Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 21, 1907, Sweiter Theil., Image 12

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    II ist-·- der Inn-u IeInI
Mosis- finde-cou.
met Editeri
» Ismlich vun wege Weibsleit, Lä
M thäls un arm-te Frauenzim
M un dann aach wege übertraudete
Meteor-s un Gedräng un so Sache
betreffend
« .- Met lest es jetz
in die Papieke,s
daß die Weibs
leit en War
mache gege die
Strietcar Kom
penies wege über
fülltet Odenwa
- ding vun Stra
bewohnen-ge
dräng. Jch fein
in Fävor vun
dem Munment,
indem Jch näm
lich kei Stock
mehr in Striet
car - Kompenies
hab. -Des heißt,
Ich fein in Fä
vot vekvo so weit
Jch pörspnelli
« — DckM lll Oc-7
W kimny indem Jcb es nit gleich,
-U die Leii in der Strietcar fo nah
U Mich stehn, weil mer nie wisse
III — Ich meen wege Angst vor
.Ji Deimonds un die Watch und
Ists-—
- M fein Ich im Interesse vun
— M Zrmete Firnäl Klasses in Fävot
«Iu Gedräng in die Strietcars, weil
M nämlich vie einzige Tfchäns is for
U wesiger bemittelte Weit-strit, uff
Æge Weis sich de Hochgenuß vun
esse Gedräng ze verschaffe. Un daß
he ergead e Frauenzimmer weibliche
Weist-s e Gedräng des Höchste is,
U lieu Jch erst jeh» wieder expiriensi.
Die Atti hoi Mir näW kei Ruh
kipsse Jch hen ein Tag mit ihr
Scham-e geisn mässe Da war also
Irr-i erstens Nummer Eins for Mich
, notisse un ze obsörve,«daß die Alti
en Storc, wo nit überfällt war
v wo sie e Tfchäns drin gehatt het,
III Iaafe ze könne, üwwerhaupt nit
sei-Je bringe war.
Po Wer schun vor der Thiir so
e Mira-g war, daß mer gar nii hot »
. M femme könne mitaus daß Einerz
" W vmi die Kleidungåstücke bei le- «
W Körper vum Leib getisse
· M sein, da is die Atti enei. Un
M sie sich dann glücklich sachge
«W gehott hat, dann hoi sie mit
»Mhekmblick inseit vun dem Store
Wir gehalte. Wann vor ergend
«— Unter so e Gedrang war daß
Z CÆkich war ze sehe was an den
;j. M itwwerhanpt zu verkaafe war,
U Ist sie sich reigestörzt, dorchge
W, bot gemischt un geskwiesi un
? ;;·- « « gt un geschobe un gepufft. bis
T — am Kamme war un dann hot sie e
» klspsj » Stand gebracht bis sie sich wie
« Ue ereusgestwiesi bot un wann ich
isten Pfragt hen was sie gekaqu hätt,
It bot sie gesagt es warn gar kei
Miche Batgains gewese wo sie da
hätte, sie hätt sich nor e Paar
. tut Man yok sicq me Um umgegucrr,
yj heischt an eme Kaunter e großer
Iedräng war un da hot sie sich enei
Heßörzt.
Wir sein dann an eme Tiäter vor
lägekimmr. wo die Leit in lange Reihe
Mnnshawwe for in die Matinie
« die Gällerie ze kimme n,Ach
Uns hot die Atti gefagi, »des muß
Mr c gutes Stück sei; da loß Uns
might-H Well, Jch war willing,
M r Editor Wiss die Alti awwer
ißt hor, daß das Gedräng blos
die Gällerie war, un nit for de
«eß-Zirtet wo noch plenty Tickets
- « - Idcor L hawwe warn, da hot sie uss
« « Luft verlorn un Wir sein
, Mter, bis Wir wieder an ein Store
« . me warn, wo die Leise sich drum
: OUIM howeve; ers-ei kinmie »H-.;»ne.
