Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 25, 1907, Sweiter Theil., Image 12

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    ) blaue State.
» von Reue Bazin,
« lieb der Als-demje. — Deutsch
»Mit Julia Backen-Hahn
stum- Deinen Mantel mit, Klei
.»s set damit Du Dich nicht erläliesU
gähnt-e ihn iibek dem Am!
-«"« « gis Deine Ochs-nahe nicht!
JEAN hängen an einem Band uns
gnieinen Hals.
— Nimm auch Deine u«,ei:gerte mit,
M, die Wölfe fnd wieder in der
Jch habe sie, Matten iei ruhig, und
is werde sie zu gebrauchen wissen.
Gute Nacht Denn!
Gute Nacht für alle!
Alle Abende, wenn Inn-Mach
Mir mit den Pferden auf die Weide
pg, gab die Mutter ihm dieselben
thichlägr. Sie war Wittwe und
hatie fünf Söhne Inn-Mark war
der jüngste, ihr Liebling, und kaum
18 Jahre alt. Der Bauernhof war
ganz von Gehölz Umgehen, nur nack,
sk- der Seefeite lag er offen. Vom
se aus konnte man weit hinaus
«-; aufs Meer sehen, und das Rauschen
nnd Heulen Der Brandnng ver
mischte sich mit dem Brüllen der Kühe
Und dem Gewieber der Pferde. Der
Los hieß der »Kornhof«, und man
konnte nicht behaupten daß er ist
feni Namen Ehre machte, denn das
Ists wuchs auf dein salziaen Bodgn
nicht gut. Nur der Bucknveizen gedieh
herrlich-, und im Frühling, wenn die
·Je1de! in Blüibe standen, fah mer-.
iider eine rosige Fläche und Bienen in
ganzen Schwärmen summiert darübe:
nnd sogen Honig aus den lieblich-In
Mkthentelchew Sonst sah man viel
Siechginster, ganze Strecken Marsch
M and unbebaute Landsireckcn.
»Mi- die der Wir-d pfiff. Aber die
TBeiden waren herrlich. Das Graf
Tspvuchs in dicken Büscheln, und dTe
-««Heuetnte fiel jedesmal vorzüglich aus-.
Pol-sei graste das Vieh fünf Monat-:
auf den Wiesen! Die Wiesen waren
Ypiiirligz seht«naß,»de:in Evenn de
H XII-sc sach, Ucr geringre-www m
Svmrner auch nur wie eine Wasser
rinne aussah, so nahm er im Herbst
»Mit Winter ungeheure Dimensionen
c- unsd bildete quasi einen See.
Hi ,Dort erfreuten die sechs Stuten des
ävfts sieh ihrer Freiheit, von Ende
» « an bis der herbsi ins Land law-.
" « e Stuten waren der Reichtbucn
M der Stolz des »Kornhofes«. Mai-.
Xjnnie keine schönerm und besser ge
geen in der ganzen Umgebung fin
Ein großer Mann reichte ni-lj-i
As an den Rücken. und ihr Trab wa
fs Int, wie der Galopp bei anderen.
, waren fast alle schiesergrau, und
» Stuienfiillen von drei Jahren, de:
ing der ganzen Familie, und be
Kinder- der von Jean-Marie, wa:
Wirklich blau mit einem weißen Stern
" «Cf der Stirn. Die Kaufleute müh
hn sich vergebens, um sie zu laufen
sie hatten keinen Erfolg.
« Dir Wittwe Benic wollte die Stute
nicht hergeben ,
»Dann wird der Kaiser sie neh
-neen«, sagte man ihr.
»Ach, der ist viel zu kveit!«
« »Der Kaiser ist immer nah, Frau
Berti-. Er braucht Soldaten und
«Hietde. Er kennt das Alter Jhrer
Stute, ihren Namen und rie Farbe.
ZDarauf können Sie sich verlassen.
Glauben Sie mir. Sie thun besser, sie
»J- verkaufen.
