Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 21, 1906, Sweiter Theil., Image 16

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- Die Göttin deS Glücks-.
Iowa un Beintwld Qrtmanm
RGO-POSSI
«I- M Ost- QQCUIUILMQOMQMIQOQQO
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(14. FortfehungJ
»Und das Erxbniß Eurer Unter
kednngs Will er sieh vergleichen?'«
»Ich zweifle nicht, daß es dahin
Kommen wird. Denn der Herr Regie
rungs-Affeffor befindet sich allem An
chein nach in einer sehr kritischen
age-«
..Jnwiefern2 Kannst Du Dich nicht
etwas« deutlicher erklären T«
»Er hat es mir natürlich nicht rund
herausgefagt. Aber diese nnd jene
Aenßerung, die ihm im Laufe des
Gefpriichs entfchliipfte, ließ doch er
tennen, daß ihm an dem raschen Zu
standekommen ein-es Abschlusseg mit
jenem Rnaanvnfottimn außeror
dentlich viel gelegen fei· Und die
Leute denken selbstverständlich nicht
daran, mit einein Besider abzuschlie
ßen, dessen Eigenthum-sachte keine
MS zweifellose find. Wennes we
gen des Reftorpfchen Erbantheils erst
zu einem Prozeß von irr-absehbarer
Donner Lommt,, wird sich wahrschein
lich das ganze Gründungsprojekt zer
schlagen.«
«Hat Huberi Wedeiing das ge
fagtisp
»Er hat es wenigstens angedeutet.
Und er war aufrichtig genug, mir zu
erklären, daß auch nach feiner Ansicht
durch die Auffindung des Briefes
eine völlig veränderte Situation ge
fchaffeu worden fei. Der Reftorpfche
Anspruch war vorher weder von ihm
noch von jenen Finanzlenteu ernsthaft
genommen worden, da ihm jede Un
terlage fehlte. De- Betreistraft des
«cheling-fchen Briefes aber kann man
sich nicht woh! verfchließen.«
»Hast Du ihn dem Affefsor ge
b tqJan-obs —- da et mich darum
a .«·
»Und er erkannte die Handschrift
seines Vaters-»Is« ;
»Ich weiß es nicht. Jedenfallsk
äußerte er keinen Zweifel an der Echt- s
heit def- Schrifistiicks.« z
»Und nun? Was wird weiter ge-;
sagt-ens«
»Herr Wedelinsg erklärte, dasi ec!
sich Zunächst bis morgen Bedenkzeit
ausbitten müsse, ehe er mir seine Vor- s
schläge mache. Er wird morgen einej
Konserenz mit den Kapitalisten ha-l
ben, die das SalzbergienenTerrain
taufen wollen. Und von dem Ergeb-!
niß dieser Besprechung wird alles!
Weitere abhängig sein.« s
Hanna blickte eine Weile nach-I
deutlich vor sich nieder. Dann sagt-ei
sie: ;
»Glaubst Du, daß et eine Untersu- (
chung des Briefes auf seine Echtheii
Verlangen wird, ehe er Dir einen Ver
gleich anbietet ?«
»Es wäre nur in der Ordnung.
wen-n er es thäte, und sein Anwalt
wird sihen ohne Zweifel dazu rathen.'«
»Du würdest also darauf ein
gehen?"
»Ohne weiteres-. Die Prüfung
—kann ja nur zu unserem Vortheil
ausfallen, und der geringfügige Zeit
verlust hat keine Bedeutung.««
»Aber Du müßtest das Doknment
zu dem Zweck aus der band geben«
,,Die Untersuchung tann vielleicht
in meiner oder in Reftorps Gegen
wart erfolgen. Und fiir alle Fälle
läßt man den Brief vorher photogra
phieen."
»Ja; das könnte ins-an thun«, sagte
Handeln Aber sie sagte es in einein
Ton fund mit eine-n Gescehtsausdruch
als wären ihre Gedanken bei ganz
ander-en D« en. Bernhard, der sie
schon wieder lt forschend angesean
hatte, konnte sich nicht enthalten, «zu
inw- - . - . -
»Du kommst mir yeute so seltsam
verändert vor, Hannal Jst Dir et
was Unangenehmeg witzerfabrenY
,«Nein«, sag-te sie. »Ich habe nur
schlecht geschlafen. Und deshalb möchte
Ich auch heute ganz ungeser bleiben.
ch werde auf meinem Zimmer spei
Pern Und wenn arro kommen
sollte, wirst Du mich i ihm entschul
digen Gevenkst Du den- Reswrps
im Laufe des Tages einen Besuch zu
machen?«
Mit verdüsterter Stirn schüttelte
der Rechtsanwalt den Kopf.
