Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 25, 1907, Sweiter Theil., Image 13

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    Der set-nut- Quinte-.
»Wenn i nur hunderttausend
Gulden hätte«.« Das hat du viel
leicht auch schon tft geda t oder ge
sagt. Wenn du aus einem Thaler
tanv bist, ist es Dir nicht daraus nn
qetosnmem und hast hunderttausend
Thaler daraus aemacht, obgleich daz
ein Ertleitliches mehr ist. Jch nehnse
dir den Hunderttausend-Wunsch nicht
übe-, es ist teine schlimme Sache ums
reich sein: aber das Glück macht es
doch nicht aus, davon tann ich bli
cine besondere Geschichte erzählen.
Ein junger Mann hatte seine Hun
oertautend geerbt, und er begnügte sich
auch damit, er wollte blosz sein Geiz
vetzehren, arbeiten aber wollte er
nicht, das meinte er, sei nur etwcs
fiir nnbemittelte Leute. So hatte also
der Heer Adolph gar tein Geschäft,
als essen, trinken, schlafen, spazieren
gehen ever reiten und was ihm sonst
noch einfiel. Ja das Aug- und An
Ziehen war ihm zu viel, nnd er hielt
sich einen Rammerdienen Wenn ::
e« .Morgens erwachte, wußte er ei
cen lich nicht« warum er aufstehen
sollte; es wartete kein Geschäft nn:
kein-.- Fiieude auf ihn. Darum blieb
er auch sein liegen, bis ihm auch das
zu beschwerlich wurde. Fast qina eg
ihm wie jenem Englander, der aus
purer Langeweite, um sich nicht mehr
aus-« und anziehen zu müssen, sich
oce Leben nahm.
Herr Adolph machte dann jeden
Vormittag seinen Spaziergang, da
mit er den Nachmittag frei und nichts
zu thun habe. Meisteng lag er auf
rem Kanape gähnte und tauchte.
Dabei hatte er minnter noch seine
eigenen Gedanken. »Jeder Mensch«,
dachte er »hat so eine Summe von
straft mit anjd e Welt oetomnien die
siir seine siebenzia Jährlein oder auch
mehr ausreichen muß. Wenn ich aiio
einen lschweren Stuhl von einem Ort
DE »dem andern hebe, ist damit ein
slllll lllklllkk ccccllbllclsl Cusgclccllx
det oder verbraucht — darum lass-«
ich's hübsch bleiben.« Auf solche Ge
xsanten kann nur ein Nichtsthuer
kommen.
Der Herr Adelle ward aber dick
und oft tröntlkch und mußte seinen
Leib pflegen. Doc- war auch noch ein
Geschäft —
Daö Jahr durch ging dem Herrn
Adolvh manch schön Stück Geld durch
die Hand, und dabei halte er die bes
fondere Liebhaberei. daß er bei jeder
Goldmünze, die er ausgab, ein klei
nes, zierliches Kreuz unter die Nase
des geprägten Herrschers machte. »Ich
will nur einmal sehen", dachte er.
»al) nach langer Uniherwanderung in
der Welt mir einmal wieder so ein
Goldstück unter die Hände kommen
wird.
Da nun der Herr Adolvh gar nichte
war, to nahm er sich ernstlich vor, et
was zu werden, und er ward —— ein
Reisender. Das ist noch immer ein
Titel, wenn man sonst weiter nichte
ist. Er reiste von einer Stadt in die
andere, von einem Land ins andere
und ließ suchst- iiberall wohl sein, und
wo er etwa-H zu bezahlen hatte, da
gab er die mit seinem Qrdensireuze
gezierten Goldstücke hin. Noch nie
aber war es ihm vorgekommen, dusz
er eins wiedergesehen hatte. Endlich
ward er des Heruxnreisens auf dein
festen Lande müde, er verließ die alte
Welt nnd schiffte sich nach Amerika
ein.
Hirn war der Herr Adolply noch
etwa-·- inehr, als ein Reifender, er
war sogar ein Austoanderer. Die-«
mal aber gings ganz fchlecht auf der
Sees fiinf Tage und fünf Nächte
iniithete ein gewaltiger Sturm; allse,
lras auf dem Schiffe war, mußte
Hand ans Wert legen, aber vergederzi
das Schiff ging unter, und nur
ter Beherztheit des Schiffsbaupt
nun-ins klang es, die Mannfchaft und
die Rei enden in eine Schaluppe zu
retten. Nach zwei Tagen fürchterli
chen Umherirrens und schrecklicher
Hungersnoth, in welcher viele starben,
wurden die Verfchiagenen von eine-n
Handel-schiffe aufgenommen und in
den Vafen zu Bofton gebracht
«erm, hilflos und verlassen irrte
hier Adolph umher, und er wiinfchte
sich oft, drer er mit den andern oon
den Wellen begraben loiirr. Da fah
er einen Mann eilig des Weges gehen;
m«t niedergefchlngenem Blicle bat er
ihn nm eine Gabe. Der Mann griff
in die Tafche, reichte itnn ein Stück
t« ld und war fchnell verschwunden.
