Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 18, 1907, Sweiter Theil., Image 10

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    Estnsqarmifchk Geschichte M Rust
j Wley litt an Gelenlrheumatismus
« nnd konnte nicht ausgehen. So saßen
Wieder-in bei ihm an feinem Kamin
nnd leifteten ihm Gesellschaft. Jeder
- gab etwas zum Besten, um zur Unter
haltung beizutragen
«Ja,« fagte der Richter, indem er
Ich feine Pfeife neu stopfte und an
dete, «unter allen Schriften, mit
» neu ich seit Jahren zu thun hatte,
Bat doch Mat. Kingman der gerie
»nfte ---— Du weißt doch, wie er uns
for vier Jahren hineingelegt hat,
Mauley?"
Ja, Manley wußte es, und lächelte
halb verlegen. halb ärgerlich. Aber
wir lannten die Geschichte noch nicht,
denn wir waren noch Neulinge in der
Gegend, und wir baten den Richter, sie
uns zu erzählen
«Kingtnan kam vor etwas mehr als
vier Jahren von der anderen Seite des
Flusses hierher,« begann der Richter,
cNiemand wußte etwas von feiner
Vergangenheit Nur daß er ein Sport
Dar. das erkannten wir sofort. Er war
ein häbfcher, schlauen kräftig gebau
ter Mann, mit dunkelbraunem Haar
nnd Bart und hellen grauen Augen
Er war immer wohl gekleidet, immer
ein vollendeter Gentlemanz er trank
W, er wurde nie hitzig, immer gleich
Inäjig kühl saß er oft stundenlang
— beim Jako, ganz gleichmäßig, ob er ge
wann oder verlor.
Eine-s Abends war er beim Spiel
in Willards Spielhaufe. Dort war ein
Mann von Colorado Namens Pizon
« der viel verloren hatte und halb be
, -CF-c.-L
Ikllllllll Wut. Qchu tut-tut uupuuu
haben, das Kingman mit ihm trinke,
aber dieser lehnte es in seiner ruhigen
entschiedenen Weise ab. Das reizte
Bist-en er ging so weit, mit seinem
»Sixshooter« vor dem Gesichte Rina
Wiss herumzusuchteln Jeder erwar
Me, daß es jetzt zur Schießerei komme,
- Ober Kingman blieb ruhig. Weiß ioie
Ue Wand wurde sein Gesicht, aber er
. sagte nur: »Man sollte den Mann
" Mingen --—— ich kann warten, bis er
Wer-n geworden ist-« Ein paar der
J Mienden jungen Männer führten
I UND-e ins Hinterzimmer nnd dann erst
; Ding- Kingman fort. Man wußte nicht
i Gi, was man von seinem Benehmen
denken sollte —— es war sicher etwas
» sthnliches in dieser Gesellschaft
Mr troß alledem hielt ihn Niemand
M seige —- ein Mann, der bleich wird
sit Erregung und docg ruhig bleibt«ist
Die ein Feigling Un er war es auch
Sicht. eDenn als er am nächsten Tage
M Pion vor dem Shotwellschen Lo
JIII zusammentraf, da sagte er ganz
fähig zu ihm: »Pizon, Jhr wart ge
Iew Abend betrunken und habt mich
« beleidigt —jest seid Ihr nüchtern, und
» Herbei es zuriicknehmen.« »Ich nehme
«· nie etwas zurück,« antwortete Pizon,
MI- in dem Moment hatte er schon ei
U Hieb im Gesicht, daß ihm die
s- - heraustanzten Und mit einem
" ten Viehe wurde er zu Boden ge
-’ « tagen —- er lag da ohne Besinnung
Mein Sack Quarz. Natürlich wurde
-— Man verhaftet, aber ebenso natür
·« M wurde die Sache dann verschoben,
II sie verranchte —- aus solchen Ge
Wen wurde hier damals nie viel
gemacht, und Pizon verschwand. Er
s galt allgemein für einen schlechten
Mk und Niemand stand ans seiner
Kingman betheiligte sich dann als
Partner Ward-s an dessen Spielhaus,
aber sie hatten Unglück und als Feina
nzan einmal für ein paar Tage aug
« wär-is war, brannte Ward rnit dem
Rest des Geldes nach Montana durch.
zMngman kam zurück, versetzte seine
Uhr und sonstigen Habseligleiten und
versuchte es noch einmal, verlor Alles,
und war ganz »gebrochen«. Damals
lebte hier eine kleine hübsche Wittwe
Namens Callen, ihr Mann Tom Cal
; leu hatte ihr ein Häuschen und tausend
; Dollars hinterla en——das war Alles.