"« - Des-u Mist-: Edim,1 Lik i
;«T"stmt eCar nit getrotzt-et «
hohl-, thäte deeWeibåte s « -er
leisem-er dermit sahen. Anyhow
J die Veibsleit, wo jeß des Mao
" , dann da könne Sie e
staff mache, Mister Editeiz daß
stbiesort vun Weibsleit, obwohl
.ty Zeit imwa zu einigerfzeik
en Point draus mache, sich
gu« an die Bsargain Kaunters
: k- bis fie feinelli in de
Wfdiuri beim müsse, obwohl daß
· · « sit hätte, ihr Schapping
IF E
sp die Weiböleit des Gedräng
I Rande sit gleiche, warum
« h dari- immer in die Courts
e Iris-H abtimmt, wo sich die
s- die S dränge? Warum
zse M ze llö un Pirknicks
III fu«-reife daß es so voll un
weåds daß tei Platz mehr
Mk m macht die Täti, fweine
M Jchwät s o pä1
MM Esset irr Neu
: wr. damit Ich mi in dii
« un du fäcckzmtichk Oe
; ’ Mit-f Recaes hätt ten-we müsse
, W ? Miedeimat fo
Wiese-cis nun der Sieiei
«
EITHER E .
-
so e Gedräng wär. wie in die Stores.
wo vie Atti Schopvina geht, da hätt
Jch schun lang abgeschwore.
site hinrichten-s tn see »seiner
arme Zeus-.
Jn der ersten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts gehörten die öffentli
chen Hinrichtungen allgemein zu den
Vollsbelustigungen Die Errichtung
des Schaffots bildete den ersten Akt
derselben; besonders die Jugend ver
gniigte sich durch Benutzung des Bret
rrrgeriists als einer willkommenen
Spielgelegenlxeih Arn Tage der
Hauptaufsiibrung zog man in hellen
Haufen — besonders das zarte Ge
schlecht war start vertreten-— bereits
im Liliorgengrauem um einen guten
Platz zu bekommen, zum Richtplayr.
Lachend und johlend bewegten sich die
Schaaeen dorthin. Man lagert«e sich,
Mundvorrath aller Art wurde ausge
packt und von Hausirern seilgeboten.
Bier und Wein wurde herbei schafft,
kurz man vertrieb sich die « sit des
Wartens bestmöglichst. " Witze unv
Zweideutigteiten bereiteten die Ge
niiither würdig zu der bevorstehenden
Schlußaltion vor, ja es wurde sogar
häufig daraus gewettet, ob derScharf
richtet den Kon aus den ersten Hieb
»zwingen'« werde oder nicht. Der
zum Schafott fahrende Karten wurde
von einer Bollsrnenge mit heftigem
Schreien begleitet. Dieses Geschrei
verkündete den ungeduldig Wartenden
schon von weitem, daß endlich die letzte
Szene des Trauerspiels beginnen
solle. Und auch eine Art Theaterzet
tel fehlte nicht; es war dies die soge
nannte »Urgicht«, eine von Amtz we
gen »zur Abschreckung und Besserung«
unter das Publikum vertheilte kurze
Geschichte des Verbrechen-es und des
Verbrechers, mit deren Lesen die war
tende Menge sich beschäftigte. Je
nachdem der arme Sünder sichmuthig
odir verzagt benahm; wurde er be
schimpft oder bellatscht. Der erste
Fall war selten, doch lam er mitunter
vor. s
Nachstehend-er Fall wahrhaft anti
ler Todesverachtung ereignete sich in
Straubing Dort waren drei Raub
miieder zum Tode verurtheilt; einer
von ihnen, im Volksmunde hieß er
der »rothe Sextus hatte nach dem Ur
theile ein Geständnis abgelegt und
vieles aus sich genommen, so daß der
eine seiner Genossen begnadigt wurde.
