W Staats-FULLng Und Yewid Jahrgang 27. Grund Island Mel-« 4. Januar 1907 (Zweitek Theil.) No. 19. — Dezember - Erinnerungen aus dem Jahre 1870 Vrn Heruann Bilder-T ··De: Dezember tnit seinem trüben ZJEstIl uno feinen winterlichen Bil dern ruft in rnir immer Erinnerungen an tsie fPyrit zurück, als wir Paris utnichto en hielten und oft große Milde hatten, das eiserne Band ge fchksffen zu hatten. Die drinnen wa ren, rannten oft dagegen an, dehnlrn eganch wohl auf eine turze Zeit aus; aber dann schloßes sich bald wieder, bscs Das »Das der Welt«··, wie Viktor Las-ro sagte-waltet und matter schlug und Zuletzt gar nicht mehr schlagen konnten Lanaaedehnte Hörnertlänce riefen uns am 21. Dezember 1870 von un set-m wüsten, dürftigen Lager in den Tsorfe Billeginte auf, wo 1814 auch ter alte Bliicher Quartier genommen h.1ttc. Es war noch dunkel, als trir antraten. Von Laffeetochen war natürlich keine-Rede mehr, und die Schätze un sere-«- Brodbeutels traten die denkbar einfachsten. Sehn-er bepaclt mit ocm gefüllten Dachs, tsen gerollten Mantel von der linken Schulter zur rechten Hüfte und weniger der Symrnetrie als der Wärme wegen) die unent behrliche Wolldccte von der rechten Schulter nach- der linten Hüfte, mit Mit-se, Hirschfiinger nnd Watte-nen tafchn so traten wir an. Garnison: mäßian war urn jene Zeit nicht viel nienr an uns; wer einen Shatvihdtke trug inn. ganz gleichailtia welk-ge Farbe er hatte. Mit Der Neinlichleit war eH auch nur feer tnäßia bestellt; wie soll man sich sauber halten« wenn nicn tein Handtach, keine Seite und keine Bürfte hat. lie auch gar nicht zu erlinsen vermag! Teig Antretkn und Ordnen der Kentpagnie ging turz und ruhig vor sich. Dann stolprrteu wir lot-; Eck. Isss Nessus-- .---.Ql KI- 534I «-«---I-c« V- l-« F swdrs SII LI. anhebt-It VII nen und rernachliissigten Wege geer ten waren. so diß das Auftreten ei wcss Klingendes an sich k-atte. Gespro chen wurde in ver Kompagnie sehr nengx man hatt e noch nicht augge san-sen und auszerrem hörten wir i« ierFerne schon das dumpfe Rollen der Geschütze von Paris her. Wer schnskt da gern akeichgiitiges Zeug! Da hat ein jeder seine Gedanken für sich sie Mannittxast sowohl wie die Offizierr. tLilllmiihlirli lichtete sich das düstere Yttoraensrauen mehr um«- iiteht; ate wir nach einem etwa eineinhalbstiin digeu Marsche an der Brücke Yblan ar. kamen. war es ganz hell. Hier wurde eine Kompagnie vom Beit..iilone abgemeigt vie zur Unter siiitzung nach Aulnay riicien mußte Unsere erste Kompaanie steckte in Le Beurget, und wir hörten schon, daß dieseg ganz von oen Franzosen einge txt-offen war· Wir waren also nur noch zwei Finsnpagniem mußten aber noch ein Weinlzen halten bleibe-Z weil iiter unsere Verwendung in dein bevor stehenden Kampfe erst noch tieponirt werden sollte. anwiicjen konnten wir einer ganz nahe vor uns auf freiem Felde arreitenden Botterie zu sehen, wie sie exatt und in turzen Pausen ununterbrochen Granaten uach der Richtung von Paris hin-: warf. Die Geschosse hatten etwa scharf Klingendeg, und wie wunder bar schnell, aber ruhig und exatt ar beiteten die Kanoniere an den Ge schiinewi Der Pulver-Dampf wälzte sin, nach jedem Schuß trie ein leben dian Etwas rsrwarts auf dem Feld, löste sich dann auf und überzog die Martiischast mit einem leichten blauen Schleier, in dem auch die Ofsiize:e, mit ihren Feidstechern nach vorwärts tliak nd, wie Statuen standen. Natürlich schossen auch die Franzo sen Jus die Butter-e ich habe