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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (April 26, 1907)
W Mensch als Verbrechen sur-ei Geschichten von K. Mischth Ich will Euch bei dieser Gelegenheit I Meceschichte erzählen, die mir selbst« Esset ist, sagte der Afsesson Sie ., rist wie gesagt, mich selber, und ei ist mir bei meiner Stellung nicht Mal angenehm, davon zu reden. Ader ich behaupte, es hätte an meiner - Stelle ebenso gut jeder Einzelne von sein können, und jeder Einzelne wärde sich vielleicht ebenso benommen haben. Na sa—es handelte sich ja um keinen Raub-nord, aber, aber-— Wartet mal. Ja, richtig, so kam es. Es war in meiner Studentenzeit, in den letzten Semestern. Wir kamen m der Kneipe, angeheitert waren wir selbstredend alle, wie immer. Und selbstredend gingen wir nicht nach Fa »se, sondern strebten dem nächsten a eehaus zu. Unterwegs wurde ich Don den Kommilitonen getrennt. Wir tten nämlich wieder einmal das chöne Lied vom »blauen Seehund« gesungen. Kennt Jhr das Lied? Blau ist der See-und Mein herz mir so schwer-und Die Liebe thut weh —und Der Durst noch viel mehr —- und . . - Itd so weiter «da capo al fine cum ia ad insinitum«. Der Nachtwäch wollte das nicht dulden, und · Mwiirdigerweise stellte er gerade mich zur Rede. Das war das Un ; dieser Nachtwächter war an M schuld. was sich nachher ereig Ue. Zunächst lief ja die Sache gut Is. Ich vertrug mich mit dem Manne, II paar Zigarren überzeugten ihn « M der Lauterleit meiner Absichten, . Ud er ließ mich laufen. Einige Zeit « We es aber doch gedauert. Die Kumpane waren inzwischen seiter ge ogen, und ich beeilte mich, sie einzuh en. Jch ging nach unserem Möhnlichen Case, durchschritt den sit Gästen dichtgefiillten Varian Hsah stieg die Wendeltreppe hinaus, die zu den oberen Räumen führte, dem durch den Billardsaal, dann durch ein Lese immer, alles voller Menschen, Ind- s iekleich im allerletzten Raume, di saßen um einen großen Tisch herum, vor ihrer Tasse Schwarzen oder ihrem Schlummerpuntch oder M Glas Bier,« je nachdem. Da hatte ich sie also, aber es nutzte mir i. Das Lokal war überfällt, mit he und Noth hatten sie eben diesen Tisch erobert und die Stühle von Metall herangeschleppt. Es war nicht . lich, noch Platz zu finden. Sie «aßxn so dicht an einander. daß sie gerade noch bewegen konnt-en. Den Kreis zu ver-größern, ging nicht an, denn da waren überall die Jnsassen der anderen Tische im Wege. Ich bunte unmöglich noch in die Tafel Mde ausgenommen werden, und da ich das einsah, nahm ich kurz und Händig an einem Nachbartische Platz, Ia gerade ein Gast ausstand. used-m«-7:.Wssp -» » s-s--s---«».-«-s-««-Nm-s.,..-«1-«..,- «-·»s.,-.