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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (April 26, 1907)
Tür die Jugend. » » Die Interessenten-steten Es war einmal — erschrick nicht, lieber Leser, ich will dir diesmal lein Märchen erzählen, sondern eine wahre Geschichte, deren Held ein ganz be tannter Mann ist —- also, es war ein rnal ein armer New Butter Straßen junge von 14 Jahren, der John hieß und Johnnn genannt wurde, weil er tleiner und schwächlicher war, als andere Kinder seines Alters. Johann, der schon im Alter von szwei Jahren eine Waise geworden, war unter der Obhut einer alten Verwandten auf gewachsen, die, obwohl selbst arm, sich Entbehrungen auferlegte, um den Knaben zur Schule zu schielen. Der Meine, der einen ausgeweclten Kon besaß, hatte denn auch ziemlich ge läufig lesen, schreiben und rechnen ge lernt. Aber eines Tages war die alte Bose gestorben« der geringe Hausrath wurde verkauft, um das Begräbniß zu bezahlen, und Johann mußte fich, wenn er nicht verhungern wollte. ei nen Verdienst suchen. Er stellte sich nun, wie er andere Jungen thun sah, an den Eingang eines Theaters nnd Effnete den reichen Leuten, die in ih ren Kutschen gefahren lamen. den Wagenschlag Viele stießen ihn rauh zur Seite, anstatt ihm den geringen Lohn zu geben, den der arme Junge so dringend brauchte; immerhin aber nahm er doch so viel ein, daß er noth tiirstig sein Leben sristen konnte. Das san diese Weise erworbene Geld aber war eben nicht viel besser, als ein Al mosen. Johnny fühlte das, und da er stolz war, tränlte es ihn bitter. Auch konnte seine gegenwärtige Ve schäftigung, so große Gewandtheit er sich darin aneignete. keinesfalls als die erste Staffel zu einer glänzenden Laufbahn gelten, und Johnnh war nicht nur stolz, er war auch ehrgeizig, er träumte von einer glänzenden Laufbahn und großen Reichthümern· Wenn die eleganten Wagen angerollt tarnen, aus denen vornehme Herren. reich geschmückten Damen die Hand bittend. ausstiegen, wenn er den Ge sprächen der Dienerschaft, welche sich von den großartigen Festen ihrer Herrschaften unterhielten, lauschte, dann murmelte der arme, hungrige. zerlunzvte Knabe wohl vor sich hin: »O. wäre ich doch reicht hätte ich doch auch meinen Wagen, meine Diener und in der Tasche einen Beutel voll lstelo. um mir alles zu tausen. was ich mir nur wünsche!«» —- »Nimrn mit dem Wenigen vorlieb!« fvottete einer seiner Kameraden, der feinen Seuf zer gehört hatte. ,,Wagen, Diener und ungezählte Dollaro, weiter nichts? tisenire dich nicht. Kamerad, greif zu, wenn du nur zu wollen hast! Hoffent lich vergißt du aber in deinem Glücke die alten Freunde nicht?" —- »Ach, wenn ich nur zu wollen hätte«, seufzte Johnnh traurig. — »Ja. wenn — nngliiellicher Weise hat es ein »Wenn« bei der Sache«, sagte Johunhs Kame rad. Glaubst du, andere hätten fonst nicht auch deinen Geschmack-s Glaubst du, ich möchte nicht ebenso gern wie du im Golde sitzen bis über die Oh ren, wenn ich nur zu wollen brauchte? Ja, wenn man nur die Wiinschelruthe eines saubern-Z oder die Siebenrnei len-Stiesel des kleinen Däumlings Mittel« lMan sieht, daß die jungen Herren in der Literatur auch bewun dert waren). »Die Siebenmeilen-Stiefel«, sagte Johann mit seinen tlugen Augen zu dem größeren Kameraden aussehend, »exiftiren nicht blos im Märchen, sons rern auch in der Wirtlichteitr aber in neun Fällen unter zehn wissen die, welche-sie besitzen, sie nicht Zu gebrau chen. O, wenn ich nur fiinf Dollars hätte, das würden fiir mich ganz fa mcse SiebenmeileniStiefel sein. mit denen ich in ein paar Jahren weit tommen wollte!