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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (April 26, 1907)
W J Nebraska Staats Zusciger Und Yernlji —- -. — Jäsigäiisks Grund Island Nebr . 26 April 1907 ZZweiter Theil.) No. 35. W Kinder-Feld «Jn dem Blondgelock ein Schleifchem «-.. Blau, auch manchmal rosenroth, n den Augen Freudenlichtes, htänens Nur um Piippchens Tod. . . . Und ein süßes Rosenmündchen Plandert in den Tag hinein, Fragt nnd staunt —— und fragt dann wieder -—-— Möchte schon ganz weltklug sein. . . . Und zwei kleine Hände spielen — Heute Mutter —- motgen Kind — . . . Und zwei kleine Füße eilen s» Und die Jugendzeit entrinnt . . . . Mana Heringstoka Jn der Frühlingsnacht. Erzählung von G. Löffler. .Die Sterne funtelten am tiefblauen Himmel, und hier unten wob der Frühling an dem Brauttleide der Erde in welchem sie sich der von lan ger Reife heimlehrenden Sonne ver mählen wollte. « »Acht« Das war ein Seufzer aus reiner? Mädchenfeele, der in dieser Früh-; lingsnacht zum Himmel aufstieg. Es» war ein hübsches, ländlich gekleidetesx Ding, welches da still und einsam! den wohlbekannten Waldweg entlang schritt. Um sie her war ein Schwel len und Knospen und Grünen und Blühen, als solle nun auf einmal al lem heimlichen Wünschen und Hoffens Erfüllung werden. Doch es giebt eine Sehnsucht, die ist uferlos wie das Meer, und es·gieht ein Glück so rein. so strahlend und —- so fern wie s die Sterne am Himmel. Und nachi einem solchen sehnte sich dieses jung Menschenherz Lieschen Bartels war eine WaisH Die Eltern waren ihr früh gestor-4 « ben, und seither galt es, das bäuer-j liche Brod verdienen, das sie aß, zu-; erst als Gänseliesel, dann als Magd; und immer fand sich für sie noch« extra zu thun, wie auch heute in der? Spinnstube eines entlegenen Bauern-I hofes, von wo sie nun, in späters Nachtftunde, dem Heimathsdorfe jin-s schritt. Lieschen fürchtete sich nicht.: »Gott ist bei uns allerwegen," hatte! der Herr Pfarrer sie gelehrt, und sies glaubte seinen Versicherungen, denns er war wohl der Einzige. der es stets : gut mit ihr gemeint hatte. s Der Einzigek Ach nein! Da wars noch der Friedel vom Waldmühlen-J hof, des reichen Waldmüllers Sohns und Erbe. Sie hatte auf dem Wald- ; mühlenhof gedient. Jhre Herzen hat-H ten sich gefunden. Lange war Alles-! in heitntichteit geblieben, ach, Und in mancher Frühlingsnacht wie dieserI hatte sie mit dem Geliebten Küsse und Schwüre ewiger Treue getauscht. Doch Späherblicte hatten ihnen das süße Geheimnis entrissen, und die bösen Zungen trugen es weiter von Ohr zu Ohr. Mit Schimpf und Schande jagte der wüthende Wald müller das Liesel vom Hofe. Dann hatte es einen schrecklichen Austritt ge geben zwischen Vater und Sohn. Seit jener nächtlichen Scene war der Friedel verschwunden, niemand wußte, wohin. Die Einen meinten, er sei nach Amerika ausgewandert, die Anderen sagten, er hätte sich das Leben genommen, und einige muntel ten sogar, der jähzornigesWaldmüller habe den Sohn im Streits erschlagen und verscharrt, und seine Frau, welche seither ein scheues, stilles Wesen an den Tag legte, wisse um das Ver brechen. Doch der herrifche, anma ßende Waldmiiller