Yeöraska - « Staats-3nze1ger Und Yerold Zugs-Its F Grund Mut- Nebt.. 24. Mai 1907 (Zweitet Theil.) — No. 39. Frtllplingszauber. Nun ist tm Frühling doch gekommen, Gekommen ist-er Nachts Hat Sturm und Wetter fortgenommen Und Sonnenschgn gebracht. Nun ist der Frühling doch gekommen Jn aller Herrlichkeit! Was klopft dein Herz da noch beklom men? Wach’ auf, mach· dich bereits — Mach’ dich bereit, ilJn zu- empfangen, Den wonnig holden Mast » Jst auch dein Leben-Blend verganqen, Sieh’ —- die Natur blieb treu! — Den Frieden, den die Welt,. das Leben. Dir raubte, ihn bringt nur Zurück mit ihrem Wunderweben Die Zauberin N a tu r ! i Alstaizllsmosm Novelleiie von Makic Stuhl. Jn lockendet Kinngfiille brausten die hefteten Weisen der Militätkapelle durch den Festsaal, der sich bei Ge legenheit eine-s Bazats zu wobltbäti «" gen Zwecken als japanische Landschafk uerkleideet hatte. Jm Hintergrunde der Fusiayama und das Meer« im Votdetgtunde japanische Häuschen unter einem Meer von Kirschblüthen. Und in diesen Häuschen mit Papier-: wänden und Bastmatten mehr ode:’ minder reizende Japanetinuen, die uns pure-: Menschenliebe wetteiieriens in Flitt Und Gefallsuchi, um Häuser» anzulecken für all die verschiedenen! Erzeugnisse des Landes der ausgehen den Sonne. »Madome Chrysantheme oder Mä-1 mosa?« fragte ein staatlicher Herr in mittleren Jahren eine reizende Gei sha, die in einer Laube von Kirschblü« thenztoeigets Konfett und Blumen trierlaufte und ab und Zu aus einer Guitarre llitnpernd lleine Lieder sang. Jhre Laube war von blitzen den Uniformen und Fracks förmlich belagert. Der große Herr, der einige Orden im Ftnopfloch trug, mußte lange warten. bis er eine Gelegenheit s.-.nd, sie anzuoeden Erst in dem Au genblick, als der Hof den Saal betrat und das ganze Publilum sich den ho hen Herrschaften zuwandte, befand er sich ihr gegenüber allein. Die schöne Geisha legte die Gui tarre fort. »Gott sei Dant, Her- Professor, Ihnen gegenüber brauche ich nicht Mimofa zu spielen, Sie taufen Jbre Blumen ebenso gern von Asia Wir renburg. Nichts ist ansteenaender als pflichtgernäß Spaß zu machen und bezaubernd zu seini« »Also doch ein kleines Opfer neben dem Vergnügen, sich aus Nächsten liebe bewundern zu lassen", saate der Professor Kettler lächelnd, indem er sich ein-e Kirschblütbe und ein Büschel chen Mirnosen ins Knopfloch steckte. »Leider tann man nicht ganz ohne Opfer wohlthätig sein« bemerkte Frau von Warenburg seufzend. »Es müßte noch etwas anderes erfunden werden als diese Bazare, um große Summen für Wohlthätigkeitsrwecke ohne Mühe zusammenzubringen »Ohne Mühe?" fragte der Profess sor mit starker Betonung Er sah die schöne junge Frau fast trauria an. «,,O, ich weiß, ich weiß ---— in Ihren Augen hat nur die Menschenliebe werth, die sich ans Kreuz schlagen läßt für die leid-enden Brüder!« rief Asta ungeduldig. »Mir aber will scheinen. daß derjenige Höhercs ers zielt, der Gutes zu thun versteht, in dem er selbst Lebensgenuß und Freude aus seiner That schöpft, als-— einer, der sich für andere lasteit und tnartert.« «Bloß, daß das große Menschen leid nicht mit Bergnügungslommit-. te- aus dek Wen zu schaffen ist«.! warf Professor Kettler sehr ernsthaft ein. »Wer das Leid, wo es am tiei sten ist« stillen will, muß mitleiden.