i· « Ostwospsksvswsspspstsswstsikswwissest-stos Die Göttin deS Glücks-. Z z» »z» Roman von Printtold Qrtmanw IOOOOIIOC " keeeseisiiisiwunieiesi (17. Fortfetzung.) Erst als er hinter seinem Rücken Dank-as klangvolle Stimme sagen höriei »Du haft mich rufen lissm Was ist«-denn :.esck,-ehen?« erhoben sich un wendend den Kopf um zu seiner Be stürzung wahrzunehmen daß außer feiner Schweit-r und ihm niemand mehr irn Zimmer war. H— ,,Wo ist Inge?« rief er. »HastT T fee -·i cht mehr qes. den« - »Ich trat ans meinem Zihnmer als sie die Korridcrthiir hinter sich schloß. Meinen Zuruf mag sie nicht mehr ge hört haben, denn sie antwortete mir nicht. Und ich hatte riaiürlich keine Veranlassung ihr zu Folger-. Aber was iiir ein Papier hast Du da in der Hand?« Er konnte ihr nicht verschweigen. was sich zuget: agen hatte, Und es he hurite nur weniger Worte, unt sie von allem zu unterrichten· Während er sprach, warf sie den schönen Kopf wie ’triurnphitend empor-. nnd ihre ganze ; Gcsiait schien zn wachsen, während ein feines Noth sich unter der durch t Wägen Haut ihrer Wangen verbrei i T X · »Und was gedenkft Du nun zu thun?" »Ich gedenke dies Papier und mit ihm zugleich meine Prozeßvsllniacht in die Hände des Herrn von Reftorp zu rückzulegen Harro hatte -recht, ess fcheint ein Fluch an dieser Erbschaft zu haft-en. Max-II ein anderer sie für Jnges Vater erkämpfen. Ich will nichts mehr mit einer Sache zu schaf fen haben, die mich das Glück meins-H Lebens gekostet hat« »Mit Jnge erfahren, daß ihr das Vernichtungswert nicht vollständig gelungen ist-— daß man das erhal ten gebliebene Bruchfiiick noch imme: als ein Beweismittel würde anwenden kännen?« »Ich den-ie, daß fie noch im Zim mer gewesen fein muß, als ich es sagte.« »Und daraufhin ist sie wie eine Ver sweifeite fort-gestürzt? —- Soll ich Dir offenbaren, Bernhard, was sie jetzt thun wird-? Sie wird ihrem Vater mittheilen, daß er sich des Briefes nicht bedienen darf, weil—nun, ein mal muß es ja doch gesagt fein — weil er nicht von der Hand des ver stordenen Julius Wedeiiwg herrührt. end-ern von der meinigen. Sie hat es m ihrer Weise gut gemeint, als sie ihn verbrennen wollte, und Du hättest Eifer gethan, fie nicht daran zu hin rn.« Er starrte sie an, als hätte sie ic einer ihm völlig fremden Sprache zu ihn-. geredet. Dann griff er sich mit beiden händen an die«Stirn. »Ja, bin ich denn von Sinnen — pder feid es? Nicht von der Hand Zulius deiings, sondern von de: einigen? Soll das ein Scherz fei.:, Damms« »Man scherzt in der Regel nickt mit solchen Dinqen. Jch habe Eure Glücksgöttin sein wollen; aber ich habe dabei nicht hinlänglich mit Eurer « Schwäche und Feigheit gerechnet. Gieb mit den halt-verbrannten Fetzen zurück, Bernhard — denn da Jnge jetzt ohne allen Zweifel plaudern wird, hat er ja doch jeden Werth ver loren.« ; Dein jungen Rechtsanwait schwin . belie. Er mußte sich in einen Stuhl sinken lassen, weil er eine Empfindung hatte, als schwände ihm der Boden - unter den Füßen. » »Sei barmherzig, Hanna,« stöhnte — er, »dring mich nicht um den Ver stand-! Was Du ds! andeuteft, ich kann es nicht fassen. Und ich will es auch gar nicht fassen. denn es ist ja un » denkbar, unmöglich Die That, deren Z Du Dich da antlagft, Du kannst sie gar nicht begangen haben.