«( »W« — Wiire das nicht gewesen, wäre ich mit den Kommilitonen zugleich in das Lokal elommen, io hätte sich wohl m En auch ein Weg gefunden, um snsammen zu bleiben wir wären dann auch zusammen fortgegangen, und das« was folgte, wäre nicht passirt. Eber sv—lam es eben. Der Nacht Wächter war an allem schuld. Uls ich aus dem ,.dumpfen Brü Oen«, das mich bei derartigen Gelegen «ten zu jener Zeit manchmal über , wieder zu mir lam, bemerkte ich, « das Lokal sich ini wischen start rt hatte. Meine undegbriider waren sämmtlich verduftet, und ich konnte mich nicht entsinnen, daß einer den Versuch gemacht hätte, mich mit kwehmem Auch die übrigen Tische Unten leer oder schwach besetzt, an meinem Tisch saßen außer mir nur noch zwei junge Leute in den zwan Iiger Jahren Um nicht als ,,Lotalschinder« an sesehen zu werden, bestellte ich mir ein Glas Bier und lauschte auf die nierhaltung meiner beiden Tisch ossen. Jch entnahm aus ihren rten, daß sie beide Schulmeisier Men. Der eine führte den nicht un .svshnlichen Namen Schulze, der « ame des anderen ist mir entfallen, nennen wir ihn meinetwegen Engel. -Schnlze hielt seinem Freunde einen »Wir Vortrag, der auch einiges s ige enthielt, über die Verhält nise aus der Universität, und Engel Ue noch weniger davon verstand als Schulze, hörte aufmerksam zu. Das Thema tntereisirte mich natürlich und Ich hörte zu Meine Aufmerksamkeit . nnd —- vermuthlich mein Grimassen weiden, wenn ich nach ähnlichen schließen kann, wurde ihnen . sitt bald unbeauem. Sie riefen den sw, zahlten, und erhoben sich M tm mit einer stummen Verbeu M sich zu entfernen. s« De Mek der eine der herren, den t haben, einen Ruf Schl- tmRunde aufmerksam ich M tstf seaste Schulze M l wies Fassungilps auf - weiche bestes Exemplar » M alte-du derart der-inse «- « Hain Ich begriff nicht« ngr reden sehen ein recht , . m ÆMMUHFJTHF s. us an a « a es til-:- eines-kenn Reihe von -- Herren ven entsagt Schnee und «»- ssi mein Doti« stam «Unsrnn!« sagte Schulze. .Dao ist ja gar nicht Dein Dut!« Engel blickte immer noch fassungss los auf das Monstrum von Filz, dann ließ e: seine Augen über ämnitliche im Zimmer noch anwesende hüte schweifen-— es waren nicht viele — und mit einem lauten Seufzer sant er wieder aus seinen Stuhl. Da mußte mich der Teufel reiten, den Menschen anzureden. ,,Gestatten Sie mir eine Frage,« sagte ich. »Wenn.ich die Situation richtig erfasse, ist diese schädige Re liquie von einem Hute dort nicht der Jhrige.« »Um Himmels willen!« »Dagegen fehlt der Hut. den Sie mitgebracht und dort aus den Haken gehängt haben?« »Ja, leider. Ich kann doch mit die sem Filz da nicht morgen zur Schule gehen!« Es stimmte also, es waren Schut meister. «Demzufolge,« fuhr ich fort, ,ist wohl anzunehmen, daß irgend ein Bösewicht seinen Hut mit dem Ihri gen«oertauscht und das Weite gesucht t. »herr,« brauste Engel auf. .wollen Sie mich auch noch zum Besten ha beni« Schulze sah mich vorwurssooll an. »O nein!« sagte. ich ruhig« »Aber ichbin Jurist und halte es in solchen Fällen immer siir das Beste, zunächst den Thatbestand festzustellen, ehe man darüber sprechen tann. was etwa ge-» schehen tönne. Wenn es jedoch den: Herren unangenehm ist —' Ich fchwieg ekriinkt. i Aber ie Mittheiluna, daß ich Ju-? rist sei, schien ihre hoffnungen zu be- ; leben. Sie baten mich, falls ich ihnen I einen Rath geben könne, doch ein gutes I Wert zu thun und ihnen von der Fülle ; meiner Weisheit mitzutheilen. s »Habrn Sie einen Verdacht?«! fragte ich. »Steine Spur!« war die Antwort. »Bei der Fülle von Menschen, die vor einer halben Stunde noch hier war-J »Man könnte die Polizei benach richtigen,« sagte ich. »Heute Jhr Hut irgend eine besonders aussallende Ei genthümlichteii?