Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 15, 1907, Sweiter Theil., Image 7

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    kat Schreibebrief non
« « Tink- Innksmtgki.
No. 245. Wisse Se edbes neues?
Der Paul un die Laura siu gemuhst
un ich duhn seit die Zeit nicks an
nerschter duhn wie singe und wissele.
Ja-, weiß gut genug, daß Wissele nit
Lehideleik is un sor den Riesen duhn
ich«s auch nur wenn ich ganz bei mei
Lohnsomm in mei Haus sin, belahs
mer will doch die Buwe lein böses
Eckzempel setze. Awwer ebbes muß
mer doch duhn wann mer so froh is,
wie e Behbie am Krißmeßies odder e
Iunges Mehdche «wann’s den erschte
Riß von sein Stettie lrie e duht.
Jesser, die junge Leut sin fort un
jetzt sin widder gute Dage or mich
un Pies un Friede is widder in unser
haus. Bei Galle, was hen ich mich
do sor e Last ussgelade gehabt! Do
is awwer nicks dran schuld wie mei
verdollt gutes herz. Jch will Jhne
awtoer auch oerziihle wie ich se los
geworde fin. Das is nämlich den
Weg lommex Die Laura, wo immer
geschlose un der Paul wo immer gesse
hat, die sin zuerscht in die ar ge
tornme un hen was mer so u s deitsch
en Rau ruse duht gehabt. Der Paul
hot nämlich esse wolle, wann die
Laura hat schlose wolle, wann der
Paul gesse bot, un do hen se sich emol
dick un dünn die Wahrheit gesagt. Jch
hen sor e Weil ganz still zugehöri,
bitahs mer freut sich doch immer,
wann einol zwei, wo mer ennihau
tein Juhs for hat« zusamme seite;
awwer lang hen ich’s doch nit stende
tonne miiaus daß ich eingebottet heu.
Jch hen gesagt: »Ich will euch emol
ebbes sage; ich kann ofs Kohrs nit
sage, dass. der Paul unrecht is un auch
nit daß die Laura unrecht is, bekahs
Jhr habt alle beide recht. Jch sin
ietzt so weit, daß ich die Lein ziehe
un mit Schehkbaer spreche: bis dor
,l)in gehts un uit weiter. Jch hen
euch in meiner Gesiilligleits von die
Missus Wedesweilern eweg genomme
un hen euch e schönes Heim ebote;
awwer wie duht Jhr mich’s nie?
Ich will das gar nit ennsere un mache
blos e Kwetschenmarl un en Diisch;
das meint, Jhr könnt dann selbst
einol driwwer nachdenke. Jch sin sick
un teiert bon das Bißnesi. Ihr guckt
nit uss e schönes Heim, Jhr denlt
bloß, Jhr seid in e Bohrdinghaus, wo
Ihr e Latt Bohrd bezahlt un euch
um nicks annerschter zu liimmere
braucht. So ebbes gibt’s awwer «nit
bei mich. For den Riesen sag ich:
gett aut! Es is dorchin un dorchaus
tein böses Fiehling an mein Part, es
is simple en Kehs os gettaut.« Wisse
Se, wann ich mähd wet'n, dann eck
preß ich mich immer in die englische
Lengwitsch bitahs ich denle dann die
deitsche Sprach is zu gut, als daß
mer se in en rosse Weg juhse duht.
Awwer wenn ich auch englisch ge
fproche hen, die junge Leut hen mich
doch unnerstanne; sawwer wenn Se
denle, daß se jeßt gestart hätte zu
greine oddei zu brumme, do sm Se
mißtehlen. Der Paul hot gesagt, er
könnt mich das gar nit verdenle, wann
er an mein Plaß war, dann hätt er
es noch nit so lang ausgehaltr. Die
Laura sagt, sie wär froh, daß ich sie
den Trubel erspart hätt, ebbes zu
sage, bilahs se hätt schon längst die
Jntenschen gehabt, sich nach e anneres
Bohrdinghaus umzuguctr. Bei
Tschinlo, do sin ich awwer wiethig ge
worde! So mähd wann ich, daß ich
kein Wort hen eraus bringe könne.
