Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 31, 1907, Sweiter Theil., Image 12

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    Im Heidedort
Roman von Y. von der Elbe.
- (1. ZortfednngJ
scc Inckte die Achseln zu ihrer Wi
Wenn »Steu- mich diebisch
« nein Wenn süßes Madekcheu,«
et fort. »Traktire sein« sollst
« Jeher bestimmen, was du magst, denn
lasse so viel springen, wie du
WITH-« Er klapvette mit den Schlüs
Bin in der Tasche. »Nichts zu tostbat
t so ’n FerschenP
»Heute bend?« fragte sie erstaunt,
,, end sieFlorian den Karton hin
IIZ ie.
; «anodl, heute Abend. Dem Herr
Date-. Sie, Prinzeßchexn Mademoi
M Paduas-L meine Wenigkeit und
käm dieser Schlingel hier, wir bege
nns miteinander in den »Es-Zinser
. ungünstigem Wetter
dire ich ein-e Dtofchie Was? Läßt «
doch hören, unser Plänchen?« Er »
fis- siegesgewiß an
«,Und Papa Hat zugesagt?«
«Nntiitiich hat er."
; »Das begreift ich nicht« Ihr wurde
III heiß, daß sie die Pelzmütze·"berun
..»i«ezrriß. .Ta will ich doch gleich wieder
kshaufF Mit diesen Worten lief sie
davon.
Golde-nennt fah ihr triumphirend
E
; « - atie ftükmte zu ihrem Vater ins
· wisset und störte den beschaulich
Messen nnangenehm auf.
·· L.Jstes weiht-, Papa, daß wir heute
ksdend mit-Reldammer ausgehen? Jch
EIN-V nicht, ich thu’s nichts« Sie
". leudztte ihr Barett in die Sofgecke
ad warf sich außer Athem auf einen
Sinkt
g
»«Hab dich doch ment to, Demo, ais
. Ists-Kein Unglück-«
»Wie in aller Welt kommst du da
Frei-«
" Der blasse Mann sak. Verlegen wie
, Mfefuchmd um sich.
( :« «Jch begreife dich nicht. Habe dir
doch nach gesagt, daß der Mensch zu
kainglich, unverschämt acaen mich ist,
send daß ich keine Artigkeiten von ihm
una«
»Wenn wir all-e mitgeben, kann er
Eck- doch nichts herausneimien.«
»Aber du liebst solche Partien ja
. gar nicht«
»Es ist nun einmal verabredet, und
Ich hoffe, du bist meine aute Tochker
Md biarnirft mich nicht« Um sie zu
«iesiinftigen. zog er feinPortenionnaie
set-s der Tasche und gab iksr sechzig
I Mart »Sieh zu. daß du diesen Mo
— Hat damit Umriß-"
H »Ah; du haft eine Zahlung bekom
. seen?« rief sie erstaunt. »Nun denke
Oder auch bald an vie alte Kohlenrechi
, meng. an di-: große Summe für Che
H eniialien nnd an den Glaser, der das
stelier in Ordnung gebracht hat. Die
" Ernte sit-ahnen schon lange«
»Die Lust zu dem Graiulationsbes
« , war ihr Vergangen, dznn die Aus
z szi auf den Abend bedrückte sie. Sie
Irnßte auch noch ihr blaues Kleid in
««.Ordnunq bringen« Der Vater beschäf
- Este sich schon wieder mit dem Hunde.
ie stand auf und Staate, in den-.
Verlangen, ihrem einzigen Freunde
Ins Herz auszufchiittenx »Onkel
szhans ift doch zu Haufe?«
s , »Nein. er ist zu seinem Bruder ge
"f sangen ."
— In araßem Unbehaaen verließ sie
»das Zimmer. Jhr kleines Stäbchen,
In dem sie wohnte und fchiieis lag hin
iset der Käche Hier saß sie und brachte
Tät Haushaltunasbuch in Ordnung-.
- sie war durch ihreMutter an genaues
Iieebnen und vorsichtiaes Haushakten
" Zhnt und fühlte sich sehr erleich
ka wieder Geld in der Hand zu
YOU-Vater hatte ihr einen Fünfzig
lich-in nnd zehn Mark in Gold
— ; den« Was er wohl für eine Ein
aehsabi haben mochte?