Sie fchluges rundweg ab, denn sie
ils-er fest überzeugt« daß man ihr ihre
JEAN-« blaue Stute, die schon ans
HIF den Pflug zu ziehen, und die drei
,Stunden traben konnte, ohne zu er
Jst-m nicht nehmen wurde· Gewiß,
«Ve Kaiser brauchte Soldaten, um sie
in densriegju fäbrem sie konnte ein
Lied davon sing-Js- Jnr aucner Sonn
war jenseits des Rhein-Z, und ein
anderer an der Grenze Spanien5. Sie
hörte penug von cemomxenen Schluc
, ken, eroberten Städten und Kanonne
i echen und von Te Deum die in Den
k irchen abgehalten wurden; aber im
Jsrusride des Herzens sehnte sie das
III-de dieser Tage herbei die armen
JEAN-n ihre Söhne kosteten Sie
»F « ndie aber nicht, daß der Kaiser die
H pnheii und Schnelligkeit ihrer
Mute kannte noch ihr schönes glat
JYits blaues Fell und den weißen
SHiern aus der Stirn.
»Bitte Nacht« rief fee dem Sohn
Enpchmal nach. »Nein vorsichtig und
Jnirnm Dich vor den Wölfen in Achil«
;- Und Jena- Marie ritt auf einer al
Hm Stute mit den anderen aus die
ZMde um die Nacht dort zuzubrin
F Her-. Er liebte das Aus Zweigen hatte
Der sich eine kleine Hütte gebaut, hart
Excu derGrenze des Gehölzes Von da
s III konnteer die ganze Weide über
« M, und hier schlief er, zugedeckt mit
M alten Mantel, ununterbrochen
ils zkim Mo- n. Sein Hund schlief
II seinen Fii n. Die Nacht mochte
» R odunkel fein soertannte er doch
ie Silhouetien seiner Pferde und
» MOrt wo sie weideten. Wenn der
sind lali war, führte er sie an eine
W Stelle und alle Morgen vor
Unaufgang ließ er sie traben, da
se nicht in dem nassen Grase la
site Dächern, ein Bogelschrei
dsseitappel der Pferde die sich
, ten, weilsie eine Gefahr
- M ihn auf Dann trat
M Weder Hütte und lnallte
. be de
, ,MILM2 »Es »i:
- sä- lieien aus ihn
- hie Weg-Tit FOR
DLI WI- Burschen
MM
»Auf mein Vort, Vielle. du bkeihst
immer ans dem Kot-that Du bist zu
schade fiir den Kriegt«
Er irrte sich. Die Trennung war
näher-, als er dachte. Es wurde Be
fehl gegeben, alleStuten von vier Jah
een anzuhaken Rielle war gerade
vier Jahre geworden und mußte zur
Besichtigung nach der Kreissiadt. Es
war Ende März. Schnee wechselte
mit Regen und Hagclschauern ah, und
die Wege waren kaum zugänglich
Seit einer Woche herrschte Trauer
aus dem Hofe. « Die Wittwe Benic
war außer sich. Jhre drei Söhne um
ringten sie, um mit ihr zu überlegen,
was zu thun sei. Die beiden älteren
schlugen vor, die Stute zu verstecken.
Feste-Watte verhielt sich still. Ader
am Abend vor dem bestimmten Tage
sagte er zu seiner Mutter:
»Mutter, wir können Nielle nicht
im Walde versteckt halten, sie könnte
entdeckt werden nnd das Ende wäre,
daß wir alle bestraft würden. Es ist
besser, wir geben sie dem Kaiser, der
sie braucht, und da ich doch bald ein
gezogen werde, so gehe ich mit. Ich
werde iiber sie wart-en und sie pfle
gen.«
»Mein Junge, Du redest dummes
Zeug! —- Niemals wird ein einfacher
Soldat das schöne Thier reiten. Man
wird sie einem Osfizier geben, und
dann habe ich alles verloren, me3nen
Sohn Und meine Ni-elle."
»Laß mich ziehen, Mutter. Ich
habe die ganze Nacht darüber nachge
dacht. Eines Tages kommt die Stute
wieder und auch Dein Sohn J:an.
Marief
Die Mutter wußte nichts zu erwi
dern. Sie weinte, was Jena-Worte
vorhergesehen hatte, und ihre Thränen
wurden immer bitterer, je mehr sie an
den Abschied dachte. Auch die Brüder
waren traurig und niedergedrückt. und
gingen zu Bett, ohne die vollen Gläser
mit Apfelwein nur angeriihrt zu
haben.
Am anderen Morgen in aller Frühe
sattelte Inn-Watte seinen Liebling,
under führte ihn zum letzten Mal aus
die Feine
,- okkk · · - - « -I-s
»«’-«U soll-IX Ums cullllUl UUI Uäup
vom »Kotnhcs« schmecken, und auch ich
will dem Platze Adieu sagen. wo ich
Dich so ost hingefiihrt habe."