hatte Feinde, und denen war es natürlich, das; sie ihm Ueblea nachredeten. Es war eine Ge witternacht gewesen, und so lief noch ein viertes Gerücht um. Den jungen Waldmüller habe der Blitz erschla gen, und das war die Strafe des himmels dafür, daß er die Hand ge gen den Vater erhoben hatte. Alles dieses noch einmal mit schwe rem herzen überdentend, war Lies chen, dem Wege folgend, am Wald saum angelangt. hierher schimmerte aus weiter Ferne das Licht t vom Waldmiihlenhof herüber. Lieschen stand still. Sie dritctte die Hand gegen das stürmifch pochende Herz. Drei Jahre waren seit jener Gewitternacht in’s Land gegangen. Und nie war mehr Kunde gekommen von« dem, nach welchem ihr Herz sich sehnte. War et todt? Hatte er sie vergessen? Wollte er sich den Rück weg in die Heimath und das Vater herz ofsen lassen? spielten ihn an-· dere Arme umfangen? Ein geheimnißvolles Flüstern ging ucn sie her. Dann machte der Nacht wind sich aus. Ein Brausen zog dumpf wie Orgeltlang iiber ihrem Haupte dahin. Ein Mäuschen schrie dazwischen. Ein Frösteln überlies sie. Der Weg führte wieder in den Wald hinein. »Gott ist bei uns al lerwegen,« wiederholte sie laut, aber sie zitterte doch. Auf einmal blieb sie wie angewac zelt stehen« Klang das nicht wie ein Stöhnen von MenschenlipbenZ Und aerade hier, an der verrnsenen Weg-« trenzung. Es mochte wohl eben Mitternacht sein. Ein Grausen packte sie an. Sie wollte laut aufschreien, Hund kein Laut kam iiber ihre Lippen. Da,-wieder! Sie riß sich los. Rasch schritt sie fort. Ihre Augen gingen angstvoll suchend nach rechts und nach links. Sie bebte an allen Gliedern. Schon schätzte sie den Rock, um zu laufen. Da durchzuckte sie blidartig der Ge danlet Ein Mensch in Noth! Ver unglückt — überfallen — vielleicht sterbend! « Ein Mensch, der umkom men muß, wenn sie sich seiner nicht erbarmt! »Gott ist mit uns allerwe gen.« Sie sprach es fest und zuver sichtlich. Dann lentte sie den Schritt zurück. · Sie brauchte nicht lanae zu suchen. ,,Waldmiiller!« schrie sie auf und starrte entsetzt aus den am Boden lie genden Bauern. Der maß sie mit einem sinsteren, haßersiillten Blick. — ,,Dachte ich’s doch,« grollte er, »daß der Teufel dich mir in den Weg schicken würde! Ha, wenn ich —« lkr hielt inne, aber die Mordaier in seinen Augen sagte, was er thun wür de, wenn das ihm entfallene Gewehr ieyt in seinem Bereich gewesen wäre. Von jenem ging ihr Blick nach dem Rucksack auf seinem Rücken, austsvel chem der Kopf eines geschossenen Rehes heraushing. Er verstand sie. »Nun ja,« schrie er zwischen Aechs zrn und Stöhnen, »lan hin zum Dorfschulzen oder in die Oberfiirsterei und meldees: der Waldmiiller ist ein Wildoiebl Jch habe ihn gesehen, wie er mit gebrochenem Fuß im Wale lag und vor Schmerzen sich nicht mehr fortschleppen lonnte. Er hat mir den Liebsten aerauth Er hat mich mit Schimpf und Schande oom Hofe ge jagt! Nun habe ich meine Rache! Jn’5 Zuchthaus mit dem Hund! Lanf! Ver-— dien’ dir einen Gotteslohn Und viel-— leicht gar wählt der Herr Pfarrer fiir seine nächste Sonntagsprediat den Bibeltert: »Die Rache ist mein,« spricht der Herr. »Ich will ver-gelten« ilnd die Anderen nicken zustimmend nnd denten an den Walditriiller.