In den Zielen. Roman von Margarete Yokssigmden hede war an eine der geöffneten Laien getreten und blickte mit leuch tenden Augen üker die-schönen masti ven Wirthfchafts- und Stallgebäude des Gutes und sie steckte den Kopf hinaus und fah die weiten Weide und Ackerflächien liegen· Und es war kein iiberfchuldeter Besitz mehr. Sie wandte sich zurück und stand stolz und freudig lächelnd vor dem kleinen Kaufmann, der ja noch sehr gut die traurigen Zustände Steinfeldes ge kannt hatte. «Steinfelde ist ein schö ner Besin, nicht wahr, Heer Teppen?« Der kleine-« Mann schlug mit der rechten Hand gegen die Brutt: »Be Ielfwsöre das, anädiges Fräulein. Bei uns Kaufleuten in der Stadt heißt es entweder: auf dem Gut ist wag .»lok, oder: auf dem Gut ift nichts los. A til-ers sagten wir das letztere »von teinfelde. ietzt das ertte.« Höher noch leuchteten Hedeö Au gia. »Ja, unser Steinfelde.« »Den Fraude versieht es«, meinte Fee kleine Mann. »Hm", machte er Faun verlegen. »Wissen Sie ..... « St stockte und räuspette sich aber Mcls: »Wissen Sie nichts von threm Herrn Bater?« » »Nein, nichts!'· Höher richtete sich , Hede auf. Der abweisende Ausdruck - ihrem Gesicht wurde unendlich « »Na, Teppen«, tief jetzt Fraudez Stimme unten. »Komm fchonl" tief der Kauf duckt-mL zurück undl vekließ den «-!iZtJertL.l - fest-s- --- » ch unser- uuhq our-u. ocpr ktuuu ein Flimmern in ihren Augen und Schamröthe in ihrem Gesicht. O,«fre verstand jenen. Das Räusperrh Zö gekn, Stottern verstand sie; denn sie wußte. was »man fagte", hatte es aber nicht recht glauben wollen:Der Milchtutfcher hatte ihr die Mittbei hing gemacht, daß man ihren Vater , irr-«der«Stadt gesehen haben wollte. Sie steckte wieder den Kopf zur Bo denlute hinaus und ließ sich vom Winde das heiße Gesicht kühlen. ,Gott, ach Gott,« murmelte sie und starrte auf das moosgriine Ziegeldach des Herrenhauses, als sähe sie schon Unheil darüber schweben. Nun wandte sie sich wieder zurück und ging Iangsam über den Boden. »Man tau,«' Jst-or sie dem sie anglotzenden Bur en. « Auf dem Hofe stand noch Teppens Wagen. Hede ging in den Pferde solt nnd machte sich da zu schaffen, »Es-sie Teppens Stimme auf dem des-He hörte. Und da· gerade als er sen-f den Wagen klettern wollte. stand sie-eben ihm. »Besten Sie es auch gehört Herr Teppen, daß unter Va « in der Stadt sein foll?« Hastig sechste die Worte heraus. Die Lider hatte sie gesenkt. Das Gesicht war Wroth »Ich habe ihn gesehen, gnädiges Zitfiiuleinf entgegnete der Kaufmann e. »Danke,« murmelte Hede mit heise « ret Stimme. »Aber es ist ja nichts dabei, gnä W Fräulein. Jn den feinsten, vor Msien Familien gibt es ja so et F -«--sliisterte«Teppen mitleidig. · Hin Ruck ging durch hedes Gestalt. ins-Kommen Sie gut heim, Herr Tep z""-,ken".« Sie grüßte durch eine Kopf I sei ng und schritt dem Hause zu. · oilkp In Kaki Adolf ins Ins-l zimmer Der Kleine saß aus seineme Schautelpferd und sang ein tapferes f Retterliedleim und die alte Knut i hockte strickend auf einem Schemel. I Hede zog den Jungen ·an sich und l Kiste ihn stürmisch. Zwischendurch fragte sie mit zitternder, bebender Stimme: »Wirst Du auch ein tapfe rer Mann werden, Karl Adole . . . Und gut, Karl Adolf?« . . . Fleißig E. spie der Großvater?