jedoch want-end der iurien Zeit, wo wir dort hielten, keinen Mann fallen sehen-. Nur ein Pferd wurde aus der Bespan nuna des einen Uetchiitzes fortgeris sen and gräßlich zerfleischt. an we..i gen Minuten wurde es herausgezogen und sie-« bin-Strack- fortaefchietmt ohne rase eine Pause in dem Feuern eingetreten wäre. Die Artilleristen Erstanden ihr Haut-wert vortrefflich sie hatten ja seit-on so oft im Feuer gestanden. Fur uns war das Zusehen nun gleirik zu End-. Der Vrigadetomnian dient Musikaan tam an das Bau-il lon herangetreten und sprach ein paar Worte mit detn Korninandenu ich hörte roch. wie er zu diesem sagte: »Nein müssen Sie ans alle Fälle!« rus lieiszt nach Le Bourget, das drei tausend Schritte vor nnd lag; wir tcrnnn es nur noch nicht sehen. iceil eine leichte Boden-erhöhung dazwischen lag. Damit wer ung, den zwei-koni ragnien Gardeschiitnn, der Austrag armer-den« im Stursnschritt gegen das Dorf vorn-gehen Jst beiden Hauptleute stiegen vom Pier-re nur ver Kommandeur blieb berlt.rn, setzte sich an vie Spitze der Truppe, die ungefähr dreihundert Mann start war und mit eines-n tur zcn »Vorivärts!" ging der Sturmlaus its-J. ts- war nicht der erste, den ich mit r:-.-.ct;te, ich bin auch sckon bei Clum und Liga mit fortgestiirint, aber diese rieitausend Schritte Dauerlaus auf Ledourget zu haben sich tn meinen Erinnerunnen doch am tiefsten einge prägt. Kaum waren tvi etwa fünf "«ztg Schritte gelanfenj lnallte uns em unerhörtes istranatenseieer aus den Werken von St. Denis entgegen. Ge ichosss von der Höhe eines gewöhn lichen Stuhles und entsprechendem Umfange zerplatzten mit gräßlichcm Getöse auf der gepflasterten Fee-er ftrafe die Löcher, die diese Unge uer in den Erdboden schlugen, waren me tertief und von dein Umfange einer Tischplatte. Llrmstarle Zweige von den Pappeln der Chaussee flogen wie weggeworfene Streichhölzer umher. Ein hartgefrorencs Erbstück von der Größe einer Cäzrarrentisie flog mir in den Nacken und tlemmte sich zwi schen den gerollten Mantel und die Wolldeckr. Jch war durch den Schlag in die Kniee gesunken, rappeltc mich aber gleich wieder auf. Anderen in meiner Nähe ging es niclxt besser; wer tot-dei.aufstehen konnte, stürzte auch gleich wieder vorwärts. Den Korn niandeur sah ich in wildem Galopp voraufsprengen und bald im Pulver daxsipf verschwinden Sonst liefen stizirre und Schützen ohne jede Ordi nung in wilder Jagd vorwärts Jn dem entsetzlichen Getöse konnte nur jeder an sich denken; nur fort aus diese-n Höllenliirml Alt wir vereinzelt oor dem Dorfe a:it-acnei:, hielt der Kommandeur zu Pferde an einer Gartenmauer. Tie dreitcufend Schritte, die er im Ga topn zurückgelegt hatte, müssen auch natürlich auf ihn einen furchtbaren Eindruck gemacht haben, sie waren wahrscheinlich der Grund seines dato nach dein Kriege eingetretenen schme ren Nervenleidens und seines raschen Todes Die Antommenden dirigir:c er irler den Eingang der breiten Torfstreße fort in die nächsten Hätt ser, um von dort ano durch Höfe und Gärten nach dem sudlichen Ausgangc iekDorfeS zu dringen, ieo unsere erste Kompagnie sich, rings von Franzosen eingeschlossen, noch tapfer wehrte ine breite Torfstraße selbst machte einen fast leeren Eindruck, die Fran zosen schosfen aber lebhaft von Fen stern and Thüren aus, hinter denen sie sich versteckt hielten. Sie trafen ruck. einen unmittelbar neben mir über die Dorfhrafze springenden Un teroffizitrj er ließ Plötzlich seine Büchse fallen, ioeil ihm