B see das Papier auseinander fal
, sah sie. daß ein schwarzes Haar
. « liebte. Wo kam das her? Jhr
.- hatte in letzter Zeit graues Haar
M. Ein piosiicher -Schreck
he see. Stammte der Schein
« Fessean Hand? —- Aber
würden fi-: ja nach und nach
in feine Gewalt gerathen!
Dein-e Macht in dem Gelde lag,
isngiges macht, wie unterjocht
Midnet ist, das sagte ihr der
« Verstand Sie konnten ja,
sp die Sache so verhielt, nicht
M nnd ein ohne des GIVE-i
Wn -
. herzensanth befie! fre.
« der nächsten günstigen
den Vater offen fragen,
seidene-mer Heide. »
He Eber vie häuslichen
e Iangsam-. je wahrschein
W Ek; jmk Zefiiecheung
M gis-ich rnkt Onkel Hans
W Daß M nicht zu
. "«« e MM M ice sonst
Mast staats aber sie
Freunde, bei denen sie sich Rath und1
Hcchisf hätte hoken können, besaß sie
m .
Nach allen Ueberkgungen sah sie
ein, daß ihr nichts übrig bleibe, als
sich in die Anordnung ihres Vaters
zu er ben und sich stir derf abendli
chen usgang anzntleiden.
Ihr einziges besseres Kleid von
leichtem, hellbiauem Wollstofs, das
sie diesen Abend anziehen mußte, hatte
einen Riß davongetragen, den wollte
sie noch stopfen.
So saß sie bei ihrer kleinen Lampe
und irrte mit ihren ängstlichen Ge
danken um eine Befürchtung. die ihr
immer drohender erschien. Nun, sie
wollte alles thun. den Unaussiehlichen
zurückzuweifem Jhni sollte der Muth
vergehen, sich um sie zsi bemühen!
; Stimme Bescheid.
i
i
I
i
"schen: »Ich bin saß-: mik. Date-. daß
Z. Kapitel.
Der Abend tam, ein kalter, häßli
arer Abend mit scharfem Winde und
Schneegestöber. Als Marie mit ihrem
unbehaglich feufzenden Vater vor der
Flurthiir stand, im Begriff, hinabzu
aehen, iam Hans Assel die Stiege
herauf.
Bei dem Wetter wollt ihr ausgehen?
Was habt ihr denn vor?" fragte er
erstaunt.
Liebreich sagte ihm mit lliiglicher
Das junge Mädchen rief dazwi
lvir nach des Prosen Pfeife tanzen
müssen.«
»Mir still, Kind. still,« begütigte
der Vater; »und komm, wir dürfen
nicht warten lassen.« s
Sie stiegen die Treppe hinunter,
nnd Assel trat kopfschüttelnd in die
Wohnung.
Unten auf dernHausflur standGold
ammer in einem eleganten Ueberzieher
und bemühte sich. rot e lederne Hand
schuhe iiber seine icken Finger zu
streifen: er hielt den Hut unter den
Arm geilemmt. Sein blonder Wel
lenscheitel war im Eifer des Aus
brnchs etwas zurückgerutscht, was dem
kleinen Mann ein verwegenes Aus
sehen gab.
Mademoiselle Duvernier kam eben
irn start rauschenden Kleides aus dem
zweiten Stockwerk herunter. Sie trug
auf ihrem Haarturban einen Hut mit
hochstehender Krentve und vielen mal
lenden Federn, die zum Theil über
ihrer Hatennase nickten.
Als der Frifeur erklärte, das Wet
ter sei so ungünstig, daß er es den
Damen schulde, einen Wagen htzlen zu
lassen, wurde die Hausthür aufge
ftaszen und Florian sprang herein.
Seine blonden Locken und der Kragen
seines Havelocks flogen im LuftzugeJ
und Schneeiörnchen fielen ihm vomt
Regenschirm. i
»Die Drofchte ist da!« rief er tri
umvhirend.
