Auch ein Heid. i Rmllette von Ernst Genng Der Herr Baron! " Er kam aus dem Walde und trabte noch gen-schlich in langsamem Trott aus der Landstraße die Pfeife im Munde, den Rauch behaglich aus eßenn Kurz und energisch schien ,eme gedrungene Ge«talt mit dem ,»på verwachsen. sie Hand hie-it lass-g- die Reiigerte. Den Kopf trug er steif im Nacken. Der Wind spielte mit dem eisarauen Bart-e, der das scharsgeschnittene Antlitz umwalltr. Scharf blickten die Ausgen, und tut-an . nisch war der Ausdruck Dieses Man nes, dessen eiserne Tyrannei auf sei nen Leuten und nicht minder auf sei ner eigenen Familie unwidersprochen kostete. Wie ein Warnungssignel pflanzte sich derSchreckensruf: »Der Herr Ba ron« ron Munde zu Munde fort, wo immer und wann immer er auch nahte. Es versehlte in den wohlha bendsten Bauernhäusern, in den elen desten Dorfkaten seine Wirkung nicht. Alle richteten sich straffer empor, alle arbeiteten eifriger, wenn er kam, und alle grüßten in tiefster Verneigung, in s!la-vischer Demuth, sobald er in Sicht war-. Seine deutschen Bauern begnügien sich mit Verbeugungen aus der Ferne. Die Leiten, Russen.Est den unsd Liiauer, welche auch auffri nen riesigen Güterkompbexen hausten nnd tagelölmextem umringten ihn und I!!s.t..- « sei-nah tug- soc gkxu ur- zu Wut-u »v lamen, selbst seine schmutzigen Stie fel, fein Pferd, seinen Wagen — « wean sie weder seine Hänre, noch sei nen Anzug erreichten. Diesen Weih rarrch von U terthänigteit, der von der Leibeigenschast noch übrig geblieben. verlangte der Herr Baron als etwas Selbstverständliches Daran war er gewöhnt Und wehe, wenn einer auch nur um einen Schatten weniger tief gräbt-h weniger schnell oder gut ar beitete! Reitpeitsche, Schirm-, Stock oder die Mode Faust sanften dann so fort auf den Sämnigen nieder, gleich viel, welchen Geschlechtes er war. Bei eeuDeutschen kam es weniger, höchst selten vor; aber das »andere Gesian verlangte sein-e Schläge wie das täg liche Br ", so sagte er. Und Zeit und Erfahrung schienen ihm Recht zu geben. «Kinder! Der Beter!« Die bleiche. schlanke Baronin rief es laut, denn auchsie hatte den nahenden Reiter von Thurmstiulre, »dem alten Macht thsurrn« aus, entdeckt. Ein nervöser Schau-er flog über ihren Leib. Hastig eilte sie hinan-, um das Vesper vor zubereiten. Nichts durfte versäumt werden. Wie eine Alarmalsocle wirkte ihr Ruf in dem- Jakzrliunderte alten Schlosse. Die Baronessen versteckten schleunigst die Roma-ne oder Puppen nnd nahmen Schmibiicher und Hand-« arbeiten vor. —- Baron Damit-, der älteste Sohn, dessen heiße Sehnsucht nach dein Studium der Malerei lechzte, warf sein Stizzenbuch in eine Schiublade und beugte sich über die Geschäftsbücher der Gute-Verwaltung in der Kanzlei. Widerwillie hatte er in St. Peter-Murg und Riga ten vorgeschriebenen Studien oligelegem nnd mit heimlich-ein Grimme sich hier jeyt einfpereen lassen müssen. Gab es denn einen Widerspruch gegen den Vater-? Baron Jvar, der Geschich- se ftudiren wollte, sich aber dem medizinischen Berufe zuwenden mußte. seufzte bei demRUfe der Mutter schwer und ver barg eine alte Chronik schleunigst in der Schloßbibliothet. —- Und Ba ron Boris gab plötzlich seinen ina benlxrften Troh aus und fügte sich- den Wünschen