Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 15, 1907, Sweiter Theil., Image 5

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t
snien Kinderzur Fastnacht benan,
W
heimath.
EIN-stellt Rein ort vor allen,
Das— hat dfu i chitnsten Klang
Ta- tönt so siiß und traulich,
Das llingt wie ein Gesang
Ob fern im hohen Norden,
Ot- in der Tropen Pracht,
Dies Wort verlliirt die Wüste
Mit seiner Zaubermacht. —
Durcheilst du alle Fernen,
Oemmst plötzlich doch den Fuß,
Wenn man in’s Ohr Dir flüstert
Dies Wart als liebsten Gruß.
tlnts sind verwellt die Wangen,
Wird schleichend schon dein Laus,
Dies Wort — du schlägst die Augen
Jn altem Glanze auf.
Will es dann Abend werden
itnd winkt dir ew’ge Ruh§
So ist dein letzter Seufzer:
»O Heiinatlz, deck mich zut«
bisitenssritzchä
LEine Fastnachts - Erinnerung von
C a rl B u sse.
Du darfst nicht böse sein, Tante
Frißchen. Du darfst nicht, wie Du
es so oft thust, wenn Undant Dir
lohnt, mit der Hand an Dein Herz
greifen, ohne ein Wort zu sagen. Ich
weiß ja, daß es mit Deinem Herzen
nicht richtig ist. Jch hab' ja selbst ge
sehen, wie es brach —-— mitten durch,
in zwei Stücke. s
Davon will ich erzählen. Ganz leise
nnd heimlich, daß es Dir nicht weh
t!:ut, wenn Du vie Worte hier liest.
Vielleicht niclsi Du sogar und lächelst
s mit Deinem verspäteten Lächeln,
mit dem Lächeln der Nachmittags
sonne, und fragst Dich: Wobei nat
der Jung’ das?
Gestern stieg es wie ein Traumbild
mir auf in schlafloser Nacht. Kam
est-, weil die Fastnacht sich wieder ein-—
inal jänrteZ
---- Eine lleine Stadt mit niedrigen
Häuserw eins behaglich ans andere
gedrückt. Aus den Schornsteinen
windet sich früh unb spät der Rauch,
als wiirde immer nur gekocht und ge
lsraten. iteberall eine satte behiidige
Bürgerlichtein
An rem Fastnachisdienstag von
drin ich erzählen will, war es llareg
Wetter und tiihi.
Schon tagelang vorher hatten wir
Spießc geschwind möglichst große,
aus weißem Holz. Vorn hatten sie
eine feine Spitze, unten eine Quer
leiste. Waren sie argliittet und mit
Enkel eingerieben -— um to bessert
Mit solchen Spiefzen liefen die ar
gittgen in die Häuten sangen ein
Ver-klein und betamen Pfannluchen
und Bretzelw Wurstzipfet und Speci.
Aepfel und Brotschnitten auf die
szieße gesteckt. Eine seine Sitte —
ob sie noch heut in meiner Heimath
still?
Natürlich war es unser Herzens
wunsch, gleichfalls mit einem Spiefz
schnorren zu geben. Und weil das
euch nicht recht anging, empörten wir
uns bitter gegen den lieben Herr-zott,
daf- er uns -—« nämlich mich und mei
nen jüngeren Bruder --— niau als
Tagelöhnerbuben erschaffen hatte.
Die nämlich durften das.
Aber es fand sich ein Ausweg Wir
betamen unseren Spieß, tonnten bei
Vater, Mutter, Dienstmädchen betteln
nud singen, und mit, als dem älteren,
word erlaubt, bei einer befreundeten
Familie yorzusprechem
Jch seh mich noch durch die Straße
ziehen. Den einen Spieß tracnphaft
in der hand, einen Reservespieß fiir
alle Fälle unterm Arm, so unendlich
viel Kindergtiick und Erwartung in
ten Augen.
Tisch ftieselte uniseliimmert auf ein
graues Haus zu. Dort wohnte Die
pensionirte Frau Kreisrichter Mat
thiii « schwarzes Häubchen, graue
Wirtelzöpfchem blonde Augen.
Fritz-lieu war ihre Tochter. Laßt
mich mal nachsinnen; — ja, sie mag
wohl 24 Jahre gewesen sein. Freund
lich, still, immer zur Hand, wo es zu
helfen gab, etwas zu weich und zu
enipftndsani.
