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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 21, 1906)
Weihnachtslied « Tie Winde lsmnfen nnd then lleuer Omde nnd Este; Hin Nin-ten die Eln-1nn—:«rnsen Vlnlnl lnsnnlieh unter dem Zehn-U dein-lieh Ieje in den THE-ihnen OJ leise treibt nnd drängt; Oennllch nne sj·15·.e·.«- Ttiinxneln Tags dämmernd den Etnn ninsijn-«n, Wenn angs- der Luft, der klares-« Weilnmelncigelijnte filnnedh Vllis lnjtten vor vielen Jahren Echon einmal wir gelebt, All-J lyiille unsere Lippe Zelkon damals- dacs alte Lied Gesungen. nlxe Vor der Jltjvpe Wir weinend niedergelnicU — Als lnilten wir selber gesehen Tes- EterneH le11d)tellde-;- Licln Ueber der Hütte stellen, llnd Mariens reine-c- lslefielm — Und die Strahlen, welche flirrien llin des lKindes lslondloelinesv Haar, Und die Könige nnd die Hirten, Und der Engel jmnmendc Sclnmr s-— Mai-r Müller-. Die astbettsche Blutwmst Von hekmann Sud eman un hatte sie ihn doch gepackt N jene Welt, der er so lange mit Vorsicht aus dem Wege gegan gen war. Jene Welt der behandschuh: ten Bosheit, des schiefen Lächelns, der zur Wohlthat gewordenen Lüge-. Jene Welt zwischen zwei Welten, die fremde Arlstolratien topirt und in mißver standenem Hoston schislert, in der die Gedanken der Zeit zu Bonbonz geba cken und deren Schöpfer als Tafelaus sähe herumgelieben werden. Jene Welt, die schon manches Talent ver schlungen und als Marttwaare wieder ausgespieen hat Den Anlaß bot sein vielgerijhmtes Pild »Das Proszeniun1«, ursprünglich e ne Farbenstudie, in der er, der Ro lorist von Gottes Gnaden, den Wider-« schein hellgoldener Flammen ans dem Dunkelpurpur von seidenen Loaens brüstungen und dem Mattweiß von Frauenschultern zu eigener Lust und Liebe hatte festhalten wollen, und die sich dann allgemach zu einem standard wort herausgewachsen hatte. Nachdem die Jahresausstellung er öfnet worden war, hatte er das Ver gnügen, eines Morgens als Berühmt heit zu erwachen. Die Zeitungen« schrieben halbe Spalten über ihn, gas- l sende Schaaren urnstanden sein Wert, und selbst der Theilnahmloseste fühlte sich verpflichtet, seinem Namen das durch die Suggestion der Massen ab gezwungene Schferlein von Bewunde rung darzubringen. Puyig war’g zu beobachten, wie sein borstiger Bauernstolz unter der Gna densonne dahinschwand. Mit einem halb schlauen, halb ge schmeichelten Lächeln betrachtete er den neuen Stand der Dinge, den er zwar Anfangs in unserem engsten Kreise als einen verruchten Schwindel vorzustel len liebte, der sich ihm aber allgemach in etwas Längstgewollteg, Längstoor hergesehenes, in das naturaetiiäße Endziel eines planiniiszigen Strebens zu verwandeln schien .. Seine Stirn salten glätteten sich, seine prallen Ba cken verloren die schweißige Blässe, sei ne Stimmung, die insolge stetiger Ue berarbeitung zwischen grauen Melan cholien und zornigem Wollen zu wech seln pslegte, ging in psissige Versöhn lichteit über. Alsdann kam det Antaus des Bil des durch einen unserer tneistgenann ten Großindustriellen und die daran sich schließnde Einladung in das viel umworbene Heim, in welchem eine der dedeutsamsten Galerien Berlins sich zusammengesunden hatte . . . Damit war der Eintritt in die Ge sellschaft gegeben, in der unser Freund —- sein Name thut nichts zur Sache — anderthalb Winter hindurch eine dielbeneidete Rolle spielen sollte . .. Der Unsug. den Berlin bisweilen snit einem plöhlich in Mode gekom menen Schooßtinde treibt, wickelte