Unter dem Schirm führte Gold
ammer zuerst die Franzöfm an den
Wagen und hob sie hinein, dann sor
derte er Liebreich auf, zu folgen und
der Darne gegenüber Plan zu nehmen«
Zuletzt geleitete er Marie. In der
Beflissenheit, ihr zu helfen, drückte er
sie fest an fich, wobei sie ihn so heftig
zurückstieß. daß er fast aus-geglitten
und gefallen wäre. Dann feste er sich
ihr gegenüber, sein Sohn fand beim
Kutscher Platz.
Während der Fahrt erlaubte sich der
Friseur verschiedene Anniiherungsver
suche, die von dem Mädchen stumm,
aber schroff zurückgewiesen wurden.
Als sie im Vorraurn des »Winter
gartens" standen, wo die Menschen hiniJ
nnd her drängten, bot Goldammer
Marie den Arm, um sie hinein zu süh- ;
ren, sie aber rief lachend: »Jugend ge
hört zur Jugend!« und hängte sich an :
Florian, der sich hoch reckte und sehrj
stolz aussah. j
Jrn Saal war es schon voll undj
heiß; etwas verdrießlieh iiber seines
verschiedenen Mißerfolge bei der Um-?
loorbenen, geleitete Goldammer seines
Gäste an ihre Plage. s
Die Musik begann, und die Vorstel- ;
lung nahm ihren Verlauf. j
Marie undsihr junger Freund wur- I
den bald gefesselt Finsternd und;
tkchernd theilten sie sieh ihre Bemer
kungen mit.
Dzi- ptesangstomiter war doch gar
zu narrischl Wem sah er doch ähnlich?
Und nun der Verwandlu ökiinstlens
nnd dann die spaßigen stomatem
und das Fräulein mit dem Sanesen-.
i
(
nentanz in buntfarbiger Beleuchtung,
dassgesiel ihnen ganz vor-Glich.
« rinn» gab steh dankenloser als
ferne Gesahrien di en neuen Ein
drücken bin. Marie, die nie dergleichen
eben, ließ sich auch ein« allein
gi,spintergeunde ihrer gesit- lauert-en«
doch Zangen und hie und da Abnei
fZMJ Mä- DII GVW M- MI
mesim ie tmte elMdchen ge
ben, die sich so Ueideten und fv um
MÆ «
m verwerten
M er fah sure Warte. , Or
its
Mut-nan- ans R itta
und m verschiedenes Seite-s wasch-l
tet wurde.
Das schmeichelte ihm. Es kam ihm
vor. als wäre das fiiri felb etwas
Angenehmes; saher sie ochs nhalb
und halb als sein Eigenthum an.
Was bis jetzt nur ein flüchtiger
Einfall, ein dämmernder Wunsch, ein
augenblickliches Verlangen gewesen,
wurde an diesem Abend zum Ent
schluß, zu einem ganz festen Vorsat-»
den er, koste es, was es wolle, aus
führen mußte. Daß es nicht allein
eine mühsame Bewerbung, sondern
auch eine Menge Geld kosten werde,
wußte er, doch schreckte ihn das nicht.
Nach diesem endlich gefaßten Plan
beschloß er, die Erwählte nicht mehr
mit kleinen Liebenswiitdigkeiten zu
verfolgen. Er fand es ganz in der
Ordnung von seiner tünttigen Frau,
daß sie sich keine unberechtigten An
näherungen gefallen ließ. Es gab
ihm für die Zukunft die tröstliche Ge
wißheit, daß sie nicht kokettiren werde.
Emil Liebreich aber litt peinlich. Er
sah aus wie ein Nachtvogel. der, ans
Sonnenlicht verirrt, in seiner Angst
nicht weiß. wohin er sich retten soll
Er wurde immer dlasser und müder
und fand nicht das mindeste Vergnü
gen an den Vorstellungen Seine Ge
danken irrten voll Sehnsucht heim zu
feinem verlassenen Händchen und dem
einsamen Satan mit dem Bilde der
Verstorbenen
jGoldamrner suchte sich ihr in jeder
TWeise zu nähern, sich ihr angenehm zu
machen. er bewarb sich um sie.
i
i
i
I
»auch weaoemoiseue Jeannr. oie nat
einen gewissen Triumph von diesem
Abend versprochen hatte, fühlte sich
sehr unlefriedigt. Eigentlich hielt sie
etwas von Marie, mit der sie immer
auf freundschaftlichem Fuße gestan
dcn Was man aber hier aus dem
jungen. nachlassig frisrrten Dinge
machte, das ärgerte sie denn doch ge
waltig.
