Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 11, 1907, Sweiter Theil., Image 11

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    « J
L Tür die: jugskth II
Du rennst-e Böseeeleim
Jn einer großen Stadt im Osten
hatte unlängst ein Circuöbesiher seine
Zelte aufgeschlagen Alle möglichen
Seltenheiten wurden in Aussicht ge
stellt. Die größten Elephanten, die
liihnsten und geschicktesten Reiter, »die
fruchtbarsten Löwen sollte das Jnnere
der Zelte bergen —- aber die Zuschauer
stellten sich nicht so massenhast ein« wie
der Circugbesitzer erwartet hatte. Er
machte ziemlich schlechte Geschäfte. Da
oersiel er aus eine glänzende Idee, um
die Neugierde und Schaulust der-«
Publikums aufs höchste zu erlegen
und -- was die Hauptsache war
seine Kasse zu stillen. Au allen Stra
ßeuecken ließ er große Zettel anschla
gen, welche den Bewohnern der Stadt
oertiindeten, daß er demjenigen, der es
wage, am nächsten Abend während der
Vorstellung den Löwentäsig zu betre
ten, eine Belohnung von 500 Dollars
in llingender Münze zusichert Am
nächsten Morgen verbreitete sich bereits
die Nachricht, daß ein Landmann aus
der Umgegend sich bereit erklärt habe,
das Wagestiick zu unternehmen. Eine
gewaltige Aufregung bemächtigte sich
nun aller Gemüther. Der Abend lam,
und bereits eine Stunde vor Beginn
der Vorstellung war das große Zelt
bis aus den letzten Stehplatz von einer
schaubegierigen Menge gefüllt, welche
in ängstlicher Spannung den Dingen,
die da kommen sollten, entgegensah. Jn
der Mitte der Arena stand der eiserne
Käfig welcher drei furchtbar ausse:
bende »Rönige Der Thiere« beherbergte.
Die Vorstellung begann. Den long
halsigen Sprüngen der Reiter und
Reiter-innen, den Späßen der Clown-z
schenkte man nicht bie geringste Flus
merrianireir, so sehr war man aus ore
Ankunft des tollliihnen Landmannes
gespannt. Endlich nahte der große
Augenblick Der Eigenthümer des
Cireus erschien, den Bauern arn Arme
führend. Alter Augen waren auf letz
teren gerichtet. Eine Todtenstille la
gerte iiber der ganzen Versammlung.
Auf den Zügen des Bauern war
auch nicht die geringste Aufregung zu
bemerken. Gleichgültig schaute er bald
nach dem Käfig, bald nach der Menge
der Zuschauer. Da zählte der Eichs
mann fünfhundert Thaler in Gold aus
einen kleinen Tisch und sagte: »Hier,
mein Freund, ist euer Gele Nun,
dort ist der Käfig. Faßt Muth und
geht hinein. Jn einer Minute ist es
vorüber und dag- Geld ist euer.« Ver
gniiglich blickte das Bäuerlein auf die
blitzmden Geldstücke, ging einige
Schritte vor, blieb stehen und sagte
rann laut: »Ja, ab7r erst iniißt Jhr
die Bestien herausholen, ehe ich in den
Stäfig hineinnehr. ·«
Da heil let Ihr das Lachen und Joh
len d:r Mknge hören sollen, welches
nun ausbrach! Der Circuomann
lachte rnit. Der Bauer machte ein gar
einfältige-« (’-tesicht: die Vorstellung
wurd: fortgesetzt: das Publikum
freute iioi iiber den löstlichen Spaß,
der Cirsugdesitzzr freute sich am inei
iten, denn sein Hweck war doch erreicht
se: ne Kasse war gefüllt.
starr mer« der Blumen.
