Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 29, 1907, Sweiter Theil., Image 11

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    f Tür die Jugend.
Jana-eine Kinder-.
Nach Marinepfarrer He i m S.
Zu den vielen liebenswürdigen Sei
ien, die Japan hat gehören nach ziem
lich übereinstimmenden Berichte-r aller
Reisenden die Kinder des Volkes-, das
hier hinter den Papietlviinden seiner
Häuser wol-ne
Die inpanesischen Eltern haben Ehre
Kinder herzlich lieb. Frei! ich gilt es
lein: bequemen, schön gemalcen Kin
derwagem in denen die lleinen
schwarxiinaiaen und ditnlelhaarigen
Dinger von der Mama spazieren ge
fahren wiirden — oie Sache macht sich
in Javan viel einfacher Die Mutter
traat das Kindchem solanae essnoch
nicht laufen kann. und auch später
Noch, US es sit-schwer wird, in einer
Ar: Tasche auf dem Rücken, in der es
Lis an den Lon untertancht.
Jst die Mutter bei der Arbeit, so
iilsernimmt das ältere Schwesterchen,
auch.wohl ein artigen treuer Bruder
die Sorge fiir das Neitliilen, und
trägt es, hieriepack ausgebunden, un
verdrossen umher; Eind, als wenn sie
dankbar wären siir alle Mühe, die
man sich mit ihnen gibt lassen die
Bat-irr- es sich auch ohne Geschrei und
Eigensinn wohlgefallen Ich habe
selten, sehr selten ein Kindchkn schreien
hören.
Daß sie immer so sehr sauber aus
seien, lann man gerade nicht behaup
ten. Aker ich habe auch schon in Eu
ropa Kinder gesehen, die lchinntzige
Hände hatten und die von Taschen
tüchern durchaus nichts sviisen woll
ten. Ach kenne ioaar einen Jenaer-.
der« lieber Handschuhe anzug, als daß
er sich die Hände wusch. — Aber wenn
ein Festtag eintrifft« dann macht die
Mama in Ostasien ihr Kindchen
hübsch. Zunächst wird ilnn wenn’s
ein Biiblein, nach der Sitte des Lan
des, die siir die Kleinen noch beibe
baltin ist, der Kopf schön tabl und
glatt geschoren, daß entweder nur auf
dem Wirbel ein Stutz Haare stehen
bleibt, oder umgetebrt um den tribls
geschorenen Wirbel ein Kranz von
Haaren, die dann vorn in er Stirn
gerade abgeschnitten werden Dann
zieht die Mutter ibm einen schönen
" blauen «Kimono«, mit weißen Blu
men l«edruett, an, ein weiter, langer
Rod, der vorn übereinanderaeschlagen
und mit einem Gürtel, bei den tleknen
und großen Mädchen mit dem »Odi",
zusammengebalten wird, jener wichti
gen, meistens blutrothen Binde, welche
man hinten in einen großmächiiaen
Knoten künstlich verschlingt Unter die
Füße werden ihnen lleine neue »Ge
tas«, Sandalen, gebunden, von denen
eine Sorte iiir schlechtes Wetter mit
riesenhohen Holzioblen versehen ist;
aber die tleinen Japaner tlappern da
mit los, als wären es leinene Turn
ichuhe. Leinene Strümpfe tragen sie
aber wirklich, und zwar aencihte, di:
bis an die Anbchel reichend, eine be
sondere Abtheilung für die große Zebe
haben.
