Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 24, 1907, Sweiter Theil., Image 10

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    - k.-.. W m Itsceerei.
Leute tmnderten sich schon lan-—
W sieh-, daß Derr v Steinfelb
« Itaan in seinem einsamen
«" e wohnte und vergessen zu
« « schien daß die Welt »du drau
s, po« war. Er wunderte sich selbst
« Idcht mehr daritber und seine alte
tieri- die bei seinem Vater
Wesen und fest bei dem jun
stch selbst zur allmiichtigen
fierin avanciert hatte, wun
Mch auch nicht mehr.
Ort junge herr hatte mittlerweilr
e hear-e bekommen auch Furchen
irn Wangen, nnd eine neue Gene
, wuchs heran, welche mit Be
«- Hunttbeit aus eigner Erfahrung be
Wkonnte, ob die haare des Herrn
·. FaSteinseld einmal schwarz oder
« ngnoesen seien, denn Augen und
sisprrn waren briinett.
j- Daß er viel erlebt haben mochte, ,
O fnr einsichtsvolle Leute außer
H t- e;- man brauchte ja nur Rosalie
en »wir« schön der junge Herr;
en, »wie" lustig, »wir« glänzend;
sit Reiterossizier.
« Mzu schön, allzu lustig allzu glän
M obne Zweifel.
Seit einiger Zeit aber ging Herr v
" Sirtnfeld weniger als sonst spazieren
send sein brauner einziger Jagbhund
untbiitig in der Sonne aus der
« , -T Deinen Veranda über dern Georgi-i
;t"enbeet. s
« .;- G konnte für Nosalie nicht lange
ein Gebeimniß bleiben, wag der Herr
trieb nnd kopfschüttelnd lonstatierte
’ sie baß er sich mit Schreiben beschas -
Er, dem es sein Leben langt
viel Miibe gewesen seineAusgaben
notieren, der biel t jetzt fortwährend
Federbalter in der hand und be
Vogen um Bogen schönen wei
In Papierö mit eiligen Schriftzeichen
» Ort Schnsier meinte der Herr
Hirt-be gewiss ein Buch, die Geschichte
s Lebens vielleicht Der Dorf- ;
llebrer träumte von einem Gesetz
Wrs zugunsten des Lehrersrandes ?
« Amtmann »taxierte", es handle!
» M Testamen«t und derGastwirtb
in Erwägung ob der Herr viel-:
seine Schulden aufschreibe da;l
»Ist-ehe Rosalie aber wild denn Schul-«
sen hatten «sie«, der Herr und Nosalie
nicht. Das verbat sie sich! Gebabt ;
ta ja — gehabt hatte man welche ;
aber die waren alle bezahlt, und man E
:'-; feste gemäß der sparlich aber sicher;
« lfließenden Eintiinfte. Daß man von?
M Familienalmsen lebte. dassaq i
spir Malie nicht, dazu war sie zu stolz «
Ptoslich erlebte Jagdhund Rex
M frohen Tag. t
· Hmchen zog die hoben Stiefel an ;
HE; schen bürstete nochmals den Bari
Der lang auf die Brust nieder-wallte ;
Herr-sen griff zum besseren Hut aus
ouern Loden mit Adlerslauin —- für
tich trug Herrchen einen aus brauJ
W Loben mit nur einer Schnur-,
kriechen nabm ein Patet unter den
« M —- pfiff. .. und in Rexens froh
Wgender Begleitung ging’s die
-;-·- wts ,
Hhaussee hinunter nach der Stadt
» Man gqu zur Post- Rer dränqte
Ich verbotenerrnaßen mit hinein und
W als gqu er an kurzer Leine dicht -
Herechem der das Pater einem
« Mormterten Mann überreichse, wo- .
Erbsefer nur einen gelben Zettel zu: «
wisset-.- den Herrclken sehr, fehr sorg- !
Mg in sein Poetefenille leqle Rer
«"-;Qunnte das Poetefeuille, es roch nach
IFHM denn es war aus Leder wie-;
Mogols-sehe
nn tran« Herrchen im »Von-i
Dem einen Bildt-, brannte eine Zi
ne an, fah nach der Uhr, pfiff nach l
und dar-n ging es wieder Mel
Masse-e hinauf nach Hause zur Bei
TSMK uber dem Gcoogirrenbeei.
IF Auch Herrchen ging mit auf die Be
« »der und störte dort Rexeng Schlum
M, indem er ruhelos herumtrabie
mer hin und her, bin Und her wie
O etwartungsvoller Erreguna Von
eiben war leine Rede mehr; ein-:
Kund während der folqenden Ta
dels Schreibtisch und die Tinte
» seid ein.