« »Die Welt ist zweiseitig'«, entgeg- ; nete Asia-Mimosa mit anmuthiger Koletterie, »nur im Sonnenschein der Lebensfreude lann die höchste, feinite Kulturbilithe gedeihen. Möchten Sie den Duft und Glanz aus der Welt bannen, der von uns Pritsterinnen - der Freude ausgeht-» «Asta«, sagte der große, starke Mann mit einem Beben der Stimme, «nein! Jeb lann den Duft und Glanz nicht mehr missen! Jcb möchte ihn fiir immer in mein arbeitsreickies, ernstes Leben bannen! Schwer habe ich mit mir ertöntpr das Verlangen nach Glück läßt sich« nicht unterdrü etenl Sie wissen nicht, was ich leide, Sie in dieser Masterade zu sehen, um das Wohlgefallen jedes eitlen Ge - »den und der feilen Masse buhlend. Mir i . als müßte t ersticken in die ser pspbiire der armhergigtettss - schelei. in der seder nur sein liebes - - ur Geltung bringen will und ein ensch an die Unglücklichen denkt, die durch Wohlthaten nach er niedrigt werden· Jch möchte Sie aus reinere Hshe rettenl Dort sollten Sie in« Ihrem Dust und Glanz noch viel schilt-er blühen, nicht nur mir. sondern vielen zum Segen und zur Freude. Denn . be Ve» würde mir doppelte Arbeit reudig et verleihen, den Setz deuden um Nu n. A a! nur ein Wort, o ich en darf « Asta-Mimo a toar er chroclen einen -tleinen Schritt suec-getreten hr Auge glitt mit einem halben e dauern libet den aufgeregten Mann. iiver seine l)ol;-:, imposante Gestalt miii dem markanten Charakterlopf. . »Aber Herr Professot«, sagte si Hnit der Miene eines bettiibten Kin Idee-, »ich Verkracje die Krankenhaus atntoiplsäre eben so wenig wie Sie idie hiesige Der leiseste Geruch von-I Tiner und Aether macht mich trank! ; Seien Sie mir nicht böse, bitteJ I bitte!« .Die le ten Worte waren nur noch hastig ge lüstert, denn in dieiem Au genblick wandte sich der Schwarm des kaufluitigen Publitnjng wieder den Buden zu. Die ichdne Mimosa wart scfoti von neuem umdkängtnnd umll worden. Der Professor war bleich gewor den. Er mußte sich zufamnienraffem Um einem der königlichen Winzer-, let ihn huldvoll anredete, die passende Antwort zu geben. Der einz ließ sich eingehend über den Ne bau eines Krankenlfauses Bericht erstatten, und ir- diesefe Gespräch tönte eine Guitarre in weichen, lockenden Akkorden. und eine süße Stimme sang: » n meiner Heiinath, da wird es jetzt tiilsling.« Auch die königliche Hoheit wurde 4 P zerstreut und lauschte nach der Sän gerin hinüber. »Ah, da ist ja unsere charmantc Wittwe —- verzeihen Sie, Herr Pro fessor ——— muß nur schnell mal meine Hutdiguna zu Füßen legen —.« Mit diesen Worten wandte sich der Prinz, der zum Comite gehörte, Frau von Warenburg zu. Es war tiefe Nacht, als Asta-Mi mosa, in ihr Heim zurückgekehrt, bei rauscht von Triumphen. vor allen ausgezeichnet durch den Prinzen, den Protettor der Festveranstaltung, zum erstenmal wieder zum Nachdenken kam. Sie sonnte sich in dem Be wußtsein, den giftigen Neid zahlloser sMitfchwestern erregt zu haben. ’Das Maß ihrer desriedigte Eitel teit war heute voll geworden is zum Ueberlaufen, aber all diese angeneh men Triumphgefühle konnten ein ver borgenes, von dein brausenden Kling ttang des Abends übertäubtes Weh gefiihl nicht ganz ersticken. Und jetzt in der tiefen Stille der Nacht wurde es auch itnheimlich»groß. « DaeBitd des hohen, ernsten Man nes-« mit der tiefen Liebe im Blick trat wie eine Anklage vor ihre Seele. »Was hast du gethan? Du hast ei nen Edelstein fiir bunte Scherben, Gold siir Flitter hingegeben!