Gegen ihn und den anderen Genossen
aber wurde der Vollzug det Hinrich
tung angeordnet und beide gemeinsam
binauögefiihrt. Wie dies üblich war,
blieb während der ersten Hinrichtung
, der zweite Berurtheilte —es war dies
der rothe Sepp —- mit dem Staatsan
walt und der betreffenden Verdach
ungömannschast in solcher Entfernung
vom Schafott stehen, daß ihm der An
blick dessen, was dort vorging, erspart
wurde. Nun saß am Wege ein altes
Weiblein, das für die schaulustige
Menge Obst feil hielt, und als der
Todeskandidat sie erblickte, meinte er:
»Wenn ich nur so ein paar Zwetschen
hätte!« Der Staatsanwalt kaufte
solche und gab sie ihm in die über
einander gebundenen hände. Sepp
schob eine nach der anderen in den
Mund und verspeiste sie mit der größ
ren Gemütbseuhe, wobei er gewissen
haft jeden Kern ausspuckte. Da wurde
das Zeichen gegeben, daß an ihm die
Reihe sei. Der Zug seste sich in Be
wegung. aber ohne sich stören zu las
sen, fuhr der rothe Sepp mit Essen
und Kernauisvucken fort; nur be
schleunigte« er das Tempo, und richtig
waren alle " wetschen verzehrt, als
man am Fu e des Brettergeriistes an
langte.
»Die haben geschmeckt! Jch danke.
Herr Staatsanwalt,« sagte er, als er
die Stufen hinaufstieg was den Be
amten so ergriff, daß er unwillkürlich
dem Verbrecher zum Abschied die
band reichte.
-
Obst ans dei- sue-zettel.
Ueber die erste Zusammentunft von
Bismarck und Jules Favre während
des Krieges von 1870———71 berichtet
der Sohn des ehemaligen österreichi
schen Botschafters in Paris, Baron
Hühner, auf Grund eines Berichte-Si
von Jnles Favre selbst, im «Corre
spondent'« interessante Einzelheiten:
»Ich fand Jules Favre«, so schreibt
er am 24. September 1870, »müde
nnd abgespannt, niedergedrückt durch
den Mißerfolg seiner Mission, in hef
tigster Gemüthserschiitterung ich
möchte fast sagen: ganz muthlos.
Nachdem er mir mit einigen Worten
den Inhalt seines —- inzivischen er
schienenen —- Berichtes mitgetheilt
hatte, sagte mir der Minister, daß er
von Anfang an denKanzler des Nord
deutschensBundei entschlossen und un
beugsam gefunden hätte. Nichts«, so
fügte er hinzu, »gleicht der zynischen
Bonhommie des herrn v. Bismarcks
Als ich ihm gegenüber bemerkte, daß
Preußens Durst nach Kriegsruhm ge
stillt sein miisse, daß es also Zeit sei,
dem Schlachten ein Ende zu machenl
antwortete er mir mit einem Lächeln
auf den Lippen nnd mit der größten
Sorglosigkeik Kriegsrat-m wird ir
Berlin an der Börse nicht notirt.«
»Damit glaubt, daß wir beinahe s
schlau sind, nie die Japaner«, mein
eine englische Zeitung. Sie irr
sich. Moti« landt im Grunde seines
dies-U da ein ner ungefäh
W so- stchlasi als ein Das-tu
—«MniltivM-«vsw
W
Va- Ende einer siebe.
Von Banne Rabens.
D . . ., den 12. Ott. 1906.
Liebe, liebe Insel »
Jch habe lange gefchwanly was ich
Dir antworten soll; und wenn es nun
vielleicht etwas anderes ist, als Du
erwartet, so rnchte ich Dir fest ver
sicheru. vafz ich mich und meine Em
pfindungen für Dich vollständig unbe- I
rücksichtigt gelassen und nur einzigs
und allein Dein Bestes im Auge ge-»
habt habe. «
Jch bin in den beiden leyten Jah
ren ein Gefühl drückender Verant
wortung nicht los geworden daß Du
an mein noch unfertiges Leben ge
bunden warst —- nicht öffentlich und
vor aller Welt. aber trotzdem nicht
minder fest durch das Band unserer
großen Liebe und durch die fsnung
aus eine gemeinsame Zutun t. Jch
bin Dir gegenüber stets offen gewe
sen, und Du weißt so gut wie ich, daß
die Geschäfte sich gut entwickelt haben»
aber ich habe auch nie ein Dehl daraus ;
gemacht, daß es noch ganz unbestimm- J
bar ist« wann wir endlich das Ziel er- ;
reichen könnten. Aber Dir einmali
sachlis und llar all meine Sorgen!
und edenlen zu sagen, das habe ichs
immer wieder hinausgeschoben, weils
Inir der Gedanke, Dich womöglich zu
verlieren, unerträglich war, und weil
ich andererseits wußte, daß unsere
Liebe auch der Lichtpuntt Deines Le-1
bens war. .
