Bebt-aska tstsstssnsssgssUUIITWIs Jahrgang 27. Grund Island Nein-» 5. April 1907. (Zweiter Theil.) No. 32. — Stockes s Von Agnes harder. Voll Sehnsucht rührte ich den Klöppel · H VI ID- , one . « Da gab die Glsse wunderbaren Laut, So zart, daß mich ein Zittern über rann, Wie Blumen zittern, die die Nacht be · thaut. Laß ruhn den KlöppeL gramdurch - furchte hand, Daß nicht, die in die Glocke ist ge-· bannt, Verzweiflung sich befreit und Wehe fchreit Durch alle Stunden deiner Lebenszeit, Jn Sturm und Drohen, bis das Erz zerspringt, Und nur ein Wimmern von dem Thurme dringt! --.--— Ehre und Glück. " Novellette von Ma r i e S t a h l. Komteß Liane hatte auf dem Früh ftiickstifch einen Brief vorgefunden bei dessen Lettiire sie ihr Vater, der Mi nifterpriisident Graf Necktoitz über rafchte. »Papa. das ift gegen die Verabre dung,« rief sie ihm fchmvllend entge gen. »Ich habe dir gesagt, daß ich diefen Winter noch frei bleiben will! Winzleben konnte bis Ende der Sai fon warten! Nun überfällt er mich mit dieser Erklärung und will heut’ Abend beim Kotillon das Jawort von mir holen. Ich tasnze aber den sit-til lon gar nicht mit ihm, ich habe ihn längst Herrn von Eichmart verspro chen.« 0 »Mit dem jungen Eichmart?« »Ja, Papa, heut’ will ich mich noch einmal amiisiren.« »Gebt das auch nicht mit Winzle beni« »O nein, du lieber, dummer Papa! Winzleben ist doch nur zum heirathen, da hört natürlich das Vergnügen auf.·« »Du Krabbe mit deiner achtzehn jiihtigen LebensweisheiU Da muß ich allerdings die Segel streichen! Aber sag’ mal, wenn du nun Eichmarl hei rathen könntest, würde da auch das Vergnügen aufhören?« »Mit-is c’est impossiblet Himmli scher Papa, ich kann doch keine kleine Gutsbesiyerösrau werden! Ja, wenn Cichrnart in Winzlebenö Stelle-wäre -—— das wäre reizend! Aber du hast doch selbst gesagt, daß er nie Karriere machen wird.« »Nein, nie, wenn ich nicht will. Und ich wollte nicht bis jetzt« »Er gehört doch nicht zur Regie rungspartei — was ist da zu ma chen?« »Alles. Glaubst du, daß er nicht zu haben ware, wenn ich will-« »Nein Papa, du kennst ihn nicht. Er ist nicht wie die anderen. Sonst —- ja, sonst hätte ich dich längst gebe ten, etwas aus ihm zu machen. Er gefällt mir fo gut ——— ach, Herzens papa —, so sehr gut! So viel besser als Winzleben!" »Du hast teinen schlechten Ge schmack, Kleiner-. Jch muß sagen, wenn ich ein junges Mädchen wäre, würde ich sogar lieber einen Eichmart auf feinem kleinen Krautacker heira then als einen Winzleben mit seinen Orden, Titeln und Majoraten. Aber du bitt solch ein schrecklich vertvöbntes Prinzeßchen.« Reckwisi streichelie zärtlich den dunklen Scheitel seines einzigen Stin des. Die tiese Liebe in seinem Blick war von einem Bedauern überschattet. »Papa, Herr von Eichniarl hat mir gesagt, , seine Frau müßte einmal selbst die Haushaltungsbücher sühren, sie müßte eine tüchtige Landwirthin sein und kochen, backen, waschen, ja —- selbst Schweine mästen und Feder viehzucht verstehen! —- Nein, so leid es mir thut, da heirathe ich lieber Winzleben!