« warnte eine Stimme in ihrem Innern. Aber sie wehrte sich dagegen. « »Ich liebe ihn nicht genug, um ihm das Opfer meine-Z wundervollen, fröhlichen Lebens zu bringen«, sagte sie sich. »Seine Lebenssphäre liegt auf der Schattenseite, Krankheit, Tod und Elend find seine täglichen Gesellschaften Das ertrage ich nicht. Für das Lebensbediirfniß meines Herzens habe ich ja mein Kind. Die Mutterliebe rettet meine Seele vor der Gefahr, so hohl und obersläch lich zu werden wie die Mehrzahl mei ner Standesgenossirtnm Jch brauche stettler nicht.« Sie warf ihren seidenen Schlafrock iiber und ging in das Nebenzimmer« wo ihr Söhnchem ein sechsjähriges Kind, den tiefen, festen lstinderschlaf schlies. »Mein einziges Glück, mein Alles!« sliisterte sie mit leidenschaftlicher Zärtlichkeit und küßte den Kleinen auf die rosigen Wörtchen Wochen waren vergangen. Mitten in den ranschenden Tumult der Hoch saison tönte eines Tages eine Schre cienstundr. »Automobilunsall«, erzählte man sich mit bleichen Lippen. Waben Sie schon das Entsetzliche gehört? Die schöne Warenburg und ihr Söhnchen -«- heraus-geschleudert bei einem Zu sammenstoß « auf einer Fahrt zum stindersest —- ich glaube, das Kind todt und sie rerstümmelt! Gesißlicht« Wie gewöhnlich hatte die erstes » Schreckensnachricht übertrieben. Frau j »von Warenburg haite nur den Arm ,gebrochen und einige nicht lebendige fiihrliche Wundenddabongetragem nnd das Kind, das man erst todt ge geben, schwebte aber in großer Ge fa r. Auf der Unfallstation, wo man d erste hilse leistete, verlangte Asta mit der legten Krast der Besinnung, daß man Professor Kettler telepho Frist Zur Stelle und ließ Mutter und Kind n seine Kttnik bringen. Und nunztamen Wochen der Qual nnd Todesangst siir die un liiekliche Frau. Alles, was sie selbst ltt, war Sie las in den tiesbekiimmerten Mie nen des Arztes, daß er« ihren kleinen Hanssorg aufgegeben und das führte I sie an den Abgrund der Verzweiflung. Jn diesem grenzenlosen Seelenleid lernte sie den Werth der mitleidenden Liebe kennen. Sie klammerte si wie eine Ertrinkende an Kettler, un als - I glaubt, hatte bald Lebenszeichen ge-« nisch herbeirufe. Er war in kürzeste-: nichts gegen die Angst um ihr Nind.« endlich, endlich die erlösende Stunde kam, da er ibr mit leuchtenden Augen sagen konnte: »Gerettet!« brach sie laut ausweinend zusammen und küßte seine Hände. Langsam lam die Retonvatenszenz. Sie konnte kaum wieder geben und stehn, so theilte sie sich mit den Schwestern in die Pflege ihres Kin des, und als der Kleine wieder lachte und plauderte, da war ihr das-·- lo-ge fürchtete Krankenhaus zu einem-lie ben Heim geworden· Sie verließ oft die Räume, die sie bewohnte, und be suchte die Säle der Kranken und Ge netenden « · . Der Tag des Abschieds kam, der sie und ihr Kind genesen dem ialten Heim wiedergeben sollte· Neben der - reude war ihr Herz voll banger-We math sd schwer wurde es ihr, aus der fo liebgewordenen Umgebung zu schei den. Der Professor hatte nie wieder seine Werbirng erwähnt; streng hielt er die Grenze zwischen Freunofcha tj und Liebe inne. Das bedrückte W schwer, sie fürchtete, daß sie seine; Liebe für immer verlor und wußte; doch, daß ein Leben ohne ihn keins Glück mehr fiir sie sei. » »Es wird mir so schwer zu gehen-I sagte sie mit erftickter Stimme, als siex ihm zum Abschied allein gegenüber-T stand in feinem Sprechzimrner. ! ,,Sehen Sie, man gewiihnt sich an.