— Vas Verlöbnis. Ytovelkexte von R einholo LI· r t ma n n. Es war nur ein Zufall, das-. der tandgerichtorath hell-via lzeute um zwei Stunden friiher als fonft nach hause zurückkehren konnte. Die Eintrag der Kammer, der er präst dirte, hatte eines unerwarteten Zwi lchenfalles wegen abgebrochen werden müssen. Und er freute sich diese-S Ungefährs, wie ein Schüler sich nn vertxoffter Fersen freut. Denn es wurde ihm jedesmal fröhlicher zu Sinn. wenn er die Schritte feineni heim zulenten konnte, der beiden her «I.igen Kinder wegen, die ihn da er warteten, und vielleicht auch noch aus einem anderen, nur halb oder gar nicht eingeftandenem Grunde. . Eine Hausfrau, vie ihm liebevoll entgegengeeilt wäre, gab es in feinen vie: Wänden freilich nicht mehr. Die feinem Hernzen einft am nächsten ar ftanden, war unmittelbar nach der Geburt des zweiten Kindes aeitorlsern und jahrelang hatte sich Rudolf Hell wig in aufrichtiger Trauer um die Dahinaeschiedene von alten Freuden der Welt fern gehalten, nur der Er innerung an sie und der Sorge um die mutterlos zuriidgeblicbenen Kin der lebend. Aber die Zeit, die mit ieiim Finger sanft und unmerklich fast alle Wunden schließt, batre auch an ihm ihr wodlthätiges Wert gethan Aus der herben Trauer war allgemach ein welnniithig liebevolles Gedenten geworden, und der Vierzigiähriae hatte wieder gelernt, frch an goldenem Sonnenschein und an fröhliche-n Menschenlachen zu erfreuen. Dar über, ob diefe Wandluna vielleicht in irgend einein Zusammenhange ftcind mit dem Eintritt der neuen Erziebe rin. die er vor ztrei Jahren feinen Irindern gegeben, hatte der Landgr rirbtsrath bisher kaum nachaedacht. lir wußte nur. daß eg in feinem Hause viel heller und heiterer gewor. den war, seitdem Fräulein Helene Mödius darin walten. eaft feine Kinder unter ihrer liflene törperlich und seelisch aufgebläht waren wie zlrszi lange recuachläfsigte Pflänzchen nnter den Händen eines geschickt-In Gärtners, und·daf; er si.t; seit der Anwesenheit des schlankem blonden Mädchens mit dem feinen, ruhigen Eil-ficht und dein immer gleichen, kni tiaen Wesen kaum nott) ein einziges Mal der unausfiillbareu Litcte bewth geworden war, die der aroße Würger ver sieben Jahren in sein Leben ge risiern Vern see-mer« mn oer rann-nn itxsanzigjiihrigen Erzieberin war nach genau so wie am ersten Tage, ach tungsvoll und freundlich, aber ohne jr:e unziemliche Vertrauiiditeit. Litnr das-. sie nicht mehr wie im Ansana einzig von den Kindern und von den kleinen Anaelegenheiten deg Hans italis, sondern auch von vielen ande rse- Dingen mit einander sprachen, die «dern Landaerichtsrath gerade Im Herzen laaen, und das-, er sich all emach gen-baut hatte-, bei jeder Ent dtließunq, siir die ihm das unbefan gene Urtheil eines Andern von Werth to.1r, zuerst itire Meinuna einzuholen lfben heute gab es Verschiedene-L raz e qrrne mit ihr besprochen hätte, und ur aus diesem Grunde war er, ohne sich's selber einzugestehem der sriiheren heimtrer froh. Behend .vie ein Jüngling eilte er die Treppe em por und öffnete mit seinem Schlüssel die Korridortiiiir. Noch während er ans dem Gange mit dem Ablegen seines lieberroetee beschäftigt war, gtaubte er Heleneng Stimme zu« fix-ren. Sie tarn aus einem der vor deren Zimmer, wo sie sich sonst nur anszutkalten pflegte, trenn sie einen Besncher zu empfangen hatte, und in der Annahme, daß dieser Besuch ihm gegolten bade, näherte sich der Land gericttsrath