Jn der Pause ließ Goldammer Eis
reichen und nach dem Schluß der Vor
stellung führte er alle ins Resiaurant
des Zentralhotels.
Marie konnte nicht umhin. über die
Pracht und die vielen Gäste zu stau
nen, undes war doch schon zur nacht
schlasenden Zeit. Ob alle diese ver
gnügten Leute nicht ans Zubectgehen
dachten? Sie stand immer sehr friikt
auf. um zu heizen, reinzumachen und
Kassee zu kochen. Wie konnte man
das, wenn man nach Zwölf erst heim
kehrte? Aber müde wurde sie doch
noch nicht.
Sie durften alle wählen. was sie
essen wollten« und der Gastgeber ließ
freigebig auftischen. Er ertlärte nach
liissig daß es ihm aus zehn Marl
mehr oder weniger niemals ankomme.
Endlich gelangten sie wieder zu
Hause an
«Nun, gut amiisirt?" fragte Gold
amrner das Mädchen. »Fem, was,
mein Herzchen?«
Marie konnte nicht umhin, ihm die
Hand zu geben und sich zu bedanien,
aber ihr Dank fiel irostig aus
Florian hals ihr: aHimmlischer
Abend. Papa! O, wer das öfter
haben könnte!«
«hängt ganz von deiner jungen
Freundin ab, du Strick.« —
Oben angekommen, fand Liebreich
kaum noch Kraft, seiner Tochter Gute
Zucht zu sagen, dann taumelte er ins
ett.
Das Mädchen hatte geglaubt, auch
sehr müde zu sein; nun saß sie aber
noch lange am talten Herde und dachte
nach.
So verworren und wechselnd auch
die Eindrücke dieses Abends waren,
eine drohende Wolte trat ihr immer
deutlich-er vor die schaudernde Seele:
Fröstelnd zog sie ihr Tuch um die
Schultern. Fort mit diesen schreckli
chen Gedanken. Sie ging zu Bett, aber
es währte lange Zeit, bevor sie die;
Ruhe sand, die sie suchte. (
Einige Tage später schritt Emils
Liebeeich unruhig in seinem Salonj
aus und ab. Mehrsach lehrte er zumi
Sosatisch uriick, auf den er einen of-;
fenen Briee geworfen hatte. Es wars
die mit dem Gerichtsvollzieher drohis
ende Mahnung des KohlenlieferantenI
Die Schuld war seit dem Tode sei- i
ner rau zu der höhe von sasi zwei
hun rtfiinszig Mart aufgelausemx
Wie konnte das nur sein?
Pfanden lassen, die Siegel des Ge
richtsooilziehers an seinen Sachenl
sehen, ein schrecklicher Gedanke! Dem!
Manne trat der Schweiß aus dies
Stirn bei dieser Vorstellung Er wars
:ch in einen Stuhl und schob sogar
nhund urtick, der« an ihm hinaus
sprang r besaß kaum noch Außensi
stände, es war au in letter Zeit soc-J
nig eingegangen ließ sich dennj
bei 2dem iriiben Wetter photographi-j
Un i i
Und dann fielen ihm die anderenL
unbezahtten Re nungen ein. und er
drang aus m« einem Gefilde- als
·ege ihm dasWasser bis an die-Kehle
So vieler auch sann, er sand teinen
anderen Rath, als den einen und al
ten: Goldamrner um hilfe zu bitten.
Er that dies ungern. Der riseur
Hand ihm immer so spöttisch chelnd
Will-eh daß er sich beschämt und
zerknirscht fühlte. Und wenn er dann,
nach unter Schutt-schein,
mit dein erhaltenen Gelde abzog, so
brannte then dies sbrmlich in der
hand.