Die tleine Kann das Tdchtereben
des Meiniisehandlers dort, tritt eben
so ieselzrnüett strihtenden Gesichte auf
die Straße. Die großen duntlen Au
gen, die nur ganz wenig schief sind—
rnan vergißt das- iiberbaupt sehr bald
in Japan —— leuchten ordentlich vor
Vergniiaen. Die Mutter stelit daneben
und zieht ihr noch einmal den »Shi«
zurecht, und man st: tiö auch ihr an,
daß sie sich iiber ihr liebes, fchmucles
Töchterchen ir«:,ut das zu einer Freun
din auf Besuch will. Plötzlich ziebtes
rrsie ein ernster cehatten über das
lachenbe Gesicht der Kleinen. Sie blickt
" betrübt auf und sagt etwas iu der
Mama, was ich natürlich nicht ver
stehe, zoobl aber die Mutter: laut la
chend schlägt sie die Hände zusammen
und eilt ins Haut-, um gleich daraus
mit der großen Puppe zurückzutow
men, die. wenig .tleiner als die be
glüctte Vesitzerim dieser sorgfältig aus
den Rücken gebunden wird —- und nun
trollt sie zusrieden ab in ibre Kinder
aesellsckait. Da werden sie denn im
Haufe ver Freundin auf der Matte
nieder-kauern und mit dem zierlichen
Geschirr derselben fiir die Puppe —
die auch alle etwas schiese Aeuglein
haben s— lachen und sehr. sehr lustig
sein; und am Abend werden sie zusam
men essen: Scheiben von hartaeiotte
nenEiern und sehr viel Süßigkeiten-—
darunter, ich lann es nicht Zerschmet
gen, In Hauer geroane roryucye Ae
genwiirmer —; nnd ich lann auclsv
nicht verschweigen, daß ich sie ielbit
einmal gegessen habe —: wohl auch
herbe, geile, pflaumenälmliche Frucht
und innsartige, in Fett gebackene Ku
ckem und wenn sie nach Hause geht.
wird sie sich als wohlerzogenes Kind
tief verneinen, und ebenso, wenn kie zu
Vater und Mutter kommt -—— Es sind
zuweilen ganz reizende Kinder da
runter. Jch habe fett-it ein tleines
Mädchen von 6 Jahren getauft —ske
hieß Alice Mizanwldannaln »Ist-Lib
lingslslume«. an deren Bild ich mich
mit allen noch immer freue, die es
sehen.
- Außer Puppen, von denen es große
Bat-seiten gibt, haben die Kinder dort
Spielzeug aller Art: Thiere aus«
Thon. Vögel mit Seide bezogen, die
den natürlichen tauschend ähnlich sind,
tleine Nachher-de aus Lehm, Pferdchen
und ziemlich plumpe Wögleim auch
Marmeln (Kreilel) und mit farbiger
Seide bespannene Völle; nicht zu ver
gessen der Papierdrachen, die aber
ganz anders aussetzen als-: unsere. Sie
sind« ans leicktern bunte-u Papier in
Gestalt von Schmetterlinqem Bienen
oder Fliegen verfertigt und steigen
ohne Schweif und Ohren iiuszerst lkkchl
Ennd sbnelL Auch die Großen haben
ihre Freude an Drachen. So wird
iin Nagasaki jährlich unter großen
lFeieriickJteiien auf den Höhen iiber
;dem wunderschönen Hasen das be
zriihmte »Tracl»,enseit« begannen. Wer
inne Lust hat, tritt da mit seinem
g: oßen Papiendraaien auf und läßt
sinn steigen. Dabei tommks aker auf
litioas ganz Besonderes an. Ein etwa
drei Fuß langes Stiid Schnur ist
nämlich mit ganz feinen Gtagsplittern
beivebri, was in der Weise geschah,
daß es, mit Voqelieim bestrichen in
iolckien Splittern umgedrelit wurde.
i
Sobald diese Mischuna trocken gewor
den, fchneidet sie wie ein Messer Er
gilt nun den eigenen Drachen so zu
senten, 8dasz er selbst unbeschädigt
bleibt, dagegen möalichst viele fremde
Schnuren im Vorbeizieben von ihm
durchschnitten werden. Tausende von
Drachen steigen an dem Tage unter
lebhasiern Jukel und Jauchzen der
dichtged:iingten Zuschauer die jeden
stiirzenden und besiegten Papieriijw
pser mit lautem Rusen und Schreien
begrüßen, unter immer steigert-er
· » · geringer die Zahl der
Rachen wird, bis endlich einer ans
de: ganzen Zahl als Sieger frei in
ten Liiiten schwebt.
An sonderbar-er Zeitunsiträser.
I Von J. V.
Der Bahnzug fuhr du eh ein reizen
des Thal im mittleren - heil des gro
ßen Staates New York. Jch stand
am hinteren Ende des letzten Wagens
und schaute zur Thüre hinaus, als
Idee Lokomotivführer plötzlich lZwei
.turze, schrille Pfiffe aus der Dampf
pfeife ertönen ließ. Der Konduiteur,
welcher in· meiner Nähe gesessen und
eine Zeitung gelesen hatte sprang
sagte:
»Da non want to iee a real countrn
newsboy?"