sich tn den üblichen Formen ab, die dieser soder jener aus unserer Freundegschaar später noch aus eigener Erfahrung kennen zu lernen Gelegenheit hatte. Später vermochten wir — - oder wenig stens unter ung, denen es just passirt ----- rnildherziger darüber zu dentcn, damals aber waren und blieben wir unerbittlich· Wir lächelten hinter ihm drein, wenn er seine massiven Schultern in den tneifenden Schnitt eines sashiona-s blen Frackg hineinzwängte, wir ver höhnten das schmachtende Löclchen, das sich als Wahr-reichen aesunlener Mähnenpracht gefällig in die Stirn hinunterlriiuselte, und ultten ihn an, wenn er Nachts im Cafe die treuher zigen Tatzen mühsam aus den allzu engen Ballhandschuhe schalte. Daß er auf dem Parlett eine höchst sragtviirs dige Rolle spielen mußte, war uns klar, aber wir täuschten ung, toie wir gelegentlich erfahren sollten. Sein Naturburschenthuni, anstatt ihn in seinen gesellschaftlichen Erfol gen»zu hemmen, war nur ein Grund mehr, um ihn zum allgemeinen Lieb ling zu stempeln. Man genos; seine derben Einfälle als eine töftliche seu riosität und reichte sie mit Behagen weiter, zumal Mutterin und ein blitzschnelles Erfassen der Situation ihn vor groben Stilwidrigteiten behü Und et wußte sich unentbehrlich zu machen. Er detotirte Säle, stellte le bende Bilder, zeichnete Kostiime, malte Coulissen und verschasste Proloae und Geleitsmusilz er lentte die Gläser der Laterna Magica, liesz die Beleuchtun gen spielen, bewachte den Vorhang und lies zwischen den Garderoben hin und her, um zu schminlen, zu garniren, den Frisuren den letzten Schliss zu geben und mit einem lustigen Worte den im Lampensicbr Erstarrten neues Leben einzuslößen· Aus unsere Baden, in unsere Hinei pen lam er immer seltener. Er ent schuldigte sich mit ZeitmangeL und in der That, wo hätte er bei diesem Trei ben. das ihn achtzehn Stunden täglich in Hetze hielt, die Zeit hernehmen sol len, die Witzeleien grollender Kumpane iiber sich ergehen zu lassen? So verging der Winter. Als die häufen in denen er aus- und einzu gehen pflegte, ihre Pforten geschlossen hatten, wischte er den Staub von sei ner Stasselei und machte sich daran, das »ländliche Fest«, an dem er seit langem bostelte, zu vollenden. -——— Aber die Unruhe sasz ihm im Blute. Er tam nicht vorwärts. Und als ihm der Austrag wurde, die Halle eines modi schen Landsiyes mit einem Kinderfrie se auszumalem nahm er dies als will lommenen Vortvand, die laltgetvorde ne Arbeit in den Winkel zurückzuschie ben. Er ließ sich etliche Ilanellanziige machen, sauste sich ein Nacket und suhr von dannen. Bis zum Herbst hörten wir nichtsl von ihm. Dann tauchte er wieder aus. Höchst fidel. Braunroth· Jn der Krawntte einen Brillantadler, der ihm in Baden-Baden siir das Arrangement eines Blumenwageng von einem fürst lichen Gönner verliehen worden war . . Die Aufträge regneten. »Ich werde demnächst Nummern ausgeben müs sen,« erklärte er lachend. Wir hatten ein böses Gewissen, weil wir in der Zwischenzeit gar zn un barmherzig über ihn hergezogen wa ren, und lieben ihn laufen, ohne zu ei ner srenndschnstlichen Aussprache den Weg gefunden zu haben. Und die Wirthschast des vorigen Winters begann richtig von Neuem. s - Alsbald zog dieser oder jener von uns triumphirend ein Zeitungsdlatt hervor, in dem sein Name als Comm initglied siir nahende Wohlthätigkeits seste mitten unter lauterNotabilitäten siegreich prangte. Dann kam ein Gerücht uns zu Oh ren, das ihn mit der Tochter eines großen Finanzmannes zusammentops pelte. .,,Allll III ck lolcll sclllg, Dclkcllllcll rwir. s Jn der ersten Dezemberwoche traf sich ihn eines Vormittags auf der jStraße — eilig, verdrießlich, mit Sorgensalten auf der Stirn. »Glaubst du, ich weiß nicht, wie ihr tiber mich denkt?