Die Maus-binn- der M·
hatteerauchschonein paar-nat M
i III-e , i te
NO . time-mer III eine
. ie m
WITH-M TM
ihn bei dein Gedanken, daß der Delser
einmal versagen nnd alles arti-Hor
dern könne. Wie er je die e Schulds
abtragen solle. war ihm ein Räthsels
Der Gequälte schritt ein paarmali
im Solon aus nnd ab. Er mußte Fehl
erst sammeln und fassen, ehe er ichs
zu dem sauren Gang entschlos, der.j
das sah er wohl ein, halt-möglichst geil
than werden mußte. i
Anatol Goldammer saß in seinemj
kleinen Kontor hinter dem Laden und;
rechnete mit hesriedigtem Lächeln- diei
Einnahmen des verflossenen Monaiss
zusammen. Das Gailicht brannte,s
und der enge Raum war dunsiig undl
vollgepsrapst mit Mustersendungemi
Büchern und Karte-us
Dem Friseur war sehr wohl zu»
Muth. Ueber den Zeilen des Konto-l
buches sah er, wenn er sieh die Muße
gönnte, vor seinem-geistigen Auge dass
rnndwangige, frische Gesicht Mariens-,
ihren schlanten Wuchs und den sesien
oldblonden Zops. Sie hatte sich nie
risiren lassen wolle-n, und es trib
helte ihn doch in den Fingern, diese
Fülle welligen haates zu lösen, zu
wiegen, sie durch die Finger gleiten zu
lassen. Aber Geduld, er würde sich
das Vergnügen gewähren können,
wenn sie erst sein war, und er'- sollte
nicht mehr allzu lange bis dahin
dauern. Er besaß ja die Mittel, sie
sich zu eigen zu machen, er hatte den
Knon aus dem Beutel.
Als Liedreich zuerst mit der Bitte
um Stundung der Miethe und später
mit der um tleine Anleihen zu Gold
ammer gekommen war, harte dieser im
Geiste den Werth don seines Hausge
nossen Besitz abgeichöyt Er wollte
ieinensalls weiter gehen als bis zu der l
Summe, die sich ans einem Verlauf
ergeben würde.
Jn letzter it änderte sich seine
Ansicht. Daß arie ihm nicht freudig
in die Arme sinten werde, wußte er«
wenn er sich auch van seinem Werth
und ihrer Geschmacklosigieit überzeugt
hielt. Solch junge Dinger batten die
albernsten Jllusionen vom Leben. die
mußte man zu ihrem Glücke zwingens
und dazu besaß er nun in den An-;
leiden ihres Vaters ein vortressliches»
Mittel. Er lachte sich ins Fäustcheni
bei dem Gedanten. wie sicher sie ibrns
war. s
Ta trat nach bescheidenern An-!
tlapsen an die Kontartbiir die dauere j
artengte Gestalt Liebreichs langsams
ein« Der Mann sah unter seine-as
vollen ergrauten Haar bei dem arellen ;
Gaslichte erschreckend bleich aus. i
Ueer das seisteGesicht des Friseuräis
flog ein zufriedenes Lächeln. Da bots
sich ja gleich die erwünschte Gelegenij
beit. Er befreite einen Stuhl von;
allerlei Pateten und lud artiger dennl
se seinen Besucher zum Sitzen ein-l
»Was verschafft mir das Vergnügen,»
geschäßter Freund?« «
Hast schönre ich mich. wddet als
Bittsteller zu ionrrnen,« stamknelte der
Photograph. »Aber — ich mag's im
Vertrauen aus unsere alte Freund
schast. Bin leider in einer furchtbaren
Verlegenheit.«
»Zean Sie ber. Was haben Sie
da siir ein Papier?«
Liebreich übergab den Brief des
Kahlenhändlers.
,,Hn1,bm, eine nicht unbedeutende
Summe.'«
»Ich kann mir iaurns—«
»Da müssen wir doch auch erst
sehen, wie viel Sie mir eigentlich
Mulden Wird in die Tausende geben«
Manns Verdienen Sie denn gar nichts
mehr?"
»Die Zeiten sind schtecht. Man ar
beitet; es bringt aber leider nicht ge
nug."
«Sind doch sonst.-ausgetommen.«
»Ja, als meine Frau nach lebte.«
»Ist denn das Töchterchen eine Ber
schwenderini«
»O nein —- nein, ganz und gar
nicht!«
Während dieser Unterhaltung batte
Goldammer bedächtig seinen Kneiser
aus die Nase geileknrnt, ein Schubsach
aufgeschlossen und aus einer kleinen
Lederrnadpe Liebreichs Schuldscheine
hervorgesucht. Nun begann er die
verschiedenen Summen untereinander
zu schreiben und dann zusammenzu
zählen.
b’ ja alles im Kontobuche.«
plau rteer, während dieser Beschäfti
Æ, »aber so wird die Geschichte sin
« iibersichtlicher.«
Der Photograpb hatte angstvoll zu
xsebem wie eine Zahl unter die an
ee aufs Papier geworfen wurde.