der Thur. Sie tvar nur angelehnt, und er tonnte durch den Spalt bequem einen Blick in’s Zim mer nerien. Aber was er da fah, ertiillte ihn mit ,sren,tenioser Be itiiriung. Die iuna- Erzieherin stand mitten in dem Gemache und hatte ilsren blonden Kopf an die Schulter eian Mannes gelehnt, dessen Arm zärtlich ihren schlanten Leid umfaßt lsi-.lt· Elias sie halblaut-mit einander sprachen, tonnte der Landaerichtsratli nicht ver-stehen« Aber es war Tun aukti nicht darum zu thun. sie tu tsc lanielen denn er siihlte viötiliett einen so siechend-n Schmerz in der Gesend res— Versen-, und es war ihm so zu Mutte. mir er kein anderes Lierlanaen ba.tr, als das, sich so raich als mög liels vor iedem iremden Blick tu Ver b:x»r.«·.s, und dafz er eiliq wie ein ans den Faßt-sitzen davon schleichender Tit-is dke wenian Schritte bis tue Tltilr seines-z «tlrt«-eitszimmers zurück leale. , Ta set-or er hinter sich den Riegel vor nnd ließ sich schwer in den Eis-til ovr«de.n Sckireibtitch n.et«:r. Eine teie Trauriqteit hatte sich seiner be mächtigt und er war io aanz ank- der Fassuan gebracht, das; Minuten tier aingem ehe er sich mit voller stlarreit Rechenichaft zu geben ver-merkte ilker die Ursachen dieses seltsamen Zus itasides. Taktik-en daß es nie-is anderer- iei als Eiferiucht gepaart mit der Jllerschmerzlichsten Etuisa s-:t,ima, trinnt-. er sich ieinent Jrrttntm E met-r hinaeberr Und nur das eine tcrmte er nicht begreifen, daß dieiez lsinviindung ihm nicht ithon viel iriider getomenen war. Denn er tzatte ja tson allem Anbeginn gewußt, daß — ’ i FJclene Miit-ins einein Andern gehöre.? Nicht nur der glatte Goloreis am tltiiigfinger ihrer liiilen Hand hätte es ihn- verrathen müssen, sondern sie selbst hatte ihm am Lage ihres En gagements gesagt, daß sie Verlobt fei, dasi aber wahrscheinlich noch eine ge raume Zeit bis zu ihrer Verheira thiinq vergehen werte. Er hatte da mals teine weitere Frage nach der Person ihres Bräutigams oder nach der Ursache des Aufschub-I an sie ge richtet, und in der Folge war von ihrem Läerlöbniß zwischen ihnen über 'hauvt nie mehr die Rede gewesen Sie hatte nie einen Herrenbetuch ein Psangein und irm ihre Correspon drnzen hatte er sich natürlich nicht ge tiinimert. Weshalb hätte er sich auch siir diese Dinge interessiren sollen, da es ihm doch zu leiner Stunde in den Sinn gekommen war, daß es Liebe sein könnte, ivas er siir die bionde tfrzieherin seiner Minder ein-. pfand! Nun aber wußte er’s. Der einzige Augenblick hatte ihm Klarheit gegeben über die Natur seiner Ge iiihle, und zugleich niit der Erkennt-— niß, das-, es sür ihn leine Hoffnung a.b. sie ie zu erringen, war ihm oie .7teivißheit ausgegangen, daß sein Le ben rnit dein Augenblick, da er sie ver lor, lichtloser und freiidenärmer sein würde, denn je lzuvor. Wäre er uin zwanzig Jahre jünaer genesen so würde er sich vielleicht noch an eine schone Illusion gellainsix inert und aus irgend eine wunderbare; Wendung ,-,u seinen Gunsten gehofsti hohen. Nun aber lonnte er die Dinae’ nicht anders ansehen als mit den« Augen des gereiften und verständigen; Mannes, iinb er war nicht einens Moment darüber ini Zweifel, dass erl so wenig ein Recht als eine Aussicbts hatte, sie dem glücklichen Andern abs-; ivendig zu machen. i Ernst und schweigst-im saß er eine Stunde später seiner anmuthigen Lsausgeiiossin am Mittagsiische ge-: geiiiiber. Er richtete keine Frage rn; sie, are-r wenn er erwartet