« Mk wurde hetrn v. Steinfeld
Ue Veranda zu enn, und er stieg
harrean Holzstufen hinab und
- das in prangendem Blüten
stehende Georqinenbeet Dann
J er feinen Zielel bis zur Gar
Oliär aus —- Rex wurde schon auf
ihm —- und endlich vergrößerte
djer Rundgang bis zum Teich Und
VIII Festlele Rex mit denn bis zum
« « Hum- ee cl- hsiier verpflichtet
W Teich hatte lxiihee zu Lebzei
» »Alten« hem- I Steinfelo wie
große- Kinderange gelacht
Guts legten Partei-kluge
Versuchen nnd Birken
-,. freierer-T Rom-he hatte
s . Ue in den Amme-einlie
« Dem eine große
Ies- eime iloniß
. UMholz Die
- " alle ge
-- Nuusphe war ver
, M Immer-kriechen
Irre- W tu few-im
III-»Im im
—
N
der vorn Regen aus höher gelegenen
Vettern hereingespiilt worden war·
Derr v. Steinfeld stand fest oft var
dem Tümpel und sah das Boot an,
als plane er, dazfelbe dor dskii in
Untergangs zu retten. Rex stand -
neben, machte einen schiefen Kopf und
postierte fich auf A stand . . . im Bin
fengewirr regte säh etwas... Und
wenns ein Weidmann wie Rex kein
Häschen zu jagen hat« so nimmt er
halt auch mal mit einem Frosch für
lieb
So verging die seit, und Derr d.
Steinfeld wurde «nerbös«. Immer
anhaltender lief er umher, immer rast
loser war sein Dasein. immer öfter
wurde die Pfeife gestopft, getaucht,
ausgekratzt und wieder gestopft, irri
mer wilder striihlte die band den lan
gen- Bart . . . Rex wußte gar nicht, wie
er sich das alles deuten sollte.
Bis eines Tages ein Brief kam.
»Aus Berlink sagte der Landbriefs
träger, dessen Beine aus Gewohnheit
von selbst die Chaussee hin und her
liefen. Als er aber das Wort .aus
Berlin« sagte. standen die Beine mitt
tärisch stramm, und oben die Augen
in dem verwitterten Soldatengesicht
wurden so groß und rund wie Reichs
thaten
Rosalie wischte hurtig die Vönde an
der Schtirze ab, denn sie hatte soeben
Kartoffeln geschälL Zierlich nahm sie
den Brief bei einer Ecke, um ihn an
das Georginenbeet zu tragen. wo der
Herr soeben fein Pfeifchen auskraste.
»Aus Berlin!« sagte Nosalie und
machte auch ein paar runde Reichtüm
leraugen, weil sie glaubte, das gehöre
zur Betonung
Sie aber erschrak sehr« so schnell
faßte der Herr nach dem Briefe, undf
Rex erschrak sehr, fo schnell rannte;
Herrchen an seinen Schreibtisch
Und da Rex etwas Fremdes in
Herrchens hand gesehen, sprang er
schnell auf und folgte an den Schreib
tisch und beschnupperte eingehend das
Hindert das vom Tische gefallen war.
Dann beobachtete Nex die Miene sei;
nes Herrn und fand Grund zu we
deln, denn diese Miene war so freu
dig, daß Rex weder Verstand noch
Herz hätte haben müssen, um nicht in
dieses Entzücken mit einzustimmen
»Ah — ah — ah —-—!« kam es von
Herrn v· Steinfeld immer seliger, und«
Rer wedelte immer heftiger, schob
die Schnauze in die den Brief halten- :
de hand und legte endlich, vor Unsre-Z
duld weinend, seine Pfoten auf Herr: «
chens Knie im Versuche einer Zärt
lichkeit, denn diese anfchwellenden Ahs
hatten etwas ungemein Anfeuerndes
für Nerens Temperament das ebenso
zu Zärtlichkeit als zu Eiferfucht neig
te. und Herrchens impulsine Zwiespra
che mit dem tnitternden Briefe konnte
nicht ohne aufreizende Wirkung auf
Rexens treue Seele bleiben.