« »Ich tlage mich nicht an, denn ich sehe dazu Dir qegeniiber nicht die ge ringste Veranlassung Nicht weil ich ein Bedürfniß fühlt-e, Dir als reuige Sänderin mein Herz anszuschiitlen, sondern nur weil ich sehe, daß dgs Spiel ohnehin verloren ist, gebe ich Dir mein Geheimmß preis. Ja, dieser Brief da ist eine Fällchung. Vom er sten bis zum letzten Buchstaben ist er »von meiner Hand nefchtiebem Ich be ßxe einige Geschicklichkeit in der Nach n reinnn von Handschriften und — I in diesem Fall das Wichtige war such einige Kenntnsisse der Chemie. Dahin da es keineswegs unmög . tei, eine chrift verschwinden zu W nnd eine andere an ihre Stelle . Und da . nun einmal ereisftiick ges fen werden , wenn Du Deine Mitgift et ipilteft und Varro seine Mil II sachte ich mir meine Uebung X Wes-schon zu Nun Exi Iise gerechte Sache, wie Mit versichert hattest, und . zum Siege zu IOOOOOOOOOOOSH ehe es zu meiner Zufriedenheit ges lang. Endlich aber wares gelungen Und so wie Du und Reftorp und der Assessor Wedeling getäuscht worden sind, so mären auch das Gericht und die Sachverständigen getäuscht wor den. Eine einzige nur ließ sich nickfi täuschen, und das war Deine Braut. Sie wußte, daß der Brief eine Fäl schung fei« noch ehe Du ihn ihr zum erstenmal gezeigt. Und sie allein wäre imstande gewesen, es auch zu bewei sein« »Sie wußt-e es—und sie hat ge schwiegen?« »Ja, viellicht weil sie mich schonen wollte, vielleicht auch aus irgend einem anderen Grund. Jhr Benehmzu mußte mich ja Ihnen lassen, daß sie an der Echtheir des ihrer Aufmerk samkeit angeblich entgangenen Briefes zweifelte, und daß sie mich im Ver dacht hatte, feine Urheberin zu sein· Aber so lange es nur ein Verdacht mar, brauchte ich mir nicht viel Sorge darum zu machen, zumal ich über zeugt war. sie würde um ihres Vaters und um Deinetwillen reinen Mund halten. Heute früh aber erhielt ich einen von ihr geschriebenen Brief, der mir bewies, daß ich mich darin geirrt. Sie befchuldigxe mich geradezu der Fälichung und erklärte, daß sie die Zast·nicht··liinger auf ihrem Gewissen kcqllctcß lonnc, sann ne man Ucki Verstand verlieren oder zur Selbst mörderin werden sollte. Und sie un terließmicht mich aus das kleine uan doch ontriigliche Merkmal hinzuwei. sen, an dem siedie Fölschung ersann hatte. Da das Dotatnent nur dann für echt gelten»konnte, wenn es ans einen der von Julius Wedeting wirt lich benutzt-en Briefbogen geschrieben stand-, hatte ich mir ans den vielen Geschäftsbriefen den kürzesten ausge wählt, weil die an und für sich sehr schwierige Beseitigung der älteren Schrift ja beträchtlich erleichterttvn: »Daß der Bogen am unteren Rand eingerifsen und daß dieser Riß aus der Rückseite mit dünnem Seiden papier vertlebrtrar. störte mich weiter nicht, denn dieser Umstand konnte ist-. in keiner Weise Anlaß geben, die Echtheit des Schreibens zu bezwei feln. Hätte ich gewußt baß Jnge die kleine Ausbesserung selbst vors-nom inen hatte, und zwar kurz vor ern Tage. an welchem Dir die Papiere cuågehärwigt wurden, so toiirde ich es ollerdings trotz der größeren Mühe vorgezogen haben. einen anderen Brief für das Experiment zu wählen. Aber man ist eben bei aller Vorsicht und Ueberlegnng doch niemals tlug ge nug.« »Was schrieb ie Dir weiter .’« fragte Bernhard mit völlig Flangloser Stimme. »Das vor allem will Ect wisset-A »Sie schrieb, daß sie bisher verge bens über ein Mittel nachgesvnncn habe, das unselige Schriftstiick zu ver-« nichten, ehe es in andere Hände ge langt sei. Und sie deute-te an, daß sie heute einen verzweifelt-en Versuch kna chen werde, diese Absicht auszuführen. Wenn er minkcnge io ungesgor lautete der Schluß ihres- Briefes —— dizrfe sie allerdings nich: länger schweigen. Aber sie werde auch dann noch alles thun, was in ihren schwo chen Kräften stete, um mich uni- Titl; vor Borioiirfen nnd Sitzande zu br wahren.