Es war noch alles still auf dem
Hofe. Die Felder waren in Nebel
getaucht und nur das Gehölz zeichnete
sich wie eine schwarze Wand ab.
Liin S des x lüßcheni, wo Mee and
Pfefserminziraut wuchs, führte er
die Stute, damit sie sich noch einmal
gütlich thue. Während der Zeit starrte
er in die Weite. Noch niemals hatte
er die Heimath verlassen. Es wurde
ihm schwer. Hier hatte er einen Txit
seiner Nächte verbracht, er kannte je
den Weg und Steg. Jeder Einber
husch erzählte ihm eine Geschichte...
Das herz wurde ihm immer schwerer.
Schon begann es hell zu werden.
Die Spisen der Eichen- särbten sich
rosig und kleine, weiße Wörtchen zeig
ten sich am Himmel. Da beugte sieh
Jeandstarie bis ansWassee undtrant
einen Schluck, um den Geschmack nicht
zu vergessen, und als der erste Son
nenstrahl sich zeigte, da sprang ei
aufs Pferd und mit einem rauhen
Schluck-sen, als lviire er verwundet
worden, trieb er die Stute und ga
loppirte der Stadt zu.
Um 2 Uhr stellte et feine Stute der
Kommission, die aus dem Markter
stationirte, vor. Hunderte von Bauern
waren zugegen, die ihre Pferde um
Zügel führten, und ihr Geld zähttm
»Ach, da kommt die Stute vom
»Kornfeld«, riefen mehrere. »Eure
hübscere hat selbst der Kaiser nicht!
Sie wird von Kugeln durchbohrt wer
den und auf dem Schlachtfeld stet
ven; oh, der entsetzliche neuem -—— Wie
stolz sie den Kovs trägt, und wie der
Muth ihr aus den Augen blitzt!«'
Der Kommandant, der Nielle auch
gleich bemerkt hatte sagte: »Die ist
siir einen Ofiizier wie geschaffen Ich
gebe Dir den höchsten Preis, der fest
gesetzt ist. Bist Du zufrieden, nsein
Junge?«
,,Nein.«
»Was willst Du denn mehr?"
»Ich möchte in demselben Regiment,
in welchem Nielle bleibt, dienen. Ver
lassen thue ich sie nicht!«
Der Kommandant lachte, aber eine
Thriine stahl sich aus seinem Auge,
Eint- er streckte Jena-Mark die Hand
,in.
»Du bist ein braver Bursche!«
Vier Tage später waren beide in ein
und demselben Raiment eingereiht.
Was siir schöne Reisen JeanMaric
seit zehn Jahren machte! Er hatte
ganz Europa gesehen, und der Kaiser
hatte ihn nicht vergessen. Sein Gesicht
war wie Bronze und breitschnlterrg
war er geworden, aber er war sern
von der Heimath, schnell gealtertlEr
liebte ver-Krieg nnd besonders seine
Nielle. Für sie ging er durchs Feuer.
Wie ost hatte er nicht mit seinem
Säbel ihr Gras und Getreide abge
schnitten, ungeachtet der seindli n
Kugeln, die ihm um den Kopf is
fen. Die Stute erkannte ihn übri
ne an der Stimme, sie wieherte vor
Freude, wenn sie an ihm vorbei
irabir.
Der Kaiser befahl seinen Ulanen,
ein Königreich an ngreien. Die Ma
nen befanden si in talien. Und
während sie das-Gebirge überschritten,
hildeten sie gleichsam einen Wald.
Die Leute, die in den Gebir thälern
wohnten, sahen fee kommen, fürch
teten Heh.
»Der Zorn des Kaisers komme
nicht über anal« sagten sie.
W
I
· Aber die Begier-einer sogen nnr
vorüber-.
Rielle ging im Schritt; niemals
wurde sie müde. Und als die Stunde
rer Schlacht kam, war der Kaiser auch
VO
Die Schlacht war furchtbar. Todte
bedeckten das Schlachtfeld, und das
Stöhnen und Aechzen der Verwunde
ten erfüllte die LgiL Unter le teren
befand sich auch Jan-Mark enic.
Eine Kugel hatte ihm vie Schulter
zerrissen. Die blaue Stute hatte den
Oberst mitten in den Kampf geführt.
Ozean-Mark dachte an den »Kom
hos«. Die Sonne stach; es schien. ais
loche das Blut in seiner Wunde.
