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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (March 29, 1907)
— « Ostern· Hell jubelien heute die erzenen Zungen Ins-«- Land hinaus. Wir haben die sOfiekpsalmen gesungen Jn: Gotteshaus Die alten Weisen vom Auferstehen Aus Todesnacht — Zins Kirchlein· braust das Frühlings wehen Voll Lebensmami. Da lacht die Sonne der Ostern her nieder Zur knospenden Flur Und zeigt uns Schnelloergänglichen wieder Des Ewigen Spur. Es fallen Singen und Zweifel nnd . « chmerzen Zusammen in Nichts — ilralte Wunder künden dem Herzen Den Sieg des Lichts. Adelheid Sei-en Ver Osterhase. Slizze von F. Wilde Sie liefen wohl zwanzigmal un: das runde Gartenkeet ——— eine hinter der anderen. « Die Luft war so klar und still. daß der Lärm der Kinder bis in das Zim mer hinaufdrang. Die Sonne ging zur Riiiir. Weit hinten am Horizont ließ sie einen ro then Streifen aufleuchten. »Es wird ein schönes Osterielt wer-· den«, dachte die junge Frau bei sich und beugte sich zum Fenster hinaus. »Seid ihr noch nicht miide?« Kommt herauf!" »Noch ein bißchen. Golomnmmil Wir wollen doch so gern den Oster hafen finden.« . »Und dass Nest init den Eiern!" »Komm herauf.'« Diesmal ilinat es kurz und streng. Sie zogen ein Miiulcksen —- aber ge horchien. »Goldnrammi. weint ou, roag cosr uns ausgedacht baben?« fragten sie, als sie beraustarnen. »Nrin?« Die beiden ieuerrothen Musselin tlcidchen dränaten sich ganz dicht an die Butter. « ir wollen an Onkel Errhard ei nen Brief schreiben.« »Ach —— ihrs« »Du sollst uns die Hand sülsrem und so schreiben wir: Lieber Ontel Gerhardt Warum be suchst Du uns gar nicht mal wieder-? Du sollst zu Ottern tonnnenlW Un iere blaue Wickelpupve wird dann ge tauft. Sie hatte lange die Masern. Fie Stachtlbeeren kriegen schon Kno pen.ss Die junge Frau lacht und drückt die beiden Zwillingstöchterchen iest an ihre Brust· ,,Vielleicht schreibt Ma ma ielkst.« . sit II sit Frau Margret saß noch lange auf. Vor ihr laa Briespapier. Die Fe der war eingetaucht, aber FrauMara ret zögerte noch zu schreiben. Allerhand Bilder zogen an ihres-i Geiste vorüber. Sie hatte ihren Mann lieb gehabt. Er war weich, freundlich und schmäch lich von Natur. Doch der andere -- der wer ein Held! Der Freund des Hauses. Das-z Stolzeste, herrlichste, was es auf der Erde gab. So schön, so sicher unr- so swingende Augen! Es wurde ein Jammers Aber er war ein heldl Er ging ins Ausland —- roeit, weit fort. Daran that er sgut! Sie hatte Zwillingstiichterchen Die waren gerade drei Jahre alr, als sie schwere Diphtheritis bekamen. Man brachte sie kaum durch. als sich ihr Vater legte· Nach drei Tagen starb e:. Unersahren und unselbstständig im Leben, nahm die junge Wittwe ihre beiden Kleinen und ging in ihre Hei math. Ein lleines Städtchen im Harz! Wo der Wind lustig iiber die hohen Tannentoipsel strich und too der stie de hauste. Er zog auch in ihr rz. Eines Tages, als sie gerade aus dem Garten tam, war Besuch da. Ahnungle öffnete sie die T tir. Eine hünenbafte Gestalt ftan vor ihr. Das Gesicht gebröuni von der »Es-»Nimm Sonne voll irrotiender Rraft und Gesundheit »Gerhard!