« sagte er; »ihr fglaubh ich schwimme ewig in einer süßen Saure. Aber ich kann euch ver sicheru, es ist ein Hundeleben . .. Eine Verantwortlichkeit hat man --— der reine Gekdbriefträger·« Und ehe icb ihn nach seinen Verlo bungspliinen hätte fragen können, war er von dannen gelaufen « Aber von anderer Seite betam ich Nachricht darüber-. An einem Abend in der ersten De zemberwoche nahm mich Leitner, der bissigste ans unserer Bande, beiseite und sagte leise: »Di-, der Salonmann war bei mir.« »Weßwegen?« »Er hat über seine Heirath mit mir reden wollen.« »Warum erzählst du das nicht laut?« fragte ich. »Weil der arme Kerl mir leid thut.« »Wenn er dir schon leid thut,« sagte ich, »dann muß es miserabel um ihn stehen.« »Jawohl. Er geht vor die Hunde -- rettungslos. Und das Schlimmste ist ——-- er fühlt es. Aber er tappt in einer Art von Nebel . .. Ansichaltung gewisser Gehirnsunltionen . .. Par tielle Willenlähmuna . .. Er starrt die ungeheure Vornehmheit seiner künsti gen Sippe an wie ein hhpnotisirtes Huhn.« »Und seine Braut?« »Er hat mir ihr Bild gezeigt. Jn Ballunisorm . .. Kühl -- hoch --— blond Salziäller dünne Aermi chen und eine hochmiithige Vogelvis sage. Sie will ihn -—-- ihn, den Bauernsohn. Das geniigt.« »Und wag hast du gesath« fragte jich. i ,,..,ag tan it du dir wohl denken PAber er erklärt, er kann nicht mehr czuriick —« Sonst wird er versemt --— bohtottit unanständiger Kerl — Iwas weiß ich? tlnd dann liebt er sie tia auch... Sie, die Erhabene, die so himmelhocb über iqu steht, die fo viel Herzensseinheit und so pietfeine Ma nieren hat. Wie lann man da an der-se .. Jch bitte dich. »Und dann die Mitgift!« sagte ich. » ,,Nee, da hält er auf Reinlichteit,« Ieiwiderte er. »Am liebsten möchte er ;sie aus seine Arme nehmen und in Esein Heim tragen... Er malen und ;sie Rassee kochen-» Aber sie is to Ymisch Sie will nich... Armee Kerl!« ,,Armer Kerl.« I l ) Der Weihnachtsabend kam heran, »den wir Junggesellen nach alter Ge wohnheit im Hinterzinnner unserer »Stanuntneipe zu feiern unternahmen. Einen Tannenbaum verschmähten wir Tnach ftilischtveigendem Ilebereinkom "nien, weil uns sein geborgtes und Jstimmungsloseg Gedränge als eine lallzu dürftige Parodie jenes Zauber sglanzeö erschien, der im tiefsten iSchrein unserer Kindheiiserinneruw ngn seinen unzerstörbaren Sitz hatte. iAber wir pflegtest uns gegenseitig klei Ine Geschenke --—nicht immer die zar Etesten —s-- zu überreichen und über dem Rheinweinalase vergangenes und er hoffteg Glück an uns vorüber-ziehen zu lassen die einen weicher, die ande alle von dem Wunsche durchdrungen, in diesem Zwischenstadium gute Freundschaft zu halten. Des ,,Salonniannes«, der sonst nie gefehlt hatte, wurde heute kaum ge dacht. Jn diesem Kreise scharfer Zun gen hatten nur die Anwesenden recht, und zum Schmälen war heute wenig Lust vorhanden. Einer machte gelegentlich darauf aufmerksam, daß sich in dieser Stunde sein Schicksal wohl erfüllen würde. Der heilige Abend sei ja der übliche Zeitpunkt für Verlobungen und fon "stige Maiheure. . Mit einem schweigenden Achselzu Fcken wurde das fatale Thema abge sthan. sGegen 12 Uhr nachts klopfte es, und sunser Freund trat ins Zimmer. Man tann nicht behaupten, daß wir iihm ein freundliches Willtommen be i reitet hätten. « s Er gab uns der Reihe nach die hand und sagte dann: »Einen Stuhl J , werdet ihr doch wohl noch ftir mich übrig haben.