« « ,.Nein, ein schwarzer Fitzhut, wie tausend andere." »Dann wiirde Ihnen die Polizei nicht viel nützen tönnen. Man könnte allerdings mit Hilfe der Fabrikmarle und der Kopfweite —ivenn Sie kris fen, wo Sie den Deckel gekauft haben —- indesscn ist kaum anzunehmen, daß die Polizei-—hin, hin —« »Nein« nein, nichts von der Polizei. Es wäre furchtbar peinlich, wenn da eine große Untersuchung entstände Bei meiner Stellung als Lehrer, Sie begreifen!« .Volllommen. Da bliebe noch eins: Sie machen hier einen Heidenstandal, trommeln die Kellner und den Wirth zufammen, schimpfen, was in dem Lokal sur Spitzbuben verkehren, dro hen mit der Potizei verstehen Sie, drohen nur-am Ende ersetzt Jhnen der Wirth den Hut.« »Ach nein!« sagte Engel ängstlich. »Ich möchte tieber jeden Standal ver meiden." Schulze stimmte ihm bei. »Nun. vielleicht hat der Zahltellner etwas bemerkt,« meinte ich. »Das möchte ich nicht annehmenf erwiderte Schulze. »Der Mann hat mehr zu thun, wie überhaupt die Kell ner alle. Sie sehen sa, seit wir aezahlt Faden, hat sich seiner mehr sehen las cll »Da könnten Sie ja also« —- sagte ich—»ganz getrostes waan den al ten Deckel einfach wieder zu vertau schm!« Beide waren verdutzt und blickten bald sich unter einander, bald wieder mich unschlussig An. Der Verschlagj schien ihnen wohl plausi l, eine Atti con Wiederhergeltung an der hösenj Welt, aber das redliche Gen-i ssenJ sträubte sich noch T »Es sei denn,« suhr ich satt, »daß Sie in der Lage sind, den Verlust leicht zu verschmerzen.« Das schien nicht der Fall zu sein. Die durchlneipte Nacht hatte den bei den Schulmeistern, die sonst gewiß recht solide Leute waren. bereits genug gekostet. »Es wird nicht gehen.« meinte schließlich Engel. »Man könnte hier doch schon aus unser Gespräch aus-« irnertsarn geworden sein.« »Gehtes hier nicht, so geht es unten in. Lolal,« sagte Schutze mit der fEntschlossenheit eines Mannes, der nicht direkt betheiligt war Also, um es kurz zu machen, ich schlug vor, unten noch ein Glas Bier zu trinken. Wir gingen hinunter in die unteren Räume, wo noch mehr Leben herrschte nahmen Platz, he stellten, bezahlten. und nachdem Engel eine Zeitlang mit sich getämpst hatte, erhob er sich, sagte uns Adieu, ergeiss einen ihn- gerade handrecht hängen Wseinen Enlinden dessen Be siser gerade einmal tn ’g Nebenzimtnee gegangen war, und verschwand Schnlze und ich blieben noch zurück Mk waren bald wieder in ein Ge spräch über Universitats-Angekegen heitere vertiest. Nach einiger Zeit hörten wir neben uns eine Stimme: Donnrer-eine nochmal! Entschul disen Sie, meine beeren haben Sie nichts bemerkt? Hier hing doch mein biet und nun ist er weg l« F Wir sahen ans. DasS war also der seh-Matt seither von dem Ente-den den unser Engei trag. · tie met-sy- siegt-' ich. m ask-L L ,« lSchuizk wiss gleichna- Iwk den rei nen. .Na. das ist gut!' sagte derFreende. »Da hängt bloß noch das elende Ding da! Irgend ein Lump hat mei nen Hut vertauscht!« »So etwas kommt vor,'· jagte ich. »Wa: er sehr werthvoll?