« »Hm, hm,« machte Reitin und sah seine Tochter nachdenklich an. Schade! es war doch wohl nicht die rechte Erziehung! Er hatte sein Herz blatt vergöttert und verzogen! Sie war solch ein gotibegnadetes Geschöpf, aber nun sehlte es am Charakter. Sie wird die typische große Dame werden mit dem unnützen Genußleben Er, der Mann der harten, eisernen Arbeitöenergie, hatte so ungeheuren Respekt vor Charatter, aber er stand aus einsamer Höhe und langsam war die Menschenverachtung gewesen mit seiner steigenden Macht. heute zum erstenmal süblte er, daß auch sein Kind, sein Liebstes, versagte. Bis « jetzt hatten ihn ihre Launeii und Thorheiten entzückt —- in dieser Schick salstunde aber hätte sie sich bewähren müssen! Wie hätte er sich gesreut, wenn sie den Muth gesunden, ihm zu sagen: ich will lieber mit Eichmart im Schweiße meines Angesichts arbeiten, als das Leben genießen! Nun sagte er ihr, sie solle sich nicht übereilen, er wünsche nichts weiter, als sie glücklich zu machen. Wenn sie Eichinart borstige, solle sie ihn haben, er würde etwas aus ihm machen, denn das Zeug habe er in hohem Maße Liane blieb nachdenklich »Es wird vergeblich sein, Papa. Er wird seinen Standpunkt nie ändern.« Reekwii sliichelke überlegen. »Kind, das wäre der erste. Sie haben alle ihren Preis.« »Glaubst du wirklich, Papa? Ach, eg wäre zu himmlisch! Nicht wahr, dann verhilsst du ihm zu Stellung und Reichthutn und dann heirathe ich ihn! Einziger, lieber Papa, es wäre zu schön!« Wie süß sie schmeicheln konnte! Er erwiderte ihre Lieblosungen und küßte sein schönes Kind, er versprach alles siir sie zu thun, sie glücklich zu machen, aber er ging von ihr einsamer und herzensärrner denn je —-.·—.. M— .-.—-—-—-.-«--- -...-.-—· Seit einer halben Stunde war Achlm von Eichmart ein gemachter Mann. Graf Recht-M der allmächtige Mann, war mit«en durch den Ballsaal aus ihn zugegangen, und als er be scheiden zurücktreten wollte, um ihm Platz zu machen, hatte«er ihm lä chelnd d·: Hand auf din Arm gelegt. »Ich bitte Sie, Herr von Eich marl « Rechts und links wich alles ehrerbietig zurück. Eichmarl verneigte »sich tief i »Habe Jh:e Broschüre gelesen — sie ist ein kleines Meisterstück Hat mir imponirt, thatsächlich imponirt. Es ist jedoch nicht der Ort hier, nä her darauf einzugeh-n Kommen Sie morgen zwischen zehn und elf Uhr zu mir in mein Prioattabinett —- Mini sterium des Innern ——— ich werde mich freuen, einen ungestörten Meinungs austausch mit Jhnen zu haben.« « Und mit gnädigem Handschiirteln war der junge Mann entlassen. Es stieg ihm fast wie ein Rausch zu Kopf. Diese Broschüre, die er selbst siir den Leichenstein seiner Karriere gehal ten, hatte also dennoch ihre Wirtung nicht verfehlt? Wenn Reckwih sich durch sie beeinflussen ließ, dann war sein tühnster Traum erfüllt. Dann war er aus seiner Unbedeutenheit de nen zugesellt, die Kulturgeschichte ma chen M er hatte eine Zukunft! Stel lung, Ruhm, Gold, Macht — blen dende Visionen tauchten vor ihm aus. Und in dem Sonnennebel, der vor seinen Augen schwamm, schwebte die Glücksaöttin in holder Mgdchengk statt. Die hatte einen dunklen Locken iopf und trug einen Brauttranz aus dem Scheitel. Die Gliidwiinsche, mit denen sich gute Betannte jetzt