»Da sich Jnge gestern abermals
vor mir hat verleugnen lassen, werde
ich mich solange fern halten, bis sie
selbst mich auffardert zu lommen. Jch
kann es nicht länger ruht-g hinnehmen,
daß sie mir ausweicht wie etwas Ver
haßtem.'«
«Sie wird schon von selbst zur
Einsicht totmnen —- verlaß Dich da
raus. Aber eik ist ganz richtig, daß
Du sie Dein Getrönltsein fühlen
lässest nnd ein-e Weile fortbleibst. Ge
rade das wollte ich Dir rathen«
»Wenn ich nur nicht so furchtbar
karunler litte, hannal Ach, ich kann
Dir nicht sagen, wie oft und wie in
grimnisig ich diesen unseligen Brief
sckan verwiinscht habe, der an allem
schuld ist«
»Da er aber nun einmal da ist,
nstifk man sich wohl mit seinem Bor
l:-«;sdenssein absinden. Wenn er wie
kek rsrrloren ginge» ehe man ihn pho
toeraplcirt hat, würden ja alle Hoff
nunssen der Restnrps unfehlbar zu
Wasser werden —- nsicht wahr?«
s svs --- svs TTTWTTTTF
»Da er der einzige greifbare Be
weis für die Berechtigung ihrer An
sprüche darstellt —- gewiß.«
»Findefi Du nicht, Bernhard, daß
es unter solchen Umstände-n eine sehr
große Verantwortlichkeit ist, die Du
mit feiner Aufbewahrung über
nimmftt Wie nun, wenn er Dir ge
stohlen würbe?« J
»Hast hätte ich gesagt: Möchte est
noch gefchehenl Aber das ist weder
zu fürchten noch zu hoffen· Der
Wandschrant oort ist völlig diebesk
und feuersicher. Die Schlüssel aber,
die ich während des Tages ftets bei
mir trage, pflege ich in der· Nacht
unt-r meinen-. Kopftifsen zu ver
wahren-«
»Einen Mangel an Vorsicht also
könnte nun Dir jedenfalls nicht »zum
Vorwurf machen, wenn etwa dennoch
ein Unglück geschähe, doch will ich
Dich jetzt nicht länger in Deiner Ar
beit stören Also ich bin den ganzen
Tag für niemand zu sprechen —
hörst Du —- auch nicht für Varro.
Uebrigens ist es garnicht wahrschein
lich, daß er heute iomtnt.« .
Sie ging, und ihr Verlangen nach
Hingeitiirtern Alleinsein mußte wohl in
der That ein sehr ernsthafter- sein, da
Isie beide Thüren ihres Zimmer-s hin
ter sich verschloß.
14. Kapitel.
Jch muß Sie in einer fiir Si
ielrr wichtigen Angelegenheit unbe
dingt noch heute sprechen. Ermatten
Sie mich um sieben Uhr im Konversas
tionszitnmer Jhregv Ovid-U
Der kleine Zettel, den Hubert We
detinzi dem mattrotljen Umschlage
eines eben eingelaufenen Nobrposi
brieer entnommen hatte. enthielt
nichts als diesen latonischen Befehl.
Er war so wenig mit einer Anrede
als rnit einer Unterschrift versehen,
unt die festen, gieichsenäßigen Züge
machten es zweifelhaft, ob eine
männliche oder eine weibliche Hand
die Feder geführt habe.
Der Regierungs - Assessor aber
schien in Bezug auf die Hertunft des
winzigen Blattes doch eine seer re
stinnnte Verniutbung zu hegen, denn
sein hübscher, energiscb geformrer
Mund verng sich zu einem Lächeln.
»Wenn sie Lust bat, das Abenteuer
fortzusetzen-", sagte er vor sich hin
,.wesbal«b sollte ich mich dagegen
sträuben?«
Und dsurch ein Klingelzeieben rief
er den Hoteldiener herbei.
»Ich habe unten im Bureau für
heute Abend einen Logensitz im
Opernhause bestellt. Jch mache anen
denselben zum Geschent Vielleicht
gelingt es Ihnen, einen Abnehmer
dafiir zu finden«
Der Kellner verbeugte sich dankend.
»Haben der Herr sonst noch einen
Befehl für mieer-m
»Jch bin von sünf Uhr an nicht
nicht zutHauQ Das heißt, ich er
warte einen Besuch und will nicht ge
stört sein
»Das Zimmermädckzen foll den
Salan ein bißchen behaglich machen.