des erleichtert aufathsmem den Kandidaten In dem etcyengetasenem nur we wehren,— MAY Ahnenbilrern geschmütctten Speiiesaale versammelte sich um sieben Uhr die Familie zum NachtmæhL Der Herr Baron sprach das Tischgebset Dann setzte er sich geräuschvoll nieder. Alle bückten ihn stumm an. Die Züge seiner Gattin Indien in merkbar-er Spannung. Sie wußte, daß ein Gewittersturm bei ihm im Anznge war; aber sie wagte nicht zu fragen. Er aß und trank, bis der erste Hunger gelöscht war, dann legte er die Gabel nieder-, blickte alte der nach an und sacrte grollenr: RKsernePdrIshkeis.ieEisenl)c1hn! Ueberall Streits und A1:.fruhr Walden Hen terbrueh« Königswnld sollen in Flam men stehen« »Um Gottes- willen, Vater, und- das sasgft Du so ruhig?« Die Bjronin bebte. ,Wad hat die Versammlung be schlossen? Wie wirdes msit der Orga nisation der SelbstvertbeidisgnngI Nequirirt ihr kein Militär, lieber Vn ists« fragte der älteste Sohn besorgt — nnd erregt. , Der Alte sah ihn an und schwieg THE eine Weile. Dann entgegnete er in wonniges Verachtung hohnlachend: ZM früh rücken hundert Dragps " zwischqu der Nachbarschaft bei M ein. Lächersjcht Meine Leute ten »se- und wogen nicht zu knacken - nicht zu den fortschrittli die ihre Bauern mit Hu MM sibersiitieM und denen sie R diechJZHer getilgt-It te wetzen r s - . Esel istruhtgsp Uns-wehe III-tänz- Taf nikdmwäåerskx : ng ou I I« Aktienm mtt bewundernder M den Man-n, der to ruhig W s iste, während das ganze Land in evolntion war. , »So-lieu wir nicht doch Waffen ver theilen und Wachen ausstellem lieber Bateri« - ,,Jch dächte Du wartest besser meine Entf cheidungen ab lieber Ha Iraltu Seitche wann ist es Sitte daß sineine Söhne mir Vorschläge machen?« Wir sind keine Kinder mehr, par don, Vaterl« Harald stieß es zor«n:-. sticlt aus. »Ihr seid meine Kinder. Hier gibt es außer unserm Gott nur einen iHerrm und der bin ich! Verstanden!« »Harald!« flehte die Mutter bang und wandte sich zu dem Gatten. »Du weißt nicht, wie ängstlich ich bin, Lie ber! Unsere Töchter —- wir — ich — idie Leute — der glimmende Haß — die Aufhetzer —« I »Ja, ja, die Aufheyek!« wiederholte er verbissen. »Wer sie duldet, wird l l f sie fürchten lernen. Nicht ich! Both-I habe ich auf dem dritten Vorwerk in. Krug ein paar betrunkene, lettische Bauernliimmel ausgespürt,« er lachte, »du war solch Studentenbengel aus Riga, der wollte ihnen auch ein Lied von der Freiheit singen. Aber —« »Aber?« Alle schauten ihn erwar tungsvoll an. »Um ein Haar hätte ich den Bur Ischen mit rniener Reitpeitsche gezeich snet. Nur quietschte er wie besessen bei imeinem Anblick und rannte nach dem stlialde Der kommt wohl nicht wie l et!« T Mehr war für heute aus dem Th staunen nicht herauszuheben Gleich inach der Mahlzeit begab er sich in das jBillardzirnmer und befahl «fe»i·n»em »Ja-eilen VIIan, einem vorzuguuycn - iSpieler, mit ihm eine Partie zu spie len. : Auf Bitten der Mutter und der Schwester ritt indessen der ältefie Sohn die Umgebung des Schlos fes ah, untersuchte Thore und ;Thiiren, vertheilte Waffen unter Idie treuen Diener und ftellte Wachen aus. Das alles mußte heim slich und sehr geräufchlos geschehen, da Jmit der Herr Baron nichts merkte. Er swäre iiher diefe »feigen