Sie muß wohl in Kingman verliebt
gewesen sein —- auf jeden Fall setzte
J fe Vertrauen auf ihn, denn sie lieh ihm
J; ihre tausend Dollars, damit er in dem
Hst neu entdeckten Silberdistritte von Nilp
23 - Rock jenseits der Grenze des.
Staates eine Mine eröffnen könne.
Er ging dahin, aber auch damit hatte
er keinen Erfolg, und ohne Geld kam
er zurück. Dies war zwar eiii hattet
Schlag für die kleine Frau, aber sie
war fest überzeugt davon, daß Ring
M gethan habe, was er konnte und
se ertrug den Fehlschlag ihrer Hoff
W mit Ruhe. Kinginan aber sagte
Et, daß sie ihr Geld wieder bekommen
pude, wenn er noch einen Monat lang
Ehe-»das war Alles, was er der klei
det-se »Frau versprach »
Eise-I eine Woche später wurde die
wes - Kutsche bei der Furth über
Mir Fort, etwa eine Meile von
m zwei Männern, die sich durch
H. - Her vor ihren Gesichtern un
xs gemacht hatten angehalten
« I- bic sieben Tausend Dol
Dkr Kutscher konnte die
« « sur abetsliirhlieh be
— » » Ess- » vorher war
"- M » Melschiinmel
»- um Essai Flusse zu
CI - »dem Raube
sit-OF M ausge
Ut It isnmstbeiid
sszi ie- -
UeVIII-Eisesm
Dieser Wright galt für einen schlech
ten Kerl, man wußte, daß er vonMon
tana gesliichtet war, weil die dortigen
Vigilanten binter ibm hergewesen wa
ren Er war ungefähr ebenso groß wie
Kingmam und derExpreßtuischer hatte
nur sagen können, daß die beiden
Männer ungefähr gleich groß gewesen
seien. Am nächsten Morgen begab Isa,
unser damaliger Sheriff Morton in
den Plas, fand aber daselbst nichts
weiter als ein Tuch, welches später
zwei hiesige chinesische Wäscher als ein
Tuch identifizirien, in welches sie die
Wäsche Kingman’s eingebunden bat
tenx nnd an einem Stein und Bann-.
stumpf, wo offenbar das eine der
Pferde der Ränder angebunden gewe
sen war und sich qescheuerr hatte, fanc
man Haare, die den hjaren des Pier
des rl:chen, auf welchem Wriact ai:
Tage des Ranke- von bier weggera
ten und dann thriiageiehrt war.
Wright wurde jetzt verbafiet --- der
Verdacht lag sehr nahe-, daß cr eiihcr
Ter Räuber sei nnd als Kinaman ein-.
Paar Tage später zurückkam wurde ek
ebenf.. lls fest-genommen Ver blieb fes-!
ruhig dabei nnd theilte dem Oberiis
mit, daß sein silvielschimmel lalnn ge
worden sei und er deshalb Itsenielbenf
zusammen mit seinen Decken nnd sei
nem Revolver, drüben in Puck Ballen
aegirn ein anderes Pferd vertauscht
habe. Natürlich glaubte man dies-.
nicht« er wurde eingesperrt, -und noch
einmal lam digtleiiie Wittwe iinn zur
Hilfe ——— sie gab dem Rechtsanwalt
Sid Sbepard eine Hypothek vor- 8500
auf ilIr Häuschen, damit er Kingnnn
vertheidge. Aber es war ein: ledi
Aufgabe, renn die Umstanbgoeweiie
gegen die beiden Verhaftet-In waren
schmer.
Aber es blieben doar nur llnr
standsbeweisr. und es gelang Damals
nicht oft. auf solckr bin einen Ange
llagten zu ver-urtheilen die Ge
fchcrorenen waren damals nur immer
zu bereit, den Angetlagten die ,,Wol:l
that des Zweifs:16« zu Gute tomxnkn
Lzu lassen. Der Distrilt5-Anwoltni!o
rcr Sheriff waren daher einiae Tage
später, als die Same schon im Banne
zu verlaufen drehte, ganz damit ein
verstanden dem Arresianten Wriaqi
Jndemniiät zu versprechen alr- er ists-«
erbet. für diesen Preis als Zinsh
zeuge gegen Ringman aufzuireten —
und ich gab meine Zustimmung dazu
uniet der Bedingung, daß er feinen
Theil von der bei dem Expreßraub ac
enackxten Beute herau« ebe. « Das that
er —-—er ver-rieth den Tatz, wo er das
Geld und den erbeuieien Goldsiaui.s
versteckt heute. nnd theilte un- alle
Einzelheiten üler den Raub mie.