Die Königin der Blumen, die stolze
Rose, sasz auf ihrem Throne; ihre
Wangen waren heute dunkelroth ge
iiirbt, und man sah gleich an ihren
Mienen« daß etwas Unangenehmes
vorgefallen war. Dsr Grund ihrer
ttrregung war ein Streit, den die Blu
nren ang: fangen hatten, und zwar war
eg« Die Ali-, die dazu Anlaß g geben
Eie behauptete, durch ihre Schön
heit und Anmuth den Vorrang vor den
andern Blumen zu besitzen. und ver
l«ngte deshalb, dafz nsau ihr huldigen
sollte. Dach hier-gran empörten sich
die listartenbewohner und beschlossen
die Entscheidung des Streiteel ihrer
Königin zu überlassen. Die Königin
mdni ein Glöckchen und llingelte,
darauf erschien ibre Leibgarde, idie
Zutun-, die sich ihr zur Rechten und
Linien aufstellten; ihre Pagen, die
Vergißnieinnicht, hielten ihre Schleppe,
nuo die Hosfräulein, Maiglöckchen und
Schneeglöckchen, fächelten sie
Die Königinnhob ihr Scepter, und
dxr Hofmarschall, der Rittersporn, rief
das aufgeregle Voll herein. Unzah
lige Blumen strönilen durch die weit
geöffneten Thore des königlichen Gar
tens herbei. Die Landmiidchen, Korn
blumen und Mohn, waren besonders
start vertreten. Aus den hoffteisen
fehlte nur der Held-trotz der wegen
heftigen Kopfschinerzen zu hause ge
blieben war
Die Lilie erhob sich zuerst und sagte,
sthlüeiliche Eli-.
»Wa: Jhk Reifendek nicht früher
Lsxichhalter bei JhnenI«
,.Jawohl. Ucn den Reises-often hat
er sich erst bewokben, nachdem et sich
retheirakhet hattes«
Melusine-.
Dame: »Ich möchte auch schon mal
Heirathem aber nur einen Hagen
Mann.«
Junggeselle »Da können Sie lange
warten-«
Dame (empött)·. «Warum?«
Junggeselle: »Weil ein kluger
Jlknnn«i1bekhaupt nkcht dein-sinds
indem-— sie siegesgewisz umher-blickte:
»Stehe ich nicht höher wie die anderen
Blumen? Betrachtet nur meine schöne
Gestalt, meine blendend weiße Haut,
mein leuchtendes Auge! Bin ich nicht
stets als Symbol der Reinheit aner
kannt worden? Man stellt mich sogar
der Königin gleich.«
»Schweige, Hochmiithige,« unter
brach sie die Herrscherin. »Was ift
die Schönheit, die Reinheit ohne De
muth, wag ist sie ohne lieblichen Duft?
Doch erst will ich die Uebrigen anhö
ren, ehe ich mein Urtheil ausspreche.«
Nun erhob die Hyazinthe ihre
Stimme nnd begann: »O Königin,
was der Lilie fehlt, der schöne Duft,
das besitze ich; meine Gestalt ist nicht
häßlich, schau nur meine herrlichen
Farben an: auch bin ich ein Liebling
der Menschen«
Sie wollte fortfahren, aber die Kö
nigin streckte ihr Scepter aus« und die
Nelle trat hervor. Sie fing an sich
laut zu preisen und wurde in ihrem
Eifer so aufgeregt und vzornig, daß
einige Tulpen sie hinaus-tragen muß
ten. Dann kamen unzählige andere
Blumen und forderten ihr vermeint
liches Recht. Nachdem die sönigin sie
alle angehört hatte, gebot sie Ruhe,
stand auf von ihrem Throne und
wandte sich an die erwartungsvoll da
stehenden Blumen:
»Meine Unterthanen, wie betrübt es
mich, eure Eifersucht zu fehen: könnt
ihr nicht glücklich zusammen leben und
zufrieden mit eurem Loose sein, ohne
daß eine Der andern vorgezogen wird?
Doch da ihr mein Urtheil hören wollt,
betenne ich, daß keiner der anwesenden
der Borrang gebührt. Ihr staunt iiber
meine Rede? Wisset, daß eine andere
Blume, die sich nicht an eurem Streite
betheiligi, alle die Eigenschaften be
.-'!4-t C- a- —I--.
»Ve, ou eu- Nun-usw
Sie gab dem Hofmarschall ein Zei
chen, worauf er sich entfernte; er lehrte
aber gleich wieder und führte an der
Hand das Veilchen, welches sein rei
kndes Köpfchen hängen ließ nnd nur
verstohlen die glänzende Versammlung
anzublicken wagte.
