Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 15, 1907, Sweiter Theil., Image 11

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    s Ecken-r schreibst-tief non ·
' situi- IimfstkugeL
. -—I
O e
Ro. 249. —- Also, ich hen in niei
Bett gelege un hen geteeit zulchlofe,
awwer Se mache sich gar kein Be
tiif. was iche ehakte Zeit damit ge
bt ben. Die eckseiting Stotie wo
ich am Nachmittag gehört hen, diehoi
mich ante Sorts gebracht Schiewiß,
hen ich denkt, das wär do eschreck
liche Gech chicht, wann ietzt uf eemol en
Burtlee in mei Ruhm komme dehti
Jch kann Jhne sage, ich hen gar nit
zewiißh was ich angefange hätt
iehbie hen ich gedenkt, es is das
allerbeste. wann ich uffftehn un dresse,
bilahs es is doch nit diesent, wann
mich en Mann in die Kandifchen wo:
ich war überrascht deht. Dann den
ich awwer auch widder gedenkt eHl
könnt cwwet auch sein, daß er grad
komme behi. wenn ich bei den Dressej
sin un das wär doch noch viel schen
nierlicher. - D, ich den ganz schrecklich
ausgehaltex in mei Meind war es en
eftiiblischt Fäckt, daß fchuhe arnua en
Bueller komme dein. Den Weg hen
ich mich wenigstens zwei Stunde in
mei Bett erum gewoefe un hen Seine
Rest sinne könne. Wann nur der
— Philipp, was mein Hosband is, beim
gewese wär! Dazu sin noch mei Wok
ries von wege die Buwe komme, un
ich hen immer in mein Mei nd aeieixin
wie einer uif den Eis eingebroch« :.g
Well, schließlich siegt ja doch die No
duhr un ich hen grad aefiihlL als
wann ich ietzt einlchlose del-n- Mei
bische Vrehn is ganz dumm gesooede
was bei mich immer e Sein is, daf:
mich der Traumaott Ohrleus bald
umfchlinge dehi Weil :ch iin tetiia
for ihn gewese. Jch hen mich schnell
in mei richtige Lag gebracht un———
-——. Do hots mich awwee uff ee
mol iwwerlaufe, als wann mich einer
en Pehl voll eisialtes Wasser iwwet
den-Buckel gegosse gött! Was wa;
das-F JQ hM vie spyte neipign oag
se mich fafcht abgebroche sin. Schuhe
genug in mein Ruhm ig Jemand ge
wese! Ich hen den Athem angehalte«
un mei Herz hot qestappt zu biete.
Jn die erfchte Lein ben ich nit ge(
wußt, was ich duhn sollt; soll ich hal
lekn? das hätt mich mehbie iwtvel
uffiioße könne, bielahs mer kann dochJ
nit wisse, ob so en Feller e Gonni
mit sich bot un dann wär es doch for;
« ihn akig iefig, e arme unschuldige in-:
nesente Wummen e Bullet in den?
Kot-P zu schieße. Ich weiß gut geJ
nug, daß en Fellei, wo Nachts in e!
Haus einbreche duht, zu einigem fähiai
is. Dann hen ich e feine Eidie trieats
Jch lIen mich ganz still un mitaus Das-»
gerinqste Neus zu mache nach Dies
Wahl zu gehemde Wie ich dnszj
feklig gebracht hen, das weiß ich heuti
noch nii, awwer ich hen’g geniert-I
netschi, daß auch das Bett nit im til-s
lergetinnste gemuhft hot oddek dis-:
iötbi worde wär-. Jetzt müsse Sej
wisse, daß mei Bett so ebaut en Juni
un e halb von die Wahl weg steht un!
dobtuif hen ich mein Plan gebaut;
Wie ich an die Etsch von den Beitj
komme fin, do hen ich mich ganz fchlohs
erunner gelasse, bis ich mit mein linle:
Hinnetfufz den Flohk gemischt hen uns
sc bei un bei, was mer uif deitsch so?