Vielleicht hier Und da ein paar frische
Blumen, und mit dem Zerstiinber ein
distretes Parfiimt Es soll nicht fi
nach dem Gasthause riechen.«
»Es wird alles geschehen, wie Sie
es befeblen.«
Hubert Wedeling nickte, und der
tsienftbare Geist war entlassen. Nach
einmal nahm der«Asiessar den Zettel
zur Hand und ftubirte aufmerksam
die schönen, iharattervollen Schrift
»Jage.
»m- in von mr —- oaran gierig
gar keinen Zweise1«, bestätigte et sich
feine erste Vetmutbung. »Sie schreibt
wie sie spricht und wie sie aussieht."
Und er spann den angenehmen Ge
danken, der für den Augenblick alle
lästigen Sorgen aus seinem Kopfe
verscheucht hatte, lächelnd weiter,
während er sich zum Aussieben an
tleidete. Denn die Uhrzeiger wiesen
erst auf drei, und er konnte gemiichlich
diniren, ohne baß er bätie fürchten
tnässen, das Stelldichein zu ver
« säumen.
" Als er den Glacehandschub über
idie Linie streifen wollte, fiel sein
JAuge aus den schmalen, schlichten
Goldreis, den er am Ringsinger
trug, unsd er zog ihn ab, um ihn in
deä Westentasche verschwinden zu1
la en.
»Ich könnte es nachher retgefsen«·,s
dachte er, »und ich vermuthe, et würde s
uns stören.« s
Dann barg er den eitel. dessen
Absenderin er mit so Bestimmt
beit ereathen zu haben sandte sorg
fältig in seinem Vor uille und
schritt mit leichten elastischen Schrit
ten die mit dicken, weichen Teppichen
belegte Stiege hinab.
Zwanzig Minuten vor sieben Uhr
kehrte er in das Hotel zurück. Der
mit erlesener Pracht ausgestattete
Empfangssalon war leer, nnd Jbert
Wedekiig liess sich in einen der Ihn-el
lenden essel fallen, um ohne beson
deres Interesse in dem ersten besten
Journa! zu Mittern, das er aus dem
rnit Dächern und itnngen bedeckten
Tische gesundem te Ungeduld, mit
der er dem bevorstehenden Abenteuer
entgegen sah. schien nicht eben eine
brennende zu seies- denn als er nach
"Berlauf einer Viertelstunde die Zeit
schrift mit lässiger Hanbbewegutig
beiseite legte, verrietd ein leichtes
Gähnen, daß er sich allgemach zu
langte-eilen begann.
Ta wurde die Glasthür geöffnet,
und eine schlanke dunkle Miit-beuge
sftalt t:at herein. let Gesicht war
hinter einem dichten, fast undurchsich
tigen Schleier verborgen; aber Hubeet
iWedeking erkannte sie nichtsdeftowe
Iniger sofort. Der gelangtoeilte Aus
druck war augenblicklich aus feinen
Zügen verschwunden und er sprang
elafttfch aus- seinem Sessel empor, um
ihr entgegen zu gehen. Als erriethe
sie das vertrauliche Wori, das er auf
den Lippen halte, und als wollte sie
ihn unter allen Umständen verhin
dern, es auszusprechen kam Hanna
seiner Anrede zuvor.
»Ich habe mich entschlossen, Sie
aufzusuclkem Herr Wedelingv weil ich
g!-.·-ul·.1e, Ihnen eine wichtige Mittlxei-Z
lung machen zu können. Werdenj
wir biet unbelcuicht sein«-« 4
Er ging sofort auf den· von ihr
angeschlagenen Ton ein« und seine
Erwiderungs klang ebenso ehrerbietig
als artig.
»Da es ein Solon ist, der allen
Hotelgiiften mit ihren Besuchern offen
steht —- wobl taum! Jch wußte in
diesem Haus keinen anderen Ott, an
dem wir vor Späheraugen und Lau
icherohren unbedingt sicher wären, als
mein Zimmer.«
»Und ich habe Ihr Ehrenwort, daß
ich Ihnen dahin folgen dürfte, ohne
mein Vertrauen in the Ritterlichteit
später bereuen zu müssen?«
»Es beschämt mich tief, mein gnä
diges Fräulein. daß Sie eine solche
Frage fiir nothwendig halten«
»Nun wohl, lassen Sie uns denn
gehen!«
Die Wohnung des Regierungs
Assessors lag i:n zweiten Stock. Noch
ehe sie ihan Fuß in das Gemach setzte,
dessen Thiir er dienstsertig vor ihr
geöffnet hatte, sagte sie:
«Oessnen Sie, bitte, ein Fenster!
