer wie er größer geworn is, werd
Z er's schun noch gelernt hawwe. Well
tes macht awwet nix aus, Jch will
? ihm anyhow de Benefit vun dem
z Donbt gewwe un for Arguments wille
) qui-emine, er hätt merklich nit lüge
MINI·
;- . Ich hen des Vorstehende jin-wer
» Haupt nor als introdukteki Rimark
s. « entschent, weil Jch nämlich en
z aun kenn, wo grad de oppesite Weg
— vom Wafchington is. Der kann näm
- Ach uit die Wahrheit sage. No, Mi
siet Editor, nii um fein blutige, mik
Wsigh mostitogebissene Nest ze
jsiift thät der regend was sage könne
was wahr is.
Nämlich der Dörre Quetfche-Han
Kes! Des is der TschämpiowLeiek
jsvum Pianeiefystem Wann der ergend
swas fegt, da könne Sie des arößte
Jortschen gege e vertrocknete Bretzel
- » wette, baß es nit gehäppent bot. Der
»Mit-re Queische-Hannes weeß des aach
« anz genau, daß ihm kei Mensch unner
id oder Ehrwort mehr glaabi. Des
weae nemmter als de Pelztappe-Billy
»mit, wann er wo hi geht. Wann der
Dörre Quetsche-Hanneg wag segt, un
«T die Leitsage: »Des is e Lüg,« da sagt
der Hannes blos-: »Pelztappe-Billy,
Feld Dei Ehr’nwort, daß es nit gelqu
« s. For jedes Eht’nwort, wo der Billn
uff die Weis gebi, kriegt er en Drini
öder e Siggar.
Dem Dörre QuetfchesHannes sei
F Sprachfehler, nämlich des Mit-die
« Wahrheit-fage-tönne, is e großer
Trowtrel for ihn un aach for sei
Feenw. Also for Jnftenz, met-fragt
de hannes, ob er am nexte Tag da un
sda hitimme wollt, for en Pinackel ze
spiele. Wann erfegt, No, er tönnt nit
kimme, weil er e Reis atrete müßt,
oder so was Aehnlicheg, dann timmt
et. Segt er awwer, er thät schuhk
Amme, er that sei Ehretvort drufi
gewwe un mre könnt sich posetiv druff
verlasse, dann kimmt er nit. Uff die
Weis thät mer ja immer ziemlich
exäctli wisse, wie mer dra is. Wo
Der Trommel ereitimmt, des- is blos.
. daß der Dörre-Ouetsche-Hannes
· Mach-nat gleichzeitig ei’m Mann ver
« » spricht wo hi ze kimme un eme an
dere Mann e Exljus vorliigt, daß er
2u derselwige Zeit an den selwige
, latz nit timme könnt. Dann, of
course, weeß mer nit, wie mer dra is.
Wo Jch awwer dem Bärte-Qua
ikæhannes Kredit derive geb, des is,
ß er sich impruvt. Mühen da hot
et blos plain geloge. Awwer jetz iH
It mit die erhöhte Anforderunge der
-- tscheittliche Zeit auf zu Datum ge
liwwe. Er lügt jetz mit Requistte,
kaphernalie un corroboräting Sir
· mftiinzes. Wann er for Jnstenz
setzählh er hätt en Kärrädfchreitge
-— » i un wär in Kansequenz vun eine
enneweg in en Schweißan weige
-:·.siimme, da oerreißt er sich vorher de
i . Doch macht sich die Hofe staubig,
s» W fein Hut ei un macht sich des
Gesicht un die Händ blutig. Blos,
damit um's glaube soll. Of course
Des Themon schmeißt er immer ’in
s- angaim
· « Warum Jch Jhne all die Partien
· Its iiwroer de Dörre Quetsche-Han
T » Des geschrin heu. des is, weil näm
- Keh- heint des Tschubilie vun der fünf
4 istsendste große Läg is, wo an ihn
Itsruvt worn is.