« »Dich und mich? Sie hielt mir-i also vielleicht fixr Deinen Mitfchuioi—— gen, Hanna?« »Ich weiß es nicht« Und wenn es so fein sollte, wird ef- Dir ja ohne große Miihe gelingen, sie von der Grund losigieit ihres Verdachte zu überzeu gen. Auf eine Schonung meiner Per son brauchst Du dabei nicht im minde sten bedacht zu sein. Ich entbinre Dich ausdrücklich von-jeder derartigen lsriäderlichen Verpflichtung. Nachdem mein Bemühen. Dir zu einem beschei denen Glück zu verhelfen, so tlägiicki mißlungen ists bin ich ja fiir Euch alle ohne Zweifel zu einem Gegen stand oes Abscheu-z geworden, un-) werde gut thun. Euch so ichnell als möglich von meinem ioidermärtigen Anblick zu befreien.« Bernhard hörte vielleicht tauns noch, was sie sprach. Mit zerwiihltem Haar und todtenbleichem, verstörtem Gesicht. das innerhalb dieser einzigen Viertelstunde um ein Jahrzehnt geat teri schien, saß er vor feinem Schreib tisch, ein völlig gebrochener Mann. »Was soll nun werdens« stöhnte er. »Gott im Himmel. was soll nur-. everlseniin . Hanna trat auf ihn zu, und etwas! geringschätzig Mitleidiaes war in der« Aet, wiesie sich über ihn herabneigte »Wenn Du es nicht weißt, so will ich es Dir sagen. Auf oie Hälfte von Wedekings Millionen wert-St JHr Euch allerdings keine Hosfnun mehr machen dürfen. Ganz umson aber wird mein Bemühen immerhin nicht emer sein. Der Regierungs-AMI for wird Dir ja irgend einen Vergle - oorschtagmachem nnd damit, dpß Du Reste-to nnd Varro liest-intensi, ihn ienoedenilich an meet-mein sannst Du Im wenig I sey etwas L s — return Dein Schwiegervater wird zwar keine fürstliche Woh nung am Rande des Thiergarteuik davon bezahlen können, aber er w.rd doch auch nicht länger wie ein Bettler und Jndustrieritter zu leben brau chen.« Sie wollte noch mehr sagen, doch eine ungestüin abwehrend Bewegung des Bruders hieß sie schweigen. »Geniig! Quäle inich nicht länger! Und treibe mich nicht dazu, es auszu sprechen, wie ich über Dich und Deine handlungsweise denke. Was ich in dieser Prozeßangelegenheit zu thun ;habe, weiß ich auch ohne Deinen ERath Geh jetzt, und laß mich allein.«' « Sie trat zurück, und ein spöttisches Lächeln ziickte uin ihre Mundwintel. »Genau so habe ich mir den Dank ivorgeftellt, den ich im Fall des Miß lingens ernten würde,« sagte sie. »Und ich werde inich iveislich hüten, miij zum zweitenmal fiir einen Schwäch ;liiig zu opfern.« E Sie ging, ohne daß Bernhard ihr jsein Gesicht zugewendet hätte, und es Ewar nicht die leiseste Spur einer Er regung in ihren schönen Zügen, als sie sich in ihrem Zimmer an den Schreibiifch setzte, uin mit raschen EFederstrichen aus ein Papierbliittchen zu schreiben: E »Alles ist geordnet. Aber ich muß EDich nothwendig sprechen. Erwarte inich morgen friih in Deinem Onkel ziminer HannaK Als sie die Fesrr iortivarf, glänzten Eihre Augen wie in stolzer Sieges Esreude und aus ihrem herrlichen Ani tin war tein Schatten der Sorge oder Eder nagenden Gewissensun Die alte Frau Bading war eg, die I Bernhard aus sein Klingeln öffnete IS ie war heute weder mit ihrer fürch Iterlichen Staatshaube. noch mit einer Ibliithenweiszen Schürze angethan, wie Ian jenem Abend, da man seiner I Schwester einen so