« I start Adolf nickt-. « »Ja ja Hed« i Nun aber brummte er indem er mit t dein Aermel iiher den Mund fuhr: i «Junaens küßt man nicht so viel, . hebe« , Hede gab ihn frei und verbot nun E, Her alten Knut in einer ihr fast ganz kftemdem dittatorischen Weise, den g Mir-en heute spazieren zu führen. CS sei zu kalt. i» »Wa« es geht ihm ja auch hier nichts itz;"·«.tb«,« meinte die Alte, die zufrieden me, nicht aus der warmen Stube ums zu miissen. ais-Mit kam heransgestiirmt die Witteider gegen haustieider zu Muscherr. Sie war athemlos und Mk Es knar ein Mensch hinter her.« berichtete sie. »Er rief du«-— wollte rnit aus den Wa « - oder so was, aber Friedrich fuhr M da konnte er nicht mit. « . Weder zschlan »Wie »du Mann aus« fragte sie mit szsz M wMYmv doch Sah . ki- . M nicht« meinte Elsbetlx - spon- eim Wisse- rothes-] O schlimmf tummelte heh- ! M Mk DIE fragte Gib-its »Nicht-U Hede verließ das Zim mer. Draußen auf dern Flur stüßte sie sich schwer aus das Treppengeliin der. Tausend Gedanken wirbelten in ihr durcheinander, und Zorn loderte da und eine tiefschm«erzliche Flamme brannte daneben. Aber es mußte etwas geschehen. Hede raffte sich auf und ging in das Amtszimmer-. Der Großvater saß in seinem Sorgenstuht, hatte die Hände gefaltet und die Augen ge schlossen. Er schlief und bewegte murmelnd die Lippen. Hede biß die Zähne fest aufeinander, daß ihrem Munde kein Wort entschlüpfte, und schlich leise wieder hinaus. Ueberlegend, was zu thun sei, blieb sie draußen im Flur stehen. Nun eilte sie die Treppe hinauf und begab sich in das Mödchenzimrner, das im Giebel lag. Von hier aus sah man aus die Chaufsee, die in die Stadt führte Hede stand und starrte hinaus. Nur ein Wagen fuhr dort. Hinter dem Wagen ein wandern der Mensch. Jeßt nahm er den Hut ab . . . Jeßt blieb er mitten auf der Chaussee stehen . . . Jeht stürmte er in langen Sätzen vorwärts · . . Jeßt blieb er wieder stehen . . . »Das wird er sein. das ist er!" stöhnte Hide. « Sie riß das Fenster auf und spähte angestrengt hinaus. Der Mann auf der Chaussee stand regungslos. Sein Gesicht war dem Giebel des hause-Z hier zugewandt. »Er ist es!« . . . Hede fiel auf die Knie nieder-. Mit satternden händen s- t- s- ·! ----:s-.. glllg UUV SUCH-Hut nur-. Un du«-»sa Saite ihrer Seele. Hede stand wieder aus den Füßen. Die Arme um das Fenstertreuz gelegt. starrte sie aus die Männergestalt. Die wuchs, wuchs zu einem schetmenhasten Gespenst in die Höhe, stand groß und drohend da . . . Und im Brausen des Windes menschliche Stimmen . . . Der Großvater fluchte, seine Peitsche lnallte . . . Und ilagende Töne . . Elsbeth und Karl Adolf jammerten und weinten . . . nUd da stand Karl Adolf. Seine hellen. klaren Augen blickten so scheu. Und er war doch ein Kind und ohne Sünde . . . »Nein! . . . Nein!« bebe schrie es laut hinaus und streckte abwehrend die hände gegen jene große, drohende Gestalt . . . Jhre eigene Stimme und die Be wegung ihrer Hände brachten sie zur Besinnung. Mein Gott, war sie wahn sinnig? . . . Sie fuhr sich mit der Hand iiber die heiße Stirn. Drüben stand der Mann noch im mer. Hede schloß das Fenster. Eine Fe stigteit kam über ste. Nochmals sah sie prüfend hinaus. »Er ist es,'· mur melte sie mit einer Stimme, deren Festigteit ersticken wollte irn heißwal lenden herzblut — Cr war es. Es war hans Jürgen Angermam So schlimm, wie Elsbeth wähnte, sah er- nicht ans. Den Bart hatte er stehen lassen, der war zwar struppig und roth, aber die Kleidun