Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 15, 1907, Sweiter Theil., Image 10

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    e — · (4. FortgesungJ
Acri Iroude saß die Nacht über bei
sei-er Todten
Der runde Tisch war weifz gedeckt,
Ists-f siandenzwei sicherne Kande
saber mit brennenden Kerzen, und das
site. is Schwer gebundene Ge
Ieiiuch lag aufgeschlagen darunter.
stud- hatte lesen wollen« aber es
Oasen schwere Theänentropfen ans die
Sztist gefallen
r saß mit gesalteien Händen im
Lehnstuhl vor dem-Tische und starrte
F in Ue Kerzen. Und der Kerzenschein
? werde Sonnenglanz im Gutsgakien
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.« u Meckbenburg· Zwischen grünen
: iischen schimmerte Das helle Kleid
seines hübschen-, schlanken Mädchens
; — ...«Wsinning,'« riefen Sie kam. Er
EI; griff nach ihren dicken blonden Zöpfen
-— J und,löste das Haar, und es floß breit
» I- und sliinmernd tief über den Mitten
-k.-1 Das war ein Staat, und er war so
eitel und stolz... Und so lenchtende
·. blaue Augen hatte fre. Und so hell
konnte sie lachen... Und den Kopf
hatte sie voll-er Spitzbiibereien .
· « Dann kam sie angestiirmt und ver-«
» steckte das Gesicht an seiner Schulter-.
. «Battin , dahinten im Garten is was.
, fe. o ’n Thier. Zum Fürchten.«
. ob er ging und suchte nnd fand
nichts. Da hin-g sie la no a: seinem
Te. »Latiing, ich ha ’ Dich ange
»- « .« Die Worte hatte sie-so oft
UMErsi ais das helle Braut-E
: Mc gekommen iwar, da hatte sie ihren ;
» -" habeknack und ihre Rede ein bißchen »
vergessen . .. Ja, dieses Glück damals-. ;
. Und wie hatte er so stolz zu jedermann ;
ogt: »Ein Angerman wird meins
chwiegersohn . . . Der Steinfelder l
wird mein SchwieSersoth Jam«
Die Zeit ging weiter... Es wurdel
trübe. Der Alte siützte den müdeni
- grasen Kon in die Hand. ..
; Möhlich hebt er ihn wieder und
— biicki verwirrt um sich.
- Leise hatte eineStimme gesprochen:
. »Ist-fing ich half Dich ansiihrt.«
j sp-» Crergekt sich und tritt mit schwen
. renne-n Schritt an das Lager, auf Dem !
; die Todte unter weißem Linnentuch
ruht. Mit bebutsamer Hand bebt er
dasTuch ein wenig und blickt mit
» fchwimmenden Augen) aus das kleine
" stille Gesicht nieder. Es ist spitz und
mchsgelb aber um den Mund liegt
Es wie Lächeln. »Bei Leben hätt’ Di
gnfiihrt min lutt Drrn murmelt er
.!«"Ind deckt das Tuch wieder über das
ciebe Antlitz» Aufstöbnend sinlt erj
.,is diesniee und lebnt die harte Stirn
II die Holzlante des Bette-s. »Sein
· einziges Kind, fiir das er all fe n Leb
« gearbeitet bat, vom Unglück zer
; .'« Wie ihm der Gedanke zu
seht. Er kommt nicht von ihm los-—
Es fängt wieder ein Lispeln im
. Zimmer an: »Wir waren Kinder...
Wir spielten wie Kinder in der Sonne
Wir träumten im Schatten von
; ndch schönerem Licht« "Eine Siillei
H kommt iiber Fraude. Er erhebt sich,j:
?- scit sich wieder in den Lehnstuhl und
» flirrt in das Licht. Die Stille in
.- ihm wird immer breiter Als hätte.
« ge eine leichte weiße Hand über seine .
« irn gestrichen und die Gedanken
dahinter vertheilt, die im Herzen den
Schmerz schürten und hinter dem.