IfmkDamit wünscht Jhne einstweile fo
Mit Rigards
Yaurs
Johu Nitsch, Esq.
Trompeterstütthem
Nu Nun und Frommen aller Ka
nzerietrompeter mögen folgende
! Trompeterstückchen aus dem tut-meck
Een Jahre 1813 in Erinnerung ge
krocht werden. Der Trompeter Rös
let von der 2. Eskadron des 2. Schle
Jscheu Hufaren-Regiments wußte
nicht nur feine Trompete trefflich zu
txt-hohem sondern verstand auch den
·bek zu führen. Als preußischeund
«;-·-Isfksche Truppen unter General von
IN gegen Wittenberg vorrückten,
Our er beauftragt, nut einem hu
Im Und sechs Kohlen die Elbe auf
« sit zu reiten nnd-bei dem Städt
Prertin die beiden Zähren in Be
w« zu nehmen. Behutsam näherte
Z m l. Use-til mit seinen sieben
fsteitern dein Ziele. Plö— lich erhielt er
Feuer. Draufl Unoerzif
glich lprevgte
er in gestreckte-n Galopp gegen den
Feind vor. Der Wachtpoften, ein Of
fizier und sechs Mann siichsifcher Jn
fanterie, mußte sich nach kurzer Gegen
wehr ergeben. Auch der neun Mann
ftarte Unterstühungstrupp, der sich in
dem Städtchen selbst befand, wurde
aufgehoben. Die Fähren waren ge
wonnen. Zu ihrer Bewachung ließ
Rösler bis auf weiteren Befehl aus
dem uptquartier den Husaren und
drei ofaien zurück. Für die Fort
fchaffung der gefangen-en Sachsen
trieb er zwei Wagen auf, und dann
rückte er wie ein Triumphator in
feierlichem Aufzuge geradeswegs zum
General von Kluft ab. Pflichtfchul
digst erstatteie er diesem Bericht über
fein Unternehmen und führte ihm voll
Stolz die Gefangenen vor. Zu feinem
größten Leidwesen jedoch mußte er be
kennen, daß es einem der Sachsen ge
lungen war, sich durch die Flucht zu
retten. Nichtsdestoweniger empfing
Rösler klingenden Lohn für seinen
gelungenen Hufarentitt, indem Maon
von Natzmer ihm als Zeichen der An
eriennung einen Friedrichsdor über
reichen ließ. —- Auch der Trompeter
Pape war ein ebenso gewandter Käm
pfer wie Tonlünftler. Daß sich seine
.Trompeie nicht bloß dazu eignete, die
Herzen der Schönen zu bezaubern und
; das Heranbraufen der Reiter-geschw
jder zu verkünden, das hat sich am 5.
April in dem Gefechte bei Zehdenict
(unweit Magdeburg) gezeigt. Maon
von Platen hatte den Befehl erhalten,
mit seinem Dragoner-Regiment den
,linten Flügel der französischen Ka-!
jvallerie anzugteifen. Jn Begleitung!
; seines Adjutanten und zweier Team-i
; peter begab er sich sofort an die Spitze T
Heiner leichten Reiter. Als das Regi- ;
ment in stärkster Gangart an einenj
sehr breiten Graben gelangte und detj
Major, ohne zu ftutzen, mJ seinerl
Umgebung über jenen hinwegsetzte. da;
sprengte plötzlich ein feindlicher Ulani
mit eingeleater Lanze vor und stachi
nach dem Major. Jn diefem gefähr-»
lichen Augenblicke kehrte der Trompe-!
ter Pape, der sich in unmittelbarer?