war, wenn auch abgetragen und chäbig, doch ganz und sauber. Aus seinen äußeren Menschen hielt er noch etwas, der mußte stimmen zu der Rolle, die er in ein paar kleinen Kneipen Ber löna ins-lis- W men- » der arme4 ner Sippe um Gut und Geld gebracht und dann ins Elend hinausgestoßen worden war. Ein Märtyrer war er. und die biederen kleinen Leute nickten und drückten ihm die Hand, und die jenigen, welche gleich ihm zu jenen sragwiirdigen Existenzen gehörten, die durch Kartenspiel und gelegentliche Agentenstelle oder sonstwie Subsistenzk mittel deckten, nickten leid- und ersah rungövoll: »Ach, das kennen wir.« Und ab und zu kam ein Voltshealiicker oder ein Altruist oder irgend so ein Mensch, der über dem Durchschnitt der Menschen sieht, und setzte diesen Märtyrern seine großen Jdeen vor. Die betrachteten sie dann im Ge sichtswinkel ihrer eiaenen kleinen Lei densaefchichte und züchteten sie in der Treibhauöhitze ihrer Phantasie. Und das Zuchtprodukt war das himmel ichreiende Unrecht, das ihnen wider fahren. Ach, was waren sie sär Dul der. Dazu kam der- Allohol und sie wurden sinnloö in ihrem Haß ’aeaen die Besibenden und vergaßen, daß sie selhsi Besitzende gewesen waren und mit allen ihren heiß wünschen-den abenteuerlichen Nlänen nichts anderes wollten, als Betitiende werden. Jn so loderndem Zorne aber war Jürgen Angerman ausgezogen, sein Recht zu suchen. - Drei Tage weilte er schon in der Stadt, aber seine Füße hatten ihn nicht hier hinaustragen wollen. Heute hatte er seinen letzten Nickel in Alto hol angelegt, und da war mit dem« Rausch wieder der helf-« der Dulder über ihn gekommen. So war er hin-· ter den- Wagen, in dein Elibeth saß, hergestürrnt, wähnend er sei sein. So war er, wilde Reden ausstoßend, an langen Sätzen iiher die Chaussee ge laufen. Sein Recht wollte er, das Gut seiner Väter wollte er haben, seine Kinder wollte er besitzen. . Aber die freie Weite . . . das Son nenlicht . . . die herbe heimathslust mit dem Erdgeruch . . . der scharfe Wind . . . Seine an Gaslicht nnd Zi garrenqualrn gewöhnten Augen wur den starr. seine an Schentstubenlust gewöhnten Lungen weiteten sich. Der Rausch verflos. Jahre versanken . . . Von dein alten Dach des Gutshauses dort wehte erdrückende Wahrheit her über. Eine betäubende Stimme er zählte von Besitz, Genuß und Ver lust. Er stand und stand, und sein Fuß wollte nicht vorwärts. Auf der Chaussee tam eine weih liche Gestalt daher. Jn Jiirgen Angermans Augen sprang ein zitterndes Licht aus. Die Gestalt tarn näher und näher. Nun blieb sie wenige Schritte vor ihm stehen. «Hede?« fragte er zögernd nnd blickte vor sich nieder. — Sie nickte stumm. Die Heimathlust tiihlte beiden die heißen Stirnen. Jürgen Angerrnan erkannte plötz lich eine Wahrheit in sich. »Ich . . . ich mußte einmal her . . . Jch hatte Sehnsucht,« stieß er heraus. Jn Hede wallte das Vergl-litt iiher alle die Bitterkeit und Festigteit, und nur die große, große Angst vor dein Herzeleid, das mit diesem Manne iiher die Gntsschwelle schreiten würde, ließ sie ihres Vorsaßes eingedenk sein. Aber es tam nicht hart und abweisend, 4-- s-— c:-«--t- ..