« »Ganz egal," brummte jener, »ich tann doch mit diesem schmutzigen Date nicht nach use gehen!« »Wenn ie dem Spitzbuben nach liefen?« schlug jetzt Schutze vor. ,,Wird gerade was nuM!« »Sie könnten sich auch an die Poli zei wenden,'· erörtern Schule der ge lehrige Schüler, weiter. «tlnsinn!« «Machen Sie Standal, tromrneln Sie Kellner und Wirth zusammen-« »Dann werde ich noch obendrein hinausgeworfent Kenne ich!« , «Wissen Sie rot-ist« sa te « t ;Schulze, als ob er einen samofen in l Isall gehabt hätte, «da5 Einsachsie ist doch, Sie vertauschen ihn wiedert« H Der Fremde sah uns prüfend an, Tdann erwiderte er mit kurzer Ent I schlossenheit: »Können Sie den Mund halten? Tie Sache ließe sich machen. Wir sind hier ziemlich unbeobachtet, das hat der Spihbube vorhin sich auch zu Ruhe ge macht. Jch glaube, es hat Niemand bisher was gemertt. Jch danke Ihnen, meine Herren, zu Gegediensten gern bereit!" Nehmen Sie blos nicht meinen Hut,« sagte Schulze, der ganz über miithig geworden war. Also, der Kerl that es auch. Wie let-It doch Menschen zu verfuhren sin . Wir hielten es aber doch nun allge mach siir gerathen. uns zu entsernen. und als wir bezahlt hatten, was wir noch schuldig waren, suchte schon wie der einer seinen hutt Wir verzichteten aber daraus, diesem wieder einen gu ten Rath zu geben. Als wir nachher, Schutze und ich, in einem andern Gase saßen, wurde Schutze sehr traurig. Das Gewissen schlug ihm. Er, ein Lehrer der Ju gend, und sich zu so etwas hergeben! Jch mußte alle meine Beredtiamleit ausbieten, um ihm seine triiben Ge danken zu verscheuchem schlielichtrant ich sogar mit ihm Brüderschast, da mit er fähr, daß er in meiner Ach tung nicht geiunten sei. Als wir uns trennten, verabredeten wir eine Ju iarnmentunst aus einen der niich n Abende, aber ich bin nicht hingegan gen, und ich glaube. er auch nicht. Eigentlich war ich ja der Anstifter der ganzen Geschichte gewesen. Nun frage ich Euch: Jn der Bier laune, die Sache als halber Scherz ge saßt, hätte das nicht jedem von Euch auch pasiiren Könnens Und dach, was hättees siir böse Folgen haben tön neu-? So erzählte der Assessor. ——--— I O f . l » Ja, ja. sagte darauf der Lberleb rer. es hätte Dirfo gehen tönnen wie jenem armen Teufel in Breslau, der einmal auch solchen Streich machte und dabei gründlich hineinsiel Ihr wißt, ich hauste dort als Prodandus und war während dieses Jahres eine der Stühen des Stamnrtischeg im »Nußbaum". Die erste Geige spielte in dem sidelen Zechertreise zu jener Zeit-er ist inzwischen gestorben — ein gewisser Bulowisli. ein Mensch voller Schnurren und Eigenheiten. Er war Junggeselle und Apotheler, und diese beiden Berussarten haben ja stets ein großes Kontingent zu der Klasse der merkwürdigen Menschen gestellt. Gewöhnliche Menschen muß ten ihn stets mit seinem vollen Titel Und Namen anreden: »Den Apotheler Anton Bulowidti,« sonst wurde er sehr unangenehm; tannte man ihn längere Zeit, so gestattete er, daß man ihn einfach »Autori« nannte, und siir seine Jntirnen war die oberschlesischs polaclische Kosesorm ,,Antet« Vorge schriehen. Er hielt strenge daraus, daß teiner in eine Klasse verfiel, in die er nicht gehörte. Ich