MA-- best- mi«·-I«n «ll« NIICIHIOOII
UUID VII-·- ·n-"--· --· ----—--sp-,
schweigen: ein vornehmer. in guteni
Verhältnissen lebender Mensch bittetj
um Deine Hand —- da ift es meine;
Pyichn Dich frei zu geben . Wass
mich freilich der Entschluß lostet,T
weiß nur ich allein, denn nrit Dir geht
das beste fort aus meinem Leben, aber
daran darf ich nicht denken. »
Ueber Herrn König habe ich viel
Gutes gehört, und dürfte sein Brief,
den ich Dir gleichzeitig zurücksendr.
halten, was er verspricht.
Um eins bitte ich Dich, Juge, wenn
je in Deinem Leben Dir Widerwär
tigteiten in den Weg treten sollten ir
gendwelcher Art, und ich könnte Dir
in irgend einer Weise nützlich sein,
so stehe ich stets und zu jeder Stunde
zu Deiner vollsten Verfügung«
Lebe wohl. mein Liebling, bewahre
unserer Liebe eine ungetrübte Erinne
rung—und werde recht, recht glück
lich. »Das ist mein sehnlichster
Wunsch. ans.
Als Jnge den Brief zu En gele
sen, legte sich ein hiilsloser Auidruel
auf ihr Gesicht, und rathlos wandte
sie den Brief nach all-en Seiten. als
begriff sre nicht« was das sein sollte
Und als dann langsam das Ver
stehen kam, daß der an hans einge
sandte Brief das Gegentheil bewirtt
vcn dem, was sie erwartet, daß er
nicht, erschrocken über die Gefährdung
ihres Besitzes, zur öffentlichen Ber
lobung drängte, sondern daß er sie
aufgab. einfach aufgab —- da begriff
sie erst recht nicht.
Zwei Jahre war sie seine heimliche
Braut gewesen« und sie hatten einan
der so lieb gehabt Und sie mußte
wieder jener heinreise denken, da sie
ihn zuerst gesehen. Die Sonne hatte
gelacht über Berg-e und Strom« aber
heller noch lachten seine braunen Au
gen ihr ins Herz. Und seine warme.
ungetrübte Lebensfreude umgab sie
wie leuchtender Sonnenschein, daß sie
attes Traurige ihrer Jugend vergaß
und sich nur des Augenblias freute.
Und arn schönsten der leuchtenden
Tage hatte er sie ans herz genommen
und sie seine kleine, süße Braut ge
nannt. Glückselig waren sie ur
Tante gegangen, bei der Jnge seit
dem Tode ihrer Eltern lebte, und
hatten sie um ihren Segen gebeten.
Doch die Tante hatte ihr altes haupt
bedenklich geschüttelt, die beiden wa-f
ren ja nach so jung! Aber die junge,
u stiiene Glückselgteit hatte ihre
»Er ten bezwungen
- «
svvqkqv
Und wie gutaer waren ne oie
Jahre gewesen, und wieviel neue Se
ligkeit hatte jedes Wieder-sehen ge
bracht! Aus einsamen Weg zwischen
Garten und Feld war sie ihm stets
entgegen geeilt, denn am Bahnhof,
zwischen fremden Menschen wollten
fie ihr Wiedersehen nicht feiern« Und
sie sah wieder, wie er Tasche und
Schirm achtlos ins Gras wars und
rnit ausgebreiteten Armen ihr entge
n eilte. Und die hellen Lichter in
feeinen lieben Augen hatten ihr zuge
leuchtet wie frohe Sterne.