Ich den se alleins aelosse un hen eins
von die Kids zu se geschickt un hen se
lage fosse, wann se heut noch mithse ,
könnte, wär ich sehr froh, wann se
rwtver inseit von e halwe Stund aus
Den Haus wär, dann wär ich fascht
Iu Doht getickelt. Der Bub hot das
auch alles bestellt un is toidder komme
in hot gesagt: Der Onkel hätt gesagt,
er wär froh, wann er aus dem Bag
Iraus enaus komme deht un wann die
Leut trehsig wäre, dann dehte se im
leovp anfange. Schiewiß, fell hot’5
rlower for mich gefettelt. Jch fin zu
den Philipp, was mei Hosband is,
gange un hen ihn alles verziiblt un
hen gesagt, do müßt ebbes gedahn
rver’n. Well, hot der Phil gesagt,
Das is e böses Ding, wann ich e Feit
mit hin ftarte, dann hen mer e
Fiunerell un müsse die Eckspenzes be
zahle. Wann ich ihn awwer nur e
paar Knoche verbreche, dann hen mer
die Eckspenzes for den Dackter un
irann ich in die Kohrt gehn un ver
tlage den Lump, dann müsse mer in
die erschte Lein pruhfe, daß dies hier
kein Bughaus is. un du weißt gut ge
nug wie schwer fo ebbes zu pruhfc is
un kann noch e anneres Ding, deni
nor emol dran was das for e Sum
ehschen wär, wann so ebbes in die
- ehpersch uffgefchritvwe deht wer’n,
inehbie mit dei Pietfcher too drunner
sage deht: Dies is die Lehdie, wo in
e Bughaus wohne duht. Der Phi
lipp hot noch e ganze Weil den Weg
getahkt un ich muß sage, ich hen ihn
recht gewtve müsse. Wenn ich ein
Ding behie, dann is es Nuhspehper
Nohtereitenschen. Jch sin dann auch
fiittisfeit gewese, daß mer das Ding
drappe wollte un das alte Pratoerb
meinde, wo sage duht: »Der Schmar
teste gibt ein.« Awwer ebbes hen ich
ooch noch gedahn. Jch sin in den
Seller, wo der alte Krißmeßtrie gelege
hot un hen alle Brehnlches abgerisse
un domit hen ich unfer Haus beklo
rehtet. Von unsere lebte Pahrtie hen
mer auch noch scheinies Länterns ge
habt un die hen ich auch aejuhst un
ioie die zwei Feget gemuhft sin, do
hot unser Haus von die Autseit ge
guckt, als wann mer das größte Fest
zellebrehte dehte. Jch hen awwer noch
ein Spaß gehabt un der hot mich per
tickeler nut fühle mache. Wie der Paul
un die Laura ans den Haus fort fin.
hen ich hinnig den Körten an mei
Frontruhm gestannc un hen ge
watscht un denke Se emol: fe sin reit
zu Wedesweilerlch gemuhftt Das ge
schieht die Wedesioeilern awwer recht.
Jetzt kann die sich mit vie Kanne bat
tere un ich lann cvidder emol oer
Bahs in mei eigenes Haus fein. Ich
toill nor emol sehn toie lang die’s
ftende duht. Jn Zukunft denl ich,
will ich e wenig mehr lehrfnll sein«
Mit beste Riegards
Yourå
Lizzie Hanfftenge!.
NR
Seht-in
Mutter (leise zum Schuster, wel
r ihrem 17jährii3en Sohne ein Paar
schuhe anmesfen soll): »Man-en Sie
sie nur hübsch eng,... er läuft mir
zuviel den Mädeln nacht«
Allerdings
Gast (in eine unordeniliche Gast
stube tretend): »Das ist hier aber ’ne
Wirthschasi!«
Wirth: »Das soll’s ja auch fein . .««
Entom terriblr.