fchlucksesiefe nenne duht, fm ich miti
niei'ganzes Körperche an den Flohez
geeutlcht. Icht how nit mehr lang
t: j
Das Schlichen see
—
MW
genomme, do hen ich unner den Bett
an den Floht geiege un dxnn erseht
hen ich met erlaubt widder emol die
sent Athetn zu schöva Wisse Se,ich
hen doch for ziemlich ichuhr gewiißt,
daszniich der Bukilet nit nnncr den
Bett suche deht. Awwer wag dac- for
e Sittiuehschen for mich mar, das
tänne Se eklcht epptieichiiekxte, nean
Sie tonsiddeke, daß ich fe- ebaut zwei
Hunnett un zwanzig Bund wiege
Die Wedesweiletn sagt immer-, ich
deht zwei Hunnett nn einnnzwanzig
Pnnd wiege, awwek das is die ge
meinste Lüg, tvo ich in mei ganzes;
Lewe gehört hen. Well, des Fellek is
in den Ruhm etum gange in seine
Stackinfiet. Er hot fich den Bett ge:
nähert nn ich sin fchuhk, er hot ecksi
peettet, das er dort mei Welljuebkels
»sinne deht. Wie er fättisziieit war
daß das Bett leer war, do geht do 1
sdet unverschämte Fellek bet un duht
auch noch e Mätsch leite! Das dnht
doch einiges biete. Uff eemcl hot er,
dent ich, mein Füßche genohtißt, was
unner den Bett etaus gegnclt hot,bi
stahs ich hen mei sämmtliche Glied
maasse nit unnek den Bett heide könne.
Do hätte Se emol höre solle, was er
do en Angftschrei von sich gen-we hot!
So en Kauettt Von den Gettisch is
usf- emol alles lewendig in den Haus
gewotde un die Kids, wo ich gar nit
gewußt hen, das- se da wäre, sin in L
das Ruhm komme. Wie ich das ge
nohtißt hen, do hen ich widder e wenig
Korretsch ussgepictt un hin gedenkt,
ich besser mache jeyt meine Eppiekeitz.
Ich hen mich zu den Pörpos zusam
megezoge wie en Karterpillerun zwar
mit die Jntenfchen unner den Bett
heraus zu fchieße wie e Rättelfchneht.
Das hen ich denn auch getahn un wie
ich in mei schönes Neitgaun mit Leh
ses un meteuderies do stehn, do hen
ich mich den Bukiler emol diesent an
geguett un wisse Se, wer es wart
Der Philipp, mei altes KameeU
Well, so tschiep hen ich mei ganze-I
Leide lang noch nit gesiihlt. Er hoc
gesagt, et wär mit die Buwe beim
tomme, un weil ich so gut gefchlofe
hätt, do hätt er mich nit ufswecke
wolle. Den Se denn schon emoi io
ehbeg gehört? Ich ben geschlo
fe Ei Ei schutt seh nattlsWell ich sin
froh, daß es den Weg ansgetöknt ig,
awwer ich hen doch bei die Ockehschen
emol gesehn, was der Philipp for en
Lauert is. Was mich tonzerne duht,
sin ich fchnhe dafk ich ielle Schiehi
mei ganzes Lcwe lang nit vergesse
Mit beste Riegards
Yputs
Lizzie Hanfftengel
W
Essai-.
Kontrahent: »Hier ist meine Karte,
ich biiie um die Ihrige.«
Student: »Habe leider keine kei
mir; aber hier ist ein« «Lieriatzzetiel.«
» Ermahnung.
Braut (auf dem Stirnpsami zu
ihrem Briiutigam): »Mach doch kein
so iriibieliges Gesicht, iosdern schau
ein bißchen heitaihåiufiig ans!«
Seltener Fall
Richter: »Sie haben sämniltische
Nachbarn aus dem Schlaf geiiinqeit
und trugen doch einen Hausschliissel
bei sich!«
Jus-get Ehenianm ,,Eben, das foll
ten sie sehen!«
Die Islgr.
Arzt: »Sie scheinen aufrichtigen
Schmerz über den Tod Jlres Schwie
gervaiers zu empfinden!«
Junger Ehemann: »Wie sollt’ ich
m icht2 Jeyi zieht Manna in ung!«
Aus see Instrntiisnvitandr.