Schon wollten ihm oor Müdigkeit und
Schmerzen die Sinne schwinden, als
er einen blauen Punkt bemerlte, der
auf ihn zusam.
· Bald erlannte er die Ohren nnd
Beine, eine Mähne nnd einen Reiter.
Nielle. die floh, aus ihrem Rücken,
halb ohnmättitig, der Oberst, dessen
Hände die Zügel nicht mehr zu halten
vermochten Sie setzte über einen
Graben und zerirat mit ihren Hufen
das reiche Kornfeldk --— Nr Verwun
dete hatte noch die Kraft zn rufen:
»Nielle2'«
Sie hielt rnit einem Ruck an.
Der Oberst rief ihm zu:
»Wenn hast Dn Deine zroei Beine
noch?«
»Jawohl, Herr Oberst.«
»Und Deine heidsn Hände--M
»Ich habe nur noch eine, die zu ge
brauchen it.«
»Ich habe leine mehr. Steig hinten
ans! aber schnell. Meine Ulanen flie
hen. siehsiDu, wie sie sich zu retten
versuchen? Ach, Benic, wenn ich meine
Hände noch hätte!«
Die Ulanen flohen in der That. Sie
waren der Meinung-, daß auch ihr An
siihrer selbst das Weite suche. Aber
plbhlieh sahen sie ihn Kehrt machen.
hörten seine donnernde Stimme, und
dann sahen sie Nielle daher galoppi
ren, zwei Reiter ans ihrem Rücken.Da
machten sie Kehrt. luden von Neuem
und warfen sich dem Feinde entgegen.
So kam es, daß Zenit-Mute Benic
nnd Nielle dkeSehlacht gewannen. Der
Kaiser war zufrieden. Als er Abends«
die Runde machte, trafer Inn-Maine
Feine-id, der seine Stute am Zügel
qr(u.
»Man, Du weinst am Abend eines
solchen Sieaess Bist Du verwundet?'«
»Ja, mein Kaiser, aber deshalb
weine ich nicht.«
»Was hast Dit?«
»Mein Oberst ist todt.«
»Ich weiß es, es thut mir mehr leid
als Dir. Und was hast Du noch?«
»Meine Stute. die ich aus dem
»Fkornhos« aufgezogen habe . . .«
Er tonnie nicht weiter sprechen, er
weinte. Der Kaiser bemerkte beim
Schein der Wachtieuer, daß Nielle am
Bein verwundet war. Da treuzte er
die Hände aus dem Rücken und sagte:
»Gebt und sehi, daß Jhr Beide trie
ter gesund werdet. Jch will es. Wenn
Ihr Euch wohl genug fii li, so kehrt
in die Heimath zurück, J r habt mir»
iteeu gedient. Nur eines mache ich zur;
iBedingnng: das erste Füllen vonj
Nielle ist für mich und in 20 Jahren ;
schickst Du mir Deinen Sohn, ichs
mache einen stizier aus ihm.« 1
Dieser Abend machte Jean-Marie
zum giücklichsten Menschen und stolz
siies ganze Leben. Der Kaiser hatte
ihm gesagt, dasz er ihm treu gedient
habe! . . .
Er iah den »Kornhos« wieder, den
Fluß, die Wiesen nnd die Wälder sei
ner Heimatb. Er athmete in vollen
Zügen die balsnmische von Pfeffer
minztrsut geschwängerte Luft ein and
vor allem sah er isie Mutter wieder,
rie für ihn gebetet und ihn erwartet
hatte!
Er hatte zwar nur noch einen Arcnl
und Nielle nur noch drei Füße: aber
mit seinem Arm konnte er den Psiug
hatten und die Pferde aus die Weide
; führen.
s Und wenn Marit im Dorfe war
Jund ein großer, draungedriiunter
Bauer auf einer hintenden Stute
herantrabte, dann zeigten die Miiitec
!itm ihren Knaben
; »Seht. da ist Jan-Mark Benic
iund die blaue Stute. Die beiden Ver
ioundeten des Kaisers.«
Das Music-e sie-these »aus-.
l Den norddeutschen Besucher der
sPsalz befremdet, toie der Einheimische
oietinck beobachten kann, die Anwen
dung eines Wortes, das in seiner ei
genartigen Bedeutung rnitBorliedcins
diesem Gebiete, besonders im rechts-?