hatte, daß» sie ihni aus freien Stücken von dein Besuche ihres Verlobten erzählen its-erde, so sah er sich getäuscht. . Während des ganzen Nachiiiittags« istieb er. scheinbar in das Studium dicker Attenbündel vertieft, in seinem Arbeitsziniinen Aber es mußte ihm doctz iosohl nicht recht ernst gewesen seit-. mit der Arbeit, da er Die Schat ten des Abends in’5 Gemach schleichen tief» ohne den HIbel der elektrischen Beleuchtung anziidret)en, und da er schon ganz irii Dirnteiei saß, als ein ioohlbetanntes, bescheidenes Klopfen ihn aus feiner Versuntenheit ani " silylcll .lcs3. uccckkllsclsl Voll Oel »Hi lternisz im Zimmer, blieb Helene nahe der Schwelle stehen« Es waren nur einige geringfügige illnaeleaenheitem iiber die sie seine Entscheidung hatte einholen wollen, und als er sie mit trenig Worten gegeben, wollte sie sich wieder-zurückziehen Als-er er war in diesen langen traurigen Stunden zu einem Entschluß gekommen, und er wollte nicht schwachmiithia zögern, ihn zur Ausführung zu brinaeu. »O«-estatten Sie mir noch ein Wort, mein liebe-; Fräulein«, begann er mit etwas unsicherer Stimme· die erst nach und nach die gewohnte Feitioteit gewann, »ich brauche Jhuen nicht erst zu versteh-ern in wie hohem Maske ich mich Ihnen srir alles Gute, das Sie in diesen zwei Jahren meinen ver-. waisten Kindern erwiesen, zu Dank verpflichtet siihle· Lller es sind Um stände eingetreten, die mich leider zu gewissen Veränderungen in meinem Haustoesen nsthiaein und wir — wir trerden uns darum vielleicht schon in allernächster Zeit trennen iniillen.« Er tonnte nicht sehen, welkten Ein druck seine Mittheiluna auf iie wachte, denn er sah bei der herrschenden Tun keilxeit von ihr nichts als den llisiiisz ihrer seinen Gestalt. Ihre Stimme txt-er klang kaum anders als sonst, da sie nach einem kleinen Schweinen sagte: »Der Herr Landmrichisrath dran-H eilen nur den Zeitpunkt zu hestimnken,’ Zu welchem ich das Haus in verlassT sen habe. Aber vielleicht dars ich mir die Frage gestatten, ol- ein qHer-« schritten —— ——« l »Nein —- nein!« wehrte er lasiiq at. »Ich sage Ihnen sa, dass is« mich mein feel-en lang als Jhren Schuldner betrachten werde. Aber ich spss ich werde mich vielleicht in daher Zukunit wieder verheirathen und ich —--« »Es bedarf leiner weiteren Be nriindunq, und da icls niemals mehr als meine Schuldialeit .1et!:an, habe ich auch keinen Anspruch ruf Dant. Und trsmtx —- -oann soll ich aehenf" »Jch«dars wohl annehmen, das-, auch Sie den Wunsch hat-en, sich bald m verheirathen Und trenn Sie mir aus ltsrnnc unserer alten Betrmntichait eine osiene Frage gestatten wollen —« »Iosern ich in der Lage hin, sie iu beantworten, wird es gewiß gern ge schehen« , »Jhre Verlolsunngzeit wahrt nun fchon so lange. Und es liegt wohl nicht sern, zu vermuthen, das-, Grifnde materieller Natur an der Illerzögerung lihres Abschlnsses die Schuld tragen. Wenn es so ist« möchten Sie mir dann nicht erlauben, mein verehrtes Fräu lein« Ihnen ein wenig zu Ihrem Gliicke behilflich zu sein? Sie haben meinen Kindern zwei Ihrer besten Jugendiahre geopfert,. da ist es nur recht und billig, dasz ich Sie nach dem Masz meiner Ftriibte zu einschif iiinen suche. Sie wi en, ich bin wohlhabend —- Sie mißt-erstehen dies Anerbieten nicht, wie ich hosse.