Als Adolf-h wieder feinen Blict ers
vordod nnd das Geld betrachtete,
wollte er laum feinen Augen trauen:
es war ein holländischer Dukaten, de
das Ordenszeichen von feiner eigenen
hand- unoertennbnr trug.
Sei es nun. daß der Mann sich
vergriffen hatte. oder daß er wirklich
eine fo namhafte Summe fcyenlen
wollte, Adolle dachte nicht lange da
rüber nach, und er weinte helle Thra
DIRE
Lehrer: »Wir haben hier teine blei
bende Stätte; erlliire mir das,
Sckulze!«
Schüler: »An jedem Termin unif
fen wir unizichen!«
Zurück-einem
Herr fleian Diener fuchend): »Wo
nur der Schafston fteclen mag!«
Diener lautgebrochyx «Zwifchen
leren Schilliernl«
nen ans das einzige Goldstück, das
ihm von seinem ganzen Reichthum als
Beitlengabe tv:eder zugekommen war.
Mit Webmuth dachte e: daran, daß
er es wieder weg-geben und viellelliekxt
nie mehr sehen solic. Da begegnet
ihm eine große Menge von Arbeitern,
die an einer Straße arbeiteten; schnell
war er entschlossen und ließ sich unter
ihre Zahl einschreiben. Ein besonde
rer Gedanke tröstete ihn bei dieser un
gewohnten Lebensweise »Ich brauch
te eigentlich nicht zu arbeiten«, sagte
er sich in der erste-r Zeit, nnd fühlte
dann an seine Brust, wo er den Du
katen verborgen hatte, »ich habe ja
Gelt- und könnte eine ganze Woche
länger davon leben, oder etwas ande
res damit anfangen; aber ich arbeite,
weii’s mir Vergnügen macht.« Dann
aber machte er einen Spaß Daraus-.
und sagte oft: »Ich arbeite blos zu
nietnem Vergniigen. Ich arbeite, da
mit ich was zu essen habe, und das
Essen macht mir dann Vergnügc::;
also arbeite ich zu meinem Vergnü
gen« Nach nnd nach aber erkannte
er, daß nichts Enttviirvigende5, ja d:e
Ehre und der Lebenszwecl allein varii
liege, fiir den Genuß seine-Z Dasein-;
und für das, was man von der Welt
hat, auch Gutes fiir sie zu thun.
Früher hatte er gedacht, durch das
Wegriicken eines Stuhles, ja durch
jede Thäiigleit seine Lebenskraft zn
schwächen; jetzt erkannte er, daß je
mehr man seine Kräfte braucht, sie um
so mehr wach-sen und zunehmen, daß
die Lebenskraft durch die Tbätigkeit
iminer neu erzeuct wird.
So tvar Adams-« siir den die Stra
ßen früher nur dagewesen waren,uii«.
als dergnügungsfilchtiger Reisende:
Daraus herum zu kutschen, ein Bahn
:nacher und Straßenarbciter für Alt-«
tiere. Mit der Zeit aber gelangte er
auch zur Stelle eines Aufseher-s bei
dem Straßenbau, und er freute sich
in dem Gedanken, daß von seinem
Dasein aus der Welt noch andere
Spuren hinterblieben, als die bloßen
ieteuze aus dem Golde, das ihm durch
die Hand gegangen war. Lange Zeit
hat er den Dukaten als Andenken aus«
bewahrt, bis er endlich eingesehen,
das-, auch dieser nicht ruhen dars in
dein großen Weltverlehr, und er
scheniie ihn einer Wittwe, deren
Mann bei cein Straßenbau verun
glückt war.
Berthold Anerbach
Sprachtatemh
Sprechen heism Seine Gedanten
uno Gefühle in Worte tleiden sind sie
anderen so mittheilen, daß sie ves
stehen, tvas wir wollen« Nur der mit
Verstand begabte Mensch kann spre
chen. Den Thieren geht diese Fähig
teit ab, obwohl manche von ihnen nach
neueren Beobachtungen im Stank-e
sind, sich gegenseitig Mittheilnngen zi.
machen. Doch davon wollen wir zus
nächft nicht sprechen, sondern nur von
jenen Menschen, die neben ihrer Mut
terspeache noch viele andere Sprachen
lernten. Von solchen merkwürdigen
Spinchtalenten .in ich euch, meine
jungen Freunde, Mittheilung machen.