Braut (zu ihrem Verlobten): »Du
kommst doch bestimmt morgen? Papa
sreut sich sehr darauf, Dich rennen zu
lernen!«
Das kleine Schwesterchen: »Ja, er
sagte schon ost: »Ich bin nur neugie
rig, wie der aus-schaut, der Dich mal
zur Frau nimmt!«
Nicht einst-unsern
»Sagen Sie mal, herr Professor,
es ist doch wirklich wahr-, daß die
Berheiraiheten länger leben, als die
Ledigen?«
»Nein, mein qnädiges Fräulein, es
kommt ihnen bloß länger vo:.«
Verrannrt
Festreoner: »Meine Herren! Ich
glaube, daß Sie alle gern in ein don
nerndes Hoch auf unsern verehrten
Derrn Bürgermeister einstimmen wer
oenl Rennen wir doch Alle seine gro
ßen Verdienste um unser Städtchen:
ihm von-ten wir, daß wir eine Eisen
bahn bekommen hohen, durch ihn sind
handel und Viehzucht in die Höhe ge
gangen und hauptsächlich seiner Um- ,
sicht und Thätigkeii danken wir, daß
Erziell die Zahl der Ochsen im letzten »
- ahrzehnt so unerwartet zugenommen
i.«
- » -- - »». . - - - - ------—
Auzüslish
MADE-M
qu
»Ach, wie reizend hre ·ungen Entchen sind, herr Bomolie-»
»Aber, Fräulein, s nd ja GansetlnL Das sollten S’ doch schon
www wo « to lang im Pensionat waren!«
— b
Prinz Carneoal.
Ein Märchen von H. M e n z e l.
Als die Erde noch ein ganz junges
Mägdlein war, tanzte sie fröhlich um
ihre liebe Mutter, die tluge Frau
Sonne, herum.
·An einem wunderschönen Tage
ging sie wieder im Weltall spazieren.
Frau Sonne hatte ihre hellste Strah
leuhanbe ausgesetzt und sandte ihr gü
tiastes Lächeln aus die junge Tochter.
Nicht immer lächelte sie so milde,
die gute Frau Sonne! Jhre Augen
konnten so heiß aus der kleinen Erde
gliihen, daß diese glaubte, ihr miisse
das Herz schmelzen vor den sengenden
Strahlen.
An jenem Tage aber war die Lust
so lau und der Himmel blaute so
herrlich, daß die junge Erde frohlockte
und dachte-: Heut muß noch etwas
ganz Besonderes geschehen!
Und richtig! Bei ihrem fröhlichen
Tgnz unr die Sonne, gerade als sie
um die Ecke biegen wollte, wo der
große Sonnen leck war, sah sie einen
Jüngling vor ich stehen.
Die Erde war bis zu diesem Tage
ein schlichtes, dunkles Mägdlein, olme
øchmuck und Kranz; oftmals hatte
sich die Sonne ihrer Armuth erbarmt
und ihr ein bißchen Licht und Glanz
geborgt.
Der Jüngling, der nun vor der
jungen Erde stand, war so reich wie
sie arm und so schön, ivie sie unschein
bar war. Goldene Locken flossen von
seinem Haupte. Die hat er alle von
der Mutter geschenkt bekommen!
dachte die junge Erde und faßte nach
ihrem schlichten braunen Scheitel.
Seine tiefdlauen Augen strahlten
sie an, heißer und doch beseligender,
als es Frau Sonne gethan. Grün
war sein Gewand, sein Athem Blu
menduftl Jetzt umschlang er sie und
sagte zu ihr:
»Meine liebe lleine Erde, Du sollst
die Meine sein, eine kurze, selige Zeit.
Ich bin der Frühling und Du bist
meine Braut!«
Sie aber, bezwungen von seiner
Stimme siißer Melodie, sanl an seine
Brust.
Da jubelte der erste Vogelsang
durch die Lüste!
Und als die Erde dem Frühling
ans Herz flog, ward ihr braunes.
dunkles Gewand in ein lichtgriines
Verwandelt, von derselben zarten,
leuchtenden Farbe, wie er es trug.
Hand in Hand gingen die Glückli
cheni Jeder Liebesdlict ließ neue
Blumen erbliihen, doch als sie sich zum
ersten Male küßten, begann die Nach
tigall zu singen. Am Tage haschten
sie sich wie die Kinder unter Blumen
und Schmetterlingen; aber in der sit
ßen Stille der Nacht umwob sie
Mondschein und das leise Rieseln der
Silberquellen wiegte sie in Schlum
mer.
So ging es drei selige Monde. Da,
ganz plötzlich, machte die kluge Frau
Sonne der Brautfchaft ein Ende
Solch ein Spinginsseld, der la
chend und in blühender Sorglosigteit
rnit ihrer Erde dahintanzte — Von
dem ernsten, stillen Zauber der Nächte
wußte ja die Frau Mutter nichts —
der war lein Tochtermann siir die
fleißige Frau Sonne.