« Ein gut getleideter Herr, der im Zwischenntt vor dem Theater Lust schöpft-, hanc des Ge spräch mit angehöhrt. Das blasse Kind, das mit solcher Ueberlegung sprach. interessirte ihn. »Was würdest du denn mit den fünf Dollars anfangen?« fragte er den Knaben. »Was. ich damit an fannen wilrde?« wiederholte Jahr-any · ganz Feuer und Flamme. »Ich wür-. .de Waaren taufen, diese dann mit Gewinn wieder vertausten und das io lange treiben, bis ich Wagen und Pferde und Dollars in Hülle und« Fülle hötte2« — »Du scheinst deinerz Sache sehr sicher zu sein«, lächelte vers remde, »und ich hätte fast Lust, die? tinf Dollars zu ristiren, um zu te-s ben, ob du im Stande wärest, etwa-Eis aus dir zu machen.« —- »Thun Sie es, Sir, und geben Sie mir Ihre Adresse· Wenn ich Millioan fein werde, will ich Ihnen dann erzählen, welchen Weg ich mit Jhren Sieben meilensStieletn gemacht habe!« Das Selbstbewußtsein des erlumtk ten Jungen schien dem remden Spaß zu machen. Er nahm aus sei-« ner Brieftafche eine FünfdollapNote und eine Visitentarte, ab beides dem Irnaben und sagte: »;ch rechne da rauf, daß du dem Wort halten ivirit!«« F— k—— zDas versteht sich, Sir, erwiderte Johnnh freudestrahlend. »Wer weiß, ob ich Jhnen nicht eines Tages ihr Geld mit Zinsen wiedergeben tann.« Am nächsten Tage hatten die vor dem Theater die Wagenthiiren auf reißenden Straßenjungen einen Con lurrenten weniger. Die bösen Jun gen behaupteten zwar, daß Johnnh wieder erscheinen würde, sobald er das Geld des Fremden durchgebracht; aber sie irrten sich. Johnny sollte tcine Wagenschläge mehr öffnen. Ein paar Tage nach der geschilder ten Scene wanderte ein schwächlicher Knabe mit einem großen Pack Waa ren aus dem Rücken als Händler durch das Land. Er hatte in New York allerlei nüßliche und zierliche Dinge eingehandelt, die er mit Profit in den »Orten verkaufte, die von dem Mittel ;puntte der amerikanischen Civilisation Hentfernter lagen. Dafür taufte er »dann in den großen Fabrilstädten Ineue Waaren ein, die er dahin trug, two man andere Spezialitäten hatte. fund so durchzog er einige Jahre lang ldie Vereinigten Staaten nach allen sNichtungen bis zum fernen Westen. Die Gefchäftsverbindungen, die er auf seinen Reisen antniipste, benutzte ser, um gute Waaren zu möglichst bil Jligem Preise zu erhalten, und da er Jsich mit einem mäßigen Gewinne de gnügte, zog er immer mehr Käuser an sich. Nach einiger Zeit hatte der junge FKaufmann eine so zahlrei e Kund ,schaft, daß er sein Geschäft im größe ren Maßstabe betreiben tonnte. End slich brachte er es so weit, die Waaren, jioelche er verkaufte, selbst verfertigen izu lassen, sein Handel dehnte sich nach Hund nach immer mehr aus, seine Fa ;brit-Gebäude wurden durch kurze ijeigbahnen mit den nächstliegenden sEisenbahnlinien verbunden, seine sSchiffe durchführen die Meere, kurz I— Johnnv war ein gemachter Mann. tJn seinem Glücke hatte er zwar den sgroßmüthigen Fremden, den ersten Urheber