Mir ist warm, und der Duft, mit
dem man das Zimmer parfiimirt
hat, wiirde mir. Moos-schmerzen ma
schen«
»Es fehlt nsir noch. daß sie mich
anfsorrert, die Blumen auf oie
Straße zu werfen«, dachte der
Afsessor. Aber er beeilte sich nichte
dcstoweniger, ihrem Verlangen zu
entsprechen. Nun erst schloß Hanna
hinter sich die Thür. Mit einem klei
nen Fiopsschiiteln wies sie den Sessel
zurück, den er siir sie zurecht rückte
und blieb, leicht auf die Lebne des
Fauieuiis gestützt, stehen:
»Sie traten überrascht, mich zu
schen —— nicht wahrt«
»Der-f ich ganz offen daraus ant
worten, tFräulein Sylvander?«
»Ich würde nicht gefragt haben,
wenn ich etwas anderes als Offen
lzeit wünschte.«
»Nun denn, ich war jedenfalls ir
viel höherem Maße beglückt als
überrascht, da ich mich nicht einen
Augenblick im Ungewissen darüber
befunden hatte, daß der Rohrpostbrief
nur von Ihnen herrühren tonnte.«
»Und woher nahmen ie diese Ge
wißheit? Meine Hart-di ,rist konnte
Ihnen nicht bekannt ’ , und Sie
durften umndali annehmen. daß
ich Verlangen age, eine Bekannt
schaft zu erneuern, die —- —«
»Die ein so vorzeitiges und uner
wartetes End- gesunden hatte, wollen
Siesaeen,« siel er ihr rasch und heiter
ins Wort. »Vorzeitig unr unerwartet
wenigstens fiic mich, der ich an jenem
Tage die scknnerzlichste Enttiiuschung
meine-s Lebens erfuhr. Ah, wenn Sie
mich hätten fehen können, wie ich mit
zeriamndeneu Händen und Knieenin
der Schutzhiitle antam, einen mächti
gen Edebireißstrauß in der Hand uno
die glückseligste hoffnuna im Herzen
—- und wie ich »dann erfuhr,L daß Sie
is-f
lwvtl lcll III-quasi Turm-us you
Teien, ohne auch nur einen Gruß fiir
mich zurück zu lassen, würden Sie sich
wegen Jhrer Grausamkeit noch jetzt
die ollerbittersten Vorwürfe machen.
Weshalb, um des Himmelswillen,
baten Sie mir das eigentlich ange
than?"
»Meine-r Sie nicht« Herr Regie
rungs-Assessor, daß die Reihe zu fra
gen vor allem an mir wäre. wenn von
jenem tleinen Reiseeklebniß zwischen
uns überhaupt noch einmal die Rede
fein soll?«
»Ah, ich vertiehe,« lachte er, »eö ist
mein Jnlognito. wegen dessen Sie
Aufklärung zu erhalten wünschen-· Za,
werden Sie mir auch ganz gewiß nicht
böse fein, wenn ich sie hnen (,ebe?«
»Ist fie derart, daß i Jhnen des
halb böse sein müßte, so will ich aller
dings lieber darauf verzichten«
»Nein, irn Grunde haben Sie gar
teine Veranlassung mir zu zürnen —
cuuh wenn ich Ihnen seeimüthig ge
stehe, daß es meine Absicht war, Sie
ein wenig auf die Probe zu stellen.«
»Ehe seltsame Probe — in der
That Und was wares, das Sie da
mit ergründen wollten?«
1 »Jet- wollte mich überzeugen, ob esl
swirllich und wahrhaftig nur meine
lunbedeutende Person gewesen war,
jder Sie ————«
I »Gut— utt Ich erlasse Ihnen eine
iweitere tsertigung. Am Ende war
Ha dci Gq e auch nur »ein Scherz.
f Und» ich wer ei wohl von vornherein
kdafur halten haben, da ich Jhnen
auf die olbe Weise diente.«
»Mir daß ich leider allem Anschein
, nach wemner scharsblickend und jeden
—
ifalls viel leichtgläubiger gewesen diu
salö Sie, mein gnädig-Yes Fräuleins
ISik würden die Wahrheit über meine
» Person noch an demselben Tage erfah
xren haben, wenneo nicht durch Jhre
« Flucht unmöglich gewesen wäre — ich
Fader habe wochenlang die Schweiz
znach allen Richtungen durchstreift,um
»das oermeintliche Fräulein Else Wer
fner wiederzufinden und ohne« das
; glückliche Ungefähr des heutigen Tages
zwürde ich vielleicht noch Jahre hin
durch fortgefahren sein, nach ihr zu
suchen«
»Sie erwarten natürlich nicht, daß
ich im Ernst an diese Nachforschungen
glaube«
»Ich bin bereit, den Beweis dafür
zu erbringen, wenn meine Versicherung
Ihnen nicht genügt. Als Sie an die
sein Morgen in der thnung Ihre-·
Herrn Bruders plötzlich vor mir stan
den« durfte ich ja nicht zeigen, waöich
entrinnt-, und mußte meine ganze
Selbstteherrschung aufbieten, die
Freude des unerwarteten Wieder
sehen-i zu verbergen. Jest aber —«
»Ist die Situation noch weniger
danach angethan. daß Sie sie zeigen
dürften! Wir wollen das Verga ene
aus sich beruhen lassen, Herr Asse or,
denn die Veranlassung meines Konr
niens ist, wie Sie sich wohl denken
können, eine ganz andere. Mein Bru
der ist Jhr Gegner in einem Prozeß.