seierlichen Empfang Ibereitet hatte und nicht der Abglanz « ides festlichen Herdseuers, sondern eine Itiese Traurigkeit war aus ihrem derb Ilnochigen, ehrlichen Gesicht. I »Wie gut daß Sie endlich kommen, IHerr Nechtsanwaltl Jch glaube, es Iist niemals sc nöthig gewesen wie jheute.' Er wollte eine Frage an sie richten; aber da stand schon Georgvon Re- « storp in der geöffneten Thiir des lWohnziinmers und lud mit einer T stummen Handbewegung den An thimling zu sich ins Gemach. Wohl trug er auch heute seine hellen Gama schen und seine schimmernde weiße - iWeste, aus die das Monotle am brei zten schwarzen Bande hernieder hing; Haber seine alten Freunde würden s trokdem Mühe gehabt haben, ihn zu :erlennen, so jämmerlich geknickt war Iseine hohe Gestalt, so wirr und zer »«zaust der graue Badenbart, so grei senhast und zerfallen sein Gesicht. »Ich habe Dich erwartet, mein Sohn«, sagte er, ohne wohl selbst zu bemerken, daß er den Verlobten seiner Tochter zum erstenmal mit Du an redete, »denn ich wußte ja, daß Du · kommen würdest, obwohl sie mir ver- « boten hat, nach Dir zu schicken. Du konntest uns nicht verlassen in unserm furchtbaren Mißgeschick.« »Wo ist Jnge?« sragte Bernard· da er sich im Zimmer vergebens nach ihr umgesehen hatte. »Sie vor allem muß ich sprech-III Georg von Restorp deutete aus eine I der beiden Thüren. 17.Kapitel. ( »Da drinnen -—·- mit ihrer Mutter. » Aber Du Darfst nicht hinein, ehe ich sie auf Dein Kommen vorbereitet habe. Und Du mußt sanft nnd gütig zu ihr sprechen. Denn sie ist sehr krank-« »Krant? »- Mein Gott, sie ist doch « nicht in Gefahr?« « Der Freiherr fuhr sich mit der Hand über die Augen, und es war « ganz Und aarnichts Theatralisches in diefer Gebärde. .Der Arzt ging eben fort. Er lnreint, es ließe sich noch nicht recht er tennen. Aber er —- er hofft, sie werde nicht daran sterben.« « s Bernhard wollte trotz der bittenden « iMahnung zur Thür; aber Georg von . zRestorP erfaßte seinen Arm. J »Ein Wort erst, mein Sohn! Du s ;sollst uns nicht für schlechter halten, ; falH wir sind! Niemand soll durch Huns geschädigt und hintergangen wer Tden — niemand! Der Brief ift schon « Tunterroegs, der dein Assessor Wede ling mittheilt, das; ich auf jeden An spruch verzichte. Und dann —-- sie bat Jes doch auch ganz aus freien Stücken .gestanden.'« »Wer hat etwas gestanden?« fragte der Rechtsanwalt, der seinen Atbem stocken fühlte. »Dort nicht Jngef Was, um des Himmelcwillem hatte sie zu gestehen?« »Daß sie — den Brief —- ja, ich gläubte doch, dasz Du es schon wüß- s te .« »Daß sie den Brief —- toeiter, wet tert was hat sie Dir gesagt?« »Daß sie den angeblichen Brief des — akten Wedeting selbst geschrieben und ihn unter die anderen Papiere gesteckt habe. Es war ein furchtbares Un recht —- getviß — aber« »Und das habt Ihr geglaubt? Das Ungeheuerliche habt Jhr für möglich . aebaltenf Ah. Dei bitt nicht werth, « Dich ihren Vater zu neu-ein« . Er schüttelte die Band des sassun · « los dreinschauenden Freiherrn von ei-. p nem Arm und zwei Sekunden später lag er schluchzend neben dem Ruhe bett, das man der tranken Jnge zum Lager bereitet hatte. auf den Knieem »Mein Lieb —- o Du mein armes theures Liebt« Das war alles, was er hervorbri gen konnte, und dabei bedeckte er i re schmale, weiße Hand mit seinen Küssen wie mit seinen Thriinen. Sie aber neigte ihr blasses, sanftes Gesichtchen zu ihm und flüsterte: »Laß die Eltern hinausgehen, Bern hard — ich möchte unter vier Augen mit Dir sprechen!