Unieroffizien ,,3weieriei muß der
junge Mensch ablegen, wenn er in
die Reihen der Armee tritt:v ersten
feine Ziviliieider und zweitens den
Fahneneid!«
Einziser Aus-pes.
»Was ist das eigentlich seit einigen
Tagen fiir ein Lärm in ihrer Woh- -
nung, Herr SchneidekmeiiterW
»Ja wissen Sie, der Pausenichlä
er Müller ichuldet rnir für einen
Inzug 80 Matt, und da ich auf an
dere Weise nicht zu meinem Geld
kommen kann —- nehm ich halt von
ihm Unierrichi.«
Visiten-eiles.
- i J
f
szø «
»Wenn dir, Fritz, soeben hat der Sotkch ein kleines Briidekchen ge
bracht!«
»Da hast du ihm wohl gleich eine Empfangsbestätigung ausgeftellt?«
Ver Schneball.
Novellette von A. F r i e d r e i ch.
Doktor Harry Johns gehörte zu je
nen Menschen, bei denen der Verstand
das logische Denken und das Stu
dinm atlmählichalles weiche Empfin
oen, jede Gefiihlsregnng erstickten.
Unausgeseszt in seine alten schweins
ledergebnndenen Werte vertiest,
hatte er gar keine Zeit gehabt, auch
nur der kleinsten Regung des Mus
kelg, Herz genannt, Gehör zu geben,
und war ans dem besten Wege, das
zu werden, was die Menschen als ei
nen ,,verschrobcnen Gelehrten« bezeich
nen. Nichtsdestoweniger war Herr
Johns seinen intimeren Bekannten ein
guter und selbstloser Kamerad, wenn
es galt, zu helfen. War er gut aus
gelegt, so war es eine Freude, ihm
zuzuhörenx voller Geist und Witz
sprudelten ihm die Worte nur so über
die Lippen!
Mit größter Vorliebe distutirte er
über die Liebe.
Oh, wie er die Achseln zucktet . .
»Liebe?« »Jdeale?« Was d junge
Doktor darüber alles vorbrach e,-läßt
sich garnicht wiederholen.
Und immer und trotz allem siegte er
mit seinem talten Gelehrtenverstand
über alle Einwendungen, die ihm ent
gegengehalten wurden.
Er sing mit Eva, unser aller nasch
hasten Stammmutter an, und bis aus
die Neuzeit bewies er an schlagenden
Beispielen, was durch die Schwäche
des menschlichen Herzens siir Unglück
angerichtet wurde und noch wird. Und
dann schloß er seine Behauptungen
mit einer erregten Aeußerung der Ver
achtung, die er für die Menschheit im
allgemeinen, siik die Jdealisten im be
sonderen nnd vor allem iiir die »sein- ,
besaiteten« Frauen hegte.
Wie aus obigem erhellt, lebte
Harrij so ungefähr wie ein brummiger
Bär in seiner Höhle. Nur seine Erzi
lichen Besuche veranlaßten ihn, unter
die Menschheit zu gehen; im übrigen
war er zufrieden in seiner Einsamkeit,
arbeitete nach Herzenslust und fragte
nicht nach den Freuden der Welt und
dein, was die Menschen »Gliick« nen
nen.
Aber es ist eine alte Geschichte, daß
das ,,Gliicl« eine launische Göttin ist:
sie slieht vor denen, die sie erhaschen
wollen, und heftet sich dasiir denen an
die Fersen, die sich garnicht um sie
kümmern.
Da der junge Herr Dr. Johns Frau
Fortuna nicht die Thür össnen wollte,
so wählte sie ähnlich den Dieben . . .
den Weg durch das Fenster. Und das
kam so:
Es war um die Fastnachtszeit, wo
alle Welt zu Scherz und Tand aus
gelegt ist, als Herr Dr. Harrh Johns
an seinem Schreibtisch saß und mit
alleni Eifer und größter Aufmerksam
teit in einem dicken, gelben Folianten
blätterte, dessen Seitenrander, mit
viel Notizen versehen, deutliche Spu
ren von dem gelehrten Treiben des
Doktors ablegten.