Nähe feines Kommandeurs befand,
kurz entschlossen seine Trompete um
nnd versetzte mit ihr dem lecken Ula
nen einen so wuchtigen Schlag in’s«
Gesicht, daß dieser augenblicklich vom
Pferde stürzte. Durch sein befonne-z
nes Eingreifen bat Pape den Lanzen- s
itich zwar nicht völlig abgewehrt, doch.
erheblich abgeschwächt. j
Dichters Ordenlohm
Am 2. Mai d.J., dem fünfzigsten
Jahrestage des Todes Alsred de Mus
sets, sind die Werte des Dichters »frei«
geworden; die Anrechte der Familie
und des Verleg-ers aus die Erträgnisse
der Werke erloschen. Die »Annales«
erzählen aus diesem Anlaß eine hüb- i
sche kleine Anekdote. Eines Tagegj
gingen drei Freunde zusammen spa
zieren. »Ach,« meinte der erste, »ich
würde mit der größten Bereitwilligkeit i
ein opulrntes Frühstück zu mir neh
men.« »Ich würde mich schon rnit;
einem Frühstück bescheiden, auch wenns
es nicht gerade opulent wäre,« äußerte ;
sich der zweite. Der dritte war noch;
bescheidener. »Ich wäre mit einem
sehr einfachen Frühstück zufrieden,
wenn es nur überhaupt ein Frühstück
wäre-" Leider ergab die «nspettion
der Geldbeutel, daß die slüs rgen Mit
tel etwas gar zu bescheiden waren.
Man war sehr peinlich berührt und
senkte die Häupter. Plötzlich rief der
eine der Genossen: »Ich habe eine
glänzende Idee. Kommt mit.« Ei
lends zog das Meebiattt zu einem
Musikverleger. »Monsieur, wir schla
en Ihnen vor, eine Nomanze zu tau
en, zu der jener Herr die Worte, die
ser die Musik gemacht hat und die ich
Jhnen jeßt vorfingen werde; ich bin
nämlich der einzi e unter uns, der einj
wenig Stimme sitzt·« »Sin·gen Sie!
los,« meinte der Berleger, »wir wer-s
den ja sehen.« Der junge Mann;
sang, der Verleger schien zufriedenJ
ging an die Kasse und zahlte ihnen
für die Romanze 15 Ir. Hochbegtückt
eilten die Genossen in ein Restaurant.
Der Textdichter jener Romanze hieß
Alfred de Masset, der Komponist
Monpou und der Sänger Duvre. Die
Romauze hieß »L’Andalouse« und
begann »Cannaissez-vous, dar-s Bar
ceione, une Andelouse au teint brüns«
Der Verleget aber verdiente für dieses
Lied, das er mit 15 Fr. bezahlt hatte
—-— 40,000 Fr. . .
s Iustks u; Hexchen-serv
) Ein lustig Lied aus vollem Menschen
s herzen
Hat eine stille, wunderbare Kraft,
Und wenn der Friede in den Tönen
flüstert,
Kommt auch der Friede in die wunde
Brust.
O P s
Der schönsten und herrlichsten Ga
ben Gottes eine ist die Musika, da
mit man viel Anfechtung und böse Ge
danken vertreibt.
-..—---.—
Gitter Rot-.
Bäuerin (zu einem Nachbar): Mei
Alter klagt in letzter Zeit alleweil
Tiber Schmerzen im Kopf —- ich werd’
Joch den Doktor ntnal fragen müs
en.
s Nachbar: Beim Michel sein Qua
dratschädel kann a Dotter ntx mache,
sda muaßt schon aus der Stadt die
Dachschitden - Reparatur - ,Gesell
Eschast tommen lassen.
.
s
Blaue Rosen.
neuen-m m I. nie L
»Als-) ich kann mich darauf ver
lassen, Pankraz, daß die Ueberrasch
ung zum Ramenitag der Frau Grä
fin, am 3. Juni, klappen wird? Ganz
beftimth«
»Ganz bestimmt, herr Graf. Ich
habe schon an den Gärtner geschrie
ben und Antwort erhattem Der
Topf mit der neuen Rose trifft einige
Tage vor dem Namenstag Jlfrer cr
laucht ein, und es wird dafiit Sorge
getragen, daß die Knospen fich gerade
zum Klothildentag erschließen. Jch
freue mich sehr, daß ich den Wunfch
der Frau Gräfin endlich erfüllen
kann.«
»Und ich erfi, lieber Panlraz!« ant
wortete der Graf, nach einem freund
lichen Gruß das Warmhaus verlas
send.