« Von dem Rechtsanwalt unterstützt, führte Georg von Restorp seine leise weinende Gattin in das anstoßende Zimmer-. Dann tehrte Bernhard Syl oander zu seiner Braut zurück, und keines dritten Ohr vernahm, was sie in dieser feierlichen Stunde miteinan der sprachen. Als der Freiherr, unfähig, seine angstvolle Ungeduld länger zu mei stern, zaghast an die sitt zu tlopsen wagte, wurde ihm von dem Verlobten Jnges ausgetban. Er sah wohl noch immer sehr bleich aus, aber ein selt srcgnes Leuchten war auf seinem Ge i t« »Komm herein,« sagte er, »und bitte Euer hochberziges Kind um Verzei hung. Erst, wenn das geschehen ist, werde ich Euch sagen, was sie thun wollte. um eine Unwiirdige zu retten -—— nur weil diese Verworsene den Na men meiner Schwester trägt·« , Äther-Zuge ließ es nicht zu einer Ists-»Ist Dust lyccV Danks lsclllllcIL ills er sich ihrem Lager näherte, streckte sie ihm beide Arme entgegen und zog seinen Kops zu sich herab, um ihn zu küssen. »Wie glücklich ich bin«, hauchte sie ihm ins Ohr. »Nein, Du darfst nicht weinen, lieber Vater! Jetzt —- nein. setzt werde ich gewiß nicht sterben.« Georg von Restorp verstand nichts oon alledem; aber auch er fühlte sich nichts destoweniger so glücklich, wie er es nimmermehr für möglich gehal ten hätte an einem Tage, da alle seine stolzen Zukunftspliine nnd schim mernden Lustschlösser kläglich in nichts zerflossen waren. Wenn ihm nur sein geliebtes Kind erhalten blieb, so war er ja reich, unermeßlich reich, und der Assessor Wedeiing mochte in Gottesnamen seine Millionen behal ren. Und als er eine Stunde später von Bernhard Sylvander sreimiithig über Den Zusammenhang der Dinge ausge tlärt worden war, blieb dies erlösende Glücksgesiihl unverringert in seinem derzen. — « Jn einer geschlossenen Droschte war banna Sylvander um neun Uhr Mor rens am hotel Bristol vorgesahren. ilus dem Bock neben dem Kutscher stand ein großer Koffer, nnd ein klei rerer befand sich neben allerlei Hand repäct im Jnnern.des Wagens. Sie selbst aber trug denselben knapp an schließenden ReisemanteL in welchem chre wundervolle Gestalt an jenem Abend, da sie den Bruder so lustig iberraschte, Harros Kilnstlerauge ent Iiickt hatte. Leichtsiißig eilte sie an dem ver wunderten Pförtner vorüber, die breite, ievpichbelegte Stiege hinauf, nnd in kurzem, besehlen«,-en Ton rief sie den Zimmerlellner, d« ihr oan mtgegeniam,·zu, er möge dem Regie rungs-Assessor Wedeting den Besuch, kiner Dame melden. Jm ntichsten Augenblick schon erschien Hubert in der Thür seines tleinen Satans-, hei ter lächelnd. Als sie rasch an ihm vorbei über die Schwelle trat, er haschte er ihre Hand und führte sie zärtlich an seine Lippen. Aber er iprach kein Wort zu ibrer Begriiszung and auch als er die Ihiir hinter sich geschlossen hatte erwartete er schwei gend ihre Anrede. »Nun?" fragte sie, ihn befremdet rnsehend, »hast Du inir nichts zu sa rent« Nichts, als dasz ich entzückt bin, Dich wiederzusehen, meine holde Her ienitönigint Jst es auch gegen die Ihrede, so ist es darum doch sicherlich nicht weniger erfreulich!« Der leichtsertige Ton seiner Erwi Ierung trieb ihr das Blut in die Wan ren. »Ich habe gegen die Verabredung gehandelt weil seit gestern Ereignisse eingetreten sind, die ich nicht voraus sehen konnte. Jedenfalls habe ich mein Versprechen eingelöit Du haft von Dtetrich von Restorps Erben nichts mehr zu fürchten.