Und trotz alledem brnchte er es fer
tig, von ihr zu gehen —- nur, weil er
die Verantwortung für die Warte
jahre fürchtete! Sie war doch lein
unselbststtindiges Kind, das ihn mit
unvernünftigen Bitten gedrängt hät
te, —- und wenn er ihr geschrieben
hätte-es tann noch drei Jahre dauern,
es tönnen ihrer auch vier und fiinf
werden —- sie hätte ihm freudig ge
antwortet: ich warte gern, denn die
Jahre können uns nichts anhaben,
denn wir werden jun bleiben in un
serer Liebe! Statt degssen wünschte er
ihr Glück mit einein andern.
Sie lachte auf, kurz und hart.
Gleich daraus aber zwang sie sich wie
der zur Ruhe. Denn wenn sie sein
Leben überdachte, kannte sie ihn nicht
einmal so sehr dafiir verantwortlich
machen. Er war der jüngste Sohn
einer begüteeten mitte. Sein Ba
ter war freilich iih gestorben, aber
seine Mutter hatte in fast unvernünf
ti r Liebe altes-gethan mn ihrer
III-sen des Leben glatt mit- anse
issis i- st«-. I- sstt M- ·
— ..·.-.—-..»..-,.-,-. ---.—.-....·
lals ob das Geschick darin mit ihr der
biindet gewesen« «
Vor zwei Jahren batte er mit einem
befreundeten herrn ein größeres Wert
itbernommenz und wie bisher alles
glatt und selbstverständlich gegangen,
so erwartete er es auch von diesem ge
schäftlichen Unternehmen Jm Anfang
schien das auch der Fall zu fein; nach
träglich aber hatten fiel-Schwierigkeiten
eingestellt, deren Ueberwindung jedoch
nur eine Frage der Zeit sein konnte.
Und was einen andern Mann im Ge
danten an das geliebte Mädchen, zu
freudigem Kampf angespornt hätte,
das genügte, um idn verzagt und
ängstlich zu machen. Und mit Trauer
und Bitterkeit fühlte sie« daß er für
einen glatten ruhigen Lebensweg der
Jangenebmik liebe-vollste Gefährte war,
aber die großen Lebensfra n werden
ihn stets ilein Und entschloäeen finden.
Aber diese Erkenntniß schmerzte sie
unsagbar. Sie hatte das Gefühl, als
ob sie aus liebtfroher Höhe hinab
stürzte in sonnenlose Tiefe. Und fo
mächtig tvar dieses Empfinden in ihr,
daß sie wie im Schwindel die Augen
schließen mußte. —- So saß ste lange.
Als sie die Augen wieder öffnete,
fiel ihr Blick auf den Brief des an
dern; bald willenlos griff sie danach
und begann zu lesen:
. . ., oen o. Un. wuo
Fräulein Jngel
Seit Sie in mein Leben getreten,
weiß ich erst, dass ich bislang einsam
gewesen, und daß diese Einsamkeit
leer und traurig war. Und wenn ich
es wage, troy des vierundzwanzigjiih
eigen Altersunterschiedes, Sie, die
zweiundzwanzigjiihrige, zu bitten,
meine geliebte Frau und mein bester
Kamerad zu werden, so geschieht das
nicht in blinder Leidenschaft, sondern
aus der festen Ueberzeugung daß es
eine harmonische, glückliche Ehe wer
den wird. Denn was mich neben dem
Weichen, Anschmiegenden in Jhrem
Wesen unwiderstehlich zu Jhnen hin
zwingt, ist das Stolze, Starke, das
nur jene Menschen besitzen, die das
Leben schon aus eigener Kraft be
zwungen. Jch weiß, daß Jhr junges
ILeben Jhnen Schweres gebracht hats
und werde mich unendlich glücklich
schätzen, Sie das Leid vergessen zu
Jmachen. Wenn JSie glauben, Juge,
jdasz das in meiner Macht steht, so
l lassen Sie es mich wissen.
Jn tiefster Verehrung Jhr ergeben
ster Waltet König.