desselben, nicht vergessen, Taber es war ihm nicht gelungen, seine ESpur wieder aufzufinden, nachdem je sner die Wohnung, die auf der von onhnny sorgsam aufbewahrten Visi ltentarte angegeben war, schon längst jverlassen hatte. Eines Tages erhielt ider nunmehrige Millionär die Nach sticht, daß der von ihm so eifrig ge Fsuchte Fremde durch widrige Schick lsale verfolgt und gezwungen gewesen jwar, sich mit feiner Familie in einem Einehr als bescheidenen Zufluchtsorte Ezu verbergen, wo sie von den fpärlichen iEinnahmen eines lleinen Amtes leb ten. Johnnh begab sich sofort auf den Weg zu seinem ehemaligen Wohl thäter, den er auch alsbald wieder er tannte, obgleich der Kummer mehr noch als die Jahre tiefe Furchen in Isein Antlitz gegraben hatte. Ohne sich zu erkennen zu geben, ließ Johnny lsich durch einen Geschäftssreund, jgleichfalls einen reichen Kaufmann, skei dem verarmten Begründer seines sGliickes einführen und bot ihm eine seinträgliche Stellung in einer seiner lTabriten an. Dabei machte er es je !doch zur Bedingung, daß sein neuer Angestellter sowohl als auch dessen eFamilie auf der Stelle mit idm zu sammen nach dem künftigen Bestim tinungsorte abreisen sollten. Obgleich dieser Vorschlag sonderbar schien, war das Anerbieten an und für sich Idoch zu vortheilhaft, als daß man da tran hätte Anstoß nehmen sollen. Die Lttteisenden lamen nach einer Eisen Ibahnsahrt von wenigen Stunden bei yder großen X’schen Fabrit an. Jn der xNähe der Fabrik-Gebäude lag eme shiibsche Billa, die auf einen prächtig sangelegten Garten herabschaute. Jn »diese führte Johnnh seine Gäste. — ; »Sie sind hier zu Hause«, sagte er, sich mit liebenswürdigern Lächeln vor sder bleichen Dame verbeugend, die sam Arme ihres Gatten die breiten sSteinstufen hinauffchritt. Und zu ;diesem selbt gewandt, fügte er hinzu: s».haben ie die Siebenmeilenstiefel vergessen, mein Perr? Jch nicht. Jch hatte Ihnen ver ptochen, daß ich Ih nen eines Tages zeigen wollte, wie weit ich damit gekommen, und Sie se hen es nun mit Jhren eigenen Au gen. Der Wohlthäter Johnnys. der seht sein Schuldner geworden, glaub te zu träumen. —— »Wer hätte das ge dacht«, bemerkte er, nachdem aus fiihrliche Erklärungen ihn endlich von der Wirtlichteit dessen, was vorging, überzeugt hatten — »wer hätte ge dacht, daß die fünf Dollars einen sol chen Gewinn abwerfen würden? Wenn mir das damals jemand gesagt hättet« »Ich habe es J is geisgt«. Y««I-t- Knab-ne- . Z- E:-c«---.-If .....,.. »...,-.....,. ».-.. »...-.,........... Stiefel erscheinen in der Welt oft in bescheidener Gestalt, eine lleine Sum me Geldes-, eine Empfehlung eine Gelegenheit. sein Talent und seine Intelligenz zu hethiitigen, genügen ost, einem Menschen vorwärts zu hel fen. Freilich aber gehorchen diese Stiefeln nur der unermiidlichen Ar beit, der Pflichttreue und der Beharr lichteit.« Spruch. Der Mensch hat nichts so eigen, So wohl steht ihrn nichts an, Als daß er Treu' erzeigen Und Freundschaft halten kann, Wann er mit seinesgleichen Soll treten in ein Band, Verspricht sich, nicht zu weichen, Mit Herzen, Mund und Hand. — Mein Kanonier. Von Ottomar Hattveg. »Durchziehen, Stangenreiter,durch ziehen mit dein Sattelvferd!