eine heim :iirtis-.te tshasseoortuget die Hand zer schmettert hatte, mit der er sie trug. Er nahm die Buchse zwar noch mit der Linken Hand auf und erreichte and-. noch rnit mir das schützende Haus, ni.r von-. Weiter-Mitmachen war leine Rede mehr. Der arme Teufel war ein richtirer Pechvogeh er war erst wenige Tatze vorher ans Deutsch lank zurückgekehrt, too er vier Monate an einer Wunde im Lazareih gelegen kalte, die ihn tei St.Privat nieder strecktex nnd nun war er schon wieder getroffen. Alles das schreibt sich viel langsamer nie:-:k, alges sich abspieliez denn fünf Beinnren später-, nachdem die Büchse ans der blutigen Hand ge fallen war, waren wir, vier bis siint Schützen schon ein gut Stück in dem Dorfe zwischen Scheu-ten und Ställen vorwärtsgelorninen nnd schon den Eingesckslossenen von unserem Ba tcsilone nahe. Wir tannten ja jeden Winkel nnd jeden Schleichtveg und wollken eben von einer Scheune aus einer Garten keeretem als wir lanin streing Schritte von uns-. am Ende des Garten-. eine kleine Avtherlun,1, französischer Marinesoldaten bemerk ten, on derenSpitze sich mit dem De gen in der Faust ein Osfizier vefand. Jrli konnte genau bemerken, daß sich der brave Mann bemühte, seine Leute, die. augenscheinlich schon verworren nnd Irrutlzlos, sich zu versteckend-ersuch rei:. vorwärts tu drinnen. Den Degen lkoch haltend, tout er in dem schnu lsfn ,r:on Vncktsoaurn ein-gefaßten Wege auf uns zu, ftiirzte aber nach wenigen Schritten jiiltltngv und langaesrreut nie-dem aetroifen von der Iluaeleincs :er Unfrigetn Als wir hinzutruten, sahen wir, d.1ß der Schuß genau die Mitte der Stirn getroffen und den Schädel zerfprenqt hatte. Ein furchtbarer Anblick » in der Vor mmlttefaltcnen liegenden goldve treßterk Mütze lcsa auf dem Denel,tvie licht-trank l)ineingefchüttet, die Gehirn msse s-- ver Degen ruhte noch in sei ner Hand. Dieser wurde mit dem gro ßen Marineferuglase, dae der Offizier umgeschnallt hatte, unter Bewtlui pung des Avtnpnandeurs mein Eigen thum. Sie sind mir noch heute theuere Anlsenlen an jeneZeit.-- Den Revolver lielam ein anderer« die Uhr ist später der Wittwe des Gefallenen zugefandt werden; fein Name war Peltron,tuie die bei ihnt gefundenen Visitenlarten zeigten. Die Marinefoldaten waren bald verschwunden uni) lnrs darauf konn ten wir mit hurroly aufnehmen« dendegriißem die so lange von Fran zosen umzingelt waren. Was war das für ein erhebe-Oder Moment! Offiziere und Mannlchatten killzten sich- ob gleich noch immer Schrappnells über uns pfiffen nnd heulend platten und noch einzelne rerivundseten Das Dorf war wieder unser, wenn auch die leFranzosen noch zornmiithig eine lange Zeit ihre großen Granaten hinein )fchiaien. Jn der Ferne wogten nociz .J.aufer.dc von Feinden hin und her, Hat-ver sie sammeiten sich sichtbar zur sttiiicttehr nach Paris : Mit der Fahne des Rothen Kreuzes s in der-Hand liefen sranzösische Priester Jhin and her, um Verwundete der Ils ren auszusammeln. Dein sahen mir natürlich schlveigsam zu. Die franzö siskbsn Priester haben sich in dem »Er-arge häufig als heldenbafte Männer und feurig-e Patrioten erwiesen. Dann senkte sich bald die stütze Winternacht über das Kancpfselo her nieder; ganz finster jedoch wurde ed nicht, denn ruhig, aber unaufhaltsam und würdevoll stieg unser Humans-: allcrrreltssreund, der Mond, über das Fiamosgefilde herauf, alg wollte er alles gemächlich betrachten, was der Menschenwahn an diesem Tage wieder reirieben hatte aus dieser