»Sehet her," begann die Königin,
»diese ist die einzige, die nicht hoch-—
müthig und eitel sich mir nahte, wäh
rend ihr euch alle laut und eiferfüchtig
um den Preis der Schönheit ftrittet.
Misset, die wahre Schönheit liegt in
der Demuth und Unschuld· Jn die
sem Veilchen vereint sich Schönheit mit
Deniuth, dazu gesellt lich ein lieb
licher Duft, der sie mir vor all-en an
genehm macht. Nicht Hochmuth und
llnzusriedenheit findet sich hier, nur
Liebe und stille-Z Glück. Sie sei fortan
über euch alle erhoben, der Menschen
Liebling und mein Schützling Wenn
man von uns Blumen spricht, werde
sie von nun an mit mir zusammen ge
nannt.«
Die Flönigin schwieg; beschämt und
betroffen sahen sich die Blumen an
Dir Lilie fiel in Ohnmacht; Die Hhas
cintoe klagte laut über die Ungerech
tigteit des Urtheils, und viele andere
stimmten ihr bei. Sie ereiferten sich
so sehr, daß die Königin das Zeichen
zum Aufbruch gab, und alle Blumen
eilten schnell nach Hause.
Das reinste Glüc.
Willst du in deiner eigenen Brust
Jäh einen Wohllaut regen,
Kommt, daß du nicht lang suchen
mußt,
Dir bald ein Feind entgegen.
Dem magst du denn ins Auge sehn,
Ins Engelherz hinein;
Gewiß lernft du gar bald verstehn
Wie leicht ist, glücklich sein.
iDa sprudelt frisch ein Wunderquell
jVoll anne, selger Lust.
EDaraus ein Strahl so wunderhell
,Entstrd"mt der eignen Brust.
·Da lacht aus diesem Augenpaar
inn Glück so ganz. so rein,
sDu wirst das alte Wort gewahr:
;,,Selig, ein Kind zu feint«
sDoch toillst’ die »frqu dir noch er:
höhn,
sWo irgend Menschen sind
sDa sind ft du ohne weit tu gehu,
iGar bald ein armes Rind,
Wie sehn die Aeuglein da vor Leid
Oft trübe in die Welt
iDas reinste Glich der sitnderzeit
zWird ihm durch Noth vergällt.
»Und doch, wie ist es dir so leicht,
i Fu hellen diesen Blick
Die allertleinste Gabe reicht
Zum allergrößten Glück,
Wie s dann aus diesen Aeuglein zückt,
Du siehst verwundert zu
Und weißt bald nicht, wer mehr be
glückt
Olis arme Kind ob du.
M— -. IM» .—-...«s.».. ...» .-. »
I
lI
l
Vetichnappt
Der-·- «Jch werde nile besonders-;
lvählerifch sein« ich will nur bald ver
deitathet fein, aber ich bitl’ Sie, kom
nten Sie ntir nur nicht cxn Ende mit
einer sogenannten Moden-en!«
Verm-litten »Nein! Die ich Ihnen
vorschlagen werde, kie ist noch syst-n
lich aus der guten allen Zeits«
Ausgiebise Heils-.
»Heul’ muß aber de: Gemeindedie
ner einen besonders gefährlichen Bei
bie r zu rserisnslen bedenk«
» Datum denn?«
»Er hat seine Frau bei lich!«
I Ein Schritt vom Wege.
Humoreste von P a ul N. Le h n
hard
»Nein, lieber Freund, so haben wir
nicht gewettet! Heute bleibst Du biet
— ohne Widerrede!« Georg Sandberg
schlug dabei seinen ihm gegenüber
sitzenden Jugeudsreund Fritz Schubert
sleicht auf die Schulter Schubert ver
’suchte zwar, noch einige Aussliichte zu
machen --—- er wolle iii so junger Ehe
nicht stören u s. w., aber Georg ließ
ihn kaum zu Worte kommen.
« »Du bleibst einfach zum Mittag-«
essen bei un5,« sagte er, »und damit?
abgemacht!«
Einem so besehlenden Tone tonntej
der etwas schüchterne Reserendar nicht -
lviderstebeanchließlich gab er ja auch "
ganz gern nach, hoffte er doch, hier im
Hause etwas Näheres über die bevor- ;
stehende Antunst der hübschen Schwä
gerin seines undeg zu erfahren. Er
hatte die kei de, kleine Valesta ge
legentlich eines Balles kennen gelernt
und sich sofort bis über beide Ohren in
sie verliebt.