« rief der Wachttneister von riictwörts in höch ster Wirth in das 6.Geschiitz hinein. Aber es war zu spät. Vorder- und Mittelreiter hatten beim Einbiegen in·5 Kasernenthor nicht weit genug ausgeholt und so dem Stangenreiter die Gewalt iiber die Deichsel genom men. Die Protze tam noch herum. aber mit mächtigem Krach fuhr die Lafette gegen den Prellftein, fo daß dieser herausgerissen wurde und die »Kanoniete sich tramvfhaft auf ihren Sitzen festhalten mußten. »Es ift eine Schande mit dem schlavpen Kerl, dem Kowalsti!« tobte der Machtmi ster. »Nimm die Kanoniere, Spa ten los! Grabt den Prellstein wie der ein, daß die anderen Batterien nicht erst sehen, wie die Königliche Zweite aneckt." Damit gab er dem alten Untat die Sporen, daß der entsetzt hinten aus seuerte und galoppirte Zum Butter-ie chcf vor, um den Vorfall zu melden. »Es geht nicht mehr mit dem Kano nier Kowalsti. Herr Hauptmann, er wird mit seinen Pferden nicht fertig und blatnirt uns vorm ganzen Regi ment. Namentlich nächstens auf S«ch;efziibung, wo fo forfch gefahren wir .« »Wem wouen Sie die Pferde denn geben, Wachtmeister?« »Dein Geder. Das ist der einzige, der die beiden Biester anfassen kann.« »Oje," meinte der Hauptmann. »so’n krummer Kerl auf dem Flügel? Da fällt er ja immer gleich aus. Na, wollen’s prohiren, geben Sie es be kannt.« Kanonier Geder wurde gerufen Mit dem wuchtigen Schritt des »alten Fahrers« kam er angetlotzt und stellte sich in Positur. Die Grazien hatten wirklich nicht an seiner Wiege gestan den. Auf lan en, krummen Beinen und breiten iiten fa ein verhält nißmäßig kleiner Oberkörper und ein dicker Kopf mit unendlich gutmüthi gen Gesichtsziigen Der ganze Kerl war krumm, aber Geder war eine Stütze der Vatterie, immer fleißig, gleichmäßig ruhig und zuverlässig. Dann konnte man schon darüber hin wegsehen, daß er das Pulver nicht er funden hatte. Als bei der Neunten besichtigung der Oberst ihn fragte: »Wie sieht der Herr General aus?« hatte er zwar wahrheitsgetreu, aber wenig ehrerbietig, geantwortet: »Klei uer dicker Mann mit schmutzig grauem Vollbart.« Und als der neue Abwei lungstommandeur. Major v. Mor ftein, ihn auf dem Hofe stellte, warum er denn vor ihm nicht Front mache,: hatte er sich den Herrn erst kritisch» betrachtet und dann gefragt: ,.Sind Sie der Morstein?« Aber solche Ent gleisungen wurden isteder wegen seiner trefflichen Soldaten - Eigenschaften gern verziehen. Der Pferdetausch ward vollzogen. Die Stanaenpserde des sechsten Ge schützes, Ernst und Enzian, waren ein Paar Prachtkerle; beide dunkelbraun gliinzend, mit feurigen Augen und welligen Mähnen. Aber sie hatten beide den Satan im Leibe. Ernst biß und hatte Kowaisti beim Putzen manchestnai in die Lederhose gefaßt. Enzian war titzlich und konnte hinten auöfeuern, daß die Kanoniere auf ders Protze schleunigst die Beine anhocken mußten. Zunächst gab es aus« mit Geder einige Tänze. Enzian versuchte energisch, sich seines Neiters zu ent ledigen, und Ernst iekundirte, indem erihn in den rechten Stiefelschastdiß. Aber der krumme Stangenreiter saß ftvie angegossen auf dem Sattelpferd und trat dem Handdferd in die Zähne, daß die Kinnbacken knackteu. Dann versuchten sie’s mit Durchgehen, doch Geder hielt sie nicht seft, sondern ließ die Zügel lang. Der Geschüßsühren der siir solche Fälle schon Instruktion und Erlaubniß hatte, wendete