Erde. Höh nisch lächelnd stieg er höher uno bisher: um Mitternacht war es fast tagte-bell, aber auai bitter talt. , Mit Ausnahme der Schildwachen Hatt-: sich alles. was lebte, in die Rel ler verkrochen und labte sich an einer Jisrbgtvursi oder aushier den einzi gen Genußmittelin die man fast im Imrr iei sich hatte. Als ich einen Pas !tro:iilten»aang Durch das Dorf machte, sah id: hier und dort vereinzelte Todte .im heilen Modenschein liegen, denen Hdiesiäite nichts mehr anhaben konnte. ! Arn Moran stellte es sich heraus, »das-, in dein verwüsteteu Dorfe eine recht bunteGeiellschaft logirr hatte, soft nahe beieinander, denn in ganzen Truopg tamen blaue Marniesoldaten »und Nothbosen zutage. Sie hatten ej Hier-gezogen nicht mit nachParisJ zu lriictzulausern und tattnlirten ganz ;rich1i»a, daß sie ihre tverthe Person Iniazt besser iuSicherheii bringen Eiönnten, als wenn sie als Gefangene inacb Deutschland geschickt iviirden;sic ilrsarcn der-halb sehr unzufrieden da riibrr, das-, ihre Landsleute am friilken LUtoraen schon wieder Granaren in sdas Dors warfen; daran waren si-. fniciit gewöhnt. Vorerst nntzren wir dr. Antrieben als Todtrngrijber aus«-. VIII ich ricr Mann veranlaßte, einen ihrer Not-ten Kameraden aus einein ausge «i)ubenien Fenster-laden fortzuschaffen sauste mit häßlichemtdelteul undniett Heer com ein knicsengesmosz uoer ung l)in".r-:g, gleichzeitig aber santen die vier Mann in die Kniee, der hartgei frarene Leichnam toller-: auf dass »«lisl.tsrer, und es bedurfte ernsten Zu retet!5, um die Leute zu veranlaser, Uhren todten Kameraden weiterzu ,fkkassen. Von diesen Kunden waren in dem Dorfe 360 als Gesangene var handem die noch an demselben Tatze fortgeschafft wurden. Trotz reg Kanonendonnerg feierten wir drei Tage später in Villeginte Da Weihnachtssest so deutsch wie möglith Tannen gab’s genug, Lichter waren auch auszutreiben gewesen, und wenn wir auch teine Zuckersachen und tei nen Goldflitter daranzuhänasm hat ten, sa ließ sich das doch durch Erbg iciir:.- ersetzen Die letzten vier bis fiiiis Wochen brachten wenigstens für nns teine schweren Kämpfe mehr nnt sich. Anfangs Januar konnte endlich auch Lan unserer Seite ten Franzosen nit schweren Geschützen aufs-gewartet :rer-:e., nnd zwar in mündlicher Weise-. Die Franzosen schienen das nicht erwartet zu haben und wurden so bescheiden, dasees bei unseren Vor fsosien fast gemiithlich wurde. See wiederholten ini Januar noch öfter Verstöße gegen die Einscnließnnga linie, aber es wer keine Energie mehr Dabei. Arn 537. Januar war Dai— arokze Dratna zu Ende und cie Welt aekaicite um eine interessantsztsvome reist-L Sie hat gar viele solch-er zn Verzeichnem auch die neueste Zeit ist nicht arm daran, nnd in der Zukunft loirreg nicht anders sein. Es scheint, »als: iei das Kriegsiihren für unseren Erdball eine naturgeschichtliche Noth ;cri-:idigteit, an welcher lein Friedens Hipoitcl riitteln sann. Eine höhere xithacht ist bestimmend und leitend. Dir ihelden aller Zeiten nd nnr Werkzeuge J in ihrer Hand gewesen. und schließlich that in auch jeder geschichtlich grosse iftainpf mit einem Hinlturfortschritt ; geenan s Auch der Krieg- von 187i)-«- 71 ist Hein Ranbzug gewesen, sondern ein ritterlich diirchgesiihrter Zweikampf iznsischen zwei lultioirlen Völkern, ! dem ivoixl Tausende zum Opfer fielen, der urer niemals- Icknen rein kriegeri sches-n gewissermaßen vornehmen Cha rakter verlor. Wir diirfen das Irrt tin-s sagen, Iniisien es