So plauderten denn die Freunde
noch ein wenig, gedachten bei den
IRauchwolten einer Jmportirten ihrer
llustigen Jugendzeit und kamen schließ
llich auch auf das beliebte Thema von
der Soliditiit
l »Na, Du nlJ junger Ebemann wirst
sja ietzt ein Muster sein!« nahm Schu
;bert als selbstverständlich an.
. »M- tch auch, aber obne Werth,«
lachte Georg »das beißt, stiere mich
nur nicht so entsetzt an, alter Moral
Isatzte, ich mache durchaus keine Seiten
;spriinge, dazu liebe ich mein entzücken
»d: v, kleines Frauchen viel zu sehr ————— ich
sliabe nur so einen ausgeprägtenSchiiw
Ibeitssinn und bewundere das -- Schöne,
wo ich es geraoe finde-«
»Ist das nicht gefährlich?«
»Durchaus nicht. Ich werde Dir das
’mal gleich erklären. Neulich tomme ich
z. B. gerade an einem Gesindevermie
thunggkontor vorbei. Da sehe ich ein
reizendes Mädel, ein echtes Kind vorn
Lande, vor dem Eingang stehen. Jch
yspreche die Unschuld an, weil sie selbst
so was Ansprechendes hatte, zwicke da
bei neckisch ihren entblößten Arm---s«
»Aber Georgi«
i »Na, was lann ich denn dafür, wenn
sie turzärmelig ging?——Da ich meine
kleine Lederinappe unter’m Arm hatt-,
.hielt sie mich, denke Dir, sür einen
· »
s »Hahaha ssss sehr gut!« lachte nun
sauch Schubert den jetzt die Sache zu
»interessiren schien
l »Na, « fuhr Georg sort, »ich ließ sie
dabei und verabredete mich mit ihr siir
nächsten Sonntag. Sie wollte durch
aus ’mal tanzen. Natürlich gehe ich
nicht hin. Mir genügt es schon, mit
einem hiibscheu Mädel ein paar Worte
gewechselt zu haben.«
. Durch den Eintritt der jungen Frau
’Georas wurde dem Gespräch ein Ende
gemacht. Natürlich war Frau Eise sehr
damit einverstanden, den Freund ihre-J
Manne-:- sur heute als Tischgast begrii
szen zu können
; »Das heißt, « fiiate sie mit liebens
wiirdigem Lächeln hinzu, »um ein
jtlein wenig Rachsicht muß ich schon
’bittcn ich habe nämlich ein neues
Dienstmädchen - sie ist erst heute zu
gezogen«
»Wer weiß was Du Dir damit
wieder zugezogen hast!« scherzte der
iunge lfheaattr. begab sich aber dann
doch, aus einen Wink seiner besserm
Hälfte, mit seinem Freund in’g
Nauchziinmer, während Frau Eise,
mit Hilfe des neuen Mädchens-, hier
die Tafel zu decken begann. Dabei
ersuhr sie denn, daß Anna, so hieß die
tilichensee, ihrem Stiesvater, der sie
mit einem wohlhabenden, aber sehr
alten Bauern ver.,eirathen wollte,"
während sie sich schon heimlich mit dem
Großtnecht Otto versprochen hatte,
einfach durchgebrannt sei. Die gutmii
ttiiae junae Frau sprach ein paar Tro
ftp-warte und begab sich dann in die
Etliche um selbst nach dein Rechten zu
sehen.
Raum war die viel versprechende
Anna allein, als ihr neuer Herr in’5
Zimmer trai, um die zurückgelassenej
Kiste Zigarreu zu holen. Sein Dienst ?
mädchen sehen und einen Schreckens ;
ruf ausstoßen, war aber eins!
»Herrjeh der nette Barbier!« rief
Anna freudig überrascht und streckte
ihm ihre fleischige Rechte entgegen.