( alles,« suchte er heitelr zu scherzen« ,,selbst an die Atmosphäre Von Ksrxl bol und Aether.« s Sie brach in The-Einen aus. »JchT weiß, Sie werden mir das tbörichtej Wort nie verzeihen! Sie haben so» furchtbar recht behalten mit dem, wasi Sie mir an jenem Abend sagten, alsi’ ich noch nicht wußte, was wahres-I Unglück nnd was —-—wahre Liebe ist!« T ,.Asta!« Ich habe Ihnen längst ver ziehen-wenn Sie jetzt wissen, was wabre Liebe ist, dann wissen Ste, auch daß-sie alles duldet und nie auf hört.« « ,,;a, ich weiß-es,« sagte sie met einem leuchtenden Blick. Er zog sie sanst in seine Armes und den Kopf an feiner Brust, flsistette sie: »Mens Leben lang will ich dir dienen - unt-« ben leidenden Brüdern!« -.-« - .. .- · - --».-...—».. AmSee Genezareti7. ! Von· L. Wert-ird sieinc uns vertraute Stätte deg- hei ligen Landes hastet so fest in dem Ge . dächtniß des Paläsiinapilgers wie der See Gene«zaretti. Dieser See wirt: in seiner unberührten Schöne echt, wiei ein großes Heiligtlznm Der Perlel gleicht sein smimmernder Spiegel, dies eingesaßt wird von dem Griin dexj Matten nnd dem te iiberragendea : Verglranz Nordgaliläas. -—— To sahen i wir ihn um die Märzwende des Jan-1 l i ree this-. Wir standen auf der Höhe von Miisis im einsamen Ostjordan-« lande. Der Abhang ragt 2000 Fuß Tiere-l des Furche, die hier in alten Zeiten der H Jordan in das Antlitz der Mutter Erde gegraben trat; da kostet eg einen mün seligen Ulostieg das Kleinod zu gewin nen, auf dessen gtitzernden Wellen deri erst-.- Ijtorgenfonnenstrahl sich wiegts Keusch lsijitr die jungfräuliche Land- I schaft ihre edlen Formen in einen zir- ; ten aGleise-. aber gerade die Nenn-s stimmuna wirkt eine überirdisches Schönheit Licht ist das Wasser, blziss " min« sind di: Halden, zum Greifen dies Umrisse der OiigeL und doch liegt iiver ! dem Ganzen aus verbaltenem Lichts und Aether gewoben, das Geheimnis-," der Ewigkeit. Das Herz richtet sichs aus den, der da ist »aller Schöne Mei- ’ ster«, kai- leige sucht seine Fußstapsen, nnd oor dem inneren Sinn füllt sich der landschaftliche Rahmen mit leben-: . z . v , . » » . degen ssrtdern aus Galrlaaö großen Tagen Wir reiten am Ostuser entlang, die abgeiriedenen Gäule erhaschen am Weg ande manch vorwitzian Hahn der set ten Sultansaerste.« Dichter und üp piger wird die Wildniß, bis endlich unsere Zelte gleich riesigen Glockenblip men ans dem tniehohen Sens und den biühenden Wiesen uns entgegenleuch ten. Sie iiinden willkommene Ruhe, denn bier zu« ruhen ist wonniqe Aus sicht siir Leib und Seele. Der Tag geht schon zur Neige, da schüttet die Sonne noch einmal eine Fluth milden Lichts über die dunstige Seelandschaft aus. Jn feenbaftem Schein erstrahlt nur der Wasserfiiiche, die der Abend «wind leicht träufelt, ein Schifflein; maigriin leuchtet am Strande die grüne Ebene, nur die Randberge da hinter versinten im Schatten. O diese Sonne des Morgenlandes, wie sie ver schwendeejsch ihre Reize ausgießtz wie sie malt und tönt, himmel und Wol ten, Land und Meer! Am nächsten »Mei«aen bat sie uns driiben am westti schen See-irr aus den Schatten der Macht Tiberias bervorgezaubert, die sStaot, die Herodes Antipas einst ans Gold nnd Marmor schuf Leuchte-nd wachsen noch heute die weißgekrönten