Er war kein ganz junger Mann
mehr, der herr Graf; äußerft schlank
und geschmeidig in Figur und Gang,
aber an den Schläfen schimmerte es
grau, und je öfter das haar geschnit
ten, je kiirzer und bürftenartiger es
gehalten wurde, desto merklicher
wurde diefer Silberschimmer.
Ein Grauschimmel, unbestritten!
Und dazu die jugendfrifche, reizende
Frau! Deshalb oerwöhnte er sie aber «
auch so sehr, hatte so viel Rachfi t
mit ihren Launen. Und Gott wei,
Jeden Wunsch erfüllte er ihr, wenn
er konnte. Die Folge davon war,«
daß sie meistens Unmöglichess
wünschte. ·
Eben stand sie auf dem Kieswegs
des Gartens, einen verdrießlichen
Zug auf dem hübschen, hochmüthigm.
Gesichtchen. »
»Nun, Clo, siehst du dir Pankra
zens neueste Rosenstöcke an?« fragte
der Graf, an sie herantretend, in herz- l
lichem Ton.
Die junge Gräfin streifte die Ro
senftöcke mit einem gleichgültigen’
Blick und antwortete dann mit ge
langweilter Miene: »Man sieht ja
noch nichts.«
Doch! Sieh, wie sie mit Knospen
bedeckt sind, diese Stöcke . . . . Die
Witterung ist heuer so günstig . . .
Jch erinner mich an keinen so sriihen
Sommer. Jn ein paar Tagen blühen
sie auf. Da wirst du staunen. Diese
Rose da —- du merkst dir ihren Na
men doch nicht! —- ist so purpurroth.
dasz man sie beinahe schwarz nennen
kann· Eine schwarze Rose! Das
wird doch etwas Besonderes sein?«
»Wenn sie’s wäret« widersprach
Gräfin Klothildr. »Aber ich weiß ja
sie ist gar nicht schwarz . . . Kein Ge
danke! Sehr dunkelroth, ja, aber
das ist doch nichts Besonderes? Im
mer und ewig dasselbe: weiß, creme,
gelb, rosa, roth . . . Mehr bringt ihr
nicht zusammn. Paniraz kann sich
mit seinem Rosenslor heimgeigen las
sen. Wenn er einmal etwas Neues
fände! Warum züchtet er denn keine
blaue Rose?«
»Tja!« meinte der Gras, während
er ein Lächeln verbarg, das um« seine
Lippen spielte. »Blaue Rosen! hat
man schon jemals so was gehört?«
»Eben, weil manö noch nicht ge
hört hat!« siel die junge Gräsin ein.
»Man-e Rosen, das wäre einmal was!
Die würden mir gefallen«
»Die giebt’s eben nicht, mein
Kind!«
» »Ach was! Das giebt's nicht, daß
.-.s etwas nicht giebt! Eben das, was
es nicht giebt, das soll es geben! Mir
machen alle eure neuen Sorten, Va-«
rietäten und Spezialitäten keines
Freude mehr . . .Sie sind alt, ur-i
uralt. eure Nooitiitem Wenn ich von
Pantraz und seiner Kunst etwas hal- -
ten soll, so muß er mir blaue Rosen
bringen. basta!« s
Auf die wirft du lange warten
müssen, mein Kind« entgegnete derl
Graf. Er wäre wohl ein bißchen är-»
gerlich geworden, doch da er bei sich
wußte, daß er demnächst in der Lage
sein würde, den seltsamen Wunsch(
seiner Clo doch zu erfüllen, raubten
die mißmuthigen Worte seiner schö-.
nen Frau ihm die Stimmung nicht
mehr . . . . No also, man würde ihr
blaue Rosen zu Füßen legen. Dann
war sie ja hoffentlich glücklich! . . . .