aber» auch rück haltlos den Franzosen zugestehen; jie waren tapfere Feinde und ehrliche Grauen Jeder deutscheSoldan der mit da lsei irae, wird oieZeit, in irelcherer qui französischem Boden unter Was-· Psen stand, fiir den denkwiirdigsten Abschnitt seines Lebens halten. Er hat ein Land und ein Volk kennen Zelerrt das bewunderngwerrhe Eigen schaften hat. Es gibt ini französischen Welle teine stunivssinniaen Schichten; wenn auch der Begriff schulgerechte Bildung dem deutschen nicht ganz eiieidztomnien man, so haben sie doch mehr angeborene Talente als die Deutschen Die Trauer und der Haß, die ir- den Jahren 1870—71 so« hef tig bei ihnen austreten, hatt-en auch nieith Niedriges an sich. sie entspran gen ans einen: tiefen patriotischcn Empfinden Wir siegten, vielleicht nicht nur, weil wir tapfer waren, denn der Franzose ist auch tapfer, aber wir waren besser geschult, fester diszip!i nirt nnd hatten neben einem unver gleichlich ritterlislzen König eine Reihe ron Feldherren unt Staatgmannern an ter Spitze, die gegen die napoleo niscke Hippe gewaltig abstachen Als- ich mehrere Jahre nach dein Arie-Je Paris wieder besuchte, bin ich auch eines Tages nach Bourget hin aus-gewandert; es zog mich förmlich d-.il;in, ich wollte die Stätte wieder-. sehen. wo ich so ernste uno doch auch interessante Tage oerleht hatte. Son derlmri Als ich die Dsorfbewohner sah, empfand ich es beinahe als etwa-z 11ng«:t·.origes, dasz sich Fremde in deui Dorfe aufhielten. Was wollten die hier? Tag war unser Dorf, wir hat ten nie einen friedlichen Fri.inzosen in ihm reichen. Ich warnte mich von den Leuten ab, Denn die Häuser-, Maus-tin Gärten und Winkel interes sirren mich mehr. Jch trinnte sie alle noctz neuern, sah mir anch oie vielen ansineflietten Mauern und Dächer an, die seinerzeit non Granaten dursti löchert waren, und hinter denen ich so oft mit der Bitchse in der Hand He sur-den hatte. Das erste nach Paris-— in gelegen Hang war unsere Wart-e gewesen; wir hatten aber nicht in den orierenRäni meir leben können, sondern tief im Keller. wohin so leicht teine Graus-ne dringen tonnt3. Eines Tages-, als eilst sechzig Mann in dein Keller uns . »Ist zerinalmtenStroh lagen,dnrch sctltig aber doch eines der aroßenltle sctosse die Grundniauer, unc es wäre ein sit-redliches Ungliict passirt, wenn dietstrcnate nicht unter eer steinernen Kellertreppe czepitatzt wäre, Von wo sieh irre«k)r.inatsptit:ec nicht weit zerstreut-txt :··-nnten. Am meisten niusete alter fiir diesen Zufall unser Lazarethgehitse dankbar s-:in; isie tsscle unter der Trekzpe war sei-re anerkannte nnd stetg berücksich tigte Schlafstätte, und er wäre sicher durst die Granate in ihr zermclnit worden« treten er nicht kurz vor den: Einschkagen derselben nach- oben ge rufen morden -n(ire, um einem Manne disk Ohrniusctxel zu verbinden, die eben directischosfen war. Jch iente mir, die Sache wird inn einigermaßen nach oentlizn geinachr haben, um toniel)t, da er sich unwillig getardeie ais- er nach oden eins-en wurde. Bei meinem Besuche fand ich natiir2 licti alles wieder hergestellt nnd in Ordnung- Dag Haus war einWirtl)g. hanc-, in den-. Wein verschentt wurde. Jci konnte demnach ein wenig ander Eiinnerunggstäite verweilen. Der Wirth .rar auch sreundliay genug-« rnir alle-Raume nole einmal zu zeigen, be sonders die vis:l«.snStelle:-i, wo Granas ten Wände nnd Fußboden durch-schla gen hatten· Dann setzten lvir uns in die Schantstiibe, tranken eine Flatctje Rothwein