« »Ich weiß es bereits, liebster Schatz! lind wenn es Dein Verdienst ist, so dank I Dir das-It von herzen." Er war satt durch die ganze Breite des Zimmer-·- vvn ihr getrennt und machte auch keinen Versuch, sich ihr In nähern. Drohend zogen sich Han nat Brauen zusammen. »Du weißt es? Durch wen?'« »Durch einen Brief des Herrn Georg Don Restorp und durch einen weiteren des Deren Rechtsanrvalts Bernhard Sylvanber.« »Und was haben sie Dir geschrie- . ben?« «Daß sie die egen mich angestrengte Klage zurückzie n und in aller Form ruf jeden Anspruch an das Salzberg gener Terrain ein fiir alle mal ver Itchien.« »Das hätte mein Bruder geschrie beni Jch glaube es einsach nicht, Du willst mich hintergehen.'« »Bitte —- da ist der Brief.« Hanna las und schlass sank ihr Arm mit dem Blatte nieder. aWohl —- um so besser. Und Du hast es mir zu danken, hubert —- mir allein! Jch habe um Deinetwillen alles geopfert. Nun ist es an Dit, Dein Versprechen zu ersiillen.« »So weit ich dazu imstande bin, werde ich mich Dir gewiß nach Ver dienst erkenntlich zeigen, liebste Hanna!« »So weit Du dazu imstande bist?«« Was heißt das? Und was bedeutet diese ganze lächerliche Komödie? hast Du etwa die Absicht, mich um den Preis meiner Aufopferung zu betrü gen?« »Mineswegs. Vorausgeseht na türlich, daß Du nichts Unmögliches von mir sorderst.« »Du kennst meine Forderung gut genug. Deine Hand und Dein Name sind es, die ich begehre —- nicht als ein Gnadengefchent, sondern als mein heitiges Recht-« »Ich aber lann sie Dir zu meinem schmerzlichen Bedauern weder als das eine, noch als das andere gewähren. Jch habe Dir geschworen, daß ich Dich liebe. und es ist die lautete Wahr heit. Aber Du wirst Dich eben mit meiner Liebe begnügen müssen, denn ---- S--.X -;e has-k- msk »Ja-III ssskrssb Wiss-s- vs see-o - ....... .., herzlich sauer, Dir diese Enttiiufchuna zu bereiten —- meine Hand ift feii Monaten versagt.« Seine Linie fpieite mit der Uhr lette, und Hanna fah das Glänzen des schmalen Goldreifs, den er heute nicht wie bei ihrem ersten Besuche in der Westentafche, sondern am Ringfinger trug. Mit einem wilden Schrei ftiirite sie auf ihn zu. »Nichtöwiirdiger! Und Du glaubst, man könne mich abschiitteln wie eine lästige Betteldirne? Und wärest Du hundertfach gebunden —-- auf der Skellr. hier Vo-. meinen Augen wirft Du diese Bande zerreißen und wirft mit mir abreisen, um mich Deinen Angehörigen und Freunden vorzustel len als das, was ich nach Deinem hei ligen Eidfchwur bin —— als Deine ver lr-l.«te Braut!« (Sch(.si,- folgt.l Unter-ts- tn sten. Man trifft es bei Leichetizly im Allgemeinen Krankenhaus am Turf, auf der Bühne des Varietes und »lait not lcaii" auf der nmeritanischen Botichaft. Jm Costage widmet es sich rer Kunst, in bewillseritraße der Wis senschaft, ani den grünen Rasen dem Sport, im Bari-te athletischem Spiel, dem Tanz und dem Vergnügen. Aber von diesen Zentren schlängeln fich Sei tenpfade in unser österreichisches Le- « ben. Diese ameritanischen Jnfeln ha ben Brücken, auf denen die aus den genannten Berufen Auggesprungenem dann die Durchreisenden und die stän dig ansässtgen Familien. welche Nei gung und Erwer hier festhält, zu un seren Daseins-formen und Empfin dunngphären herüberwanbern. Jm trägen Fluß unseres behaglichen All tags läßt sichs nämlich bequemer fchwimmen al- in den Stromschnellen und Katarakten itberseeifcher Gewöl fcr. Besonders wenn der Rettungg gürtel mit Dollarfcheinen leidlich gut