Der größte Sprachentenner soll der
vetannte Religionsstister Buddha ge
iresen sein. Man erzählt von ihm,
daß er schon als Knabe von 10 Jah
ren von seinen Lehrer-n fünfzig srecnde
Sprachen lernte. Natürlich glaubet
wir so etwas nicht, weil es unmöglich
ist. Anders verbstt er; sich iedoch nxit
folgenden Zprachtalentem
Als größtes Sprachaenie ailt der
Kardinal iUtezzofanti, der über 100
Sptachen verstand. Wenn ein hoch
gelehrter und hoaigestellter Mann so
viel leistet, ist dies schon wunderbar
aenua; doch was soll man sagen, c:
fährt man, dass ein deutscher Bauer
Namens Schmidt an die 50 Sprachen
bererrschtel Der Reisende Post-!
rühtnte sich, er tönne ohne Donner
scher durch die ganze bewohnte Welt
reisen. Jn England wohnte ein ge
wisser Miller, welcher 20 Sprachen
sprach und in 6 Monaten das schwie
rige Chinesisch sich aneignetr. Christ
ton, welcher im 22. Lebensjahre tarb,
verstand gleichfalls 20 Sprachen.
Lonis Augustin Prevost gelangte
durch seinen rastloien Fleiß endlich
dahin, daß er 40 Sprachen mehr oder
weniger volltvmmen verstehen uno
sprechen konnte.
Jbr seht also hieraus« meine lieben
Leser und Leserinnen, wie weit esJ
manche Menschen durch großen unc
anhaltenden Fleiß, unterstützt durch
besondere Fähigteitem bringen können
und werdet von nun an recht viel
Fleis; aus die Erlernung eurer Mut
trrspracbe verwenden. Wie wäre der
Mensch ohneSpracheZ Er wiirde nicht
viel höher als das Thier stehen; denn
die Sprache macht ihn erst zu dem,
was er ist.
Zum Schluß eine Scherzsrage: Wer
tann alle Sprachen reden?
Gemtithlieih
Jean ist von seinem Herrn dabei
iiterrascht worden, als er gerade eine
Flasche Nothspon hinter die Binde ge
gossen hat und erhält eine ernstliche
Rüge. Nach einer halben Stunde
stolpert der Herr zufällig iiber die ge
leerte Flasche, die in tausend Scher
lsen ge t. Jetzt meint Jean triumphi
rend: »Schaui1 S’, gnii’ Herr, da
tvar’s also doch besser, daß ich sie
vorher ausgetrunten hab't·«
Sag
Alte Schulden.
Slizze vor: O. Heller.
,Friiulein Lenz —derChef wünscht
mit Ihnen zu rechtl«
Die beiden älteren Buchhalterinncn
sahen der tleinen Kollegin spöttisch
nach, als sie erröthend aufstand und,
den Kopf gesenkt, mit zogernden
Schritten ins Privatlontor ging
Gewiß wollte Herr Wolsram ihr kün
digen! Siew war auch zu ungeschickt
Dersweschäftsfiihrer zuate schon lange
Die Achseln. Gestern hatte sie sich
zweimal verrechnet.
Toni Lenz war selbst erstaunt ge
wesen« als der junge Chef ihr, trotz
ihree 1nittelmiisxiis,enZeugnisses von
Ver Handelsschttle, gleich den Posten
anvertraute. Er benahm sich immer
ausgezeichnet ar ig gegen sie. Auch
jetzt bot er ihr sofort einen Stuhl an,
und in seinem Wesen gab sich eine Be
fangenheit kund, die der ihrigen bei
nahe gleichsam.
»Sie sind nun seit drei Monaten
bei uns Fräulein Lenz. Jch———ich
möchte fragen, ob Sie mit Jhrer Stel
lung lxier in jeder Hinsicht zufrieden
find·'«
Ach, wenn er Wohlgefallen an ihr
sann so galt dar- sicherlich bloß ihrer
Person, nicht ihren Leistungen! Am
besten-mass schon, wenn sie ihm oie
Sache leicht machte — ihm mit der
Kündigung zuvorl1m!