Die Fenster von Harrhs Arbeits
ziunner gingen ’nach einem Garten,
der zu einer Nachbarnan gehörte, wo
er schon einigeniale als Arzt thätig ge
wesen war. So gegen drei Uhr Nach
mittags drang in die Stille der Ge
lehrtenstube das Geräusch sröhlicher
Stimmen, Lachen und Durcheinander
rufen vom Garten heraus. Alle diese
Laute schlugen, gedämpst durch den
Schnee, an die besrorenen Fenster
scheiben des Studirzimrners. Es war
gerade, als wenn ein Schwarm zir
pender Grillen sich unvorsichtig ins
Freie gewagt habe . . . der Doktor
machte eine ungeduldige Bewegung,
stünte den Kopf in beide Hände, um
sich die Ohren zuzuhalten, und ver
tieste sich nur noch mehr in sein Stu
dinrn.
Er hatte gerade eine Seite umge
schlagen und war bei einer Stelle des
Buches,.die all seine Gedanken so in
Anspruch nahm, daß das Bewußtsein
von Zeit und Gegenwart ihm allmäh
lich schwand, als ein scharfer-L stoss
artiges Geräusch plötzlich in seine:
Nähe ertönte. Jm selben Augenblick
Pihlte der Doktor auch eine seuchts
talte Berührung ans seiner Backe, die
jun Tosen-sinnt Essai-r lass-«- ihn in
höchst unangenehmer Weise aus seine-:
gelehrten Forschungen in die Gegen
wart zurückzuversetzen
Erst war es nur ein starre-Z Erstau
nen, aber dasselbe verwandelte sich
gleich daraus in Aerger . . . und ät
gerlich sprang Harrn Johns denn auch
von seinem Platz am Schreibtisch in
die Höhe und bemerkte zu seinen
Füßen, zwischen Glasscherben, die
Ueberreste eines Schneeballsl . . . .
Ein Schneeballi Welche Dreistig
leit! Jhnes den ins Zimmer zu wer
sen! . . . Ganz erregt und blasz stürzte
der junge Mann ans Fenster, riß e.:—
ruf und spähte zornig in den Garten,
Jrn den Missethäter dieses unerhörten
Streiches zu entdecken. «
. . . Ader ganz unvermittelt, ganz
plötzlich glätteten sich die zusammen
gezogenen Augenbrauen, die Zornw
salte des Mundes wandelte sich in ein
sanftes, freundliches Lächeln. Es
mußte wirklich eiannder geschehen
sein, um den ernsten, strengen Ge
sichtsausdruck des Doktors so zu ver
wandeln! Selbst die Augen, Harry
Johns Augen, vor denen noch wenige
Sekundexi zuvor eine Legion Römer
—
die Flucht ergriffen hätte, nahmen
einen so sanften Ausdruck an, wie er
nur bei den weichherzigsten Menschen
denkbar ist.
Jm Garten, unmittelbar vor dem
Fenster des Gelehrten, taucht ein blon
deg Köpfchen auf. Das von dem.
Blondhaar unirahmte Gesichtchen ist
über und über in Purpurgluth ge
taucht und erwidett Dr. Hatrys Lä
cheln mit einem solchen größter Ver
legenheit.
,,Oh Pardon . . . . Pardon, mein
Herr,« sagt leise ein zitterndes
Stimmchen -— »ich bin so ungeschiclt
. . . und es war ein Stein darin . . .
ich tonnte wirklich nichts dafür! . .
Harrh fährt zusammen, als wenn
er aus einem Traum lötzlich erwacht.
Das Blut steigt ihm eiß zu Kopf; ei
wird so roth wie ein getochter Krebs
. . . stottert irgend eine höfliche Re
densart, was, weiß er wohl selbst
nicht, macht das Fenster zu und setzt
sich wieder an die Arbeit.
Aber das hätte er ebenso gut lassen
können! Wie ein Magnet zog das
Fenster ihn an. Zur Erhöhung des
Unglüäs hat auch noch der Luftzug,
als der Doktor vorhin das Fenster ge
öffnet, mehrere Seiten des-Buches
umgeblättert, recht nach Laune die
losen Zettel, die auf dem Schreibtisch
gelegen, von demselben heruntergefegt
und- so bunt in der Stube umherge
streut, daß Harry, bei dem es immer
peinlich ordentlich zugeht, vollständig
den Kopf verlor. -
Unter dem Vorwand, Ordnung
herstellen zu wollen« stand er auf, trat
wieder an das Fenster und spähte vor
sichtig hinter der Gardine hindurch.