-h cc-I--nh HO- Eisf (- IUIII UllILIII UIOU just-Ists q--- --, Lippen. . »Geh nicht dahin," slehte sie und zeigte mit der hand aus das Guts haus. »Großvater ist unversöhnlich . · . Es würde ein Unglück geben . . . Elsbeth wartet, daß Du als reicher Mann tommen sollst —- Karl Adolf weiß nichts von Dir . . . er wiirde sonst so viel zu fragen haben. Es ist besser so . . . Wenn er größer ist, verständiger . . . Selbst alles verstehen tann . . . Gehe nicht ins Gutchaus ...Ersparees Dir...uns...Es gibt ein Unglück.« Sie streätt ihm die gesalteten Hände entgegen. Sie hätte in ihrer Angst vor ihm nieder tnien mögen. « »Ich will gar nicht ins Gutshaus,« sagte er heiser. Es tam jetzt etwas Wildes iiber ihn. »Der Alte!« schrie er und schüttelte drohend die Fausta Das Nächte in Hede die Stimme des Herzens zum Schweigen. »Chos oater laß in Rahel« ries sie heftig. Er sah scheu in die stolzen Augen feiner Tochter, und es kam etwas Demüthiges iiber ihn. Aber das schüttelte er trotzig ab, um nun auch vor ihr seine Märtyrerrolle zu spie len. Doch unter den tlaren Mädchen augen erstickte das Lügengewebe. »Laß uns iiber die Felder gehen, um das Dorf herum, zu Pastor Ol sen,« schlug Hede vor. Sie gingen nebeneinander her. Erst schwiegen ste. Dann sing Jürgen An german an zu reden: »Der Großvater weiß nicht, wie es in der Welt drau ßen aussieht, Hede,« begann er und redete hastig und immer hastiger von der Welt draußen: Diese Welt war ein großer Betrüger. Die zwanzig tausend Mart, die er von der Lebens versicherung nach dem Tode seiner Frau erhalten hatte, hatte ihm dies-. böse Welt hinterlistig abgegaunert. Allerlei Erfindungen, die Reichthum und Gewinn versprochen, standen da wie sveckgesüllte Mausesallen und lockten den Menschen das Geld ans dct Taichr. So Witten auch Feine zwanzigtausend Mart hingegangen. Kläglich, weinerlich fast tlang seine Stimme: »Und nun bin ich arm, bet telarrn . . .« Seine Augen waren thränenseucht . . . Armer willenlofer Jürgen Angerman, einmal ists die Welt, einmal ist’s die Sippe . . . Jn grenzenloser Pein hatte Hede zugehöri. Alles, was an Stolz und Ehrgesiihl, und alles, was aus der Anschauungswelt des Großvaters in ihr lebte, bäumte sich aus und war doch mit Ketten des Herzwehs geses selt. Sie blieb stehen. Jhr Gesicht war glühendroth. Jhre Augen Daf teten am Boden. »Wenn Du.« fing sie an zu stottern. »Wenn . . . wenn ich Dir mit einhundertundfiinfzig Mart helfen kann . . . hier . . . hier . . .·' Sie steckte ihm ein KUvert in die Hände. »Graszvater hat mir das Geld zu Weihnachten geschenkt« setzte sie ausathmend hinzu und hob nun die Lider und-sah ihn an. Seine hande, die das Geld hielten, zitterten. Sein Gesicht war roth. Seine Augen glänzten, aber es war ein unsteter Glanz. «Dante,« sagte er heiser und steckte nun das Geld ein. «Jch nehme ei nur leihrveise . . . Schick es wieder . . .« « hede hatte sich abgewandt und war vorwärts gelaufen. Aber sie zwang ltsatn alles in sich nieder, blieb ehen und wartete, bis er wieder an ihrer« Seite war. Jhre Stimme klang trocken und gezwungen, als sie seht sagte: ,Wir wollen rnit deren Pastor Olsen sprechen, ob Du nicht durch seine Vermittelung eine Stelle als Outiinspettor bekommen lannst.'« W Jükgeu Aug-man hielt das« Gen-! in seiner Tasche sest umtrampsi.l Sein Schritt wurde langsam und langsamer-. Jeßt blieb er stehen. »Jnspettor ist nichts siir mich, bede,« stieß er heraus. »Jn Berlin gibt es vielerlei Erwerb. Mit den hundert undsiinszig Mart lann ich irgendwie das Glück versuchen . . . Das Glück ...Ja...ja..." Ersahmitun rubvollen Augen umher. l »Den Pastor Olsen würde Dir gern belsenf meinte Hede Da brach es mit Zvnischem Lachen in Jürgen Angerman aus: »Helsen aha . . Eint Litanei blasen » a·i"5 könnt Ihr hier aus dem( Lande Euch gefallen lassen Wer inl der Großstadt gelebt bat, thut s nichtl mehr. Grüße ihn Ich muß machen, I daß ich nach dem Babnhos komme ! In zwei Stunden gebt ein Zug nach« Berlin . . . Adieu.