als Neu zugezogener war natürlich einer von dem gemeinen Mel-T die ihn mit »Herr Apotheter Anton Bulowihti« sonst-rathen Umso mehr war ich erstaunt, alser eines Abends arn Stammtisch plöhlich aus meinen Arm klopfte und sagte «Korrnnen Sie einmal schnell mitt« Natürlich leistete ichFolge. Der Herr Apotheter rief den anderen bloß zu: »Wir tornrnen wiedert« und schon waren wir draußen. Dort iiugteer scharf in die Runde, und siehe da! er hatte seinen Mann er späht, hinter dem wir nun herzogen. Je t erst theilte er mir mit, um wan es Ich handelte. Jener Kerl hatte sich den hat des Apotheterö aufgeseht und ihm dafür einen alten abgetragenen Itlkdectel uriickgelassem ganztose da mai bei ach. Der Herr potheler Anton Bulowihli hatte den Streich aber gemerkt, und deshalb die Verfol gena. »Jett passen Sie aufl« sagte er mir. Machen Sie nichts, ehe ich es Jhnen age. Wahrscheinlich geht sich das Kerl jeht noch nicht nach Hause, wird aus billi Kauf erst noch Glas Bier trin wolle-. Gehtee aber doch nach has-, fassen Dir ihn am hauithoe!» Gesagt, gethan. Wir hinter unserem Manne her. wobei wir ihn immer scharf im sage behielten. Er schleu derte sicher an der ,,Griinen Möhr Seite« des »Mir I« entlang, dann weite-e die Sehne Its-er Straße. Wir M . Richtig! er geht in das »Bit MWIU Wie nach· Er hängt seinen Hut, . d.h. eigentlich den des Aratheterö, an den Nagel; setzt sich darunter an den Tisch, und der Herr Apotheter legt feinen Dut, d.h. ei gentlich den des Kerls. ruhig und un auffällig auf einen Stuhl. Wir bestel len gleichfalls Bier und plaudern, be - halten aber den Kerl stets irn Auge. Jeyt fteht der Kerl auf, wirft noch einmal einen lächelnden Blick nach dem über ihm hängenden but und geht nach dem Hofe hinaus. Während er draußen ist, geht herr Apotheter Anton Bulowitzti mitvoll tomrnener Gemiithsruhe an jenen Tisch, nimmt feinen hut bom Nagel und hängt dem Kerl wieder seinen alten Deckel hin. . Kurze Zeit darauf tornrnt der Kerl wieder herein. Sein erster Blick ist nach dem bate. Da hiittet Jhr einmal das Gesichtj Leben sollen. Kreidebleich starrte er; as Ding an! Eine ganze Weilej stand er wie festgebannt und wagte tein Glied zu rühren. Der An st schweisz perlte ihm in dicken Trop en von der Stirn. Es war Geld werth. Plötzlich riß er den but vorn Nagel, stülpte ihn auf, schleuderte ihn dann von fich, als ob er von Feuer wäre, und stürmte aus dem Lokal, ohne da ran zu denken, sein Bier augzutrinten oder gar zu bezahlen. Der arme Kerl hat gewiß zeitlebens an Spu! geglaubt. Der Herr Apotheter Anton Pulv witzti aber war iiber den gelungenen Streich so erfreut, daß er nicht nur das Bier des Kerls bezahlte, sondern auch, mit Uebergehung der zweiten Stufe, mir sofort die Erlaubniß er theilte, ihn fortan »Antet« zu nennen. Kleinigkeiten . . . Von Erwin Rosen. Das Lampenlicht ist durch den gro ßen rothseidzcn Schirm gediimpst7 die unfagdare Beitr-, unser Mädchen —- Betty ist eine Perle von Dienst mädchen, aber Sinkilil — hat den Eßtisch abgeriiurnt, die liirmenden Kinder oon Müllers droben sind lücklich zu Bett gebracht worden« ein « ·tpuntt,-den ich alltäglich rnit glei cher Inbrunst