Vorsicht-IMM regeln«, wie sie alle Besitzer der Um gegend längst til-ten sehr angehalten geweer — ; Alles schien ruhig. Um zehn Uhr bereits lag das Hurenhaus in tiefer Dunkelheit Seine Bewohner schienen ;zu schlafen, trotzdem manche von ihnen »sich unruhig wälzten und in die nächt Jliche Stille hinauslaufchten Die Lage sder Provinz war kritisch genug, um Hdie Nerven zu erregen. — Um elf Uhr machten die Posten leife eine Runde und bemerkten befriedigt , daß keine Störung nahte. Um zwölf Uhr waren die alten Getreuen auf ihren Macht lpvsten fest eingenickt und hörten nicht jeinmal mehr das dumpfe Schlagen der Thurmuhr. Da — um halb eins fuhren sie em por. Hundegebell, in der Ferne zuerst, näherte sich und schwoll zu tobendem Geheul und Gerafe an. Windlichter erglühten wie Leuchtkäfer am dunklen Waldrande. Trupvs von Menschen, die in der Finsterniß nicht zu zählen waren. fchobsn sich plötzlich, wie aus dem Erdboden emportauchend, von al len Seiten auf den das Schloß um gebenden Pakt zu. Wie Katzen über tletterten sie die Gitter, legten Leitern an die Thore und stiegen einfach über diese hinweg —- Ehe noch die schlaf truntene Dienerichaft recht zur Be sinnung kam, war das Gebäude von allen Seiten umringt Wildes Ge schrei, Schmähungen, drohnendeö Klopfen mit Drefchflegeln, zerpraf felnde Fensterfcheiben, Steinwiirfe und danach ein wahres Triumvhgehriill er weckten dieHerrfchaften, die entsetzt von ihren Lagern sprangen. Bevor sie noch flüchtig Kleidungsftiicke übergeworfen, ertönten Schüsse »Die Frauen in die Haue: Benutzt die Frauen!« rief Baron Harald, ,,Leute, nehmt die Waffen. vertheidigt die Damen, bis sum letzten Blutstro Pfen! Ein Schqu wer weicht!« Er war als Erster auf dem Platze erschie nen, den Revolver in der Hand. »Nein Licht machen, das verräth die Spur! Ihm-, Bari-T Leute, alle in die balle!« »Vater! —- Um Gottes Willen, Vater! — Herr Baron!« Etsch-reckt aufgeregt, verängftigt stürzten die Damen, die weibliche Die nerschaft aus allen Zimmern, halb wahnsinnia vor TodesfurchL — Ha rald behielt die Ruhe. Er geleitete alle in die Halle des Wachtburmes. Er vertheilte die Waffen, stellte die Leute vor die Thüren. Draußen verstärlte sich der Lärm. Die Treuen der Guts-Verwaltung die Beamten der Oetonomie suchten die anstürmenden Belagerer zu vertreiben. Es kam zu ver-zweifelten handgemen nen; aber die angetrunlensen, tacht schnaubenden Horden waren in der UeberzahL Sie schlugen das Thor ein. Sie drangen in das Schloß und eroberten johlend ein Gemach nach dem andern. »Der herr Baron!« —- »Gebt den fis-ern Baron heraust« hörte man chreien. Im Dunkel lnieten die Bat-messen, die Gouvernante, die Zofen und dete tsen stammen-T »We- ist der Vaters« « fragte harald beklommen »Und die Muttert« sagte Jvar behend. »Da muß ein Unglück geschehen lein. Wir wollen die Eltern holen!« slchrie der älteste Sohn plößlitb und stärkste, gefolgt von den Briidern, zu» dem Schlafzitnmer der beiden Bee tnißtem Jn qualvoller Unruhe rissen sie die Thüren anf, drangen in den Raum ein und standen wie erstarrt. Beim Scheine des Nachtlichtes er kannten sie die Mutter. Sie lehnte seht blaß und ruhig gegen einen Schrank, völlig angetleidet. Mit un beschreiblich verachtungsvollet Miene schaute sie nach dem Bett. Wie ange etelt wandte sie sich den Söhnen ent gegen und hob die Hand: »Seht dass Ich verstehe Euren Va ter nicht mehr. Er muß ltant fein!