Der Garten war leer. Harrh hätte
sich wirklich einbilden können, ge
träumt zu haben, wenn die Unord
nung in seinem Zimmer nicht greifbar
deutlich fiir die Wirklichkeit gespro
chen hätte. Seufzend -—- ja, wirklich
seufzend —-— kehrte der Doktor an sei
nen Schreibtisch zurück, öffnete und
schlon den dickenFolianten, öffnete
ihn wieder, starrte aber darüber hin
weg. Doch schließlich, mit einem ra
schen Entschlusszog der Doktor den
zu sichheran und fing ernsthaft an,-- «
darin zu studiren, ohne zu bemerken,
daß er eine ganz andere Stelle aufge
schlagen als zuerst.
lieber eine Stunde verharrt Dr.
Johns so, dann geht er aus. Am sol
genden Tage, während seiner Praxis
geht er »zusällig« auch in die Nach
barvilla und bleibt dort länger als
gewöhnlich. Am nächsten und am
iibernächsten Tage wiederholt er diese
Besuche. Der Villenbesitzer hat einen
leichten Gichtanfall; das blonde Töch
terchen macht die Umschläge und leistet
treulich Gesellschaft. Und? . . . nun
und . . . . zwei Monate später heira
thet Dr. Hart-h Johns zur großen
Ueberraschung aller Bekannten die
blonde, junge Dame, deren kleine
Hand ihn mit einem Schneeball beim
Studium gestört hatte . . .
,,Si1nilia similibus!« antwortet der
Toltor den Fragern, die sich über
seine Belehrung wunderten, »ein
Schneeball hat mein Herz vor dem
Erfrieren gerettet!«
w
Johannes Christi-Im
Lisu Zituationsdildpus Deutsch Ziidweit
Wulst
Johannes Christian, der Kapitän
der Bondelzwarts hat sich kürzlich mit
einem Theil seines Stammes dem
Lberstleutnant v. thieroff ergeben· Jn
der bekannten Zeitschrift »Der Deut
sche« gibt Adolf Stein dazu folgende
Erklärungen:
Vor wenigen Tagen traf ein deut
scher Offizier, Hauptmann von Kleist,
vom Kriegsschauplatze hier ein, nach
Lein er kurz vor der Abreise in Afrita
noch den Kapitän der BersabasHotten-s
totten, Christian Goliath, besucht hat
te. Natürlich wurde über die Lage in
h» cnlnnip nøfmsnrbm Und im inni
tsjoliath, der sehr gut deutsch kann,
wörtlich zu seinem Besuchen »Wenn
die Deutschen jetzt nicht einsehen, daß
die Bahn nothwendig ist, dann sind sie
ti-priger, als man glaubt!«
Wie man sieht, haben die »Wilden«
siir manche Dinge mehr Verständnisz,
als die erleuchtesten Vollsoertreter in
Berlin. Wir sollten uns die spotten
totten überhaupt nicht so vorstellen,
wie sie in buntgemaltem Zinn in den
Spielwaarenläden liegen: nackt, mit
nur einem Lendenschurz aus· Fell, den
Speer in der Hand. Wer das glaubt,
der wundert sich dann allerdings-, daß
man mit ihnen ,,richtigen« Krieg süh
ren müsse. Jn Wahrheit sind sie den
Burenschiitzen am ehesten zu verglei
chen, gegen die England 240,000
Mann ausbieten und selbst dann noch
unter Massen behalten mußte, alg nur
noch Häuflein von wenigen Hunderten
unter de Wet ihr unstetes Räuber
dasein führten und aus allen Kessel
treiben immer wieder entschlüpften.
llnsere »Wilden« tragen europäische
Kleidung, sprechen Nama und Hollän
disch, manch einer von ihnen hat so
gar ein Harmonium in seiner Werst
stehen und lorrespondirt mit Kav
stadt.