herbeisehne, und Mutte lm und ich sihen auf dem Sofa beim abendlichen Plauderstiindchen. »Mut telin« ist nämlich meine Frau: sie pflegt mich tonseauent «Muet"el'« zu iituliren, und ich sehe gar nicht ein« weshalb ich mich nicht revanchiten soll. Jch liege so recht wohlig zurückge lehnt. rauche mit unsägåichern Genuß meinest arette und se meine Frau von der eite an. Was hat sie denn? Sie starrt vor sich hin, zieht in tiefern Nachdenken die An n ein wenig zu arnmen, so dasz winzige Fältchen an n Schlöer entstehen, und hat seit Fünf Minuten tein einziges Wort ge brochen. Was sie nur hats Da hebt sie das blonde Köpfchen: »Du, Muckel!« »Ja, mein Schatz?« »Mir ift etwas einaefallen!« Hoplal Gardez! Aufaevaßt —-jetzt kommt ’tvas! Lange sind wir Zwei noch nicht verheirathet, im Gegen t-heil, aber ich kenne meine Frau. Wenn es ein angenehmer Gedanke ist, der ihr durch das kluge Köpfchen rutfcht, pflegt sie mich ftiirrnisch zu avisiren: »Muckel, ich hab’ ’ne samofe Jdeel« Sagt sie aber in ganz ge miichlicher Tonart »Mir ist etwas ein gefallen,« dann ift’s sicher etwas Unan enehmeö. Diplomatifch sein, nrein«ung’! Wollen sie ’mal auf an dere Gedanken bringen. Mit Begeifte rung1 falle ich ihr in's Wort: » h, das ift fein, Muaelin.. Jch plage mich schon den ganzen Ta be rum· Weißt du, mit dem Lust viel Soll ich den zweiten Att aus der Re daltion spielen lassen oder ———« »Ach das! Jch denke an ganz etwas anderes. Dein Lustspiel hat doch wahrhaftig Zeit bis morgen!« »Aber erlaube ’mal —« »Man-el, ich kann doch nicht immer nur loben. Du bist fowieso eitel Ze nug. Aber nein, herz, auf der e dattivn würde ich gerade den zweiten Att nicht spielen latfen».« Sie denkt offenbar nach. Jch freue; mich diedifchz das Unaisgenehtne, was! ei au gewesen sein mag« wäre glück-« lich a elenlt! Muckeiin denkt noch immer nach ——-——-— »Du hast mich wieder aus dem Konzept gebracht Ej ist einfach abscheulich von dir. Also Mueielc Wir brauchen zu viel Geld; wir müssen foarenl« Große Enttiiuschung meinerseits. Blihfchnelle Ueberlegung. Jch hab’ war au nblietlich kein besonders f lochtes ewissen in punkto Budget il rfchveitung, aber —- die befte Pa radeisi der hieb! Es gelingt mir, iein anz scheinheilig ernftei Gesicht zu ma , während ich im Bru tone der Ueberzeugung bemerkte: « u halt gänz recht, herz, ich finde auch. daß ushalt viel zn viel kofiet!« ine Frau ift siarrl »Mein — Hauthalt -—- -— ?« stammelte sie. » bist unglaublich ungezogen. Und ich dare. too ich nur kann-. .« »Beify zerschlägt unheimlich viel WORK »Wenn es wieder vorkommt, wird es ihr am Lohn abgezogen —« »Der neue Teppich le ten Monat!« »Schaut-te dein heim. Dann s t der hert und Gebieter nicht in d Ir« iäitFHtuiFis Mchüsch jetm CJDIP dummer Lin-ach da lot-n ich is tun tbeuern Fleifch —« Ersteni fällt mir nicht mehr ein und zweitens gewinnt mein besseres Ich die Oberhand. Weiß ich doch erst eit meiner Vetheirathung wie schön es ist, tn «gere . lten Verhältnissen« zu leben. Mit w ch’ energischer Faust das tluge Frauchen eingegriffen bat und wie schnell sie Ordnung beachte in den finanziellen Schiendriam In Ideni ihr total unprattifchee Muctel zu leben pflegte! Nein es wäre wirklich unrecht und untlug, sie in deniVuntt nicht schalten und walten zu lassen. Jch fette mich feierlich in Positur-: »Mein Herz, ich bin aufs Schlimmste gefaßt. Aber mach es ciniiaia!