Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 08, 1907, Sweiter Theil., Image 11

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    Z Octnkt schreit-ebnes non
J Tinte sank-ungel.
z z H H
No. 244 Jch sin noch nit schuhr,
awwer ich denke, ich hen en große
Misfteht Fmachh daß ich die junge
Leut von e alte Kontrie in mei Haus
uffgenomme hen. Sehn Se, die Lauta
is ja e ganz gutes Mehdche, awwer se
rs doch nit ganz so wie ich se eckspeck
tet hen, wie mer usf deutsch sage duht,
se duht nit die Bill fille und duht nit
zu Eckspecktehschens ufftomine. Sie
is immer plessent, awwer die mehrschte
Zeit hot se geschlofe. Obends, wenn
der Philipp, was mein Hosband is,
bei den Wedesweiler gemußt hot, un
die Kids in ihre Nest-er ware, un ich
hen gedenkt, jetzt tann ich mich noch
e«Stiindche odder zwei mit die Laura
hinseße un von die alte Kontrie tahte,
do hot se nach die erschte fiinf Min
nits gestart zu gähne un zu jahne, daß
es mich ganz schlecht geworde« is. Jch
hen genohtißt, daß se hardlie die
Auge hot uffhalte könne un do hen ich
gedenkt, ich besser lese sie e Stückelche
aus den Nuhspehper vor, mehbie das
duht se intereßte. Jch hen sie dann
die Verheirathete und die Gestorwene
und Verdorwene oorgelese un all die
Ticheuts, wo in dn Pehper wäre un
wenn ich fe dann gefragt hen, ob se
auch alles unnerstehn deht, do hot se
do gesosse un hot geschlose! Bei
Gasch, das hot mich mähd gemacht!
Ein Obend do hen ich zu mich ge
dentt, wart dich ficks ich emol. Wie
e wieder eingeschlofe is, do hen ich
s Leit ausgedreht un sin in mei
Bett gange un hen se ruhig schlofe
lofse. Am nächste Morgen wie ich
daunstehrs komme sin for Breckfest zu
mache, do hot se immer noch do ge
sesse un hat geschlofe. Rufe Sie das
Kompenie? Well, ich duhn nit. Mit
einem Wort, die Laura ißt un drinkt
un geht Wohls nemme un schläft un
das is all. Un dann noch e anneres
Ding; wann ich emol fort will gehn
en Freund sehn, dann muß ich se im
mer mit nemme. For Guttneß Sehts,
sie duht doch nit zu die Zämmillie be
lange! Was jetzt den aul lonzerne
duht, do is auch nit alles wie es sein
soll. Jch hen ja in meine-Unschuld
gar niets genohtißt, blos hen ich nit
gegliche, daß er so oft zu Dehnzes
gange is· Jch hen ihn schon e paar
mol dorch die Blume gejagt, er sollt
sich schehme; daß er so ebbes duhn
deht un das deht for en junge Mann
nit gut gucke un in pertickeler for ihn,
wo er doch nit schaffe un in konse
twenz auch nicts verdiene deht. Aw
wer er hot die meilde Hints nit ge
nomme un is vor wie nach zu die
Dehnzes gange. E paar Dag zurück
hen ich emol an die Missus Fettge
bachen getahlt, wo ich schon seit e
lange Zeit zurück nit mehr gewese sin.
Se hot sich atig gefreut un mer hen
getahtt un geiahtt, daß es gerappelt
hot. Usf eeniol sagt se, wei, do fällt
mich ja grad ein un puttinier hätt ich's
vergesse, in Jhne Jhr haus do gib-s
jo bald e Wedding »Was die Krani,
hen ich gesagt, do müßt ich doch entn
hau auch ebbes wisse. Meine Bsiioe
sin doch noch nit so weit, das sin ji
doch noch rehgeller Kids«. O, hot die
Missus Feilgebachen gesagt, duhn Se
nor nit als wenn Se so dumm wäre.