« Er lachte heiser. Dann schrie er wieder: ,..Lauf! Mach's kurz! Verratzt bin ich doch. Oder dünkt es dich ein grau sameres Vergnügen« dich an meinen Qualen zu weiden?« - Diese narien Worte rutieiten das geängstiaie Mädchen aus ihrer Er starrung. »Da sei Gott vor!« itiisterte sie und hob die gesalteten Hände zu ihren Lippen »Ich sinne nur, wie Euch zu lsen ist« so daß Niemand was mertt und nichts herauskommt« »Wir --— ?« Er starrte sie sassnnggs tog an. Es laa noch ein tiefes Miß trauen in seinem Blick. Er konnte eine solche Großinuth nicht verstehen. Seinem eigenen Fiiblen und Denten war sie fremd. Er kannte nur die Rache! »Zuerst die Jagdbeute!« knurrt-stie Sie löste die Schnallen des Rucksarleg mit bebenden Fingern. »Schnett,« stammette sie; »ehe jemand kommt-" Sie hob das Reh aus ihre starken jungen Schultern und trug es fort nach einer Stelle, wo eine tiefe Schlucht, welche ein Gebirgsbach durchbrauste, steil absiel. Noch immer zweifelnd, sah er ihr nach. Zehn Mi nuten vergingen. Dann tani sie zus riickgelaufen. »So, das ist besorgt,« sagte sie triumpbirend. »Ich hat« nicht hinab gleiteii lassen, ich hab’5 geschkeudert. Der Bach trägt’s ioer weiß wohin, und die Hertunstsstelle sollen sie su chen. Nun die Flinte, Waidmesser und Rucksackt Die diirsen nicht gesun den werden« Weiß Eure Frau?« »Hm,« brummte er, und hat ge nug inir abgeredet. Doch seit der Junge —'« Er brach ab. Lieschen schien das nicht zu bemer ten. Sie raffte die benannten Sa chen aus. » »Ich bringe sie zu Eurer Frau,« rannte sie, »und wir beide holen Euch aus einer Truge heim. Die itnechte dürfen Euch hier nicht finden. Es könnte doch ein Gerede entstehen. Lauscht und verhaltet, wo es angeht, Euer Stöhnen, damit nicht noch ein andere-, wohl gar der Förster, Euch - findet. Ehe er noch etwas antworten konnte, war sie fort· Er stöhnte auch nicht mehr. Was waren alle körper lichen Schmerzen gegen die seelischen Futter-in die er seht erduldeiei Als die beiden Frauen endlich mit der Trag-e anlangten, lag er bewußtlos im Ra sen. und so trugen sie ihn täeeiin Mit dem gebrochenen Fu war es nicht abgethan. Die Seeienaual über wo . Sie riß- den Waldiniillee in ein hitzigeö Fieber. Und er schrie so lange nach Lieschen, bis man sie holte. Sie mußte auch immer tin Haus und in Hör-weite bleiben. Sie und seine Frau waren die Einzigen, die er um sich duldete. Jin Dorse steckten sie wieder die ,- -... —.-....,—..-..-—-. «——...-«—.O——-...·-. s Ftiipse zusammen und muntelten ai leriei: - »Ja, nun’g ihm an's Leben geht,« sagten die Leute, Jetzt sieht et sein Unrecht ein; aber es ist halt zu spå:· Sollt’ sehen, er wird ihr sein aanzes Hab und Gut v ermachen, denn Her wußte, daß der Junge todt ist. Vi Ti leicht betennt er noch den Mord tsf seinem Todtenbette.« , Dieses Zischeln der Gistzungkn tönte bis in die Waldmiihle hinein Es drang auch zu Lieschen’s Ohr. Eines Nachts war sie am Kranken iagek eingeschlafen. Da fuhr ein Donnerschlag hernieder. Ein Blitz flammte aus. , Bleich, mit entsetzten Zügen, saß ter Kranke im Bette aus. Und ebenso starrte Lieschen ihn an. Frieden Friedel!