Endlich aber richtete sich der here
auch an Reiz klopfte ihn derb auf den
geschmeidigen Rücken und faßte ihn
bei den langen, feidenweichen Schlamp
ohren. die den schmalen Kon mit den
goldbraunen Lichtern zierten. und sag
te zu feinem Freunde:
,,Ja, mein Bursche, mein alter ein-;
ter Bursche wenn du wüßtest wie gutk
das thut, als ein Nod-Lebender ange- i
sprechen zu werden!«
Die Hände in die Hosentaschen ver
senkend patronillierie Herr v. Stein
seld bin und her, Rex aber schiirielte
die Ohren, machte ein sehr bedächtiges
Gesicht und nahm den Sessel ein, wäh
rend er mit der Schnauze eingehend
den Brief untersuchte, als lese er:
»Seht geedrter Herr haupttnannl
Ich tann nicht sagen der Zufall Ova
rurn sagte er’s dann? mochte Nex den
ken), ich mußjagen das Geschick, das
ausgleichende Schicksal, das uns ost
tränkt, aber auch noch immer gerächt
bat, ließ das Manuskript Jhrer ,Le-1
bensreise und Lebens-wiss in meine;
Hände gelangen. Sehen-Sie niemer «
terschrifU Sie finden in rnir einen
Wennenossen Ihrer ,Lebensreise’!
Lang’ ist«s ber! Wir bekamen gleich
zeitig das Preiepee, und die unver
gleichliche Wonne dieses Momentes »
dem Sie in Ihrem Werte ein so reiz-’
volles Kapitel wisenen empfand ich
selbst an Ihrer Seite :n jener sternen
itlaren Februar-nacht in der wir unsre
Nennen anstatt in die Weltgeschichte
Ein den Schnee der Anlagen schrieben
Lang ists ber! Unsre Namen
Wind längst geschmolzen und unser Ju
bel ist verklungen!
»Aus Ihren Memoiren etsehe ich.
daß Sie länger als ich das Glück hat
ten, Königs Rock zu tragen. Ihre
Schrift ist ehrlich — ich will es auch
sein. Mich zwang die alte Leier zum
Abschied — jene drei W, die zu einem
großen Weh werden! — Recht-ein ich
tnrze Zeit vergebens mein Gliiet im
Auslande vers-echt hatte, schlug ieh die
« literarische Laufbahn- ein nnd drückte
manchen Redaktionis l. seht bin
ich wie Sie ischzig Ja alt und Ar
k-. als literarischer Mseitetlp meines
sSchwienetspM denen sertag
Sie Ihr Mantiss-eint sandte-. Sie
durch Ihr Wert nden In haben ist
mir eine stehe dasänicht ich
k -
Zenchuttwsgniidiescd Eh gebend ich
te n
. Hxs M MIU ks I
ist-i Mime Is- ich ban- die Ä
iegenheit Ihnen perM cis seithe
ter Rainer-ed fdie s- ; sit Mittel-s
- te
sit dein
sie-Magens
W
Schreiben mit aAli-now West
Leutnant a. D.«
Noch ehe der Mond am Mmmel
glänzte, hatte here v. Steinfeld geant
wortet und geistig die, Hand des stil
heten Kameraden gefchiittelt. auch sei
nerseits ein Wiedersehen wünschend..
Andern Tags aber wurde No alie be
auftragt — Reisekosfer vom Boden zu
holen . . . ,
Uosalie, sonst dienßwillia und ge
horsam, kam dem Geheiß nicht sosoet
nach. Fassungzlos stand sie da, i
breite rothes Gesicht entgeistert, a I
habe man don ihr verlangt, die Welt
aus ihren Angeln zu heben . . .
Der herr aber sah nicht, daß ihr
der .Berstand stillsiand«, sondern
sragte schon nach zwei Minuten:
«Jst der Kosser da?«
Rosalie griff. aus ihrer Betäubung
erwachend, ans Schlüsselbund, und
allmählich kam auch ihre geistige Ies
samteit zur Geltung.
.Wollen — wollen der gnädig-e
here —- -——" sie brachte etwas weiteres
wirklich nicht iibec ihre Lippen.
»Nun thun Sie bloß nicht so, als
widerstritte. das dek Möglichkeit!«
fuhr der Herr empfindlich aus. »Glau
ben Sie. ich hin file alle Zeiten biet
festgefahreni . » Man muß doch auch
mal wieder-Leben athmen und mit sei
nesgleichen verkehren!—— Also den
Koffer her! Und dann — hm —- undh
dann — wie steht das mit —- mit na,
Sie wissen schon!... Geld ist doch
da! Sie werden doch nicht immer alles
berausgabt haben! Geld ist doch dai!"
schloß er beinahe drohend. «
Rosalie, die seit zehn Jahren selb
ständig die Finanzen derwaltete, nickte
sast ängstlich.