,Sie sind sehr gütig, Herr Wolf
1r.ni.J-ch fühle selbst, daß ich für die
Stellung nicht pas,se und bitte, mich
zu entlassen.'.«
Diese Antwort schien er gar nicht
erwartet zu haben. Er machte ein ganz
ketretenes Gesicht.
»Haben Sie sich schon nach einer
ander en Stellung umge. han?«
Toni schüttelte den Kopf. Jhr war
unsac lich schwer ums Herz. Sie
täinpfte mit Thriinen.
»Ich eigne mich nicht zur Kontori
siin. Vielleicht löme ich mitUnterricht-s
geben besser zurecht. Jch habe vieler
lei gelernt, Musit unb fremde Spra
ct:en«...
,.Wollen Sie nächsten Sonntag
·mein Tischgafti sein, Fräulein Lenz?
Jch möchte Jhnen einen Vorschlag
:na:hen.«
Sie wurde roth. HerrWolframtvar
Witttver nnd von sehr einnehmender
Persönlichkeit Die abschliiaige Ant
rrort schwebte ihr auf der Zunge, als
et hastig fortfuhr:
»O —- ich bat-e eine Danebqu
Auch werden mein Schwiegervater
und meine kleine Tochter mit uns
essen. Alfo Sie kommen, nicht wahr?«
Sie sagte zu. Mit klopfendem Her
zen herab sie sich am Sonntag nach
keiner Villa. Hier war alles höchst
gediegen und gefchmactvoll eingerich
tet, aber oas konnte Toni Lenz nicht
blenden, sie ftamsnte aus sehr wohl
habendem Hause nnd hatte als einzi
qe5, verhätschelteg Kind alle Genüsse,
alte Freuden des Reichthumg ausge-«
tostet, bis der Tod ihres Vaters und
der unmittelbar darauf erfolgte tvirth- ?
fchastliche Zusanrnienbruch sie in dies
bittere Nothtoendigleit versetzte, sichj
selbst ihr Brod verdienen zu müssen»
Dai- ttxar etwa anderthalb Jahre her. i
Was-. mochte Herr Wolfram eigent-;
lich beabsichtigen? Wollte er seine
kleine Tochter etwa von ihr unterrich
ten lassen -—-- sie vielleicht als Bonne
in fein Haus nehmen? Würde sie—j
dürfte sie darauf eingehen, wenn ers
ihr diesen Vorschlag machte?
Toni Lenz fah sich nm. Sie war’
früh gekommen, Herr Wolfram nochH
nicht da Sie trat vor den großen
Spiegel, ihre Kleidung zurecht zu?
inpfem alles saß tadellos; das ein-;
fache, weiße Sommertleid stand ihrs
niirllic sehr gut! Und von dem Be- ?
Hut-ten ihrer Toälette kam sie ganz
natürlich dazu, ihre ganze zierliche.
Uersonlichtett einer eingehenden Yqu
sternna zu unterwerfen: von den flei
nen, hellbeichuhtm Fäßchen bis zu der
schlankem von einem blauen Gürtel
umspannten Taille und dem blassen,
sei nen Gesichtchen umrahmt von roth
goldenem Geloct —- wie oft war sie —
nun, so sehr lange her war’ s noch ga:
nicht —- um diese »tizianblonde«!
Lsaarsarbe beneidet worden! Wohlgess
fällig lächelte sie ihrem Bilde zu,
schlug dann die Augen nieder und
seufzte. Aus einmal fuhr sie, aus
sehend, mit tiefem Errothen zurück
Dicht neben ihr tauchte im Spiegel
ein Zweite-Z lächelt: des Gesicht aus: das
ihris jugendlichen Prinzipals
Alter er nahm sofort wieder seine
ernste Miene an
»Dars ich bitten, Fräulein Lenz?
Es ist ausgetragen nebenan. Jch heiße
Sie in meinem Hause herzlich will
!ommen!«
Er reichte den- vertegenen jungen
Märchen den Arm, um sie in’sSpeise.
jimmer zu führen. wo sie den Schwie
gervater, die hansdame und die kleine
geoloig Wolfram bereits vorfand.
te Dame schien ein miirrischer, alte:
Lsausdrache aus ,,«'Lesseren Kreisen zu
sein, der Schwiegervater ein schwer
höriger beständig wohlwollend ta«
ehelnder Herr, trorttarg doch von sehr
höflichem Wesen. Das kleine Mädchen
bereitete Toni eine Ueberraschung: es
war nämlich noch ein reines Baby,
kaum drei Jahre alt, sehr niedlich,
aber siir Musik und fremde Sprachen
doch noch lange nicht reis.