von allen Seiten an ihn drängten, brachten ihn auf den Erdboden zurück. Leute, die ihn sonst kaum tannten« behandelten ihn plötz lich mit Wohlwollen der Vertraulich trit. Würdenträger mit hohen Orden sprachen ihn gönnerhaft an und jeder wollte ihm schon anderswo und ir gendwann eine Zukunft prophezeit has ben. Es schien ihm später alles wie ein wunderschöner Traum ——— und es war etwas dabei, das hatte mit irdischer Wirklichkeit gar nichts mehr zu thun. Jm anstoßenden Wintergarten war’g gewesen. Um ihn her gedämpstes, mattblaues Licht wie Mondschein —-·- seuchtschwere Farren- und Palmenwedel, aus de nen Büschel weißer Kannaielche gei sterhaft leuchteten. Von fern, aus dem Ballsaal sangen die Geigen einen be thörenden Walzer herüber und ganz in der Nähe das leise, schläfrige Plät schern der Fontänr. Und da —- hinter den Farren -— ein Knistern von seidenem Gewand ein Huschen und Flüstern « eine weiche, schmale Gestalt in seinen Ar men und ein dunlies Lockenhaupt an seiner Brust. Ein paar heiße, zuckende Lippen aus den seinen. ein trunkenes Stammeln — und die holde Vision verschwand. - Er war wieder allein mit den stil len, weißen Kannablumen und der übergroßen Last seines Glückes-. Nach vierundzwanzig Stunden znar der ganze Traum zerronnen. Er war und blieb der unbedeutende Mann ohne Zutunst, der seine Augen nicht exbeben durfte zu der Tochter des Mächtigsten im Staat. Die Audienz bei-Reckwitz hatte jede Illusion vernichtet. Es war scheinbar so wenig, was der Minister von ihm siir seine Pro teltion verlangte, und doch bedeutet es einen Widerruf seiner innersten Ueberzeugung, eine Treuiosigteit aegen sich sechst. . Die lange, lange Winternacht lämpfte er mit sich. Er wollte und mußte eine Hinterthiir finden, durch die er seine Ehre und Selbstachtuna mit hineinreiten konnte in den Hasen des Glücks. Er sand keine. Alle Wasser der Seelenangst gingen über seine Seele, verzweifelt lehnte er sich aus gegen den Verzicht. Es blieb ihm nichts als die Wahl zwischen Ehre und Glück. Gegen Morgen schrieb er sein Ent- » lassungsgesuch — --- — Die Antwort des Ministers war; eine Einladung in sein Palais. ! Dort, unter vier Augen, im Aller- » heiligsten seines zeigte er ihm noch einmal die Zukunft « im Sonnenlicht des Erfolges. »Das alles will ich dir geben, so du niederfällst und mich anbetest,« klang es dem jungen Mann im Ohr. Er blieb fest. Er dachte an seine todte Mutter. »JUnge, mach mir Ehre!« mit diesem Wort hatte sie ihn erzogen, einfach und pflichttreu. Als der Minister ihm die Hand Zum Abschied reichte, war ein seltsames Leuchten in seinem Blick. »Sie nehmen mir viel und geben mir alles mit ihrem Verzicht, Sie ge ben mir den Glauben an unsere J i gend zurück und damit an die Zukunft des Reichs,« sagte er mit einem wei chen Klmm in der Stimme. Achim von Eichmark ging wie be-! täubt, er hatte den Sinn dieser Worte laum erfaßt. Er wußte nur, daß er jetzt fortging aus der Welt, in der die große, ruhmreiche Arbeit mit dem klingenden Erfolg gethan wird, daß er hinabstieg von den Höhen des Le bens in das stille, dunkle Thal der Unfcheinbarteit, wo man sich müht im