»Ja ja, das heißt, gnädiger Den-«
»Nun thun Sie mir bloß den Ge
fallen nnd machen Sie teine Einwän
de!« mahnte herr v. Steinfelp und
drehte den Bart um zwei Finger. »Ein
paar Hunderter werden Sie wohl in
einem Eckchen ausgespart haben, also
herbei damit! Jch ---—- muß nach —
Berlin!'·
Rosalie vergaß jeglichen Respekt
und sant bass nieder aus den nächsten
Stuhl. Und der Herr vergaß jeglichen
Stolz und sagte ganz weich
.Ja, meine Gute, man muß sich
doch mal wieder aufs Leben besinnen!
Man sehnt sich doch mcl nach seines
gleichen!«
Was tonnte Rosatie nun anders
thun, als den Schürzenzipsel zu er
greifen und herzbrechend zu schluchzetu
Rex aber blickte verwundert vom
Deren zur Dienerin, und bald ent
schloß er sich, in den Gefühlsauidruch
der lehteren einzustimmen. Sich nie
dersehend zu deren Füßen, hob er den
Kopf, reckte den hats und begann, nur
wenig die Leszen bewegend, jammer
Und nun traten auch dem herrn
roll zu heulen -——- wuwuwuh —- wu
wuwuwuh . ..
Thtänen in die Augen. Beschwichtis
gend ftreichelte er den Kon seinessp
treuen Freundes und sagte:
»Aber, mein Alter« du nebst natiiri
lich mit . . . dich laffe ich nicht zurücks«
Dann aber eilte er mit großen Schrit
ten fort, um seine Rührung vor Hund
und Dienerin zu verbergen.
Andern Tags stand der Koffer im
Speisezimmer, und Rofalie kämpfte
mit sich. wieviel von ihren heilig gebiii
teten Ersparnifsen sie dem Herrn »an
rertrauen"« sollte. Alles durfte fie ihm
nicht geben, denn es war doch sicher.
daß er bald um Nachfchub schreiben
würde. Man wußte, daß in Berlin
das Geld rollt
Schwer seufzend trug sie Strümpfe
und andre Effetten herbei aüs der
»Mottentifte«, die jedoch (-0ntrsnMot
te aufzufassen war. Wie sie aber so
mit ihren Sorgen und mit samt-fer
duftenden. wollenen Sachen beladen,
die Treppe berabtam und iiber den
Flur schritt. stand plötzlich ein Mann
»vor ibr —- ein fremder, feingetleideter
There mit einer Reifetasche in der
T Hand.
Einen fremden Herrn hatte Rosalie
nun lange nicht gesehen. und der An
bliet einer Reisetasche gehörte bei ihrs
zu den seltensten Erlebnisse-n Durchs
den heftig auftretenden Zugvogeltrieb
ihres Gebieters jedoch nunmehr an
das Wunderbare gewöhnt, faßte sie
auch die neueste Ueberraschung ziem
lich taltbliitig ins Inne, und mit
einem herablaffendem »Ur-mit zu die
nen?« sollte fie der abenteuerlichen
Situation Tribut.
«Jch,« fagte der herr« und sah sich
um, »ich suche mit Erlaubniß herrn
von Steinfeld auf! Mein Name
ist Arnold Wettbew, Leutnant a. D.'
Also fest gebt das tolle Leben fchon
an! dachte Rofalie und ließ ihre Bür
de auf einen Stuhl nieder-gleiten
Einen Augenblick.« sagte sie gra
ditätifch. »ich benachrichtrge sogleich
den gnädigeu Verrat«
« itex tndefsen knurrte ganz leise in
feinem Innern. Er fa neben dem
Koffer nnd sah durch e offensicht
de Ihtire den Fremde-.
Herr v. Steinfeld aber traute ei
nen Ohren nicht, gl- nian ihm ,
Besuch meldete. Welche cefii le ihn
seist-ibid wer ihm selbst n« t klar.
Unter anderem aber dachte er Uh
lingi daran, das in feinem Ma
Zrislrtpt Iei- «Laadsut« fehr spitz-ri
Mldert warst. . schon i
W er n
bis sto- t? trat num
r
sind-M » i. Und die
Qui It si- Miit-i Wis
Z
W
nach beinah 4d Jahres-. Grau war
beider Vaar und satt. und beider
Name war . chinolzen«. ,
»Ihr Wunchs war mir sefehl!«
sagte here Wellborm Leutnant a.D.,
und r »Herr rHSteinseld erfuhr
mit taunen, daß er den sriiheren
Kameraden »eingeladen« habe. Er
konnte sich zwar nicht daraus besinnen,
aber —-— Gast ist Gast.
Und Gast bleibt auch manchmal
st!