« schrie er plötzz lich aus« Und er packte sie an, wie in Todesangst Er zog sie zu sich hin. Pius seinen Blicken sprach der Wahn inn. »Ich weiß, was die Leute sagen«« zischelte er an ihrem Ohr. »Ich habe ihn erschlagen in der Geivitternacht. Jch habt es—-«« Ein noch gewaltigem Donner schlag, der Erde und Himmel erschüt terte, ließ ihn verstummen. Mit einem jähen Ausschrei riß sich Lieschen aus seiner Umtlanimerung. Er sah sie an mit einem seltsamen Ausdruck und siel wie todt in die Kissen. Wie von Furien verfolgt, lief sie aus dem Hause und vom Hofe, hin aus in die Gewitternacht. Nur kei nen Menschen sehen, nur keinem Menschen sagen, was ihr das sherz abdriickte und was sie. das fühlte sie, dem Erstbesten, der ihr begegnete, hätte zurufen müssen: »Der Wald miiller hat seinen Sohn ermordet!« Unbewußt hatte sie ihre Schritte der Steilschlucht zugelenlt, in welche sie in jener Frühlngsnacht das Reh hinabgeschleudert hatte. Da durch zuckte sie jäh ein Gedanke: »Ein Sprung, und Alles ist vorbei!« »Halt, hiergeblieben!« rief eine rauhe Stimme, und eine rauhe Faust packte und riß sie zurück von dem un ter ihr gähnendne Abgrund. Je taumelte und sank bewußtlos zu den. Von schwerer Krankheit genesen, zitterte sie nur vor Einem, dem Wie dersehen mit dem Waldmüller,. Da hörte sie nun zu ihrem großen Er staunen, der habe Haus und Hof ver laust und sei mit seiner Frau fort gezogen. Niemand wisse, wohin. »Es war auch Zeit,« sagten die Dorf- ; weisen, »denn sonst wär’ doch noch etwas herausgekommen« Ein Jahr war vergangen. Wieder ! schritt Lieschen durch die schweigende. s sterndurchsunlelte Frühlings : Nachts Sie ging denselben Weg. Da ains Waldsaum schimmerte das Licht wie i der herber vom Waldmiihlenhof, aufs dem jetzt Fremde hausten. Bei die-’ sem Gedanken überkams es sie über mächtig, und laut weinend sant sie» an dem Stamm der Buche niederJ unter deren laubenartig niederstrei chendem Geäst sie -—— ach, so oft -—! mit ihrem Friedel gesessen und von einer schönen sonnenhellen Zulunftj geträumt hatte. »Ach, FriedeL Frieden« schluchzte sie »Lieschen!« Sie wandte den Kopf, ungläubig, fürchtend, eine schöne Jllusion werde in Nichts zerrinnen. »Friedel!« Sie schrie es hinaus in die Frühlingsnacht. Sie sprang auf, und wie in einem Taumel hing sie an s seiner Brust. ! Sein Vater hatte ihn drüben ac-l sucht und gefunden. Und nun wars er gekommen, um sie fortzuführen in! die neue Heimath ? W 's I--I--«Is---4--4 - - v-fI-I.I"OIIIIOIIIOIIIO Zwei Bekannte, die sich seit einem Jahre nicht gesehen hatten. trafensichj in einein Case. Jm Laufe der Unter- ; baltunq sagte der eines »Ja! Dies Macht des Geistes ist ungeheuer. Sie-: brauchen nur an eine bestimmte Sache - intensiv zu denken und dabei einer« anderen Person fest in's Auge zu; blicken. Sie können mit glauben, daß! nach kurzer Zeit eine Gedankeniiber: tiagung solat.« — »Ist das immer der Fall?« — »Aber ganz· gewiß!« »Nun, heute Abend scheint das Sy stem nicht zu sunttioniren. Seiteiner halben Stunde dente ich intensiv Va tan, dass ich Jhnen vor einem Jahre zwanzig Dollaes geliehen habe, und sehe Sie Hab-ei ständig an. Aber eine Gedankeniibektragung ist anscheinend nicht ersolgt.