Das war sa unerschrotnglich viel!
Jett stand die Reihe da, nun die
LTatalsuknuie: »Das macht schon liber
deeitausend Mari, Berebrtesier. Weiß
wirklich nicht, ob meine Gesiilligieit
mich nicht schon zu weit gesiibrt bat.
·Welche Garn tie können Sie mir
"geben, daß ’ wieder zu dem Meinen
tanrniei Soll doch nicht alles fiir die
Kasse sein, was man erworben bat-—
Haben Sie irgend eine Sicherheit zu
-bieieni« -
« PentBedriingten schlatterten die
Wieder-. so lurz und rauh hatte der
Bitte Freund nach nie zu ihm gespro
n
hilsloi richtete er seinen Blick «aus
den Quälee und neuen-eile Unver
Wirklich-T
M turzee banger Pause sagte
Gold-unmer- La te uns als
»wes-nig- Mäsuee items-sein Si
sehen, tote die Sachen stehet-. Da gibt
ei m die M: entweder Sie ersta
ten IN Munwtfeibizteid dann
aus, mit zitternden Fingern wischte
er sich wiederholt iilser die Stim.
.Oder,« fuhr der andere mit gro
-f;em Nachdruck fort, «oder — oder wie
treten in ein näheres Verhältniß. Mit
einem lieben Papa nimmt man’s nicht
genau, dem wird weiter geholfen, da
wird ein Strich gemacht!'«
»Wie meinen Sie dasi« fragte,
ohne gleich zu begreifen, der Photo
graph. Jn feiner Zerstreutheit war
ihm trotz seiner Tochter Andeutung-en
der Gedanke doch befremdlich, daß der
alte Hauswirth Goldammek ein Auge
auf sein junges Kind geworfen haben
könne.
«;,« rief der Bewerber mit über
legenem Lächeln, »das lann ich, wenn
id; mit dem Vater einer hübschen, hei
rathssiibigen Tochter sprecht-. doch nur
so gemeint haben, daß ich Sie frage,
ob Sie als mein Schwiegerpapa sich
aller Sorgen entschlagen und eine an
genehme Zukunft haben wollen?«
Goldamknee blickte den sprachlos
.Dasitzenden siegesgeloiß an. Jn einem
Schwall schöner Worte schilderte er
ihm seine Zuneigung fiir Marie, sei
nen gediegenen Wohlstand und seine
Absicht, dem Vater seiner Frau das
Leben so leicht zu machen wie nur
möglich
Dem Bedeängten klopfte das Blut
in den Schläfein er fühlte sich bis zur
Denkuniälfigteit verwirrt. Wa« denn
möglich? Alle Sorgen um die cinlttnft
sollen wie weggeblasen fein? Er sollte
leben tönnen, wis es itzm gefiel?
Dann sah er den Frifeur an, die ge
drungene Gestalt mit dem Bäuchlem,
das rathe Gesicht, darüber die Perücke.
Sein Schönheitssinn regte sich7einem
blühenden jungen Geschöpfe, wie seine
Marie war. konnte dieser Freier
schwerlich gefallen. Aber was dann?
Jetzt ichfug des Sprechers fette
Stimme wieder an fein Ohr: »Wenn
Sie einmal aus dem Leben gehen, ist
Ihr Kind so wohl aufgehoben wie in
Abkahams Schooß. Ich werde sie auf
Händen tragen. Mit dem Geschäft soll
sie gar nichts zu schaffen halten« dafiir
sorgt die Duvernier. Den haushalt
aber versteht Marie. Ich will nur sie
nur mit ihr glücklich sein. th sie doch
gewissermaßen wie eine Lin meinem
Garten aewachsene Blume. Wer wollte
mir verdenten, wenn ich sie pflücken
thchte?«
Liebreich fiammelte Auf-reden. Er
müsse doch vor allem mit dem Mäd
clten sprechen, wenn er auch hoffe,
nicht bezweifle —
Sckkwrrfiillig erhob er sich. Jhm
um«-, als sei eine weit qrößete Last
ais-f seine Schultern gelegt: Miihsam
schleppte er daran. Noch aebeugtek als
sonst drückten sich zur Thür hinaus.