Schmerze den Haß glimmert ließen
Mit der zitternden Rechten lange er
in die Rocktasckze und holt den rosen
farbenen Brief heraus Die Todten
kerzen brennen knisternd, und er liest
langsam jedes Wort, das auf dem
resensarbenen Papier steht, und da
zwischen flüstert eine leise Stimme:
»Eng Jiirgen that, wie ein Kind
" thut...« Sein Spielzeug lag ser
krochen am Boden, und er lief im
erstem Schreck daveu.« Freude filtet
die Stirn und ariidelt. Und wieder
liest er den neuem den Brief, und
wieder hört er die lifpelnde Stimme:
, »Das Jiirgen that, wie ein Kind
M».« »Er war noch so verspielt,
« clj fein Vater starb» »Ich habe
auch bloß aus einem Spielplatz ge
fanden« »Bis- ans Ende der Welt
Wollte ich laufen und ihn suchen mit
Reiher Liebe balten...« Fraude legt
M Brieiblatt aus der hand und
t und sinnt» Tiefe r und tiefer
nendie Kerzen»
M sein Denken ist wie das Hin
in einen Teich, dessen trübes
des Wasser keinen Grund erleu
M Ext- Er, der lebenslang mit ge
' Entweder-Oder feine
ngen bestimmt bat, findet keine
zu der Weis it des Wortes:
verstehen, bei alles dergebenc
« e ein Kopfschiitteln findet er nnd
Horte. die er feiner Todten zu
, :,,Fch will ftill sein wenn er
« setzen erlöschen lnisternd Vor
liebt der Morgen und die
brennt im Friibrotln Der Alte
MW msden Blick hinaus nnd
- taumelnden Schrittes
Wäre-le ist ei tiibl nnd
Ascesi stehen Kiibel mit
Oben sogensenfter sind
» Und draußen ragt
den sengt-den Son
nenstrahlen wehrt. Die Todte liegt
aufgebahrt irn Sorge. Etternhiinde
hat-en sie gebettet und alle Rosen iiber·
»sie gefchiittet, die im Garten blühten.
Am Sarge iniet Großmutter
Freude. Jhre Hände sind gefaltet.
» Sie betet wohl.
)
Die Saalthiir öffnet sich. Fraude
tritt ein. Er trriet an der andern Seite
des Sarges nieder. Aber rnit ihm ist
die Unruhe hereingeschlichen, die heim
lich, unausgesprochen das ganze Haus
erfüllt. Er legt eine Hand auf die
seidene Decke des Sarges und mur
melt, wie befchwichtigend, wie betheu
ernd: »Ich will ruhig sein.«.Aus fei
ner Stirn zucken die Falten, und es
brennt eine tiefe Röthe in seinem Ge
sicht. Nun erhebt er sich wieder, geht
ein paar Schritte und bleibt zu Füßen
des Sarges stehen und starrt vor sich
nieder. Seine Hand greift an die
ithttette, zuckt-aber wieder zurück.
»Er muß bald da fein,« sagt Groß
mutter Fraude und erhebt sich seht
auch von den Knieen
Die beiden Alten stehen nebeneinan
der. schweigen und lauschen.
Dam ein dumper Rollen unten.
Ein Wagen fährt unter den Sausen
stern die Rampe hinan und hält.
Den Alten stockt der herzschlag.
Mit schnellem, slitnmerndern Blick
sehen sie einander in die Augen.
»Karl,'· sagt die alte Frau leife und
legt ihre hand ans seinen Arm.
»Komm,« flüstert er, «nun gehört
fie ihrn.«
Langsarn verlassen sie den Saal.
Indessen hat hans Jiirgen Angek
tnan die Schwelle seines einstigen
Hauses iibersrhritten
Jrn Entree sieht die alte Knnt tnit
Liede und Elsbeth Die Kinder halten
sich an den händen gefaßt, dem Vater
entgegenzustiirzen.
Aber sie ftutzen und zögern nnd
sbliljken unsicher aus den Mann, der da
te t.
Der Vater soll das fein? So hatte »
der Vater nicht anggesehen So einen
großen Hut hatteer nie getragen und
so tief in die Stirn gedrückt. Und
warum that der Vater nicht wie
früher, warum nahm er sie nicht in
die Arme und kiißte sie?...
Und das-Unglück des Hauses kommt
aus den Ecken und Winkeln und streift
leite über die Köpfe der Kinder da
hin, und die neigen sech. und ein nn
nennbareö Weh fängt in den herze-n
an zu brennen. Und all die verletzten
Gefühle drängen dumpf ahnend auf,
und eine unendliche Scheu sieht da wie
eine Trennungstvand
»Es-tm Tag« lifpeltEtsbeth und
hält ihm ängstlich und furchtsam die
Land hin·
Da steigt in ihm eine Heftigteit anf.
Er reißt das Kind an sich und küßt
es leidenschaftlich
Hede aber vgrnag sieh nicht zu rüh
ren. Jhre Arme hängen schlaff her
nieder.
«Hede, ich hin Dein Vater.« Esift
eine Forderung, eine Feindseligteit in
Jürgen Angerrnans Worten, eine
Abwehr.