»Ja, gewiß,« antwortete ich. So
dann begaben wir uns alsf die Platt
form des Waggons.
Der Konduiteur hatte seine Zeitung
seit zusammen gerollt, hielt sie in fei
ner rechten Hand und trat eine Stufe
weiter hinab. Jn diesem Augenblicke
bog der Zug um eine Gele, und hinter
seinigen offenen Feldern erblickte Man
3ein niedliches Farmhatis, als- der Kon
fdutteur anfing ein paar Mal feine
lZeitung in der Luftzu schwingen und
ifie dann heftig gegen den Zaun längs
trer Bahn warf.
Gleich daran sah ich eine schwarze,
zottige Gestalt in einem Satt über den
Zaun springen. Es war ein statt-.
licher Neufundliinder Hund, der un
mittelbar neben der Zeitung im Grase
stehen blieb, mit feinem Schweife we
delte und dem dahinfliegenden Bahn
zug nach-schaute Dann faßte er oie
Zeitung mit seinen Zähnen, seyte tose
der iilter den Zaun und rannte ins.
Galopp über die Felder dem Farin
haus ,iu. Zuletzt sahen wir nur noch
einen tieinen schwarzen Punlt auf
dem Felde. Als unser Zug im näch
sten Augenblicke einen Hiiaeleinfchnitt
liassirte, entschwand das schöne Bild
unseren Blicken
»Was lrsird der Hund mit der Zei
tung thun?« fragte ich jetzt den schlan
ten, jungen Kondiltteur neugierig.
»Er bringt sie meinen Leut-en in
jenem Farmhaus,« war Die Antwort
»Ist das Ihre Heimath?« fragte ich
weiter.
»Ja,« antwortete der Konvutteur,
»mein Vater wohnt dort, und ich
übersende ihm durch Cato täglicheine
Nachmittags-Leitung«
»Wir-d der Hund jeden Tag. wenn
Jhr Zug jene Stelle paftirt, dorthin
gefchickt2«
»Nein, niemand schickt. ihn; Caro
weiß genau, wann es Zeit ist, und et
auf, klopfte mir auf die Schulter und «
nt stets punktnch hier, wenn mein
Zug ankommt, aus eigenem Jnitintt,
ob Nean oder Sonnenschein, Som
mer oder Winter.«
»Aber kommt Cato nicht niitimter
lan den unrechten Vahnzitq?« fragte
;ick, gespannt. «
I ,.Niemals! Er gibt nur auf diesen
HBahnzug Acht: alle anderen Züge
Jtiirmnern ihn nichts.«
i »Wie tann aber ein Hund wissen,
itvie viel Uhr es ist« und wann er an
Iden Zug zu geAn hat«-" fragte ich
weiter. «
» »Das ist mehr, als ich beantworten
s"tann,« erwiderte der Kondittteur lit
chetnd, »aber er ist stets da, und der
Lotomktivfiihrer gibt mit der Pfeife
jedesmal ein Zeichen, damit ich nicht
etwa vergesse, auf die Plattiorm hin
auszugehen und meine Zeitung abzu
liefern.«
»Srmit hätt Cato besser die Zeit
ein, als der Kondu eur setbst,« be
merkte ich, »denn r Hund braucht
nicht an seine Pflicht erinnert wer
den.'· Der Konduiteur lachte, wäh
rend er sich entfernte, und ich wun
derte mich, ob die jungen Leser wohl
auch das ganze Jahr hindurch to
pünttlich in ihren P lichten sind, wie
HCarvz der doch die Zeiger an der Uhr
Enicht kennt?
0
ils-—
....-.-.. «...—-- — . .»..
Van sen-tm der Feigling i
Eine mihrsc Geschichte ans dem wilden:
Westen Von Ru f u S.