rheinischen Theil des Ländchens ge-«
braucht wird. Es ist die Zeitbestim-»
neungg »als« im Sinne von »meine-)
tnal'« oder ,.östers« oder »gewohnter
«:asien«. So pflegt der heidelderger
zu sagen: «Sonntags gehen wir »als«
aus den Spenrer has-" Oder der
Manndeimer: »An Schiller? Ge
burtstn giebt man »als« die »Min
ber«.'· sie und da führt der Gebrauch
des Wörtchens zu besonders erheitern
den Wendungen. So wurde einmal,
wie die «Frts. Zig.« erzählt, ein
Rechtjtandidat, der schon öfters im
Exaneen durJgnllen war, von einem
in dieser di noch unersahrenen
Kollegen gefragt, in welchem Gast
haus in Karlsruhe-wo die juristi
schen Staatspriisungew abgehalten
werden — enan zu diese-n Vorhaben
enn besten absteige. Der tundige The
baner aus der Psal antwcrtete
pro-arm »Wenn ich «a i« M E a
nme- Zeiss wohne ich iin »Mit n
dankt
W
Die nengierige Richte.
Humor-edle von M. W. S o p h a r.
Neugier ist leine Tugend.
Gabriele von Driesen ist eine wun«
verviibsche sievzeknjiiari e Blondine
voll Fprudelnder Gei s rische, aber
nur ein ganz klein weniy neu ierio.
So ertappt sie sich eines achtun
tags abermals dabei. vie Briesschasten
ihrer Tante Adelheio einer Durchsicht
zu unterziehen, wie das kein Staats
anwalt hätte gründlich-er machen tön- ·
nen. Tante Adelheid —— der Fami
liennanie von Derenhart tommt nur
in den seltensten Fällen zur Amt-en
dung vertritt bei Gavrkih die
sriih verwaist ist, (Flternftelle, unva
sie ihr einst ein großes Bis-mögen hin
terlossen wi:c«, mncvtes ihr schon so
frühzeitig die größreSorge, siir ilpre
Nichte ven richtigen Mann zu finden.
Tante Avelheiv ist selbst nnvermälzlt
geblieben. Obgleich Niemand Claudi,
daß Tante leelhciv nicht völlig mit
ihrem Schicksal ansgesöhnt sei, iciag
es in ilkrem Jnnern anders ansselpein
unt wird sie aus jeven Fall ibre ge
liebte Nichte davor bewahren wollen
—-clte Jungfer zu werden.
Tante Adelheid befindet sich in
einer Kasseeaeiellsctznft; Gabriele isat
also völlige Muße, alles zu lesen,«-.7.1-:
ihr ans der umfangreichen Korrespon
denz der Tante toisienswerth erscheint
Plötzlich richtet sie sich vor ihrem
Tabonret aus. Sie ist ans einen
Bries gestoßen, ans dem ihr der eigene
Name mehrfach entgegentritt Sien
tennt die Handschrift, vie-Schreibe:in
ist Frau von Klotzrrn die beste Freun
din von Tante Adelheiv
s Frnn von Klotzen schreibt: »Ganz
igewisk meine Thenerste, mein Nesse
i
hugo ist ein Mächtiger Mensch, die
anmile von Bratenstein Ihnen be
;tannt und sicher genehm, wir lönnen
lsiir unsere liebe Gabriele unbedingt
Ileine bessere Verbindung finden!«
HDann folgt eine Beschreibung der
HVorziigeGabriele’s, denen wie in einer
Parallele stets die lobenswerthen
Eigenschaften jenes Nessen gegeniiber:
;gestellt werden
. e- it- e- J
Gabriele weiß genug. Mit dem ein r
Wen Stolze ihrer siebzetha hre lehnt
ie sich cegen diese »eigenmäch«. igc,
willkürliche BeriiLgung über ihr Herz
Jund ihre hand« auf. Noch am näm
lichen Abend schreibt sie an ihre ver
traute Freundin Jliie Römer nach
EBreslau und theilt ihr unter dein be
.annie:i Siegel der Verlchwiegenljeit
mit, welch’ entsetzliche Pläne man ge
gen sie schmiedet.
Wenige Tage später erscheint im
Hause von Tante Adelheid Herr Re
ierungö- Assessor von Braunstein, Der
sich als Reife von rau von Kleen
Jeinfiihrt und seine ·ie nach G. snit
dein Umstande begründet, daßer hier
her verseht sei, sich seinen neuen Vor
efehten vorstellen und nach einer pas
senden Wohnung umsehen wolle, die
er in einigen Wochen, beim Antriti
seiner neuen Stellung« gleich beziehen
könne.