Dede hebt die Lider und sieht ihren
Vater an, aber iider das warme Licht
ihrer Augen ist eine troftlose Stille
get-reitet
Den Blick hält er nicht aus« Er
starrt Zu Boden. Scheu, unsicher,
schnldheivnßt steht er da.
Hede sentt die Lider wieder. Ein
Zittern und Beben überfällt ihren
Körper, und nun sie einen festen
Schritt hinter sich hört, wendet sie sich
und stürzt aufschluchzend in die Arme
des Großvaters.
Jiirgen Angerman sieht mit finste
srem Blick auf seine Tochter. »Tag,
Vater,'« stößt er nun hervor und hält
dem Alten die Hand hin.
Fremde til-ersieht die hand. Er be
fiehlt der alten Knat, mit den Kindern
» in den Garten zu gehen. Dann wendet
Her sieh wieder seinem Sckxviegersohne
T zu. »Hast Dich ja all ordentlich in der
»Welt umgesehen, Jiirgen Angerman.
«Du siehst ja all ans wie ein Groß
Estädter,« kommt es schneidet-d von sei
inen Lippen, und mit dem scharfen
fBlick seiner Augen bohrt er den an
s dein förmlich zu Boden.
. Jürgen Angettnan findet tein Wort,
mit dem et Halm und Verachtung zu
rückweist. Er hält den Hut in der
Hand, hält denKopf geneigt und Steht
demüthig wie ein Bettler in seinem
einstigen Hause. Seine hohe, schlanke
Gestalt scheint ihren Stolz und ihre
Glastizitiit eingebüßt zu haben, und
der Blick, den er ietzt scheu über den
Alten hinslaelern läßt, ist so witternd,
so shiirend wie der eines Fährte su
chenden Hundes. Die wehenden le
bensfteudigen Jungenaugen sind das
nicht mehr. Jiirgen Angetman hat in
triibes Gewässer geblickt.
»Ehe Du in den Saal qehsi, kommst
Du wohl einen Augenblick in die
Amtsstube,« sagte Freude und geht
schon voran.
Jürgen Angerman stimmt mit ei
nem Ja zu und richtet sich ans und
geht mit festem Schritte hinter dem
Alten her. Aber es ist nicht Selbst
achtnng, nicht Mannesstolz, was ihn
denK höher heben läßt, eiisi der
durch ie Demäthigung ausgestachelte
WW
Trotz die abwehrende Waffe der Kin
r r.
Fraude öffnete die Thiir der Amts
stube und tritt Eber die Schwelle
Nach seinem Schwiegersohn steht er
sich nicht weiter um, er geht an den
Schrank, nimmt ein großes ändert
heraus und legt es auf den Tis .
Jürgen Angerman hat die hiir
geschlossen und steht in der Mitte des
Zimmers.
Fraude steckt die Hände in die Ta
schen seiner Joppe und sieht seinen
Schwiegersohn an. Ei ist eine Muste
rung vom Kon bis zu den Füßen.
»Schaut-e hast Du über uns gebracht,
Jiirgen Angerman,« stößt er mit
mühsam gedämpfter Stimme hervor.
Jn den Augen lodert nun doch der
wilde Blick auf nnd eine der zur Faust
geballten hände fährt aus der Tasche
und suchtelt durch die Luft. Aber im
nächsten Augenblick besinnt er sich,
fährt mit der Hand über die heiße
Stirne und steckt sie dann wieder in
dei Tasche der Joppe. »Die Todte liegt
oben,« gurgelter, die Stimme von der
gewaltsamen Beherrschung fast er
drückt. Er setzt sich jetzt vor dem
Schreibtische nieder und spricht nun
leise und heftigen Tones: »DeineFrau
isi dran gestorben, Jiirgen Ungarn-im
Deine Kinder werden immer daran
tragen. Jeh mag teinem Menschen
gerade in die Augen sehen. Wir haben
nichts mehr miteinander gemein,Jiir
gen Angerman hier, wir wollen das
lehte zwischen uns tlarmachen.«
Fraude schiebt das Kur-ert, das er
vorhin aus dem Schranke genommen
hat, an die äußerste Kante des
Schreibtisches.
»Hier ist die Lebensversicherung
Deiner Frau. Ich habe bie lehte Rate
bezahlt. Jch will das Geld nicht, die
Prämie fiir ihren Tod. Die Kinder
sollen es auch nicht haben. Wir lassen
es Dir unangefochten. So, das wollt’
ich Dir blon noch sagen. Nun haben
wir nichts mehr miteinander abzuwa
chen.« Er erhebt sich und ohne seinen
Schwiegersohn noch einmal anzusehen,
geht er zur Thür.