(Fortieynng folgt.)
Die Ceneinrnise der Leeres-idem
Die Geheimniffe des weiten Meeres
?grundes, der sieben Zehntel des Erd
Jbatls bedeckt, beginnen sich mehr und
mehr dem menschlichen Auge zu ent
hüllen· Die Tauchapparate werden in
immer vollkatnmenerer Weite ausge
staltet und erlauben dem Wanderer in
den Tiefen des Ozeans sich bequem zu
bewegen, f o leicht und ruhig zu athmen,
Iwie auf dem heimische-n Lande. Die
Photographie gestattet. die mannigfal
tigen Wunder und Formen dieser ver
borgenen Reiche festzuhalten; aber
man muß sich dabei der Mamentphoio
grarshie bedienen, denn in diesen Regio
nen, die unter dem Wasserfpiegel fo ru
hig. unbeweglich und schweigend zu ru
hen scheinen, herrscht ständige Bewe
gung, unaufhörlich regfameg Leben
und nie einhaltende Unruhe. Von ei
ner Wanderung auf dem Meeresgrund
erzählt Eiienne Peau in einem interes
santen Aufsatzr. Steigt man in die
Abgriinde des Ozeans herab, so ist
man von einer Dämmerung, einem
dicht wogenden Nebelfchleier umhüllt.
Himmel und Wolken, die zu Anfang
noch ihr spiegelnd-es Abbild dem lith
nen Taucher gezeigt, verschwinden bald
und nur die Sonne dringt noch in die
dunklen Tiefen und glüht wie eine
kleine röthliche Scheibe durch die grün
lich blauenDiimmerungen des Wasser-.
Eine ganze Welt seltfamster Erschei
nungen richtet sich m unheimlicher
Größe um den Wanderer auf, der sich
gebückt vorwärts tafiet. Alle Gegen
stände erscheinen näher und größer-, als
sie in Wirklichkeit find. Man sieht sie
gleichmäßig in einer Färbung, die sie
eigentlich nicht haben, denn die Licht
ferahlen müssen, bis sie zu ihnen gelan
gen, dichte Schichten grünen oder azur
blauen Wassers durchdringen, die sie
ganz verfchiedenartig absorbiren; so
erfcheinen denn die weißen Felsen in
ein bliiulicheö Licht gebadet und röth
liehe Thiere vsn dunklem Schwarz
umfangen.
W
- «
hat man sit ersi an dte tiefe Dun
leldeit gewöhnt, die hier herrscht, lo
werden auch die seinen Farbennuancen,
die bunten Lichtlontraste, die diese
nächtlichen Weiten durchslnthen, wade
nehmbar. Ein wundersame-Farben
spiel aber erlebt man, wenn man plöhi
lich in dieser Tiefe ein helles Licht auf
glänzen läßt; dann ift mit einem
Schlage die dämmerig-triibe Unterwelt
von tausendfarbigen Wundern durch
"zuckt, von Lichtmassen überschüttet.
Wollen vonFifchen schießen daher, von
der ungewohnten helligteit geblendet,
und lassen die reichen Gold- und Sil
berlöne ihrer Schuppen auslchimmern,
während letchtund durchsichtig wie viel
iarbige Edelsteine oder opalisirendes
Glas Medulen langsam dadinzieden.