THänser am Uferbang ans der blauen Fluth in den lichten Aether, und fein wie ein tostbares Spielzeug, aus E! fenbein geschnitzt, dünkt den Beschauer das-; Bild. Es winkt ihm, es lockt In Und vergebens Licht sein Auge nati: vertrauteren Bibelstätten am Sec; iibcr Kapernauin, über Chorazin nnd Bethfaida hat sich das Wehe des Herrn so gründlich ausgewirkt, daß heute Dornen nnd Diftcln ihre Stätte decken. « Fischer kringen uns in mehrftiindi Her Rudernrbeit über den See; und wenn auch der Genuß der Fahrt durch einen wolkenbruchartigen Sturzregen« nicht gerade erhöht wird, so wird nach de: Entladung doch der Ausblick klar, de: vorher durch die wogenden Nebel ictnvaden versperrt war. ( Langsam zieht am Ufer das Hiel boot seine Furche. Die alten Römer bäder, deren heilkräftiger warmer Strudel die Stadt nocb heute in einen tt irort ersten Range-J versetzen könn te, und die berühmten Rabbinengriiber mit ihren weißen Synagogentuppeln gleiten an uns vorüber; Trümmer und. Säulenreste, die Zeugen einer längst eritschwundenen Pracht, stellen die Ver bindung mit dem heutigen Ort her. Er iir zu Wasser und zu Lande mit einer wehrhaften Mauer umschlossen, deren Thurm molenartig in den See· vor srringt. Auch die Häuser reichen bis an den See, zum Theil in den See. Unter dem Hurrah der hoffnungslos schmutzigen Jugend geht das Ausboo ten auf den starken Nacken zweier Fi scher ohne Unfall von statten Wir treten einen Gang durch die Stadt an, als dessen Ziel hoch oben tm Schatten des Burgberges das deutsche Hotel winkt. Der Blick von seinem Thurme til-er die träumenden Palmen und die schlanten Minaretts wird stir nianche Mühsal des- Weges entsckädi gen. Aber der Wanderer muß sein Herz mit der ganzen Größe seiner star ten Seele wappnen, denn vorerst har ren semer bittere Enttäuschungen Man hat von dem märchenhaftem Schmutz orientalischen Städtelebens gehört; hier gibt’s ein Musterbeispiel dafür-, denn Tiberias ist trotz der ge winnenden Außenseite im Innern nicht besser als andere palästinische Städte, es ist nur noch schlimmer. Schon am Strande erlebt man, wie der under gleichliche See den Anwohnern zur Kloale dient; aber ernst, wirklich ernst wird es mit dem Schmutze doch erst auf dem Markte, in dem Herzen von Tiberias. Berge von Unratl), von dem suchsartigen Hundegesindel durchwühlt, wechseln mit übelriechenden Seen, die der Spätregen frisch gestillt hat. Und dariiber lagert, dick wie mit Fäusten zu greifen, eine mit Miasmen gesättigte Atmosphäre die aus Minuten das Athmen abstellt. Kein Lüftchen vorn See, kein reinigender Regengufz hat hier Zutritt, denn wie ein Alp lastet ein hölzernes-« lttiebeldach iiber den Straßen des Marktes. Hier hausen die Juden; krier hat auch, wenn der arabische Volks-wund recht hat, der König der Flöhe seine Residenz. Schon seit alterg ist Tibe trias eine jiidische Stadt. Ansanag als unrein gemieden, wurde sie doch schon wenige Jahrzehnte darauf, nach der Zerstörung Jerusalems. der natio nale Bergccngsort Heimathloser, und bald wuchs die junge Stadt auch zum Mittelpuntt des gesetzeetreuen Juden thutns heran. Seitdem umschwebt sie der Duft der Heiligkeit, und noch heute zählt Tiberias zu dem Vierlreis heili ger Judenstädte in Palästjnamoch heute wallsahrten fromme Juden an den To destagen der großen Talmudisten in Schnaren zuihren Gräbern. Vielleicht, dat; der