Da war der lrafttge, arbeitstrotje
Sommer von anderer Art!
tlnd die Sonne sandte ihre Strah
len, die bis dahin nur Liede nnd
Uiite gebracht, so unbarmherziq ans
den armen Frühling, daß er well und
kraftlos seiner Braut ans Herz sank
und sie ihn-. die blauen Augen mit
le teni Kusse schließen mußte.
Nicht einmal Zeit zum Trauern um
den Geliebten ließ ihr die harte Mut-.
ter Sie streifte ihr die leucht-Indes
hiille ab, die ihr der Frühling ge- l
schenkt und kleidete sie in das herbe
Gewand der Arbeit.
Nun war es aus mit dem Bliihen
nnd Träumen. Arbeit und Ernte
füllten die Tage, kurz und heiß waren
die Nächte, die Quellen versiegten die
Nachtigall verstummte.
Jn Mühe und Hasten vergaß die
Erde ihre Jugend, den Geliebten smd
ihre Sehnsucht.
Dann starb auch der Sommer ganz
l-ld·ßlich, und als sein erniter, stiller
Bruder kam, der herbst, bettete sie ihr
schweres, müder-, beladenes Haupt in
seinen Schooß. Aber noch durfte sie
nicht ruhen. Es galt die Schätze zu
bergen, die des unermüdlichen Som
mers Fleiß geschaffen.
Der Herbst war ein treuer Berather
und Beschließer und als er mit dem
Nordoftsturm davonzog, war alles
unter Dach und Faeh und die arme
Erde konnte ruhen.
Als der alte gute Vater Winter in
der Erde Reich kam, schlief sie schon
den schweren traun-tosen Schlaf der
Uebermüdeten. Er umhüllte Thiiren
und eFenster mit seiner weichen, wei
«;en Decke und bettete die Erde in das
Federbett des Schnees.
Mutter Sonne hatte nur wenig
Zeit für ihr Kind; wie eine große
Weltdame gönnte sie ihm nur ein paar
kurze, flüchtige Blicke und überließ es
ganz seinem treuen alten Wsirter
Leise und sanft wiegte er das
itind der Sonne ein. Die Menschen
aber sollten nicht merken, wie miide
nnd brochen die Erde war, darum
lies- r Winter das Ehristtind rom
men rnit seinem strahlenden Tannen
raum. Da wurden die Menschen von
so himtnlischer Freude erfaßt, daß sie
fiir kurze Zeit der Erde vergaßen.
Aber auch ihr ließ das Christlind
eine Gabe in den Schooß fallen: einen
Traum
W
Kaum war Weihnachten vorüber
und der Tannenbaum erloschen, da
begann die Erde zu träumen Ein
leises tklingen drang in ihren Schlaf
—— sie öffnete die Arme weit — so
sana der Frühling einst! Da sah sie
auch schon den Geliebten nahen. Aber
nicht grün war sein Gewand wie im
Mai, sondern rosenroth, und statt des
Blumentranzes trug er goldenen
sFlitter. Denn, ach, der Arme! Kein
Sonnenschein lachte ihm, nur Kerzen
glanz. Darum war er auch so bleich
und schemenhast, und das Krähen des
Hahns verscheuchte ihn.
Und auch in seinen blauen Augen
stund neben srohlockender Lust ein Zug
von Traurigkeit, das Ahnen des bal
digen Trauerns in Sack und Asche.
»Geliebter, bist Du endlich wieder
ra?« jubelte die schlafende Erde leise,
,,ioerden wir wieder in Blumendust
und Sonnenschein spielen?«
»Noch nicht, Du Holde, die Sonne
zürnt mir noch; nur des Nachts bei
Kerzenglanz darf ich Dir nahen; ich
bin nur ein Traum von Frühling nnd
Blühen Während Du schlässt unter
Eis und Schnee, neige ich mich Tiber
Dein Lager und bringe Dir das
lBild des Todtgeglaubten. Noch darf
ich nicht aus meiner Verbannung in
Deine Arme zurückkehren, noch strahlt
mir der Sonne Lächeln nicht warm
aenug. Aber in der- langen Winter
nächten kürze ich Deinen Schlummer.