Der Tag der Verhandlung gegen
Kingman kam heran —- ich ielbker unr
alle Anderen hielten es fiik eine abso
kut feststehende Sache. daß er schuldig
befunden und verurtheilt werden
würde. Er cis-r blieb merkwürdig
ruhig — seinem Vertheidiger Sie
Shepard, der ihm mittheilte, daß
Wright als Seeatgzeuae gegen ihn
austrete, sagte er nur, daß Wrigshk
sein Feind sei, wei! er mit demselben
in einer Geld-fasse Streit gehabt habe.
und daß derse!be ihn nur zu verderben
trachte. Shepard solle nur »für dag
Eine sorgen, daß möglichst freisinnige
und gerecht denkende Männer zu Ge
schsuorenen in dem Falle gemacht wär
den. Es komme hauptsächlich dara·if
an, daß Wright ais der Schust, der er
—sei, cnilarvt werde.
i Die Verhandlung begann und da
bei ließ sich Ring-man, zum ersten unt
einzigen Mal, aus ferner kühlen Ruhe
zur Muth hinreißen — —-— als Wriaht
feine Geschichte Des Raube-I erzäisl.
hatte, packte plötzlich Kinaman ein
schweres Wasseralas und schleuderte
es fo heftig gegen Wrighh daß ber.
selbe einen Kinnladenbruch erlitt.
Kingman wurde aeiesselt und die Ber
ljandlung unterbrocken aber ais-.
nächsten Tage schon nehm man ihm
die Handschellen wieder ab, nachdem
er versprochen hatte, sich absolutruhig
zu verhalten. So ging me Verhand;
lung vorwärts ss Da ereignete sich am
Nachmittage etwa-« ganz Unerwaries
tes. Wir hatten gerate eine Pause
fiir eine Stunde gemacht, da trat ein
Fremder an Manleh heran, ein star-v
ker, schöner, sehr gu; ansfehendrr
Mann mit braunem aar und helle-n
Bart, in araxrems ollhemde uno
schweren Stiefeln und mit einem
mächtigen Sombrero bedeckt, und
fragte Mauleh, ob er Abwlat su.
Der Mann war auf einem ziemlich
wilden Pferde in die Qrtschaft hindr
geriiten, hatte aber das Thier gebän
digt wie ein »Vaauero« iCowboyj und
war vor der Office Manleys abgestie
gen, ehe er nach dein Gericht lam.
Maniey fragte ihn, rras er wünsche,
Jud der Mann jagte, er fei drüben tu
anderen Counth mit einer Heerde Bis-h
und habe dort die Steuer dafür Ox
zahlt——irn oberen Fox Ballen; uvu
sei dort nicht Futter genug, and er
mischte das Vieh in dieses County
bringen, wolle aber erft wissen, ob er
hier noch einmal Steuer bezahlen
möge. Manleh gab ihm die ge
wünschte Auskunft unr- dek Fremre
bezahlte ihn traf-Lin dann ging er met
in den Gerichtsfaah alsv er hörte, baß
dort ein fenfationeller Prozeß im
Gange war. Jm Gespräch mit Man
leh sagte er, er sei jedesmal froh,
wenn fo ein Kerl verurtheilt und wo
» möglich gehängt werde, denn er habe
elhft Netzt-genug mit den »Na-ar
xtgentk ( asenriiuhety gehabt.
Die Verhandl-trug begann. da auf
einmal erhal- Heh ei- Lärm». —s-.— Her
»Hu-de war Eber diesaniete gestre
" welche den Zuschauer-sum bin
demPlaI trennt, tvo Richter. Adre
taten, die Geschworeneu und Ange
llagten saßen, und hatte den Ange
klagten gepackt er ries laut aus-:
»Aha ltier bist Du, Du Schust, Diel;
hätte ich ja ern-richti« Kingman
meist-te sich wie Verztoeiselt, aber da
Fremde hatte ihn mir eiserner Faun
gepackt Der Slkeriss nnd feine De
putieg sprangen dazwischen und be
steisen Kingmam der Fremde wurde
wegen Störung des Gerichts festge
nommen und e: entschuldigte sich dar-n
vor mir. Er hab-e ganz vergessen ge
back, wo er sich befinde -—- diese:
Butsu-se Kinanmn habe ihm gerade
heute oor vierzehn Tagen in seiner
Lobi-re oben In For Ballen roo er
denselben als. Gast aufgenommen
hatte. 581400 nnd ein Pferd gestohlen
Jettt halt er denselben hier ganz nn»
rerniathet vor sich gesehen und er hat-e
sich daer hinreisren lassen. ihn zu
packen.