Dazwischen blitzen wie unzählige Licht
funlen Algen und andere Pflanzen aus«
leuchtend tm Licht des erhellten Wal
sers, gleich Myriaden von Perlen und
Diamanten. Jmmer wieder wechselt
die Umgebung, je weiter man vorwärts
dringt. Bald erscheint der Meeres
grund wie eine Sandwiisie, beläet mit
Steinen und Schlingpflanzem bald
dehnen sich imposante Granitmassen
aus. ganz nackt oder von tallartigen
Formationen bedeckt. Hier liegt ein
weites ödes Schlammseld, und dort
dehnt sich ein dichter Teppich von See
gtag, von riesigen Pflanzenwäldern
"iiberwuchert. Die Seeflora mit ihren
phantastischen und ganz eigenartigen
Schönheiten wächst üppig empor. große
baumartige Gewächse, breit wie Farn
kräuter, graziöfe Palmen. Jn ihren
Farben spielen alle Nuaneen der Skala
zwischenWeiß und Schwarz, in blauen,
gelben, grünen und rothen Lichtern sich
brechend. Belebt ist diese reiche Pflan
zenwelt von einem unaufhörlich wim
melnden, schier zahllosen Reich der
mannigfachsten Lebewesen. Unter se
dem Stein. zwischen allen Kräutern
unt-Pflanzen hausenThiere; sie hängen
.an den Algen, wühlen sich in die ausdr
"migen Schwämme, Seeigel mit violet
ten Stacheln, Muscheln von allen Ar
ten und allen Größen, greuliche See
spinnen, scheusztich geballte Polypen,
gräßliche Tintensische mit runden gla
’sigen Augen. hummer und Langusten.
Thiere von bizarrftem Aussehen und
Lsettsamen Bewegungen die in diesen
unterseeischen Gebieten den Menschen
ungewohnte, vhantastisch ahfonderliche
und saft gespenstische Formen ange
nommen haben.
Gegen dieses Heer der exotischen
Meerthiere treten die Fische fast zurück.
Sie schießen geröuschios und schnell
darüber, ohne viel Aufsehens zu ma
chen; vielfach trifft man ire auch schla
ssend. Man bemertt dann unter At
-gen eingebettet einen Fisch, aus dem
Niicten oder auf der Seite liegend. in
seinem Zustande völliger Bewegungle
.sigteit, wie wenn er todt wäre. Nähert
sman sich ihm aber und berührt ihn mit
Jder Hand, so erlangt er sogleich sein
Leben wieder; und dieSchnelligteit sei
ner Flucht zeigt zur Genüge. dasz er
»nur geschlafen hat. Doch neben den
merkwürdigen und wunderlichen
Schauspielen aller Art bieten sich auch
straurige Bilder dem Meerwanderer
!dar. Man braucht nicht lange auf
Idern Boden des Ozeans zu gehen. um
Lauf Dinge zu stoßen, die von der Ge
fährlichkeit des nassen Elements, von
dem trügerischen Wesen der Wogen, die
so ruhig und still erscheinen« Kunde ge
ben. Da ftöszt man aus eine Kette. die
ganz von Schtingpslanzen umsponnen
ist« aus einen Anter oder eine Schiffs
schraube, halb im Sand vergraben, aus
eine Tonne, aus Segetwert. Schlamm
hat sie til-erzogen Mollusten haben sich
auf ihnen festgefeht; so sind sie ein
Theil des Meeresgrundes geworden, u.
nur ihre Form verräth noch, wozu sie
einst gedient. Und dann ulötztich hebt
sich bisweilen eine große diistere Mauer
argen die leuchtendeWassermasse hinab,
Masten und Raen tauchen auf und
man unterscheidet deutlich den Rumpf
eines gefcheiterten und esuntenen
Schiffes. Jn dem ungewi en Zwie
licht wirken diese fchattenhast sich aus
reetenden Zeugen des Todes und Ver
derbens doppelt unheimlich und lassen
vor den geistigen Augen düstere Szenen
aussteigen. die in der Tiefe des Meeres
grundes ihr stilles Ende gefunden ha
n.
Eine Dausfrau in Baltimore bekam
keinen schlechten Schrecken, als ihre
Koch-n, die eine wahre Perle war, zu
ihr larn und ihr erklärte, dass sie bin
nen Wochenfrist ziehen werde.——»Mag-·
grei« rief sie vorwurfivolL «warum
wallen Sie mich verlassen? Gedenten
Sie sich zu verbessernik —- »Nein!
Azadgmässwehttemillzaggie entschieden
a.«er ernw nii nit.
werde heiraten." ch ch O Ich
Der Schuldner-.
Gläubiger fder von dem Automo bit eines arg verfchujdetm Escer fast
überfahren wird): »Der unverschämt Mean Wenn et zu Jus geht, weicht
et mit schon aus-L« .