Dust der Heiligkeit am Sab bath erwacht, wenn sarbenfreudigeGe wänder von Pliisch und Seide dies-um pender Woche ersetzen und zierliche Seitenloelen unter der schweren Pelz niiitze hervorquellen. Uns bot sich an jenem Mittwoch nur ein unerfreuliches Abbild der Straße, ein Bild der Ver nachlässigung Jn zerrissenen Schu hen, in zerschlissenem Kaftan, den run dLn Hut schmutzig und abgegrisfen, so steht der fiidische Händler in dem offe ;nen Vertausåstande und bietet feil. »was das Herz sich wünscht, was der Sinn begehrt. Das Hauptzugmittet »für den Araber schienen zierlicheScl ach teln mit der Aufschrift «Salonstreich shiilzer« zu sein; uns stand der Sinn fwehr nach Orangen und Zigarren Jm Orangenbandel erschien uns der Marlt svon Tiberias fast wie das Schlarasfen ilaud, da wir drei Früchte siir einen FMetalliL etwas mehr als ein Cent, er standen So ,,billig« die Apfelsinein so «billig und schlecht« waren die Zi W garren von Tiberias. Billig, weit das » Stück nur einen Metallik kostete, wäh- - rend man sonst im Orient für ein rauchbaregseraut mindestens das Fünf fache anlegen muß. Aber schlecht,weit dem Kühnsten der Kühnen auf der abendlichen Heimfahrt zu den Zelten sc weh ums Herz, so blaß um die Lippen ward, daß er die seltene Seebarbe, die der Koch uns inzwischen bereitet hatte-, verschmähte und dem Lager zustrebte. Ei- behauptcte am nächsten Tage stei lich ernsthaft, daß es eine ,,richtige« ;Seekrantheit gewesen sei, und berief Esich aus die phantasiedolle Versicherung der rudermitden Schiffer-, daß »die "Wellen in der Mitte des Sees so hoch gingen als die Berge rings-um« — sie hatten sich durch diese Versicherung nur die Ritcltehr abtiirzen wollen — aber seine Behauptung fand wenig Glauben. Tie Nacht in den Zeiten ist Schwei gen. Die Mutaris hatten unsere Ab wesenheit, wie später herauskam, dazu benutzt, in orientalischem Herrengefühl unsere Betten zu bevölkern; und nun fanden wir sie von jenen ,,unsaßbaren« Lebewesen besetzt, die die Nacht zum Tage 1nacten. Es war wieder eine je ner ,,arabischen Nächte«, die die Poeten befingen, meist nhne sie zu kennen. rlcht Lage waret Auf betretene ten Pfaden naht sich unsere Karawane von Nordwesten her dem See. Noch steiler «geht’s zu Thal als neulich, denn de: See liegt mehr als 600 Fuß unter dein Meereåspiegeh und wir kommen von dem obergaliläischen -Safed, der ,,Stadt auf dem Berge« (Matth. 5, 4). Aber doch istcsz ein wunderbares Reiten unter lachendem Himmel, in lindcr Frühlingsluft, mit vollem, übervollem Herzen. Die Bienlein summen, die Blumen dztften, der Boden strolzt von rother Fruchterde, wo ihm nicht die holden Frühlingskinder ein reiches, farbenpriichtiges Gewand gewoben ha . ben. Und all die Friihlingspracht « streckt sich zum See, sein Becken sam ntelt die Linien der Landschaft wie in einem Brennpunkt. Bei Ain et-Tabira stoßen wir hart auf sein Ufer. Ein freundliches Gie belhaue nimmt uns auf, in dessen offe ner Halle die üppig-: Pracht blutrother Rantrosen glüht. Hier wüßte ich in Frühlingstaaen fitr den abgearbeiteten Gelehrten, fiir die gesellschaftsmiide Weltdame ein Buen retiro. Selbst fiir lheilträftige Bäder sorgt hier Mutter Illtatzir. Wurme Quellen haben schon -ii:: Munde der alten Pilger dem Ort »den Namen »Siebenquell« gegeben; ein shoher, offener Mühllanal leitet heute ihr Wasser zum