Und wegen dieses Prozesses wollte ich
mit Ihnen sprechen-«
»Ich bin ganz zu Jhrer Verfügung«
obwohl ich es, offen gestanden, vor
ziehen würde, oon an nehmeren Din
gen zu plaudern Sie ind also von de:
leidigen Afsaire unterrichtet?«
»Ich bin nicht nur davon unterrich
tet, sondernjch bin auch einigermaßen
an dein Ausgang interessirt. Sie wis
se uwahrscheinlich nicht« daß mein
Bruder mit der Tochter des herrn
Georg von Restorp verlobt ist?'«
»Die Thalsache trar mir allerdings
nicht bekannt. Und ich gestehe, daß sie
nicht seh-r erfreulich siir mich ist. Denn
nun werden ja auch Sie mich wahr
scheinlich mit den Augen einer Gegne
rin betrachten«
»Ich würde nicht hier sein, wenn es
so wäre. Von anen allein wird es
abhängen ob ich mich aus die Seite
Ihrer Widersacher oder auf die Ihrig
stelle.«
Nun endlich glaubte er. ohne Furcht
vor Zurückweisuna einen wärmeren
Ton anschlagen zu dürfen.
»Soan Sie mir, was ich thun muß,
Fräulein Hasena, um Jshve Bunde-s
genofsenschaft zu gewinnen-"
Aber sie unterbrach ihn mit einer
ungeduldig-en Handbewegnng
»Wie tönnen Sie mir Weist-rechnu
gen machen, ehe Sie den Werth dessen
kenne-. was ich Ihnen zu bieten habe.
Sie scheinen noch immer zu glauben,
daß es mir darum zu thun fei, Phio
fea zn vernehmen. Aber ich wünsche
durchaus ernsthaft mit Ihnen zu spre
chen. Je bestimmter wir une zunächst
auf das rein Geschäftliche beschränten,
desto schneller lrerden wir zum Ziel
gel:.ngen.«
Es mußte ihr trotz des geöffneten
Fenstrrs noch immer sehr warm sein,
denn sie schob den Schleier empor,
durch dessen dichte Maschen er vie da
hin eigentlich nur Augen hatte leuch
ten sehen, und er war aufs neue be
troffen von ihrer außerordentlichen
Schönheit
»Es wird eine geschiistliche Ver
l;«:nnlung s:in, kei der von vornherein
aller Vortheil auf Ihrer Seite ifi,"
sagte er, sie tin-verwandt ansehend.
»Ich zweisle keinen Augenblick, daß
ich den Aürzeren ziehen werde, aber
ich werde auch die Niederlage noch als
ein Glück empfinden.«
»Sie wissen, daß die streitige Ange
legenheit durch die Aussindung eines
vor-· Ihrem Vater geschriebenen Brie
3s2 Zu DI- nssnj non-Z Effeksnm Dis-II J
ten ist. Die Berechtigung des Residerv
schen Anspruchs-s ist dzmit so gut wie
erwiesen.«
»Ja, aliud-inng sagteer zerstreut,
»e- gewinnt den Anschein, daß es so
ist«
»Wenn Sie es aus eine gerichtliche
Entscheidung ankommen ließen, wür
den Sie den Prozeß ohne Zweifel ver
lierer-»"
Der unanaenehme Klang dieses
Wonei ernüchterte ihn. Ein lebhafteö
Mißtrauens hinsichtlich ihrer ihm bis
ietzt noch völlig unverständlichen Alt
sichtert begann sich in ihm zu regen.