Jn diesem Triuinphgefiihl schreibt
sie an Oilfe Römer-:
»Die ein «Scheusal« mii dein lä
cherlichen Namen Bratenstein wird
wohl der Appetit vergangen sein; ich
habe ihn gründlich abfcillen lassen!
Möge eine gleiche Gefahr von Dir
fern bleiben! Das wünscht Dir .«-on
anzem Herzen Deine Dich liebende
Freundin Gabriele.«
If d I
Wie erstaunt Gabriele, als sie we
nigeTage nach Abgang ihres zweiten
Briefes an Jlse Römer statt einer
Antwort darauf eine ossene Verlo
bungsanzeige erhält: »Meine Verlo
bung mit Fräulein Jlse Römer, Toch
ter des Herrn Rittergutsbesitzers Lud
wig Römer und Frau OMarie, gebo
reue von Fabian, wehrt sich ergebknsc
anzuzeigen Hugo von Bratenstein. Re
gierungs-Assessor« -—— und aus der
zweiten hölste des Itartons die übliche
bestätigende Wiederholuna des Falles
seitens der glücklichen Eltern, die ihre
älteste Tochter u.s.w.
Sie ist sprachlos. Schon im näch
sten Augenblick besinnt sie sich, was sie
der glücklichen Braut über den Ver
lobten geschrieben hat! Es wäre ent
se lich, wenn er das zu lesen bekäme.
bre Gedanken verwirren sich förm
li . Wie ist es möglich, das-, ein
Mann in einer Woche zweimal aus
Brautschau geht«-« Und dann erwacht
ihre Eitelkeit. Wie ist es möglich, dass
jemand dieses tleine, unbedeutende
Mädchen, diese stumpsnäsige Jlse, ihr,
einer Gabriele, vorziehtY Und wie
sich Tante Adelheid nun zu der Sache
stellen wird?
Die Freundschaft mit Frau von
Klohen muß doch nun ein Ende netz
»wen«
! u ihrer größten Ueberraschung
sitt t sie die Tante in bester Laune.
»Nun, liebes Rind, deine Freundin
Jlse ist glückliche Braut?!«
Gabrieie kann aus der Tante nicht
klug werden. hat sie ihre Pläne so
schnell ausgegebm oder verbirgt sie
unter leichgiiltiger heiterteit die
eigene nttiiuschuna?«
Gabriele leidet doppelt in dieser
Ungewipheik ihr erneuter Zweisel an
der Au richti keit der Tante quält sie
xest am mei en. Noch größer wire
he Erstaunen. als Tante Adelyeia
wie beilänsia im Gespräch nach einer
Weile die Worte sallen läßt: »Man
von Flehen hatte die Absicht. m7ch in
nächster Woche zu besuchen; nun
chreibt sie mir heute, day ihre Reise
nsolge der Verlobung dieses Neffen
Endo-eck
—--.««-·-- so-—
VHW W HWW
,".Eo iftks Its-i. Fritzls Mir-An sollen, statt Wies. Milch und Wash:
Trinken, dann Terzen «·e, wenn sie grofj nnd. keck-: »Und und trattig!"'
,Ntcht was-r, Inkeä Unk- dOM hinnen sie crch Its viel Btek muten
wir Tu?!«
einen kleinen Aufschub erleidet. Ich
werde meine liebe Therele erst in vier
zehn Tagen wiedersehen«
Nachdem die Tante das Zimmer
verlassen hat, bemerkt Gabriele auf
tem Tisch ein Briefchen, dessen Hand
schrift ihr recht bekannt vorkommt.
Richtig, das ist ja wieder vor- der
schrecklichen Heirathgstifterim Frau
von Moden. deren Plan Gabriele so
gründlich vereitelt hat.
Wie die aute Frau sich darüber
wohl geötgetl haben mag? Galnieie
kann ihrer Neugierde, das noch zu er
fahr:n, nicht widerstehen Und sieliest
Folgendes:
»Deine Dir, theuerste Atelheid, die
leg merkwürdige Zusammentreffen!
Während ich mein aan es Sinnen da
ran lenke, meinen Neser Hugo von
Bretenlleim der, wteDn weißt, Pre
:nier-Leutnant bei den Siebenund
zwanzigern ist, mit Deiner Gabriele
zu verbinden, werde ich durch die mir
von meiner alten Freundin Marie
von Fabiam jetzige-Frau Römer, zu
gehence Verlobungs-Anzeige ihres
Töchtetchens daran erinnert, daß ich
im Besiye noch eines Neffen, aller
dings weitläufiger Verwandtschaft,
Namens Hugo von Bratenftein, kin.