Schweiße seines Angesichts ohne Lor beeren zu ernten, ohne Roer zu - pflücken von den Dornen. i Und er wußte, daß er allein gehens mußte. Sie blieb oben-auf den Sonss nenhähen. T Er mußte feinen Mannesmuth zu- i fammennehmen, um aufrecht zu blei ben, um vorwärts zu gehen, ohne um zukehren, durch die glänzenden Ge mächer, durch die hallenden Rom-» dare, die breite Marmortreppe hinun ter, an automatenhaften Lakaien vor bei, vorbei an der speerwerfenden Aznazone von Tuaillon im Bestibiil. Und er dachte: Ach, dafi der eherne Speer ihn treffen und aller Qual ein Ende machen mächtet Der Portier trat eben aus seiner Boge, um das Potnl zu öffnen — da «ein seltsamer Laut oben sonder-Gatt lerie, —---————— rief da nicht jemand seine Namen? Jetzt ein Rauschen wies fliegendes Frauengewand, ein leichter, eilender Schritt --— -——— s- rinc helle Gestalt läuft, springt, stürzis die große Treppe herunter — alle Lalaien springen zur Seite —-- --—-—— jetzt steht sie vor ihm, ringt nach Athem, faßt außer sich mit beiden Händen nach sei nein Arm, und keuchend, flehend flu ftert’s ihm ins Ohr: »Geh nicht geh’ nicht von uni b-leib, du mußt bleiben!« Ihm fchrvindelt. Er sieht Herzens angst in den großen, brennenden Miid chcnaugen und sieht den lieben Mund, den er geliißt, von verhaltenem Wei nen zucken. L L.» in-..t!-.. ,.«k LI- z-. UL VTIHIHI Ucll psklillc UUU Ulc ON taten, er weiß nicht mehr, daß er in dem Bestibiil faft wie auf der Straße steht. Er zieht die behende Gestalt in seineArme, streichett sanft den dunt ten Scheitel und fagt leise: »Leb wohi! ich muß gehen! Ich »tann nicht bleiben nnd ehrlos ivssr s den.« f »Dann geh ich mit dir! Wo du ihingehft, da geh ich auch hin « — ich frteihe nicht ohne dicht-« ; Sie hat es laut, faft jauchzend ae Hufen und mit einem Jubeiruf reißt ’ srr sie an fein Herz. - Graf Reckwitz, der seiner Tochter gefolgt war, hatte von derGallerie die Szene beobachtet. . »Gott sei Dankt Sie ist doch meine Tochter!« sagte er mit einem strah tenden Lächeln. i l i l l Der Unglückshut a—-—-« Humoreste von Marias. Deutsch von A. Friedheim. Reinhold Bolder tatu nach Haus quriick und war etwas erstaunt, daß »feine Frau ihn bereits in der geöffne »ten Thüre erwartete. I Sie rief ihm ein vergnügtes »(5nd I licht« zu, das ihn gleichfalls sehr über f raschte und ihn unwillkürlich an die Zeit der Ftitterwochen erinnerte. So lange waren die nun zwar noch nicht vorüber. Zwei Jahre höchstens, und die Ehegatten hatten sich noch sehr lieb, wollten sich auch immer lieb ha ben . . . der Weg zur Hölle ift ja mit guten Vorfätzen gepflastert! Aber nichtsoeftoweniger hatte die gnädige Frau doch gelernt, nicht mehr voller ungeduld, fondern mit aller Seelen ruhe auf die Rückkehr des Gatten aus dem Bureau zu warten. So war es denn auch nur fehr na türlich, daß Neinhold Volder auf die sen ungewöhnlichen Empfang mit der Frage auittirte: « »Was ist denn passirtW »Was Gutes!« « »Dir auch Z« ,,Wieso mir auch? Hast Du mir denn auch was Gutes mitzutheilen?« «Jatvohl. Der Herr des Hauses bringt eine gute Nachricht mit: im Vurean gibts einen Wechsel unter den Beamten. Der Abtbeilungsches, xder iinausstebliche Virbilo, hat seinen Ab schied und an seine Stelle tritt Herr Alexander Pech...