»Die Kinder sind meint« schreit
Jürgen Angerman auf.
Der Alte, der schon auf derSchwelle
steht, wendet sich zurück. »Willst Du
ste ins Vagabundenleben mitneh
ncen?'«
«- f t« s- ist-s
Jlllgcll Zulgclllltlll scilll Nu VIII
und schweigt.
Der Alte schließt die Thür.
Da schlägt der Mann im Zimmer
die Hände vor Das Gesicht sind
fchluchzi wie ein Kind.
Er wird wieder ruhia und geht
hinaus, geht über die bekannten
Gänge des Hauses hinauf in den
Saal.
Da steht er lange, lange an der
Schwelle und wagt sich nicht zu rüh
ren in erdrüaendenr Schuldbewußt
fein. Dann stürzt er vorwärts, stürzt
mit ausgebreiteten Armen auf den
Sarg zu und fiin t wieder an zu.
schiuchzen.« Noch fa ungsloier, noch.
haltloser ist dieses Schluchzen als
vorhin. Hier am Sorge fühlt er er-«
drückend die ganze große Leere des
kommenden Leben-. —-—
Traube steht indessen auf dem
Fr edhof an der offenen Gruft, die
der alte Stümper-, der in Steinfelde
Nachtwächter und Todtengriiber ist«
erade fertig gestellt hat« Ringend mit
feiner gewaltigen Aufregung, hat er
finster m die Gruft hinuntergestarrt.
Stümper t ihn schon ein paar-mal
mit fors enden Augen angesehen.
Das wird Fraude ietzt gewahr.
«Stiimver«, sagt er, «e3 is all vor
gekommen, daß fo ein Grab unten zu
eng war, und daß der Sarg hat schief
stehen müssen. Thu man noch ein
paar Schaufeln Erde am Kopf- und
Fußende raus. Meine Tochter soll
gute Ruhe haben.«
»Soll woll sin, Herr. Soll woll
allens sin, Herr. Mine Griiwer sin
owers all tau grot noch weßt,« ent
gegnet der Mann, auf dessen eigent
lichen Rarnen, Kruse, man sich im
Dorfe immer erst besinnen muß, ein
wenig beleidigt.
Aber Fraude hört schon gar nicht
mehr. Er hat die hände aus den
Rücken gelegt und geht lan sam durch
die Häuptallee des Kirchho s. Erm
läßt n Kirchhof und wandert ziel
und planlos durch die Felder und
über die Wiesen, und erft als es Zeit
ist, daß er sich zum Begräbniß um
kleidet, geht er heim. —
Man trägt Alwine Angerman aus
schwarz behängter Bahre zur lenken
Ruhe. Man macht einen Umweg und
biegt von der Nampe her seitlich um
das Haus herum, um durch den Gar
ten zu kommen, der ihr Lieblingsaust
enthalt gewesen ist. hinter dem Sorge
geht Paftor Olsen zwischen dem Gat
ten und dem Vater der Verstorbenen.
Angerman führt Elsbeth an der
hand, Fraude führt hebe. Und die
Menschen, die aus der Nachbarschat
und von ferner her gekommen sin ,
starren unausgesth auf die beiden
Männer hin. Aber sie sehen nichts
—Auszergewiihnliches, und am Grabe
ereignet sich auch nichts. Steif und
ftumm stehen die beiden Männer da,
die weinenden Kinder zwischen sich.
Nach bemdeter Trauerfeier lassen
beide die theilnehmenden Worte und
das händetchüttelrn das nicht enden
will, über Mär-geben« und manchem
der Anwese lkiei t der Gedanke
aus, daß sie vers« nebeneinander
auf Steinfelde ben. Nur Graf
von Suchen weiß, da es anders ist
hu trifft ein volletsi aus raudei
Jst-gen uäd ein säuer, uns-Fee aus
r ngerma .
Mai später, gl- der große Aas
W
vor der Rampe von all den harrenden
Wagen wieder verlassen ist, sährt
Friedrich vor, um seinen einsting
herrn zur Statian zu brinTen TFür
gen Angerman steht noch an rege
seines kleinen Söhnchens, tuszt wieder
und wieder die kleinen Hände und
preßt dann Elsbeth mit Tbränen in
den Augen an sich. Nach Vede sieht er
sich aber vergeblich uni. Doch als der
Wagen durch das That zwischen den
tugel etrönten Mauerpseilern hin
dur shrt, steht sie an die Mauer ge
drückt und sieht mit thriineniiber
strömtem Gesicht aus
Adieu, Papa, adieu!« rast sie und
wirft einen Gegenstand in den Wagen.