« entfuhreizi ihren Lip pen. Er nahm ihre beiden Hände und dann bat er: f »Nicht sprechen von Jbrem Leid, ich« weiß alles. Theilnahme iit es, die mich zu Ihnen fii et.« Dann hob ee de beiden blonden Kinder —an jedes Knie eins —— und sagte, er wolle ihnen ein väterlicher Freund und der Mutter ein treuer Deralber lein. Die Kleinen hingen wie zwei Klet ten an ihm und weinten, als er fort wollte. »Aber recht bald wiederlommen, Onlel Gerhard!« riefen sie, Trost su nd. Da hatte er dee blonden Frau tief in die klaren Augen gesehen und ge antwortet: »Wenn mir die Mama schreibt, werde ich iommen. Nicht eher!« Und der Mama wurde es schwer. zu schreiben. Sie fürchtete, unzart oder aufdringlich zu sein. Sie- fürch Yeöraska ! StaatI-3nze1ger nnd Yerold « Jahtpang 27 !—, W — I Gkand Island Nebr» 29. März 1907 (Zweitet ThelU No. 31." ll tete. ihre geheime Zuneigung schnellen als taltvoll zu verrathen . Aber nun baten die Kinder so sehr! Nun lam das Ostersest in der kno ; spenden Natur Und im Frühling schlöat das Herz siürmisch und wild So nahm sie die Feder und schrieb: »Unser lieber Onlel Gerhard! Die Kinder wollen zwar unter mei- . ncr Handsiihrung an Sie schreikxsm aber ich erspare beiden Theilen dies Mühe und bitte Sie in ihrem Namen: l Kommen Sie, irenn es Ihre Zeit er laubt, Ostern zu uns. - ; Vergnügen können wir dem ver-s tvöhnten Nroszstädter allerdings ask nicht bieten. Nur Ruhe und Geniesren drr Natur. O —- es isi herrlich setzt bei uns-! Nun gar erst am Osterfest! Ge- freut sich aus Jhren Besuch Das hlonde Kleeblait.« e- ss- s Balsami sche Lust nach nachtlichem Regen. Noch hängen an dem Himmel graue Wollen: aber in der Ferne zei gen sich schon die hellen Striche, wo die Sonne hindurchhlicten und den Litertag festli ch machen wird Baumeister Bern steht am Waa arnfenster und blickt über Wiesen nnd Felder hinaus, die an dein Schnell zuge vorübertanzen. Wie sich die schlanten Birken und Weiden am Waldessaume drehen! Ordentlich lustig ist das-! So lustig drehen sich seine Gedan ken; und dabei ist ihm so leicht und srei zumuth wie lange Zeit nicht mehr. Ein seines, zarte-J Frauengesicht taucht vor ihm aus, mit schimmern decn Blondhcrar und tlaren, blauen Augen. Sie war die Frau seines Studien freundes Eine unvergleichliche siisze junge Frau. Sonst, anschmieaend vornehm ruhig. Sie vertörperte sein Ideal. Er, der Kernrnensch, suchte das Weiche. Er, der zielbeivußte Mann, suchte das kindlich Unselbststiindiae. Darum liebte er sie. Und sie war treu und gut! Des halb zog er fort. »- Fee-, Anders sah er sie wieder. Als Wittwe mit kaum 26 Jahren. Wieder schwieg er. Die Ehrfurcht var dem schwarzen Kreppgewand hielt :l:-n zurück. stlber s— nun hatte sie ihm geschrie ben. Wenn auch mit der Bitte der Rinden Jhr eigener Wunsch sprach doch zu deutiich zu ihm. Dabei war ihm warm um's Herz geworden Wurm und seit: als hätte der Himmel alle Seligkeit an ihn ver-· geben. I il si Die beiden kleinen Mädel standen schon Posten. Sie hatten weiße Kleid chen an mit roia Schleifen und rosa Ländern in den offenen, blonden Haaren. Frau Margret deckte den Mittags tisch. Zutveilen blieb sie stehen und lauschte hinaus. Plötzlich ein heller Jubel «Ontel Gerhard! Onkel Gerhard!