Wir Knaben liebten Ftißchm sehr,
weil sie immer Zeit hatte, sich viel mit
uns abgab und niemals schalt
tiln jenem Fastnachtsdienstag also
tam ich in den Flur des grauen Hau
se-«. Ein paar Stufen führten zur
Stiiche herab, rechts lag die »gute
Etub:«, die damals nicht set-ten
durfte.
ein--- «.....-) ku-»:-..- ers-t. ...-.-k.t
Ost-I tyus I-« ist«-statt use-, r-« .
Cingenk sind energifch leate icks ing:
!01iaus,IJkaus,Li-iiang,
Fastnacht ist ini Haus!
- Schimm, Speck nnd Kuchen
Will mein Spieß sich suchen,
Lachen« Speck nnd Schinien«
Gebt uns was zn trinken!
Schiniem Kuchen. Speck,
Läqu die Fastnacht weg!
Da kam es auch schon aug- der
suche.
»Den ganzen Morgen gröbli eine-n
das die Ohren voll«, schalt die Frau
iereiörichier
Viel zu schnell fiir meine Fcfmisns
innng war mir dann ein Pfannluchen
ein Apf--l, ein Brei-ei über den Sisieß
gesiiilpi.
Dann hieß es: »Vorwärts, mein
zuna. Männer gehören nicht in die
Licht Viel zu thun, viel zu thun!
Grüß Deine lieben Eltern. So —
und nun komm!« Hopp, ging’s die
Stufe·hvch
Insel-en Feip—chen! Neuer
Yxörasääw
StaMHQUgrr Und THErolILI
Jahtgsmlg 27
Grund Jslm Rehr.,1 ). webt-Irr 1907 (Zweiter TheiU
No. 25.·
Besuch -»— Bettelbesuch!« Dabei schob
sie mich in die gute Stube.
Ein sreunoschastlicher Pusf in den
Rücken: »Sing’, Jung’!!« ein Thür
tlappen — fort war sie.
Jch aber stand in der guten Stube
«- ich sah Tante Fritzchen —- ich sah
einen fremden Mann . . . .
»Man-H, Maus, Maus,
Fastnacht ist im Haus.
Schinlen, Speck — -— —-«
Weiter kam ich nicht. Jch hört-:
plötzlich auf und war sehr unglück
lich. Denn ich fühlte dumpf- daß die
Großen nicht bei der Sache waren.
Das war Schmerz und Groll zu
gleich.
War es je passirt, daß Tante Fritz
chen mich nicht gleich in die Höhe zie
tzoben und gelüßt k;iitte?!
Und heut that sie es nicht. Heut
hatte sie ein rothes Gesicht, beut —
Da war niemand anders schuld,
als ber stemde Mann.
Richard, hatte ihn Frau Elltattlsiii
genannt. Silbe-,- Vater nnd Mutter
hatten von ihm gesprochen Er war
auch an: Gericht, aber er hatte noch
niemals meine Bekanntschaft qesuchi.
,.«.lianu, so schüchtern mit einmaM
sagte Fritzchen und nahm mich setzt
doch in die Höhe.
lfs war nicht das Rechte. Sie
spiirte, daß ich fortkommen wollte
»Ein-i dem Onkel die Hand,
Jetiig’,'« mahnte sie, noch immer ver
legen, -— ,,ionst kriegst Du nichts aus
den St-ieß.«
Ich aber war tückisch und legte Die
Hand aus den Rücken.
»Hol)o, Itleinchen«, sprach da der
fremde Mann. »Du scheinst ja iebr
exteraiscb zu sein. Betomme ich die
Hund nicht?«
»Nein.« Und auf jede Gefahr hin
legte ich hinzu: »Du bist nicht am ac
aen Tante Fritzchert.«
Hals-b gerathen«, sagte et, s— »ich
hab' Tante Fritzchen gerade sehr
liebl«
Jch traut-: dem Frieden nicht recht
und blickte mich nach ihr um. Sie
hatte mir jedoch den Rücken gedreht,
sie ftand deini Spind und nahm ge
rade ein großes Tablett heraus-.