gepolitert ist. Und fo begegnet man Amerika jeht immer häufiger in Wien. Kunftjiinger und -Jiingerinnen, denen der Anschlag Lefchetiztns zu beschwer lich ist, bleiben dennoch weiter hier und cis-su- fmri Seins-nolens ster« Auf dor Klaviatur im W. B. C. mit dem Teumstacket; Und lernen Deutsch beim Flirt; und fchwelgen in Musik, die andre machen, in der Oper und bei Bö sendorier. Und Wissenschaftler, denen ein Kurs aus nnseren medizinischen Abtheilungen zn systematisch scheint, wersen sich aus die Chemie und trach ten vor allem anderen Studium die Beschaffenheit, die Jngredienzien und den spezifischen Gehalt der nationalen Getränke in den Wiener Kasseehäusern, Restaurants und Bars zu ergründen. Alle diese Menschen einer anderm Welt lann man an einem Tag des Jahres aus einem Fleck beisammen sehen· An diesem einen Nachmittag sind diePensiOnen im Rathhausdiertel und im Umkreis der Votivtirche leer und ausgestorbem der tleine große Meister im Cvttaae hält teine Klasse ab, die Klaviere ruhen, jeder Steinway seiert und bei Coot tritt Stillstand im Geschäfte ein.... Gegen das Bot schastspalais jedoch bewegt sich eine tleine Völkerwanderung. Der Arzt aus Manila, die Belle os New York, die ehemalige Primadonna unserer hosoper, der englischeBotschaststaplan, die Mulattin, die bei Nonacher semi mentale Coonsongs singt, dann alle die bebrillten, glattrnsirten Männer mit der nach Jndianerart gescheitelten Fri sur, mit den breiten Schubsohlen und der. weiten Risiken und alle die Da men, die zum Ibeit ein nnd dieselan Gesichtsziige aufweisen, die ein und denselben Schnitt vder Kleider tragen, denselben ut, diesxlbe haartracht — an einem achininag irn Jahre, am Dantsagungstag versammeln sie sich alle, als die Vereinigten der Staaten Americas, ohne den Ozean überaueren zu müssen, aus heimathiichem Boden, aus exterritorialer Erde, im amerika nischen Botschastsgebäudr. Um Dantsagungstage sinden b ianntlich im Weißen Haus zu Wash H ington Empfänge statt, wobei der Prä sident jedem Bürger, der sein Haus be treten mag, die Hand schüttelt. llnd feinem Beispiel haben alle bevollmäch tigten Vertreter im Auslande zu fol gen. Wer diesem letzten öffentlichen Emp fang in Wien beiwohnen durfte« wird gewiß die Empfindung gehabt haben, daß es gut sei, unter dem Schutz des Sternenbanners zu weilen. Und wer bisher nicht wußte, daß auch ein ame ritanisches Vatsiim ,,Extrait de koeur« existier, der konnte die Luft in den Botschaftsräumen mit dieser Marte gesättigt finden. Gleich von allem Anfang an fühlte man den Duft der Herzlichteit, der die Konturen der stei fen Zeremonie völlig verschwimmen ließ. —- Am Ende langer, lichter Kor ridore, die zu den verschiedenen Gemä chern führen, nennt man einem Diener feinen Namen. Der gibt ihn dem Botschafter und feiner Gemahlin, die im ekstenSalon nahe der Thür stehen, weiter. Dort wird man nun —- eine fchöne Form aufmertsamer Höflichkeit — bei feinem Namen angesprochen und in liebenswürdigster Weise willkom men geheißen. Keine leichte Aufgabs fiir die Gqftgeber, wenn man bedenkt« daß der Empfang vier Stunden dan ert. Man wechselt ein paar Worte und tritt in den zweiten, größeren Su coll Hier ist bereits eine bunte Gesell schaft versammelt. Neben der zarten Blässe der« Ameritanerin fallen das dunkle Kvlorit einer Kreolin und der gelbe Teint eines Japanerö aus. An den Wänden hängen Gobelins und Re droduttionen der Mdna Lisa und des Colleane, dann