« Wie ein Wahnsinniger wälzte sich der Tyrann der Familie, »der Herr Baron,« in den Kissen und rang die Hände. »Ach Gott, ach Gott. holt die Dragrwet! Helft mir! Rettel mich! Ach Gott« das Gefindel bringt mich um! Hilfe! Bcirnxlyerzigteitk« ächzte er, sinnlos rot Angst- Kasim sah e: endlich die Löhne, so ftiirnxle er auf tie zu, umfcklnnp sie und flehte: »Minder, reitet mich, Kinde-, helft!« Schon hörte man die nahendeBan te. lirelcke von einem Knechte gerade hierher geleitet w:-rde, um den ver haßt-n Mann Zu ergreifen, da et manntc sich der älteste Sohn. Seine Wangen erglühten, fein Herz schien still zu stehen in einem plötzlichen heiße-i Schamgefiihi. ,,Echnell, Jun gen,'« sagte er nastizz ,.b-tingen wir» ihn nach der Halle. Er ist trant3«: Und sie schleppten den cianz unfähi-; gen, laumelnden Feiglina durch Sei-( tentreppen in den Wacknthsurm zu den Frauen. Der alte Theil des Schlosses hanc schon in früheren Jahrhunderten Belagerungen aushalten müssen. Sein vieles Gemiiuer. feine eisenbeschlage nen Eichenpsorren schätzten auch heute die kleine Vertheidigerschaar lange Stunden gegen die Revolutionäte· Das Schloß worin ihrem Besitz; aber sie erhitzten sich immer mehr, weil sie »den Herrn Var-tm's den Verhaßten, nach immer nicht in ihrer Gewalt hat ten nnd vor Rache dürfteten. Ein Bild des Jammers, zähnellaps pernd, zitternd saß dieser unter den Frauen und flehte jeden einzelnen an. ihn zutetten Undes war, als ob das Flehen des Feiglings selbst den schwa chen Geschöpfen den Damen undKim dern, die Ruhe wiedergegeben Nicht ein Laut wurde hörbrrr!——Die Die ner standen an den Thüren. Die Söhne und der Kundidat an den Fen stern. Ab sind zu lnnllte ein Schuß, aus den aufbrandendes Geheul, das Kreisckxen der Verwundeten folgte. Jrn Wachttburm hörte man nur noch das »AchGr-ti, rette mich, Gott, schützt mich!"' des so jäh veränderten. nicht wieder zu criennersden Tyrannen »Na-h zwei Stunden halten wir uns vielleicht! Längrr nicht!" ertllirte Harald ernst, die Munition prüfend-. Unwillkiirlich falteten sich die Hände. »Sie sprengen die Verbindung, die Aanaillen,« rief plötzlich der Haus meister, »dann ist ca a-u"5!« Draußen graute der Morgen. »Gebt uns den Herrn Baron, den Menschenquiiler, den Elend-In heraus-! Euch soll nichts aeschehen!« rief eine Stint-me. »Wir krummen Euch ande rm kein Haar aus dem Kopfes« Die Einkreichlossenen vernahmen es. »Verlaßt rnich nicht« wintinerte de: Baron, sein Weib nrnllannnernd .Wir sterben mit Dir, Vater! Sei ein Mnnn!" malt-me Harald kalt. Unter dem Thurme trat plötzlich Stille ein« Dann thi-: man Sprechen verworren-es Rufen. Eine Minute später trachten Schüsse, vernahm rnan Trommeln-trieb Pserdegetrarnvei. »Das Milirär ist da! Die Dragos ner sind da! Wir sind g-:rettei!'