Marie bittet so dringend, daß ich
ihrer Einladung Folge leisten muss;
ich feieke nun erst in Breslan mit nnd
komme dann zu Dir, urn werter zu
feiern. so Gott :vill!«
Nun verzeiht Gabriele ver Frem
din ihren »Verrath" von ganzem Her
en. Am Abend des froh verleoten
zages setzt sie sich an den Schreibtisch
und wirst folgende Zeilen aufs Pa
prek:
«Geliebte Jlsei Gegen den Namen
von Bratenstein, ver mir so lächerlich
vorlani, daß ich über die Person eines
seiner Trii er meiner Spottlust die
Zügel schie n ließ, ohne Ahnung da
von, daß ich Dir. theureo Herz, nsnit
ils-ehe thun könnte, gegen diesen Namen
habe ich jeven Einwand fallen lassen.
Jch finde ihn sogar jetzt sehr neit. Wie
konnte ich auch nur so verblendet
sein, Deinen Hugo ein »Scheusal« zu
nennen! Wenn er eins ist, so ist er
zum Mindesten ein ebenso reizen:es,
ivie ich eines heute gefunden, Ins
oner zur ehrenwerthen Familie Bra
teniiein gehört und auch den schönen
Namen Hugo führt. Hossentlich Mr
den wir unsere »Scheusäle·' nicht mit
einoder verwechseln!
eine treue Freundin Gabriele."
Nach Jahresfrist heißen die beiden
Freundinnen: Frau Hugo von Bra
rensreinx das einzige trennende Mo
ment ist: Frau Hugo von Braten
stein, gebotene Römer, residirt in G»
wo ihr Gotte ein jüngereg sehr be
liebtes Mitglied der ldniglichen Re
ierung ist« Frau hugo von Braten
Stein, gebotene von Driesen, »liegt«
cnit den Siebenundzwanzigern in der
Garnison O.
W
Apotheke-e von ehe-tats.
Zwischen ben Apotheten von ene
mals und jetzt besteht ein himmelmei
ter Unterschied. Heutzutage zwingt
uns meistens nur ein Krankheitsfall
zum Gange in die Apothete, seither
holte man dort gar woblschmeuenbe
Dinge. GenußmiTteL seine, suße
Weine, Gewürze, Delilatessen, gesal
zene Fische, lunservirtes Fleisch, Lecke
reien, Martusbrod (Marzipan), dann
Kasmniem Datteln, « eigen, Zitwnen,
Pomeranzen u. s. w. s Wort »Apo
theca« bedeutet ja auch soviel wie
Niederlage, Vorratbsgewötbe. Die
Apotheler waren im Mittelaltcr den
celvöbnlichen händlern gleichgestellt,
te gehörten der Krämetzunst an.
Aber es gab schon viel früher. beiden
Atabern, Apotheten ähnlich den Zeni
gen, im Sinne der «ossicina medicina
lies't Jbre Inhaber waren wie die
heutigen- Apot ter vorgebitdeteMän
ner, deren Wi en dem des damaligen
Arztes sast gleich kam. Die txt-zuei
laden gelangten durch die Araber nach
Europa, zuerst nach Spanien. dann
nach Italien, Frantreich unid später
nach Deutschland. Im 13. Jahrhun
dert gab es schon eine deutsche Apo
theke-ordnung und Arzneimitteltaxe.
Und bereits im 14. Jahrhundert
wollten die deutschen Apotheke nicht
mehr mit den Krämern glei ektellt
sein. -——- Sie bereiteten nun sel st die
Heilmittel, aber sie behielten auch den
eintrögtichen handel mit Delitatessen,
Städte-einem Südsriichten, Gesottnen
u. A. bei, ver ja ihre Haupteinnahenes·
quelle bildete. Die ersten größeren
Apotheten, die 1342 in Prog, 1404
in Nürnberg entstanden sind, hatten
diesen Genußmittetverlauf und waren
von den Aerzten unabhängig Die
Mediziner hatten ihre eigenen Hand
apotheten, jedoch besaßen manche
Aerzte auch große Apothetenladen.