Jch meine den junge Mann aus die
alte Kontrie, der hot e stettie Bekannt
schaft, awwer so en sonnige Tehst hin
ich mei ganzes Lewe noch nit gesehm
Wei schiehs e rehgeller Dehnz fiend,
un Tschuhinggomm duht se tschuhe,
—
das. duht einiges biete. Ei teil jah,
inann mer die in e Kornsield siejie
deht, dann dehte alle Spaßies fort
fliegr. Jch kann gar nit genug wun
nere, daß Sie nit e wenig mehr Jn
sluenza ufs den junge Mann hen; Sie
hen doch so en rieseinte Tehsti Jch
sage das ja nit, bikahs ich hen auch
Diichter, wo reddig in, en diesente
junge Mann zu heirat un ei tell juh,
einiges von meine Mehdercher wär e
verdolli bessere Partie wie so e Beth
siend, ich denke blos so en junger Fel
ler, wo aus e gute Fämmillie komme
duht, der hätt ganz annere Tschehnses,
wie das. »Well, Mister Editor, ich
hen do gesosse un hen mei Mailche usi
gesperrt, bikahs das is all, was ich
hen duhn könne. Js das passibheli
hen ich endlich gesagt, biiahs ebbes
hen ich doch sage müsse. »Well, das
Ding will ich schon fickse; aus den
Haus muß er mich un das is, heut
Nacht noch. Wann der Feller denke
duht, so lang er in mei Fämmillie
lewe duht, daß er mich so ebbes ins
Hans bringe kann, dann is, er awtver
arig misstehlen Jch hen mich dann
von die Missus Feilchebachen verab
schiedet un hen se gefragt, se soll auch
emol an mich lahle un hen sie die Jn
schuhrenzs gethe, daß ich e arig gute
Zeit bei sie gehabt hätt, was awwer
gar nit der Kehs war, un die kann
warte, bis se mich widder in ihr Haus
sehn duht. Jch sin heimgeschowe, als
wann die ganze Volkswier hinner
mich wär. Wie ich heim sin komme,
hot die Lauta an die Launsch gelege
un hot geschlose. Der Paul hot ge
fugls »Als-lus! SUIUIZ, III-U Isll lllcl
awwer spät Sospper un ich muß« heut
Nacht noch zu en Dehnz gehn." Well,
do hätte Se mich awwer emol höre
solle! Jch hen gesagt: »Wenn deine
Schwester nit so oerdollt lehsie wär,
dann hätt se selbst emol zu das Sop
per getend, awtoer Jhr duht grad
denke, dies hier wär e Hotel un ich
müßt an Euch wehte un Jshr dehte
mich die Woch fünsunzwonzig Dahler
Bohrd bezahle· Arowrr newwer meind
das, ich will dich e Kwetschen frage:
»Was is dich liewer, e häppie Hohm
oder en Dehnz?s Do hot er gesagt:
»Einige Zeit en Behan Jch hen ge
sagt, wann das der Kehs is, dann
Slidduh un nicts wie enaus. For
Fellersch wie dich is mei Haus doch zu
gut also gitt! Er hot sich auch rettig
gemacht zu gehn, hot awwer vorher
die Frechheit gehabt zu frage: »Ehn
tie, ders ich denn als emol meine
Braut hierherbringe?« Mister Edi
thor; ich hen mei ganzes Lewe noch
kein Mann gehaue, ihtoen den Philipp
nit un der hot’s gewiß ost verdient
gehabt, awwer den Paul hen ich beim
Wirtel kriegt un hen ihn mit en ganz
gehörig Tscherl die Diehr enaus ge
schmisse un hen ihn biseids das, so
gewissermaßse als Eselstritt noch en
Kick gewwe, wo en Boliesmann Ehr
gemacht hätt. Dann hen ich besser
gefühlt un ich hen mein Meind ass
gemacht, daß ich mich morge sriih die
Laura emol vertnöppe wollt.
Mit beste Riegards
Yours
Lizzie Hansstengel
W
Vorsichtig.
Onkel: ,,Lieher.Nesse, Du solltest
doch etwas mehr sparen!«
Nesse: »Ach, mit dem Sparen! Hast
Du nicht gelesen, Onkel, daß wieder
eine Sparkasse zugrunde gegangen
ist?«
Avnkurtenzansft
1. Droschtentutschen »Dein Gaul
ift wohl trank, daß er immer so den
Kopf hängen läßi?«
2. Droschtentutschert »Me, das
nicht, aber seit wir die Automobil
droschlen haben, ist er so nachdenklich
geworden.«
Rücksicht-voll
»Aber Konrad, schämst Du Dich,
nicht« Nachts zwei Uhr heinizutotni
ncen?«
»Sei nicht bös, liess Weiberl —
ich tann wirklich nichts dafür! Wir
waren hent' unglücklicherweif zu vier
Zehn am Stammtisch, und da wollte
leiner zuerst heiml«
Mit-.