« — s lfr war erstaunt, daß ihre Erwi dernng so lange auf sich warten ließ, un: es setzte ihn in nicht geringe Ver irsirrung da sie endlich ganz leise tanin vernehmbar sagte: »Ich weiß Jhre Großmnth nach dein vollen Werthe zu würdigen, err Math, aber ich tünnte sie schon halb nicht annehmen, weit — weil ich Sie während dieser ganzen Zeit un verantwortlich belogen habe « »Ja um Gottes willen inwie ferns« »Dadurch, daß ich Sie in dem Glauben lief-» ich sei verlobt. Jn Wahrheit bin ieti es niemals gewesen, und nur die trüben Erfahrungen, die ich in früheren Stellungen machen mußte, haben mich bestimmt, zu mei neni Schutze dies Märchen zu er sinnen." Eine heiße Freude stieg in Hell wigg Herzen auf. Aber dann dachte er an die zärtliche Steue, deren Au genzeuge er beute Vormittag gewesen. »Da Sie sagen, daß es ein Mär chen war, muß ich Vehnen wohl glait ken. Der Herr, der cie heute be suchte« ioar also nicht Jhr Ber tobter?« »Nein. es war mein Bruder, der nach einem langen Aufenthalt im Auslande hierher zurückgekehrt it.« Wie eseltrisirt war der Landges richtsratb aufgesprungen. »Ihr Bruder? Und Sie sind gar nicht berloths Aber das ift ja eine wunderbare Neuigkeit! Das ändert natürlich alles. Jch bitte Sie von Herzen, meine Worte als ungespro: aden zu betrachten, um meinen Kin dern ihre geliebte mütterliche Freun din zu erhalten« »Es thut mir leid, Herr Rath — uin der Kinder willen von ganzem Herzen leid — aber ich möchte die Kündigng doch lieber annehmen und Sie bitten, niich schon morgen aue meiner Stellung zu entlassen." »Aber warum denn? Wenn ich Sie doch darum bitte? Sind Sie mir so bbse?'« »Wie tänie ich dazu? Nein, ich werde mich der in Ihrem Hause ver lebien Stunden immer als der glüct lichsten meines Lebens erinnern. Aber ich —--— ich tann nicht bleiben.« Es war sicherlich gegen ihren Wil len geschehen, das-, ihre letzten Worte von den mühsam zurückgehaltenen Thränen fast erstickt wurden. Dein Landgerichtsrath Hellwig aber gingen an diesem Tage zum zweiten Male die Augen auf, ittid in seinem Jii nern wurde es mit einem Mal so licht, daß er auch die äußere Finster nis-. nicht mehr ertragen mochte. Schnell sprang er auf und drehte den .neben seinem Schreibtisch befindlichen Hebel der elettrischen Beleuchtung Die junge Erzieherin hatte sich dessen inicht versehen, und sie hatte darum f nicht seit gehabt, die Thränen zu tilaen, die hell aii ihren Wimpern zitterten· Nun wollte sie mit einer raschen Bewegung dag Zimmer der ’lassen, aber Hellioig war schon an iihrer Seite. »Fräulein Helene — Heim liebe Helene, wollen Sie auch dann gehen, wenn ich Sie bitte, meinen Kindern fortan nicht nur eine mütterliche Freundin, sondern eine wirtlicheslliutx ter zu sein? Was ich Ihnen von mei ner bevorstehenden Verheirathung ae: sagt habe. war ja nur eine Notbliige wie die Jhrige --- oder vielmehr eg war teine Lüge Tenn ich möchte mich ja so gerne wirtlich verheiratlen -« es bedarf dazu nur eines einzigen Wörtchens aus Ihrem Munde —— nur eines ganz tleinen, winzigen Ja.« Es brach so unvermuthet, so über wiittigend iiber sie herein, daß sie nicht im Stande war, ihm zu verbergen, was in ihrem Herzen vorging. Und wenn sie sich auch verschiiiiit zu strau ben versuchte, ais er sie in seine Arme nahm« so war es doch tein Widerstand, der ihm seine bealiietende Gewißheit ihrer Liebe in rauben vermocht hatte. ttud sie mußte es wohl geschehen las sen, daß er ihr den heuchleriscken Lierlobungsring abwa, uin ihn. ruch dem er ihn an seine Lippen gedrückt, wieder auf den schlanten Finger iu streifen. »Nun bist du wirklich eine Braut, mein süßes Liebt Und deine fromme Liige ist siir uns beide iur bei-Jugen den Wahrheit geworden!