« --— Nichts Unangenehmeres, als wenn zwei Menschen mit einander reden müssen, die sich nichts zu sagen haben.; Ein Kunstkenner. Eine lustige Geschichte von Paul Bliß. Fritz Wultow, der Iunge Land schastsmaler, wollte eine Studienreise nach Italien machen, um an den al ten Meisterwerlen unter des Südens Sonne Anregung für seine junge Kunst zu suchen. Seit Jahren schon zog es ihn hin nach dem Land der Zi tronen, immer war sein heißes Seh nen unerfiillt geblieben, weil niemals seine Geldmittel hinreichten, sich den Luxus der kostspieligen Reise zu gön nen. Jetzt endlich hatte er siegreich alle sich austhiirmenden Hindernisse über wunden, hatte gedarbt und gespart und jeden sauer erworbenen Gold fuchs für die Studienreise zurückge legt, und wenn er jetzt noch sein neues, eben vollendetes Bild, einen »sonni gen Tag im Moor«, schnell zu Geld machen könnte, dann war seine Kasse gut gefüllt, dann endlich konnte er iiber die Alpen pilgern. Aber wenn vag- so reicht ware, eine Landschaft an den Mann zu bringen! Zwar gingen seine Ansprüche gar nicht hoch hinaus-; schon für drei- bis vierhundert Mark hätte er den ,,son nigen Tag« sofort hergegeben. Doch selbst diese bescheidene Summe schien rein unerschwinglich zu sein. Von ei nem Kunsthändler zum anderen fuhr er mit dem Bild- Jeder fand es ta lentvoll, gut und lobenswerth aber zum Kan konnte sich keiner entschlie ßen. Und halb verzweifelt kehrte der so arg enttänschte Maler mit seinem Bild nach Hause zurück. Da endlich hatte der Himmel ein Einsehen nnd sandte Hilfe in der Rossi Doktor Bretter, ein beliebter Kunst sreund nnd ein eifriger Verehrer des jungen Malers, kam zu Fritz Wulkow ian Atelier, um zu sehen, wag er neues geschaffen habe. Und ihm klagte Fritz nun sein bit teres Leid. Nachdentlich hörte der andere zu, lbesah sinnend das neue Bild und sagte dann endlich: ,,Vielleicht kann ich Ihnen helfen. Jch werde Jhnen einen Mann nennen, der das Bild vielleicht kaufen dürfte. Zwar viel bezahlen wird er nicht dafür, denn er ist ein Geizkragen und sein Stolz be steht darin, daß er gerade alle Kunst objekte möglichst billig ersteht· Da prahlt er denn vor seinen Bekannten mit seinem Spiirsinn, der ihn fiir wenig Geld die seltensten Kunstwerke finden läßt. Er hält sich nämlich für einen großen Kunstlenner, während er in erlichkeit ein arger Jgnorant ist. Aber das kümmert Sie ja weiter nicht. Jhnen liegt ja nur daran, das Bild schnell losznschlagen Also ge hen Sie getrost hin. Es ist der Korn missionsrath Letvald in der Delbriicl straße 198. Versuchen Sie Jhr Heil. Berufen Sie sich aber nicht auf mich. Und fordern Sie nicht zu wenig, denn der Kerl handelt. Also viel Glück!« Schon in der nächsten Stunde stand Fritz Wullow vor dem Herrn Kommissionsrath « Mit behaglichem Lächeln, aber nicht ohne Würde, fragte der Mäcen: »Wer hat Sie denn an mich empfoh len?« »Niemand, HerrKommissionsrath,«" erwiderte Fritz resolut, »es ist mir ja seit langer Zeit bekannt, daß sie ein Aunstfreund und Kunstkenner sind, deshalb komme ich direkt zuerst zu Jhnenl« Er schämte sich zwar ein wenig vor sich selber ob dieser Noth liige, aber der Gedanke an Jtalicri ließ ihn über die Skrupel schnell hin wegkommen. Der alte Herr fühlte sich geschmi chelt durch die anerkennenden Worte, besah das Bld eindringlich und ge nau von allen Seiten, und fragte endlich: »Wieviel soll es denn kosten?