It »»·. . «»,.»«.·y«.»» )Le·-.«L,U JCOL-()U« Die Frau des Rendanfm Kriminal-Roman von A. O. Klaußimmm (14. oktsetznngJ - Sie hatte täten bestimmten An halt fürA diesen Verdacht, aber mit selbßquäietischer Hartnäckixgteit hielt He an ihm fest. Und als Mattha bei the eintrat — ernst und kühl und zu tkickbastend wie immer seit dem Vet schwinden ihren Bruders — da be kannte sie mit argwöhnisclser Auf merksamkeit ihre Mienen wie ihre orie, um in einem unwillliirlichen Zacken der Lippen, in irgend einer unbedachten Aeußerung vielleicht eine Bestätigung zu finden für das, wag sie vermuthete. Sie sprachen wenig- denn seitdem die Verschiedenheit ihrer Ansichten Tiber Gerhatd Winters Sdfuld eine unüberbrittkbare Kluft zwischen ihnen " geschaffen, hatten sie einander nichts mehr zu sagen. Martha konnte ihrer Schwägerin den sofort mit rück sischksloset Offenheit kund-gegebenen Zweifel an ihresBruNrs Rechtschaf « fenheit ebensowenig verzeihen, als sie ihr das häßliche Wort vergessen konn te, daß sie Gerhard niemals geliebt Habe Wie Fremspde warener «in die ten ietzt-en ziehn Jungen nebeneinander her-gegangen Soviel, als es nur im mer m ihren Kräften stand, hatten fre« vermiedem miteinander allein zu fein. Wo es dennoch nicht zu umge hen gewesen war, da. hatte es immer wie dumpfe Gewitterluft über ihrem Beisammeniein gelegen. So war es auch heute. Und viel leicht noch deutlicher als sonst em " pfauden sie gerade heute die drückende Schmäle dieser unheildrohenden Stimmung-. Martha hatte einige spitze Bemerkungen ihrer Schwägerin unbeantwortet gelassen. Aber nach einem langen Schweigen sagte sie plötzlich: »Ich habe heute die nachge fuchte Entlassung aus meiner Stel lung erhalten. Dsa ich nun nicht län ger im« Stande sein werde, Dir eine angemessene Summe für Wohnung und Beiöstigung zu zahlen, bin ich Willens, mich nuch einem anderen Un terkommen nmzusehen.·' »Paran mußte ich gefaßt iein«, erwiderte Hermine ironisch-. »Ver muthlich hegft Du die Absicht, Bres lau zu verlassen.« »Nein, diese Absicht liege ich nor läusig nicht. Denn das wäre nichts anderes als feig-e Flucht. Solange noch ein Verdacht auf Gerizard ruht, werde ich bleiben.« »Das hieße: für immer. Aber da· es Dir aller Voraus-ficht nach nicht ganz leicht fallen wird, mit dem Na men, den Du trägst, hier in Breslau ine andere Anstellung zu finden — wovon, wenn es erlaubt ist, danach zu fragen, gedenkst Du denn Deinen Lebensunterhalt zu. bestreiten-Z« »Das weiß ich in diesem Augen blick selbst noch nicht. Aber es wird sich schon irgend ein Erwerb für mich finden, wenn nicht in meinem Lehre rinnenberufe, sodoch in irgend einem anderen. Jch will mich lieber als Dienstde verdientem ehe ich der Läge und der Verleumdung das Feld :iium«e.« Wielleichi als Dienstmädchen bei dem Rechtsanwalt Schröderi Jch bin überzeugt er wird Dich iehr nnd unter ganz annehmbaren Mängeng EINIGE , D-—s1 Manch Mc ou- jch wxi »wenn gestanden und ihrer Schwägerin den Rücken gekehrt hatte, wandte sich-, wie vor einer unsichtbaren Faust dazu ge zwungen, nach ihr um. Sie war be troffen; aket die Beschimpfung war zu Ungeheuerlich. als daß sie sie fo gleich in ihrer ganzen Schwere hatte erfassen können. »Bei dein Rechtsanwalt Schröder? Was willst Du damit sagen?« »O. bist Du mit einem Male so schwer von Begriffen, meine Liebe? Oder glaubst Du wirklich, mich mit irgend einer hochtrabenden Redensart über die Gründe zu täuschen, die Dir den Aufenthalt in diefem Hause un bequem nmchens Schließlich haft Du ja gar keine Ursache, sie vor mir zu verheimlichen, denn Du bist Deine eigene Herrin, und ich begreife Voll kommen. daß Du anderswo in Dei nem freundschaftliche-n Verkehr mit dem Herrn Rechesanwalt viel weni ger geniri sein wirst als hier.« Aus dem- Gefichi des jungen Mark « chens schien auch ter letzte Blutstu - per gewichen; ask-er ihxe Augen sprühten »Das ist schändlich!« rief ße »Weder nimmst Du das Recht. mich durch eine so nichtswürdige An deutung zu beleidigen?