Herd nahm die Entschuldigung an
nnd beruhigte den Mann, der sich
warte nannte. seh fragte ihn betreffs
seiner Angelegenheit aus-; er erzählte
Alles mit der größten Bestimmtheit
und machte einen durchaus ehrlichen,
zuverlässigen Eindruck. Dann sagte
ich ihm, zunächst müsse die jetzige Ver
handlung vor sich gehen, aber es liege
nicht die geringste Besorgniß vor, daß
der Angeklagte entwischen könne« er
solle nur ruhig warten.
Die Verhandlung wurde wieder
ausgenommen, und sosort meldete sich
der Vertheidiger Sid Sheoaed zum
Wort -—«- ich hatte schon vorher gesehen,
daß er sich eisrig Nolizen gemacht hat
te. Er zerpflückte den Charakter des
Staate-zeugten und als er damit fertig
war, sagte er: »Und nun bteibt mir
nur noch übrig, die absolute Unschuld
meines Klienten zu detnonstriren. Hier -
ist ein Mann. der in glaubwiirdigster i
Weise soeben auggesagt hat« dass mein «
Klient ihn vor vierzehn Tagen besich
len hat« und zwar oben in For Vollen.
Es ist also unmöglich, daß zur selben
Zeit wie Wright es behauptet hat
dieser selbe Kingman einen Ex
daurq untreu-, veguugru qu-.
Garne wurde nun verhörtz er blieb
bei feinen Erklärungen, er widersprach
sich in nichts, Alles-, was er sagte, er
schien durchaus echt und glauhwiirdig
—- und, um die Sache kurz zu machen
s-— die Verhandlung endete mit der
Freisprechung Kingman’s unter dieser
Anklage —- aber auf Antrag Garnes
wurde er sofort wieder verhaftet. Die
Verhandlung unter dieser Anklage
wurde auf eine Woche verschoben, weil
neue Geschworene ernannt werden
mußten. Garne erklärte nun, daß er
seines Viehes wegen sortreiten müsse
daß er aber sicher zur Verhandlung
zurückkam-neu werde. Niemand zwei
felte an der Wahrheit seiner Worte
am wenigsten Manley, dem er soeben
erst mit der größten Bereitwilligkeit
einen guten Preis für das juristische
Gutachten gezahlt hatte. Man glaubt
nicht, wie gut so etwas wirkt, welches
Vertrauen man in einen Mann seht,
ver uns gut bezahlt hat. Also hatten
wir nichts dagegen einzuwenden, daß
Garne abritt — er nahm einen gewis
sen Andn Short mit, den er hier dazu
engagirte, ihm sein Vieh zu besorgen.
zn einer Woche sollte und wollte er
zurück sein.
Ut-- k-- uåjea -«-·-«I·Cs«m nie-se- nn
ser Freund Garne, und immer länger
wurden unsere Gesichter· Am Mor
gen des Tages, in dein die Verhand
lung gegen Kingman beginnen sollte,
sahen wir in der Ferne eine Staub
wolte auf der Straße da kommt
Garne, dachten wir. Aber es war
nicht dieser, sondern Andhy Short.
und der berichtet-e uns nichts Gutes.
Er war von Garne treuz und quer in
den Bergen umher-geführt worden »
dieser habe ihm gesagt, er habe den
rechten Weg verloren, und Andy
kannte die dortige Gegend nicht. Und
schließlich habe Garne ihm gesagt:
»Jetzt sind wir über die Staatogrenze
— nun habe ich hier nichts- zu fürch
ten und Du lannst nach hause reisen,
denn ich brauche Dich nicht· Jch
heiße nicht Garne und die ganze Ge
schichte ist nur ein »Trist« gewesen,
um Kingman zu befreien. Nun
mache, daß Du nach hause tommst —
hier hast Du einen guten Lohn für
Deine verlorene Zeit. Damit hatte
Freund Garne ihm eine kleinere Sum
me gegeben und ihn fortgeschiett jetzt
war er wieder hier.
Na, das war ja eine hübsche Ge
schichte --— uns gingen die Augen aus
wie wir uns hatten dupiren lassen.