See; und- da, wo es in mächtigen-. Strahl herabstiirzt, bietet sich-im kühlenden Schatten der Euka lhptusbäume die prächtigste Gelegenheit »zum Trausbad. Wir ziehen das lith lere Seebad vor und schauen, auf einein Stein im flachen Wasser uns sonnend, dem Spiel des Fischeris zu, der sein Netz wirst und rafft, wirft und rafft » .. Und dazwischen liest er die Beute T aus und thut die guten ins Lendennetz, idte faulen ins Wasser. Ganz so. wie leg in dem Gleichniß vom Menschenki »scher heißt: »Das-Himmelreich ist gleich ieinem Netze, damit man allerlei Gat tung fängt . . .« —- Das gastliche Ho hniz der deutschen Katholiten hat uns erquickt; mit frischen Kräften reiten ilvir oon Tabira gen Süden. Die Hügel treten zurück, und die alte Ebene Gen nefar tveitet sich Vor uns. Sie war einst der Garten Gottes in Galiläa und hat die Feder des wehrhaften Juden Joseph-as zu einer glänzenden Schilde-· rang begeistert Sie könnte bei de« eFiille der Wasserläufe, der Gluth der Sonne auch heute noch einen Wettstreit der Natur entfesseln und die Wunder melsi der Tropen hervorzaubern Disz zeigen die mannshohen rosa Malt-en. in deren Schatten wir dahinreiten, und die Diftelriesetn die mit-den spitzigenl Krallen unsere Mantel verwunoeii.s Und Jris und Gladiole, Phlox und’ Margarete nicken dazu,wenn der Steig biigel sie berührt; kaum läßt sich der Versuchung widerstehen, abzusitzen und die Fülle an Farben und Formen in einem prächtig-en Feldblumenstrauß zu vereinen. Aber das Land, darinnen Milch und Honig floß, liegt noch im Dcrnrösehenschlaf und harrt des Prin- - zen, der es wach küßt; vielleicht sind Pflug und Ochsen, die wir in dermitte I der Ebene in Tbätigteit antreffen, die-» ersten Zeichen seines Rabens. Wohl eine Stunde streckt sich der schmale Paradiesesstreif am Ufer ent lang, dann heißt es Abschied von dem See nehmen« da die Berge Weg und Steg versperren. Wohin nun? Eine riesige Schlucht, die das Beraland jäh unterbricht, weist uns den Weg. Aus der Schlucht aber steiat die massige Ho b» von Hattin mit ihren beiden »Hör ner « heraus. Aus dieser Hochebenej Ia i in isen Sommertagen des Jahres —-.- —-«-. 1187 die Bliitlye der abendländischei Ritterschast vor Saladin in venSthI und mit ihr zerbrach die Herrschaft de Kteiizcs im Motgenlandz aus den zweigipseligen Höhenritcken aber, de ihr ausgesetzt ist, sucht seit dem Mittei alter massive Frömmigkeit die Kan e des Bergpkedigers. Tief-r AbendfTH de lagert iiber der Landschaft, die Ietz ten Farbenstreisen verglimmen an westlichen Himmel. Und aus den Rauschen der salben Oelbaumkronet EtlingT es leise zu unseren Zeiten her nieder-: - " ,,,Selig sind dieSanstmiithigen, denk sie werden das Erdreich besitzen. Selig sind die Bürmhekzigem denn sie wer den Barmherzigkeit erlangen. Selig sind die Friedfertigen, denn sie werdet Gottes Kinder heißei!.« Auch eine Ali-nein Im Welfenmuseum zu Hannovet hängt seit vielen Jahren als histori sche Reliquie eine lederne Hose, nnd Die Geschichte derselben ist solgendkt " Jin 16. Jahrhundert, als die Städte Eimbeck und Osterode nack zusammen ein Fürstenthum« bildeten, das den Namen Grubenhagen führte regierte dort Herzog Erich, ein lei denschaftlicher Freund des köstlichen Eimbecker Bieres. Davon ließ er sicks öfters eine Tonne auf sein Schloß kommen, hatte jedoch nicht immer das nöthige Geld zur