Einer der Gerissensten von ihnen ist
Johannes Christian, ein Mann von
etwa 30 Jahren, der jetzt zum zweiten
Mal als Geisel sich hat interniren
lassen. Es ist jetzt Trockenzeit dort
unten, die Weide schlecht und das
Pserdematerial geht bei der Hitze aus
den Laus. Da sitzt es sich besser bei
--...-...-—..—.
deutschen Fleischtöpfen. Sowie das
Gras wieder sprießt, und der Reichs
ag die Schutztruppe dezimirt sehen
vill, könnte der Oorlog von neuem be
ginnen. Christian weiß Bescheid.
Er ist kein fremder Bandenfiihrer,
imdern angeftammter Kapitän der
sondels. Statt ihn aller seiner Wür
fsen zu entkleiden, hatte ihn Leutwein
n dem itnseligensialtfonteiner Frieden
mrin bestätigt und ihm sogar eine be
rächtliche deutsche Reichgpenfion ver
"chafft. Kein Wunder, daß der junge
RAHOUOHHO IX- nnn FZZHHI « Seht
naßend und er versicherte frech jedem
Deutschen, der Kaiser habe ihn wohl
tm Frieden gebeten, aber die Sache
ei noch nicht richtig. Nächstens gehe
ss wieder los, damit den Hotteniotten
hr volles Recht werde.
Als nun der Ausstand der Witbois
osbrach, mußte der gefährliche Bon
nlsfiihrer dingsest gemacht ·werden.
ttach einem Nachtritt von Kallsontein
Jis Warmbad nahm Hauptmann von
stopph den üppigen Christian nebst sei
xen Großleuten, im ganzen 70 Mann,
zesangem Sie wurden in Warmbad
nternirt und das war die Rettung
Dieser deutschen Beste. Als Morenga
ie mit Uebermacht bekannte, ließ
Xopvh das· Gefängniß, in dem die 70
"aßen, mit Dynamit unterminiren.
Isiele Warmbad, so solle das Gefäng
iis nebst Jnsassen in die Lust ge
"prengt werden. Das erfuhr Morenga
tnd zog nach etlichem Gepläntel wie
Ier ab in seine Karrasbergc.
Inzwischen war die Berliner Ber
:retung der Hottentotten nicht lässig
rewesen. Von allen Seiten war die
Regierung gequält worden, der Ber
iichtungspolitii Einhalt zu thun.
Friede, t·’Friede! Und fahret mir sein
·auberlich mit dem Knaben Absaloml
Trotha mußte aus Berliner Weisung
L)in seine Protlamation erlassen, in der
)ie Hvttentotten zu Verhandlungen
iusgefordert wurden. Der missiona
sisch - parlamentarische Hofkriegsrath
satte zum ersten Mal über die »Sol
)atesla« und die Regierung gesiegt
rnd Johannes Christian wurde zum
Beweise des guten Willens freigelas
"en. Er blieb auch noch einige Wochen
n Warmbad, sütterte sich heraus und
chrieb an Dr· Jameson, den Premier
ninister der Kaptolonie, einen Brief,
n dem es hieß: »Jetzt ist der geeignete
Moment siir die Engländer, Deutsch
Ziidwestafrila unter irgend einem
Borwand zu besetzen2« Und es wür
)e sich lohnen. Zur Zeit könnten dort
kreilich nur etwa ll),s)0() Farmer an
teiiedelt werden. Ader jeder neu er
"chlossene Brunnen bedeutet neue An
"iedlungsmöglichkeit, jeder Kilometer
teuer Bahngeleise gestattet neuen Zu
vanderen die Existenz. Zieht dann
rnit dem Schienenstrang auch der
Bergbau überall ein, so ist die Basis
fiir ein deutsche-H Ajiillionenvolt über
See geschaffen. Das ist teine Stil
dlijthr. Auch Johannesburg mit seinen
l5(’),0()0 Einwohnern war vor zwan
ziu Jahren ein weltverlorenes Dorf.