»Seht erfreut!« heuchelte Georg in
peinlichster Verlegenheit. .,Sagen Sie
bloß, wie kommen Sie denn hierher?«
»Ich bin doch seit heute hier in
:Stelluiig!«
A«
»ble- Imo . . . »
»Das neue Mädchens«
,,Ausgerechnet!« Georg schlug sich
vor die Stirn. So ein Bech war ihm
ja in seinem ganzen Le n noch nicht
vorgekommen.
s »Sie easiken den herrn Sandrock
wohl täglich?« fragte Anna harmlos.
)
i
,,Jawohl,« stotterte Georg, »er ist
mächtig eingeseift—sdas heißt — ich
meines-oh Gott, oh Gatti« Dabei
wischte et sich den Angftfchweiß von
der Stirn. Er hatte jetzt nur den ei
nen Gedanken: das Mädchen mußte
’kans, koste ev, was es wolle! »Ich
rathe Jhnen,« sagte er daher mit lith
nem Entschluß, ..aeben Sie schleunigst
diese missrable Stellung hier auf, lie
bes Rind. Dis-« Frau ist geizig und
der Mann ein Don Inan, ein Schüt
I
zenjäger, der auch Ihnen keine Ruhe
lassen wird.«
»Ach, ich fürchte mich nicht,« lachte
Anna, »ich merke schon, aus Jhnen
spricht nur die Eifersucht!«
Na, das fehlte noch! Sandroel war
der Verzweiflung nahe. Seiner Frau
»die.Wahrheit einzugestehen, hatte er
Jnicht den Muth. Die Weiber glauben
einem ja doch nie die Wahrheit! Nein,
das ging nicht.
Schubert, dem es so allein zu lang
weilig im Rauch-Salon wurde, er
schien jetzt auf der Schwelle.
»Das ist wohl der Herr Sandrock?«
stieß Anna Georg an.
,.Natiirlich,« nickte dieser, »wer sollte
es denn sonst sein? Jch»ichs muß ihn
gleich rasiren—-—l)olen Sie nur schnell
etwas heißes Wasser!«
Damit schielte er daH Objekt seines
ausgeprägt-en Schönheitgsinnes hin
aus und weihte seinen Jntimus in die
letzten, schrecklichen Ereignisse ein.
»Wenn ich Dir nur helfen tönntel?«
zuckte Fritz die Achseln.
»Das tannstDu, das mußtDu so«
gar,« drängte Georg, »Dich hält sie ja
für den Hausherrn! Du mußt sie ein
fach sofort entlassen!«
»Möchteft Du das nicht lieber selber
Pesorgen?« Schubert wurde es ängst
ich.
»Das kannich doch nicht,« ereiferte
sich der Ehenrann in tausend Nöthen,
»ich bin doch hier bloß Dein Bar
bier!«
Da brachte Anna schon das Wasser
und die beiden Herren verschwanden
damit schleunigst von der Bildsläche,
um ihren Krieggplan mit mehr Ruhe
entwersen zu können.
Die gute Anna hatte natürlich nichts
Besseres zu thun, als sofort ihr-er Ma
dame zu erzählen, der Barbier des
gnädigen Herrn sei ein alter Bekann
ter von ibr der sie siir nächsten Sonn
tag zum Tanz ausgebeten habe.
Darüber war Frau Else höchlichst
erstaunt. Der Barbier ihres Mannes,
der alte, tahltöpsige Muh, seit vielen
Jahren verheirathet und zahlreicher
Familienbater, sollte solche Thorheiten
begehen? Davon mußte sie sich doch
gleich überzeugen. Sie wars ihr Cape
um und ging schnell ’mal hinüber, um
Frau Mutz von dem Vorgesallenen in
Kenntniß zu setzen.——-Anna»rvar durch
die Enthüllungen ihrer Gnädigeu aufs
Aeußerste empört. Sie machte sich im
Salon durch Gläsertlirven und Stuhl
’riicten so lange bemerkbar, bis Herr
»Sandrock, der vermeintliche Barbier,
Ierschien.
; »Na, Sie sind mir ja ein Schöneri«
lging Anna lviithend auf ihn log,
t,,schiimen Sie sich denn gar nicht?
iVekheikathet sind Sien
; »Wie-—wo«—lver lann mir so etwas
suachsagenW stotterte Georg.