Das waren die Weihnachtsfaxixen
hierah! Und im Nu war ich von
dem fremden Manne abgerückt und
hatte mich an ihr Kleid gehangen
»Gleich, aleich,'« wehrte sie und fah
mich an. Sie lächelte, aber ich ließ
ganz verblüfft los:
»Du meinst ja, Tante Fritzchen.«
,,O«, sagte der Fremde und tam
auch rasch näher. Sie jedoch liictiette
nur immer nicht«
»Bist mein dummer Juna’ sieh
riet-er mal hierher!«
Da waren, noch vom Ehriftfest,
Tuiarzipanbrrtzeln und .-3uckertringel
und Bfeffertucheninänner, und da
waren Zurtertdrbchen mit zierlickem
Henkel, Schornsteinfeger aus Chr-to
lade, Herzen mit Sprüchen darauf —
tur3, all die Herrlichteit, die in
Hause schon all entschwunden war.
Wer sollt’ das hier, wo die tleinen
tlinder fehlten. auch alles aufessen?
Ich vergaß Groll und Schmer; »s
ich jubelte nur glückselig auf :.nd
hielt den Spieß hin.
Mit einem Male tam wieder der
Fremde störend in meine Freude
Von dem Tablett nahm er ein aros
Les Ruchenherz.
Er griff noch einmal in die
Schätze und faßte snit den Fingern
einen Zuckertorb.
Beides legte er auf den Tisch.
»Ist Fastnacht nur fiir die Kinder?
Werden Große nicht auch beschenkt,
Fräulein Fritzchen?« sagte er.
Dabei seh-b er mich zur Seite:
»Sieh Dir nur alles gut an und ver
«;el-r’, mag Dir schmeckt. Dafür
tiorgst Du mir den Spieß.«
Ilnd wieder ohne zu fragen, antret
iicte er meinen noch leeren Reserve
Weh
Er hielt ihn Fritzchen hin.
»Man-, Maus, Mau5«,....sang
er leise, als wollte er mir nachahnien.
»Da liegt beides....wa5 wollen
Sie mir aeten ?«
Tante Fritichen schüttelte mit dem
Kopf, warf einen Blick auf mich nnd
trci an den Tisch; Sie wog beides,
das große Pfefferluchenherz nnd den
Zuckerkorb, in den Händen.
»Der Onlel kann ja alles- beides
lrieaen", rief ich. »Er hat«-s ja so
irieio weggenominert!« "
»Warst Du tootil!« drohte Tante
Fritzchen, aber dann zuckte es um ihre
Lippen.
» »Er hat’g....ja fowieso trenne
T nonsmen«, sprach ich leise.
» Und rnit zitternden Däan nahm
sie das Herz und wollt’ es auf meinen
schönen Spieß stecken. .
,«Fritzchen«, sagte der Fremde leise·
Es war, als wollte er sich an ihr
ttleid hängen, wie ich.
Aber sie trat etwas zurück, altj
izeuvkpth. und mit preirichkm Em
schlnfse drückte sie das Herz in den
Spieß hinein.
,,Ach«, rief ich ini nächsten Mo
ment. Zum ersten Male fal) ich, wie
sie sich mit der Hand ans Herz griff.
Denn das Psefferkuchenherz lsatte
wohl schon zu lange gelegen, es ioat
tznrt und brnchig geworden —-— es
brach, ais sie es aus den Spieß schie
ben wollte, inz wei Stücke.
Rechts nnd links fiel ein Stück des
Herzens auf die Erde.
Ilno Tante Fritzchen war todiem
mich.
Warum sie sich des einen Kuchens
wegen so hat! dachte ich bei mir. Auf
Dem Tal-lett sind doch noch mehr Her
.-,en.
Das gleiche dachte wohl auch Ri
chard -—- der Fremde, denn er lachte,
two die beiden Stücke auf, warf sie anf
Den Tisch nnd sagte: »Sie sind roch
nicht abetgläubisch—«« Und leise-, ganz
sonderbar: »Ich danke Dir . . . Ziff-es
...Fritzchen!«. ..
Dabei hatte er ihre Hand gefaßt.
So ganz still laa ihre Hand da, als
miifkte fte so liegen und tmißte doch
daf nnr Banner-sen ihrer warten.
selber das hab ich wohl als Kind
nicht qedacht. Da dacht’ ich nur, wa
rmn spricht der Onkel so leise und seit
wann sagt er zu Fritzchen Du?
Langfam entzog sie ihm Die Hand.