«Darf ich Ihnen meinen Schirm
anbieten, Fräulein Guts-«
»Ach nein, here Edgakl Mama bat
das verboten — aber wenn Sie mich
bit zu meiner Freundin be leiten
wollten-damit ich mir einen eihen
tann...l«
L
Er MS sich zu helfen.
csl
»Sag’ ’mal Karl, hast du denn keine Angst bei deinen schlechten Zeug
nissen?«
»O nein! ch kuf’ immer nsi Papa an und telephonier’ ähm die No
ten; dann ist fern Zorn schon fast verrauchi, bis et nach hause kommt!"
—
,,21ch, wie so bald . · . « ·
Novellette von Reinhold Ort
mann
Lange hatte der grauhaarige Arzt
gesprochen, nun aber war der Klang
seiner milden, giitigen Stimme ver-«
stammt, und in dem Arbeitszimmer
des einst so hoch geseierten Concert
sängers war tiese Stille. Weit in ten
vor den Flügel gerückten Sessel zu
rückgelehnt, saß Reimar Gerhoff
schweigend da und blickte unverwandt
ins Freie. Er war noch immer schön
und stattlich trotz seines stark gelich
teten Scheitels und trotz der Silber
säden in seinem langen dunklen
Barte. Ein feierlich ruhiger Ernst lag
aus seinem durchgeistigten Gesicht, und
nur die kleine Falte zwischen seinen
Brauen gab Kunde davon, daß es
wehmüthig schmerzliche Gedanken wa
ren, in die er sich verloren.
Aus einem unfern gelegenen Raume
des Landbauses klangen gedämpft die
Töne eines Klaviers zu ihnen herein
nnd der Gesang zweier reiner, jugend
srifcher Menschenstimmen, die sich be
strickend harmonisch in einem altbe
lannten Duett zufammenfiigten
»Ach, wie so bald verhallet der Reigen!
Ach, wie so bald!«
schlug es an Reimar Gerhosss lau
schend-es Ohr, und mit einer energi
schen Kopsbewegung wandte er sich
plötzlich gegen den alten ärztlichen
Freund.
Ni. k-.-I. LI» IV x.«». k--,,s Ei
»Ju- uuurc »un- sur »nur unper
tigteit, Rudolf! —— Noch ein bis zwei
Jahre also ——— das heißt im günstig
sten Fall. Daß meine arme kleine
Lisa so bald zur Wittwe werden
würde, ich hätte es doch nicht gedacht
— trotz mancher trüben Ahnung.
Aber ich habe nun wohl um so mehr
Veranlassung, den Termin irr Hoch
zeit zu beschleunigen. Denn für eine
kurze "53eitspanne — — schilt mich darum
immerhin einen Egoistem Rudolf!——
für eine kurze Zeitspanne noch möchte
ich in vollen Hügen aus dem Becher
des späten Glückes trinken, den ein
gnädig-es Schicksal für mich bereitet
hat.«
,,Niemand wird dir einen Vorwurf
daraus machen, Reimarl — Denn noch
bist du im Stande, ein anderes We
sen zu beglücken —-—- ein Wesen, das
dich liebt, wie du eH von deiner jungen
Braut doch wohl als gewiß voraus
setzen darfst. «
Ja, ich glaube, daß sie mich liebt,
troh des Unterschieds der Jahre
Seit zwanzig Monaten ist sie meine
Schülerin —- ich habe ihre schlum
meende Begabung geweckt und ihre
Stimme gebildet. Sie geht einer gro
ßen lünstlerischen Zukunft entgegen,
und weil sie, wie sie meint, das alles
mir allein zu danken hat, liebt sie mich
mit der ganzen Kraft ihres jungen
Herzens-«
»Und niemals vergieb, wenn ich
auch darin ganz offen gegen dich bin
— -- niemals ist dir die Befürchtung ge
kommen, daß sie selbst sich über die
Natur ihrer Empfindungen täuschen,
daß sie fiir Liebe nehmen könnte, was
doch in Wahrheit nur- Dankbarkeit
und lindliche Verehrung des großen
Meisters ist?"