Wie Ruhe und Entschlossenheit
wehte es Jnge aus dem Briese entge
gen. Und sie dachte Herrn Königs
zwingender Persönlichkeit und seiner
ruhigen, kraftvollen Art, den Dingen
entgegenzutreten Er besaß alles das
jenige, was dem andern abging: näm
lich Entschlossenheit und männliches
Selbstbewußtsein Und was sie am
meisten an Hans geliebt hatte: seine
tiefe Lebensfreudigteit, das mußte sie
nun als gedankenlosen Frohsmn er
kennen, der dem Ernst des Lebens
nicht ftandhalten würde.
Und riesengroß lebte in ihr das
Verlangen aus nach einer starken, lie
benden Hund« die sie sicher durch die
Wirksale des Lebens siihre · . . Und
ssic wußte, daß einer war, der sich da
nach sehnte. das Traurige mit ihr zu
tragen und das Frohe rnit ihr zu
Mun«
Entschlossen stand sie aus und ging
zum Schreibtisch hinüber und schrieb
Deren König, daß sie seiner warte.
Dann nahm sie den Brief des an
dern, und ohne noch einmal hineinzu
sehen, trug sie ihn hinüber zum Ka
mm. Und wie die Flammen dies
Buchstabeniiberleuchteten und durch-;
zitterten, so daß sie Jnge groß undl
traurig anschauten, wandte sie sich ru
higah Aus ihrem Antlitz lag ein
tiefer, ernster Friede.
F Isöye sitt Inn Ieise der Jota-.
Eine der umfangreichsten und
werthvollften Sammlungen von alten
Gold- und Silberfchrnucksachen, die
man in Siidanterita · gefunden hat,
befindet sich jetzt in ew Port in dem
Naturgeschichtlichen Mu eum. Es
handelt sich um Schätze, die man in
den alten Begräbnißstaiten der Jntas
sand, jenes ebenso mächtigen wie hoch
tultivirten und ritterlichen Stammes-,
der in dem 15. nnd 16. Jahrhundert
das hochplateau von Peru, Bolivia
und Ccuador deherrschte. Da die Jn
tas jeden Fußbreit fruchtbaren Landes
u ihrem Leben brauchten, so mußten
sich ihre Todten mit einsamen und
öden Erdenstellen begnügen. In Stein
wurden sie gebettet, und in dem Bau
dieser legten Ruheplatz die meist
rund angelegt waren, erreichten die
Jntas eine meistethaste Geschicklich
teit. Und die Oede der Begräbnis
siätte schmückten die hinterbliebenen
mit reichen Schmucksachen aus Gold
und Silber, mit herrlichen Gefäßen
ans. Diese Todtenhäuser bestanden
aus ein oder zwei Grabtammern, ein
gewaltiger Stein verschloß die Oeff
nung, die nur gerade einen Körper
hindurchlie . Was man den Verstor
benen an ostdorteiten mitgab, wies
die verschiedensten Formen auf. Gol
dene Ohrring-, goldene Rasen hänge
und Reichen-silberne Rade n, die
das Gewiss-ed der Jntas zusammen
hielten. Diese Schmncksaehen waren
. oft m erkonnltcher Größe. et fanden
- F W von et- bis wei Zoll
in Durchmesser, und die jin I, die
l Die sinnen Eint-steu
Kellnet (athemlos): »Entschuldigen Sie, mein Vett, haben Sie Ihren
Eierkuchen schon gegessen?«
Gast: »Schon lange; warum?«
Kellnm »Ach, es ist ein Jttthum vorgekommen; da lagen nämlich vier
LStück aufeinander!«
den Mantel, den Poncho, ielten,
zeigten ost eine Länge von zwö sZoll.
Daneben legte man Menschenmasken
oder Figuren in die Gräber, besonders
häufig auch goldene oder silberne La
mas, Nachbildungen jenes Lamel
schasei, das den Jndianern jener Tage
ebenso werthvoll war, wie es heute
noch siir ihre Nachkommen an den Ge
birgen Südametitas unentbehrlich ist.