» »Die guädige Frau hat niir’s.s" ge
’sagt!«
F »Meine Franck« entfuhr es dem ge
plagten Ehcmavn
»Ja, die ersäl)rt’g jetzt auch! Die
Gniidige ist eben ’riiber zu ihr! ----—Na,
Sie können sich auf wag gefaßt ma
chen!«
»Kann Tch’« -- Saudroet tuictte ae
brochen zusammen.
In diesem Augenblick trat der wirk
liche Barbier Mutz in’s Zimmer. lsr
hatte sich heute wieder ’mal etwas ver
spätet und wollte eine große Entschul
digungsrede vom Stapel lassen, wurde
aber von Sandrock, der fürchtete, sein
Name könne bei dieser Gelegenheit in
Gegenwart Anna-H genannt werden,
stzrt unterbrochen. —
»Besten Sie auf,« brüllte er den
Verbliissten an, »der Herr dort will
Sie sprechen!« Damit schob er ihn
unsanst zu Schubert hiniiber. Dann
sandte er Anna, unter dem Vorwande,
es röche so brenzlig -- in der Küche
müsse entschieden etwas passirt sein
hinaus.
Schnell wurde der alte Mutz einge
weiht, das heißt, er verstand natiirlich
iein Wort von den« beiden, zu gleicher
Zeit aus ihn entsprechenden Herren.
Nur so viel wurde ihm schließlich doch
klar, er solle auf Alles-, wag , rau
Sandrock zu ihm sagen würde. einge
hen - dann betäme er auch ein schö
nes Trinkgeld Na, das- war ihm auch
die Hauptsache!
Es war aber auch dic- höchste Zeit!
Frau Else trat ein. tirrcgt legte sie
ihr Cape ab. »Ach, da sind Sie ja noch,
Herr Mutz! Ein Mann in Ihrem Al
ter sollte-doch über so etwas hinaus
feint« Vorlvursgvoll blitzte sie ihn an.
»Wie meinen auijdige Franc-« mach
te Muß mit dummem Gesicht, aber da
stieß ihn Sandroci heimlich an:
-D'raus einaebeu!« fliisterte er ihm zu.
Mutz begriff. Vergnügt zwiulerte er
mit seinen wasserblanen Augen: »Na
ja — wenn die gnädiae Frau denkt sp
ich ·——- ich könnte schon längst hinaus
»sein!« nnd damit verschwand er schnell
in Sandrocks Zimmer dort seinen Ra
Hsirmesserkunden erwartend
i »Das böse Gewissen trieb ihn hin
’aus!« erklärte Erse. »Ach,« wandte
Isie sich dann an Schubert, »sel)en Sie,
sso sind die Männer! Nur mein Georg
ist eine Ausnahme!«
Die »Ausnabme« verbengte sich
schmunzelnd, hielt es dann aber doch
für gerathen, sich in ihr Zimmer zu
Muß zu begeben. Nachdem er rasirt
war, wollte er Mutz zum Hause bin
ausschmuggeln aber ach-»der trat ih
nen Frau Else nochmals in den Weg.
»Herr M11tz«. redete sie diesen an,
»machen Sie Ihr Vergehen einigerma
ßen wieder ant, indem Sie hier dieses
Mädchen0dabei wies sie aus Anna-—
um Verzeihung bitten.
»Dieses Mädchen?«
Schubert und Sandrock stießen Mutz
in die Rippen.
»An-ach so?« Jawohls·-—das tann
ichsjat Ich-, bitte vielmals um Verzei
hung!« Damit verneigte Muß sich vor
Anna und eilte schleunigst nach Hause,
während die beiden Herren erleichtert
aufathmeten. Sie hatten aber wieder
die Rechnung ohne Anna gemacht, denn
kaum waren sie hinausgegangen, als
auch das biedere Landmädchen schon
ihre Madame austlärte, daß nicht der
alte, häßliche Mann, sondern der jun
ge, hiibsche, ihr Freund sei. Natürlich
bekam Frau Elsc nun den unglückli
chen Schubert in Verdacht. Und so ei
ner bewarb sich um ihre Schwester?
Na, warte-»Das Mädchen schickte sie
hinaus, dann rief sie ihren Mann.