« Frau Bolder lacht beim Hören die ses Namens belustigt auf. Aber Herr Bolder erstickt dieses Lachen in den Festen Anfängen, indem er gemessen agt: ,·Pech, oder ein anderer Name, das iskdoch ganz gleich·.. es gibt noch viel schlimmere Namen.« Reinhold ist sest überzeugt, daß Herr Pech — er kennt ihn übrigens noch gar nicht —- ein kluger, sympa thischer Mensch ist, der seine Unter gebenen rücksichtsvoll behandelt, wäh rend Birbilo namentlich in letzterer Beziehung Bolder reichliche Beweise vom Gegentheil geliefert hat. Frau Bolder umß sich doch noch erinnern, was der widerlich-e Mensch alles aus getliigclt hat, um ihm,« ReinholdBok der, beim Ausriicken Steine in den Weg zu werfen. « »Und glaubst Du, daß Dein neuer Ches...?« »Auch zum Oureauszzorneher er-" nennen wird? Ja! Das glaube ich! Nun, und was hast Du zu berichten?« »Ich tann Dich mit zwei Theater txillets überraschen,- die uns Durlits zu heute Abend geschickt haben... Baltonpläde. erste Reihe, stir’s Lust spielhaus!« ,,Darum bist Du wohl so in vollem Putz!... Ganz sektigk... Und die Suppe steht schon auf dem Tisch, während sonst . . Falls ein männliches Wesen sagt, das-, eine Frau ,,ganz fertig« ist, wenn sie noch ihren Hut auszusetzen hat, so ist das eine Naivität, deren eben nur ein Mann fähig ist! Frau Bolder beeilte sich mit ihrem Dessert denn auch so, daß sie es be-« teits verzehrt hatte, als Reinhotd erst damit begann, und Verschwand in ih sMZimmed - -- — - - Herr Bolder hatte auch noch alle Zeit, in voller Behaglichteit eine Zi garre zu tauchen und dabei die Abend zeitung zu lesen. Da erst tam Frau Botder zurück tFin Schatten glitt iiber Reinhale Gesicht, und mit gan; veränderter Stimme, die eigenthümlich, wie von Angst durchzittert, klang, fragte er: »Willst Du denn mit d e ni Hut ins Theater?« »Und warum etwa nicht, wenns beliebt?« »Aber, liebste Gertrud, das Ge bäude, was Du da auf dem Kon hast, muß schon an und fiir sich ausfallen . »und nun jetzt gar, wo alle Zeitun gen darüber schreiben, wäre es doch geradezu eine Thorheit, wenn .. « »Die Zeitungen beschäftigen sich »Wil! IMU UND cinochll Iclncsglclx" chen. Die Hntsrage ist jetzt an der Tagesordnung... Theaterhiite nnd solche, die nicht Theaterhiite find. Leute, die sonst vielleicht nur still schweigend die Achseln zuckten, werden durch die Zeitungspolemit ermuthigt und sagen sehr unaenirt ihve Meinung . und sie haben auch Recht!« »Deine Artikel nnd die arroqanten Menschen sind mir. höchst gleichgiltig . . nicht soviel mache ich mir draus« —-—und Frau Gertrud schnippte mit den seinen Fingern in die Lust. »So Kommst Du jetzt?« Es blieb Herrn Bolder also gar nichts weiter übrig, als sich zu be scheiden. Er zog seinen Paletot an und war im Begriff, seinen gewöhn lichen Stock, den niit der uniqeboaenen Krücke, zu nehmen, alser ihn wieder hinstellte. »Nein, den nicht « sagte Herr Bol der ich will lieber den spanischen Nohrstock nehmen... der kann mir bessere Dienste leisten, wenns sich um eine eventuelle Ziichtigung handelt..