« ——.-—-—— -- Gedanken-spinnen Mein nnth viel Begehren reiten-en, Inn das Entbehren in lernen· Man hält fich lnnge fiir einen Sironi, bis man merkt, daf; rnnn nur eine Welle ifi. Wer klagt, daß die Rose Dornen i-.ibe, ift ihres anig nicht werth. Manchen Msnfchen geixt immer ne iaoe dann der Dampf aug, wenn ihr Geleife frei wird. Erst wenn inan feine Kinder er ,iehen foll, merkt mein, wie ungezoan nmn felber iki. Msoh Der kleine Geschäft-month » Hiinfzchen bekam für jedes Dutzend Stecknadelm bog er von der isrde aiiffammelie, fiinf Pfennige von feiner Mutter, damit das Bahn nicht darauf trate. ——- »Mnrie«, fasse Hiingchen nir Amme, ,,Iveifzi Du, was ich thun will, wenn ich zwanziq Pfennig beisammen babek »Nein,« war die Antwort »Dann werde ich mir ein Packei Siecknadeln kaufen, fie alle auf die Erde werfen und dann wieder auf famnieln,« erwiderte der junge Fi nanzmamn — Phantasien im cübecker Raths koller. Von Georg Strecken Berlin. Mondbeglänzte Zaubernachtt Der tlare Bolltnond gießt in der warmen Nacht sein magisches Licht über Lübeck aus uno in dem flitnmernden Schein sieht die Stadt wie eine versteinerte Mär der Vorzeit aus. Die malerisch auggezaelten Giebel der ttraltenhäuser heren sich scharf von dem silbernen Nachthitntnel ab. So recht eine seit zum Träumen!———Da fallen mir plötz lich Hauffs ,,Pht1ntasien im Bretner Ratbsteltek« ein« und mein Hirn durchkreuzt die Frage: »Es-b es sich im Liibeeter Rathsteller wohl auch so schön träumen läßt? Nun, wir wol len es versuchen!« sage ich mir ent schlossen. Ich beschleunige meine Schritte; denn eben hallen dröhnend und lange nachsurrend zehn Schläge durch die stille Nacht. Jch eile an dem Marien lirchhof vorüber und ftreife mit einetn bewundernden Blicke den kolossalen gothischen Ziegelbau der Marienlirche mit den beiden Thurmphramiden Da lieat auch schon das gewaltige Rath-. haug vor mir mit seinen dreizehn ichlanken minaretartigen Thürmchen. Das Mondlicht vlitzt durch die beiden großen treisrunden Oeffnungen Der malerischen rothen Ziegelmauer, die ohne ersichtlichen Grund hoch über das Dach emporragt. Stolz prangen in der hellen Beleuchtung die Wappenfchilder mit dem Doppeladler auf goldenem Grunde und mit den lübeckischen Far ben: roth-weiß. Vom Bogengange des nördlich gele genen Flügelg steige ich über die breite vielituiige Treppe hinab in denRathg leller. Dicht unter der hochgeschwun genen Wölbung sind auf breiter Tas fel die Wappen aller deutschen Staa ten vertreten. Der Vorrauni ist breit und tief wie ein Ballsaal fiir einige hundert tanzende Paare Jtn Rathsleller zu Liibeck findet knun leine so, abgeschlossene kleine Zel len wie in dem Bremer Rathstellert dafiir aber hat man die Wahl unter gemiithlichen, ziemlich großen Rau nten, die alle eigene Namen führen. Unter diesen abgefottderteniitiiumen iit die »Rose« besonders interessant. Man zeigt dort noch die Plätze, wo die berühmten Liilecler Rathsherren essberhard von Moor, Gottschalt von Altendorp und Bruno von Worein-: dort- ihre Kannen leerten, ehe sie den verwegenen Kampf mit Däneutarl be gannen. Jsm Jahre 11369 eroberten die Hanseaten unter ihrer tapferen Führung Ropenhaaen Helsingfiir, Ni tisping und andere wichtige Städte auf Seeland ,Sie waren dabei, ihren Vorsatz, das dänifche Reich aufzulös sen und zu theilen, in’«s Werk iu setzen, wenn nicht die