« treisrhte der Baron Boris, der vom Thurm aus Rundschau gehalten. S-. waren gerettet. Nach kurzem, heißem Kampfe hat ten die Soldatendie Ausriihrerdpep irieben Bi-: Aiiiunrer waren ermun sen over gefangen Die besehlger-:n den «T»ssiziere kntten das- Echlosz oon den Mannsctiaslen saubern lasset-»Es war viel zerstört, vernidktetz aber glücklicherweise nichts niedekgebranni. Die Familie des Besitz-ers athnietc aus, obgleich ihnen allen« mehr als Schreiten nnd Anqst eine seelische schwer zu dezeicksrnende inst die Herzen bedrückte. Es war ihnen allen, als sei etwas unsagkor Hohes und Heiligee in Ihnen zerbrochen-. Stumm gingen sie aneinander vorbei. Allmälig hatte »der Herr Baron« sich wiedergefunden und die Haltung, ; die ihm eigen, angenommen Kaum war das Militär im Schlosse unt-« seine Sicherheit verbükgt, so richtete sich sein Muth empor-. Aber nur äußerlich. Jnsgseheim fühlte er eine brennende, scheue Scham. Nachdem er Toilette gemacht, zeigte er sich seinen Rettern und befahl, ein Mahl herzu stellen. . Bei der Tafel erlliirte er den Offi ieren, daß er mit seiner Familie aus as in Deutschland liegende, obtaini strirte Gut seiner Gemahlin überzu siedeln gedenke« Er hoffe, daß diesse terung bald mit dem Raikbsesindel ertig werden würde. Ihm sei ivland vorläufig verleidei. Er bitte nun-dass man ihn und dieSemen nach Riga sicher eitottiren wellez Die Fremden verspr n. ihr Möflschsth zu thun. Am achmittage aß die ganze Ia milie schweigend m dem ausser-hin derten, fast eren Wohnzunmer bei ,saminea. Scheu blickte »der HerrBO s ran« von einem zum andern. In sei ner Haltung lag etwas Gebrochen-. Es schien so, als traute sich der kleine gedrungen-le Körper » nicht mehr, die aufgebläht sterse Wurde zu dolus-ten time »Man erwartet, dass die Bahn linie von Riga bis zur Grenze mot wieder im geordneten Gang sein wird und ter erstefo abgehen kann, ssgt man mir. Un erer Reise in’s Ausland wird dann nichts im Wege stehenl Packt also zusammen, was das vers1... Gesindel dagelassen hat!« sagte er, anscheinend so hakt wie sriiher. Seine beiden ältesten Söhne tausch ten einen schnellen Blick. Dann rich tete sich Haeald ernst empor nnd be gann mit ruhiger Energie: »Unser Nitscizer Besitz ist gnt verwaltet nnd ertraareich Unsere Mitarbeit dort nicht nöthig. Wir halten es siir besser, wenn Du mit uns nach Berlin til-et sredelst, Vater!« ,Warnm? Weshald?" knurrte der Herr Baron. »Weil wir dort am besten unsere Zutunftgpliine verwirklichen tönncn,« fuhr Harald fort, ich lann mich der Malerei widmen, Bartes das Grimm sinm besuchen und JvarM ———« ,,«I iir ist in dieser schrecklichen Nacht klar geworden, ins-, man seinem Jch folg-In soll nnd als erwachsener ;’-.-"ienfck- teiner Votmundschaft mehr liedars,« fiel der zweite Sohn dem Bruder in’·g Wort. »Ich kenne unsere Verhältnisse nnd weiß, daß ich mich Ider Geschichte, meinem Liebling-situ rium wärmen kann. Jcti will daher »Du — sp— willst? —- —«- haeald bestimmt? ——— Was- bedentet das, zum Donnerwetter7"’ fuhr der Herr Baron zornbebend empor; aber unter den kalten Blicken seiner Familie sanl er schen, die Augen nieder-schlagend wieter aus seinen Sitz zurück. »Das bedeutet, daß unsere Sohne, die uns heute Nacht so heldenmiithig vertheidigten, sich ans ihre Männer wiirde besonnen hab-ent« ertliirte die Baronin tapser mit leicht zitternder Stimme. »Ich bin mit ihnen einver standen. Wir geMn nach Berlin, wo wir auch die Erziehung unserer Töch: ie: besser vollenden können. So lange hier die Revolution droht --——« Sie tornte ihren Satz nicht aussprechen Wie ein sauchender Choleriter war der Herr Baron aufgesprungen.