« Kaum hatten die Gatten die ihnen angewiesenen Plätze eingenommen, als sich hinterGertrud ein leises Mur ren vernehmen ließ. Sie that, als wenn sie es nicht hörte. Das Murren wurde lauter. Da wandte sie den Kopf ein wenig, und ihre Augen begegneten den zorn sprtihenden eines dicken, tahltöpsigen deren. Frau Bolder quitttrte den zorn spriihenden Blick mit einem verächt lich-en. Dann wandte sie sich rasch unt, neigte sich direkt zu ihrem Mann, sodasf ihre Schulter an seiner lehnte, und lüsterte ihm eine Zärtlichkeit zu. Dieser Liebesheweis ging Reinhold zu Herzen, und er lächelte seiner jun gen Frau zärtlich zu. Dann aber war es ihm gleich da-; rauf, als wenn er hinter sich wie kaum unterdrücktes Murren hörte. Reinhold Boloer horchte besorgt danach hin. Jm selben Moment lehnte GertrubJ wieder an seiner Schulter und flü stertex »Oh, sieh doch, Reinhold, wie das Paar auf der Bühne sich liebt . .. ge rade wie wir» « Reinhold fühlte den warmen Athem seiner Frau, der wie eine Liebkosung seine Wange streifte, und vergaß da rüber auf das verdächtige Geräuschzu lauschen. Der Alt war zu Ende, und um seine junge Frausür ihre Zärtlichkei ten zu belohnen, bot der Ehemann seiner Gattin galant an, mit ihm ins Foner zu gehen und eine Erfrischung zu sich zu nehmen: er wußte, wie Ger trud das liebte. « Aber heute Abend zog Frau Ger trudez vor, an ihrem Platz zu bleiben. ,,Vielleicht im nächsten Zwischen alt,« meinte sie . « aber geh’ Du doch ;et3t... ja, ja gewiß! Geh’ nur und trinke ein Glas Bier . .. Du bist doch sicherlich durstig-«a p.---8«« »un» »Hu Dorne-» uscu Wort-l Nur sorge der Gattin ordentlich rührt, ver läßt den Rang. » Kaum hat sich die kleineLogenthiitT hinter ihm geschlossen, da wendet sich Frau Gertrud sehr energisch um und spricht den dicken, alten Herrn höchst kategorisch an: ,,Sagen Sie mal, mein Herr, wol len Sie vielleicht den ganzen Abend Ihr-e Bemerkungen über meinen Hut machen . . . ich habe sie wohl gehört .. wenn mein Hut Sie genirt·. so thut mir das ja leid... aber ich kann nichts dastir... mein Mannshat bis jetzt glücklicherweise nichts gehört, aber es dtirste für Sie sehr unange nehm ablaufen, wenn der Fall ein tritt . · .« Der dicke, tahllöpfige Herr ist zu erst ganz sprachlos, dann weicht die Ueberraschung, so abgekanzelt zu wer den, dein Zorn. Sein hochrothes Ge sicht spielt ins Violette über, und ohne jede Rücksicht, die man dem zarten Geschlecht schuldig ist« sagt er über ZeugungsvoM «·",M aber wirklich eine Drei stigteit . . Und gerade in dem Moment er scheint Reinhold Bolder, den es treibt, wieder neben seinem lieben, kleinen Fraurhen zu sitzen. »Mein Herr! Was unterstehen Sie sich argen meine Frau . . »Mein Herr! Jhre Frau hat sich itnterstandsen . . .« Die Stimmen der beiden Herren sind laut und kräftig. Die Uinsitzen den horchen auf, lachen. Gertrud ist ganz blaß geworden und stammelt abwechselnd: »Mein Herr... Reinl)old, ich bitte T:ich... mein Herr, entschuldigen Sie doch . . .« »Wir wollen ung- drnuxxen des Wei teren auseinandersetzen mein Herr.« Gertrud ist, ganz aisfgeidst vor Angst und b?rregung, den beiden ge folgt. »Mein Herr, Ihre Frau . . .