« »Sechshundert Mark,« antwortete Fritz muthig. Darauf schwieg der Herr Kommis sion-rath, lächelte mit leisem Spott und sah den jungen Maler ein wenig mitleidsvoll an. Der that ganz erstaunt: »Ist Ih nen das zu theuer, Herr Kommis si«msrath?« »Aber ich bitte Sie,« klang es leicht hin zurück: »Für sechshundert Mark kause ich ja beinahe einen Tizian.« Fritz wurde wüthend, doch er nahm sich zusammen und fragte: »Nun, wie viel bieten Sie mir denn?« Wieder zuckte der Kunktkenner die Schultern und meinte ohnehin: »Es ist ja ’ne recht nette Sache, das gebe ich gern zu, aber ich dächte, mit hun dert Mark wäre sie brillant bezahlt« Dem jungen Maler stieg das Blut hoch. Aber wieder hielt er an sich. Er mußte«·««ja das Bild schnell zu Geld machen, weil er fort wollte. Und ob er noch einen andern Käufer fand, war mehr als fragliche Also was war « da zu thun? f Da begann der alte Herr wieder: »Wir wollen die Sache kurz machen.i Jch gebe Jhnen hundertundfünfzigj Mark und damit bafta. Aber das ift auch mein letztes Wort. Mehr keinen ji«-Pfennig Also, nun entfchiießen Sie tch.« ,,Sagen wir zweihundert Mark, Herr Konrmifsionsrathl« ,,Hundertundfijnfzig!« Entweder, , oder!« »Nun meinetwegen denn» -Unb fünf Minuten später hatte Fritz Wullow drei grüne Scheine in« der Tasche und verließ mit leifen Flächen das Haus des großen Man neg. unterwegs traf er oen Herrn Yor tor Breuer. »Nun, wie war es?« fragte der be gierig. Wüthend berichtete Fritz sein Er lebniß und schalt nicht schlecht auf den Filz. Doch durch die Aussicht auf die Verwirklichung seines lang gehegten Wunsches ließ er sich trösten und ging mit einem fröhlichen auf Wirt-ersehen auf dir Reise nach Italien. Aber dem guten Doktor Breuer ging die Sache nicht so schnell aus dem Kopf. Er ärgertc sich über den alten Geizkragen mehr als er es zeigte und je länger er darüber nachdachte, desto mehr wurde in ihm der Wunsch rege, dem eitlen Herrn Kunftkenner jetzt mal ein Schnippchen zu schlagen. Endlich war denn auch sein Plan fer tig und er ließ sich dem Herrn Kom missionsrath melden Der war hocherfreut. »Ach, guten Tag, lieber Doktor, Sie kommen wie gerufen! Eben habe ich durch Zufall ein neues Bild erstanden. Eine Perle, sage ich Ihnen! Und für hundertfiinf Fig Mark! Na, was sagen Sie? Bin ich ein Genie oder nicht!? So’n Bild fiir hundertfiinfzig Mark, das foll mir mal erft einer nachmachen!« Doktor Breuer antwortete vorerst gar nichts. Ruhig nd eingehend be trachtete er das Bilkd Dann endlich sagte er ganz gelassen: »Mein liebe: Rath, diesmal sind Sie ’reingefallen. Das- Laing da ift keine fünfzig Mart trrrth.« Jetzt war der alte Herr ganz blaß ror Schreck. Der Doktors aber lächelte übrelegen Ja, ja, mein Bester, da ift nichts mehr zu machen. Hängen Sie dass Bild schnell auf die Rumpelkammer, denn Staat machen können Sie damit nicht. Oder besser noch, geben Sie es weg, so schnell als möglich Gelegen heit genug ift ja da. Wir leben jetzt ja im Zeichen der Bazare und Wohl thätigkeits - Veranstaltungen Also schnell weg damit!