Noch kann ich Dir keine Blumen brin
ane als Brautgeschent, nur goldenen
IFlitter streue ich über Dein Haupt.
lTas Lied der Nachtigall ist noch ver
i stnmmt, aber meine Geigen singen in
schluchzender Lust das Lied vom ver
rannten Frühling und die Menschen
jauchzen und tanzen unter meinem
Szepter durch die Nächte!«
« Näher und näher kam jubelndes
Felingem Ein langer Zug von Män
nern und Frauen in lustigen, bunten
Gewändern, Narren mit Schellentap
pen, andere mit Masken vor dem
Antlitz. Der Glanz von tausend Ker
:,een strahlte, in sehnsiichtiger Lust
jauchzten Walzertliinge. Ganz zuletzt
erbleichte der Glanz der Kerzen, die
Tanzweisen verstummten —— sinstere
Gestalten in grauem Biißergewande
schlossen den Zug.
»Lebe wohl, liebe Erde, ich muß
fliichten, die Sonne kommt. Wenn
sanftere Lüfte dir den Schlummer
von den Augen scheuchen, dann bin ich
in Wirklichkeit, in Tag und Helle wie
acr Dein Geliebter.«
Immer leiser sangen die Geigen,
»die Farben und Lichter verdämmeri
ten —— aanz zuletzt schwand in einem
resenrothen Wöltchen der Erinnerung
der schimmernde Frühlingstrauim —
Prinz FiarnevaL
Tief in der Erde begann sichs zu
reaen, es teimte ans Licht, was so
lange geruht, dem Leben, dem Gelieb
ten entaegenl
Und als der Sieger Frühlings kam,
»maienjung nnd maiengriin. begrub
man unter Walzerllisingen Prinz Kar
:iedal!
HO
Dte Gesetzgebung auf Sache-um
Am 25. Oktober haben die russische
und die japanische Kommission für die
Feststellung der Grenze auf Sachalin
die Jnsel verlassen, um sich neu zu ver
proviantiren und dann noch in diesem
Herbst einige geographische Ausnahmen
und astronomiscke Bestimmungen aus
zuführen. Jm allgemeinen sind in die
sem Jahr die Arbeiten soweit gediehen,
daß man für das nächste Jahr ihren
Abschluß erwarten darf. Aus dem
50 Breitengrad zieht sich dann über
die Jnsel ein 70 Fuß breiter Weg. Die
Art der Zusammensetzung der Kom
missionen zeigte, dafz den Japanern die
Aufnahme derartiger riesiger Gelände
schichten ein ungewohntes Ding war,
während die Russen diese Arbeit kann
ten. Die japanische Kommission un
ter Oberst Oschima, der von einem
mehriiihrigen Dienst in der preußischen
Artillerie sehr gut Deutsch spricht, um
saßie fünf Mitglieder, die mit der
eigentlichen Grenzbestimmung gar
nichts zu thun hatten. Diese fiel dem
technischen Theil der Kommission zu,
drei Astronomen bezw. Geodäten,
einem Topographen und 18 Gehülfen,
sowie 16 Unterossizieren von der Land
vermessungsabthseilung Die Russen
hatten unter Führung des Oberstleut
nants vom Generalstab Wostreszemsti
einen Geodäten und drei Topographen
entsandt, die jeder selbständig an ein
zelnen Theilen arbeiteten Außerdem
war eine ganze wissenschaftliche Mis
sion aus Japan getornmes, an der
Spitze der Professor Schiga aus Totio.
Bertreten waren die Botanit und Geo
logie nnd ferner die Mineralogie durch
Professor Jinrbo von der Universität in
Totio, der in Deutschland sturirt hat.
Ein Meteorologe brachte eine vollstän
dig ausgerüstete Station erster Klasse
mit sich. Eine ganze Reihe von Dol
metscbern unter dem Professor der ruf
sischen Sprache in Totio Higuthis dien
ten zur Verständigung mit den Russen,
die nur zwei Dolmetscher befassen, von
denen nur Herr Kobelow des Japani
schen in Wort und Schrift mächtig
war. Für die Arbeiten im Wald wa
ren von den Japanern 380 Reservisten
angeworben worden, die Russen verfüg
ten über die 200 Mann starke erste
Kompagnie des 2. Sachaliner Batail
lons. Da die Jnsel auf dem 50.