« Sie hörte seine sonore Stimme. sein triiftiges Lachen. Jhr stieg das Blut in’s Gesicht. Mit beiden Kindern an der Hand trat er in’s Zimmmer. Margret hatte die Arme auf die Stuhllehne gestühh sie tonnte tein Wort herausbringen Zum ersten Male heut, nach an derthalb Jahren Trauerzeit, trug sie ein helles Gewand. Das lichtblaue Kleid mit der durch sichtigen, weißen Spitzenpasse machte sie überaus jung und liebreizend. Er betrachtete sie mit unt-erhobn neni Entzücken, und sie nickte freund lich zu ihm aus. « »Mit dem ersten Ziiae bin ich zie faisrem vor Thau und Tan! --— Diteit von: Hctel zu Ihnen, Treu 9.liargret!« »Und die Kinder waren doch schon iingediiidig,« erwiderte sie lächean »Am) die Kinder?« fragte ek, ihr in die Augen biickend. »Bleib« du lange hie!?« forschte-. die Kleinen mit großen Augen. »Wie morgen Abend, wenn ihr artig seit-» - »O —- wit können auch einen schö nen Ostervers,« bekichteten sie an ichmeichelnd , , »So-sit bett« « »Stieb —- stieb Ostereiet, Häkchen springt an's Haus-! Gib, gib Oiieteiek Uns recht viel herauss Stieb, ftieb Ostetruthe Schnell ein ganzes Schock! Hieb « hieb Sturmw Schiäge iriegt dein Radi« Und dabei hatten die Bösewichte jeder ein Bund Weideniätzchen bers borgehoii und fingen an, damit Ontei Gerhaeds tadellosen Geheoct zu beut-heitern Aber die Mania trennte die beiden O mit schnellem Handgtiss und mahnen dem Blick. »Das ist hier Ostersiite,« sagte sie entschuldigend, »ich halte das heute auch schon iiter mich ergehen lassen iniissen.« »Na-— dann will ich mich lieber lostanfen,« meinte der Ontei scher zend ,,Drnus3en liegt ein Packet, hoc-J mal rein Gleich daraus kamen die Kinder mit dem großen Pactet angeschleppt ,Vctn Berliner Osterhasen?« frag ten sie neugierig. ,.Gewiß! Aber ich tvill sie euch nacle her verstecken!« ,,Dranßen im Garten,« sagte die Mama, »wenn wir zu Mittag geges sen haben« III si- IX Jm Gatten blühten schon Veilchen, Himmelschliissel und Tansendschön. Die Kinder tobten voran. »Wer suchen, Onlel Gerinde »liebetallt« Dann duckten sie sich nieder und schossen wieder in die Höhe. ,,Husch — weg! s— Wieder einsi« mischten ice aus. Margret nnd Gcrhard sahen sich an. »O ----- wie schön eJ bei— Ihnen is:,« sagte er innig »Schon — aber — einsam!« Da meinte er mit bewegter Stim me: »Ich möchte Sie um etwas bit »Sie sollen ancb einOiterei suchen!« Sie hatte wohl etwas ganz anderes erwarten aber sie ging auf den Scherz sein und rief. » ,,.5iinder, Mama soll auch Ostereier such-ens« Die Heiden ten-fett mit eenautien Haaren unter den Hineiarn hervor »Ja. in! M on logi« Olnie Gerhard gab die Richtung an, die Mama gehen sollte nnd die Kleinen liefen hinterdrein. Frau Margret brauchte nicht linke-: l’mfrhau zu halten. im Zelt, auf der Gartendecle, lag ein rothes Pappei. Es fah gerade aus wie ein Schmucketui. Uno als Margret die Mechanik drückte, blitzte ihr in roth-ern Sammi ein schmaler Brillantrinq entgegen. Die Kinder hüpften vor Vergniinen und riefen: ,,——O Mammi hat einen Ran gefunden! Einen schönen schii nen Ring.