Das Kannst-scher- und Charman
wesen stand damals- in voller Blüthe;
die Quacksalber, zuweilen wirkliche
Aerzte, bedienten sich einer ohrener:
schiitternden und lächerlichen Retlame
—- so zogen in Süddeutfchland Arrzte
mit vielen Musttanten, Gaullern-,
Seiltiinzern und lebenden Schau
ftiielen« z. B. Negern u. a» in oen
Städtcn und Dörfern umher, um die
Aufmerksamteit der Leute auf ihre
Mirturem Salben und Wunderheik
mittel zu lenken. Und sie machten
»gute Geschäfte Natürlich eiferten die
iießhaften Aerzte und Apotheler gegen
flirslche Konkurrenz. Spcter klagten
die Apotheier auch iiber die Hand
und Haugapothelen der MedizineUeE
sollte den letzteren die Bereitung und
lrter Verlan von Arzneirnitteln ver
boten werdeu. Dagegen machte ein
alter Arzt geltend, daß er seine selbsts
gesertigten Arznennittel an arme
Leute umsonst abgegeben, war die
Apotheter nicht thaten. Eine wichtige
»Dir-Ue spielten im Mittelalter die Klo
;sterapotheien. Die Mönche waren
xdurch ihren reichen Bücherschatz, dar
Idie ihnen geläufige Krauterlenntni
Hund die sich daranschließende Hei ·
lande, sowie durch ihr unablässiget
JSelbstitudium wohl in ·den Stand ge
zsetzt, die Krankheiten zu erlenuen
fund durch ihre selbstbereiteten Mittel
zu heilen. Daki lief allerdings viel
Siurpsuschertlnrm mitunter. Es ent
spann sich dann auch ein hefti er
Kampf gegen die alten Kloster-spat e
ten. Jm 17. Jahrhundert begann die
sorgfältigen pharmazeutiscke Ausbil
dung. Obrigkeit und Polizei priiften
die Raume der Apotheien, die Waaren
nnd Gefäße. Zahlreiche Vorschriften
wurden erlassen. Und langsam, aber
sicker eroberten die Apotheier sich itsre
jetzige Position.
)
»Auf stetem utcht mehr miser-Inn
tttsen Geseg
Rund 200 Je« re beträgt nunmehr
bas- Alter des-Heirathegesncheg durch
offen:!iche Blätter, da die ersten An
fönse in dieser Beziehung wie nach
gewiesen worden ist, bereite ans der
ersten Zeit des 18. Jahrhunderts ra
ti:en. Hamburg hat hier den Weg
gezeigt, der als gangbar befunden
io«1rde, denn nicht lange währte ec,
und nllentbalben tcnnte man in Blät
tern, namentlich größerer Städte
Teutschland’s, oie titesnche von
Männlein und Weiblein uns. ein Ebe
pesponö erblicken. An! Ende ke- Is·
Jahrhunderts kannte man auch schon
in Sesterreich das heiratbsgesnchxdie
Chronik berichtet von einem solchen,
das 1794 in einem Wiener Blatte ver
öffentticht wurde. Es möge bier im
orrsiirgten Wortlaut seinen Plan sin
den: ,Ehegattin wirdt gesucht. Ein
verwitribter Mann namens Bruders
iner, der sehr gut dentet und auch
rercniiqlich ist« seines Alters etlich
dreißig Jahr, zwei Kinder, suchet,
zweit wenigI bekannt iit, durch diele
itselegenbert eine Ehegatttn. Die
HELLeåbgperson mag von Wien oder vorn
Lande seyn, Wittib oder let-ich, nur
soll sie nicht häßlich seyn, weder zu
jun noch zu alt seyn, nnd soll we
nigst-is die Halt-sehend leines Ver-nä
ezettg einbringen.« —- Man steht, daß
es auch zu unserer Grosiviiter Zeiten
schon recht pralttsche Männer »in
puncto« Ehe gab, uno das erwähnte
Heirathneluch ist dadurch noch bemer
lenetoertb, daß darin der Name des
Sack-enden genannt tit. Es loll die
ler seltsame Brauch damals Regel
gewesen sein.
O—
se.o
»Deinen Sie, macht mir meine
Alte heute Morgen einen Morditrackn
weil aus einer meiner Mantchetten
Zwölf Glas Bier verzeichnet stehen . . .
ie Sache stimmt, ich tann nichtj ma
chen, nnd eben entdeelr ich, daß ei ja
been alten Biertimpl Meter seine
Manschetten sind, die ich gesternAbend
auf der Kegelbahn vertebentlich ange
zogen habet