»Dein Freund ist ein Verräther,« er
klärte sie ihm, »koniplimentire ihn so
sort hinaugt Mit einem derartigen
Herrn speise ich nicht an der Tafel ——·
na, und an eine Heirath mit meiner
Schwester ist schon gar nicht-Fu den
ken!«
Sandroct wußte nicht, wie ihm aes
schsah. Sollte er sein-en besten Freund
so ungerecht-er Weise leiden lassen? —-—
Schon wollte er reumiithig die Wahr
heit gestehen, da trat---aänz1ich unbe
fangen-— Schubert in’s Zimmer.
»Du,« slijsterte ihm der Ehemann
zu, »meine Frau weiß, daß Mutz un
schuldig ist.«
»Nur Muth,« tröstete Schubert leise,
»ich werde ein auteg Wort fiir Dich
einlegen.«
»Aber . . . .«
»Laß mich!« dann wandte er sich an
Frau Else die absichtlich beiseite ge
treten war. »Gnädige Frau, die ganze
.Sache war nur ein harmloser Scherz!
—- Man ist jung —- hat einen ausge
prägten Schönheitssinn —— da läßt
man sich ’mal hinreißen. So’n kleiner
Schritt vom Wege ist bald gethan!« —
Frau Else verharrte noch immer in
Schweigen
»Ich bitte Sie,« flehte Schubert.
»thun Sie mir den Gefallen und ver
zeihen Sie noch einmal dein reumiithi
gen Sünders«
Sandrock hatte sich bescheiden zu
riickgezogen.
»Der Kerl spricht wie ’n Buch!«
dachte er.
So mußte die junge Frau wohl auch
denken denn schließlich reichte sie
Schubert versöhnt die Hand.
Da stürzte Anna in’s Zimmer.
»Gnädige Frau,« rief sie sehr er
regt, ,,mein Stiesvater ist eben ange
kommen --— durch’s Miethstontor hat
er meine Adresse erfahren ----- — nun sitzt
er in der Küche! Er will mich sofort
wieder mit nach Hause nehmen —— er
will mir nun auch mein-en Otto ge
ben!«
Da Anna noch nicht miindig war
und sich ohne Erlaubniß vermiethet
hatte, konnte man sie nicht zurückhal
ten. Wer war froher als Sandrock?
»Sie sind ein braves Mädchen,
Anna,« sagte er, »Sie können sofort
gehen!«
Während Anna sich noch in aller
Eile verabschiedete stürmte freudig
Barbier Muß herein.
»Sie wollen sich wohl beschweren?«
fragte ihn Frau Else.
»Im Gegentheil!« jubelte Muß, »be
danien wollte ich mich bei Ihnen —
denn meine Frau hat mir fest verspro
chen, sie wolle sich von mir scheiden
lassen!«
,,«—a,« sagte Sandroct lachend, »das
kommt Alles von dem einen Schritt
vom Wege!" —- .
Unterbrcchntia.
Voitsredner in einer groß-en Ber
sainsnlung: «Taruin rufe ich Ihnen
Zu, meine Herren und- -.-anten, ver
lassen Sie sich Jus niemand; wenn
Sie is:ollen, das-, eine Sache recht ge
nxiaxt wird, so machen Esie sie seiL(r!"
Coisfeiir ldazmischen rusend): »Na,
so schneiden Sie sich die Haare Orten
sallg selber; es koird vann sicher gut
herausiommen.«
—--—.—— -.»—..- —»
I
wrong-nehm
»Meinem Schwixgerfohn habe inz
IIS et skch mit meiner Tochter KHHH
.;eiratk,.-ete, außer der Mitgift noch ein
großens Darlehsn gegeben-R
»Na, und haft Du schon Its-es zsnvszf
riickbetotnitien3«
,.Ja.:. die —Tochtek!«
Einem- Auffassung.
Volks-zählen »Er-viel ich weißsssps
wohnt bei Ihnen noch km WANT-—
Len hat-en Sie vergessen in der Zah· L;
!ungå!isie anzuführen.«
Hnuvbcfitzerr Ach nein. der if Sie ·«
nämlich iiberzäl)iis!«
Der zirllncc in Verlegenheit.