aus der Kolonne heraus, und die Kanone segte einmal über den Exerzierplatz. Dann aber nahm das Geschüy feinen Platz wieder ein« und die Stangenpferde gingen wie die Lämmer. Sie hatten fwohl eingesehen, daß hier nichts zu iwollen war. I Jch war damals junger Leutnant bei der zweiten Batterie und hatte Geder jetzt in meinen Zug bekommen. Der schlichte, ordentliche Mann er regte mein Interesse, und manchmal habe ich mich auf dein Marsch zum Exerzierplatz und zur Schießiibung mit ihm unterhalten. Diese Spezies »alter Fahrer« wird bei der zweijähri gen Dienstzeit leider immer seltener. Breit und behaglich sasz Geder auf dein Enziam die turze Pfeife zwischen den Zähnen und vergnügt die Melodie seines Geschützes mitsummend. Denn das ist eine berechtigte Eigenthümlichi teit der Artillerie, daß jedes Geschütz sein besonderes Lied singen muß, weil wegen des Rasselns ein einheitlicher Gesang nicht herzustellen ist. Auf meine Frage nach seinem-Quartier antwortete Geder immer befriedigt; er war ja selbst vom Lande, kannte der Bauern Art und wußte, daß ein gutes Wort stets eine gute Statt findet. Darum hatten es seine Pferde immer gut und standen bis an den Bauch in Hafetstroh und Heu. wofür Geder dem Quartierwirth nach dem Dienst in der Wirthschaft half. Denn seine Pferde liebte er schwärmerisch, an die ließ er keinen herark und putzte und fiitterte sie so gut. daß die schönen Thiere bald — I 4 — ihrerseits Zuneigung zu ihrem neuen Herrn saßten. Aber gerader oder schlauer wurde Geder doch nicht. Das war ein Kreuz mit ihm! Die einfachsten militärischen Begriffe waren ihm kaum beizubrin gen; Regimentsgeschichte, Namen der Vorgesetzten waren ihm unfaszlich. Kam er beim Exerziren auf den Flü gel, so siel er sofort auf: »Was haben Sie denn da für einen trummen Mann aus den Stangenpserden, Herr Haupt mann?« hieß sofort »die entsetzteFragr. Aber wenn die Batterie im slotten Tempo exerzirte, da«nn war Geder in seinem Element, und je heißer es her ging, desto vergnügter wurde er. Ein stolzer, erhebender Anblick, so eine Battetie, die im Verfolgungsgalopp vorbraust. Die schönen Pferde, mit offenen Nüstern, springen weitaus greifend über den Boden, die Zügel find zum Plahen geftrafst, fest liegt die Peitsche im Sattel des Handwer des, Blick und Miene eines jeden sind gespannt. Denn dahinter rasseln 40 Zentner Eisen; wehe dem, dessen Pferd einen Rumpler macht, die Ka none kann leicht über ihn fortgehen: und danach im wirbelnden Staub kommt auch noch Geschütz nach Ge schütz. Die Kanoniere haben die Füße fest gegen das Trittbrett gestemmt und halten sich trampfhast an der Lehne fest. Denn jeder Stein, jede Wurzel läßt sie hoch in die Luft fliegen. Dann kommt der Aufmarsch zum Feuern. ,,Batterie rechts marschirt auf — Marsch, marsch!« Das erste Geschütz stoppt, aber die letzten fegen seitwärts heraus, was die Gäule noch winden können. »Geschühweise nach vorwärts abvrohen!« Blitzschnell ma chen die Fahrer die Feuerfront frei, und auf das Kommandm »Schrav nells Aufschlag« zurückgehende Schü ßen 1000!