»Ja . . . manchmal bin ich abergliin
Web . .. Und es wird ganz gen-iß so
t;.«mneis. istichard...ganz, ganz ge:
tr-is),!«
stomische Leute, die Erwachsenen!
Warum sprach Tante Fritzchen init
einem Male anders, als sonst? War
sie so miire? lind es war doch erst
tsiormittaa
,«L»tet), mein Jung« , sagte sie. Und
tlotzlich fina sie an zu weinen nnd
liifite mich. Küßte mich immeer bis
ich in schreien ansinn.
»Es war nicht, weil sie mir web-Jes
ttian halte, roch ich hatte eine Tode-»s
angst: Der Psanntuchen war frisch
und weich, Erste leicht tonnt’ er Scha
den leiden!
Ueberhaupt ich qing bitter unzu
srieden nach Hause, trotzdem mein
Spieß mit guten Sachen ubersiillt
war-. Was die Leute alle-« batteni
Man tonnte gar nicht tlug daraus
ioeroent — —
Erst viel später ward ich aug- nun
dxeni tlua. »Das arme Fritzch3n!«
saate die Mutter. »Von diesem Stre
bec hab-: ich nicht-Z anderes erwartet«,
antwortete der Vater achselznckend.
Aber er war ein harter Mann itnd
ictxte hinzu: »Man stirbt heutzutage
isicht an aebrochenein Heezen!«
Da hab« ich genidt. Jch hatte pas
Herz von Tante Fritzchen brechen se
iicn...eg brach in zwei Stum»
Seitdem sind viele Jahre vergan
gen, viele Male hat sich die Fastnacht
erfährt Aus der Tante Fritichen
ward ein Vititensritzchen Durch die
Straßen der Stadt tripelt· das ält
liche Damchen und machtctiafseevæ
sucht-. Heut bei Anitsrichters, mor
gen bei der Frau Landrath, übermor
aea bei «!1pcttyeters. Sie trägt.Wictel
jotsschen wie ihre Mutter selig.
Sie giebt mit vollen Händen; sie
giebt niedr, als sie verantworten kann
,.Dein Visitensritzchen«, sagte die
Frau Apotheler, ,,schmeclt der Kassee
erst, wenn man ihn mit ein wenig Ar
menunterstiitzuna versüßt hat!«
Die Frau, lierer Leser, hat recht.
Alter« oft wird Tante Fritzchen
schlecht lselotmt Und tritt wieder eine
nose Erfahrung an sie heran, dann
faßt sie nach dem Herzen...wie das
inals, al das Zuckerherz brach.
Doch Wißt nicht ab vorn Wohl-:
thun. Ach. sie steckt ihr autes weiches
Herz noch heute aus alle Spießet Und
so viele thun ihr weht
Dein »Jnng« , Tante Fritzclkem
:n·c·-cht’ es nicht
Ein in Wesens-minnt achtet-denke
Bums
Die Bibliothet eines elsäffiselten
Viicherfrcundeg Namens Guntzberner»
beten Flatalon 1871 die Pariser Buch
lnndlnnxr Bachelins-Deflorenne ver
sandte, enthielt allerhand interessante
nnd seltene Drncktverte. Eines der
nterttvürdiasten Bücher darunter war
du«-; dessen Titel »Es-Institution de la
retiubliane franeaife« lautete, und das
nach Annaben des Knialch in
Ilienfchenltant gebunden war. Die
lkiichttyeic diesegEinbandeg wurde durch
eine den-. Buche beigetlebte offizielle
Jlote aug dein Jahre 1793 bestätigt
nnd got-, wie es im Kataloge hieß,
einen unbestrittenen Beweis für Die
Exzesse nns der Zeit der ersten franzö
sischen '.tievoltt!iott. Arn 5. Februar
,ts'72 und an den nächstfolgenden Ta
gen ist die Gunhbergersche Bücherei
durch die genannte Buchhandlung
ver-steigert worden. Wer mag wohl
das in Menschenhant gebundene Buch
erstanden haben, und wo mag es sich
jetzt befinden?
W
Das letzte Mittel.
» Der Re iftrator Biedermann war
ein ausgesprochener Feind des Rau
chens, und diese Abneigung war zu
gleich der einzigePunkt, in welchem der
Regiftrator mit feiner Schwiegermut
ter übereinstimme. Wenn cr oie be
nachbarten Bureaus, in welchen flott
geraucht wurde, betreten mußte, dann
pflegte er sofort zu hüfieln und
manchmal sogar mit den Armen wie
mit Windmühlenflügeln in der Luft
zu drehen, als ob ihm der Athein aus
zugehen drohe.