-----.-O
seid-tas- atees statutaer
Aus Leipzig schreibt man: Nachdem
das neue Rathhaus an Stelle der nie
dergerissenen alten Pleißenburg voll
endet worden war, blieb als ältestes
Bauwerk Leipzigg das alte Rath
haus am Markt übrig . Es ist nach
gewiesenermaszen schon in der zweiten
Hälfte des 14. Jahrhunderts vorhan
den gewesen und erhielt seinen jesis
gen Umfang im Wesentlichen durch
den Leipziger Bürgermeister und(
Baumeister Lotter in den Jahrenj
1556 bis 1558. Die Schnelligkeit,
mit der dieser Erweiterungshau da
mals vor sich ging, hat in den 350
Jahren, die seitdem vergangen find,
wiederholte Aussbesserungen nothwen
dig gemacht —- so in den Jahren
1573. 1599, 1671 --— aber Niemands
wußte, wie bausällig das alte haust
:geworden war. Die Leipziger Bitt-i
gerschast wein-schie, diesen ehrwürdi-.
gen Zeugen der großen Vergangen-»
heit der, Stadt dauernd zu erhalten,
und dementsprechend wurde das Pro
jekt, moderne Bauten, etwa einen
großen Meßpalast an der Stelle des«
alten Gebäudes zu errichten, von den
Stadtderordneten abgelehnt und von
ihnen nahezu M,000 Mart bewil
ligt, um das Bauwerk zu einem stadt
geschichtlichen Museum unter Erhal
tung seiner ursprünglichen Gestalt
umzubauem Da stellte es sich nun
alsbald heraus, daß das ganze Haus
vom Dach und den Giebeln an bis
hinunter zu den Grundmauern, die
zum Theil nicht einmal bis zum ge
wachsenensBoden reichen, sondern aus
Feldsteinen ruhten, so wacklig war,
daß sich der Rath genöthigt sah, nicht
weniger als M,000 Mart nachzufra
dern. Nach einer lebhaften Aussta
anderseyung in der dem Rath recht
scharse Vorwürfe gemacht wurden,
weil er sich nicht gründlich genug iiber
den Zustand des Rathhauses unter
richtet hatte. wurde die geforderte
Summe in der Stadtverordneten
sitzung bewilligt.
J
Die stravtvaeiussseism des
herr- culpa-h
Der kürzlich gestorbene englische
Musiker Chais. Jamee Oldham nahm
fiir sich den Ruhm in Anspruch, vie
vier kostbarsten Stradivariuö-Geigen
in der Welt zu beschen, und er hat
dementsprechend in seinem Testament
besondere Vorsorge fiir diese Instru
mente getroffen. Alle vier Geigen sind
in der That authentisch.«Die eine hat
der Verstorbene dem Senat hinterlas
sen, wenn sieh kein Käufer finden
sollte, der 60,000 Mk. siir sie bezahlt.
Sie ist im Jahre 1690 gebaut und
wurde 1794 für 1000 Fre. verkauft;
1888 wurden bereits 20,000 Mk. für
sie gezahlt. Eine zweite Geige, die
Oldham dem Britischen Museum hin
terlassen hat, datirt von 1722, wurde
1886 fiir 4000 Fres. und einige Jahre
später siir 25,000 Jes. verkauft. Au
ßer diesen vier Instrumenten besaß
Oidham auch ein Cer von 1700, das
einzig in« seiner- Art ist; nur der spa
nische Hof soll ein Instrument von
gleichem Wes-the besehen. Englische
und französische Blätter beklagen es
mit Recht, daß derartige Meisterwerk
des berühmten Geigenbauers verur
theilt sind, stumm in ihren kostbaren
Kasten zu ruhen« anstatt in den hän
den großer Künstler Tausende zu ent
zücken. Die Manie der englischen
Sammlu, so hervorragende Instru
- mente bei sich aufzuspeichern und unter
Verschluß zu halten, um nur gelegent
lich einmal einem Auserwählten einer
; Vlis daraus zu gestatten, ist »ein stu:
pider Hain-mai, der an Walklfmr
F Jst Oste
I Gast: »Den Wirth, das Essen ist
noch schlechter wie im vorigen Jahre.«
Wirth: «Unmä-glich, mein herrl«
» III-liest
J Schauspieler: »Ja- sage dir, wie ich
zznm etsien Male austrat, ist die Kasse
Ibald gestükmt word-ak«
? Freunde »Die Leute wollten wohl
xihr Geld zutückhaben?«'
» W
! an Zeit-tm bei sue-samt
) »Wie leben denn die jungen Ehe- .