« Lächelnd empfahl cr sich. Der Kommissionsrath sah ihm sin nend nach, dann schaute er auf dasv Bild. Und siehe, plötzlich gefiel esJ auch ihm nicht mehr. Jn der That, es war ein Reinfall. Also lieber schnell fort mit Schaden, ehe man sich erst noch weiter blamirte. Schon am nächsten Tage wurde es auf den Bazar des Baterländifchen Frauenvereins geschickt. Da hing nun der ,,sonnige Tag in-. Moor« in einer verlorenen Ecke, und niemand kümmerte fich um ihn. Der Herr Rath schlich scheu vorbei und that, als sähe er ihn nicht. Und auch Doktor Breuer sah ihn, er aber lächelte nur still in sich hinein. Natürlich blieb das Bild unver tauftx acht Tage nach Schluß des Ba zars wurde es mit anderen nicht ab gesetzten Gegenständen verauttionirt und da ginges für dreißig Mark in den Besitz des Herrn Dr. Breuer über-. Er lächelte still. Sein Plan war gelungen. I «- I Jm nächsten Herbst kam Fritz Wul ttvo aus Italien zurück. Er hatte oft gehungert und sich iiber die Maßen einschränken müssen, tagelang hatte er ost gehen müssen, um das Fahr geld zu ersparen, aber das alles hatte ihn nicht untergekriegt, mit fröhlichen Muth und der Zähigkeit eines echten Künstlers hatte er ruhig und eifrig weiter gearbeitet und war seinem hohen Ziel muthig entgegen gegangen Und nun kam er zurück, die Früchte seiner ernsten Arbeit der Welt zu zei gen. Er veranstaltete eine große Kollet tivausstellung seiner neuen Werte, und mit einem Schlage wurde aus dem bisher noch wenig bekannten Maler in Kurzem ein berühmter Mann, dessen Name schnell durch allei Zeitungen ging. Auch Herr Kommissionsrath Le wald las die Notizen Matt-schnau ban rannte er zu Doktor- Breiten »Na, was sagen Sie seht? Wer nun wieder mal recht gehath R G lich ich, hätte ich nur das Bild danrdls,» brhaltenl« - I Breuer erwiderte schmunzeltl » « »Aber, lieber Herr Rath, wir alle Mit-. nen einmal irren. Und wenn Ihr-Inz iibrigens soviel daran liegt, das r d 2u haben, gehen Sie nur zu Schultesz im kleinen Lichtsaal, da habe ich esijs gestern hängen sehen.« ? »Aber es wird jetzt ein Vermögens tosten!« ? » »Nun, es trifft ja keinen Armen!«««» » sWüthend lief der Alte davon. Soff « oder so! Nur sich nicht öffentlich bla miren! . Und er kam zu Schulte. Der for-Z derte rund tausend Mark, und er be kam sie auch. E« Eine Stunde später hatte Doktor Breuer das Geld, denn natürlich war der Kunsthändler nur der Mittels-If ntann gewesen. Und wieder eine Stunde später brachte Doktor Bauer-; das Geld zu Fritz Wulkow, der nun « erst hörte, auf welche Art der filziges Mäcen bestraft worden war. f; Das alles aber hinderte den Herrn; Kommissionsrath Lewald nicht, bei-z der nächsten Gelegenheit öffentlich undZ laut zu Fritz Wulkow zu sagen:;; ,,Sehen Sie, mein verehrter, theurersk . »Meister, ich wußte schon damals Ihr-? großes Talent zu schätzen! Jch bin-; stolz auf den ,,sonnigen Tag im; Moor!