« Meine Frau beginnt. Sie spricht mit heiliger Ueberzeugung und es iit ein Vergnügen, ihr zuzuhiirem »Sieh ’mal, MueteL ich hab’ so viel nachge dacht und habe mir das so überlegt. Du giebft zu viel Geld aus für lauter Kleinigteitem Du glaubst gar nicht, wie viel Gelb gerade diese Kleinigkei ten kosten. Du sähest jeden Tag zweimal mit der Eletttischem Mar gens auf die Reduktion und Nachmit tags zurück. Das macht pro Jahr, die Sonntage abgerechnet, ganz genau 62 Mart und 60 Pfennig Muctel, wenn bu einmal zu Fuß gehen woll test, so wäre das dir sehe gesund und du hast glatt 31 Mart und 30 Pfen nige erspart. Willst du« Muckei?« »Du Grundgiitiger.’ sagte ich ar mes Opfeelarnm, »die Ehe ist ein Kampf . . .« »Aber ein schöner!« lachte meine Frau »Ja, vae oictisl Alto, ich tchwore Ew. Liebden feierlich zu, daß ich ein mal am Tag zu Fuß gehen werde, wenn es nicht gerade Kröten regnet. Sind Ew. Liebden nun zufrieden?« »Noch laaaang nicht! Es tonnnt noch viel besser. Weißt du, was der Trinkgelderunfug dich toitet? Du giebft —- bitte, ich weiß es ganz ge nau — jedesmal dem Schastner 5 Pfennige Trinkgeld. Macht pro Jahr 81 Mart und 30 Pfennige! Weißt du auch, daß die Selbstbefteuerung von genau 50 Prozent des Fahre-rei ies ein kompletter Unfug ist — — »s« »Jawohl,« fiel ich ein, »und eigent lich verletzt man dadurch noch oben drein das Interesse des Schaffners. Wenn lein Mensch Trinkgelder geben würde, fo tönnte der Mann einen hö heren Lohn fordern und würde ihn auch erhalten. Er würde sich ver muthlich besser dabei itehen. Ferner ist, ethisch betrachtet. ein Trinkgeld eigentlich eine Beleidigung siir eine Person nicht dienenden Standes. Da rüber bab’ ich neulich sogar einen Ar tilel gefchrieben —- —-« Jeßt lachte Muaelin. »Das bringt auch nur ein Mann fertig,« tagte sie ironisch. »Predigt dem verehrten Publikum Weisheit — er selber aber, der Prediger, giebt ruhig weiter Trinkgelder. Man tönnte das inton sequent heißen, ich heiße es . . ." »Hoplal« rief ich. »nichts sagen, was vielleicht nicht wieder gut zu ina chen wäre!« »Auch recht,« meinte die ungleich werthvollere hälfte meines Daseins-, »Ein. Gnaden haben dennoch verstan den! Wird mein Muael vernünftig fein mit Trinkgeldern?« »An right!« »Es kommt aber noch viel schlim mer! Sag ’mal MucteL wieviel gibit du denn monatlich für den Friieur auss« »Aber hiir’ mal —- teine Ahnung — ich hab’ 'n Abonnement . . . .« »Natürlich! Das ist wieder ’mal echt männlich —- vuh —- Kleinigkeit —— weiß nicht —- damit tann ich mich nicht abgeben . . «. Sirt, das ist ia gerade der Wiß! Neulich als ich im Parfiimerieladen auf dich wartete. hab« ich durch den Vorhang recht gut gesehen, wie du bearbeitet wart-est Schnurrbartbinde nach dem Rasirem Kopfwasser. Eau de Nimm-Einrei bung, alles aus deinen eigenen Fla tschi-h Da legst doch zu Haus« die Binde an. ist das denn nöthig?