« DerOntel blieb abseits unt-zählte die Eier in den Körben der beiden. »Es fehlen noch zwei,« sagte er, ,,slint, sucht sie!« Und als die Kleinen wieder davon gestürrnt waren, trnt Frau Margrei an ihn heran. Sie hatte deniiiing auf den vierten Finger der linten Hand gesteckt. Sie reichte ihtn diese hin und fragte inil glücklichen Angen: »W« es so gemeint, Gerhard?« »Ja —— gerade fo!« antwortete er nnd zog diese Hand an feine Lippen »Der Ring soll das Trenepiand sein bis ihn der einfache Goldreif an der Rechten abliist.« Sie legte beide Hände nni feinen Hals nnd ihr Kopf sank an seine Brust So hielten iie sich ivortlos um schlnnaem in lang erträumtem Gliilt Und als die Kinder wieder anae lansen kamen ließ er Margret sanft ane seinen Armen, nnd sie rief ih i nen zu ; »Nun hori mal, was euch derOster hase not-h gebracht hat einen spaan Aber weiter tam sie nicht. denn Thrii nenlieien ihr iiber die Wangen. Die beiden sahen die Mutter schen an, doch der Onkel nahni die Kinder fröhlich ans seine Arme nnd sagte: »Und»den Papa braucht ihr nicht zu furt:en, der steht hier.« Da jubelten-sie: »Du tieder Onkel Geryato s— unser neuer Primi! Ach der kaute Otter l?e’sfc!« - Der Brantball. Ein atter Osterbkauch. -- Von C. Faltenhorft. Längft hatten die Schneegtöctchen den Lenz eingetäutet, aber er zöqekte mit feinem Kommen; ein vaar son nige Tage sandte set als Vorboten und wich wieder zurück vor dem rauhen Nordwind. Um Ostern aber, da mitf-. es anders werden, da schwellen die Knospen, da jnbitiren die Vögel um das erste Grün wagt sich hervor. So gar das Bienenvolt ist munter ge worden, und eines Tages hörte man es um die Weidentätzchen summen So sollte es wenigstens fein an d:m großen Feste der Auferstehith erwachen sollte an ihm auch die Na tut aus dein langen, tiefen Winter schtafr. Und wenn uns ein echter und rechter Oftermotgen beschieden ist, mit mildem Sonnenschein und tat-ein Südwind, dann treibt es auch den Mensch-en aus der Enge der Stadtmauern hinaus in Gottes freie Natur. Der moderne Großstädter ist cxllerdins etwas verwöhnt, er meidets noch die feuchten Wiesen und begniigt sich mit einem kurzen Spaziergange; der Lssterhase holt hier die tiißen Eier aus dem Zuckerwaarenladen und. brinat sie den Kleinen hübsch in’s trarnxe Haus-. Da war es anders Zur Väter Zeit, da ist es noch heute vielfach anders m der Kleinstadt und auf dem Lande-. Hier bliiht noch zum Theil Ver alte Brauch, und Oster freude wird unter freiem Himmel aus aetostet. - Ein Trupp von Burschen nnd Mädchen zieht durch das schwäbische Dort. Vor jedem Hause bleibt er stehen und sammelt Eier, die ihm gern gespendet werden. Dann mar schirt er aus den Weisen vor das Dorf hinaus, zwei Parteien werden gebil det, und das Spiel beginnt. Minde steng einhundert Eier werden Stiiet sur Stück im Abstand von einem Schritt aus die Erde hingeiegt; ans ein gegebenes Zeichen muß ein Bur fcke sie einzeln auflesen und einem Mädchen, das abseits steht, in die Schürze oder einen mit Streu gestill ten Korb werfen; er darf nicht mehr als zwei vom Hundert zerbrechen sonst hat er das Spiel verloren, e: inqu also behutsam zu Werte gehen nnd doch sich nach Kräften beeilen, denn aus einem Hügek fteclt ein griiner Zweig, den fein Partner holen soll. Kommt er eher zurück, bevor das letzte Ei aniaelesen wurde, so hat der Eier liiuser das Spiel verloren. MitSana und Filana zieht man ink- Wirth-J lsaug zu Schmaus Und Tanz, und die fu«-Rost- cllnstsi sur-Obst die Denktd -....,.. -.