»»·Ein-e-:7 Tages hatte sich ini Bureau
des Regiftrators etwas Unerhörtes
eretgnet. Der Amtsdiener des Mini
sterialratheg war in Biedermanne
Zinimer gekommen, um einige erle
digte Akten abzuliefern, als sich ihm
ein furchtbarer Anblick bot. Der Re
gistrator faß, wie gewöhnlich, über ein
Attenbiindet veriiefi, beim Schreib
tifch und-tauchte eine dicke Cigarre.
Zwar schnitt er dabei befiändige Gri
massen, aber — er tauchte. Jm Nu
wußten es sämmtliche Kollegen, und
wie eiir Lauffeuer ging die Nachricht
von Tisch zu Tisch: Der Regiftrator
Biedermann raucht. Sogar der Mi
iiiftirialrath, der von des Registrators
ALineigung gegen das Nauchen Kennt
niß hatte, konnte sich nicht den Spaß
versagen, dieses Ereigniß anzustau
nen. »
,Mei«i lieber Herr Biedermann«,
sagte er gutlaunt, »ich war immer
cer.Meinung, Sie könnten das Rau
chen nicht vertragen?«
Biedermann wurde verlegen iend
schaut-: nach der Thüre, ais ob er dort
Laiescher befürchte, dann aber sagt-ers
,.Nezn, ich vertrage es nicht, aber ich
uni, das Rauchen erlernen, denn es
iit das letzte Mittel. Meine Schwie
germutter, die bei uns wohnt, kann
ebenso wie ich den Tabakranch nicht
vertragen; gelingt ers mir nun. usich
im Bureau so weit zu iiben, daß ich
daheim eine Zeit lang ohne allzu
geer Beschwerden einige Eigarren
tauchen kann, dann zieht die Schwie
germutter ane, das weiß ich be
iiinetnth «
»Alle Hochachtung mein lieber Herr
2jtegistr.2tor, nun verstehe ich«, erwi:
derte der Ajtinifterialratn
Bal: darauf tauchte Biedermann
scixon auf der Straße und eines Ta:
ges hatte er Fu Haufe, allerdings rin
ter ftartein Herztlnpfem nach Tisch
eine Cigarre hervorgeholi und sie 3ur
größten Bestiirzung der Schwieger
mutter in Brand gesetzt, worauf er
die Zeitung ergriff und ini Amt-san
zeiger die Avanceinentg zu ftudiren
leg-inn.
»O VAUTUT llllk chlllgc l«:-c’lllllL1’-’Il.
dann hatte tich die Sclnvieaermama
out ihrem Entsetzen so weit erholt,
nas: sie sich mit scharfer Stimmer ders
aistige Eigenmächtigteiten und Rück
iiktstslosigteiten ganz energisch oerbat
unr- dem Frevler bereutete, sich mit
eeiti Corpus Delieti in die Vorhalle zu
Les-elim, um die Lust im Zimmer nicht
»s.u verpesten Doch der Reaistrator
tl«at, als hörte er nicht, nnd qualmte
weiter-, dann aber erkundigte er sich
akute naiv nach der Ursache der Er
rettung Aber es tras ihn nur ein ver
achtend-er Blick, dann noch eine Gebär
de, welche einen Zweifel ob seiner Zu
urlznungssälnateit ausdrücken sollte,
und die Siiiwiegermaina war hinaus
aerauscht. An jenem Tage aab es
Tltränen aus der ganzen Linie, Theti
neu des Reaistratorg durch den beißen
den Rauch seiner Ciaarre, Zorneetyrä:
net-« der Schwiegermama und ehrliche
Ilzriinen der Frau Registrator, welche
iltrer Mutter vorstellte, daß eine einzi
ae lkiaarre denn doch kein Anlaß sei,
um eine derartige Szene zu machen.
Vllszs aber nach dem Abendessen aber
mais eine Zigarre, die uberdies nicht
ron bester Qualität war, zum Vor-—
fchein lam, verlies- die tiefgetränlte
·E.ct1:oieaermama das Zimmer mitdzm
Bedeutem das; unter diesen Umständen
an ein gemeinschaftliches Wohaen
nicht mehr zu denken sei.