Nach dem Essen bat Herr Wolfram
Fräuiein Lenz, sich den Garten anzu
sehen. Und er bot ihr wieder seinen
Arm. Auf einer Bank, mitten im
Grünen, nahmen sie Platz, und dies
mal waren sie allein.
»Sie mochten also den Posten als
o- .
Kontori in bei mir nicht länger be
halten, rckulein?"
»Ich fürchte eher, der Posten möchte
mich nicht! Fragen Sie Jhren Gr
schäkissührer den Herrn Gebhardtt
Jch tauge wirtlih nicht zur Konto
risiin!«
»Nein, Sie tangen nicht dafür, « be
stätigte der junge Prinzipal gleich
müthig »Sie sind an Besseres ac
wähnt Sehen Zie, ver ehrtes Frsuz
lein, es ist meist schwerer, herabzusted
gen im Leben, als sich emporznarbei
ten Jch habe es im Laufe von zehn
Jahren vom gewöhnlichen Tischler
gesellen zum Chef dieser Möbelsabrii
;ebracht. Allerdings heirathete ich in
die Firma hinein! Aber :ch war schon
zuvor meinem Schwiegervater ein
nüclicher Gehilfe. Ohne mich träte
Das Geschaft kaum so eniporgebliiht!«
Tag klang etwas nach Eigenlob,
aber nicht für Toni J: n Gegenthei l:
das rornehm erzogene Fräulein hielt
es fiir Heldenninth uno überflüssin
Beschridenheit, daß der jetzt so fein
gebildete, vornahm aus-ziehende Chef
den »gewöhnlichen Tischlergesellen« so
retonte, sie hätte es an seiner Stelle
wohl unt-erlassen«
»Das Glück ode: der Zufall spielten
dabei esreilich immer eine Rolle. Soll
ich Ihnen mal erzählen, welche Hans-«
habe das Schicksal mir zum Empor
kommen bot? » i-« zum Kaffee hab-n
wir noch Zeit.
Also: Mein Vater war ein woll
habender Tischleri:teister. Er nahm,
inach zehnjähriger Wittirerschasi, eine
Hweite Frau, die ihm nacheinander
fünf Kinder schenkte, was zur Foiac
hatte, daß die Mittel zur Erziehung
des Sohnes erster Ehe immer inapper
iund tnapper bemessen wurden ——durcli
zihren Geiz. Ich verlebie eine entbeh
srungrivolle Jugend darf mir aber
scachsagem daß ich streosam und siei
J ßig war. Der schnelle Aufschwung, u
Jmiichtige Entwickling des Kunstce
:werbes, ließ auch fiir mein Handwerk
»cliinzende Aussichten zutaae treten.
Da tejn anderer fiir mich dachte uni)
-xlante, lernte ich früh und selpststiins
org ocnren. Troer oyne grunouche
künstlerische Studien konnte man
nichts- erreichen. Es gab Leut-» tit
sich für mich interessirten und bereit
waren, mich zu fordern — aber war
jdenn nicht mein Vater ein wohlsitui:
ter Mann? Wozu also sollten Fremde
die Mittel herrschen, die es seäne
Pflicht war zu beschaffen? Er hätte
es am Ende sehr übel ausgenommen!
Denn er—durch»die Stiefmutter g«—
gen mich aufgehetzt — zuckte schon rie
Achseln über den hochmiithigen Jun
ngn, Der mehr fein wollte als sein Va
ter und es verschmähte, bloß ein
tüchtiger Handwerker zu werden! link
mir Zeichenftunden und Bücher zi.
verschaffen, machte ich Schulden und
fand auf den Narren meines Vaters
auch eine Zeitlang Kredit.«
Herr Wolfram hielt inne und blickte
»die lleine Kontoristin, deren Auge ooll
Interesse auf seinen hübschen Zügen
ruhte, forschend an.
»Das sind fiir Sie fremdartige
Verhältnisse, e’5-riiulein Lenz, nicht-«
.,Bis jetzt taum. Schulden machen
auch Leutnants und Geheimraths
söhne. Erst recht! Nur meisten-J
nicht« um etwas Tüchtiaes zu lernen!«.'
»Wohl! Aber Schuldenmachen ist
immer ein böser Anfang, der zu
schlimmen Dingen führen lannk Nach
einem Monat sclxuldete ich die für
meine Verhältnisse enorme Summe
von hundertunosünfzig Mari! evch
toar noch minorcnn —neunzehn Ja re
alt! Die Leute, oon denen ich geborgt
hatte, drohten, das Geld oon meinem
Vater einzutreiben! Das erfüllte mich
geradezu mit Entsetzen! Er war ein
jähzorniger Mann und würde niclit
davor zurückgeschreclt sein, mich tör
perlich zu züchtigen.