Aber was nachher? Jedesmal würde
es sich nicht treffen, daß irgendwo
in der Welt Jemand gerade eine Er
findung machte, die sich mit dem aus
schweisenden Wunsch einer übersiittig
ten und doch unbefriedigten Seele
deckte. Was dann? Wenn sie nach
her erst recht Dinge verlangte, die er
ihr nicht schaffen konnte? Er wußte
es wohl, er machte sie mit all’ seiner
Berivöhnung nicht glücklicher« aber er
konnte einfach nicht anders: er mußte
sie been-Ihnen
Blaue Rosen! Er und Panlraz
bekamen es nunmehr täglich zu hören.
Je uberzeugter die Gräfin davon
war, daß es unmöglich sei, ihr blaue
Rosen hervorzuzaubern, desto öfter
wiederholte sie ihren Wunsch und die
Ausdrücke ihrer Verachtung siir eine
Gärtnerlunst, die nicht einmal eine»
solche Aufgabe zu lösen vermochte. »
Der alte Gärtner bewiei ihr wie-i
derholt haarklein, daß es blaue Roij
sen gar nicht geben könne, dabei heim- l
lich dem Grafen zublinzelnd als
wolle er ihm sagen: Das wird eine
uetmaschung ges-mi- miv j- note-]
»Zeni-ji?··"a·kän;"·acTII-Z?J3kn?«i,;:"’(
terer- wurde Ianlras, defio ruhiger
fithlte sich der Gras tn feinem Gewis
en ’
Er sehnte den Ramenstag seiner
fchönen Frau herbei, um ihr den
Stock mit den blauen Rosen beschre
ren zu können und ihr aufs Neue zu
beweisen, wie angelegen er es sich sein
ließ, die Erfüllung ihrer Wünsche zu
ermöglichen.
Diedmal würde sie doch eine Freude
haben, seine lleine Clo! Das war
doch endlich etwas Neues.
O t- I
Der Morgen des Namenstages
war gekommen und in freudiger Aus
regung erwartete der Gras das Er-;
scheinen seiner Gemahlin. 1
Endlich lam sie, mit Verwunderung 4
das Gemach und den Tisch mit den
Gaben til-erblickend Sonst glich das
Zimmer bei festlichen Anl« en einem
wahren Blumenhain. Heue dagegen
war teine einzige Blume zu erblicken,
und das defremdete sie. Was hatte
das zu bedeuten?
Dafür waren um so mehr andere
Geschenke vorhanden: Juwelen, kni
sternde Seide. Spitzen, vielerlei last
hare Modeneuheiten und ein reisender
kleiner Seidenpintscher. Zu viel, viel
zu viel. doch die junge Gräfin merite
gleichwohl, daß dies nicht alles, son
dern daß noch etwas, und zwar das
Entscheidende zurückbehalten worden
war.
»Du hast noch etwas im hinter
halt!'· sagte sie dem Grasen aus den
Kopf zu. »Also rück doch damit her
ausl«
Aus ein Zeichen des Grafen trat
nun der alte Pantraz ein, festlich ge
tleidet, vor innerem Stolz strahlend
und in den Händen einen von Sei
denpapier umhüllten Gegenstand, in
dem Gräfin Clo unschwer einen Blu
menftoct erkannte.
Na, das würde etwas Rechtes sein!
Und doch sah sie nicht ohne Span
nung zu, wie der Graf geschickt die
Hüllen entfernte und den aus dem
Tisch stehenden Blumentops befreite.
»Da!«
Mit grofzen sangen onate ion auf
den blühenden Topf.
»Was — ist —- das?«
»Deine blauen Rosen! Endlich!
Die heißersehnten!« sagte der Graf
zärtlich und erwartungsvoll.