zusammen nnd plaridecten til-er diieKrieiiLszeiL die der Franzose in Paris durchleot hatte. Meine Au gen sahen daliei immer nach einer ganzen Reihe qriiner Hirschsänger troddelm die sauber geordnet an der Wand hingen. Der Wirth hatte sie reiin Ausränmen des Kellerg in den Strohresten qesnnden und betrachtet-: sie ate— schätzensswerthe Andenken, von denen er mir teiuev ablassen wollte, so dringend ich auch darum bat. Jn Paris. meinte cer Mann, hätte man eie Kriegszeit längst vergessen, aber die Leute in L-: Bouraei Iviirden sie nie derkiessem Eine kleine Auskunft Rufscheg Momentbild von Anton chhech o m. Deutsch von Both- Stadthngen Es war um dee Mittagszeit Der Gutsbesitzer Wotoiirjem ein großer tierschrötiger Mann mit turzqcschore nein Haar nnd hervorstcchenden Au. ge:·, zog den P-:!etot our-, tvisktite sieh mit tern seiden-In Taschentuch die Stirn und betrct ein wenig Zaghaft den Gerichte-sagt. Rraizende Federn -— »Wc kann ich hier Auskunft erhal ten einen Prozeß betreffend?« wandte er sich an den Partien der geradecin Tablett mit Gläsern aus der Tiefe de Saates brachte. »Ich möchte eine Er tundigung einziehen und eine Kopie von einem Verhand!un-gs-Protokoll nehmen« »Bitte dort! Zu dem da am Fen ster!« sagte der Portier und wies mit dem Tablett nach dem Fenster am äußersten Ende des Saales Litrkdiirjew haftete und begab sich zu dem Fenster. Dort saß an einen-. griinen Pult, so voller Flecken, als tkiitts es den Flecktyphus, ein junger Mann mit langer, pickliger Nase und Vier Haarbiischeln auf dem Kopfe. Er trug eine verdlichene Uniform und beugte beim Schreiben den Kopf so tief Ir;ei:ab, daß seine lang-e Nase bei nahe das Papier berührte. Um sein rechtes Rasenloch herum spazierte eine Fliege; hin und wieder schob er die Unter-Lippe vor und blies nach ihr. war- seinem Gesicht einrn höchst scr genrsollen Ausdruck verlieh. »Kann ich hier . . . darf ich Sie un-. Auskunft bezüglich meine-S Prozesse-— bitten?« wandte sich der Gutsbesitzer an ihn. »Mein Name ist Wol"d-iirjew. Und dann möchte ich noch eine Kopie von dem Protokoll der Verhandlung am zweiten März.« Der Beamte tauchte die Feder in Dass Tintenfafz und sah nach, ob er anrlx nicht zu tief eingetaucht hätte. Als er sich überzeugt hatte, daß sie nicht tropste, ließ er sie wieder trotzend iiber das Papier gleiten. Die Unter lippe schob sich vor, aber zu blasen brauchte er nun nicht mehr, da Die Fliege sich im aufs Ohr gesetzt hatte. »Kann ich ljier vielleicht Auskunft erhaltan wiederholte eine Minute später Woldiirieto. »Ich bin der Gutsbesitzer Woldiirjeto . .« »Jioar«. Alereitsch,« rief der Beamte und that, als ob er Woldiirjew nicht bemerkte-, »saae dem Kaufmann Juli lrnid, wenn er kommt, er soll die Ko pie der Anmeldung auf der Polizei beqtaubinen lassen. Tausendmal habe iitt es- ibin sckon gesagt.« »Ich tomine in der Streitsache mit den Erben der Fürstin Gugulin,« niiernielte Woldiirjem »Der Prozeß ist bekannt. Jet, bitte Sie dringend, sich mit mir zu beschäftigen« Anschein-end ohne die Anwesenheit Wudiirjeius zu bemerken, sing der Beamte die Flceqe, betrachtete sie aus niertsxim und warfsie dinn fort. Der irjntsslresitier husiete und schneuztesich oerneymucyi n fein rarrirtes Armen :uch. Aler auch bog halfnichi. Man hörte ihn nicht. Zwei Minuten ver flossen in Stillschweigen Woldiirjelr zip-a i.us Ver Tasche einen P .pierrube« und lez,te ihn auf ein Buch, Vag aufge- T ichlinen vor den Beamten lag. Der Ljseiimte runzelte die Stirn, zog mii forgenvoller Miene Das Buch zu sich. hean nnd tlappte es zu. j »Mir eine lleine Augiunfn Jch niöchie gern wissen, auf welchei (··.1r-iisdl.ii.ie die Erben der Fürstin Gu i11113n.. Darf ich-« sie bemiihen?