An einem Abend saß ich allein, in
Grübeln versunken, in der Wohn
stube. Der Vater und oie Geschwister
waren ausgegangen die Stiefmuttei
in der Küche beschaftigt Mir fiel aus,
hsks f» Ex--«-l- .-X L; - fl --------
wes-O »D- thsunsk uns- Usb qsvlulusvwsp
fasten ossen standen. Meines Vaters
Frau war unordentiich mit ihren
Sachen. Alles lag durcheinander.
Jch llickte in ein Schubsach wo meine
liebe Mutter sriiher ihre wenigen
Schmuckstilele anfznbewahren pflegte
----- ja, da sali ich, fast noch aus dem
alten Fleck, ihre goldene Uhr und
Rette-, die sie kd werth hielt. Jetst
war das natürlich Eigenthum der
nnnmehrigen Frau Meisterinll Da
neben, achtlos bingeworsen, glänzte
eine sehr tvertlxsvolle Brillantbrosche.
die mußte erst neuerdings angeschafft
worden sein! Es schoß mir durch den
Sinn, daß, während ich darbie, diesesv
Weib und ihre Kinder mein Erbe
schon bei dec- VarersEebzeiten aus
zehrten... hatte ich nicht das Recht
der Selbsthilfe? Wenigstens die Uhr
meiner Mutter konnte ich doch an mich
nehmen!
Jch nahm aber auch die Brosche·
J Jn unserer Stadt befand sich eine
standleihr. Der Jnhaber bezweifelte
snicht daß mir die Uhr und Broscire
igehörrem ich bekam dsasiir hundert
iundfiinszig Mart, keinen Pfennig
intehri Nun tilgte ich meine Schalk-.
Aber die Ruhe meiner Tage und
Nächte war dahin. Wenn der Verlust
senideckt wurde! -— Konnte nicht ein
anderer, ein unschuldiger Lehrbursche,
in Verdacht gerathen, und war iclJ
dann nicht verpsiichtet, alles zu beten
s nen? «
s Wahrscheinlich bemerkte meine
sStiesmutter das Fehlen der Schmuck
Lachen ansan s überhaupt nicht, oder
e scheute ch ihrer Unachtsarnteii
wegen vor ihrem Mann. Der Sonn
tag kam heran, vor diesem Tag grante
mir besonders. Vom frühen Morgen
ab trieb ich m: ch- im Thiergarten um
l;er, ei- war herrliches Wetter, viele
Spaziergänger unterwegs, alles ath
mete Frohsinn nnd Freude Und doch
mochte wohl so mancher unter der hei
teren Maske ebensolche Sorgenlasi
mit »sich herumschleppen wie ich! End
lich müde geworden, nahm ich auf
einer ter Marmorbänle in der Sic
gesalleee Platz und musterte zerstreut.
die Vorübergehenden Bald fiel mir
eine sehr junge D.:me —- im Backfisch
alter-durch ihren herrlichen, roth
blondcn Zopf auf. Sie war reizend
angezogen, ganz Grazie und Eleiganz’
Für dergleichen Ixaite der arme, « sich
nach Hüherem sehnende Tischlergeselle
schon Damals Z: nn Eine ältere, ein
ach aetleidete Ver son, wahrscheinlich
ein Dienstmädchen ging ihr zurSeite
Sie ietzten sich beide mir schräc gegen
über, eine Zei lang konnte ich daz
hübsche, zarte Gesichtchen mit dem leb
haften Mienensviel genau leeirnchtenz
sie gab ans mich nicht acht: ich ivnr
ja ein so nnbedeutender Mensch, dem
man schon von weitem rein Handwer
ler ansah, währens so flotte, netic
Leutnants und feingeputzte Dame-n
ihre Aufmerksamkeit auf sich zogen.
Als sie, weggehend, die Stufen der
Bank herabstieg, entfiel ihr unbemerkt
ein Täschchen, dass sie am Arm getra
gen hatte. Jch nahm es erst auf, akk
sie außer Sicht niar. Rein anderer
hatte es gesehen
Beiseite ins Gebüsch tretend, mu
sterie ich meinen Fund. Wenn der
Inhalt werthvoll war, mußte das
Tåischchen abgeliefert werden«
Zlnszer einem VI rfümfläschchen und
einem Batisttaielieiituch befanden sich
hundertundfiinfzig Lljiark in Gold da
rin.