« Wir rückten zusammen und versuch ten solzu thun, als ob in den jüngsten Monaten nichts Betncrtengwerthes vorgefallen wäre. Er war in Frack und weißer Binde und fah fahl und schweißig ans-, wie in den Zeiten einstiaer Ueberarbeituna. Seine Beine-Jungen waren schwerfäl lig, pflegmathifch beinahe. Nichts zeugte dafür, daß irgend eine Erre aung --- freudige oder fchmerzliche --—— Oel-en durch seine Seele geganan war. Trotzdem wich der Verdacht nicht lvon mir und ich wußte, alle die anderen theilten ihn daß er nur ge kommen war, uns Von feinem neuen HGlijckSznstand Mittheilunq zu machen. » Endlich platzte einer mit der Frage !heraus: »Na, du bist ja wohl nun lgliicklirber Bräutigam?« ) »Nein,« erwiderte er nnd fah dem ISprecher gleichmiithig ins Gesicht, !,,Ineine Verlobung ist vor anderthalb iStunden in die Briiche gegangen.« E Uns blieb der Glückwunfch in der Kehle sitzen. Wir mißtrauten ihm all Izu sehr. l »Ach will eitrli die schnit- ist-Höhlen« fuhr er fort, »damit ihr nicht denkt, ich sei da irgendwo mit Schanden rausgeslogen und komme bloß so faute de mieux zu euch zurück.« Er erzählte schlecht —- abgehackt, trocken; und doch war’s, als ob mit den Worten Blut und Galle aus sei ner Seele quoll... Sein Tonsall ist mir durch alle die Jahre im Ohre hängen geblieben. »Wie ich da rein gerathen bin, das fragt nicht . .. Wer von euch selber in solche Lagen kommen wird, der wird’s verstehen.... Die anderen nicht.... Es giebt eben eine Unmenge Aesthetik in der Welt, oon der wir uns nicht-H träumen lassen . . .. Wenigstens nicht einer wie ich, der mit neun Jahren die Schweine gesiittert hat. Aber der Fehler, den man macht, ist, daß man sie für das Wesen der Sache hält, während sie doch blos; um die Men schen rumhängt·.. Als gleichgiltige Lebensaewohntem als-wag weiß ich Schmutz ist mir immer satal ge wesen. Und Rohheit auch. Und doch hab’ ich mein Lebtag lnietief in Schmutz gesteckt . .. Und habe zu Zei ten die Rohheit sogar gepflegt . .. So könnt ihr es euch erklären, was- ich in den letzten anderthalb Jahren getrie ben habe . . .. Das-, ich wirklich glaub te, eine höhere und hellere Art Von Le ben kennen zu lernen . .. Auch daß ich mit beiden Händen zugrifs, als man mir so ein Lichtwesen, immer in Flor, immer in Spitzen, immer weiß gewa schen, aus dem Präsentirteller entge gentrug . . . . Innerhalb der Familie war die Za che schon seit Wochen im klaren. Heute Abend sollte sie auch Publit werden. Eine Menge Menschen war eingela den.... Seit acht Tagen wurde am Ausbau gearbeitet . . . Der reine Jahr martt . . . . Beim tshristbaumputzen sollte ich auch helfen. Symbolischeri maßen, wenn ich sagen soll, weil ich doch nun mit zur Familie gehörte . .. Denn den Baum putzten die Diener .. Jn dem kleinen Speisesaal — -- bei mei nem verflossenen Schwiegervater giebt es zwei, einen großen und einen klei nen ——- hatten sie ihn aufgestellt. In meinem Vaterhause war blosi so ein winziges Ding, nicht größer als ein turzstieliger Besen... Dies war ein richtiger hoher edler Waldbauni. Man glaubte den Wind darin tauschen zu hören. Aesthetit, liebe Kinder, Aesthetit! lind mir wurde ganz wohl und weh zu Muth». Jn den elf Jahren, seit ich nach München auf die Akademic aei aangen war, hatte ich den Christbaum bloß