Wir mögen damals schöne dumme Ge
sichter gemacht haben. Aber was blieb
uns übrig? Kingman kannte wegen
des Expreßraubes nicht mehr prozess
sitt werden, denn er war ja freigespro
chen wardem und in der zweiten An
llage gegen ihn gab es keinen Klager.
Also blieb nichts übrig, als ihn lausen
zu lassen und das geschah. Ehe er von
hier fortging, hat er dann bei Sid
Shepard die Vypothel der Wittwe be
zahlt, und er erschien bei der Wittwe
und wollte ihr die tausend Dollars be
ahlen, die sie ihm geliehen hatte, aber«
die kleine ehrliche Frau nahm daj
Geld nicht, denn ei sei lein ehrlichse
Geld. Aber ein Jahr später kam
sei an wieder —- je t mit ehrlichem
Angabe-n er hatte ene reiche Aber
angeschlagen und viel Glitt gehabt,
am usw Ia tara er mit der
twe auf meine und ließ sich
selt- ihr trauen —- sie ah sehe glücklich
aus. Und unter denen, die ihm nach
der Trauung die Hand schüttelten, war
der hiesige xpteßhoie Lamhert, wel
cher sagte: » eine Herren, Mat Ring
man schuldet der Gruß-Gesellschaft
keinen Cent mehr, er hat Alles be
zahlt!«
Jm lehten Sommer tras ich ihn in
New York --— es ging ihm gut. Er
lebt seht in Kentucer und macht da
selbst gute Geschäfte — ich sage Euch,
Mal Kingman war ein Schust aber
er war doch ein guter Mannk
lCalisornia DemokraU
»Ein-e Maskerade «
Slizze ans dein modernen Leben von
Bruno Danlra
lfg war ein Abend in einer großen
Stadt. Draußen war es lalt und un
gemüthlich· Der Regen blies die
schweren Tropfen gegen die Fenster,
die seufzten und zitterten.
Mitten in Wind und Regen stand
ein Haus, nicht llein und nicht groß,
aber von einem gewissen zufriedenen
Aussehen wenn auch nicht großartig
eingerichtet.
Großartige Hauseinrichtungen lo
steten Geld, viel Geld und das war
siir andere Dinge viel noihiger: stir
das gesellschaftliche Leben, das die
Bewohner des Hauses siihren muß
ten, und für die beiden Söhne, die
als Ossiziere fern in ihren Garniso
neri das Geld ichon unter zu bringen
verstanden und tiir die vornehmen
Gesellschasten die dem Präsidenten,
dem hohen Vorgesetzten des Haus
herrn, so gesielen, daß er mehr biet
im Hans verkehrte, das auch so gute
Weine aus den Tisch stellte, als bei
d:n anderen Herren, die sich nicht mit
ihrem Gehalte io gut einzurichten
verstanden Und heute, in dem hast
lieber-« lalten flcelter stand das Haue
sicle da und mahlte aus allen Fen
iierti Init einer Fiille von Licht. st.
bei-i aroszen Eiiijkenzimmer aber sun
lelte ein blumeniibersäter Tisch von
Silber und spiegelndem Krystall,
denn teute wnide ein großes Fest ge
leier weil derhaissherr zum Wirt-:
luden Geheimen Rath ernannt war
und ils-m ein Eint-erst gnädigeg Schrei-v
ben seines Fürsten einen hol-en Orten
und den Titel Excelienz verliehen
blink
Ter Präsident hatte seine Anwesen
beii zugesagt und die Tochter dei
Hausre- sollte ihren Platz neben seinem
Sohne- belommen der eben von einen«
langer Ausenthilt im Ausland als
Ateache wieder getomtnen war und siir
vie Zulunst die schönsten Aussichten
hatte: nebenbei war er der leichtsin
nigste Lebemann, den man hier in der
großen Stadt kannte, Und Fräulein
Anna, die Tochter der neuen Excellenz
tonntc ihn gar nicht leiden. aber da
er eine gute Pirtie war, machte da
ja nichts weiter aus Der Präsident
und der Haueberr waren einig urd
hofften, heute Abend die Verlobung
verkünden zu können. Fräulein Anna,
rer zu ihrer ichlanlen, eleganten Figur
das weisse Seidenlleid vorzüglich
stand, war ganz ruhig wie immer.