Ein Schreck durchzuckte mich! Huiie
ich mich nicht am Ende getäuscrth
War wirklich dus Badsischchen die
Verliererin?
Gewiß. Sie wan - Denn sie tun
eålferiizi zurück Ich sah sie bei den
Aquin KL- kssq »F -c««u III-us sgs
-)
ssmssw Ossp is-- »Ur W» »W« III-»p
!;s:itten, Erkunbigung einziehen und
dann mit Hilfe des Dienstmädchean
suchen — suchen! Jetzt wäre es an
Der Zeit gewesen für mich, hervorzu
treien nnd mir ein »Danke schön« von
diesen holden Lippen, einen freundli
khen Blick der großen Blauaugen zu
xclcn . . .
Aber ich that’s nicht, blieb in mei
nem Versteck, die --Hand lrampshaft
iiber dem Täschchen geschlossen hal
tend! Tag Täfchchen, welches eine
Summe barg, die dies Glücke-lind
dieser Sprößlinsi reicher Eltern, nur
frir iiberfliifsigen Tand Vergeuden,
sichs-r aber leicht entbehren würde s
währen-d es für mich das Geschenk
eine-z gütigen Geschick-z --s- die Ent
lastung meines Gewissens bedeutete-!
Und so ging der Augenblick vor-—
über.
Ich lese in JhreiI«-Lli:gen, Fräulein
Lenz, wag Sie Denken! Und Sie ba
lien recht! Keine Entlastung —-—e5 war
eine neue Schuld, rsie ich auch mich ges
laden hatte. Später, azs es siir mich
eine lächerlich geringe Summe gewor
den war, hätte ich ein Jahr meins-es
Lebens darum aegeben, sie der Eigens
thüineiin zuriickerftatten zu lönnen.«
»Da:nalg aber -oar’«e für die junge
Dame wirklich nur eine aeringe Unan
nehmlichskeit ——- wenn ausch nicht so
gering, als Sie annahmen. Erzählen
Sie, bitte, weitert«
»Ich bin eigentlich zu Ende. Als ich
die Schmucksachen eingselöst hatt-U
konnt’ ich sie nicht unbemerkt wieder
l)inle·aen, denn sämmtliche Kasten wa
ren nun verschlossen. Ich beichtete aber
nicht die volle Wahrheit: mein Vater
glaubt noch heute, daß ich das Geld
durch Arbeit erwerben tonnte! Wohl
fühlend, welchen Versrichungen setn
Geiz mich ansieht«-, zeigteer sich von
da ab etwas freigebiger. Nach meiner
Mündigkeit kam ich in den Besitz des
lleinen miitterlichen Vermögens. Als-er
da konnte mich schon meine Arbeit
anskömmlich ernähren. Dann gewann
dierk Tochter des Möbelfabrikantem
.
chcu JJsuthzlelpllec ullv WIMIIO««
theilljaber ich geworden war, mich
lieb-. Wir heiratheien uns und lebten
sehr glücklich miteinander, bis der
Tod meiner Frau das Band löste.
Nun hab’ ich meine Geschichte aus
erzähli.——Haben Sie« nichts dazu zu
l·emerken, Fräulein Lenz«-«
»Ich möchte erst wissen, weshalb
Sie mir das alles miitheilien Herr
Wolsram Und warum gerade heute?"
»Weil Sie doch nicht bei mir in
Geschäft bleiben wollen! Sonsi! . ..
Als ein besonders gutes Beispiel iiir
meine Kontorisiicinen oder als geeig
net, den Chef in ein günstiges Lichi
zn ieizen, geb’ i.-«.:- die Geschichte kei
ieswegg ansi«
»Wiinschen Sie noch immer zu i1«is.
sen, wem das Tischchen -—— von da
mals — gehörte«3«
»Nein. Denn ich weiß es—seit dre:
Monaten. Da meldete sich bei meine-.- "
Ges.l)iifisfiihrer Gebhcirdi eine junge
Dame fiir einen Buchhalterinnen
posten. Sie lniie herrliches, tiziciiss
Nonne-Hi Haar-. mie ich es nur einmal,
ein iinziqeg Mal, an einem unvergeiz
lieben Tore vor zebn Jahren, on einein
dierzehnjähriqen Varifischchen gesehen
hatte iin Thiergarten, in der Sie
geh-allem Ich engagirie sie fofori, wiss-!
sie ,,Toni« hieß sind ein gewisses Bis »
iistiaichentuch mit diesem Namen ge
iiicki war... Was sagen Sie nun,
Fräulein Lenzi«
»Daß Sie mir mein Taschentuch
zittlieiqeben können, Herr Wolfram."