Gräfin Elo starrte die Pflanze an,
ohne ein Wort zu finden.
»Pfui, wie häßlich!'« rang es sich
endlich von ihren Lippen. »Wie eine
Mißgeburt! Die gefallen mir gar
nicht! Schafft mir doch das Zeug
aus den Augen! Da ift mir ja das
einfachfte wilde Röschen lieber die ge
meine sundsrofe mit fünf Blätternf
»Ja, die ift auch ein Wunder Got
tes!« antwortete Pantraz ernst, »die
blaue Rose da hingegen ist nur das
Wunder von einem verrückten Gärt
ner . . . «
Auf einen Winl des Grafen hin
nahm er den verschmähten Topf mit
Ebeiden händen vom Tisch und ver
schwand damit.
»Wir haben es gut gemeini, Clo,"
senifchuldigte sich der Graf mit einem
Blick auf seine heftiirzte, nachdenllich
gewordene Gemahlin »Aber leider
ist das Merkwürdigste nicht zugleich
jiinnier das Schönste.«
Griifin Clo blickte auf und in die
gütigen Augen ihres Gatten
- Plötzlich sprang sie cui warf sich
ihm an die Brust und fchlang die
Arme urn feinen Hals: »Vergieb mir,
du Gutert Du haft mir eine Lehre
gegeben. die ich nicht vergessen will.
Ich werde nie mehr —- — blaue Ro
fen verlangen.«
Mit einer warmen Aufwallung zog
der Graf die Neuige an sich.
»Wenn es sich so verhält, dann ift
fie doch auch ein Wunder Gottes, die
blaue Rofel«
msbedingt Ieise-senden
Ein Seidenweber in Paterson war
vor dem Richter, um sich auf die Be
schuldigung der Brandstistung zu
verantworten. Es hieß, dasz er den
Stall eines Gastwirthes angezündet
hätte, aus Rache dafür, daß ihm die
ser nichts mehr einschenken wollte.
»Die Vertheidigung machte geltend,
daß der Mann geistesgestört sei und
nicht als zurechnungsfähig behandelt
werden dürfte. Zur Bekräftigung
war auch ein Zeuge mitgebracht wor
den, ein Arbeitstollege des Angeklag
ten, und dieser Zeuge erklärte, daß
der Mann zweifellos »nicht recht im
Dbersiiibchen« sei.
»Können Sie irgend einen Fall an
führen, in dem der Angeklagte sich in
seiner Weife betrug, die dies zeigte?«.
’fragte der Vertreter der Anklage.
«Ja,« antwortete der Zeuge. »Er
hat einmal einen halben Dpllar zu
viel Löhmmg bekommen und ———«
»Nun? und?« fragte der Staats
anwalt, da der Zeuge eine Pause
machte.
»Und hat das Geld dem Manager
abgeliefert,« war die Antwort, die
allgemeine Heiterkeit erregte.
Dei- Tm up ins-any
Der Thee war in Rußland vor
200 Jahren noch so gut wie unbe
kannt. Wie Richter in seiner »Ge
schichte der Medizin in Ruhland« rnit
tbeilt, wurde Idee noch IS'« selbst
Rücsichtsvslb
N
»Es
Thieratzt morgens um neun Uhr): »Im wollen wir also ’mal Jhs
ren krankensAzorl untersuchen!«
Hausfrau (zärtlich): WAch Herr Doktor, können Sie nicht noch mal
i wiederkommen . . . . er schläft noch!«
)
Fi- sitz-»Me
am hose des Zaren nur als Arzneis
gebraucht. Wassili Startow redett
1636 vom Thee als von einem noch
ganz unbekannten Dinge; nur wisse
er, daß man es mit Wasser koche unds
mit zugemischter Milch als warmes
Getränt gebrauche . . . Bekanntlich
produzirt heute Rußland in der
Keim, im· Kaukasus usw. auch vor
zügliche Weine. Der Weinstock soll
(nach Nichter) zuerst im Jahre 1613
in Aftrachan von Deutschen ange
pslanzt worden sein. 1675 fand
Strauß in dortiger Gegend schon
viele Weinberge und den Weinstock so
allgemein ausgebreitet, daß jährlich
an 200 Fässer Wein allein fiir Rech
nung des Zaren geerntet wurden.