Flaum hatte aker die erzürnte Frau
das Zimmer verlassen, als der Regi
strator die Zigarre mit einem Freu
denjchrei in den Ofen wars. Seine
List war gealüax. Denn »an ein ge
n:einschastliche5 Wonnen ist nicht mehr
zu denken,« so hatte die Schwieger
mutter gesagt, dabei mußte eg blei
len.
Doch in dem Bestreben, die kriege-«
Tische Stimmung durch reichlichen
Zigarrenkonsnm noch künstlich zu
schrieen, war es dem Registrator nicht
gelungen, zu verhindern, daß die Ge
träntte Zeugin einer Szene wurde,
wie sie ost Knaben nach den ersten
Rauchversuchen hinter der Scheune zu
passiren pflegt. Es war recht peinlich,
aber nicht mehr zu ändern. Trotzdem
Biedermann dieUrsache dieser Symp
tome einer Migräne zuschrieb, ließ M
die Schwiegermutter diesmal nicht
täuschen; nun wußte sie, daß ihr«
Schwiegerfohn das Rauchen nicht ver
trage. «
Und der einfältige Registrator, der
sich einbildete, daß seine List gelungen
sei, wußte nicht, zu welch teuflischen
Mitteln eine in ibren zartesten Em
pfindungen gekräntte Frau zu greifen
vermag Bald genug sollte der.Be
dauernswerthe die unerwarteten
Friichte seines nach seiner Ansicht
schlau angelegten Planes reisen sehen.
Bereits seit einigen Tagen konsta
tirte Biedermann, als er Mittags nach
Hause gekommen war, daß die Woh
nung so schlecht geliiftet und der Zi
garrenrauch noch vom Abend zuvor zu
spiiren sei; doch seine Frau versicherte,
daß immer gut gelüstet werde, gestand »
aber, aueh den Rauch zu spüren. Hätte
der Registrator in diesem Augenblick
beobachtet, wie seine Schwiegermutter
sc1";1nnnzelte, dann hätte er vielleicht
schon eine Ahnung jenes furchtbaren
Dramas gehabt, welches sich am
Sonntag abspielen sollte. Denn wenn
Schwiegermutter schmunzeln, sollte
das einem vorsichtigen Manne zu den
ken geben.
Am Sonntag stand Biedermann-s
Leibgeticht Hasenbraien — auf
dem Tisch und der Registrator hatte
die Absicht, um sich durch die Zigarre
diesen Genuß nicht nachträglich zu
Verderben, Kobsschmerzen vorzu
schiitzen Doch sollte dieser Plan zu
Schanden werden, denn nach Tisch-,
als er seine Zeitung zu lesen beab
sichtigte, geschah das Unerbörte, daß
seine Schwiegermutter ein Zigarrens
etui aus der Tasche ihr-es Kleides vrog,
ihn eine Zigarre entnahm und diese
vor den Augen des zu Tode erschrecke
neu Schwiegersohnes anziindete Es
nur dieselbe schlechte Sorte. die der
Registrator zu tauchen pflegte.
Eine Zeitlang weidete sich die
Schwiegermama mit sichtlichem Beha
gen an Jemljntsetzen des Registrators,
dann aber sprach sie bedeutungsvoll:
,«—i.sieiu lieber Schiviegersnhn, ich habe
mich anders besonnen, ich sehe ein,
rass, das gemeinschaftliche Wohnen ge
wisse Rücksichten auf die Mitwohner
erfordert und so habe ich- mich ent
schlossen, Dir Juliebe ebenfalls zu rau
aen und ich muß gestehen, daß ich
nach einigen Versuchen der Sache be
reits selir viel Reiz und Vergnügen
abaewonnen habe und es deute nicht
Ver-sieben tann, daß mich der Zwar
resirauch jemals belästigen tonnte.«
An jenem Tage las deriltegistrator
»zum ersten Male keine Zeitung und
wiss gebrochen saf; er auf seinem Stuhl
das Luser eines unerbittlicfien
Schicksale-, dem er nicht mebr zu ent
rinnen vermochte-.
Wh
Der Saturn
Vierzehn Jahre lang haben sie pe
r.1riert, aesvart nnd gearbeitet, sich und
die Kinder schmal gehalten, und jetzt
haben sie endlich das Ziel erreicht.