.Man sehnt sich doch manchmal
nach seinesgleichen!« hatte herr Well
born gesagt mit denselben Worten.
mit denen Derr v. Steinfeld schon sei
ne Reise motidiert hatte. Und Well
dotn, der seit 35 Jahren die Dornen
trone eines Deliassierten getragen
hatte, verleugnet von seinen früheren
Standesgenossen, ein eengt in Ber
hsltniise, die seinem äharatter weni
entsprachen, er kam moralisch zu si
selbst auf des friiheren Kameraden
.Landgut«.
Wie wohl that ihm, non «einft« zu
reden, ohne daß das Jeit demüthi
nd daneben stand. Wie ganz anders
chmeckte der leichte Masel aus dem
Keller des Ariftolratem als der schwe
re Rothspon an der Tafel eines Ka
pitalisten« an die geladen zu sein. er
sich noch geschmeichelt siihlen mußte.
Wie freiherrlich muthete die freie Ve
randa an, der nngenierie Garten mit
dem Georginenbeet; welche lleine Welt
des Friedens und der Sauveriinitiit
roar das Gehölz mit dem poetischen
»Weiher« — herrlich!
Steinfeld verzieh es sich, daß er et
was optimistisch von seinem »Land
gut« geschrieben hatte, denn wie es
schien, sahen fremde Augen da noch
Reize. wa er Mängel erblickt hatte·
Ja. Wellborn hatte eigentlich auch
recht: der freie Blick von der Veranda
über die Aecker und Wälder war
weithin-end das Gearainenbeei war
schön, das Gehölz war immerhin »ei
gener- Terrain« und der »Mehr« »
nicht jeder hatte so einen iher, das
stimmte! Und Steinfeld sing an, mit
Wellborns Augen zu sehen und sich mit
ihm zu freuen, während sie im Aus
tansch der Erinnerungen auflebten. k
Und in einer stillen Stunde erzählte l
Weilt-arm wie traurig es ihm in les-E
ter Zeit ergangen sei. Ueberall im We- i
ge, uneinig mit dem auch mit Exi
stenzsorgen iämpfenden Schwieger
sohn. nur geduldet in der Redattiom
ausgenukt als Arbeitskraft und den
noch entbehrlich. Was er gewesen. das
bedachte niemand. und was er war,
das slößte niemandem Respett ein.
llnd dann schilderte er das soziale Le
ben mit seinen Wirken und Feinme
ligteiten, so daß es hetrn d. Stein
seld angst nnd bang wurde. z
.Sie wissen nicht, roie glücklich Sie
sind, Kameradk sagte Wellbarn undi
stopfte sich ans Steinfeldk Tabatiere
die tleine Pfeife. »Nun die Welt Sie
nicht braucht, brauchen auch-Sie die
Welt nichts Sich der Welt ausdtiingen
müssen, um vegetieren zu tönnen, das
ist ein bitteres Los . · ."
Die kleinen Eichenbäumchen sarbten ;
sich inzwischen immer prächtigenx
Flammendrotb, dottetgelb und reist-s
braun wurde das Laub. Die Sträuij
cher baiten rathe und schwarze Beerenx i
Rex scheuchte ein Rebbubn durch dies?
Acketsurche. Rssalie schlachtete mit Hil- i
se einer Mengerband das einzige Win- .
terschwein und legte Aepsel aus Stab;
— Gast blieb aber Gast.
Das erste Schneegestöber füllte die
Lust, überzuclerte die Zäune und Dä
cher und seste dem Kirchtburm ein
Mädchen aus —- Gast blieb Gast.
» Und als der Schnee lnirschte« da
wußte es Rosalie schon nicht mehr an
ders, als daß sie zwei herren hatte —
und wie viel lieber datte sie zwei an
statt gar leinen· Auch Rer hatte nichts
einzuwenden gegen die Erweiterung
des persönlichen Umgangsh zumal die
beiden hertchen ost nach ibni psissen.
die Cbaussee hinuntetgingen, irn »Best
bern« einen Litök trunken, wieder
psissen und dann die Caussee Unans
gingem Das bebagte Rex sehr. Und
saßen die beiden herrchen zusammen
arn Kantin, abend-, und spielten sie
nicht Karten, so redeten sie viel und
schilderien sich gegenseitig ibre heldem
thaten, nnd Hier bört so gern zu. äh
rend er sich ·den Kops grqulen liex
. Kam das Manuskript auch längst
;zuriiet — Gast blieb Gast. Steinfeld
Haber wünschte es gar nicht ander-, und
isobald et das dersandete Boot sah.
iiber das sich eine blendendweisse
Schneedecke gebreitet hatte. dachte er
stets: Besser geborgen als zerschellt.