-.... ·-«,--,.. -.- »sp» Es giebt eine Anzahl solcher Oster soiele, die zur Belustigung von jun-: und alt beitragen. Am interessante sien sind aber unter ihnen die Ball spiele, die seit alter Zeit namentlich in Norddeutschland-. aber auch in Eng land und in Frankreich üin sind. Die Mille, mit denen gespiel « wird, Küssen in der Regel junge Ehepaare, e seit dem letzten Ostersesie geheim thet haben, oder auch Brautleute, stiften. Der Ball wird dann in den Tannernvald oder auch auf eine Wiese hinausgctraaen und so lange geschla gen, bis er platzt. Das ist der Grund-: gedante des Spiele-, das aber viele Varianten hat. Zumcist werden die Bälle von dem gefammten jungen Volk des Dorfe-J abgeholt. Es zieht vor dag- Haus« der Neuvermählten und singt: ,,Hie«sind toi Jungfern alle, Wie fina’n een Brutballet Will uns de Brut (Brant) den Ball nicht gewen, So willn wi er den Mann ot neh men.« Die junges Frau sträubt sich an fangs, wirft aber schließlich den Ball aus die Straße, und der Ehemannlöft sich mit einem Geldstiick los. Als Dank wird gesungen: »Sie haben uns eine Verehrung ge ge n Der liebe Gott las; sie in Frieden leben! Das Gliiet mag währen jahrein, jahraus-, Das Unglück fahre zum Giebel hin aus « An otelen Orten nimmt die Schul jugend an dem Feste theil oder be sorgt auch allein das Abholen des Balles. Ost thun es die Schultnaben allein, und alsdann wird nicht nur ein großer Brautball hergeaeben, son dern die Jugend erhält mehrere klei nere Bälle, oder es werden Schneller ...-l..--l.- -»..« anscov Usllh Uclllb OUUIUUHSUH zum »s«» hinausgeworsm Ausnahmsweise er laubte man sich dabei einen schlechten Witz. Die Schneller wurden im Osen heiß gemacht und in diesem Zustand auf die Straße geworfen; wer nun rasch danach griff, verbrannte sich die Finger. Eine andere Variante des Braut balles findet man in Thüringen Die Mädchen besuchen schon am Palm sonntag die jungen Eheleute und be-: stellen sich- Ballen, die ,,hiibsch bunt hiibsch rund, hiibsch stachelig« und mit einer Schleise versehen se·n sollen. Am Ostreseiettage erscheine sie wie der nnd erhalten die mit Stecknadeln besteckten Balle, die als Nadeltissen benutzt werden. Früher waren auch damit Schene verbunden. So schenk ten die im ersten Jahre kinderlos ge bliebenen Ehepaare den Mädchen große Fangbiille, die über und über mit Stecknadeln, deren Spitzen nach außen standen, gespickt waren. Mit diesem stacheligen Brautball zog man nun aus die Wiese hinaus-; der Ball wurde an der Seh-leise emporgewu sen, und wer Lust und Muth hatte, sollte ihn mit bloßen Händen auffan gen. Es sanden sich immer entschlos M l sene junge Leute, die den Ball mit blutig-er Hand aufsinqen und als Siegeszeichen im Hause aushängten. Etwas aalanter sind die jungen