Das weiß Dr. Jameson, das weiß
Johannes Christian. Der war, wäh
rend die Reichstagsabgeordneten sich in
.l)rer Weisheit blähten, eines Tages
ins Warmbad verschwunden. Und
hatte auch Plötzlich mit allen seinen
Leuten Gewehre, obwohl er ein voll
ieriitteltes Maß davon hatte abgeben
aussen Auch heute wäre er kein was
Tenloser Mann, ginge es von neuem
os. Ueberall sind die guten Mauser
)ergraben. Wir thaten Christian den
irößten Gefallen, wenn wir einen fau
jen Frieden schlossen und den größten
Theil der Schutztruppe heimberiesen.
Dann könnten die an den Grenzen aus
nglischetn Gebiet lnngernden etwa
.we·t-Jusend Herero und Hottentotten
)erüber, das Kapstädter Gefängniß
viirde Morenga und seine Leute aus
treten und wir hätten den Krieg von
teuern.
England hat vier Milliarden Mart
"iir den Transvaaltrieg mit zusam
nengcbissenen Zähnen hingeworfen
tnd bis zum Ende nicht einen Solda
en zurückberufen. Bei uns avetrschsed
lcn Uclllc zu cxllllch Ul( cv su-. oc
ömmlicher halten, alle paar Jahre für
sinen neuen Ausstand eine halbe Mil
iarde auszugeben und niemals ganze
llrbeit zu thun. Der Hoslriegsrath
oird derweil zum Gespött bei Hotten
ottenweibern.
W
Pariser Kunstcedem
Eine iragis-koinische Episode berich
et ein junger Ameritaner aus Paris,
ooseldst er sich zum Studium der
per Malkunst aushält. Der Knoten
mntt derselben ist, daß ihm die Aus
oahl eines Modells für seine Studien
v)einahe das Leben kostete. lind das
rug sich folgendermaßen zu:
Der Amerilaner, dessen Name aus
iewissen Gründen verschwieg-n bleibt,
oählte sich eines Tages als Modell
ine kleine Touloneserin, die durch
hre scharf geschnittenen, schönen Ge
ichtszüge als solches allgemein ge
ucht war. Das Mädchen, Mari:
Lurtie mit Namen, war fast täglich
sei dem jungen Amerikaner engagiert,
ind fand Gefallen an seinen Werken.
Das ging für einige Wochen seinen
Weg, bis eines Tages das Modell vom
Itelier des Maler-s fortblieb.
Dies fiel umsomehr auf, als Marie
inen tadellosen Ruf genoß, und in
hren Gewohnheiten die Regelmäßig
eit und Pünkllichkeil selbst war.
siach einigen Tagen der Abwesenheit,
semühie sich der amerikanische Künst
U
ler vergeblich, die Adresse der kleinen
Touloneserin ausfindig zu machen, je
doch ohne.
Er gab schließlich alle weiteren Ber
suche auf und annocierte für ein neues
Modell. Wie erstaunt war er jedoch
eines Tages, als ein junger Jtalienev
von herkulischem Körperbau in sein
Zimmer trat, und sich ihm als Gag
lielmo Bacomelli vorstellte, .mit der
Bemerkung, daß er Modell von Pro-’
iesfion sei. Auf die Entgegnung des
Umerikaners,daß er keines männlichen
JJtodells benötige, erwiderte detJtalie
n» hrnmht daß dipä mirb »in-nicht h»
Zweck seines Kommens sei. Er käme,
um mit dem Maler über Marie Curtie
Rücksprache zu nehmen. Als sich der
Amerikaner erstaunt nach sdem Besin
den seines früheren Modells erkundig
te, meinte der Besucher, zur Sache
kommend: ,,Wissen Sie auch, daß ich
Marie’s Bräutigam war, und daß sie
mich kürzlich verließ, mit der Begrün
dung, daß sie Sie liebt?«
Der junge Maler wußte dies aller
dings nicht.
»Nun, schloß der Italiener, »ich bin
gekommen, um Sie zu fragen, ob Sie.
das Mädchen heiraten wollen oder
nicht.«
Hier konnte sich der junge Künstler
des Lachens nicht erwehren, Und gab
feiner Heiterkeit unverhohlen Aus
druck. Im nächsten Augenblick jedog
wurde er zur Besinnung gebracht dur
die furchtbare Miene, mit welcher der«
Jtaliener sein Gegenüber anstarrte.