durch fremde Fenster brennen sehen . . .. Vater todt . . .. Den Hof hat mein Bruder.... und mit dem steh’ ich schlecht . .. Und nun der schö ne dunkle Baum da. . .. Und auch sür mich . .. Beinahe extra fiir mich . .. Das hätte der Alte erleben miisseu, dachte ich, der todmüde vom Schweine schlachten immer schon einschlief, wenn noch kaum die Lichter brannten ·. Jhr müßt nämlich wissen, daß bei vielen Bauern des Flachlandes sich die Sitte aus alten Qeiteu erhalten hat, um das Weihnachtssest —-— oft am Christabend selbst ——- ein großes Schlachten abzu halten. So wasg auch auf dem Hof meines Vaters.... Ohne Schweinegequiecke, ohne Wursttochen u. s. w. war für uns Kinder teine Festfreude denlbar ..... Und zur Kränuna und Vollendung der ganzen Herrlichkeit hing abends- am Christbaum siir jeden von uns eine schöne, blanke, wenn möglich noch rau chende Blutwurst. Und nun, Herrschaften, kommt mei ne Bornirtheit·.. Oder meine Klug heit, wenn ihr wollt. Wie ich den Tannenbaunr da sehe ---— mit den dunk len, unten silbrigen Zweigwedeln, frisch aus dem Schwarzwald anges lonunen —-- da faßt mich eine Art von Leclrigkeit, eine Sehnsucht nach Kin dessekude und mehr noch, mehr noch ein Verlangen, ganz, ganz, ganz gläcks lich zu sein« .. Kurz: ich will eine Blutwurst da hängen sehen . . . . Nicht wahr, das ist doch kein Ver brechen? Man weiß doch, wer man ist? Man hat doch nicht nöthig, bei jedem Worte ängstlich um sich herum zu schielen, welchen Eindruck es machen wird. Aber wie ich meinen Wunsch ausge sprochen hatte, da hättet ihr mal die Gesichter se en sollen. Zuerst Schweigen Dann werden die Diener mai-geschickt Und dann geht’s log. Kein lautes Wort ·-— sehr kühl —-— sehr höflich ——- aber s-- » ei Hoeht . .· Ob ich bedacht hätte, in wel schem Kreise ich mich jetzt befände, ob sich willens wäre, mich und die Fami klie dem allaemeinen Naserümpfen Preis-zugeben Und wenn ich wenig stens« gewartet hätte, bis die Diener draußen gewesen wären, dann hätte sman es vielleicht so einrichten können, Fdaß die Wurst nach außen hin als ein sGeschenk für Cheri oder Nero gegolten hätte. Wovon jetzt natürlich keine Rede mehr wäre. Jch sagte »Schön Dank«. Mit den Hunden möchte ich so wie so nicht ran gieren. Die Mama ——-- ganz Lebensart und ganz Würde ——- wurde immer noch kühlen Zur Empfindlichkeit meinerseits wäre nicht die mindeste Veranlassung. Und man würde wohl noch mancherlei Enttäuschnngen an mir erleben. Und man hätte überhaupt mein Fühlen nicht für so nnäfthetisch gehalten. Jhr wißt, in Fragen der Aesthetit -—— da versteh ich keinen Spaß. Und das sagt’ ich ihr auch ziemlich unum wunden. c n» - «- - - .- - · Arn Acclllc ICKUUI spkllllj lclll LVULL Sie sah mich bloß unverwandt an. Schließlich kam eine Art Versöh nung zwischen den Parteien zu Stan de. Aber der Stachel blieb sitzen. Das war vorgestern. Gestern führ ten wir einen Eiertanz aus, zwischen lauter verletiten Gefühlen. Mit Er solg. Wenigstens herrschte bis zum Schlusse ein süß-sämtlicher Frieden. Heute vor drei Stunden ----— rnir ist’s, als wären’5 drei Jahre -——- feier liche Bescheerung. Eine Riesengesellschaft. Unverhei rathete. llnd kinderlose Ehepaar-e Andere wollten noch nachlommen. Al les roch nach Tannen, nach Mpschlls und nach Verlobung. Eiaentlich soll te die —- wie«’s in Familien und Fa milienbläitern üblich ist ——- unter dem brennenden Baum vroklamirt werden. Aber im kritischen Moment kommt der aut verslossene Schwiegervapa —— um den Mann thutsz mir eigentlich leid auf mich zu und saat mir ink Ohr: »Ihr macht mir beide zu muck sche Gesichter Wir lassen’g lieber bis zum Seit.