· Er schnappte, blaß vor Zorn, nach Luft. Seine Faust iasusie auf den Tisch: »Das ist«-— das —- -—— wird ——— taJ ——- ——« stieß er hervor und glotzte seine Frau an, die seinen glühenden Blick ruhig aushielt. Dann stierte er auf sein-. Kinder. Auch sie saßen nn l«erregt, schweigend mit, entsschlossenen Gesichtern Der Herr Baron siih te nun, daß er etwas verloren, was un widerdringtich war. -—- »Macht — was ihr ——— wollt!" tnirschte er nur und stürzte hinaus. Seine- vte schöne »Herr-g Die berüchtigten Hexenversolgungen in Saturn Mass., waren keineswegs-, wie Manche glauben, die letzten in unserem Lande, auch wenn man der artige Fälle bei Wilden oder Hatk wilden gar nicht in Berechnung zieht. Wenig bekannt ist der heutigen Ge neration ein Hexenpwzeß im schönen, tebenssreudigen Virginien ans dem Jahre 1705; und doch war es in man cher Hinsicht einer der dentwiirdigsten, wenn er auch nicht in dem Tode des Opfers seine Krönung sand· Jn Ver bindung mit vielen anderen geschicht lichen Erinnerungen anläßlich der kommenden Ansstellung von James town wurde auch diese Episode wieder ausgegraben, ein so garstig-r Fleck aus dem Schilde Virginiens si: auch ist. , Jm genannten Jahre ging eine neue Woge von versolgungssiichtigem Fa natismus über das östliche Birginien dahin, nnd es war nicht schwer, in den Verdacht der hexerei zu kommen oder von Solchen, denen man unbe auem war, derartiger Dinge besich tigt zu werden! Dies war denn auch das Schicksal der schönen Grace Gher wood· Grace war ein yocygewacyseneg Mädchen, so ebenmäßig gebaut wie eine griechische Statue, mit einem Haar so schwarz wie Ebenholz, brau nen Augen und einem so berückend schönem Gesicht, daß andere Frauen sagten, leine gewöhnliche Sterbliche könne so schön sein! Sie war ebenso gut, wie schön; Niemand konnte ein zarter sühlendes Herz siir Kranke oder irgend wie in Noth Befindliche ha ben und bethötigen Aber auch das wurde nur gegen sie ausgebeutet; die bösen Zungen sagten: »Sie will eben nur Gelegenheit haben, ihre Mitmen schen zu schädigen!« Die meisten Männer waren voll Lobes siir die schöne und gute Grace, und das machte die betreffenden Cheweibetmeistens zu um so wüthenderen Feindinnen der selben. Endlich erhob ein Ehepaar in der Nachbarschaft, Namens bill, die sor melle Anklage gegen Grau« durch hexerei ihr Vieh trank gemacht zu ha ben. Graee wurde verhaftet und in das alte Gefängniß von Princeß Anne Counth gesteckt, das noch heute sieht. Nach Verhandlungen von einem Mo nat gelangte das sechslövsige Nichter collegium zu dem merkwürdigen Be schluß, daß das hilksehe Ehepaar die Kosten des Prozesses tragen, Graee Sherwood aber von einer aus Frauen bestehenden ury abgeurtheilt werden solle. Dami war sie sckon im Vor aus verurtheilt! Noch ilber drei Mo nate, bis in dem Juli, zog sieh der Prozeß hin; es wurde auch nicht der Schatten eines Beweises erbracht, — abet Graee wurde für eine Hexe er iliirii Doch fiel das Urtheil noch » In den Ritters-scien. . Ple « J».?«- O. , z, HEFT— «- - ».-.·,.-.»W » -s-( .:«: Freundin: »Wohin habt ihr denn eure Hochzeitsreise gemacht?'« Junge Frau: »Er-ff nach Venedig, und dann sind wir eben noch immer zugefahren.