»Nein,« erwiderte er nach kurzem
Zaudern. »Nein, ich fürchte es nicht.
Brauche ich ihr doch nur in die Augen
zu sehen, um darin zu lesen, was sie
für mich empfindet.« »
Eos smsIOsIO fu- Zn Nr erst-If ninbf
zögern si: zu deinem Weibe zu ma
chen, und solltest dich ohne Strupel
deines Glückes freuen.«
»Meines leider recht kurzen Glü
ckes«, ergänzte der Künstler mit ein-ein
trüben Lächeln. »Meine kleine Lisa
ahnt wohl nicht, welche prophetische
Bedeutung es für mich hat, wenn sie
da drinnen mit Borig Rasnmin singt:
",lch wie bald verhallet der Reigen!«
»Sie musizirt sehr viel mit diesem
jungen Manne -——- nicht wahr? Noch
fast bei jedem meiner Besuche habe ich
sie in seiner Gesellschaft gefunden«
»Wie sollte es anders sein? - — Er
ist mein Lieblingsschiiler -— ein musi
kalisches Genie und ein trefflicher
Mensch. Daß sie sich in Freundschaft
zu einander fanden, ist nur natürlich,
und es gereicht mir zur herzlichsten
Freude.«
Es war, als ob der alte Arzt eine
Erwiderung auf den Lippen hätte,
aber er mußte sich doch wohl rasch
eines andern besonnen haben, denn er
sprach sie nicht aus, sondern stand auf,
um sich zu vergl-schieden
Kräftig schüttelte Reimar Gerhoff
ihm die Hand.
»Fürchte nicht, mich mit deiner
Prophezeihung melancholisch gemacht
zu haben, mein Altert« sagte er fast
heiter. »Am Ende hätte ich mir's ja
auch selber sagen können, daß ich mei
nes Lebens Frühling und Sommer
hinter mir habe, und daß ich mich be
eilen muß, die letzten Früchte des
Herbstes zu genießen.«
Als der andere gegangen war, blieb
d:r Musiker eine kleine Weile lau
sttend am Flügel stehen. Aber der
Gesang war verstummt uno tiefe
Stille war um ihn her. Da erfaßte
ihn plötzlich ein heißes Verlangen nach
der, die der Sonnenschein in seinen
letzten Lebensjahreu sein sollte, und
raschen Schrittes ging er über den
weichen Teppich des Nebengemaches
bis zu dtr Thiir des Zimmers, in dem
er die beiden wußte. Sie war nicht
völlig geschlossen nnd geräuschlos öff
»O
—
i
nete sich der angelsnte Flügel unter
dem Druck seiner and. SeinFuß
aber haftete wie angetvurzelt am Bo
den, denn was er da mit raschem
Blick erfaßt hatte, machte siir einen
Moment den Schlag seines tranken
Herzens stocken.
Lisa, seine geliebte kleine Lisa,
lehnte das blasse, thriineniiberströmte
Gesicht an die Schulter seines schönen
sarmatischen Lieblingsschülers, dessen
Arm ihr-e schlanke Gestalt so fest um
schlungen hielt, als oh sie sie nim
mermehr sreigeben wollte, und deut
lich klang ihr schluchzendes Gesliister
an des Lauschenden Ohr:
»Es kann ja doch nicht sein, Boris .
—- es kann nicht! Jch verdanke ihm
alles « alles! Und er ist so gut! Nie
— nie, auch wenn ich darüber todt-»
unglücklich werden muß, werde ich es z
über mich gewinnen, ihn durch einen «
Treubruch zu betrüben.«
Leise, unhörbar, wie er geöffnet
worden war, hatte sich der Thürslü
gel wieder geschlossen. Gesenkten
Hauptes und mit merkwürdig müde:.i,
alten Gesicht lehrte Reimar Gerhnfs
in sein Arbeitszimmer zuriick —- vor
sichtig aus den Fußspitzen, damit die
beiden da drinnen nicht durch die jähe
Furcht or einer Entdeckung aus ihrer
schmerzlichen Weltvergessenheit ausge
schreckt würden. Lange saß er gedan
lenverloren in dem Sessel vor» seinem
Schreibtisch, bis seine Finger halb
mechanisch ein -Blatt Papier heranzu
gen und bis seine Feder.in raschen,
kaum leserlichen Schriftziigen über die
weiße Fläche hinglitt.