»Und das iiörixgei Das übrige —
die hundertundfiinfzig Mark, wissen
W »
Sie, habe ich im Geschäft an legi,eO
, nebst Zinsen, so ort zur
Verfügung — wenn Sie wirklich Its
» mir scheiden wollen« «
»Als Kontoriftin können Sie ins
ja gar nicht eebrauchen. «
»Als Kontorjssin nicht Aber ich
bin seit zehn Jahren Jhr Schuld it,
Fräulein Toni. Dafür biete ich
nen jetzt einen Ilntheil an allem, W
ich besitze! Jch brauche eine Muiift
fin meins Kind, snein hauk beW
einer Herrin. Und mir ist, als Wurm
ich nicht mehr leben ohne eine hoide
tizianblonde Fee. Die keine komplizitie
Rechen aufgaben sondern nur die weit
schwiiriqere Aufgabe, zu entzückt-I
und zu beglücken. zu töer vernquf
sclald sie nur will! Willst Du,
Toni3« ( ·
Und du fi: nirit nein sagte, küß-le
Wolfrmn ihre «3.t«-.pen
titewiiienhaft
Hotclier tzum neu eng-agitiert Kell
irer): . .Und nachher noch eins!
Wenn Sie den Gästen Speisen ster
ren, dann machen Sie nicht so gryss
Schritte -— das- naßt nicht zu unseren
kleinen Portionenk«
Die brave Justr.
»erd sich aber Mutter freien·
wenn se den Brief kriegt! ,.Jusie,"
bat se immer jesagt, »Du bist zu
dumm, Du kriegst im Lälen keenen
Dienst!« Un nu habe ick in eenesm
Monat schon sechse!«
Sichcreo Zeichen.
»Na es wol-il Einst ziiiischen der
großen Hebtng nnd rein kleinen
Rath?«
«Getriß! Sie hat sich ja schon von
ihren sämmtlichen Stiefeln die-TM
siitze heruntermachen l-assen!«
Unnöthig.
Hausfrau tznm frischen Dienst
mädchen): »Das ist das Badezimmen
Hier dürfen Sie allwöchentlich ein
Bad nehmen«
Dienstmädchen: »Aber, gnä« Frau.
ich bin doch fein Kind nie-ink«
Einsach
Besteller »Das soll ists sein? Aber
ich ditt’ Zie, ans dein Bis r bin ich Ia
nicht zu ertennen!"'
Künstler-H »Na, ich weis-; daßc Hies
sind; Sie missenL jetzt auch, Und
einen Andern aetits nichts an!«
Zu eisersüklitjg.
Mann jinit seiner Frau am Ufer
ircnienircnd al- eine jnnae Dame im
Wa sser nm Hi ie riist): »Sol! ich ikyk
n( chspritiaenr"
Fran: , Dsiinetmeaew .Das fag’
ich Dir aber: blei b mir trinkt zu lange
u:iten!«
Jn der Zelle.
Staatgaiiivaltt ,,Bereiten Sie-sich
Vor, morgen friih sollen Sie hinge
richtet werden«
Delinqneni: ,,Jleich nach «L- Frjih
stiick?«
Staatsanwalt: »Nein, sei-on umd«
11hr.«
Delinqnent: »Win? iis’n iriichternen
Magens Det is mein Tonk«
Tkr Prote.
»Obersliichlichkeit ist das Kennzei
chen der heutigen Welt.«
»Da haben-H Recht, Herr Doktor,
ineinenSie, «L» hätte bentl Abends-Mir
Einer meinen neuen Brillxristring be
wiindert!?«
Das Kaufmaniwtitmtcrchcii.
Sieh’ mal, siätikchem mag Papa
auf der Ansichtskarte schreibt: »Der
kleinen Käthi lass ich fuzsem sie soll
recht brav sein und uim so ’n unges
zcsgener Fmtz nie sons«
»Was soll :cls Papa aptwonersks
»Schreib’ ihm»(0s:sfk11ick· sisj nicht
solche Saclsen auf käm soff ne Kutc zu
Meilen, daß es iekimncem lesen
»s«
kann .
Nach dem Kommer
PWJ
WMWHOITJHIUT -s.-,,.« ...» »...
kzicrmjetherin wie ihren Zimmer
hem Morgens in der Rumpelkammer
finde-, verlegemr »Aber, Herr Spuud
warum h--ben Sie das nicht gefaqtri
Da l)ätt’ ich doch wenigstens Mk
ein bischen aufgemmtl"