Anf dem Schießplitze bei Fort
Yantton waren die zchnrfsclniyen von
Itnvpe D des 1:.).Kav:lserieRegi
inentg bei e: net Schießiibunq Paff
Uaff Piff aing es am Schick-,
ftande und an Der Scheibe wurden die
Signale gegeben nnd die ,Sioreks"
meldeten ihr tnonotones: JLLotvoral
Bdteex viers Private senderfom
;1vei,«u f. w. tfin alter Serqeant
mühte sich aednldig ab, einem Rettu
ten, ver auf dem Riiclenl aq mit dem
Gewehr länas des Beine-Z, nnd der sich
emsig zu beniiilxen schien, fich felber die
seyen am Fuße abmfchießem die
Kunstgriffe des »Aera-z Grin« be zu
bringen; und der Trompeter Malo-nett
erzählte leise dein wen-einen Miirvhy,
der mit getreuzten Beinen vor ihm
auf der Erde saß nnd sein Geoehr
mit einem rothen Flnnell Lappen
putzte, die Geschichte von dem muß
artigen Kampfe »Bitte-I des allge
meinen Lieblingg d:r Truppe D
ecnes fchenßlichen Butl Dreier-, mit
dem irifchen Seit-er des Kaptain Gerry
Owen. Mfo jeder unterhielt sich fo
gut er konnte während die Soldaten
fchossen
Auf Feldstiiblen saßen etwas ab
seits zwei Lffiziem welche die Auf
sich über die Schießübunq zu füttern
hatten,LentnantBeardSlev,der,1
nior Sub-. ltern«- der Truppe, uneb«
tvss -.,
»in-»un- umullvuksgqh ou jung-us
Leutnant, der erst vor einigen Wo-;
chen von Westpoint gekommen ivar.!
Er war ein kräftiger junger Man-J
dessen sonnensprossiges Gesicht mitj
der etwas ausgesriilvten Nase undi
tattunsarbiger Haut ihm die Beina-’
men »Venus« und »L’Homme Rouge« »
eingetragen hatten. Aber er Ioar ein
treuzbraver Kerl und Jeder achtete«
und liebte ihn. Jetzt senlte er das
Feld-glas, mit dem er nach der Schei
lse geschaut hatte, nnd« rich an seinen
ötanierademwendend iagte er: »Sa
gen Sie mir, Kamerad, was haben
denn die Herren vom Regiment ei
aentlich gegen Van Lennep? Er
scheint mir thatsächlich der beste Of
sizier unter allen zu sein.«
»O, das ist eine alte Geschichte«,
antwortete Beardstev, —— »aber ce- ist
nichts, mag Jhr schönes rothes Haar
zu beunrubiaen br.1uetit.'«
»Ja viele ZahlitnziH-9liiiveisi.ingen
in demselben LIJtonat?" fragte Wains
wright weiter.
»Nein.«
,,Eis.- Dame im Spiel?«
,,Nein." - .
»Abstattung ialscher Berichte?«
»Viel ichliminer.«
»Na, alter Freund-C und Main
ivrigbt schaute den Anderen mit un
gläubigen Blicken an, »Sie isoerden
Doch wohl nicht behaupten wollen,
daß Van Lennep ein Feigling sei?«
»Ja, Sie mögen ec- glauben oder
nicht, junger Freund —- eS ist doch
so. Ich sage Ihnen, Venu«, fubr er
mit leiser Stimme fort. »e5 ist der
sonderbarste Fall, das eigentbiiinlichste
Beispiel, wie ein Maan pl75tzlich seine
ganze Selbsihherrschung alle seinen
»New« verloren hat, der mir im Le
ven noch vorgekommen ist. Von
Lennev war mit mir zusammen aus
ter Alademie und er war unbestritten
rer tapserste Bursche im Korvs. Er
nat seiner Zeit vie Assaire mit Pieree
gehabt, von der noch beute in West
voint gesprochen toird und seine
Qtrartier--Gesiihrten, die ihn doch am
besten tennen mußten, sagten, toenn
er die Furcht aus der Straße träfe,
würd-e er sie nicht kennen. Nachdem
er graduiri hatte, trat er bei unserem
Megiment hier ein und brachte als