« Wir ginaen zu Tisch —— ich natür lich mit meiner Braut. Von dein Au genblick an. daß ich an ihrer Seite war, lächelte sie immerzu, aber es war etwas Festgefroreneg in diesem Lächeln, das mich nicht wärmer machte. Wenn die dein Lebtaa mit diesem Lächeln neben dir beraebt, dann bist du geliefert, sagte ich zu mir. Wir sprachen auch kaum zusammen Und weil ich leine Lust hatte. mit meiner andern Nachbarin Blödsinn zu schwatzen, zog ich bald gedankenlos das Bleistiftende, das ich immer in der rechten Westentasche trage, heraus und wollte, wie ichs immer thue. um eine üble Stimmung, einen ekligen Gedanken zu verscheuchen, iraend was um mich ber betritzeln Aber ich fürch tete das Aussehen, löste darum mit dem Tischmesser den Grapbitftengel aus der Holzbiilfe brach ein Sttielchen davon ab, steckte es unter den Naael des rechten Zeiaesinaers und konnte so ganz unbemerkt auka Tischtuch flie ren. was ich wollte. Das heißt, ich veriichere euch, ich wollte gar nichts . . . . Am allerwe niasten die Veranlassung zu einem Etlat an den Haaren herbeizieheu. Was ich da machte, geschah beinahe unbewußt. Aber weil mein Gehirn sich in diesen zwei Tagen vor lauter Trotz und Beschämng innuerzu und immerm mit der heimathlichen Weib nachtsfeier beichtiftiat hatte, so ents ftand --— ohne meinen Wunsch und oh ne meinen Willen - -- ein Schweine schlachten daraus. Jch wurde dessen erst gewahr, als irgend jemand von drüben zu mir herüberries: »Sie, junger Meister, was machen Sie denn da?« Ich wollte die Schmierealie rasch mit der Serviette zudecken, aber es war zu spät. Man rectte die lHälse und drängte sich heran. Es gab ein allgemeines Betrundern, als hätte ich aus Verse hen etwa den Fiarton der ,,badenden Krieger« aufs Tischtuch gezaubert. Auch das Motiv sand man entzückend naiv und höchst annntthsvoll Be sonders das schiafende Bäuerlein nnd den Hemdeiixiiiniitz, der in die arm-v dicke Wurst hineinbeiszt . . . Nur über das Vorbild war man sich nicht recht im klaren. Die einen riethen auf Oitade, die anderen anf Jan Stern nnd ein ganz Feiner vlaii dirte auf Terborch in seiner Frühm riode, bevor er fein geworden war. Jch verhielt mich natürlich schimm sam. Da hörte ich rechts neben mir etwas murmeln, wag wie ,,taktlos« oder »geschmacklos« klang. Genau konnte ich es nicht unterscheiden. Aber Inir steig eine solche Wuth in die Höhe-, daß ich am liebsten —— ——- — Na, ich that nichts dergleichen, son dern sagte nur ganz ruhig: »Meine Herrschaften, Sie irren sich, ich schöp fe aus dein Leben unt-Vorbilder bran che ich nicht. Der alte Mann da ist mein Vater, der Junge bin ich, und das Ganze ist eine Weihnachtsfeier in meinem Elternk,ause.« W i Da wurde er ganz muckestikl Fiir einen Augenblick hörte man das Gas im Kronenlenchtei singen. . Dann sagte einer oder der anderes »Seht interessant — o, seht interes sant.«11ndirer ausgestanden war, drlcitckie sich leise ans feinen Platz zu iu Mir war der Trotz in den Kopf ge stiegen wie eine Plötzliche Betrnntem heit . Und aus dieser Betruntem heit ichrie es in mir: »Was hast du nöthig, dich zu schämen? Bekenn »Farbe! Eaal, was daraus wird.