« tziemciche gen-we aus« vorbehaltlich späteren strengeren Gerichtes: der Spruch lautete auf Untertauchen im Wasser, was eine der unter dem Na men »Gottesgericht« bekannt geworde nen Proben war, in diesem Fall we nigstens. Aber da monatelang unge wöhnlich schlechtes Wetter herrschte, so wurde, »damit ihre Gesundheit durch die Procedur nicht gefährdet werde«, die Urtheilsvollftreetung b:inahe ein Jahr verschoben. Während der gan zen Zeit schmachtete Grace im Kerker. Dann aber wurde sie nach John Harper’s Plantaae geführt und, im Beifein einer gross-en Volksmaffe aus der Umgegend, im Lynchavenfluß wie derholt untergetaucht. Schwer er schöpft, wurde sie nach dem Gesäng nisz zurückgefiihrt und noch viele Mo nate festgehalten. Endlich ließ man das Opfer wahnsinniger Eifersucht — denn diese allein steckte hinter dieser ganzen Verfolgung —- in aller Stille laufen. Aber noch nach ihrem Tode wob sich ein ganzer Legendentreis um sie und um die Taucherei. Man erzählte u. A» ihre Hände seien gebunden, und ein Mühlstein sei an ihrem Hals be festiat worden, aber iie iei fast augen blicklich wieder an die Oberfläche des Wassers gekommen, den Mühlstein noch am Halse, aber mit freien Hän den! Einer anderen Leaende zufolge sollte sie mittels Zauberei auf einer Briaa binnsn wenigen Stunden nach England aessegelt fein. Einige heutige Nachkommen von ihr glauben an ihre Hexerei! Einen muntrer-mischen sus von Ofen-Ir- - pflegte, wie die Kölner Zeitung mit theilt, der General v. Jsing zu er zählen, jener verdienstvolle Ossizier, den der Krieg 1870 seines linlen Ar mes beraubt hatte und der seine Stellung außerhalb der Front dazu benutzte, aus dem Arsenal dke be rühmte Wassensagmlung zu machen. »Was verstehen ie unter »einiae?'« mit diesen Worten trat Bismarcl bald nach dem Einzua der siegreichen Trup ven in Berlin eines Tages an den al ten Haudegen heran, »einige, das sind doch 3 oder 4, «nicht»wahr?« «—·» »Ist llUll, Exzcuclls, DCO winqu uuw u »s 6 sein,« meinte der Gesraqte. —- »Na, schön«, erwiderte Bismarcl. »ich wollte Sie bloß vorher mal sraaen, Seine Majestät sagte mir nämlich. ich sollte mir einige von den französischen Ge schützen sür meinen Pakt in Schönbau sen geben lassen, —- wollen Sie die Güte haben, mir sechs bereit zu stel len?« —- Was wollte der General ma chen, der gewiegte Diplomat hatte ihm mit seiner schlauen Frone die Verant wortung sür die Zahl zugeschoben, und es blieb nichts übrig, als ihm die Ka nonen in der gewünschten Anzahl aus zusolgen. -—— Eine bettete hegebeeeheih welche das österreichische Militärleben charakterisirt, macht das »Wiener Deutsche Tageblatt« belannt. Bei den diessährigen Manövern sollte eines neue Tragart des Jnsanteriespatenss erprobt werden. Derselbe sollte nun-. m r neben dem Basonett angehängt, die er Seiten-weisse ähnlich getra n werden« Da das Neichstriegsenin· te rium, in dessen Schoosse diese epochale Jdee geboren wurde, ziemlich deutlich hatte durchdlicken lassen, daß es nur Nelationen im günstigen Sinne über diese Neuerung erwarte. so war Oberst X. recht unarienehm berührt, als die Kotnpagne Kornmiandanten einstimmig ihre wünschten dahin ab gaben« daß die zu erprobende Trag art