·s »Hm-Jst ’mal so Sitte," brummte ichs . « s »Sittc! Ich finde es viel hikbfchex wenn du Haatwasset und das Zeug zu Haufe gebrauchst- Dott werden dir miUödtlicher Sicherheit doppelte -Pteife berechnet. Was bezahlst du denn?« »Na. ja.« gab ich zu, »es ist ’n zbißchm theatr. Letzten Ersten zahlte ich elf Matt-" · »Wieviel—?-'« fuhr meine Frau ent setzt auf. «Well, els Mart. Zwei Abonnes ments, eine Flasche Haar-wasser, eine Flasche Eau de Cologne . . ." »Muckel, das ist Sünde, das ist einfach Sünde. Du gehst von seit ab in einen anderen Laden, bittel Wieviel bezahlt man denn in einem guten Laden für Nasiren. 20 Pfen nige? Sünde, die 11 Mi. im Mo nat, essettiv Sünde. bös mal, du gänzlich unpraltisches Muckelwurny gibst du denn da auch Trinkgeld?« «Na,« gab ich ein wenig tleinlaui zu, »siins Pfennige. Das hat übri gens einen reellen hintergrund Weißt du, wenn der Gehülse weiß, daß er ein Trinkgeld bekommt, wird man sorgfältiger rasirt.« Nun war aber meine Frau entriis stet. «Waz,« meinte sie, »extra zah len müssen, um siir sein gutes Geld anständig bedient zu werdens Das ist —- echt männlich! Vemünstig sein, mein Seht-IF ' Oh, es tam noch viell Jch mußte dreizehn verschiedene Schwiire able gen in Betress moglichsterTrintgelders enthalisamteit: mußte aus Ehre und Gewissen geloben. niemals selbst et Iwas einzulausen, sondern das Muske I lin besorgen zu lassen oder sie zum »mindesten mitzunehmen: mußte bin Edend versprechen, auch siir den Abend idiensi belegte Brötchen mitzunehmen kund nIt aus dem theilten Bestan irant etwas holen zu lassen s Schließlich machte meine Frau die kallerdinzis schiichterne Linde-etwa das-, ksie im Waarenhause wundervolle Zi sgaretten fiir M Pfennige pro hundert EStiick gesehen hab-e . . . Da wurde ich Ewijibenh ; uAlle guten Geiste-X schrie ich, Netzt wird mir die Geschichte aber fdoch ein wenig zu rsieli Alles ist-f lieine Grenzen Dass i? ja einfach . . . Sag doch ’mal, sind w:r wirklich gar ;so schrecklich enadn daran?« . «N»-nein, io arg ist es ja nicht. »Aber wir müssen so sparen, Muelel ;mein! Denk doch einmal, eine et swaige Familienvergrößerung . . .« E »Was? Was-Z -—-— -'« und wie elek strisirt sprang ich aus. i Muttelin aber war schon zur Thüre binausaebuscht. Und durch den Thür Yspalt ries sie herein: »Kleiniaieiten iosien so viel Geld-! Wir« müssen so si-aren«.« « app— Insiinlich . Jungelzzniidige Hur Köchin): »Na, laber die Lauserei mit Ihrem Bräuti fgam habe ich satt; tagtäglich sammt sder Mensch und sitzt ein paar Stun -den in der Küche herum.« « Köchin smaliziögk »Ja, unsereins Hwird eben aus Liebe geheiraihet.'« ) — ) i Oppositionsqeiw l .Denle dir, Frieda, mein Gotte trill durchaus nicht baden, daß ich Zi .garetten rauche! Genueser sei-beid. « »’5 is’ die Meeglichleit, Sie sein aus Leibzig2 Rennen Sie da viel I leicht zufällig einen Professor ’Schwertenu:ener i« »3usiillig gerade nicht« aber wohl durch Schiejsalssiigung.« »Ei herrjemersch, wie soll ich Sie denn das versteh’n?« »Ganz einfach: ,,r ch b i n e r nii m lich selbe r!« Hinauf-estim. l JEAN-I Fräulein halten mich wohl gar für einen Won im Schafs m « »O« ganz im GegentbeiL Jücht wahr, das ist doch ein Wo!fspelz, was Sie da trng