Dieichgverweser t.': Geistliche und 255 Weltliche) um Frieden gebeten hätten. Jm Frieden zu Stralfund 13170 mußten die Dä nen Schonen an die Hansa abtreten. Fidnig Waldemar von Dänemart ftand in voller Abhängigkeit von der Hanfa -— Wo seid ihr aeblieben, ihr Liibecter Volkshelden und du« Liibectg Oeldenruhm der einst ganz Eurova iiberitrahlte! — ch ireie in einen anoeren inqum ein. der nach einer an oer Wölbung befindlichen Lilie den Namen »Bitte« fährt Der Wirth zeigt inir voll Stolz deii Lielilingsplatz des Oberhaupt iiionns Tideinann Stren. Ich schlage schnell die Chronik des Rufiis zu Det ni(i: dem Zireiten auf und finde hier init dem Behagen der Renaissancebil dung die Heldenthat Tidenianng ver zeichnete 1427. Die Schlacht ini Notsund. »Die sechs Seestädte Liibccl, Honi barg, Stralsund, Rostock, Wigniar und Liineburg wollten sich versuchen, egen den König von Däneinart und faminelten in großen Hauptschifsen und anderen kleinen Schiffen, Snilten Und Barsen iiber Rom Mann, wohl versehen mit Waffen, Geschoß und anderem Rüstzeug wag zum St:eit gehört. Als die Schiffe alliiiiiial vit: ti.alirt waren, do schielte jede Stadt ihre Haiiptleute auf oie Schiffe Die das Volk regieren sollten; aber iilier ialle Hauptleute ward niit Vollmacht sder Städte gesetzt-Ein Liserliaimts Tmann der toar genannt Herr Tibe »niann E-,teen Ratliiiiann zu Liiliect, nnd damit er desto treulich-r der Flotte isors«iinde, iiiachte der Rath von iibeck itn iii einein Biiraeriiieisten Und befin ihiii ernstlicls ini Reinen asler Städte das-, er in den Ziind se gefie und niig teiiiei Ursache eher do raiiS fchie:e, als die Vaneiifiotte butchgetoiiinien iijiiik Alls dies sii inol tvolil bestellt iiiai·, segelten die Schiffe alle iii den Viorsiind Voreireiii guten Winde ltiott iioiii .t«:)iiiiniel Inb der Flotte Gnade iiiid stillte ihr Wet irr und aab ihr ihre Feinde in Ehre Hind, so dass, nicht einer Davon ne toniinen iniire« iveiin sie neioollt hätte. Da die sechs Städie iii den Sisnd geloininen ivareii, schauten sie one Kopinhnien ihre Feinde vor fiele in stolzen Schiffen. Der Stiiiste Schiffe aber tociteii hochbotoig und sahen iit den Schiffen der Deinen aus ioie Kirche cis-gen Klause. Beide Flotten schienen auch iii der «-onne ivie zwei Berge von Sillsei Dei obe ste Hauptmann, Herr Tioeinann Steen, sagte: »Wir wollen daran, in Gottes Nanien!« Die von Hamburg hatten den Vorstteit. Es legten einer etliche Schiffe der Deinen an die oon Ham buig, nnd als leine Hilfe lani, wur O — den sie gewonnen und nach Kot-erthei-i gen gebracht. Den banptmann von Liibeclsegelte eine grofze Barke an, darin waren Fürsten, Ritter und viele gute Leute, die dem Kriege den Hals gebrochen hätten, wenn sie in Gefangenschaft ge kommen wören. Die Liibecker stellten sich da als stolze Degen nnd fochten mit den Dänen männlich lange Weile und schlugen ihrer viele todt ohne gro szcn Schaden.« — Jn diesem fchtviilstigen Tone fährt der Chronist Rnfns so fort in der Schlachtenfchildernng. Diese köstliche Schriftprobe zeigt uns, daß die mit jelalterlichen Chronisten den Livius» eint studirt halten« Ich Ipiile diese neschwätzige Chro: nitaDetailmnlerei schnell mit einem feurigen Gläschen Bordeaux hinunter nnd trete in einen schdnenRanIn, den ,,«.I.lianistrat«, ein. Hier hatten ec-« sich die liinqiitratSniitglieder ehemals be qnein eingerichtet lrine Treppe fiinrt In den ,,Magistrat« genannten Keller rnnm ans dein