Seit 1634 kennt man in Nuß n)d
erst gefüllte Rosen (Rosa centis
während vordem nur die wilde Rose.
auch Hunderose genannt, bekannt war.
Die gefüllten Rosen kamen aus Hol
stein, wo sie vorher im fürstlichen
Garten zu Gottorp gezogen waren,
nach Moskau und haben sich dort sehr
gut sortgepslanzt Eben dasselbe beJ
richtet Richter auch vom Spargel und
Salat, welche durch deutsche Gärtner
während der Regierung des Zaren
Michael Feodorowitfch zuerst in Nuß
land angebaut wurden und seither
einheiinisch geworden sind.
III-Fässe- «. l
Ein Lehrer in Niederösterreich ist
denunzitt worden, daß er trotz des
Prügelverhotes mit einem »Staberl«
nachhelfe. Der Schulinspettor R. in
spizirt den Geh-engen Richtig er
spähen seine Augen, während der Leh
rer das Klassenbuch aus der Schub
lade des Katheders herausnimmt, das.
orninöse Staberl. Er ergreift es so-?
fort und fragt die Schüler recht
freundlich, wozu dieses Staberl diene.
»Zum Zeigen aus der Landiarte,« ant
wortet ein Schüler. —- ,.Wazu denn
noch?« —- Troy wiederholten ermuthi
genden Fragens allgemeines Schmi-»
gen. Da bemerkt der Jnspeltor, daß(
ein Knabe in der letzten Bank seinemiv
Nachbar etwas zuflüstert. — »Nun«
Kleiner, was hat Dir dennDein Nach
bar gesagt?« — N langem gütigen
Zureden und der eievlichen Zusiche
rung gänzlicher Siraslasiglät gibt der
Schüler endlich die Antwort: »Er hat
g'sagt: Dös muaß a schöner Tepp
(Dummkaps) san, wann er net amol
woaß, wozu dös Staberl g’hört!«
mer-see proces.
-Jm Jahre 1545 erschien in Angs
burg ein Mann, Namens Ammann
aus dem Dorfe Draus-ach und kün
digte an, daß er seine Kunst im Viel
essen zeigen wolle. Er erbot sich, 20
Pfund Fleisch auf einmal zu vertil
gen. Der Magistrat von Augsburg
aber machte kurzen Prozeß mit dem
Manne. Er wurde aufs Rathhaus
Zbracht und dann unter ernstlichem
erweis seines Vorhaben-s aus dem
Stadtthore geführt mit der Mah
nung, in Augsbura verdiene man sich
sein Brod mit Arbeiten und nicht mit
Fressen.
-........,-«-.—».»
J- ber Sommer-frische
Wiet Sie haben heuer in
Jbrem Gastbause tein einziges Zim
mer mehr für mich übrig?«
»Ja, gottlobt Jnfotge Jbrer Ern
pseblung in den Zeitungen haben wir
so viel« Gäste, baß wir Sie gar nicht
mebr aufnehmen können! . . . Wir
sind Ihnen schon recht dankbar!«
—-—-.
peseic
Fräulein: »Den Dotior, ist es
wahr, baß das Radein die herzthi.
tigteit befördert2« «
Arzt: »Gewiß, mein Fräulein, das
beweisen ja schon die zahlreichen Ver
lobungen, die beim Radeln zustande
kommen!«
such ein Insekt-is
A.: »Nun, wie ist die gestrige Jagd
Putz-gefallen hast Du etwas geschos
en "
B.: »Ja, ein paar Enten!«
A.: »Bist-e Entens«
Q: «Letber nicht, aber der Mann,
dem sie gebt-rieth wurde withi« l
Ihm unbegreiflich «
»Nun, Kaelchem du bist ja gestern
zu Hause so ausgezantt worden
Waeucn denn?«
Katlchem »Ja, weil ich nicht ge-»
horcht habe. Unter Dienstmädchen ist
aber auch ausgezantt worden, weit ed
gehorcht hat.«
Auskunft sit Neugiektsr.