« Aber der Beamte stand in Gedan len versunken auf und ging, seinen Ellenboqu reitsend, an einen Schranl, um ei we i. zu holen. Als er eine Mi :-nte später nui seinen Platz zurück tnin beschäftigte er sich wieder mit den-. Buch. Ein Rubel lcig daraus » »Ich werte Sie nicht länger alL eine Minute in Anspruch nehmen . .. ifinc kleine Angiunft nur. Der Beamte hörte nicht; er begann ein-ne- nhzuichreibein Woidiirjeiv run Elle die Stirn und ließ entmuthigt sein Vlnge iiber die tritzelnde Gesell schaft gleiten. »Die schreiben!« dachte er nnd seufzte. ,Schreil-en und schrei ben! Wenn doch der Teufel sie alle snmmt holen inöchtc.« Er ging von dem Tisch fort, blieb mitten im Saal siehe: un: ließ hoffnungslos die Arme sinken. Der P»rticr, der wieder mit Gläsern Vorbeilnin und wahrscheinlich den hilflos en Ausdruck a :f seinen: Ge si- ! lemerlte, tiat ganz nahe an ihn teiin nnd fragiz leise:: ,««:n:, haben Sie sich erkundigt?« »Ja, aber man will nicht mit inir reden« »Sie»n:iissen ihni ·dreiRubel ge 1·kll, stilllcllc Ucl Pllklch »Ich habe itzt-: schon zwei gis-geben« »Nun, dann geben Sie ihm noch ein-."n.« Woldijrjeio lehrte zu dem Tisch zu xiick nnd legte auf dass geöffnete Buch einen grünen Schein Der Beamte zog das Buch wieder zu sich heran und blätlerte darin. Plötz-« litt, erhob er wie zufällig die Augen zu Woldiiriem Sein-e Nase wurde roth nnd glänzend, ein Lächeln grub Fäll clxen hinein. »Al)... Womit kann ich dienen?« smgie er. ,,ch hätt-.- gern bezüglich meines Proscssseis eine Frage an Sie gerichtet . Mein Name ist Woldiirjew.« »Seht angenehm! Jn dem Gugw linfchen Prozeß? Sehr wohl! Wai nsiinfckken Si-: Diiz trissen?« Woldiiriew setzte ihm auseinander« ier er wissen wollte. VII Dcr Beamte belebte sich, als hätte ihn ein Wirbelwind gefaßt. Er gab die gewünscht-e Auskunft, ordnete an, —f dasz die Kopie angefertigt würde-»F brachte Woldiirjews einen Stuhl S— -; und alles das in einem Augenblick II Er sprach sogar vom Wetter und er tundsgte sich nach der Ernte. Und als- Woldiirjew fortging, begleitete er ihn, zuvorkommend und ehrerbietig lächelnd, die Treppe hinunter, machte überhaupt ganz den Eindruck, als wollte er dem Klienten jeden Augen blick zu Füßen fallen. Woldiirjew wurde eg unbehaglich zu Muthe, und eine-n inneren Triebe folgend-, griff e-: in die Tasche nnd gab dem Beamten einen SilberrubeL Der berbeugte fiel-» lächelte unv· nahm den Rubel tvie ein Taschenspieler, ließ ihn in der Luft aufblitzen und wieder verschwin den. »Ja, so sind dieLeute nun!« dachte der l«8sutgbesit·zer, als er auf die Straße hinaugtrat, blieb steh-en und wischte sich den Schweiß von der Stirne. W Mr. Yates aus Zi:e.sield. Etlurs London wird berichtet: Ein als-er Herr aus Sheffield hat durch seine Freigiebigkeit die Martthelser von Covent Garden vorüber ehend m toilne Aufregung versetzt. er frei giebige Herr nennt sieh Yates und wohnt in einem Londoner HoteL Am Dienstag Nachmittag ging er auf eine Anzale der in Covent Garden ange stellten Lastträger zu und unterhielt sich mit ihnen. Er sah mit Staunen die gewaltigen (itemiisetörbe, die von den Trägern in langer Reihe getragen wurden. Plötztziich trat er an einen der Träger heran, und fragte ihn,o5 er "jl)() Pfd. Sterling wolle. Der