Frühcr hielten sie einen kleinen La
c-en, den führte die Frau, während der
Mann schon damals in das Vureau
ging, wo er noch heute hinricht. Vier
zehn Jahre ging er dahin und verrich
tete ungefähr jedes Jahr, jeden Mo
nat, ieoen Tag dieselbe Arbeit. Sie
wird aber heute etwas besser bezahlt
alsJ damals.
Die Frau führt heute einen Laden
ans Rechnung einer größeren Firma
ganz allein. Soweit haben sie es also
in vierzehn Jahren gebracht. Als der
LUlann mir letzte Woche in der Stadt
begegnete, drückte er mir herzlich die
Hand, kniss die Augen zusammen und
sihnalzte mit der Zunge.
»Aber jetzt,« meinte er, ,,jet3t müssen
Sie mal zu uns kommen, gestern sind
wir umgezogen.«
,,Gottseidanl,« sagte ich, »ein Zim
ucer auf die Straße, ja?«
»Na, ob,« meinte er und hob den
bgops hoch, ,,Salon aus die Straße!
Das müssen Sie sehen -—·Sce werden
schauen -- —.«
Heils bin ich mit meiner Frau da:
gewesen . . .
Das Hang i-—? Modern. Fein.
Esliarmortaseln im Flur, echtes Berli
ner Fabrikat, Treppenaeländer —
eirste Eichenimitation. Treppen nicht
zu steil. stan modern.
Vier Treppen. Wir tlingeln. Die
Frau strahlt, alg sie öffnet. Draus-en
war heller Sonnenschein nnd der Kor
ridor immerhin so hell, daß man sich
gegenseitig aanz gut ohne Licht sehen
konnte.
»Sie wohnen aber in einem feinen
Hause,« sagte meine Frau nach der
Begriißung
Frau Gabler lächelte milde.
,.Warten Sie einen Augenblick,« ir
widerte sie. ,,Else, hol’ mal den
Schlüssel.«
Else, die dreizehnjährige Tochter,
trachte ten Schlüssel.
»Unser Salon!«
Mit einer eleganten Handbewegung
öffnete die Frau die Thür, und wir
mußten eintreten. Sie blieb an der
Thür stehen und beobachtete uns.
W
- er Salt-n ist das einzige Zimmer
Dorne hinaus. Ich will mir die Sache .
genauer ansehen und lasse mich aus , -
einen der Seidensessel nieder. Mr
Hausfrau tritt näher,« und, ich sehe »
wie sie zusammenzuckt, weiß aber -
nicht, warum. Frau Gabler erklärt .·T
meiner tkhegattin das Inventar. Det.
Tisch — echt Mahagonn, hat 72 Mark «
reinsten jawohl, die ganze Garnitur
1350 Mark; sie ist ganz echt und der
llmbau u. s. w.
Auch der Hausherr kam jetzt an.
Nach kurzer Begriißung ließ er sich
sogleich aus einen der Sessel nieder.
Sosort stürzt seine Frau herbei.
»Aber, wie kannst Du nur, die ganz
neuen Sessel -————«
Der Mann steht auf, und auch ich
erhebe mich.
»Ur Stiihle sind auch echt vergol
Jetz- feihxt daqu grückstkahiend in k:
Jer Erklärung fort. sxzj
,.Na,« sag-e ich, »svlche Sachen sind
nanchmal bronzirt.« — -.
» »Nun, dann sind sie jedenfalls echt .;;«I
:ronzirt.« · ss
»Ist das nicht wunderschön,« meint
"chließlich die gute Seele. »So lange
irbeiten wir nun schon, Vierzethsahre
Kittel ausdliickel aelegt, und nun istes 3
·nweit! Aber sein« was? 1723 Matt
15 Pfennige.« ikz
»Ihr sitzt wohl jetzt in den Ses-«
"eln, wenn Jhr am Abend nach getha
«e: Jlrbeit nach Hause kommt?« fragt
invprsichtigerweise meine Frau.
»O, was denken Sie,« belerhteuns
Die Hausfrau und macht weit die An
xen auf, ,,hier ist der Schlüssel! Der ’
Jleibt bei mir, das wäre ja noch bes
erx da darf niemand herein, als wenn
seiner Besuch kommt. Glauben Sie,
vie haben umsonst solange gespart?