« speien die Geschütze Tod und Verderben in die Reihen des Feindes. Das ist die Poesie des Artilleristen, und das war so Geders Fall, seine Augen leuchteten dann. Jmmer war das sechste Geschütz das flotteste und die Pferde dabei in Athem. Es tam die Besichtigung auf dem Schießplatz heran. Nach dem Abthei lungsexerzieren gingen die Batterien über die Hindernisse, durch lichten Wald, durch den Graben und über den Wall. Bei meinem Zuge tlappte die Sache nicht recht, von den andern konnte ich des Abstandes halber nichts sehen. Die Stangenpferde des sechsten waren durch das voraufgegangene Exerzieren warm geworden und drängten aufgeregt vorwärts. Schon im Walde hatte das Geschütz einmal angeeckt, beim Graben prallte die "Protze heftig gegen die jenseitige Laute, und nun kam der Wall. Jch blieb oben, bis mein Zug herüber war. Das fünfte war glücklich pas sirt. Jn möchtigem Zuge schleppten die Pferde die sechste Kanone auf die Wallkrone. Jetzt der Abstim; Vor der- und Mittelreiter treten mit mä ßig straffen Tauen an, Geder will langsam, seine Pferde zurücknehmend, folgen. Aber der Enzian sieht vorn die anderen Geschütze, macht einen furchtbaren Satz in’s Geschirr-, die Bremse faßt nicht schnell genug, und in wiistem Durcheinander gebt das Geschtitz den Hang hinunter· Als ich unten ankomme. sehe ich zunächst ein Gewirr von um sich hauenden Pferde beinen, von Tauen und Geschirr stüclen. Aber schnell springen Ka noniere, Geschützftihrer, Wachtmeifter zu, die Kanone wird zurückgescho ben, abgespannt und entwirrt. Vor der- und Mittelpferde sind gleich wie der hoch und unversehrt. Die zerbro chene Deichsel hat dem Ernst eine klas fende Fleischwunde beigebracht. Aber unten liegt immer noch der Stangen reiten Geder hatte anscheinend das rechte Bein gebrochen. Der Trompeter holte den Kranienwagem und man brachte Geder nach dem Lazareth der nahen Garnison. Das Unglück des braven Stangen reiters, der durch seine ruhige Tüch tigkeit und seine beschauliche Art meine Sympathie gewonnen hatte, ging mir als seinem Zugsührer recht nahe. Am nächsten Abend lenkte ich daher meine Schritte zum Garnison lazaret, um mich nach ihm umzuse ben. Zufällig traf ich gleich den mir bekannten Stabsarzt, der Geder auf der Station hatte. Seine Auskunft iiber ihn war trostlos. Der Brave hatte nicht nur das rechte Bein ge brochen, sondern durch die Wucht des barauffallenden Pferde-s war die ganze Mustulatur der Wabe zer quetscht und abgestorben Eine Am putation des rechten Beines bis zum Knie war erforderlich gewesen, die aus meinem guten, forschen Stangen reiter einen armen Staatsinvaliden gemacht hatte. Erschüttert von der Nachricht trat ich bei dem Verunglijcl ten ein. Aber wider Erwarten traf ich ihn ganz toohlgemuth an. Wir sprachen von seinem Unsall und er redete in einem fort von seinen Pferden. Ob der Kowalsti der sie nun wieder hatte, sie auch gut pflegen würde. Der Enzian hätte sicher für das Unglück nichts gekannt, er selbst habe nicht genügend aufgepaßt. Jch war ganz bewegt davon, daß der Mann gar nicht an sich selbst und an seine Zukunft dachte. Jch drückte Ge- J der fest die treue Hand und rannte hinaus, mühsam die Thränen verbei ßend Das war Pflichttreue eines f schlichten Mannes. t t W— »Besten«-eu« und cutscheen Nikolaus der Erste hatte die Ge » wohnheit, allein, ohne von einem Ad jjutanten begleitet zu sein« in den Straßen von Petersburg spazieren zu igehen, um sich aus eigener Anschau lung ein Bild von dem Leben und t Treiben der