»bede! Mein Kind! Mein liebes
Kind!« riist JürgenAngerrnan zurück.
Das Mädchen hört aber nicht Eseilt
wie gehetzt davon
Er nimmt das Patetchen und reiszt
das Papier ab und findet Hedes klei
nes Geldtäfchchen mit einein Goldstück
und etlichen Silber- und Niaelmiin
zen Ein Zettel liegt dabei. daraus
hat sie mit zitternder Hand geschrie
ben:
,.iL eher Papa, Frau Lange sagt
Du hättest vom Großvater Gelds
haben wollen, aber Großvater hätte
Dir nichts gegeben. Dies ist mein
ganzes Spargeld, mehr habe ichs
nicht. Ach möchte es doch genug
sein. Jch habe Dich lieb
Deine bede. «
Jiirgen Angerman hält das Ge
schenk seines Kindes in betend- gesal
teten Händen, seine Augen schwimmen
und saubern Regenbogenglanz iiber
die im Erntesegen stehenden Felder,
und aus seinem weichen, weichen Her
zenf steigen die allerbesten Vorsatze
au . .
Nun sing Elsdeth an, viel von dem
Vater zu sprechen. Hede aber schwieg.
»Mama ist im Himmel, und Papa
ist weit, weit weg· Aber wenn er
kommt, bringt er viel, viel Geld mit,
und dann reißt er unser häßliches
Haus refund baut ein Schloß, und
wir werden Kleider bekommen wie die
Prinzessinnen,«plapperte Elsbeth oft.
Jiirgen Angerrnan hatte zum ersten
Weihnachtss te eine Kiste mit tast
spieligen Sa n siir die Kinder ge
schickt. Eine Tro te, einen hampel
mann und Schiis en sür KarlAdols,
siir die Mädchen Puppen, seidene
Schörpen und seine Goldtetten mit
goldenen Herzchen daran. Und Els
beih trug die Kette jeden Sonntag.
Hede aber hatte den-Schmuck noch nicht
ein einziges Mal um den hals ge
habt. Zweimal hatte Jürgen Angek
man noch geschrieben, dann war aber
teine Nachricht mehr von ihm einge
troffen. «
Elsbeth blieb jedoch ihren til-anta
stischtn Träumen treu und wenn sie so
redete, beklagte sie sich hinterher im
mer mit zorni n Worten iiber die
Großmutter: apa wird es schon nicht
leiden, daß wir solche häßlichen Klei
der tragen, so lang, und aus dem
scheußlichen eigengewebten Stoff. Und
die dicken grauen Strümpfe aus der
selbstgesponnenen Wolle. Und das
Daat immer so settig und sestgesloche
ten Die Schulmädchen lachen hin
ter uns... Jch rüste noch aus...
Ach!«... Elsbeib hatte suntelnde
leriinen in den Augen und ballte die
Hande.
«Lasz doch die Mädchen lachen,«
meinte Hedr.
»Nicht mal zum Geburtstag dars
man sich jemand einladen. Gar teine
reundin dars rnan haben. Erita von
ychen habe ich so lieb,« schlnchzte
Elgbetln
»Wir haben doch Karl Adols,« sagte
hede nnd ein sonnenwarmes Leuchten
brach durch die Stille ihres Blicke-.
»Katl Adols ist noch so ’n Liittes.«
»Ich will gar teine Freundin!« Ein
Protest stand in Hedes Mienen. Dann
aber deckte wieder der stille Blick all
dai qujlende Flügelschlagen ihrer
Illngkll Melk.
Derselbe Ausdruck war aber auch
Großvater Fraude zu eigen. wenn er
eine Einladung der Nachbarn ab
lehntr. »Ich will teinen Vertehr,«
sagte et, »dann muß ich auch Feste
geben. Feste hats hier aber genu
gegeben. Die haben mir mitten aus
den Wirthschastshos einen Speicher
baut und Sorgen darin ausgestapelt
is unter das Dach. Gegen den müs
sen wir nun an mit Arbeit. Das geht
aber man bloß immer so langsam
voran." So sagte er, -oder er drückte
sich auch etwas anders aus und meinte
Von sich und seiner Frau: »Wir sind
noch mal in« dieSielen gespannt und
müssen noch iiber ein tüchtig Stück
Acker hin, haben aber nicht mehr viel
Zeit. Feiern können wir nicht.«
Es war wirklich, als ob den beiden
Alten neue Kraftauellen rieselten. Un
errniidlich waren sie vom frühen Mor
Fn bis zum Abend thätia. Aus den
.ienen der Gro mutter war derMisH
muth verschwun n und aus ihrer
Rede der hinterhaltige Groll gegen
ihren Mann. Freilich. sie schaltete und
waltete jetzt nach einenem Belieben in
eigener Wirthschsast Frau Lange
hatte die Bauerntvirthschast nicht er
tragen können; denn weder die Butter
noch die deroiehzucht warsentleine,
Innltche innahrnen ab, und so hatte
eines Tages getilndi t, und Mam
sell Ruchen, eine noch unae Person,
nahm seit rau Langes Stellung ein.