Breitengrad fast unbewohnt ist, konnte
die Grenzlinie ungehindert geradeaus
gezogen werden, über vier astronomische
Punkte, je einen an ber Ost- und West
tüste und zwei im Jnnernz alle Skor.
—
wurden Grenzsäulen aus Stein ausge
mauert, die an der Nordseite den russi
schen Adler, aus der Südseite die japa
nische Sonne tragen. Bei den Arbei
ten zeigte sich physische Ueberlegenheit
der russischen Soldaten über die Japa
ner, sie schlugen 45km. Wald und rich
teten auf 32 den Weg her, während die
Japaner nur 18lcm. Durchschlag und
Weg fertigbrachten. Sie litten auch
sehr durch das ungewohnte Klima und
das Biwakiren, es kamen viele Fälle
von Beri-Beri und Darmtatarrh vor.
Jhre zahlreichen Aerzte waren stark be
schäftigt, während der einzige russische
kaum etwas zu thun fand. Während
der ganzenReit herrscht-e zwischen bei
den Parteien herzliches Einvernehmen,
die Rassen halfen den Japanern, wo
sie konnten, besonders auch bei der Be
förderung ihres Gepäcks und Pro
viants, das sonst von Trägern weit
hätte sortgefchleppt werden müssen. Es
fehlte auch nicht an amtlichen Festlich
keiien zu Ehren der Japaner, bei denen
ein Anstausch sehr freundschaftlich ge
haltener Reden erfolgte.
Deuische und italienische Konnt
sten in Chtle.
Ueber die Entwicklung der deutschen
und der italienischen Kolonien in Chile
bringt die Deutsche Zeitung in Valdi
via einen interessanten Aufsatz. Der
selbe schildert die unermüdliche Arbeit,
mit der seit länger als einem Men
schenalter der deutsche Kolonist in
Südchile den Ackerboden schrittweise
dem Urwald abgewonnen und aus ihm
blühende Bauernkolonien geschaffen
hat. Von allen Nationen, die damals
die chilenische Regierung ins Land zog,
sind allein die Deutschen und einige
Holländer dem Ackerbau treu geblieben,
während Jtaliener, Spanier, Franzo
sen und Engländer sehr bald in die
Städte zogen, da sie nicht die Kraft
und die zähe Ausdauer des ,,dicktövfi
gen« Deutschen besaßen, die zur Ur
barmachung des Urwaldes gehört.
Jetzt, wo ein Menschenalter hindurch
derDeutsche diese gräbste Arbeit gethan
hat, beginnt erneut im großen Umfang
die Zuneigung der anderen Nationen,
insbesondere der Jtaliener, die sich in
das vom Deutschen gemachte Bett le
gen. Während die Jtaliener noch vor
zwanzig Jahren nur in verschwinden
der Zahl in den kleineren Städten
Nordchiles vertreten waren und im
Süden überhaupt nicht vorlamen, ist
heute das italienische Element über das
ganze Land bis in den äußersten Sü
den itark verbreitet und zu bedeutenden
stolonien angewachsen, überall,in Val
paraiso, Jquique, Santiego, besitzen
sie bedeutende Engrosgeschäfte. Wie
schon seit längerer Zeit in Argentinien,
so organisirt sich auch in Chile das
Jtalienerthum zielbewußt und bewun
derungswürdig. Vom Norden bis zum
Süden wirkt die ganze italienische Ko
lonie gemeinsam mit ihrem Gesandten
und ihren Konsuln, ihrer Presse und
Kaufmannschaft für das italienische
Volksthum Es werden von ihnen selbst
weitere italienische Kolonien begründet,
aber die Leitung derselben liegt nicht
wie bei den Deutschen in den Händen
von chilenischen, sondern von italieni
schen Regierungstommissaren Die ita
lienische Regierung unterstützt dieses
Vorwärtsstreben dethalienerthurns in
Chile zielbewußt, indem sie in kurzen
Zeiträumen ein oder zwei größere
Kriegsschiffe nach Chile sendet, wäh
rend die Deutschen in langen Zwischen
räumen einmal durch den Be uch eines
kleinen Kreuzers erfreut werden. Auch
für den Nachschub wird auf italieni
scher Seite großzügig gesorgt. So hat
sich erst jetzt wieder mit Unterstützung
—
—
der Regierung eine italienische Gesell
schast mit einem Kapital von für
Millionen Mark lonstituirt, um Pro
paganda für die italienische Einwand(
rung nach Chile zu machen. Demgi
genüber sind die in Südchile ohne di
geringste Unterstützung vom Heimath
land entstandenen blühenden deutsche
Ackerbaulolonien in ihren Bestrebun
gen, sich·ein deutsches Hinterland duri
weitere deutsche Kolonien zu schasset
nicht nur bei der deutschen Kaufmann
schast Nordchiles, sondern auch bei de
deutschen Regierung mit ihrem Ge
sandten und Konsul ohne jede Unter
stützung geblieben.