L
Quillt Iluslu cl uUI UliU llul ull Ucll
Flügel, das beschriebene Blatt in der
Hand und hier und da wie in träu
merischem Sinnen ein paar Alkorde
greifend. Ein schwerer-, tiefer Athem
zug noch, und mit einer raschen Be
wegung schloß er das Instrument. —
So laut war der Klang seines
Schrittes und so vernehmlich Reiniar
Gerhoffs Räuspern gewesen, daß die
beiden jungen Menschenkinder im
Musikzimmer Zeit genug gehabt hat
ten, einen weiten Abstand zwischen
sich zu bringen, ehe der Meister eins
trat» Er grüßte sie frcundlieh wie im
mer, aber ohne sich aufzuhalten, schritt
er auf den kleinen Flügel zu.
,,Wollt ihr ein Liedchen hören, das
mir heute ganz unversehens in die Fe
der geslossen ist?« fragte er wie scher
zend. »Nachher könnt ihr mir viel
leicht helfen, einen Titel dafür zu fin
den-«
Ohne eine Antwort abzuwarten,
griff er in die Tasten, und seine
Stimme, die sichv noch immer ihren»
herrlichen metallischen Wohllaut be
wahrt hatte, wenn er sie auch schon
seit Jahren nicht mehr öffentlich hö
ren ließ, erfüllte warm und innig den
Raum.
»Wenn dein Mittag glüht,
Sinkt auf mich die Nacht;
Wenn dein Sommer blüht,
Jst mein Jahr vollbracht.
All mein heißes Glück
War ein Spätherbsttraum —
Letzter Sonnenblict
An der Wolke Saum.
Aus dem Blüthenthal
Geht’s ins dunkle Land «
Drum zum letztenmal
Gieb mir deine Hand!
Noch am Usersteg
Magst du bei mir stehn «
Meinen letzten Weg
Laß mich einsam geh’n!«
dem letzten Wort des Liedes abgebro
chen, und ehe die beiden in tiefster
Seele Ergriffenen zu fassen vermoch
ten, was ihnen geschah, stand er bei
ihnen und fügte ihre Hände ineinan- »
det. ;
,,Nehmt euch und seid glücklich! —-—— ?
Mein müder Herbst soll deinen Früh: ?
ling nicht vor der Zeit lzum Wellen;
bringen« Lisa! Gied mir noch einmal I
deine Hand - - und deine Lippen! J
Ehe sie imstande gewesen wären, ’
ihm etwas zu erwidern, war er schon F
aus dem Zimmer. Und keins von ih
nen hätte den Muth gehabt, ihn jetzt
in seiner Einsamkeit zu stören. i
Aus dem Riese-meistens
Kurz, ohne NachspieL hatte er mit
l
l
Eine Zelnieesoppen s Fahrt im Winters
Jn zweistiindigem Marsche waren
wir, ein Freund und ich, von Krumm
hübel aus zur Hampelbaude emporge
stiegen. »Bis- zur Schneeloppe werden
Sie vier Stunden gebrauchen,« hatte
uns unser freundlicher Wirt im Preu
szischen Hof gesagt, und munter hatten
wir uns aus den Weg gemacht. Die 18
Grad, die das Quecksilber zeigte, hat
ten uns in Anbetracht des freundlichen
Sonnenscheins, der die in herrlichem;
Winterschmucl prangende Riesenge
birgslandschaft mit glänzendem Licht
übergoß, nicht in unserer Wanderlust ;
zu stören vermocht. Der Weg zu der j
83 Meilen entfernten, 4100 Fuß hoch s
gelegenen Hampelgebäude zählt zu den i
schönsten im ganzen Riesengebirge; s
durch dichten Wald, an plätschernden »
Bächen vorbei, die ver starke Frost noch f
nicht in Bande zu schlagen vermochte-,
führt er dem Gebirgstamm entgegenf
und alle verschwiegenen Schönheiten’
des winterlichen Waldes enthüllt-id,
der unter der Last gewaltiger Schnee
massen tief vergraben liegt. Man
glaubt, in einem Märchen- oder Zau
berwalde zu sein; Stille herrscht rings
inm, und nur hin und wieder unter
bricht ein leises Knirschen des Schnees
unter unseren Füßen dieses köstliche
Schweigen. Höher und höher steigen
wir, der dichte Wald beginnt sich zu
lichten.