Rathhanfe herab nnd verbindet die Sitzunggzinmier eer lichten Oberwelt direkt mit den dunk den Höhlen der llnterwelt. Jetzt ist der Eingang von oken ndck unten ver fitilossen Die Väter der-Stadt miinen tnohl in der Befolgung des Spruches: ",,JnI Wein liegt Die Wahrheit« zn tief in den blinlenden Rdmer geschaut hat-en Und dann hinterher itnslis.1«tss saJl die Weis-Mit arg mit Thnrreit Verbrämt haben. Jen, ja. die unten, alten Zeiten! Ein lehr aeränniiges Gemach bildet die sogenannte ,«;s;elle«. Hier pflegten in nlter Zeit die reichen Verein-er die Briini"s, Solln-edel nnd Genossen, ihren Hochzeitgfchnmng zu halten. An den-. Sims- dec- alterthiinilichen Kanti ne-« steht in plattdentscher Sprenk eine fchalthafie Warnung fiir die ixm den ,,gliirtlichen« liheinänneir »Mnnnich Mann lude synktet, Wenn man em die Brudt dringet; Wiste he, tvcrt man em brachte-, Dei he veel lewer weenen nt.-chte!« Nun trete ich hinaus auf Den drei ten istewölbegang Beim Anblick der kolossalen Stücksässer, die wie Riesen tireitspurig in behaglicher Rutzr d.rlie nen, empfinde ich heftigen Durst nnd sehe mich schleunigst nach ein«ni stillen Winkel unt. Da fällt «mein suche-irrer Blick auf einen Zechtisch, der in einer tiefen Fensternische steht. Zwei Holz lsiinte laden zum Sitzen ein. Teig Mondes- volles Antlitz schaut vom Markt her durch die bunten Butzen scheiden verwundert auf den ,..Adni rattisch«, der wurmstichi·q, zerspalten und zernagt ist. Dieser unscheinbare Tisch ist ein verwittertes Denkmal vergangener Liibecker Herrlichkeit: eine Planke des letzten, längst vermoderten lübischen Admirnlschisses. Vor diesem morschen Eichenlsolze sitze ich nun tvie »Scipio Asticanug mindr« aus den Trümmern stattha gog und will träumen von Liitsecks entschtvundener Herrlichkeit »Herr Wirth, eine Kanne Riidesheinier!« An solchen Ort darf nur deutscher Rebenblut getrunken werden. Nun sunkelt der goldene Wein im Römer und ich trinke, trinke und träume, träume - -- Mein Haupt sinkt miidc aus die ehrwürdige tshronika Dennan nieder. -- Da öffnet sich dic Thür, und her ein tritt mit verschämtem Lächeln die holde »Rose«, um alles in Ordnung zu bringen. Da dröhnen aus der eiche nen Diele im Vorranm auch schon schwere Tritte: die Beherrscher der Ostsee wollen schnell noch vor der seierlichen Rathssitzung einen kiihlen Trunk nehmen. Sie setzen sich schivei gend um den ,,Admiralstisch«: der schwarze Wullenweber blickt finster um sich, als höre er noch einmal den Fluch seiner P"titl)ürger, der ihn, den thatlrästigsten Sohn Lübecks, hinaus stieß in die Fremde; —— der ergraute Hüne Witteinburg schnitt starr auf den Marltplatz hinaus, als höre er ausk neue dag scharfe Richtschwert sausen, das ihm den schmachvollen Tod brachte, ihm, dem lijhnen Eroberer von Oeland, Gotland und Seeland; der Ziege-r von ."c)elscnskir, Bruno v. Wareiiidorp. trägt eine blutige Binde um die Stirn; - Beding-, Plestom alle sind sie gekommen die ESöhne Liilsecig fast alle Zeugen von sdem grenzenlosen Undanl ihrer Va ltersiadt Heut ist eine wichtige Sitzung! Da erhebt sich der ehrwürdige, ltoeifihaarige Bürgermeister Jakob Pleglom und steigt die Treppe zum Sitzuugcssaal empor, und alle folgen . ..uu, auch ich Sie setzen sicli ille um den langen Beritbnngg tisch die löniglichen Kaufleute, vor deren Stirnrunzeln Fiöiiige, Fürsten und Liölter ehemals iitterten, deren Hand lebensogut mit dem blanten Schtiierte Eule mit der friedlichen