altenglische Sportbil der, Marinen und wunderbare Tep diche aus der Athener Gesandtschafts zeit. Gobeliniiberzdgene Möbelstiicle stehen neben hohen Silbertandelabern, deren Schirme Heliograviiren decken. Man mertt ein wenig: es ist tein Haus zu dauerndem Aufenthalt; das Amt dauert ji«- belanntlich nur vier Jahre. Manche-s steht bloß hier, weil es schon stand, als man das Haus bezog; vom Vorgänger übernommen, wird es dem Nachfolgerchinterlasien werden. Aber einige Miniatnren, manch ein Buch der Bibliothet und das lichte Boudoir der baussrau lassen eine eigene Note erken nen und verrathen den Geschmack see Besitzer. Hat man Glück, wird man in diesem Satan, im Gewimmel der Menschen. aus die Töchter des Hauses stoßen. Wer ihnen vorgestellt wird, den wissen sie geschickt sogleich in ein Gespräch zu ziehen; ihre Augen leuch ten, wenn sie sprechen, und ihr Mund ist beweglich, voller Lächeln und von so gesunder Lebenslust, daß es zumindest den Anschein hat« als mache es ihnen Spaß und Freude, die vielen, wild iremden Menschen zu empfangen nnd Iu bewirten. Die eine ist zart und hoheitsvoll wie eine lleine Königin. Wenn sie mit ihren schlanten Fingern sich das Haar vorn Nacken aus steil in die Höhe streicht oder die Seide ihrer Schleppe hebt, so glaubt man ein Bild Gandaras vor sich zu sehen. Die an dere, jüngere, ist geschmeidig, muåtuliis und voller Lustigleit. Mit ihrem vsses den Gesicht, dem starten Kinn und der hohen Stirne ist sie im Typus ameri lanischer als ihre Schwester. Aus dem Iiovf bliht ihr ein silbernes Mönchem Lille-L was sie sonst von Schmuck an sich trägt, ist ihre Jugend und ihre An -:·1:tl:. Ater dass strahlt und glidert und verwirrt. Ameritanerinnen tön nen wie eine Salzwasserbrise aus die Nerven wirken und wie Morgensonne .«.:n Meer aus das Gemiitts». Jnt Dining Roan halten sich natür lich die meisten Menschen aus. hier sind Bussets ausgestellt, Diener bieten used elarrst an, und unter dustenden, rothenRiesenrosen gibts-s allcmäglii chenPitanterien und Süßigteiten siir den Gaumen. Aber auch die Augen kommen nicht zu turz, die den Damen, welche an Stelle der haussrau die Honneurs machen und Rassee servis ren, aus die Finger sehen. Hier stehen die Menschen in dichtem Gen-irr mit ihren Tassen in den Händen, in ge vämpstem Gespräch. Stehen; denn der Anglosachse sidt nicht in Gesellschaft. Und wer jemals, von einem Salontisch und einer Wand blockirt, zwischen zwei unangenehmen Nachbarn einge ztvängt, einen ganzen Nachmittag ver bringen mußte, wird detthrtheildies set Sitte zu schii en wissen. Einsache, unscheinbare Han tunng der Konven tion tönnen oft symbolisch siir den Charakter und kiesWesenseigenthiims lichteiten eines ganzen Voltes ausge saßt werden. Aeußert sich zum Bei spiel in solchen stehenden, leicht beweg lichen Gruppen der Unabhängigkeits sinn des Republilaners, so zeigt der Händedruck, den die Tochter des Bot schasterö mit einer Musichall-Tänzerin wechselt, welcher Respekt der Arbeit nnd ehrlichem Erwerb gezollt wird. Denn in diesen Räumen gilt noch, zu mal in feierlicher Stunde, der Tritolo renspruch: Freiheit, Gleichheit, Brüder lichteit. —- —s« —--. - Ost- ----- Mancher spricht wie ein Buch, das er gelesen, aer nicht verstanden hat. O O Da Gras Boni de Castellane sich nunmehr in den Dienst einer Pariser Zeitung gestellt hat« sind die Dime Museen wieder um eine vorzügliche Attraltion gestoman i T Jedes Amt hat die Würde seines rager . t