Braut das hübscheste Möbel Init, das
in Gottes schönes-« Welt existirte,
marmherzig, tapfer und von aufrich
tiaem Wesen. Als der tleine Jack ge
bYren wurde, da gab es kein glückli
cheres Ehepaar in der Welt, als die
Von Lenneps. Aber bald darauf
wurde Von Lennev vlötzlich heimge
nisen — feine Pent- mnkiten mnbl
in finanzielle Schwierigkeiten gera
then fein. Er kam wieder und mit
ihm schien die Armuth gekommen zu
sein. Er entließ feinen Diener, er
resignirte im,Kluh — nnd am Ende
jedes Monat-E- schickte er eine Gelt-an
weisung fort. Wohin und warum
das alles, das wußten tvir nicht. ’
Jn jenem Winter fingen die
Sion und die Cheyennes an, ihre
Ieufeleien zu treiben, und im Früh
ling begann die Musik. Carter war
seit einigen Tagen mit zehn Mann
auf einer Nekognozirung und wir
fingen an, uns um ihn zu sorgen. Da
kamen eines Abends zwei Croto
tiundscbafter in unseren Posten und
meldeten dem ,,Old Man«, daß eine
starke Bande von Cheyennes auf Car- s
ierg Trail seien und daß der Letztere
wahrscheinlich ieine Ahnung davon
habe. Es dotierte keine Stunde, da
saßen wir im Sattel, und wir ritten
die ganze Nacht und den ganzen näch
sten Tag, mit kurzen Stunden der
Raft, um die Pferde ausruhen zu
lassen und den Leuten Gelegenheit zu
geben, ein wenig äu schlafen und ih
ren Kaffee zu cksen Am Abend
trafen wir bei den Steleton Moun:
tains ein, und die vorangaefchickten
Kundschafter meldeten, daß die Jn
dianer drei Meilen vor uns lagerten
Major Clarke und Spencer ritten
voraus und stellten fest. daß die
Chehennes in einer kleinen Ravine
lagerten, deren Seiten ihre Feuer
Verdeckten. Die Navine öffnete sich
zwanzig Yards breit nach einer gro
ßen Ebene wo ihre Ponirs grasten.
Sosort schickte der alte Clarte Van
Lennep mit vierzig Mann ab, da
mit er aus einem Umweg dorthin ge
lange und die Felsen in der Nähe
des Tilasgangeq besetze, wo die Jn
dj aner, wenn sie aus der Ravine ge
trieben wurdeMorbeilommen muß
ten; die Anderen sollten in dekNacht
die Höhen zu beiden ceiten der Ra
vine besetzen und mit dem ersten Mor
genaranen hinabstiirnien und die Jn
dianer nach dem Ausgang der Ravine
treiben, wo sie den Leuten VanLen
nebs in die Hände gerathen mußten.
Van Lennep ritt Init seinen Leuten
ab, die Anderen ruhten ein Vaar
Stunden und besetzten dann die Ra
vinr, ohne dass die Nndianer es be
merkten Alles aina vorschriftsmäßig
rinr fich. Es gab einen harte nKan1Pf.
ich selber wurde mit einein junaen
Hauptlina handaemein und wirstiirz
ten zusammen In ein Lagerseuer —
alser ich tonnte aliictlicher Weise mei
nen Revolver schneller packen als er
sein Messen Bald waren Die India
der aus wilder Flucht zur Ravine
hinaus, und nun mußte Lennep sie
abfanae n
Aber jetzt geschah das llnerwartete
—sie wurden nicht gefangen, sondern
sie entwifchten. ich habe nie Jeman
den so aottesliisterlich fluchen gehört,
wie unsern Major, als das geschah.
Eine halbe Stunde später erst traf
Van Lennep mit seinen Leuten am
Platze ein und erklärte, daß er sich
mit seinen Leuten verirrt habe. Aber
ich hörte, wie ein alter Soldat in
feiner Abtheilung saater »Verirrt?