»Das ließe sich immerhin abwarten
Vor allem müsste doch wohl die Echt
hcii des Briefes-, der so merkwürdig
spät zum Vorschein kommt. überzeu
gend nachgewiesen werden«
»Da sie ihn selbst in den händen
gehabt haben, wissen Sie sehr wohl,
daß er echtist. Ihre Gegner sind ohne
weiteres bereit, ihn jederBegutachtung
dntch Sachverständige unterwerfen zu
lcssein Ich weiß ja nicht, welches
Interesse Sie an einer Berschlepvung
der Entscheidung haben können, aber
Jent war ei der Assesior, der sie
unterbrech. Einer pl-« lichen Einge
bung folgend. sagte er, ndem er einen
Schritt weiter auf sie zutratt
»Ich habe gar kein Interesse daran.
Fräulein bannt-, sondern ich würde
in dem Augenblick, wo ich von der Ge
rechtigkeit des Restorpschen Anspruchs
volltommen überzeugt wäre, aus jeden
annehmbaren Vergleich eingehen. Aber
es mit te eben ein annehmbarer Ber
gleich rieb-das betone ich ausdrück
lich. Wenn ich diehälste des Kauf
»P:eiseä, der mir für das Salzbergener
Terrain geboten worden ist, an die
»Besten-schen Erben abtreten sollte, so
wäre ich einfach tuinirt. Und einer
W
solch-n Forderung gegenüber wiirde
ich es denn doch lieber auf einen Pro
zeß ankommen lassenk
»Aber man spricht doch davon, das,
Jiånrn vier Millionen gezahlt werden
o en
»Allerdincs Und Sie meinen, daß
ich mit zweien dar-on- recht zufrieden
sein tönnte, nicht wahr? Leider aber
Momente-Verhältnisse nicht so glän
zend, daß ich einen derartigen Ausfall
ohne großen Kummer hinnehmen
dürfte. Jch habe aroßeVervflichtum
gen zu erfüllen, vie zum Theil noch
von an:eren, minder glücklichen Unter-·
nehmnngen meine-Z Vaters herstam
men, zum Theil durch meine eigene
Lebenshaltung bedingt sind. Jch habe
inir da zum Beispiel vor -.lurzenr
einen Rennstall eingerichtet, d:r zwar
später die aufgewendeten Kosten reich
lich wieder einbringen wird, der aber
zunächst mehr als eine halbe Million
neesanungen hat. Vazn rommen der
Vzn meines Schlößchens in Wiesba
den und mancherlei große Ausgaben,
die ich vielleicht um ein Beträchstliches
eingeschränkt hätte, wenn ich nicht
nach der Lage der Dinge vollauf be
rechtigt wäre, mit jenen vier Millio
nen fast wie mit einem schon in mei
nen Händen befindlichen Kapital zu
rechnen. Würden sie auf die "lfte
zusanimenschrumpsen, so geriet ich
unfehlbar in sehr ernste Verlegenhei
ten; denn d:r größte Theil meines
Vermögens besteht in undeweglichem
Besit-, der sich nicht von heute aus
morgen zu Geld machen läßt. Man
tann einer Dame das alle-'s- nicht so
mit wenig Worten erllären. Aber Sie
dürfen mir glauben-. Fräulein hanna,
daß ez die reinste Wahrheit ist.«
Jhee Augen waren größer gewor
den, als er seines Nennstallg und sei
nes Wiesbadener Schlößcheng Erwäh
nung gethan. Jn schnellen Athem
zügen hob und sentte sich ihre Brust.
»Und weshalb gewähren Sie mir
so offenherzig diesen Einblick in Jhre
Verhältnisse? Weil Sie mich fiir eine
steiwillige oder bestellte Unter-handle
iin Ihrer Gegner halten —- nicht
tvatr?«
ts-: zuckte lächelnd mit den Achseln
nnd schwieg. Hanna aber fuhr, ihn
Fest ansehend, mit gediimpfter Stimme
ort:
»So lassen Sie mich denn Jsbnen
sagen, das; Sie im Jrrthnm sind.
Nickft um mit Ihnen zu seilschen, bin
ich gekommen, sondern um Ihnen die
ganze Summe zu retten, wenn —
nen1 Sie es wollen«
tFortietzung folgt-)
-
Stier-kamst in Bau-von
Das einzige Gasihaus LVJiochaS, in
dem wir Untertunft suchten, hat den
gut klingenden Namen Posada ame
rican.i, aber es ist einfach ein Schwei
nestall. Um einen tleinen, von faulcns
Mist und anderem Schmutz ersiiltien
Hof liegen ein paar fensterlose Gelasse
herum, in denen man nur sehen kann,
wenn man die auf den Hof führende
Thitr offen stehen läßt. Das sind die
Fremdenzimmer. Jedes hat zwei
wackelige Bettstellen mit niemals ge
reinigten Grasmatratzen und einigen
von Flächen wimmelnden Wolldecten,
bestensa e- auch einen zerbrochenen
Stuhl; sonst nichts. Von den Wänden
ist der Verputz abgefallen, und die
löcherige Stubendede ist mit zerrisse
nen Bastmntten gestopft. Natürlich
schliefen wir in unseren Schlafsäclen .