französischen Ehepaare. Jn der Nor mandie spielt der zuletzt verheirathete junge Mann den Ball nicht mit Na deln, sondern mit Geldstücken Die Gemeinde zieht vor die Kirche und hier wirst ihn der junge Ehemann so hoch wie möglich, wenn er es kann, iiber das Kirchendach. Auf der ande ren Seite sind die Junggesellen ver sammelt und suchen den Ball aufzu fangen. Hat einer ihn glücklich ei hascht, so rennt er eiligst davon, die anderen setzen ihm nach. Wird ereini geholt, so muß das Spiel von neuem beginnen. Gelingt es ihm aber durch eine vereinbarte Strecke, z.B. durch drei Kirchspiele, uneingebolt zu lau fen, so gehört ihm der Ball mit den! Gelde. An anderen Orten werfen die Bräute den Ball und die Junggesel len suchen ihn zu fangen· Vielsuch wird auch um den Braut kall regelrecht wie beim Schlags-all oder Fußball gespielt Die Verheira theten bilden die eine, die Junggesellen die andere Partei. Man wählt eine Wiese, die von zwei Gräben oder auch von einem Bach umgeben ist. Die Partei-en trachten nun danach, den Ball in den Graben zu werfen oder in ihm zu ,,-ertränken«, die Gegner mehren das ab. Wem es dreimal ge lingt, der bleibt Sieger. Das Spiel leginnt am Nachmittag und dauert bis zum Sonnenuntergang Blieb der stampf unentschieden, so wird der Ball in zwei gleiche Theile zerfchnits ten. Alc- Tußball wird der Brautkle namentlich in England Verwendet, und zwar nicht überall Um Ostern, sondern nn vielen Orten nncksA an Fast nacht und bei Hochzeiten überhaupt. Der Brauch ist sehr alt und wird schon von Schriftstellern des 13.Jahrhun-s derts erwähnt. Nicht selten wurde dabei ein großer Pomp entfaltet. Aus der Festwiese erschienen der Mayor’ und der Stadtrath in voller Amt-? trxicht, ··die Gilde-i rückten in vollem Schinuclherokm und die NeuveriniihL ten stisteten den Brautball aus; Sammt und Seide. Mit diesem wurde natürlich nicht gespielt, sondern mit einem richtian Fußball aus Leder. ,An diesen Ballspielen nahmen vielfach auch Frauen theil, bald spielten ver heiratnete Frauen gegen unverheiras thete, bald schlugen zwölf alte Frauen ten Ball bis Sonnenuntergang. Noch im vorigen Jahrhundert bestand in verschiedenen kleinen Städten, na-! iigcntlich szu Fastnacht, die SittexamI Nachmittag die Kaufliiden zu schlie:! ßcii unl- alle Fenster mit Laden oder dcoor aenaaelten Brettern zu verwah ren. Es zoaen nun Leute mit Fuß lsiillcn durch die Straßen und sam nielten liteldspendenx dann begann eint etwas ioiisteg Ballspiel auf den Stra ßen, wobei jeder, der hinzulam, den Ball mit dein Fuß weiter trieb. Bei diesen Spielen ging es oft sehr hitzia zu, Ausscheeitungeu urden verübt und diese Volksbelustiaungen ge langten in Mißtredit Arn längsten txat sich die Sitte erhalten, daß jung-e Leute lseiderlei Geschlechts zu Ostern km: einen Rainsarnluchen Ball spie en. Zweifellos hatten die Vallspiele zus Ostern dieselbe Bedeutung wie das-! Scheibenloersen, das in anderen Ge genden üblich war. Die Osterfeuer lorerten, und so weit von Berg undt Hügel ihr Schein reichte, sollte kein« Haus vorn Blitzschlag im nächsten Jahre getroffen werden. Junge Leute; tanzten aber um die