« Er hielt ihr die Hand hin. Hede schüttelte ein Frostschauer. .Adieu,« sagte sie leise. Aber die Hand reichte sie ihm nicht. Er lachte wieder, laut, heiser. zis nisch, zog grüßend seinen hul, wandte ihr den Rücken und ging mit langen Schritten querfeldein. Schnel ler und schneller ging er, zuletzt lies. er, lies der lockenden Welt entgegen,s von der ein Reslex in seinem Lachen gezittert hatte ——————— Hede stand wie betäubt und starrte " der Männergeltalt nach, die sich sil bouettenbast gegen den sonnenroihenl Winterbimmel abhob und kleiner und tleiner wurde. Und alles brauste in ihr zusammen und schrie in dem einen « zornigen Wort hinaus, das über die tablen Felder dahinzittette: »Feig ling!« Dann hob sie den Fuß nnd jagte atbemlos dem Pastorhouse zu »Ja wer kommt denn da?" meinte Pastor Olsen und sprang aus, als die Hauzglocke so ungestüm laut schellte. . Jn dem kleinen Flnrraum herrschte schon Dämmerung aber durch die Thür, die der Pastor hinter sich auf ließ, sandte die im Wohnziminer brennende hängelampe einen Licht streif. Der lief über die rothen Flie sen und ging an dem großen, Un förmiichen Kleiderschrant in die Höhe. Da stand hede Angertnan. der Licht schein traf gerade noch ihre Augen. Die blickten srernd in heißem Flackerm Beide Arme hob sie jetzt. »Ich hasse ihn!u schrie sie auf» und schlug nun die Hände vor das Gesicht und schluchztr. »Was ist denn? . . . Ja, was ist denn, Kind?'« Olsen ergriff ihre rechte Hand und zog sie in das Wohnziin mer. Da saß hede lange. lange in der Svsaecke und schluchzte fassungslos. Der Pastor und seine tleine Frau sahen sich rathlos an. Was konnte das still-freudige, gleich-nähme Wesen Hede Angernrans so aus den Fugen gebracht haben? hede tarn zu sich, hob den Kon und stieß heraus: »Bater war da . . . Jch habe ihn gesprochen.« Und sie berich tete weiter, und alle Gefühle von Mit leid bis zum Haß sprangen auf und ließen die Worte baldstocten, bald sich überstürzen und trieben Blässe und Röthe über ihr Gesicht. Und zulest blieb es wieder das große Weh, das sie in sich verschloß und mit heimtrag, und die solternde Furcht vor dem Wie derkommen des Vaters und vor dein, was dann geschehen würde, stand da neben. - — Jm Psarrhause aber saßen die bei den Alten und sprachen noch lange miteinander. »Die arme hebe,« sagte Frau Pafior. Olsen nicktr. »Ja, die arme Hedr. Jener wird weiter sinken und wird wiederkommen . . »Ach Gott« Frau Pastor fah mit ängstlichen, großen Augen ihren Mann an Der niate nur. So sprachen sie hin und her, und als Frau Pastor zur Ruhe ging, meinte fie: »Das muß ich doch mor gen an Ernst mitfchreiben. Was wird der sagen?