Bezahlung. Eines Tages hatte der Herzog Gäste send Verlangie von den Einbeckern Vierz echielt aber die Antwort, daß er ersti dasi früher gelieferte bezahlen solle-» Auf diese Weise gedrängt, übergak der Herzog seine lederne—-—Hose als» Faustpsand, löste es jedoch nie wieder-Z ein, und so wußten die Bewohner Von-. Einbeck nichts Besseres damit anzu-i fangen, als das herzogliche Beinlleid dem Welfenmuseum in Hannover zum Geschenk zu machen. I Ein fchlagfertiser RechtsnmmutT Mit großem Geschick hat sich kürz lich ein Rsechtsanwält beim Kölner Oberlandesgerichte in einer peinlichex Situation, in die er wegen Verwechs selung der Parteirollen gerathen war-, zn helfen gewußt. In einer Brig-at tlagesache, in der das Oberlan Dz; gericht in der Revisionsinstanz zu ent-J scheiden hatte, trug er irrthiimlicher-» weise den Standpunkt des Privatkläisz gers vor, während ihm das Mandat-I von dem Beklagten übertragen work den war, und er deshalb dessen Such-T zu vertreten hatte» Auf seinen Irr thum wurde er aufmerksam, als ihtkz der Vorsitzende am Ende seines Plaist doners fragte: «Wessen Sache vertrei-5 ten Sie denn eigentlich?« Schnell gei faßt replizirt der Anwalt: »Was ickk bis jetzt vorgetragen habe, ist des; Rechtsstandpunkt der Gegenseiie, des ren logische und juristische Begriinx dung so mangel- und lückenhaft ists-; wie ich sie in meiner langjähriger Praxis noch nicht erlebt habe, univ wie sie Vor diesem hohen Gerichtshof wohl noch nicht vorgetragen worder ii1.« Schallende Heiterkeit der ii ihren Sesseln thronenden Richter bel? lot-nie diese Ausführungen des schlag; fertigen Rechtsanwaltes, der osfenbak auch der schwierigsten Situation ges wachsen ist. W Goethe in der Musik. Man zählt über tausend Komposr tionen zu Goethe’schen Liedern. Das achtzehnte Jahrhundert allein-hat, wi Max Friedländer in seinem große Werke iiber das deutsche Lied zeigt bereits an 185 KompositionenGoethesp scher Gedicht-I gekannt. Am häufigste· ist wohl ,,Wanderer"s NachtliedUom ponirt worden. Bierundneunzigma bat man Versucht, den stillen Zaube dieses Gedichtes in Musik Umzusetzer darunter bekanntlich Schumant Schubert, Liszt, Loewe und andere Von demGedicht »U-cber allen Wipfel ist Ruhm giebt es 86 Vertonunger Dann folaen »Der cKönig von Thule mit St, »Mianon« mit 68, »Nähe de Geliebten« mit 80, .,Haideröschen mit DEL, »Meine Rats ist hin« m I-’.s; und so sort. Dazu kommen no( die Kompositionen der Dramen, Or vertnren, Opern nnd Singfpiele,- di ren Quelle ein Goethe’sches Gedick oder Schauspie! ist. Der »Fm.tst allein ist etwa zwanzig Mal auf di Opernbübne gebracht worden. —--—— — Sie kennen das. Räuber (zum Herrn, den er übe1 fallen hai): »Sie, SchlanieL wolle · d gleich den Ehering hergeben!« Der Ueberfallene: »Ich bin ja gc nicht verheirathei!« Räuber: ,.Plauschen S’ nicht, fi einen Ledigen haben S’ doch viel z wenig Konrage!« Eingeganqen Tourist: »Hier soll ja ein großa iiges Echo sein!« » Führer »Ja-schreien Sie ma; - Zwei Maß Bier!« Tourist (nachdem er es gethan; « »Man hört ja nichts!« Führer: »Nein hier nicht, aberd IKnthi vom Bergwir th bringts Bi » ichoni« Similia stimmt-T »Sieh’ mal, dem reichen Weit-« : «l;änldler« seine Frau trägt ja Brillanå ohrringe vom reinsten Wasset!« Z-« I Zwei-«- ..... B: Das ist nun mal nicht aude in der Familie. —- shkes Ostia-; Weine sind von gleicher Güte.«