Träger lachte nnd sagte: ,,Not half«, wag soviel heißt wie: »und ob«! »Gut,« sagte Mr.Yates, holte seine Brirstasckse hervor und entnahm ihr 20 Bantnoten von je 5 Pfund St» die er dem erstaunten Träger in die Hand drückte. Der Beschentte lief nie besessen zuz seinem Arbeitgeber. Dieser bestätigte ihm, daß die Bank noten echt seien, und der vor Glück jprachlose Mann eilte nach Hause-. JJer merkwürdig-e Wohlthäter hatte sich unterdessen einem anderen Träger zugewendet, der ihm aus dem Sudau und aus« dem afghxinischen Kriege zu erzählen kenn-achte »Hier ist eine Fi.inf-Pfundnote, wollen Sie die ha len?« fragte ihn Mr.Yates. Der nlteSoldat besah dass Papier etwas iirgwöhnisch und meinte, fünf Gold-— itiicke seien ihm lieber. Mr. Yatcg händigte ihm schweigend fiinf Gold siiine aug. Die Kunde von den: merkwürdigen Wohlthäter verbreitete sich loie ein Laufseuer durch dise gan zen !Utartthallen. Träger, Polizisten, Troschkentutscher und Zeitungsjungeu drängten sich in dichtem Knäuel um Mr.j.«totes, dxssen Wunderfonds tun criwupsuux zu suu Fugu-m Jenas-sent Mr. Yates Conent Garben in Aufre gung versetzt hatte, kaufte er in einer Nicbenstraße zwei Zeitungsjungens je ein Atendblatt ab und bezahlte dafür mit einein Sovereign und einem hal ben Sovereign. Einer der Knaben, der ehrlich war und das Stück zurück aelsen wollte, weil er glaubte, der aite Herr habe sich geirrt, erhielt zur Be lohnung noch esin zweites Goldstück Rettig und links kaufte Mr. Yates P. nuysachen von armen Straßen-ver käuiirinncn und bezahlte stets mit einein Goldstück. Er hatte schließlich eine Armee von armen Leuten hinter frei-, die er stolz in ein Restaurant iiihrkc, wo er sie bat, nach Herzens-« lust zu essen. Zum Schluß erhielt jeeer feiner Gäste noch- einen halben Sei-sei reian augaezahlt Das HoteL in dem der freigelsige Herr aus Shes ietd wol,t,n kann sich jetzt kaum des Anbranges der Zeitungsjungen und der Gepackträger erwehren. Es ge lanrz einem Vertreter der »Dail·) Weins-'s den merk-würdigen alten Herrn zu interviewen »Wer hält mim fiir einen amserikanischen Mil lin.iiir«, sagte er: »das bin ich nicht. seh bin einfach Mr.Yates aus Shef ffe1k.« Auf die Frage, was ihn dazu mir-, sein Vermögen in dieser Weise zu perschlenderm antwortete Mr. Bau-ist »Geh errscht solche Armuth in London! Ich hake diese Leute von Grsvent Garben gern und möchte sie am liebsten alte glücklich sehen· Jsch Rossi-, daß die kleinen Gaben ihnen gut gethan haven.« —--.—..--— Der 70. Polen-L Da- schlechte Gewissen nnd die gule Binnfiihrung haben einen Paletotdieb verrathen, der sein »Geschäft« im Großen betrieb. In der Berliner Uni svcrsitäi kamen seit einiger Zeit jeden sTng zwei bis drei Uebeiziehser abhans sden Krixninalbeamte, die infolge dessen besonders scharf auspaßten, - , Si d- « sah-en einen Mann, der sich zweckioie anf den Fluren aufzuhalten schien. " - Er wurde dann auch dnld in flagrant erkannt Es ist ein 24 Jahre alter Eslnsireicher Robert Knoblauch, der erst «kii:,:ici«. von Dresden nach Berlin men, m einem Fremdenlogiö wohnte, I sich um Arbeit gar nicht erst bemühte, sondern vom Paleiotdiebsiahl lebcke « Man fand bei ihm nur zwei Pfand-· scheine, aber ein Notizbuch mit sor -- ·'"..: fältiqen Auszeichnungen- übee alcie . seine Einnahmen. Nach deren Hm O innre gefragt, mußte er schließlich » eint-zuwen, daß jeder Posten aus den« ZEI k!—e:s:.tz eines gestohlenen Ueberziehees stgmmtr. So kamen bereits 70 Dieb-« s stahle zusammen. J i