« 12. Ein Gewitterdirnrnel hängt tief her nieder. Auf dem Acker geht ein Pferd vor dem Pflug. Es zittert und bebt am ganzen Körper oot dem drohenden Wetter da oben, vor dem ersten Blin schlag der herniederfahren wird, seine Augen zu blenden und das Erdwan aufzuwiihlen . . . Es ist tein dumpfen fturnpfer AckergauL es ist ein edles Thier und hätte stolz und freudigi durch weite blühende Lande gedenj diirfem Ader es geht den Acker hin- s auf und hinunter, sieht den illa-up sieht die Sielen und zieht den Pflug hinter sich her . . . Und hede Angerrnans Pflug ist noch schwerer geworden. » Bald nach, jenem Wintertag, an dem sie rnit dein Vater das Zusam mentreffen gehabt, war Großmutter Fraude an Jnfluenza erkrankt, hatte aber der neuniodischen Krankheit, rote sie so sagte, gefpottet und hatte sich nicht in acht genommen. Ein Ma - und Darmlatarrh war hinzuge reten, da hatte sie sich zu Bett legen müssen und sollte sich nicht mehr er heben. Jbr lebenslänglicher Wunsch, nicht zu überaltern und vor ihre-n Tode nichtlange bettlägerig zu sein, war in Erfüllung gegangen. Sie war im Alter oon fiinfundsechzig Jahren nach zweiwschigem Krankenlager ge storben. Alle die Erdensorgen, die sie noch gehabt hatte, hatte sie aus Hede geworfen, zu allererst die Sorge sür den zurückbleibenden Lebensgefiihrten. So war Hedes Pflug schwerer gewor den. Der Großvater verschloß seinen Gram in sich und zeigte nicht viel, aber er war körperlich hinsälltger. Mein Gott,« schrien die Menschen die ihn sahen. »Herr Fraude sind Sie das. oder sind Sie es nicht« »Na, man wird alt." lachte er und fiel auch wohl in seinen Schtvatzton und meinte: »Haben Sie mal erst vierundFebzig auf dem Rücken und so ein niederträchtiges Bein. Wolln dann mal sehen, ob die Weste nicht ’zu weit sein wird. Ja, das woll’n wir doch mal seb’n·« »Ja, ja, Sie sinds noch,« lachten die anderen nach solchen Worten. Gottng folgt.) stussische sites-sein Die Londoner Tiines veröffent lichen folgendes Schreiben von Max-im Gorti: »Ja Moskau befinden sich nun alle Leute, Männer und Frauen, die auch nur im entferntesten Verdacht stehen, an dem Ausstande im Dezember 1905 betheiligt gewesen zu sein in gericht- - licher Untersuchung Ich wünsche nun der Oeffentlichleit zu zeigen. wie dieta Fälle von der Polizei und den Ge richtsbehörden zustande gebracht wer den. Als ein Beispiel nehme ich den Fall des Nikolaus Schmidt, über dsn ich genau unterrichtet bin, und di: Thatsachen dieses Falles. die ich aus«-J . forgfältigste festgestellt habe Nilolaus Schmidt ift ein Universi tätsftudent, aber zugleich ein fehr rei cher Mann, der Besitzer der erften Kunftmiibelfabril in Moskau. Seine wohlwollende Art, die Arbeiter zu behandeln, auf der einen Seite und deren freundschaftliche Gefühle fiir ihn verfchafften ihm in den Augen der Moskauer Polizei den Ruf, daß er Ereisinnig und politisch unznvertiifsig ei. Am 17. Dezember 1905 um 4 Uhr Morgens brach eine Abteilung Polizei und Kofalen in Nilolaus Schmidts Wohnung ein. Als Schmidt eine Er l!iirung- hierfür verlangte. wurde ihm ein Befehl zu feiner Verhaftung vor gewiesen, worin angeordnet war, daß Schmidt fofort in das TaianslisGe fängniß gebracht werde. Zugleich wurde eine Durchfuchung der Woh nung vorgenommen, wobei aber leine oerdiichtigen Papiere vorgefunden wurden. Schmidt wurde hierauf fort gefiihrt, aber nicht in das Tajansti Gefängniß, sondern zu der Presnensi li-Polizeiflation. Dort empfing ihn der Polizeiagent mit den Worten: »Wir wissen, daß Sie einer der Leiter der revolutionären Bewegung find und daß in Jhrer Fabril Gewehre und Munition aufbewahrt sind. Liefern Sie sofort Alles aus oder wir werden Sie erfchiefzen.