Auweh-ON
Unschsrau (vor der Arbeit): »Gott
ich seit mein riidstiirl verlangen, da
mit ichrnich iir die Arbeit triistige,
Idee solt ich erst zu waschen einsaugen,
damit ich größeren Appetit zum Essen
betont-ne und enebr essen kanns Ich
denke, Inst ist das, was ich am nö
thigen-i brauche
U
- schw-—
—- e nachdem. tpWenn heute
der S neiderrneister Stichiein kommt,
s weisen Sie ihn nicht ab, spann,
so rissen wicht« — « esethn
r herr, daß der Mann like
Parte» efkIlkietr ins-l Empfang-«
Inst-r t wird «
p-— Ikn Dejseå.i«?u arbeiåest
la M- k « ·"" e- a
- K die Arbeit theilen, wer
Ieis« ob III wieder welche triegt!«
i
W
ei- Ursein-.
« WUUWW
Der Amateurolsotograpts geht nicht
deren-tot spazieren tote der gewöhnliche
Sterbliche, besonders dann nicht, toenn
er noch in der Zeit der »ersten Liebe«
zu seinem Apparat steht. So ließ auch
Dr. Wolfgang Ebert eines Tages seine
Augen suchend umherschtveisen non
dem Wunsche eelt, noch irgend ein
nettes Objekt zu finden und den leiten
Tag seiner Fustvanderung nicht site
.nuilod' erklären zu müssen· Einige
Landschaftsousnohnien hatte er zwar
schon gemacht, oder nicht ein einziges
passendei Genrebildchen. Plisslich
stockte sein Fuß: in einein sauber gr
baltenen Garten an der Rückseite tiner
der Willen, die das Städtlein anmu
tlsig umkränzen, entdeckte er etwas
Reigendes, ein halberwachsenes blond
ziipsigei Mägdelein, das einen Kinder
tongen mit Rosen schmückte und dazu
mit wunderbar weicher Stimme sang:
»Er-ten Abend, gute-Nacht Mit Rosen
bedacht, Mit Näglein besteckt, Schliivs
unter die Deek Morgen still-, wenn
Gott will, Wirst Du wieder geweckt!«
Dr. Ebert lauschte otbecnlos den liebli
chen Tönen des Orahms’schen Schlum
merliedes nnd tonnte sich auch-nicht
losreißen, olo sie verklungen waren
und das junge Mädchen sich nach einem
mütterlich besorgten Blick hinter die
Gardinen des Wagens in den leichten
Korbsessel zurücklehnte und sinnen-d in
die grünen Baumwipiel iiber sich
schaute· Nun hatte er sein Genrebild
chen«und was fiik ein liebliches dazu!
Rasch naan er seinen
rat aus der Tasche, stellte ibn
und tnivste, vergnügt oor iich hinlä
chetnd. Kein Mensch hatte etwas be
merkt von seinem Spigbubenstreich
Befriedigt wanderte er weiter, befrie:
digt und doch etwas webntütdig Es
war ibm, alg ließe er etwas sehr Lie
bes biet zuriick
I
L O
Der Chefarzt des großen Kinder
trantenbauies zu. H» Dr Wolfgang
Eltern ioandert unruhig in seinem
Zimmer hin nno ber. Diese Schwester
Gertrudsp -märe sie nur erst fort, sei
nein Gesichtotreis entrückt iiir alle Zeit!
Sie raubt itnn seine Rube und ee tonn
diesen Zustand nicht noch drei Wochen
nusbalten So lange dauert ihre Aus
bitdung aus der chirurgischen Station
noch, und er bat teineu Grund, die
pflichttreue Schwester vorher zu entset
nen. Aber bni —- er könnte ja ge
hen, jetzt einen Urlaub nehmen Dr.
Freitag sein erster Assisient hat ge
ttern erst geäußert, itnn seit ganz
gleichgültig ob er sent oder- im herbsi
reisen könne.
gen schon sein Bündel schniiren, an der s
See Erbotnn »- und Vergessen fu
chenl Ei tlop t und auf sein »herein«
tritt eine Schwester in’s Zimmer. Sie!