Der Riesengebirgskamm liegt vor
uns ausgebreitet. Da winkt die gast
liche Hampelbaude, zur Rechten ragt
gleich einem riesigen steinernen Wahr
zeichen auf 4500 Fuß hohem Bergsgip
sel die Prinz-Heinrich-Baude empor,
durch tiefe Steinbriiche von uns ge
trennt, und zur Linken zieht sich, all
mählich aus dem Grau des Horizontes
emvorsteiaend, der schneebedeckte Kamm
dahin. Die Schneekoppe, die uns noch
am frühen Morgen, von der klaren
Winterluft sich scharf abzeichnend, ge
lockt, ist verschwunden. Verbirgt sie
der Kamm unseren Blicken, oder hat
ein neidischer Nebel sie in undurch
dringliche Schleier gehüllt?
Uebrigens weht es hier oben frischer
als unten im Tal, und man empfindet
die Kälte mehr. Wir begeben uns da
her auf ein Viertelstündchen in den
Schutz der Hampelbaude und erwär
men uns durch einen Teller Erbsfuvpe,
anscheinend ein Spezialgerichi, in dem
man hin und wieder auch Spuren des
init Recht so beliebten Schlveineohrs
entdeckt. Dann wird der Ruckfack wie
der gefchultert, und aufwärts geht’s,
der Kammhöhe entgegen. Ein schwe
reszx Stück Arbeit! Bei jedem Schritt
versinkt der tastende Fuß in dem tiefen
Schnee und gleitet von bereisten
Klumpen ab. Dazu pfeift der Wind,
uns eisigen Schneestan ins Gesicht
biasend, sein eintöniges Lied. Zu Nut
zen tommt uns hier die Stangemarkie- »
rung, die der Riesengebirgsverein und ;
die Baudenbesitzer in jahrelanger Ar- Z
beit durchgeführt haben. Durch mehr z
als 100,00 Stangen, die sich von 85 zu
PS Fuß aneinanderreihen, sind alle I
Wege auf dem Gebirgskamm markiert, »
und so vermag sich der des Weges Un- I
tundige selbst bei starkem Nebel und ;
Schneegestöber zu orientieren. «
Nach drei Viertelstunden iniihsamer"
Kletterei haben wir die Karnrnhöhe er- ’
reicht, und frei schweift unser Blick auf
der einen Seite in die deutschen,auf der
anderen in die bömischen Lande hinein.
Allerdings trifft der Ausdruck »frei« f
nur insofern zu, als der Nebel uns ei- ;
ncn weiteren Ausblick in die Täler ver- ?
wehrte. Weite Schneefelder dehnteu »
sich bis an den Horizont, und nur die !
fast endlose Reihe der Wegestangen und !
einige in weitere Ferne dahinziehendes
Wanderer brachten Farbe und Leben f
in das sonst tote Bild. t
Im Osten taucht jetzt die Riesen-:
lsaude aus, die letzte Station vor der
Koppe Nach einer halben Stunde ist
auch sie erreicht. Fast im Schnee ver
graben, von dicken Eisschwaden über
zog-Im mutet sie unsan wie eine Höhle
wilder Bergriesen, nicht wie ein gastli
ches Wirtshaus Wir bleiben daher
stmdhaft; selbst der Gedanke an eine
Erbssuvpe vermag uns nicht zu reizen;
denn schon taucht im Nebelgrau der auf
die noch 650 Fuß höher gelegene Koppe
fürrende Serpentinenweg auf, wenn
auch die Spitze noch immer unsichtbar
ist. Ein kräftiger Schluck aus der
Flasche-, und mit frischem Mut geht es
aufwärts Der Weg ist steil und
start vereistx der Bergstock leistet daher
gute Dienste, und bald stehen wir vor
der Spitze, deren wenige Gebäude sich
erst im letzten Augenblick aus dem
dichten Nebelnieer herauslösen.