« Der Verhaftete ftellte in Abrede, daß er irgend etwas mit der Revolu tion zu thun habe; aber durch Ein schiichterungen und Drohungen ge zwungen, stimmte er zu, eine Weisung fiir die Arbeiter seiner Fabrik zu fchreiben, welche ungefähr folgender maßen lautete: »Es wird gemeldet, das; Jhr Waffen in Eurem Besihe habt; wenn dies wahr ifi, liefert fie aus; die Polizei droht fonfi, die Fabrik zu zerftören.« Diefe Messung wurde aber offenbar nicht über eben. denn fünf Minuten nachdem ie ge schrieben worden, begann eine furcht bare Kanonade in jenem Theil von Presni. wo Schmidts Fabrik gelegen war. Die Polizeistalion von Prezni k-- ask-« Qlls Dust-so- moIZIDZICDOIs--I « ·-«’-«H tttttttttt s ».., ................ , in der Stadt toie ein bewaffnete-Z La ger aus und war angefüllt mit Kata ten, Artillerie, Jnfanterie und Poli ziften. Alle waren furchtbar betrun ten. Als Schmidt in die Station ge bracht worden war, sprangen die Po lizisten auf ihn los mit dem Geschrei: «,,Du hund, du haft den Zar morden wollen? Wir werden dir das Richtige zeigen.« Sie bedrohten ihn mit dem Tode, aber einer von ihnen ftiefz Schmidt in den Nebenraum und schloß ihn ein. Von dem Fenfter aus fah Schmidt, wie feine Fabrit mit Bom ben befchoflen, von den Soldaten ge pliindert und in Brand gefteat wurde. Anftofzend an die Polizeistation be fand fich ein Wittwenheim. Auch die ses Gebäude, in dem vertriippelte, alte Weiber untergebraeht waren, wurde von den Truppen mit Schüssen durch löchert. Unterdessen war die Polizeiftation von den Revolutioniiren in ihrer Ver zweiflung angegriffen worden. Da durch wurde die Lage Schmidtt ver fehlimmeri. Am dritten Tage feiner IEinfchliehnng erhielt Schmidt den Befehl. sich anzutleiden und herauszu tommen. Jm Hofraum wurde er in den Wagen des Mllitiirfpltals gewor fen und unter der Esiorte eines hal ben Duiend Soldaten des Semenonp Regimentes weggefiihrt. Nach Ver lauf einer halben Stunde wurde Schmidt aus der Stadt hinaus zu ei nem Plase gegenüber dem Friedhof gebracht und aus dem Wagen genom men· hier war etwa ein Regiment Jnfanterie und Kofalen aufgestellt, tn dessen Mitte sich eine Anzahl von Ar beitern aus Schmidts Fabrik und viele andere Gefangene befanden. Die M Betrunienen trieben rohe Spähe, der höhnten die Leute und schlugen sie fo gar. Ein Ofsizier des Semenowschen Regiments ging aus Schmidt zu, er hob die band und versehte ihm einen Schlag in’s Gesicht, indem et ihn zus gleich in roher Weise beschimpfte. Ei nige Minuten später sah Schmidt, wie zwei Arbeiter seiner Fabrik bei Seite geführt wurden —- eine Salve trachte, dann noch eine zweite. Die Soldaten liesen hin, um die Leichen anzuschauen Zwei Stunden lang wurde Schmtdt auf diesem Platze festgehalten und mußte den Schreckensszenen der Grau samleiten zusehen. Als sich ihm end lich die Gelegenheit bot, bat er einen Ossizier, ihm doch zu sagen, warum er hierher gebracht worden sei und ob es ihm möglich sein werde, einige Ver stigungen zu treffen. Oberst Min lam hinzu und sagte ruhig: »Dazu ist keine i)eit, ein Testament zu ma chin; es isi zu spät. Sie werden gleich erschossen werden. Wenn Sie aber Jhre Mitschuldigen nennen wollen, werden wir das Weitere sehen.