»J. ... :..- s.«:«- tex
Hu- «u-.«u, »un- akuurugc »un( stu;
verirrt!«
Jm Augenblick war keine Zeit, die
Sache zu untersuchen ——-- die Jndianer
mußten verfolgt werden Und nicht
lange dauertees, am Nachmittag des
selben Tages fanden wi r die Leichen
Cariers und seiner Leute. Sie waren
ftalpirt und mit langen Pfeilen ge
spickt; im Kreise lagen sie, wie sse ge-—
fallen waren, und Alles, was sie
brauchen konnten, hatten die India
ner den Todten abgenommen. An
jenem Tage war es ein Gliick fiir
.Van Leunm daß in der Armee we
inigsteng das Lynchen nicht Sitte
war.«
»Aber, wie ist es gelonrmen,« fragt:
Wainwright, »daß er dann noch f-:
lange im Dienst bleiben tonnte?-«
»Ja, wie ist das gekommen? Wäre
er damals sofort vor ein Kriegsqericht
gestellt worden, dann wäreer wahr
scheinlich summarisch verurtheilt und
aus der Armee ausgestoßen worden·
Er hatte zu einem Marsch, der höch
stens eine Stunde erfordert haben
sollte. vier Stunden gebraucht, und
Alle, die bei ihm waren, behaupteten,
dafz er absichtlich gezögert habe, daß
er alle Augenblicke habe halten lasen,
um die Pferde ver-schnaufen zu lassen.
den Trail zu prüfen und Anderes
mehr, und daß er thatsiichlieh erst vor
gegangen tei, als man hörte, wie die
Anseren mit den Jndianern tämpften.
elber tote aesagt — in der ersten Zeit
war keine Möglichkeit, ein Kriegsge
richt zu halten, wir hatten zu viel
mit den Judianern zu thun, und als
swir nach fast einem Jahre auf den
Posten zurückkehrten, da waren viele
von den nothroendigen Zeugen begra
tsen und-M na, das Lange und das
trutze von der Sache war, daß jeder
von uns seine brave Frau zu sehr
verehrte, und liebte, als daß wir ihr
reif Kummer hätten anthun mögen
ihren Mann als Feigling zu verur
theilen. Denn sie liebte ihn von Her
:,.en Freilich, dac- rvar im Grunde
genommen nicht das Richttge und in
diesem Falle auch leider so ziemlich
ohne Werth. Denn als das Regi
mtnt ihn »schnitt«, wie es ja nicht
anders kommen konnte, und als sie
das sah, da brach ihr das .K1er«z—«sie
starb einen Monat nach unserer Ruck-—
tehr.«
.«.
s- si
So erzählte Beardsley dem iungen
Wainwright und dieser hörte mit ge
spannter Aufmerksamkeit zu — er
hatte von Anfang an ein seltsames
Interesse, eine unerllärliche Sympa
thie mit dem von allen anderen Offi
zieren so demonstratio »geschnit!enen«
Van Lennep gefühlt, und diese Sym
pathie war durch die Erzählung nicht
zerstört worden, sein warmes Herz
fühlte sich zu dem Manne hingezo
gen, den er, ohne zu wissen warum,
für unschuldig und unglücklich hielt.
Er näherte sich demselben, er lam
ihm in jeder Weise freundlich ent
gegen, und Van Lennep fand in ihm
einen Freund, er, der so lange freund
los einsam gewesen war.
Da wurde es auf einmal mit einer
gewissen Verwunderung bemerkt· dafz
Van Lennep am Ersten des Monats
die iibliche Geldsendung nach dem
Oftennicht nbschielte —- auch nicht am
nächsten Ersten. Dafiir aber erhielt
Van Lennep eine Anzahl gefchöstsk
mäßig aussehender Briefe,- so daß der
(5hinese, der als Diener bei Von Len
nev fungirte, einmal meinte, sein Herr
fcheine ein Matriinonia!:Vurea11 an
gefangen zu haben. Und als eines
Abends Wainwright, wie so oft. zu
Pan Lennep lam, um seine Pfeife bei
ihm zu rauchen holte dieser einen
großen Brief hervor und sagte,« indem
fein bleiches Gesicht· sich freudig rö
thele: »Hier, Venus, sieh’ dieses.«
Wainwright fah nur« daß es ein
Brief von einer bekannten Lebensver
sicherung war, und meinte, sein
Freund wolle ihn veranlassen, sich
dort versichern zu lassen. Er faates
»Es thut mir leid, das ift nichts fiir
mich; ich habe kein Geld dazu, ich
Ursier Studknh ,,«.I.Ikooghuber!«
Zincltkr Student: »Huber ohne Moos-I«
habe ja meine Osfiziersansstattung
noch nicht einmal abbezahlt.« Aber
Van Lennep sagte: »Nein, das meine
ich nicht. Aber wenn ich das, was ich
hier habe, vor zehn Jahren gehabt
hätte, dann würde ich nicht seit zehn
Jahren im Regiment siir einen Feig
ling gielten.« — Und dann erzählte
er dem Freund, wie er seiner Zeit
nach dem Osten abgerusen worden
war, weil sein Bruder nach Verübung
eine-Z großen Unterschleiss nach Que
bec entflohen war. Für den hatt-e er
sich verbürgt gehabt, und er hatte seis
neen Vater an dem Sterbebett dessel-f
ben versprochen, alle die Schulden sei
nes Bruders zu decken. Das habe er
seit Jahren gethan, nun sei Alles
lezahlt. Aber als er« damals vom
Osten zuriictgetehrt war, mit der
schweren Verpflichtung, die er über
nammen, da kam der Krieg mit den
Jndianern lind er wiihte, dasz sei
neFrau und sein Zähnchen in Elend
gerathen mußten, wenn er selber fiel.