Der Aussatz wirst letzteren vor, da
sie dem Ringen der deutschen Koloni
sten um ihrVoltsthum schon seit einen
MenschLUClter ,,völlig verständnißlo
gegenüber gestanden haben.« Nur der
letzten deutschen Gesandten wird hieri
ein besseres Zeugniß ausgestellt. De
Aussatz beschwert sich weiter darübe1
daß erst letzthin das Berliner Polizei
ivräsidium aus Grund von verlogene
Berichten einzelner arbeitsscheuerDeut
schen vor der Auswanderung nat
Chile gewarnt habe, und mißt di
zSchuld hierfür vor allem den deutsche
Konsuln zu, denen er Bequemlichkei
und Interesselosigkeit vorwirst. E
fordert deshalb vor allem den Ersa
der im Süden amtirenden Wahlkon
suln, die als arbeitüberhüuste Ge
schästsleute sich um diese politische
Fragen von genereller Bedeutung nich
kümmern können, durch einen tüchtige
verständnißvollen Berufs-konsul, de
liein Bureaukrat ist.
Jener Dr. Hillis, der erklärte, da
wir mehr Dichter brauchen, mag ei«
wohlmeinender Herr sein, dennoch sieh
es aus, als ob er nur darauf ausgeht
die Papierkorbindustrie zu fördern .
Il- sk sit
Andre Kräfte, andre Gedanken —
Frag die Gesunden, frag die Kran
ten.
sc It sit
General Funston beklagt, daß Mau
rer und Mörtelträger mehr verdiene
als Armee - Offiziere. Trotzdem wiir
den die Offiziete wohl nur bezüglie
des Verdienstes-, nicht aber bezüglie
der Beschäftigung tauschen wollen.
st- -l· sk
Wenn einer viel ungereimtes Zeu
redet, ist’s sonderbarerweise meist ei
— Dichter.
-k sc si
Zerbricht die Frau den Topf, bedet
tets Glück; zerbricht ihn die Dieneri
—— gibt es Lärm.
It- dlc Jl
,,Wir werden täglich um zehn Mi
lionen reicher,« sagt ein englischi
Blatt. »Wir« ist gut!
si- -i- sic
Schneeftürmc in Dakota, blühenkl
Pfirfichbäume im Süden. »Wer vi,
les bringt,«wird jedem etwas brit
gen«, scheint der Wettermann zu detf
ken. T
II- Ilt III —(
»Ist es wahr, daß die Guten jun
sterben?«—— »Ich denke, ja·« —- »Wa»
uni?« —— ,,Wahrscheinlich verhunges
sie.« s
Il- sk si
Egoismus ist die Triebfeder VI
Welt, sogar in unseren Kindern lieb
wir unser besseres Selbst. «
si- st
,,Aus welchem Grunde behaup(
Sie, daß Jhr Klient wahnsinnig sei
—,,Hat er nicht mich als Anwalt C
gagiert?«— Das verblüffte sogar k;
Staatsanwalt und der Anwalt hats
seinen Punkt gewonnen. -Z
Jm Bild geblieben.
Mnstit«. .n..---M1«l.«-A ,
Junger, verlebter Mann (sich wärmend): »Wenn ich wieder a
Welt komme, werde ich ein Dfen.«·
Dame: »Dann müssen Sie aber mehr Feuer haben.«