Leute zu verschaffen. Nur in den seltensten Fällen wurde er bei diesen Harun al Raschid- Promenaden l einmal erkannt, denn ein gewöhnlicher Osfiziersmantel bedeckte die hohe im ponirende Gestalt. Eines Tages hatte er sich bei einem solchen Gange in eine Vorstadt der weitläufig gebauten Re sidenz hinausbegeben und vermochte , nicht mehr den Rückweg zu finden, so daß er sich gezwungen sah, von einer Dr oschte Gebrauch zu machen. Als es aber zum Bezahlen kam, fand sich, daß er tein Geld bei sich trug »Warte thier, Galubschit (Täubchen),« sagte er zu dem Kutscher und wollte in das Winterpalais schreiten. »ich werde Dir sogleich das Geld schielen!« »Ah-. Väterchen, so haben wir nicht gewet tet,« antwortete der Mann, der den Monarchen nicht erkannt hatte, »so haben es die Ofsiziere schon ein paar-· mal gemacht, und nachher gingen sie durch das Haus durch und auf der andern Seite wieder herauf-M Gib mir Deinen Mantel, und wenn Du das Geld schickst, so sollst Du ihn wieder betommen!« Und der Zar, der Beherrscher aller Reußen, ließ seinen Mantel zum Vsande, denner wußte, daß der Mann die Wahrheit sagte. t ———-—4—— ) Ein per-dates Nin-u Ein französisches Blatt erzählt: Jn der Zeit oor dem Kriege, als in »Wiesbaden noch gespielt wurde, er sschien vor dem Direktor des Kasmos eines schönen Tages ein Engländer und sagte: »Ich bin ein vornehmer Brite, ich habe all das Ge!d oerloren,’ das ich hatte, geben Sie mir 1000 « Mart, damit ich heimsahren kann oder Sie finden mich morgen todt in den Anlagen Jhres Kurortes·« Der Di-» reltor wies ihn ab. »Also morgen ins den Anlagen aus Wiedersehn,« sagte der Engländer. Mit Anbruch des-J snächsten Tages kamen dem Direktor» s doch Bedenken siir den Ruf der Stadt.s sEr schickte einen Beamten, dem Eng-s länder zwei Rollen Goldstücke in dic Tasche zu stecken, damit es bei Aus findung des Leichnams nicht beiße, der Mann habe sich ermordet, weil er ins Kasino all sein Geld verloren. Der Angestellte fand in den Anlagenl auch bald den anscheinend leblosen Körper eines Mannes und steckte die sem das Geld in die Tasche Zehn Minuten später erschien der Englän der im Kasino, setzte 1000 Mart, ge wann, "aemann immer mehr und ver i i . . » · Iließ mit einem Vermogen in der HTasche den Spielsaai. Dem Direktor aber schickte-er die geleistete Unter stützung zurück mit den freundlichen Dankesworten: »Daß, wie man sähe, alle guten Thaten ihre Früchte tra gen.« Berlockend. Vermittler: »Die Dame hat zwar nur ein Auge, aber —« i Verderber: »Nun-Z« Vermittler: ,,Dafür wird sie es auch ab und zu zudrücken!« l Der Herr Professor-. »Aber, Herr Professor,« so begrüßte die Dame Des Hauses den zur Abend unterbaliung geladenen Gast, »warum ist denn Ihre liebe Frau Gemahlin nicht mitgelornmen?« »O,« erwiderte der Professor ver lriirri, »mir war doch schon auf dem ganzen Weae hierher so, als ob ich etwas vergessen hätte.« Tat-um« Herr Cder einen Arbeiter zu einer Arbeit fiir mehrere Tage angenommen hai): »Ich dachte, wer weis-, was Sie fiir ein Arbeiter sind, da ieb an Ihren Händen Blasen bemerkt habe, Sie machen doch rein gar nichts! Wie sind Sie denn da zu den Blasen erklom men?