Aber auch nspettoe Müller hatte sich
durch rau i Uebertoachung in sei
nem utoettätigesiiht uerle t gesehen
und war gegangen Mr- Plah
hatte nun der alte Mr , der Jn
spettor aus dem Fraudescheu Gute in
Mectlenburg gewe n war, inne.
Nun kreisten e Tage mit geord
neter Arbeit um alle die ausgestapelten
Sorgen.
Jn der ersten Zeit guckte Rittnieister
v. Thchen oftmals so aus den Sprung
herein und bat: MHören Sie, Herr
Nachbar-, tommen Sie doch mai mit
Jhrer Frau und den Kindern heru;n.«
»Ja, ja,« sagte Fraude. »Nein,
nein.« stand aber in seinen Mienen.
Ein andermal meinte Graf von
Tychess wieder: »Nun Sie, Herr
Nachbar, kommen Sie doch morgen
riiber, wollen beide mai ein paar Ha
sen abtnallen."
»Wind nicht gehen, Herr Rittn:ei
ster, tann morgen nicht aus der
Wirthschaft raus.«
Und so erhielt Graf von Tnchen
nach mehrere Körbc. Da fuhr er dann
grollend an dem Gute vorbei.
Aber an Winterabenden kamen Va
stor Olsens ins alte Gutshaui5. Da
saß man im großen Wohnzimmer,
trank Thee und asz belegte Brot-schnit
ten und hinterher stellte Großmutter
Fraude Obst und Pfefferkuchen auf
den Tisch. Jm ersten Winter kam
auch Ernst mit. Da wurde Hede stets
heruntergerufen Hede sehte sich an
das Klavier und Ernst holte die mit
geb-achte Geige aus dem Kasten. Jm
darauffolgenden Winter hatte jedoch
der«Pastorsohn eine andere Universtiit
bezogen, und so blieben die vier Alten
allein. Die Männer redeten über
Gemeindeangelegenheiten. Die Frauen
hatten ihre Wirthschastsinteressen.«
Aber freilich, Großmutter Fraude
schiittelte immer den Kopf über die
unbraktische Pastorin, und wenn die
Gäste wieder weg waren, meinte sie
ost: »Die Leute können ja zu nichts
kommen« Jn jüngster Zeit siiate sie
dann noch hinzu: »Wenn ich unsere
Hede allein in die Wirthschuft stecke,
die macht's vernünftiger.«
»Ja, unsere Hede auch,« sagteGrosr
vatek Fraude.
Hede war sehr pünktlich mit vier
zehn Jahren eingesegnet worden.Nun
fuhr sie nicht mehr jeden Morgen mit
dem Ponhwagen in die Stadt zur
Schule. Nun trug ste längere Kleider,
nun wußte sie auch schon etwas von
dein Sorgenspeicher, um den sich die
Tage drehten, und sie that auch schon
ihr Theil an der Arbeit mit. die aus
dem Speicher ein Bündel Sorge nach
dem andern herauszerrte.
fFertsetzung folgtJ
-.- --—- »...-..-....—.-.
Jnsetten als schon-saurem
Mit einfachen Mitteln erzielen ero
tische Völker häufig Effekte, die selbst
den Glanz und das Feuer lunstvoll ge
schliffener Edelsteine binter sich lassen.
Das « gilt insbesondere von den
Schmucksachem die das zahllose Heer
der Insekten liefert. Einzelne Käfer
arten, wie die asiatischen und afrikani-·
schen Verwandten unseres Rosenkiifets,
die Cetoniden, sind durch den prächti
gen Farbenschmelz ausgezeichnet,dessen
Grundton bei jeder Bewegung wechselt
und bald grün, bald roth, bald braun,
bald blau erscheint. Diese Cetoniden
dienen seit langer Zeit den Eingebore
nen der Philippinen und der deutsch
asritanischen Kolonien als Schmuck.