Heute?«
i »O. die sitzen den ganzen Tag im
iAntotnabi1!«
»Am- in Saus und Brausk
; Bett-schmiss.
I »Ha! ein Leutnant Vermögen, so
Yiann et heirathen; hat seine Braut
Vermögen so darf et heirathen; hat
ie; akek Schulden, so muß er heira
.t en.'·
Nachsichtig.
; Schneiden »Wenn Sie etwas be
Filrllen, mztß man sich immer iotuw
imeln mit allem.«
Herr: »Dasiir brauchen Sie iich mit
der Rechnung nicht zu beeilen!« i
Der iindine Ochs.
l »J’ iag’ Jhna, mein Ochs is a«
g’scheidt’s Thier! Wenn i’ amal net
da bin. nacha ichautrr immer so um.
als ob er mi’ fuch’n tböt·!«
»Ja. ja, das ist halt ein Thier, das
seinesgleichen inchtt«
Unter Freundinnen
»Wie war es denn auf dem gestri
gen Ball?«
»O wunderbar schön; nachdem
Papa den ersten Tautenvmartichein
hatte wechseln lassen, bin ich nicht ein
einziges Mal mehr sitzen geblieben!«
Tritt im Leid.
Hausfrau: »Aber, Minna, wie
tonnten Sie nur den Kalb-braten so
verbrennen !assen?!«
Köchin: »Tröiten Sie sich. gnädige
Frau, er wäre io wie io nicht zu ge
nießen gewesen, ich hatte ihn nämlich
schon total verialzent«
« usw-sin- sein-.
Dichter tder während der Premiere
seines neuen Stückes sich vorm Thea
ter aushält, u einem dort baltenden
Droichtenlui cher): ,,Sagen Sie mal,
Kutscher-, ist denn das der ein ise
Wagen, der zum Schlusse des Ism
ters her-bestellt ist«-i«
Kutscher: »Nu, Herr Dattor,, die
sondern sind schon nach dem eriten Akt
ort.«
Ein sevisitet Hersteid
Beil-unter Millioan limn Bett
ler): »Mit-then Sie, daß Sie iorttoms
men. aber augenblicklich· ionit lasse
ich Sie binausiveeient«
Bettler: »Na na, Männetem man
nich so hettigt Der janze Unterschied
zwischen Sie un mich beliebt man
bloß darin, det Sie dabei find, Jlm
zweete Million zu machen« un iel
Irbeete noch an meine e rf chte t«
Anschauung-unterricht
Schulinspetptor: »Es-ais mai. Met
ner. kannst du mir sagen, wie die
Gestalt per Erde ist?« »
Schiiim »Die ift in derWoche rund
nnd des Sonntags viereckia!«
Schulinspetton »Was ist Its sitt
Unsinn-P
Lehrer: »Ach, der dumme Jung-ei
Jch habe den Kindern. ais ich von
der Gestalt der Erde sprach, als An
J schauungörnittei meine rundeSchnupfi
F«tabatsdoses gezeiai. Sonntags pfle
, ich aber eine silberne zu tragen un
" diese ist allerdings viereckig!«
Ein Bankier hat sich in einer ziem
- lich einsamen Gegend eine Van ge
« kauft. Da ihm die Gegend etwas
I unsicher erselxinh nimmt er sich einen
· Wächter sitt die Bitte-. Eines Ta
I trifft er einen Bauern und feägt i
- ob denn auch der Wächter ein Man
izsei, auf den man sich vertasien can-.
-i »Dös moan’ i.« eriwdeet des
c Bauer, «da Tit-sieht Cein-a nixz der-is
'mit alle Dieb« und Wilderer per Vett«