»Ist? etwas Besonderes, Schwesters
Gertrudt
lieb ich teine Störung«
Sie wissen. urn diese Zeit
Es klingt
- Lippe-«
Also wird er übermor-!
i
s
I
1
i
rech schrofs und die Schwester errotbet
bei ibrer Antwor t:
»Die tleine Rosel Martin tlagt so
sehr iiber Schmerzen. schon seit ei er
Stunde sp« ich mocht’g aber nicht (an
mich nehmen, den Verband -- --"
.Ach, das hätten Sie nur thun sol
len. Es ist wirklich nicht angenehm,
bei jeder Kleinigkeit ----- "
.Cntschuldigen Sie, Herr Doktor, es
schien mir keine Kleinigteit. Sie ha
ben tiirziich angeordnet, das Pflege
personal solle sich niemals an den er
sten Berbänden vergreifen-«
»Schon gut, ich tornme gleich.«
Die Schwester gebt und Dr. Gbert
schiimt sich. Auch noch, als er wieder
in seinZimmer zurückkehrt, nachdem er
sich überzeugt bat. daß es dringend
nbtbig gewesen, den Verband zu wech
seln. Schwester Gertrud iit ibm da
bei so geschickt zur Band gegangen, hat
s das aufgeregte. weinende Kind so aut
Izu beruhiaen geiynßti Ja, sie gäbe
schon eine tiichtige Dottorefraus Wenn
nicht alles nur —- Herraott —-- er hat's
doch schon einmal erfahren, wie Wes-see
iiigen nnd sich herstellen tönnenk ie
sie um iiyßerer Vortbeile willen ein
Männerherz zertretem ohne Scheu.
Jest freilich würde ihm das nicht
mehr so leicht passiten. Damals war
er eben noch ein junger Arzt ohne
Praxis. Dem gab man einfach den
Abschied. als der reiche Fabriibesiser
karn. Fest — ja, ietzt umwirbt man
den deren Cheiath von allen Seiten.
Er ist eine gute Partie! Er bleibt tiibt
allen solchen Bemühungen gegenüber,
nur diese Schwester Gertrud erweckt
Wünsche in thin, zaubert ihm Bilder
vor bon gemeinsamer Arbeit und von
traulichersiuhe, nachdem sie artba .
Aber wer sagt ihm, ob ihre San t
mutb, ihre Geduld,« ibr liebevolles,
mütterlichet Walten arn Kranienbette
nicht ur Verstellung ists Ein häßli
ches rt klingt inn stets im Obr. das
ein älterer Kollege einmal zu ihm ge
sprochen: Js hören Sie nur aus mit
diesen schone ern: Auf den Männer
sang gehen sie aus unter der Meiste der
Menschenliebe. Und es finden sich
auch Dumnte arm-as geben Sie nur
mal Acht, wie oft ein erzt draus ·rein
itillt.·
Es war nicht nur ein häßlicher,
sondern auch ein ungerechtersUues
sprach. Und doch tann er ihn nicht
vergessen und muß besonders in den
lenten Wochen. seit er die Neigung zu
dieser Schwester in sich wachsen fühlt,
immer wieder dran denken. Und in
»dem Most-« wie seine Neigung wächst,
wird er schrosser und schr ser gegen
das Mädchen, mit dem er a siinglich so
gern gearbeitet hat und das den uns-«
dingter Verehrung All-n erfitlit iear
oder schien. Denn « r meis, oh das
aufrichtig gemeint, oh nicht alles ——»
alles Lüge und Ver-Fell lstl Bei
sagt ihm, oh sie die echte Vl VI sit
wirklich so viel Liebe in sich hat, oh
nicht alles nur berechnet ist aus den
».Miinnersang«t» Bald ist’l ihm, als
degehe er ein Sakrileg mit dem Ber
dacht, dann wieder denkt er an» jene.
die ihn mit ihrem Liebreiz nmgarnt »
und ihn dann schmählich zuriickgestoßen
hat. Und dann meint er. man könne
dem ganzen Geschlecht nicht trauen.
Es wird wohl das Richtigste sein, der
Gefahr aus dem Wege zu ehen. Er
hakt vorhin. als er eine glnordnu
siir die »kleine Martin traf, die n «
lange befolgt werden sollte, in Schwe
ster Gertrrchs Gegenwart hingeworfen:
»Ich verreise übermorgen siir vier bis
fünf Wochen« Da isi sie ganz blos
geworden and ihre sonst so sichere
Hand hat gegittert
II I .
Er if- Aimkn Di. Erim mai noch
einmal nach dem tranken Kinde sehen.