« ,«»,J-ch verbiete Ihnen, etwas- über meine Frau zu sagen »Ich werde niir von einem Patron? wie Sie eJ sind gar nichts verbieten lassen» Oh!!« Der Stock, das biegfame Rohrstöck chen, hat seine Aufgabe nur zu gut erfiillt... ein weißer Streifen zieht sich quer über die dunkelrothe Wange des dicken Herrn · Es entsteht ein Höllenlärn1, wacht-» habende Schutzleute kommen herbei und Gertrud folgt weinend dem Paar; Reinhold Bolder, der außer sich ist, und der dicke, kahlköpsige Herr, der vollständig tobt Beide müssen mit auf die Wache. Dein Beamten kommt die Sache spaßhast vor . . . ’"S ist ja auch zum Lachen, daß um den Hut einer Dame losgeschlagen wird . . . . er macht eine kleine anzügliche Bemerkung über die Vorliebe sür große Hüte, die die Gnü dige hat, und versucht die Gegner zum Einlenken zu bringen. »Mein Herr«, erklärte Reinholdw Bolder würdevoll, »ich stehe ganz zut Ihrer Verfügung . . . . hier ist meine Karte und Adresse.« »Weswegen sollen wir uns schießen? Nein, ich kluge in aller Form gegen Sie, Herr . . . . Mit Jhrer Karte habe ich gar nichts zu schaffen. Herr Macht meister, bitte, schreiben Sie wie ich dik tire: »Alexander Pech, Abtheilungschef im Ministerium der« Ein Schreckensschrei unterbrach den S.prechenden Frau Gertrud Bolder hatte ihn ausgestoßen und lehnte nun mit einer Ohnmacht til-triefend, in den » « ihres Gatten . . . . die breiten « des Unglückshutes wurden dabei sammengetlappt wie die mutigen-of nen Flügel eines Vogels . . . . Nie wieder hat Fran Einkaufs-MI- «. der den unglückshut aufgesere Festes lich war ihr und ihrem Gatten aw für lange Zeit die Lust vergangen,·"«s-" wieder ins Theater zu gehen . . . . es hätte so schön sein können . . . wenn der Unglückshut nicht gewesen wärestv "« Glück im Unglück war nur, daß, wie sich später herausstellte, besagter Alexander Pech doch nicht Reinhold jBolders Vorgesetzter wurde, sondern an einem anderen Ministerium einen . Posten erhielt. Ein Patheutiuo Rappe-ons. Man hat vor Kurzem den Todg einer Frau gemeldet, die Goethe nochit von Angesicht zu Angesicht geschenk hatte. Jetzt ist in Frankreich, an derIv Schwelle des 90. Lebensjahres, eine Frau dahingeschieden, die von Nahm-; icon dem Ersten über die Taufe gehal ten wurde und die die ersten Jahres-?i ihr-er Kindheit auf der Jus-el- St.He-j»; lena als eine kleine Gefährtin des extra-Z seen Verbannten zubrachte. Zu den-Z Getreuen des entthronten Jmperatorsjs gehörte auch der General Charlesss;;’ Tristan de Montholon, der nachher sein Testamentvollstrecker wurde. Die zj "« Gräfin Bertrand und die Gräsinji I Montholon waren die einzigen Frauen, die das Exil von Longwoode mit dem Lichte ihrer Jugend und Lin-JE niuth veriliirten. Leicht war ihre Aus-IF gabe nicht. Stundenlang mußten sie-«-Ä den Kaiser auf seinem SpaziergangeL durch seinen Garten begleiten, wos-; fünfzig Chinesen arbeiteten, und Z: Abends mußten sie mit nie verminder-.si- ; ter Andacht lauschen, wenn Napoleon ihnen ein Drarna vorlag, eine Tra- T gödie von Corneille oder Voltaire; und der Kaiser las ohne jede Veto-»F nung mit schlechter korsischer Aus-? c ; s-. O sprache. Es