« . Der junge Maler nickte nur lächelnde dazu und dachte sich seinen Theil. . . i W Zwei Friedrich-Idee für einst-dicht. Es dürfte nur Wenigen bekannt? sc-in, daß es in Deutschland einen OrtZ giebt, welcher fiir ein kurzes Gedicani alljährlich zwei Friedrichsdor, das; sind etwa 38.75, bezahlt. Das rit; Halberstadt Der dort 1803 gestorbenez Dichter Gleim hat eine testanrentawj sche Bestimmung getroffen, nach wel-; cher alljährlich im Frühling aus denj bei Halberstadt gelegenen Spiegels-; bergen ein ländliches Fest zum Anden-; ten an seinen Freund, den Frechetrni Spiegel zum Diesenberg veranstaltet wird. Die ,,Vaterländischen Dichter« werden daher alljährlich aufgefordert« den Magistrat mit Liedern für diese - Feier zu versehen. Der Verfasser des besten Liedes erhält obige Summe. Jn der diesjährigen Bekanntmachung heißt es: »Die Einfendung des Liedes muß spätestens bis zum 30. April d.. J. erfolgen· Das Lied ist mit einem Motto zu versehen, der Name des Verfassers aber in einem geschlossenen lindern das mit demselben Motto be zeichnet werden muß, anzugeben.«Die eriainelleStiftung des »Vater Gsleimt verdient auch iiber den Kreis der Hal-· Lieritiidter Lokalpoeten Beachtung. i Auch eine Cousu ceatiom » Ein oberbayerischer Brauerei- Be-! sitz-er kam im Sommer 1887 nachi München zu Professor v. Nußbaum» denn er litt woran so manche Bier beflissene in höheren Semestern lei-« den, an der Gicbt. Er sucht also den berühmten Arzt, der ihn aus dem zieldzuge her noch kennt, auf, um ihn zu konsultiren. Da entspinnt sich Denn folgende herzerhebende Unterhal tungt Nußbaum fragt: »Na, lieber Berg hiber wo fehlt’5 denn?« « »Ach, Herr Geheimrath, ich habs in «den Beinen.« « »So, so, in den Beinen habenSie’s-!"« Na. schaun’g, wenn Sie’s oben im Finie haben, nacha is’s die Gicht; wenn Sieg aber unten in den Zehen haben, nacha is’s das Zipperlein.« »Ich hab’s in den K"nieen.« »Was hilft denn dagegen, Herr Geheimrath?« « »Ja, schaun’s, lieber Berghuber,s da denkenksz jetzt selber drüber nach - und wenn Sie a richtig’s Mittel wis sen nacha sageng mirs-dann stn ma alle zwoa in einem Jahr Millio näre.« »Nun und sonst?« »Sonst trinken’ s halt möglichst we-· nia und halten-J den Fuß warm und gestreckt « »Tanke schön, Herr G«eheimrath., Was bin ich schuldig?« »Das iost’ nir, lieber Berghuber,· - nützt aber auch nii Viel!« Ein trauert-der Gatte. Jn einem mitteldeutschen Tages blättchen stand am 29. April des Jah re51837 wörtlich die folgende Todes-; anzeiget »Mit Trauerflor umhüllte sich mir die Flamme des Himmels« und Eiseskälte gießt ihre Strahlenini mein aebrochenes Herz. Mit Wehmuch wende ich mein thränendes Auge von i den bunten Kindern des werdendenk Lenzes. nachdem meine häusliche Sonne am 27. April dieses Jahresp-f unteraeganaen durch den Sterbefall meiner innigstgeliebten Gattin Rosen E« m: inde in ihrem 65 Lebensjahre, tind»;f» die Träume meines irdischen thickesz verweilten ——- Ach! ich kann nun hin- k fort nicht mehr die blühenden Rosen-If1 blätter ihres rofiaen Mundes kiifsenxs und der-Kelch mit Ambrosia, den ickk davon getrunken, er ist in Scherbenif1 gefallen, und nur die Würmer alleini» ; dürfen sich fernerhin an meiner ge liebten Rosamunde sättigen Ich be- . neide sie darum — Weinet mit mir . aeliebtefte Verwandten, weinet mixiÅ dem Kantor emer. Siolpenhagen un « nebet meiner treuen Rosamunde ei « höflich-IS Geleit zu Grabe am 30. we « » »-· »So, dann zeigen’s halt her. —f z Richtia, das ist die schönste Gicht!« !