MS tens aus dem Grunde un , praktisch ei, weil der schwere eiserne Spaten mit jedem Schritte des Man nes aus dessen Knie schlage, daß diese blaue Flecken und selbst schmerzende hautabschiirsnngen in Masse aufwie sen, was der Regimenisarzt bests tigen in der Lage sei. ,,- was-' samatrte ver Oberst lGeneralstiibley die um ihn versammelte-n Hauptleuie an, »meine mir wegen der Kniescheis ten von ein paar Bauernlackeln ni die Qualifikationslisie verpatzen la sen. Werden sich schon daran gewöh nen und Schwielen iringen wie Ka meele. Werde nur noch die Relation des beurlaublen HauptmannssSchiaus meier abwarten und dann irn zustim mencen Sinne berichten. Jch danke, meine herren« Anderen Tages lang te die Relation des von dem Vorge fallenen bereits in Kenntniß gesetten Hauptmannes Schlaumeier schriftlich in der Regirnenislanszlei ein. Unser Oberst war entzückt darüber, änderte seine Ansicht aber gründlich, da er so fort berichteiet Die bisherige Tragart des Spatens sei beizubehalten Wie das kam-? Iiun, Hauptmann Schlau meier hatte ganz einfach berichtet, daß die neue Tragart yöckst praktisch, ja geradezu das Ideal eines jeden Sol datenterzen sein müsse und in der That nur dem Gehirn eines crahren Feidherrn entsprungen sein könne. Nur ganz zum Schlusse fügte der Fuchs ganz unschuldig tei, einen al lerdings anweseniiiuixen Nacktheil kön ne er nicht verschweigen: ras- Anschla gen des Spitens auf die sinke der marlckirenden Selbatzn vgvrnrsaadtc oiele Löcker in den Hcsicn der Mann fchaii, was eine Herabsetzung der Tragdrsuer dieses nichtiaen Beklei tunasstiicles zur Folg-: hat-en müßte, was ter Reciimentgiclxkteider zu bestä tigen in der Lage sei. Oberst X. fand dieses Gutachien geeignet, um sich teim hohen Ministerium in ein alln fliges Licht zu setzen, und beriritieie ganz im selben Sinne. Justier siiindlich wird der Kronenvrden nicht mehr lang-. auf sich krauen lassen. Wir wollen es hoffen. ----- ckttiieflsche Gedankenwttttsr. Die Geduld ist der usier Stein der Weitem tret sie gefunden hat, hat nur noch zu fürchten, sie zu neuerer-« XI H st Dcr Verschwender titeut tsca Goid aus wie Mitt, fssr Geizhals fannntht ten Mist trie Gold. Ti- t st Der Luxus vermehrt die Bedürf nisse» die Mäßigteii die Vetgnüsgum gen. 46 It sit Die guten Quellen izrtennt man in trockenet Jahreszeit, cie guten Freun de tm Unglück· « II If Mit Geld drin-at man die Todten zum Reden, und ohne Geld kann man die Stummen nicht zum Schweigen bringen. I I- If Man mißt die Thütme nach ihre-m Schatten und große Männer nach ih ren Neidern. It- s If Man ist schon unglücklich, wenn man fürchtet es zu werden, und we: es zu sein verdient, fürchtet es immer. Use-steten Gattin: »Du hattest mir doch ver sprochen Männchen, obald ich selbst ständig kochen tann, mit eine Ueber raschung zu bereiten-F Gatte: »Gewiß Schatz! Jch habe heute der Köchtn gekündith -—r— Etu Strich such Ue schaun-. Bekannten »Wie, den Pferd-tagt haben Ste xttcknängia aemachtt« Baron: ·,Mutzte; ver insakne Schu ger wollte vie Rettftjefel nicht ohne nzahlmtg heunsgekent« tm Ass- sähe. -,.Run, Den Lentnant. tote viel Zeit bat-en Sie gebraucht, bis Sie tadeln konnte-ist« » keine» Gnädigstr. Rad gesehen, daraus gesetzt und fort trat jetzt«