war in der Einförmigkeitf dieses Zusammenlebens ein wichtigesz Ereigniß, als die Gräfin Montholonx Mutter wurde. Der Kaiser über-H nahm die Pathenschast, und nach ihm«7k erhielt das kleine Mädchen —- New-Eff leon Marie Helene Charlotte —- den-T ersten Bornamien. Einen katholischen-f Pfarrer gab es in Longwood nicht-III So vollzog ein junger englischers;« Geistlicher die feierlich-e Handlungs wobei Napoleon als Gevatter, die Geizk neralin Berirand als Gevatterinkzg wirkte. An diesem Tage lud der Kai-( ser, der sonst allein in seinem Zimmer hastig speiste, die ganze Tausgesell-» schast zu sich. Fünf Jahre lang wars-if dieses Kind der Liebling seines kais-I serlichen Pathm Aber aus seinemjsi weiteren Dasein ist nicht viel zu mel--Is"1 den. Am 18. Juni 1816 geboren, heirathete Natioleone de Montholo 18;,-37 einen Vicomte de Conedie Fiergonaler, und nach dessen To schloß sie eine zweite Ehe mit einemt Herrn de Rochon de la Veyrouse. Stets-« selbst ist in keiner Weise je hervorge treten: man hat von ihr nichts öffent lich gewußt. Aber ihr Tod erweckt jcizt die Erinnerung darin, unter wel-« chen eigenthiimlichen, denkwürdigen Umständen sie geboren wurde. t ( — i Der gebisseuc Wagner. t· Arg Richard Wagner sich in Bicbkichi am Rhein aufhielt, zog er sich dur « seine bekannte Thierfreundlichkeit eithk gefährliche Verletzung zu. Vor seineth Hause, links vom Garteneingang« stand eine Hütte, nnd an der Kette la , ein großer Hund, den der Hauseigen-z thümer als »bös« bezeichnet hatte; Wagner, bekanntlich ein großer Thierjz « freund, war der Meinung, durch liebe- i volle Behandlung könne man auch dag-I bösartigste Geschöpf zu einem umse gänglichen machen. Jn der That hatten-, er eg bald dahin gebracht, daß dergl Hund bei seinem Anblick wedelte undgj es ruhig geschehen ließ, wenn er hin-Hi ging und ihm den Kopf tätschelte.k«;. Wagner wollte ihm an jenem heißen . Julitag auch die Wohlthat eines er-» quickenden Rheinbades zutheil werden-— lassen, band den Hund los und führte-i ; ihn an der Kette durch den Garten bist « an den Rhein. Je näher er dem Was-f» ser kam, desto widersetzlicher wurde dem· » » Hund, und als er ihn gewaltsam weiiti L terzog, schnappte dieser nach seinehe Hand. Nun ließ Wagner die Kettk fahren —— die Bestie hatte ihm ders rechten Daumen durchgebisseni Alki der Arzt iam, gerieth Wagner in ieinofk geringe Verzweiflung, als der Doktotzt·»· G. auf seine angstliche Frage: »Wir-is lange wird es dauern, bis ich wiedesslxxi schreiben kann?« antwortete: »Vier biZIET » secth Wochen-« - .-.————-.-.-—— i Aue dem Gerichtssaat si Vorsitzenden ,,Jhre Frau beklag sim über schlechte Behandlung!« « Angeklagiert »Ich wiißte nicht — it Vorsitzenden »So sollen Sie vi Jahre kein Wort mit ihr gewechse M habe-n« -«« Angeklagter: ,,Nur aus Pflicht-isij Ich wollte sie nicht unterbrechen!«, -. Schlan. Erster Bettler: »Wie stellst Du LI» denn an, daß Du Von den zwei List-T igen Hausstauen im ersten Sto itn k;sp" Inier etwas bekommst?« - I Zweiter Bettler: »Ich läute immqj . zbci allen zwei zugleich an, da gereinka xsie sich dann vor einander, mit nicht«-?TJH « Izu geben« " M