Jhr irae es gieichgiiltia. ob sie als-«
die Tochter Seiner Excellenz dei
Wirklichen Geheimen Rathes eine
Rolle in der ·roi-,en Welt spielte oder
in ein paar Jahren als Gemahlin
Seiner Excelienz des Botschasters in
,wenn sie nur eine Rolle spielte;
ionst hätte sie ja auch gar nichts zu
thu—n»geh«abt «
JZJc Beklocllkfsl kxkcglk Ilc lllcksl llii
:nii:«I-·sten; bedeutete sie doch für sie
nicht«-Z weiter als einen Zzenenwechsel
aus ihrer Weltbiihne. htlbet irogbem
zerpflückte sie in stervöfer Hast eine
Blüthe dershellen Reiten, die ihr Kleid
schmückten. Sie erwartete ungeduldig
ihren Jüngsten Bruder. Llls er endlich
eintr:.t, ging fu« ihm rasch entgegen.
»Was ist geschehn-, Wilhelm?«
fragte sie erregt. »Mutter im Schlaf-—
itnktter aus dem Beit, schluchzet«d,
ater und Du eben inkZicnmey Va
ter hastig hin- und her-gehend unblaut
sprechend, also auch erregt. Nur DE
natürlich so lalt wie imtner.«
»Es-ruhige Dich erst ein wenig,
Anna, solch eine Aufregung ist nich:
gut gewählt siir diesen Augenblick
Dein Bräutigam wird sich wohl launs
eine Frau ausladen wollen, die bei oer
geringsten Rleininleit In Erregung
gerLith dazu hat er selbst zu bie?
ZcelCL«
»Für mich nicht«
»Aber siir apdere.«
»Dein ba- ist ja ganz einerlei; ich
will doch seine Frau werden und nicht
seire Geliebte.«91ber erzählen kannst
Du mir seh-on immerhin. Es ist sicher
von Fritz oder Eberhard. Haben sie
Schulden gemacht?«
»Er-rathen . End nu hör« zu, aker
beherrsche Dich, berstanden.«
»Ich soll dock wohl noch unseren
Gästen etwas Kcmödie vorspielen
lönnen.« v
»Ich hatte es rsn Dir erwartet
Nun hör« zu: Fritz hat Schulden ge
macht, e·nsach unglaublich Die Sache
ist vor en Oberst gelommenx zahlt
Iris nicht bis heute Abend. so ist Der
raeh da. Vater bit lein Geld. um es
ihm zu schiefe-if
»So leiht dvchl Damit ist wenig:
stritt Zeit geweint-ein«
»Werft Du, wir hätten es nicht
sehen versucht? Vater und ich sind
um gewesen« wo wie konnten, wir
ben kein Geld aus-trieben auch
nicht bei dein schlimmsten Buche-en
Ei ist ihnen nie-bit mehr siehet gutng
« Unwissend.
»Auch fix-Zutritt Nimm dars« :s1:.n zu Ihrer Lssriovnnq mit dem be
:i.L;-!:ten Enkiftifer Franck«-»F
Weiter Hutt! Man-a find-L Laß sin Emtiiriidxu eine unpassend
Fiszie fiir mich ist; sie sagt, für drit- ift icon nur »die arofss Mosse«!«
wendend-P
»Für uns nicht. Erstens stärkt
Pack Uan nat-tun htvtptz out-C
ten-Z werden wir nach der heiratiz
ganz zarüekgezogen leben. Vater hat
jn dann kein Feind mehr zu versor
gen.·« ,
»Aber siir Fein. Was geschieht,
wenn er nicht bezahlt? Was bleibt
ihm iibrig?"
«;Zchlich"ter Abschied over ————«
»Ob« Ps«
,,Eine Kugel.«
»Und Vater Bonn nicht bezahlett2«
»Untnöglich! Die Stimme ist zi
c.toß·"
»Und heut-Abend now, sagst Dus«
»Enticheidet es sich. Wenn ihm nich!
das Geld in den Schvoiz siillt, gehst
Du tnorgen in Schwarz. Den Abschied
wird er nicht ertragen und soll er
nicht« Lieber vorher eine Ein-sei dunk.
isen Kespr
»Und deshalb liegt Mutter —-- ?"
»Mutter, ich dachte gar nicht meist
In sie; die Gäste können jeden Augen-.
blick totnmen; da ist Vater ja schon.
Jckx gebe eben zu I.·tnti-r, Vater-«
Damit ließ er die neue Excellenz
allein und ging in das Zchlaszimntet,
t:o seine Mutter aus dem Bette link
nnd schlttchztr.
»Mutter, es ist Zeit. Du mai-»
tommen."