«' Erschiittert durch all das, was er gesehen hatte, und durch die Schrecken, die er mitmachen mußte, nannte Sehmidt mehrere seiner Freunde — die ersten besten Namen, die ihm durch den Kon fuhren und einfielerh Hieraus brachte ihn Oberst Min selbst zurück in die Presni-Poli3eistation, ordnete an, daß Schmidt tn einen ab gesonderten Raum gesperrt und mit Papier und Feder versehen werde und gab ihm eine Stunde Zeit, eine Aus sage niederzuschreibetr. Nach einer Stunde erschien Oberst Min wieder, las die Aussage, die Schmidt geschrie len hatte, und brachte ihn in das Ge dauoe ver geuemten polizei. Dort begann nun der Gouverneur von Moskau gemeinsam mit dem Obersten Min und dem Chef der ge heimen Polizei den durch Furcht und Schrecken nerviis erregten jungen Mann zu verbören. Dieser ertliirte aber nun, daß sein Geständnis durch Androhungen der Tortur und des Tos des erzwungen worden fei. Diese Er klärung wurde aber durch die Bemer tung turz abgeschnitten: ,,Bedenlen Sie. daß wir viele Mittel haben, um Sie sprechen zu machen.« Das Verhör Schmidks dauerte fast ununterbrochen acht Tage lang, mit ei nem fortwährenden Wechsel der ber hörenden Beamten. Nach acht Tagen war das Verhör endlich beendiat, und Schmidt wurde wieder ins Gefängniß gebracht. Natürlich war er nach Al lern, was er durchgemacht halte, in ei nem furchtbaren Zustande. Seine Aus-sagen trugen das Gepräge eines gefühllosen Deliriitms. Am lö. Januar wurde Schmidt vor das Un terfuchungsgericht gestellt-, wo er an getlagt wurde, an der Organisirung des dewafsneten Ausstandes gegen den Zaren theilgenornrnen zu haben. Er wurde nun wieder ausgefvrdert, ein Geständnis abzulegen. Schmidt er klärte nun, dasz Alles, wag er früher ausgesagt hatte, unwahr und durch Drohungen erzwungen war. Schmidt ist nun verurtheilt· Der iunge Mann ift durch die Tortur in einen Zustand der UnzurechnungZ-s föhigteit dersedt. und dieser Zustand bot dem Gericht die Rechtfertigung nicht nur gegen ihn, sondern auch ge gen seine Freunde, die er unfreiwillig denunzirt hatte, die Antlage zu er heben. Der Fall Schmidt ift nicht der einzige in seiner Art. sondern es giebt noch viele ähnliche Fälle. M. G o r l i. Jn der Gesengebung von Tennessee entstand große Aufregung darüber, daß der Sprecher einen Bierhamrner brauste, als er die Vollsvertreter zur Ordnung rief. Es ist allerdings nicht schön, wenn man ein so nützliches Werkzeug feiner ursprünglichen Be stimmung entzieht· O L It Es gibt Leute« die deannsch he gen, daß alle Autasahrer dem Beispiele ihrer belgischen Berussgenossen folgen und die Reise naeh dem Südpol antre ten möchten. . « i is Oklahoma schwankt, oh es Mistletoe oder Alsalfa zum Staatsemhlem wäh len soll. Aus jedenfall AlsalsaL Wer wird eine Schmaroserpsianze imWap pen führen! I O K Der Kasseetrust trifft umfassende Vorkehrungen, um das Publikum nach bemährtem Monopol - Rezept gründ lich zu röstem I A d Ein Beruf, von dem man wegstrebt, ist überhaupt ieiner. « ·- i Wenn man etwas gewithnt ist, scha det es nichts mehr. sagen die Leute und merlen nicht, dass gerade das Ge wöhntsein das Schädliche ist. II f O Leute« die uns .die Wahrheit patent halten, sind nicht unsere Freunde. Solche aber, die uns die Wahrheit sa gen, halten wir zumeist sitr unsere Feinde. Daraus schließe ich, daß et, genau genommen, überhaupt teine Freunde gibt. c I O Es ist ein Vergnügen, in ver sehigen Zeit zu leben, sagt Sachsens König Etn Vergnügen mass ja sein« jeht zu leben, wenn man nur bei den heutigen Lehensmittelpretsen immer wußte, wo th. X