Soeben verlassen drei Stiläufer die
im Winter offene österreichische Baude;
sse benutzen dabei den sogenannten Ju
biläumsweg, denn nur auf diesem ist
die Koppc auf Stien erreichbar, und
auch nur für ersahrene Läusen Wir
cntbietcn den langsam und vorsichtig
Davonschreitenden ein kröftiges »Sti
heii« und treten dann, vom Banden
mirt empfangen, in das« gastliche
Wirtshaus-, wo uns liilfsbereite Hände
von der Schnee- undtsiskkuste befreien,
rsie uns nnhaftet. Eine Viertelstunde
später stehteine dainpsende Mahlzeit
Ver ung, die eine Flasche kräftigen
Steinweins würzt Den Beschluß
bildet eine Tasse Kassee und ---- da
wir uns einmal in Oesterreich befin
den, eine schlanke Virginia . Zigarre.
Nun soll’S hinaus gehen; vielleicht
hat die Mittagssonne den Nebel durch
brvchen tin-d ermöglicht uns einen Blick
ins Tal. Aber schon berichtet uns der
Baudenivirt, der im Sommer alss Post-·
nicister hier oben wohnt: »Aus-ficht ist
leine«, und so lassen wir uns denn,
nicht ckerade ungern, am wärmenden
Ofen, in dein die Kienscheite so trau
lich tnistern, hauslich nieder und ver
tiefen uns in das Studium des Frem
denbuch5. Nicht ohne Genugtuung
lesen wir, daß schon viele andere Kop
Pcnbesucher vor uns auch teine Aussicht
gehabt . . . Mehr oder minder gute
Verse geben davon Kunde. Jn dem
einen beißt est
«Anf"nt Berg san nier gewesen,
Aber gesehn liab’n mer nix
Alls viele recht grosze Steine
Un a Gewölb a recht dick"·J.«
Ein anderer Roppenwanderer dichtet
erbost:
»Mein lieben Leute,
Am die Klopve katn nti denn-:
Iris lnn einer von den Flenznineik
Sikmtiilens aber tocnm· ieli nur noch anI
Zweinnddieimmten"
Sicherlich erging es ihm wie uns-.
Wir aber lassen uns die Laune nicht
verderben. Schnell entschließen wir.
ens, auf der Kappe zu übernachten.s
Vielleicht haben wir am nächsten Mor- ;
—
gen mehr Glück; der Sonnenaus ang
soll hier oben ein mächtiges Schauspiel
sesn. Jni Gespräch mit dem Wirt nnd
seinen Töchtern vergeht die Zeit. Eins
der blonden Mädchen erzählt uns
,,Mein Vater lebt schon 31 Jahre aus
der Koppe, und wir sind hier oben ge
boren. Langeweile? Die haben wir
nicht. Manchmal kommen wir monate
lang nicht ins Tckl und tagelang nicht
aus dem Hause, besonders wenn es«
draußen stürmt und schneit. Wir sind
gern hier oben im Winter.«
,,)Jierkwürdige Mädchen!« dachte ich
Sic haben keinen Verkehr mit Alters
genossinnen und leben abgeschieden von
aller Welt, entbehren aber doch nicht,
da sie all das-, was unseren Frauen Und
Mädcken unentbehrlich erscheint, nicht
lehnen
Unsere Hoffnungen, am nächsten Tag
durch klares Wetter entschiidigt zu wer
den, wurden schmählich enttärrscht. Ali
ich um 7 Uhr 45 Minuten aus den Fe- «
dern kroch und, notdürftig betteidet,"»
die aufs Koppenplatean führende Tür
öffnete, um Ausgucl zu halten, braustew
mir dichte Schneewolken entgegen, und«
eine fast aritische Kälte ließ mich er
starren Trotzdem schlüpste ich hinaus.
Brr! 0 Grad zeigte das Thermome
ter, nnd eine dichte Nebelmauer um
ringie das kleine Koppenplateau. Bei
nsihe wäre mir ein lräftiges Wörtlein
entsahren. Also alle Mühe war um
sonst gewesen. Wir mußten wieder zu
Tal ziehen, ohne die vielgerühmte Aus- ,
sieht qenossen zu l).aben Jn gedrücktek
Ptimmung tranken wir unseren Kas
........ f-..I.s: «
. .»....J-k-i k» —...-..-..