.Wilhelm, dent an Fest-! Ich lanr
nicht, morgen. morgen -—--"
Jhte Stimme erstickte im Schluch
Hen.
Ihr Sohn trat näher an sie heran
und sprach rubin und kalt:
»Du kannst nicht« Mutter, wass
Du hast Dein Leben lang Tag slir
Tag den Menschen Lügen aus Lügen
rotspielen können. und willst heute
an dem einen Abend das Wert Deinek
Tebens vernichten? Mutter, Du mußt
ja heute Abend Deine Tochter verlo
ren, Du hast keine Zeit, uin Beinen
Sohn zu klagen. Warum denn auch
tragen? Weiß: Du denn. oh ihm
nicht im Tode tausendmal wohler ist
als in diesem Jni Lügen aufgebau
ten Leben? Kesnm die Gäste werden
sofort da sein.«
«Wilhelm, es ist mein Sohn. den
ich verlieren solt-, nnd iel: ioll meinen
Gästen eine fröhliche Miene zeigen, ich
kann nicht. Mein Fritz, mein Fritz,
ich will hin zu ihm, er soll sich bernhi
gen, er soll sich nicht todten, ich will,
ich lann ihn nicht lassen. Wilheli«:,
hils mir doch!« s
»Ich kann Tit nicht helfen, Mut
ter, ich kann eDir nur eines sagen:
Excellenz, der Präsident will seinen
Dant, ehe er seinen Sohn steh verloden
läßt. Mutter, komm, Du sannst
nichts mehr ändern, aber Du mußt
Deine Tochter net-lodern um uns zu
retten."
»Das bedeutet also vöUigen Kn
i
tttlk Vlc arme thumr nanv aus.
Jlir Sohn bali Lin-, die vorn Weines-.
geriitbeten Augen in talteni Wasser
zu baden, bis sie nur noch den Wie
rergtanz einer inneren Erregixng zu
riretsrrahlten, die zu dem heutiges-.
Abend vorzüglich paßte. Fertig ange:
tlridet war sie schon. die schwarze
Seide sunleltc nnd tnisterte. Sie e:
s,hauerie, als sie vor den Spiegel trat.
»Eine- Liorbedentnng,« illisterten ihre
dtaisen Lippen. Dann rasste sie sitz-.
auf und strich leise mit der Puder-?
ciuaste iiber die hochrocben Wangen
Nun snh niemand ihre Erreguna
rneiFrJ am Arme ihres Sohnes schritt
sie in den Speis-spat Sie teun gerade
zur rechten eit: Der Präsident war
mit seinem sobne soeben eingetreten,
nnd mit einem lenventionellem lie
benswiirdigen Lächeln schritt sie ihm1
entgegen. Der Sohn des Präsidenten4
begrößte die Tochter des Hause-, dies
sich ein wenig von den übrigen abge-i
sondkrt hatte. Ihre schlante Strick-cis
nung und ihr :ul)iges, veritehmee Gej
sicht bezauberten ihn aus«- nene. Sie
sprachen eine kleine Weile niiieinan-’
der, während neneGiiste kamen. Banns
traten sie zu ihren Eltern, um alte-l
Lippen spielte ein belriedigteo Lii I
cheln. Neue« und neue Gäste trete-is
bereit-, endlich sparen alle veksninmeltl
und man setzte sich zu Tisch. i
Dac- Mth vextiei den« und sie-l
benswitrdig, wie man es en diesem
Hause gewohnt war; der Präsidean
schlürfte mit Andacht seinen baute
Lauternr. Schon war man being
Dessert angelangt, ea lächelten sich der
Präsident und die neue Excellenz zog,
auf die schon mancher Trinlspruch
ausgesucht AHur. und der Hausherk
erhob sich, m die Verlobung seiner
Tochter mit dem Sohn des Präsiden
ten ieierlichst anzutiindigen Alle-s
l
lauschte aeipannr, nnd als er geendet
hatte, ertönte Jubel und Glüetwitn
schen und Gläser-klirren un: den gan
zen Tisch herum.