Die Jndianer am Rio Napo reiben die
im berrlichstßen Smaragdgriin schim
mernden Schenkel eines großen Blatt
borntiiserö aus einen Faden und tra
gen sie als eine Kette unt den Hals.
Verwendung zu halsarrnbiindern fin
den bei den Schönen Brasiliens, Peruz
und Argentiniens die baselnusigroszen
Körper einiger Chrysochus- und Eu
ntolvusartem die gleichfalls in den ver
schiedensten Farben schillern. Die süd
amerikanischen Jndianeritiimrne lösen
von den Prachtkäfern oder Buprestiden
die in allen Farben des Regenbogens
schimmerndenFliigeldeelen und fertigen
au ihnen unter gleichzeitiger Verwen
dung von Federn und Pelztoert und
Muscheln veiichtige Quasten, die sie an
ibren Festanziigen anbringen. Jn
Jndien und Brasilien werden die Kör
Pe: der Bupresliden auch in Silber
und Gold gefaßt, mit Füßen nnd Füh
lern aus gleichem Metall versehen und
als Busennadeln oder Ohraehönge ges
tragen. Vermöge ihrer starken Wi
derstandsfiibigieit eignen sich aber zu
Schmuckiachen ganz besonders gewisse
Rüsselisfer. deren Flügeldecken und ge
samtenPanzer selbst der scharfe Schna
bel der insettensressenden Vöael ’ nicht
durchzubeißen vermag· Der Brilliants
oder Juwelenkiifen der zu dieser Grup
be gehört, ist in Südameriia heimisch.
Sein schwarzer Mitten glänzt toie ein
scktoarzer Brillant und wird, in Gold
gesasit selbst von vornehmen Damen
als Brosche oder auch aus der Schul
ter getragen. Auch die Nbilivbinen s
sind reich an derartigen Rüsseltiifern, ;
die zu Schmucksachen verarbeitet wer
den. Auch unter den Fliegen. Libellen,
Bienen nnd Schmetterlingen gibt es «
zahlreiche Arten. die man als fliegende
Edelsteine bezeichnen könnte, und mit
denen sich die wilden Schönen so aern
schmücken Leider ist ibr Bau meist so
szart, daß sie als Schmuckitiick nur kur
Ize Zeit dienen. Die Eingeborenen
Sitdasrilas tragen Halibänder, deren
einzelne Perlen sie in den Nestern der
Ameisen und Termiten finden. Der
Glanz dieser Perlen, die nicht anderes
als die Ast-ver von Schildläuien. be
kanntlich die Milchkiibe der Ameisen,
sind, spielt zwischen Kupfer und Gold.
Lebend endlich werden als Schmuck
verwandt die bellstrablenden Leuchtkä
fer oder Lampyriden, die in Indien
und Amerika zu hause sind. Durch ein
Reh am Entlonnnen gehindert, schwill
ten sie das haar der Eingeborenen wie
leuchtende Juwelen.
-—--.s.-.
Intention-vers ans Inno.
Nach den neuesten Nachrichten aus
Apia machen sich bei dem im deutschen
Schutzgebiet liegenden Vulkan auf der
Insel Sawaii Anzeichen von erneuter
Tätigkeit bemerkbar. Zur Ruhe ift die
ser seit dem ersten Ausbruch ja iibers
hanvt nicht gekommen. Auf starke Er
schiitterungen, die von Zeit zu Zeit be
obachtet werden, erfolgen regelmäßig
stärlere Ausfliisse von Lava, die ihren
Weg nach dem etwa 10 Meilen ent
fernten Meeresufer nimmt. Dort wie
iderkzolt sich fortgesetzt das bekannte
ISchgusviel Gewaltige Danipfrvolten
erzeichnen die Stelle,an der sich die tau
Jiend und abertaufend Tonnen der glü
,henden Masse über die nagenden-klip
tven in die See ergießen nnd hiillen oft
»die ganze Gegend bis nach dni 40 Mei
len entfernten Avia in ihren dichten
Nebel ein. Der Berg selbst bietet dann
stete- einen vriichtigen Anblick. Die ge
steigerte Tätigkeit des Vulkans scheint
om 5. Oktober eingesetzt zu haben. An
diesem Tage begann der Krater ge
waltige weißgliibende Felsmassen hoch
in die Liiste emporzuschleudern, wäh
rend der Lavastrom sich mehr nach
Osten zu bewegt hat, wobei die letzten
Ueberreste des Dorfes Malo vernichtet
worden sind. Die Dorfbewobner ha
ben sich bei Zeiten auf die Anhöhen ge
sliichtet und wollen sich dort eine neue
Niederlassung bauen. Das im Bereich
der Lavaausströrnungen liegende Land
ist glücklicherweise nicht von hervorra
gender Beschaffenheit Immerhin sind
neuerdings auch mehrere Quadratrnei
len wertvolleren Bodens vernichtet
worden. Jm allgemeinen aber verfolgt
die Lava ihren Lauf iiber alte Lava
strecken, und daher soll es kommen, daß
man den Waldbriinden, die die Rich
tung des feurigen Stromes bezeichnen,
ins ganzen wenig Beachtung schenkt.