« Und da ich 1.un einmal das Wort hatte so behielt ich es auch und ers zählte forsch weg wie so ein weih isiazhtlicheg Schweineschlachten aus ie t. . Mir gegenüber saß ein langer, schmaler Generalstäbler mit einem Schädel blank wie ein Knie, vor lau ter Vornehniheit weiß wie seine Set viette . . . Der ließ in peinlichem Staunen das Monocle aus dem Auge fallen und sah mich an mit einein Lä cheln, so nnnennbar mitleidsvoll, so voll herablassender Seelenklage, daß ich in meinen Schilderungen immer noch ein bischen veristischer wurde. Und dann plötzlich —- mitten in mein Erzählen hinein —- klapperte neben mir ein Stuhl und meine Braut verließ das Zimmer . . Meine lieben Kinder, was soll ich euch viel sagen?—— Die Verlobung ist nicht verkündigt worden. Als die Tafel aufgehoben war, ging ich in die Gardcrobe hinaus, nahm Hut nnd Mantel nnd verließ stillschweigend das Haus in dem ich mich nun unmög lich gemacht habe. Dann bin ich anderthalb Stunden lang durch die Straßen gelaufen und habe Gericht über mich gehalten. Und nun bin ich wieder da und bitte euch, laßt alles sein, wie es einmal ge wesen ist.« —- —— -— —— —- — —- — Ein Dutzend Hände streckten sich ihm entgegen —- abbiiiend und verzeihend zugleich. Leiiner aber lief heimlich in die Wirthshausküche und kam nach zehn Minuten mit einem Teller zurück, auf welchem eine mit blauen Schleifen ge schmückte Blntwurst lag. »Diese Blutwnrst ist kein Verbre chen,« sagte er. »Sie ist gänzlich sohne Snobtrichinen nnd garantirt ästhe tisch.« Ob Der Glocke Weihnacht. Vom Tlmnn die Alte nennt man mich, Wie tönt mein Lied so feierlich: - » Un Licenselientindee, habet acht, Denk ist die stille. heitge Nachtl« Glutin l lind nin mein klinf die Nueht dnutyhallh Triingt in den Massen inan nnd alt, Tie Eelnitten lmselien nm den Dom, llnd Lichtlein schwimmen tief im STIMM litten-Tal kllnn lauscht die Welt der alten Mär’, Daß Gotte-Z Sohn geboren mirs kltnn han ieh still nnf hoher Macht Aneh siir mich selbst der heiligen Nacht lsllorial Bald strahlt im niterennften stimmt Tcr Minder thir, der Weilnmehtsjslmnin Nin-J Tannendnft litintth fremd nnd hold, Von Mit-erstern nnd klinnseliexiold liilorinl Nin In der Alten ans dem Tlinrm klieielit nieiit ier Weihnmst Lieliecsstlirnn :’ln meinem Fenster, tief vm·sl"l)lleit, Wncti nnr dec; Oinnnels Tnnlelheii — tlklorial Trutz nnisi det Meister, der mich schni, :’ll , Ins lnifl mit den UnneliUni ktni triint til-ein selitit«l-"ti- ; lsitoetenfleid Jllss Lilniitxieichenk iiir nlle sit-it: « Glnkinl Drum l«ns»’ jin frohnnit lantem Eilann Ten Illienielien An ein Wohlaefntl n lind drinne m den Hiihe Cln aneh Hnnmelisminne still nnd leert Gloeial Gertrnd Fee-in le Fort. NR Kinderglück Deceinberliiste, haucht ihr wieder Jn sehnsuchtsvolle Kinderherzen Den selig-süßen Traum hernieder Von Tannengriin und Weihnachis terzen? Laßt ihr, umliiillt von hei!’gen Sagen, Die kleinen Seelen ties crgliih’n? Von frommer Ungeduld qetragen, Sie heimlich schon zur Krippe fliehn-IF Bis endlich dann, nach langem Seh nen. Die letzten Stunden schnell Fischwin den, Und unter leisen Glockentönm Die Weihnachtleerzen sieh entzünden-— O, glücklich, glücklich, wem hienieden, Jni lichtuntvedter stiller Nacht, Der unichiildgvollen Kindheit Frieden Aus hellen Sternenaugen lacht! Es lehrt auch Dir in solcher Stunde Ein selig-süßer Traum zurück; Ein Klang der alten Weihnachtstnndez Ein Glanz von einst’gent Kindergliick. -———--· - O-» Wir Großen sollten uns ein Bei spiel nehmen an den Kleinen: sie schreiben lange Wunschzettel aus nnd sind ——— mit irgend etwas zufrieden II· sit st· Je toniplizirter das Spielzeug der Kinder ist, desto weninei m es ein Spielzeug