Mitten hinein tlang die Stintrre
des Dieners, der eine Depelche mel
dete. Wilhelm rief ihm eilig zu:
»Geben Sie liser!« nnd riß sie ihm
aus der Hand. Niemand achtete auf
ihn: er erbrach das Blatt und, was e-.
gefürchtet hatte-, traf ein: das Tele
grarnm enthielt die Nachricht von dem
Selbstmorde seines Bruder-L Einen
Augenblick lana wußte er nicht, was
er tbun sollte, dann aber. als er die
Blicke feiner Nachbarn auf sich gerich
tet sah, stand er plötzlich auf und rief
let-«
»Ich bitte um Gehör, meine Damen
und Herren! Die erste Giiickwunichs
Depesche: Herrlichen Glüctwunlch mer
ner lieben Anna nnd auch dem Bräu
tigam, mit dein ich baldige Betannts
ichaft erhoffe, tinek Eberhard.«
Alle wußte!-., daß therhard oer äl
teste Bruder dir Braut sei, so wun
derte sich Niemand iiber die Deinde
Allein die Bis-sit liat Ihren Bruder,
er möchte sie itzt reichen, und sie lag-;
Den wahren Jntkalt der Botschaft
.Wie nett »Ja ih;«.-,« sprach sie
ruhig und ihre-is ·Briiutiaans, der die
Teprsche ebenfalls lesen wollte, damit
leicht auf die Mira-er tlopfenb, gab sie
sie rasch ihrem Bruder zurück.
Die Mutter sah blaß aus, sie
mochte den Jntsalt alnlem aber sie
trank ihrem zutiinttraen Schwieger
lobn liebenswürdig zu, ais er sein
Glas gegen sie hob. Der Vater unter
lzielt sich, miibiain lächelnd, mit been
Präsidenten
So nahm das Fett seinen Fortgang
noch stundenlang· lustig und heiter.
wie es bei einer Verlobung zugehen
muß. Endlich cclrieden die Gäste mit
dem neidischen Bewußtsein, daß es bei
der steuen Excellenz wieter ebenso fa
knos gewesen war, wie bei dem ein
fachen Herrn Geheimen-in Endlich
waren Eltern und Kinder allein, nach
dem der junge Bräutigam noch ein
tleines, zärtliches tickensviel mit seis
ner Braut vor den Leuten auiaefiihrt
hatt-; sie wußten alle leide, was sie
ihrem neuen Stande schuldig waren.
Die vier standen im lißzimuteh vat
in der Fülle dec- Lkchteg funtelte. Der
Vater sprach zuerst:
»Was ist mit der Drpeicle Wil
helmsa
Er antwortete:
»Ihr wißt es ja, »was soll ich sie
noch« vorlesen? Fritz liat sich erschaf
sen.
r- - ss « . U-. tats- !.»
LYIUIII clagcdkilc lUUt JUIV IIIU lsl
Zimmer· Danks mönse ein neitigeb
«".·’-·chluch·3en: tin-dient Eaa auf den
Finieem in den Divan gedrückt, der
ganzeKörper Zins-ti- «ii—d deine Die
Mutter sah ficirr niii ihn nieder. Ihre
Lippen murmelten dreiWorse, iminer
wierer drei Wssrtet ,,Friiz ist todt,
Fritz ist todt!« Dann zvares wieder
still, bis sie plötzlich obnmächtig zu
Boden sank. Wilhelm bettete schleu
nigst ihr Haupt ruf seine Finiee Und
strich das cui-e Haar von der ge
fiirchten Stirn, während Anna mit
tölniichern Wasser iiber ihre Wangen
und Lippen riet-, die auch ietzt noch
zu einein lieben«-iviiroigen Lächeiti
verzerrt zu fein set-Feuern Und wenn
sie rieb. so ist-Alte an ihrer hat-I
iin Scheine reiz- tsichiee der große
Briti.:11t, cer ihr-n neuen Verletzunge
ring zierir.
Draußen auf Der Straße aber stau
den trotz des- ichleciiten Wetters viele
Leute· die der .;.Tinzenden Absahrt de:
Wagen und dei- iliyenden Toiletten
und Uniforniert zugeschaut hatten,
und starr-ten neisjich in die erleuchte
ten Fenster.
MOH
Zelt-h verstunden
«Anguiie, Sie haben. während ich
ver-reift war, meine Kleider getragen?«
»Na, gnädige Frau, Sie haben mir
doch befohlen, Ihre Sachen öfter an
die Luft zu bringen«
Ein trin- dee sei-.
Der kleine Otto hat aus Bausteinen
ein hanc zufammengefekh scheint
aber von feinem Werte nicht besonders
befriedigt zu sein« Sein Vater be
merkt es und sagt zu ihm: »Was
machst Du denn so ein ini vergnügtes
Zieggts Pai- hans i ja sehr
»O nein, Papa, es fehlt noch etwas
darauf
«Wirtlich? Nun was dennisp
»Die hypethet —- und ich
Lnichh wo ich eine hernehmen spitz-.
s