Jn dem sogenannten Speisezimmer
steht nur ein wurmstichiger Tisch mit !
einigen Stühlenz «die entweder bloßs
UOM clllc yalsc Bchllc Vllck mll YIWT ’
gestictte Beine haben. Auf dem Tische
liegt ein Tischtuch, das mehr Löcher
und Schmutzslecken als intalte Stellen
hat. Ich tvettete mit meinen Reisege
nossen, daß es so lange auf dem Tische
liegen bliebe, bis es in Fetzen absallen
würde. Als Ertennungszeichen malte
ich mit dem Senslössel ein niedlicheg
Fertet in die eine Ecke. Sechs Wochen
später kamen wir wieder nach Mocha,
und als ich in das Speisezimmer trat,
grinste mir vergnügt mein altes Ferlel
vorn Tischtuch entgegen!
Und wie date Speisezimmer, so sehen
die weiblichen bitter des Herdes nnd
ihre Kunstwerke aus, und dementspre
chend war der Appetit beschafsen, mit
dem wir in diesem provinzial-eeuato
tianischen Musterhotei uns vertöstig
ten. Das einzige Zimmer der Posada,
das nach außen Fenster hat, die Sala,
liegt an der Plaza, dem staubigem inh
len Kirchplas, und dort gab es ein
großes Schauspiel, denn eg war Fiesta
de San Juan (Johanni3tag), zu des
sen Feier ein dreitiigigeg Stiergesecht
aus der Plaza abgehalten wurde. Einen
ganzen Tag hatte die Bevölterung von
Mocha und Umgegend bereits diesem
edlen Vergnügen abgelegen, und die
Wogen der Begeisterung gingen hoch.
Wir sahen uns die Geschichte aus einer·
Fensternische an. Jn der andern Ni
che hockte mit untergeschlagenem Bein
ein Leutnantder ecuatorianischen Ar
mee, der zu seiner goldgesticlten Uni
sornt einen alten Strohhut und ein
einst weiß gewesenes Halstuch trug,
und seine Lenden mit einem Latreille
riesiidel des deutschen Irmeemodells
gegiirtet hatte. Er war start anges
zecht und machte derbe Späße mit ein
paar sparentlirrenden Caballeros des
Städtchens, die um den hoteltisch her
umsaszen, Sigarillos tauchten, spuitten,
schimpsten und Schnaps aus Wasser
gliisern trat-tm
Draußen aber aus der Plaza stand
ein halbes hundert Kerle zu Pferd und
zu Fuß um einen Stier herum; sie
neclten ihn aus gemessener Entfernung
und rissen jedesmal schleunigst hinter
W
"die den ganzen Plas umgebende Um
zäunung aus, wenn der Stier Miene
zu einem Angriss machte. Da die Hel
den sämmtlich mehr oder minder be
trunken waren, kam es zu sehr spaß
basten Fluchtszenem und alöKaritatnr
eines rechten spanischen Stiergefechtc
wäre auch das ganze Schauspiel zum
Lachen gewesen, wenn nicht die Ge
meinheit und Niedertracht im Denken,
Fühlen und Betragen aller dieser Men
schen so grell dabei zu Tage getreten
wäre. Jch habe in Spanien nnd in
spanischen Kolonien vielen Stierge
fechten beigewobnt, und mich jedesmal
iiber die Grausamkeit und Nohheit bei
den Fechtern wie beim Publikum ge
wundert, mich aber auch jedesmal ilber
die Kaltbliitiateit, Kühnheit und Ge
wandtbeit der meisten Fechter gesteui·,
auch wenn keine gedtillten Beruf-sech
ter, sondern nur lampsessrobe Arna
tenke in der Arena standen. hier iedoch
zeigte sich bloß die eine, die schlechte
Seite im Voltscharalter, und die um
so unverfälschter, als gar leine berufs
mäßigen Stierfechter dabei waren.
Das Spiel fängt damit an, das
eine Schaar Berittener aus einer Sei
tenfiraße einen Stier an den Hörnern
mit Lassos auf den Pla zerrt. Das
Tgitr macht wiitlxende priinge, urn
si loszumachem aber herzt-laufende
Fußgänger werfen ihm Schlingen um
die Beine, reißen es zu Boden und hal
ten es so fest, daß einige andere bequem
die fiir das Spiel nöthie Hauptmo
zedur mit ihm vorn en können.