Feuer-, nahment runde brennende Holzscheiben unrt warfen sie hoch in die Luft. Auch das-J bei wurden auf Liebe und Brautschait Anspielungen gemacht. Die brennende Schelle war ein Symbol der Sonne nnd auch der Ball in den Osterspielen niufz ais ein solches gelten. Es han delt sich also Um einen uralten Brauch, um Ueberrefte eines betont schen Kultus, der als lustiges Spiel die alten Götter til-erlebte. Jni Laufe der Zeit erfreute sich bei uns das Ballspiel bald einer größeren bald einer geringeren Beliebtheit. Heute steht es wieder in besonderem Ansehen. Es hat sich dem modernen Menschen angepaßt. Jn engeren Zir leln wird es auf den Tennisplätzen geübt, oder es erfreuen der Schlag-« und Fußball «die Jugend aus den ös sentlichen Spielplätzsen. Hier dient es der Erziehung-, dort dem Sport. Eine echte Vollsbelustiauna, an der weite Kreise Interesse nehmen, ist es nicht. Es fehlt ihm das Stücklein Poesie das es in früherer Zeit vertchönerte Und das niemals seine Llnziehuiigs traft einbiiszte. Die Stimme der Freundschaft in der Noth zu vernehmen, ift das Tröst lichste, was dem Herzen widerfahren kann. Zur Geschicht-· der Osietulles « lleppig umschlingen Geschichte un « caae die bei uns so beliebt geworden - weiße Osterlilie, welche zunächst vo« ·« den Bermuda- Jnseln stammt. ’ . Manche können diese Lilien ga « nen. Einen so lieblichen Festschmu sie aber auch bilden mag, hat sie vo Haus aus so wenig mit Ostern z ·"·« thun gehabt, wie das liebe Tannen bäumchen mit Weihnachten. Sie ist bei uns nicht einmal eine Ostern- Tat-i sonblumet ntuß sie doch durch Einst-EI liche Mittel dazu gebracht werden, ge rade zu Ostern zu blühen; dies gilt« sogar für Calisornien, wo die Ver-T muda- Lilie zwar im Freien wächstpt aber niemals rechtzeitig siir dieses-« Kirchensest reift, außer unter Glas. Ei Wenn Ostern ungewöhnli ch spät feil-Ei len, mag es übrigens auch da und dort«3 vorkommen daß Floristen sich aenö-";k tbiat sehen, die Entwicklung der Blu-s-j me künstlich zu verlangsamen. sk Es sind noch keine- 20 Jahre daß? aus den Bermuda- -Jnseln die Osten-H lilie gebaut wird. Der AmerikanerFE Harris führte 1878 aus diesen Jnselnks die Cultur der Osterlilie ein, undmit; der Zeit ist sie eine der aroßartiastenkxs Industrien dieser Eilande geworden,; wo man keinen Frost kennt, und die; Blumen zu jeder Jahreszeit gedeihen-»F Mehr als 200 Landgüter Vermu das- sind ausschließlich dem Anbau der ? Osterlilien gewidmet, und auf derz größten derselben, »Sunnylands«, ists-; es nichts Ungewöhnlicheäk aus einemzrfx einzigen Fle lde 100000 Lilien zur ateichen Zeit blühen zusehen was einen wundervollen Anblick gewährt und einen wahrhaft Paradiesifchen Eindruck inachtl Dag Haupt - Exportgeschäft in Bermuda Osterlilien und früher das. einzige — beruht übrigens auf den , Finollen,1ng denen anderwärts die Blätter und Blüthen entwickelt wer-Hi den« Schon vor 10 Jahren wurdens nahezu k? Millionen solcher KnollenY siir die Ostern Nachfraae ausgeführt,? -;; nnd inzwischen muß dieser Handel-J noch bedeutend gestiegen sein. i ESM ist keine Kleinigkeit, Knollen sur L Uc« DCLICUSUL ZU Iccycth uUU ZDTW dauert drei Jahre, bis die KnollenYT eine genügende Größe erreicht habenss um geschiiftlich retwendbar zu sein,;2j— nämlich mindestens 5 Zoll im Ums-E fang. Man unterscheidet drei verschie-ki-vv dene Klassen: die Knollen mit 5bis7kzx Zoll fallen in die niedrigstex dannsgsik folgen die mit 7bis 9, und als höchstekzä Klasse die von 9 bis 11 Zoll Umfang.k;.