Wennschon die durch den Anspruch
angerichteten Verheerungen die Pro
dultion von Kopra und Katao launr
beeinträchtigen werden. so ist es doch
Tatsache, daß an 2000 Eingeborene
großeVerlufte erlitten haben und über
dies einem zeitweiligen Mangel an
Nahrungsmitteln ausgesetzt sind,da die
Gegend auf der Leeseite des Vullans
mit Säuregasen überladen ist und eine
Vernichlung der Ernte im Norden Sa
trsaii herbeigeführt hat. Die in der
Gegend wohnenden Eingeborenen müs
sen infolgedefsen von Apia aus mit Le
bnesmitteln versorgt werden. Im
übrigen soll das Gouverneurment den
Ernst der Lage fiir die von dicserfzeiw
suchung Betrofsenen nicht vertennen
und auch bereits Vorsorge getroffen
haben, um sich anderwärts größere
Terrains zu sichern, auf denen die ge
fchiidigten Eingeborenen angesiedelt
werden sollen. Der in Mulinu befind
liche Seisrnograph verzeichnet gelegent
lich lotale Erdbeben, außerdem auch
des öfteren solche deren Lotalitiit von
der Gruppe nur wenig entfernt sein
ann.
san-evident he Unser-tranke.
Von einem Wohltäter wurden der
ägnvtischen Regierung 8255,000 mit
der Bestimmung übergebsmwandernde
Kraritenhiiuser siir Augenleidende in
Aegyvten zu errichten, das von Augen
tranthetten is einer so traurige-i Weite
heimgeschi Dird. Einer der hervor
ragendsien Augeniirzte Londons, Dr.
Callan, wurde vom ägvvtischen Mini
sterium des Jnnern damit betraut, den
Sanitiitsdienst zu organisieren. Das
amhulante Krantenhaus sieht nach der
Beschreibung in La Nature äußerlich
allerdings nicht sehr imposant, etwa
wie ein Militärlager aus. Eine An
zahl von selten nimmt die Kranten
und ihre Wärter aus; das größte Zelt
dient als OverationssaaL ein anderes
als Wohnung des Arztes. Zum er
ftenmal wurde das Zeltlager in der
Nähe der Stadt Menusieh in. Nildelta
aufgeschlagen, und Dr. Callan mit sei
nen eingeborenen Assistenten hatte hier
hauptsächlich die Krankheiten zu be
handeln, die der schreckliche Staub ver
ursacht, den der Ithamsim der heiße
Wüstenwind, um die Zeit der Tag-— —
und Itachtgleiche auswirbelt. Die Vi
site wir-d schnell vorgenommen, die 200
Krantem die sich täglich meldeten.
wurden in einer langen Reihe ausge
stellt, und ein eingeborener Arzt be
zeichnete 50 Patienten, die der Be
handlung am dringendsten bedurften.
Das iigyptische Klima ist dem Leben
im Zelt nicht günstig. Jm Januar ist
die Kälte ziemlich empfindlich, und im
Juli steigt die Hitze außerordentlich
Darum mußte Dr. Callan seine wan
dernde Klinit im Juli, als er gerad
Damiette passierte, verlassen und seine
Kranken im Kranienhaus der Stadt
unterbringen. Sobald aber die
.Sonne weniger drückend trannte,
» nahm der fleißige Arzt seine Tätigteit
wieder aus und organisierte sogar eine
zweite Ambulan3, die er nach Calioub
in Unteräavpten entsendete. Gegen
wärtig befindet sich das von Dr. Cal
lan persönlich geleitete Hast-ital in der
wunderbarenOase MedinasEl Faun-m
und es haben dort bereits mehr als
18.000 Aeavvter iirztliche Behandlung
gesunden. Andere wandernde Wüsten
hosvitiiler sind in Bildung begriffen.
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Das Tier, das kriecht, kommt
schlecht vorwärts, das Menschentind
—- samt