« « Arbeiter: »Ja bin Mitglied von einem Ruder-Klub... und wir hatten p« Sonntags Wettruterm F R- » Unsere Dienstboten. , « Madame: »Mir paßt das nichi, daß Sie so viel Gesellschaft haben. Sie bekommen ja an einem Tage mehr Besuch als ich in einer Woche!« i Köchin: »Ja, Madame, wenn Sie ein bischen liebenswürdiger sein wür den, dann hätten Sie auch so viel Freunde wie ich.« Das Geheimnis Sie iiben doch eine wunderbare Macht iiber Ihren Mann aus — nicht einen Augenblick wich er gestern von Ihrer Seite! Wie bringen Sie das nur fertig?« »Aus seine Rockfehösie setz ich mich halt einsach!« f Mode-tue Tänzchen. I »Aber Minna, schämst Du Dich denn nicht, an Deinem Jacket fehlen doch zwei Kniipfe?« »Ach, das macht doch nichts! Ich bin ja schon verlobt!« Striiflichcr Mißbrauch. »Weshalb sind Sie denn aus Ihre Frau so zornig, Herr Wamperl?« »Weil ich sie heui’ ertappt hab-P wie s’ aus meinem Maßkrug Milch getrunken hat!« Mist-erstanden Lchrer: »Was habt Jhr zu thun, wenn Euch auf Euren Sonntags-spa ziergänaen Euer Retter begegnet?« Schüler: »Nichts, Herr Lehrer, da haben wir ja frei.« Rückfall in der Gesundheit Frau: »Der Huberbauer läßt sa gen. Du brauchiest einstweilen nicht mehr zu kommen; er sei wieder ge sund!« Arzt (tnurrend): »Was-, schon wie der mal gesund? Das ist ja bereits der dritte Riicksall in diesem Jahrel« Bckshaft Sie hinter einer alten mächtigen Eiche) »Ach, wie schön es hier ist, da mag )schon manches Paar den Bund für’s Leben beschlossen halten « Er: »Kann schon sein, im Volks ntund beißt sie ja die Unaliictseiche!« In der Küche. s Köchin: »Nein, zum Kochen haben Sie nun einmal tein Talent, Ma dame!« , Madame (unaliictlich): »Ich weiß es;abe1 ich möchte mich doch aar zu gern in der Küche beschäftigen!« Köchin: « »Nun dann lesen Siemir doch etwas vor!« Kinder-mund. Klein-Gläschen wird von der Mutter zu Bett gebracht. Die tleinen Hände falten sich zum Gebet: ,,Lieber Gott, ich bitte dich, laß mich diese Nacht» » sanft und sicher ruhen, gib auch mei ner lieben Mama einen recht festen Schlaf!« »Warum erbitteft du für mich einen so festen Schlafs« fragte die Mutter. »Ja, weißt du, liebe Mama,« ent gegnete der kleine Flachstopf, »der gute Papa thut mir immer furchtbar leid, wenn du ihn Abends empfängft!« Gipfel der Zerstreutheit. ,,Denten Sie, was mir damals passirt iftt Endlich bat die erlösende Stunde geschlagen, ich begleite meine Schwiegermama, die uns acht Wochen heimgesucht hat, nach dem Bahnlwfe und löfe ihr — eine Rückfahrtstarte!« Mißverständniß. Herr (als ihm der Schusterjunge ein Paar Stiefel bringt): »Was willst Du denn fortrennen? Jch zab!e sie Tit aleich!« SchusterjungeI »Ach, ich dachte, Sie bleiben sie schuldig, weil der Meister tagte, Sie seien ä feiner Kunde!« Eine gute Seele-. ,,Hi«:r, Männchen, hast Du Geld fur« zwei Schnitt Bier, weil heut-, Dein Geburtstag ist; sollst Dich mal cugiobenY« Leiche " - ""s« A. tim ),oolaaifcl)en Gnrteithr »Was war Denn da los ———- ich fah einen illtenschcn durch die Luft fliegen-TM , B: ,J'a, wissen Sie, der Schneider Zwirnlein stand gerade vor dem Nil 1-ferdtiif1a, als ein Jnfaffe nieste, und da Ist er vom Luftdruck in die Höh gefloaeit.« tssnnneklmmon · . · -- · - ;-’" · -· ...·· — .x - . . . « . -··-.· Uebersallenet: »L, ich Unglücklichth Diese Seine Baarschaft Nu meine ganze Hat-U Gauner: »Br1«uhiqen Sie sich; ich bin in diesem Punkte seht Muts-·