Isl, UslU fcsusli clu unscstblwscw. zl
fchmectender-, frisch gebackener Kuchen
vermochte uns- nicht aufzuheitern
,,Wollen die Herren irn Hörnerschlit- z
ten runterfahren'?i« ließ fich da der It
Wirt vernehmen. Jch fah meinen·
Reisegefährten verfiändnislos an. Was
meinte der Wirt? Wo hinunter? Doch
nicht oon der Koppe den steilen und:
bereisten Serpentinenweg entlang, zu LEI
dessen beiden Seiten mehrere hundert «
Fuß tiefe Albgriinde gähnen?
»Gewiß, geivifz!« versicherte der
Wirt. »Da ist keine Gefahr dabei.
Mein Sohn fährt Sie sicher runter; .
auf den können sich die Herren schon ;
verlassen« k«»1,
Zehn Minuten später saßen wir je
der in einein Hörnerfchlitten; unser
Schlitten fuhr in oft pfeilschneller J
Fahrt iiber das Plateau nach jeneti
Stelle, an der der Serpentinenweging s«
Bodenlofe hinabfiihrte. Zu sehen war
absolut nichts. Langsam glitten wirz »
in die Nebelmafsen hinein. Zu unfe- «
rer Beruhigung war über Nacht starker-s
Schnecfall eingetreten und so ging dieF
Fahrt den steilen Pfad hinab nur all--l
inählich vonstatten; hin und wiederF
blieben die Schlitten stecken und konn
ten die Fahrt erst nach Wegräuinun gis
de-: angehäuften Schnees fortf ehean ;
Als wir die Riefenbaude erreicht hat- Z;
ten nnd mag dem Schlitten stiegen, um;
den Weg iilser den Kannn zu Fuß zuJ «
riickzuleqen, warfen ivir noch einenBliJ FEJ
hinter un-. Die Schneekoppe warE -
wieder in den Wolken verschwunden
und :nit ihr ihre gaftlichen BewohneriJ
Jiach halbstiindigem Marfche durch-ji
tiefen Schnee hatten wir den Kamm »i«
rund, oon dein aug die Talfahrt be
ginnen konnte erreicht, und glitten wii
in unterbrochener, oft pfeilschncllez
Faler über das »Gehänge« talwärtz
Trotz der starken Kälte und des h «
aufspriihenden Schnees-, der mir sog
die Augen zufrieren ließ, bereitete u
die Fahrt einen iösilichen Genuß, U
als wir nach weiteren 25 Minut
sicher in Krummhiigel eintrasen,
net-en wir fest entschlossen, ini nächst «
Jalire wieder eine iointerliche Koppe
farht zu unternehmen. Dann ab
möge uns Ltiiibezahl günstiger gesinks
fein! s«
i
F i
——--··
Da zwischen Nicaragua und HerL
durag ein Krieg bevorsteht, so könn, -
die Zustände in Zentralamerika abej
mals als normal bezeichnet werden. ji
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Der neue Schuh von Persien w ?
als- ein Mann mit eiserner WilleH Z«
kraft beschrieben. Außerdem besihtz ,
mehr Stiefmutter als irgend ein est
derer Herrscher. - :
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Unter Gemeinnützigem teilt die Ki - «
seler Allgemeine Zeitung (No. 50) i; T .
»Im Sommer verhütet ein kleiner (
saß von Natron das rasche Sauetlg
den der Milch und der Fleischpreij
Sauere Fleischpreise ist ein etwas st ’
derbarer Ausdruck, jedenfalls q
wurde es Vielen im vorigen Somj z;»
sauer, die hohen Preise für das Fl( «
zu bezahlen. Hätte da Nattern n
leicht geholfen? ; is
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Ein deutscher Astrononi hat Rxs
auf dem Monde entdeckt, -— muß tj ’
aus- Piitsbura dorthin gglangt sei« -
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Rußland erntet, was es gesäet
man kann nicht sagen, daß die
ein( besonders günstige ist
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Der Cate Walt soll bei den
schensressern in Asrila seinen Ut
achabt haben. Schwer ver
das: Kannilsalen um eine «
tanzen sollten.
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»Der Arzt sagt, ich müsse
snaestiur durchniachen.« —
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