Crit« Gast: ,,Dsonn««-tmettet, wie sp
kommt denn M Spargcl zu meinen z
Leberkiößen . . . P-«
Zins-Zier Gast: »Ich- ijube Pudding «
mer Sauertraut zufmmnen».«
Dritter Gast »qu ich ein Beefs -
sie-at Init Himbecrsaure».«
Wirth: »Bitte tausendmal um« Ents- ·«-·
schuldigung, meine Herren! Der Kell
ner yet auf der Treppe das Tablttt
fauen lassen nnd da find ihm die i»
Speisen beim Aufsammeln etwas
Oktrrhesnander -Jeraii7en!«
Tag Wichtigste.
Jn Finnzendorf gerieth die Villa
DE Tr. Zanuthppel in Brand. Als
sie Um hellsten brannte, kam soie
Fette-mehr, und ais die Lethen Trüm
mer sann-u, iiand Dr. Zaunkyappek
Itiit strahlenderxåiiiene dr- undschwang
ein «1;upicr.
»Damit S denn gar nichts retten
könn»1’.2« fragte man ihn.
,.Ol)«--—jc1, Goii sei Tant,« vix-ich
Pl
I
»das Ehren-Dipter» von Feuerwel)r
I«
Derein.
Uswctfchämt. »
Gläubiger: ,,Gestern Ircir ich drei
mal mit der Rechnung biet!«
Schuldner (cntriistet). ,,Was«?!
Und da kommm Sie heim schon wie
s Ak«
er
Zu einstman
Junker Geschäftsmnnn czu seinem
Dienstmädchen)s »Das Verhältniss
mit dem Geldbriefträger müssen Sie
aufg: ben, Anna, o: er ich kiindige Ih
Inen . . Das regt mich zu sehr auf
In enii er jeden «· aq ins Haus kommt
und dringt doch niek,t5!«
« . »New-w c
Lieben-würdigte Aufforderung.
Kellnerint » . . . An der« Scheka
steht allerdings ask-geschrieben ,,N·M,k
genügend gefüllte Gläser bitte .;nr«u· -
zl:weisen«; aber thun Eies- j-.I nicht,
»- o«
sonst werden ;- rausgeschwmissen
Rassinittc Bosheit
Herr Hitzmairm »Ich sage dir. znein
Rind, du hast keine Idee. wie siiß die
Rache ist; Nein issfamen steil. unserem
Hauswirth, habe ich’s bewiesen «
Frau Hitzmiinnt »Um Gottes wil
len, wer-S hast Du Gib-ein«
Herr Hitzme »Zei- lud-.- jedem
s;i1e1 sechs Kinder ein-e Fie- tenn l und
eine Trompete kirsit.ctiit.«
Schlechte Angst-ede.
Chef tzu seinem neuer-. Ku« wri
stsemt ,,Jka, . Sie sink- siie ich
mich gestern überzeugen konnte, ein
recht tiichtiger Lelemcmst .. LIESCH
-i:itt·a·c.s.s sub ich-Sie beim Renntn,.·.
Alendg haben Sis. ja gar im Restaui
rant champagiiisirt?«
Kontorist: ».llier Herr Gixejy ·.
Sie schrieben ja in Ihrer Anionec
Ausdrücklich diskf Sie einen stritten
jungen Mann stichen!«
Topp-Vlies Fest.
Er: »Sei nicht bös, Weibchen, daß
iet; so spät konnte- Der Vorsitzsendc
rssn unserm Verein ist gestern Abend
anbete- chiedem nnd das bat Veranlas
suna Fu einer kleinen Fies lichkeit ge
oeben’«
Sie: »Der-Inn mußt« e-: doch nicht
gleich Morgen-z uni 7 Ulr mer-Jens«
Er: »Ja weißt Du, nachher bat er
sieb- Isereit crtliirt das Amt Wieder
anzunehmen, und daz- hassen wir dann
auch gefe iertl«
(,...-..- .-—..
Lnkonisch.
Patient mer aug- Oenc Bade zu rückt-htt, entrissspm ,,«zal1rels.mg Ezqs :
isen Sie mir ein Lerzleiden eingeke:-(t, Hexk Doktka WITH-J Sie » m.
mich her Bedenk-It behandelt hat? an der Leber-P v « «
Dorfarzt« »Kann ich auch!« . -