»Kennen Sie den Unterschied zwi
schen einer Drofchte und einem hau
fen Brennessel«
»Nein.«
»Na, setzen Sie sich ’mal hinein.
dann wissen Sie’s gleich.««
Umüchsis.
Nörgetndet Gast: »Die Verkehrs
vethältnisse scheinen ja hier miserabel
zu sein. Welches ist denn eigentlich
das schnellfte Beförderungsmittel?«
Ländlicher Wirth: »Dös san die
zwei Fäust' von mein' haustnecht!«
« Die Xentivvr.
Freund: Also dein Mann taucht,
spielt und trinkt nicht?
Junge Frau: Nein, ich war auch
ganz enttiiuscht, als wir heitatheten
. . . . dem konnte ich rein gar nichts
verbieten!
Grausam
Sie: »Ob Georg wohl weiß, dass
ich Geld habe?«
Er: »Hei er Jhnen einen Antrag
gemacht?«
» Sie: »Ja."
Er: »Dann weiß er eö."
Etwas tsmplizirt
Herr: »Wenn ich so schön und reich
wäre wie Sie, meine Gnädige, dann
wüßte ich, was ich thäte!«
Dame: »Nun, was denn'·?"
Herr: »Ich würde an Jhter Stelle
mich heirathen!«
z Siedet-es Kennzeichen
Lili (zu ihrer die Kochschule be
suchenven Freundin): »Du Mizi. ver
stehst Du schon recht viel von der
Miche; weißt Du vielleicht gar schon,
wann die Milch tochi?«
Mtzi Cvoll Stolz und entrüstet zuv·
gleich): »Aber natürlich, das riecht
innn ja!«
Ein feines Die. «
haushetk (zutn Bittsieller): »U
tetstüiungT . . Geht's nicht, liebes
geeundl . . . habe Sie eben auf der
reppe niesen hören! . . . So nies
tein Mensch, der sich in drückmbee’
Nothlage befindet!«
Schwein-tren.
» Fräulein:,, Sie hatten mir doch R
stimmt versprochen, mir sär heute
paar Schweinsohren zu reservireni'«
Schlöchter kgroh): »Was nicht eht,
geht nicht . . . ich kann sie mir adoch
nicht selbst vom Kopf abschneiden!«
KARL ,
Reicher Geizhals: »Donnerwetter,
das Honorar für meine Behandlung
ist aber doch verteufelt hoch, Herr
Doktor!«
Arzt: »Aber, verehrter Herr, bedeu
ten Sie doch, was ihnen erst das Be
gräbniß gekostet hätte, wenn Sie ges«
starben wären!« «;
peniihte Gelegenheit
»Meine Frau hat mir eine wunder
schöne Brieftasche geschenkt."
»Und hat sie auch Was hineinge
than?«
» »Ja, eine unbezahlte Rechnung ih
rer Schneiderin!«
Es reimt sich
Jn der chta einer Realschuleeines
norddeutschen Städtchens bemüht sich
der Herr Oberlehrer, seine Jungen in
die Geheimnisse der deutschen Sprache
tiefer einzufühüren und läßt sie zrr
diesem Zweck das Konsugieren üben.
JEin kleiner Bengel führt hierbei das
Sprichwort »Der Mensch denkt und
Gott lenkt« als Uebungispiel an, und
aufgefordert, das Mitte tunt davon
Restchen antwortete er eck: »Der
nsch dachte und Gott kachtei«