Unter den furchtbarsten Drohungen
verlangte der Südländer Rechenschaft,
und wurde in seinem Zorn so gefähr
lich, daß der junge Mann sein ·Heil
schließlich in der Flucht durch ein Ne
benzimmer nach der Straße suchte und
diese auch erreichte, obwohl der Jtaliei"
ner mehrere Schüsse auf ihn abfeuerte.
Bacomelli, in dem Glauben, daß der
Maler nur in das Nebengemach ge-«
flüchtet fei, wartete dessen Rückkehr ab,
wurde jedoch unangenehm überrascht,
als der Amerikaner mit einigen Poli
zisten zurückkehrte, die den »Bräu
tigam« verhafteten. Die Polizei glaubt
übrigens, daß es sich hier um einen
Jrrsinnigen handelt.
—
Ein spanischer Demnstheued
Politische Redner, die eine oratwis
sche Leistung über irgendeinen Gegen-—
stand unvorbereitet vollbringen, sind ja
nicht selten, und in Frankreich war be
sonders Gambetta wegen seiner Kunst
des Jmprovisirens von politischen
Reden berühmt. Eines Tages aber
fand er seinen Meister. Er war in
Spanien und frühstiictte bei seinem
Freund Einilio Castelar, dem ehemali
gen Präsidenten der spanischen Redu
blit und Abgeordneten des Gottes.
Beim Dessert sagte Castelar zu Gam
beita: »Ich glaube wirklich, du hast
mich noch niemals öffentlich reden hö
ren. Willst du das? —- Ja? Nun,
dann komm’ in die Cortes.« «Worum
handelt es sich?« fragte Gambeita.
»Ich weiß nicht,« antwortete Castelar.
»Aber ich will mit dir wetten, daß ich
zwei Stunden lang über jeden belie
bigen Gegenstand reden und meine
Meinung durchsehen werde.« Die
Wette kam zustande, und Castelar mel
dete sich in den Cortes sogleich zum
Wort. Es wurde gerade ein Gesetz
über die Schließung von Kirchhösen
verhandelt. Kaum hatte der erste
Redner seinen Antrag begründet, so
trat Castelar auf die Rednertribüne
und sprach über diesen Gegenstand,
von dem er vorher gar nichts wußte,
drei Stunden lang so bercdt und hin
reißend, daß sich allgemeiner Beifall
erhob, als er geendet hatte. »Lieber
Freund« sagte Gambetta, als er zu
ihm trat, »du hast zweifellos viel red
nerische Begabung; aber ich habe kein
Wort verstanden: Ich kann nicht Spa
nisch.«
Jn Venezuela ist eine Revolution
zum Ausbruch gekommen, doch nicht
etwa, weil man besonders günstige
Erfolge davon erwartet. Es ist nur
deshalb, weil die Saison es so mit sich
bringt.
si- qc s
Wie bequem haben es doch heute die
Verleger. Branchen blos den steno
graphischen Bericht des Verhörs der
Evelyn NesbitThaw abdrucken zu las
sen, und der Sensationsroman ist ser
tig.
si- Ik sie
Die russische Regierung verspricht
sich nicht viel Gutes von der neuge
wählten Voltsvertretung Das dürfte
ruf Gegenseitigkeit beruhen.
si- -i- si
Die schwierigsten Aufgaben gibt es
doch erst in der Schule des Lebens.
si- -k se
Den Flect in der Sonne sehen die
Pittsburger, die Flecken auf dem Gelde
ihrer Millionäre übersehen sie aber sehr
leicht. V
st
Abcrmals einer, der sich nicht mit
1.Kleinigkeiten abgibt: in Connecticut
hat ein Bankkassierer nahezu 8600,000
gestohlen und ist damit nach unbe
kannten Regionen verdusiei.
si- Ik III
Jn Frankreich wird für eine Ein
kommensteuer agitiert, auch in Russ
land ist die Einführung einer solchen
Steuer beabsichtigt Die Leute mit
großen Einkommen scheinen dort nicht
so viel zu sagen zu haben wie hier.