Feder umzu igehen verstand. F Da erschallt draußen der stürmisehe lJubel deg Volkes: Kaiser Fiarl der »Vierte ist angekommen, um seines Reiches ruhmvollste Stadt zu besu chen. ·Laiigsatii und wiirdedoll schrei ihm die Rathsherren vis- zur breiten Freitreppe entgegen nnd geleiten ihn zum Erensitze Nach der seierlieben Begrüßnng durch den iiltesten Burg-r nieister bedankt sich Ver Kaiser mit den kurzen Worten: »Ihr lieben Herren von Lübesi, -ch freue mich. in den Mauern Eurer ruhmreicher Vater stadt zu weilen, die durch Gottes Soltwedel, Tidemann Stern, Jakob Hand alle Feinde siegreich zu Boden geflilendetk l·,-.at« Bescheiden weis« en ob Blejelow daran hin, daß dest?1 Flaiser doch allein Herr in Liibecl seh-« sie aber nur Sr. Majeität Unterth nen und Diener wären. ckmtl Vierte aber erwidert: »Noch net-Z Jengniß der alten Jahrhücher istth den eine der fünf vornehmsten Städie des heiligen römischen Reiche S Idee· ehrwürdige Väter Der Stadt, lismtk jeder·--zeit in Unseen Rath eintreten, Daher geziemt es sich wohl, Euch Her-i rin zu nennen’« Die Rathsherren wollen dem Kai iet die Herrlichkeit und Macht Liibeels vor Anaen führen Sie geleiten den Monat-then durch die Hauptfuan iiler die Holfienbriicke und durch das JO-) itenthor ileberrafcht bleibt der staiser einen Augenblick fiel,en; denn in dein Hafen tagt ein ivnhrerMaskem nsnld empor. Da unten fchwinnnen 66 hochber dige Schiffe mit 2300 Mann Brind un-«;: Rennen, Holle, Karavelleih Flori rolsfehiffe und Orlogs. Gewaltin hebt sicl«. Der liebe Veto, der starke KieL der mächtige Bienen, der hochaewöllzte Bna mit dem steilen Bugspriet ank lseni dunklen Wasser-. Alle Segel sind ncxfziesetzt nnd ron einein ftnrlen See ninde mächtig-. anfgebanscht. Auf einein ni:rs;i5i, das nanacf nnd" Spinne nezinisnert ist, erheben sich die hölzernen Zinnen fiir die Schützen nnd iiii die Jiinrfmnlitnneth Die e l:ei«·nnten Seel-gute schwenken beim Vinisliile les-, Kaiser-S ihre Miitzen und e:i;el)en ein Jl:lselaefcl-)rei. Jch will Ileninllis meinen Drei schwenken nnd — Pliilzlien werde ich am Arnii gerät teltt iet) erirsaelke und liege Unter den Trümmern Fiarthagosr auf mir liegt kie Liicinlnnne nnd neken mir der zer schellte Römer, während von meinen silcidnn der Mein tropfi-—— der herr liln ittisdeszibeinien »Aber mein Herei« ertiine des Wiltliee Stimme-, «mollen y« Sie Nenn gar nicht heimgehen Hielt erhebe niich niiihsani, leis-Lief isscine He Je nnd steige die irr-ten « Stufen dr reiche!.·ta"l)iiichend TI N ..-.... .»..s-.-J).;p:-««-«1L ! »..«—-I..-.... empor. Dunst-In gehe ich dnrcy ne -« i!?(n, mitten-sinnigen Straizrn nach set-i du«- nitgo cisle Tini-mal alihnn — tifscker Vnntnnsi vor mir Zu inei nku Füßen lisser izn iilliernen Mons n Hirn-eine Her F Ofen n: it seinen Schif fen. nlscr ein«·JJiailen1rald« ist nicht in ielfsen L LiidecL doc- trciuniend vor mir i . i Helitentlm empor Zerinoriirdif f iCi « i cis E- ilient, wann wirst du wieder zn alter - Juli knieit erwachen! — —---. - C-—--—- -— Die intnle Vorstellung. - —« »s- W i N »Z- i . » . N . » - - --—-».-.—. ....-.J da Los-»si« f.lion bi-: reizend Kleian C- —-. LJKIM ( ....-«—-—--» — . - ————-1 t csxattck:, -«!n·i-.c. O ;,«u-:lef1:, daßid F- —- — « m Erv vcrUeUc7... Ein Mildkrnimoqtssnd. . »Wie im s in du Schutz Kar19«" Augurs-Privat lieb( Mutter!'« »Du lüng Jch hat-c gehört, das "Ou AUHAH behnnnnn busi!« »Im die Vol-en in aksei gar nich s weh geil-um« E i