Weil nämlich ein rechter Stier unter
Umständen von seinen Hörnern einen
Gebrauch zu machen pflegt, der diesen
stolzen Stierfechtern nnangenehm wer
den könnte, so binden die Helden ihrem
bewegungslos daliegenden Opfer dicke
lederne Kugelpolster um die hinnen
Sobald das geschehen ist, werden die
Lassos gelöst, die Fesseln losgeschnits
ten, und in dem Augenblick springt der
Stier in die Höhe und guckt verdutzt
seinen Peinigern nach, die wie hasen
vor dem Hunde nach allen Richtungen,
zu Pferd und zu Fuß, auseinanderge
stoben sind.
Wer nun von der Gesellschaft Luft
hat, nähert sich dein Thier vorsichtig,
reizt es mit Geschrei oder Tücher
schwenten, bewirft es mit Steinen oder
Feuerweri, sticht es, von hinten schnell
doriibergalovpierend, mit langen eisen
spitzigen Stäben in den Rücken oder
stößt ihm eiserne Widerhaien mit flat
ternden Bändern, Banderillas, in den
Hals: meistens ist ein Dutzend Kerle
zu Fuß und zu Pferd zugleich um das
Tier herum. das nicht weiß, wem ei
sich zuerst zuwenden soll, planlos das
und dorthin springt, mit seinen leder
nen Hörnerfutteralen niemand ernst-»
lJast web thun tann, auch wenn es
wollte, und vor Verwirrung schließlich
ganz dumm wird. Viele Stunden
lana dauert dieses Spiel, immer neue
Quäler treten auf, immer betruntener
und lärmender wird die Gesellschaft,
in der fortwährend die Schnaps- und
Weingliiser kreisen, immer matter wird
das Thier. atsr es erbarmt sich seiner
iein Espada, der ihm mit Schneid
und Eleganz den tödtlichen Degen in
den Nacken stieße; sondern am Ende,
wenn das blutiiberströmte, schweißtrie
fei:»te. · toihkedsckieTixicr vorifrinattung
«
Alls Ulclls Mckl UTI III-Inl, lrleOcll
ihm wieder ein paar Lassos iiber die
Hörner geworfen, woraus er von eini
gen Berittenett unter wiistent Geschrei
der ganzen Menge vom Platze wertge
schlepvt wird, um sich bis sum nächsten
Fest in den Paramos wieder erhole-n
zu können. So betzt und martert man
an einem Tage Ti oder 4 vorher unne
fiihrlich gemachte Stiere sast zu Tode,
aber den Todegitosz ersvart man sich.
denn so ein lrästiaer Stier ist doch Ern
tner seine 100 Entree trertbx Las
bloße Qualen ist l«-Tlliaer.
Uebrigens wurden auch wir direlt
von der Komödie in Mitleidenlsltast
ae«;ogen, denn viotzlich setzte ein Stier
über die niedriae Varriere wea nnd
hinter einein Ausreiszer ber in den
ossen stehenden Hof unserer Posada,
rannte eins unserer miids daftetsendsrt
Maulthiere unt, dat: eecin paar Tage
labmte, wurde aber von den anderen,
hinten ausschlaaenden Mttlns zum
Rück-un aenötlzxst nnv reterirt zum
größten Entsetzen der weiblichen haus
betoobner durch den Küchenratm zum
hinteren Ausgana und in eine Neben- - -
straße, tvo es wieder mit Lassos einge
sungen wurde. Der Besuch kostete dert
Wirtle einige zwanzig. von ten sliiilss
tenden stiichenbewohnern zerschlaaene
Teller und Töpfe. Nachdem einiae
»Stiertätnvfer« stockbetrunten von ib
ren Pserden gefallen und wie Leichen
in unsere Posada getraaen worden wa
ren, machte die Nacht dem schönen
Vollsieste ein Ende. Das übriggeblies
bene Feuerwerl wars man sich gegen
seitig unter die Pferde, gröhlte heiser
«Viva la libertad!« und ---— prügelte
sich schließlich
q-.
Haussran (zut Köchin): »Mein
Mann beklagt sich, daß der Kassee lall,
das Fleisch zu viel gekocht, die Bis
luits angebrannt und die safergriise
schleimig war.« — Köchin: »Wie ich
Sie bemitleide, Madame! Es muß
doch schrecklich sein, mit einem solchen
Manne zusammenzuleben·«
. If I
Jetzt will eine Washingtoner Frau
eine Fahrt nach dem Nordvol unter
nehmen. Nachdem die Well- undan
dere Männer so sehr gegen ihre Anliins
digtmgen zurückgeblieben sind. sollte
matt wirklich mal einer Fraqu Gelegen
heit geben« den ruhenden Punkt der
Erdachse auszusuchen.
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