Tag keiar eg, wag ihm den Muth zum
Kampfe genommen hatte -—- um sei
ner Frau nnd seines Kinde-«- willen,
km der Liebe zn ihnen willen war er
zum Feiglina geworden. Jetzt war
die Schuld bezahlt, jetzt hatte er zu
Gisnsten seines Sohnes sein Leben
Versichert, nun war er wieder frei.
Er hatte seit zehn Jahren aelebt wie
in einer Hölle. Aug Kummer war
seine Rate gestorben; seitdem hatte er
nur siir seinen Sohn gelebt. Nun
war iiir diesen aesorat, nun war er
selber wieder frei nnd der alte Van
txt-uner
llnd wie er es sichgewiinscht hatte,
wie er seit zehn Jahren es geträumt
hatte, so lain es. Wieder brachen die
Apaehen ans der Reservation, wieder
galt es, dieselben zu bekämpfen. An
der Spitze seines Zuges stand Van
Minnen als der Iapferste unter den
Tat-feren. Und ini Kampfe tnitGe
ronimo und seinen Leuten ist er gefal
len, an der Seite seines Freundes
Wainwriaht, der vor ilun von einer
Kugel der Jndianer getödtet wurde.
Halb ver-hungert und von der Gluth
der Sonne gesät-möcht wurden sie von
den Feinden überfallen --——— er selbst
wurde im Handgemenae von einein
leachen mit dem Messer erstorben undi
stürzte mit dem Feinde zusammen
oon einem Felsen hinab. Noch san
den ihn seine Feinde am Leben: mit
seinem letzten Atliemzuae hauchte er
, die Worte: »Ich bin kein Feiglina-—
Late«
Sprüchwörter über Erzielnm s.
Wie man die Kinder gewöhnt, so
hat man sie.
st- V se
Man staat die Kinder arofr nicht«
. Was sie klein getragen halben.f
L E E
Auf eine Lüge gehört ein Backen
streich.
l- st E
Liebe überwindet Alles-.
sit II- st
Kinder haben Lachen und Weinen
in einem Sack.
II O- II
Wenn man «tleine Laster nicht
straft, wachsen die großen
II III Its
Lobe, hast du lönnest schelten,
Scheite, daß du lönnest loben.
sie si- si
Kindeshand ist bald gefüllt,
Kindeszorn ist bald gestillt.
E II II
Ein Mädchen darf nicht so lange
müßig gehen, als eine Taube ein Korn
aufnimmt.
VI I D
Roß ohne Zaum, Jungen ohne Ruth’,
Thaten nimmer gut.
In der Klemme-.
Liesl (zu ihrem am Pfänderspiei
betheiligtsen Onkel, einem Studenten):
»Ontel Fix, Du mußt Deine Uhr
zum Pfand hergeben!«
»Ja, wie viel Uhren glaubst Du
sdenn, daß ich habe?«
Hinblick-.