ås Letztere brauchen noch bedeutend Nin-E gere Zeit zu ihrer Entwickelung. tra gen aber entsprechend mehr Blüthen ibis zu 16) und sind auch stärker. Vor ; mehreren Jahren brach eine gewisse; Krankheit «an den Bermuda-Lilien-;, feldern aus-, und viele Ziichter verleg- Eli ten sich von da ask-ausschließlich aufs-F die Entwickelung der größeren Knab-H len, die sich zugleich als die "gesunderen ka erwiesen. Da Solches aber mehr Zeit in Anspruch nahm, sowie wetzer jener Krankheit an sich, wurden die Lilien rarer, und die Folgen machen Z sich noch jetzt fühlbar. Es würdenss freilich wohl auch ohne dies die Preise hochgehalten werden! Jn den letzten paar Jahren sinds auch viele Blüthen direkt als Schnitt blumen lznr Zeit des Knospens abge-. schnittent zu uns gesandt worden; von je 70 oder 80 solcher Bliithentnospen erhalten sich 60 gut, und sie werden verhältnißmäßig billig verkauft. Mindestens tausend Jahre vor Christus reicht die Geschichte dieser Lilie zurück, und folgende chinesische z « Ueberlieferung darüber erscheint an-;, gesichtg der Ereignisse der letzten « Jahre interessant genuat ; ; Damals herrschte iiber das Reichs — der Mitte der grausame und blutdiir- - « siiae Kaiser Choru. Sein oberster Minister Li Chung, der gleichfalls Lssrund hatte, seinen Kopf ftir unsicher zu halten, beredete ihn eines Tages, auf Grund einer angeblichen Botschaft von den Göttern, eine Schiffserpedis ticn mit den 100 stärksten jungen Männern und den 100 schönsten und - gesundesien Frauen, die-zu finden wa- « ren, sowie mit den besten erhältlichen - Vertretern von Thier- und von Pflan- - zenaattunaen durch ihn, den Minister, ? nach einer entlegenen Jnsel senden zu ; lassen, und dort sollten alle mitgenom menen Menschen untd Thiere » ge opfert werden, um dem Reich Frieden nnd Gedeihen zu sichern! Das Schiff « gina ab, und der Kaiser hörte nie mehr etwas davon, bis zwei Matrosen s auf einem Rothfahrzeua die Kunde; brachte, die ganze Expedition sei un-«" terweas untergeganaen Das war aber nnr eine Finte. Li Chung eröffnete - lnach der Ankunft auf jenen Inseln den OpferiLHingeborenen die frohe Kunde, daf; sie am Leben bleiben sollten, und lzwar als seine Untertha- : nen. So entstand das —- japanische , Reich. Und bei dieser Gelegenheit wurden auch die Lilienlnollen dorthin verpflanzt und gediehen in ihrem neuen Heim wundervoll. Von hier aus wanderten sie nach allen sanderen « s Landen. s nein Genuß auf Erden reicht an ! den, wenn dir ein an Geist und Ge ’ rniith bedeutender Mensch sein Innen sleben erschließt. Jn diesen Augen-" s blicken erheben wir uns über die Prosa idieses Daseins zu lichteren Höhen, i zwar nur für Augenblicke-, die es aber s sdoch werth sind, ldaß wir um ihret baltsen ein langes-, ödes Alltagsleben ertragen.