Nacht, Daß Ihr rauskornmt, Kin
3e1«!«
Die Feinder gehen und wir alle mit
Iach hinten. Dort sitzen wir den
ganzen lieben langen Nachmittag in
ver kleinen winkeligen Stube nach
vem Hos, wo die Stühle knacken, der
Tisch wackelt und der alte Schrank
zittert, wenn man ihn scharf ansieht.
Rorsichtia setzen wir uns·
»Nun ja, hier ist es ein bißchen ein
ach, Sie wissen ja,« meint bit-expans
"1·au, »aber dann bleibt auch unser
Ealon wie neu; nicht wahr, Vater,?«
Und Der Hausherr schmunzelte ver
miigt . . .
zn einer kleinen deutschen Gar-ni
fon
««H:««Is«·-7k«-:.«irp.tspsk-— . » .
.. ins-» .
- s-« «
«« ..-. . .
.s-I
sckcheint der Divisionstommandeur,
m: sich die Rekruten vorstellen zu las
en. Tsa die jungen Soldaten den
ttcrgesetzten gegenüber aus Schich
ernheit meist zu leise sprachen, ist
hnen eingeschärft worden, dem Ge
rsaltigen ja recht laut und deutlich zu
intworten. Als der Division-Stum
nandeur infolgedessen mehrmals wiist
Inueschrien wurde, verbittet er sich
diese Uepertreibung Trotzdem beginnt
)er nächste Soldat seine Antwort
tkserlaut, hält jedoch nach: den ersten
Worten inne und spricht in normalem
Tone weiter. »Sehen Sie, meine
Iferren,« wendet sich der Hoshe Herr er
reut zu Den begleitenden Orffizierem
»das ist doch ein vernitnftigerMenfch,«
md um den Beruf des Mannes fest
zustellen, fragt er ihn: »Was sind
Eie?« ——— »Ein vernünftiger Mensch,
Fio. Exzellenz!« lautete die prompte
eknttoort lzum großen Gaudium
"äi:nutlicher Zuhörer.
ke»
La!
sk
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L
T
Der Minister als-Hornes alRafchid
Aus London wird gemeldet: Als
Hoderner Harun alRaschid entpuppt
ich Mr. John Burns, der Präsident
DesJ Lokalgouoernements Board. Man
weiß nie, wo er pldtzlich auftauchen
oird säor einigen Tagen rettete er
ini e Kinder von einem Massengrab
n Den schtnutzigenFl uthen derThenIse,
Dann wieder leistete er bei einem
Feuer in Clapham Rund bei der Ret
.nng einiger Arbeiterfrauen und Kin
Der hilfreiebe Hand, neulich, nachdem
:r bis- gegen lzll Uhr im Unterhause
«i,eroesen nur, wurde er um 1 Uhr
Dacht-J am Ufer ier Themse gesehen.
Tier Minister war kaum zu erkennen,
rikrvohl er nur seinen Mantelkragen
hochgeschlagen hatte. Er kam von
.-:.erJnsveltionstour durch die Nacht
isnle der Heilsarmee und der Cburch
Llrmh und war gerade im Begriff,
sich unter die Menge der bedanerns
werthen nächtlichen Gäste der Heils
I inee Bliendezvouz an der Charing
Troß Brücke zu mischen John glaubt
nur, wag er mit eigenen Augenlicht
ian er um«-tu sich vollan klar das; er
Viel oder alles au,i diese Art sehen
ums-» »denn er wirksam den Uebeln
der Großstabt zu Leibe gehen will.
—--.-.
Für den Anfang
A. muri jung derheitatheten
Mannen »Jnteressirt sich denn Deine
Frau auch für die Küche-W
Der junge Mann: »Na, nnd wie
eiseig,... gleich am ersten Tage, als
mir verheirathet waren, mußten wir
den Arzt zweimal haben, da hatte sie
sich zuerst in den Fing-er geschnitten
und dann auch noch die Hand ver
briiht!«
Püuctlich
Student An »Heute ist der ,,««,Etite
da will ich gleich meine Wirthin tra
gen, ob sie mit der Miethe noch vier
z-: hn Tage warten will!«
Student B.: »Das hat doch Zeit
bis morgen!«
Student A.: »Nein, nein, im Mie
thezahlen bin ich immer sämtlich-«
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