,,Pap.1, gelt Fritzens Eltern sind
reicher als wit.«
»Wieso?« «
»Die haben zwei Hypotheken und
wir bloß eine auf dem Haus.«
Revanche. ««
Ein Herr, den zuweilen gar arg U
Zipperlein packte und der infolgedes
sen manchmal auf sehr »wunka
Füßen stand, unterhielt sich mit einem
biederen Handwerksmeister. der ein
wenig lispelte. Dieses kleine Gebre
chen wurde im Laufe des Gesprächd
dem andern unangenehm, und er
schwang sich schließlich zu der nicht
gerade zartsiihlenden Bitte aus: »Aber
Mann, nehmen Sie doch JhreMge
etwas in die Gewalt.« ·« «
Darauf fertigte ihn der andere mit
den Worten ab: »Ja, lieber Herr. mir
geht’5 mit der Zunge gerade wie Ih
nen mit ’n Beenen.«
Den-.
Dame: »Wie g-eht’s denn Ihrem
Kollegen in der Ehe?«
Junggeselle: »Er trägt seine Frau
ans den Händen, die klein-en Kinder
aus dem Arm, die großen tanzen ihm
aus der Nase herum, und die Schwie
germutter fährt ihm uber den Mund
und giebt ihm etwas aus den Kops.«
Faule Aus-redr.
Richter: »Warum haben Sie das
Aiitomobil gestohlen-«
Angeklagten »Ja hatte mir «’n
Fettslcck in meine Hosen j»emacl«,t, un
mir war das Benzin zum Reinigen
nuxsjejangen.«
Miszvcrstiiridiiifz.
Kellner Czu mehreren Gästen mit
voller Glatze-N »Sol! ich den Herren
auf der Platte serv.iren?«
· Baafisch lder dabei sitzt): »Um
Gottes-willen nichtl«
Zririicknrgebem
Autler llkochmiithia): »Leute, diczn
Fuß gehen, sind siir mich Luft.«
Bekannten »Für mich Die Auiler
auch —— after schlechte«
Der Gefilästdmnnin
»Aber warum liculst Du denn so
furchtbar, Iileiner«3-«
»Ach, ich bin die Treppe Unterge
sallen.«
»Na, da hast Du einen NiskeL dann
lkiirch schon nieder ant loerde:i!«
»Sie, !lJLc:da-1;et-eii, warfen «- ’n
'cheiil«li««i, ior’n Nidel fall ic! ooch
mal schnell ritnier!«
Fakul.
Professor (aus dem Etandesamyt
,,.83immel! Was fällt mir da eben
ein? Nun habe ich mekne Brautlso
Amen nntcrszickjen lassen ob sie ganz
gesund ist, ob sc cri:sr«: kclaftei isi.,
leieriolOaist i)»;:·cx:ojrasch, amphip
liiaiscl), mit Ltiijntncnitraljten habe i -
sie nntcrsnthL akcr vergessen habe i
ganz nnd dir seit»2,11st:lleii, nd sie auch.
Geld lJi!«
Vorsichtig.
Ein Bauer bat sich bei einem Win-v
tetadvokaten in der Stadt Rath F
holt und dafür nicht weniger als
zehn Mart bleich-en iniiefsn. Als er
fortgeht, bemerkt er nebenbei: »Jetzt
werde ich noch in’I »Goldene Lamm-«
gehen und Mittag csfent«
Adsootntr »Juki »Go!dcne Lamm«7
Ne, wenn ich Ihnen rathen foll...«
Bauer tuntrrbrechcnd): »Kost’ der
Rath ’ivag'?«
MißtrauiW
Sie tzum heimkehrenden Gatten):
»Männchen. heute hab’ ich Deine Leid
fpeise gekocht.«
Er (bruminend): »Was gibt’ö —
meinc Leibspeif"?! Da muß wieder
was fchön’s- dummes passirt feint«
Verschiedene Wirkungen.
Sie: »Schon bei dem Gedanken an
den Pelz, den Du mir versprochen
haft, fühle ich mich etwärmt.«
Er: »Und mir läuft es kalt übek
den Rücken, wenn ich an die Hofer
denke.«
—.-..---.. -— e
Die höhere Tochter.
Köchin (zuni Hausfräulein): »Wenn
die Eier frisch bleiben sollen, gnä«
Fränl’n, müssen’s an- einen kühlen
Ort gelegt :oe1den.«
Fräulein: »Wie wollen Sie das
aber der Henne beibringen?«
W - wiss-«- Ussåss-»-.—..—«« ,..- . ... .