Es hat gefiedert. Die tleine lie t allein
in einein Zimmer auf Wunsch r sehr
wohlhabenden Eltern, dikeine Privat
nslegerin bezahlen können. Var der
schilt ftuht der Arzt —- es tönt Gesang
an sein Ohr. Ganz leifpdriictt er die
Klinke.auf«—— tnarrende Schlösser nnd
Angeln gibts nicht im Kranienhanse
— nnd Niemand demertt ihn· Das
Bett steht mit dem-Kopfende gegen die
Thür und Schwester Gertrud fin sin
gend auf dem Stuhl daneben. .Guten
Abend, gute Nacht, Mit Rosen be
dacht, Mit Miglein bestritt, Schutt-P
unter die Dcck ——— —-—«
Dottor Ehert laulcht athemlos und
beim Klang der weichen, tiefen Stimme
steigt eine Erinnerung in ihm auf:
Dieses Lied hat er schon einmal gehört
von dieser Stimme, die nur damals
nicht ganz fo tief war. Und nun weise
er auch mit einem Male, wie es tommt,
daß er bisweilen in Schwester Ger
trude Ziiaen geforscht hat mit dem Ge
danten: Wo hab« ich das Gesicht schon
gesehen? Ein ungeheures Gliiittgesiihk
kommt iiber ihn. Leise verläßt er das
Zimmer nnd eilt iiber den langen Kor
ridor in sein Sprechzimmer zuriiet
Dort tramt er eifrig in seinen Schreib
tischiiichern und bald sindet er, was er
sucht: ein-e tl ine, oerdlaßte, aber noch
ganz gut ertennbare Amateurphotogras
nhir. Und nach einer Minute steht er
vor d«r Schwester Gerte-ad und hält ihr
das Biidchen bin:
»Hm Frage, Schwester Gertrud --—«
kennen Sie basi« »
Das Mädchen dringt die Photogra
phie aanz nahe an die Lampe und dann
ruit sie lebhaft
; »Aber, dat- bin ja ich nnd das ift
s Schwaaer Ottatt Garten und im Wa
iaem das ist ja Bubi. Schwester Eises
; Retteiteri Ach. ich war in gliiekiich da
» male mit dem Kindes Eise kannte sich
klange nicht erholen. Da sagte iie int
Jmet: Gui, daß But-i noch ein Viele
lMiitterchen bat. Und ais ich endlich
I wieder ch Hause mußte. da war ich
Eganz tro los. Wie aber kommen Sie
E zu diesem Bilde, Herr Doktor2«
Doktor Ebert lächelte frech:
»Geitoblen im Vorübergehen, Schwe
iter Gertrud Und wie gut, daß ich's
aetban dabe. Nun weiß ich doch, daß
Sie die Rechte sind. Mir bestimmt von
Anbeginn! lind icks tann nicht begrei
ien, daß ich Sie nicht erkannt dabe.
Sie sind ia dem Bildchen noch io abn
lich! Aber daran iit nur die Haut-e
schuld »k· Dotter Ebert areiit mit
beiden Händen nach der Haude. .
»Aber hier Dotier, was thun Stei«
»O, ich thu« nach viel mehr. Ger
trud —"
Die Hat-be iiieqt auf die Erde tin-d
zwei blonde Zöpfe hängen in voller
Pracht iiber Schwester Gertrads Mi
tten nnd der Dotter nimmt den Kopf
des ergliibensden Mädchens in ieine
Hände nnd liißt die weichen Lippen.
Es ist ant, daß Klein-Rom nicht leben
kann, was an dern Tiich dort vorgeht
Und sie lann auch nicht hören, was die
Beiden so lange nnd eiiria zu iliiitern
haben. Aber es muß wsbl etwas iebr
Schönes gewesen sein« denn als iie zu
ibr an's Bett treten, sehen iie ganz
strahlen-d met-.
»Aber Schwester Guttat-. »wir-Jan
Du. denn Deine Hat-bei Und « Wie
hast Du. tvie meine Mama. Ganz
"lanae Zöpfe. Sind die eben- erit aei
wachsen? Ich dachte. Schweiiern bät
ten nnr Handeln Haben alle Schne
ftern Ziidie7« « «
»Ja, aber nicht alle io wunderichönq
Roset. Und Du dariit iehi nichts wei
ter fragen, ed iit Zeit zum Schlaien
iiir aetiae kleine Mädchen« -
»Aber dann muß Schwester Gertrad
das schöne Lied noch einmal singen vorn
Paradies nnd den Erz-klein«
.;Ja, doi loll sie thun, das Inas
Onlei Doktor auch gern bitten.«
Schwester Serteud hat die Zs
wieder aweiteckt nnd flugs die hat-r
daruber entgl, dem Geliebten einen
ichetmkfchen Bliet Mineriendz nun f t
iie sich neben das Vett, ntrnntt die in
nen Winde des Kindes in die ihren nnd
singt: »Ist-ten Abend, ante Rast, Von
Enaietn bewacht Die gen is
Traun-, Die Edeisttindle nl san-·
Schlaf selig nnd tits. schan« l
Traune ’i samt-IX
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LMJth non t- use-.
an- viesm s t- , ««
Arzt-en seiner Bezirker M
den vom zu »n- sisitsssri « X