« « » »Ei, warum denn so- heftig? Starke - Ausdrücke sind noch lange kein-e Wi "deelegung. Jch werde wohl gute —- Wabe haben fiie meine Bermuthum —- Seht-öder ist seht wohlhabend. wahr? Und so lange Du ihn Inn Brief-Wer hast, kannst Du aller » » leichten setzenj auf eine An verzichten« weis-L« m, fast ienloi war dies ein wn Matthias Lippen ge » , Sie hatte beide Hände auf M , ßt, need als ein Bild T des tiefes ens als des « H » He vor i er höhnischk kn , Oel-Wetter da. Der ge ame -·-s«-2 Mr zu gut Fesseln als daß M er seine Wirkung hätte verfehlen kön nen. Frau Vermine war zufrieden mit ihrem Erfolg. »Gewiß — ich schweige gern, wenn es Dir unangenehm ist, davon reden zu hören. Aber ich dachte mir gar nichts Bisses dabei. Warum sollte sich der Herr Rechtsansczalt nicht bei Dir »ichadios dafür halten, daß ihm an anderer Stelle die Erobetung nicht jgegliickt ist« auf die er sich ffnung icemacht hatte? Jch gönne sir und Hihm von Herzen alle ordentlichen HGiiickseligkeiien« I Jn die gleichsam erstarrte Gestalt sdes jungen Mädchens war endlich Tmieder Leben gelonimen. Sie ließ die Hände sinken und ging geradez ivegs zur Thür. »Du bist nicht imerih, daß ich Dir antworte«, sagte sie mit einem Ausdruck von Verach tang, wie ihn Hermine wohl noch nie hatte hören iniissen »Dies war das ?letz.e Mal, daß wir in diesem Leben miteinander gesprochen Morgen schon H verlasse ich das Hans-« : »Viel Glück auf den Wes-! —- Und Lvergiß nicht, mich bei Deinem Lieb ! nen zu verilagen-.« Dass lcglc Mllc LUMUHI lockst lclllll inoch gehört: denn das Geräusch der ähirter ihr zufallenden Thiie hatte den JKlang der giftigen Worte verschlun J gen. Sobald sie allein war, sprang Hermine aus der lässt-gen Pole ent por. in der sie so lange aus dem Sosa gesessen-, ihr schönes Gesicht verzerrte sich zu einer furienhaften Grimasse, md ihre kleinen Hände ballten sich zu Fäusten, als sei sie im Begriff, sich auf einen unsichtbaren Gegner zu stürzen. . »Das letzte Mal?«· stieß sie in lei denschaftlicher Wuih zwischen den Zähnen hervor-. »Nein, Du Schlan ge, das letzte Mal war es noch nicht! Denn wir sind noch nicht fertig mit-— einander. ——-- Laß doch sehen, ob er Dich auch dann noch zu seinem Weibe machen wird — der ehrenshafte Herr Rechtsanwalt!" Sie ging an ihren Schreibtifch und legte sich mit Lebenden Fingern einen Briesbogen zurecht. Kreischend flog ihre Feder iiber das Papier, und wie käm-mische Genugtisuuna leuchtete es in Atem Gesicht, als sie das Geschrie bene überlas. « Es war ein kurzer Brief ohne Un terschrift und er war an den Unter suchungs-richtet Harrius gerichtet- l Vielleicht hätte ich mir etwas- mehr Mühe geben sollen, meine Hand zu rerstellen«, dachte sie, als sie ihn in ten Umschlag steckte. »Aber gleich viel! Jch werde es schon zu ver antworten wissen, wenn man die Elb senderin erräth-.« —...--,« l 15. K a p i te l. j Breslau, den 16· Augusts Mein lieber George! Herzlichen Dank für Deinen legten Brief und fiir die Wiederholung - i neä brüderlichen Anerbietens, mich mit Geld zu unterstützentz. Es ist ja leider nicht unmöglich, daß ich noch genöthigt sein werde, davon Gebrauch zu machen; fiir den Augenblick aber besi . ich genug. um mein freudloses Da ein zu stiften. Die Gesellschaft hat mir brieflich eröffnet, daß ich noch drei Monate inL Lmeiner Wohnung Li-!k. --. -·L».. unweit unt-ic. uns Uukj lllull lllll GUD befindet-er Rücksicht auf meine Lage fiir diese drei Monate sogar das Ge halt meines Mann-es weiterzahlen werde. Das ist mehr Großmuib, als ich erwarten durfte. Aber es ist doch immer nur eine Galgenfrifi, und ers bedeutet im Grunde einen fehr gerin gen Unterschied, ob ich heute oder nach einem Vierteljahr als Bettlerin aus der Straße liege. Am liebsten wäre ich gleich nach dein Empfang Deinesteiten Brie fes zu Dir nach Berlin aceilt, um mich endlich einmal an einein treuen Herzen auszuweinen. Aber man gab inir zu verstehen, daß irn Interesse der Untersuchung vorläufig noch mein Verbleiben in Brei-lau wünschens werth sei. Der aufregende Verlauf Des heutigen Tages hat mir bewiesen wie triftige Gründe der Untersu chungs-richtet für einen solchen Fin gerzeig hatte. Jch habe Dir nämlich eine große Neuigkeit mitzutlfeilem Gevrge — eiii Ereigniß, das , siir Dich wahr fckzeiislixh eine viel größere Ueberra schung bedeuten wird, als es nach al lein Vorbeiaegcngenen fiir mich fein kannte. Denn ich habe vom eeften Tage an einen sehr bestimmten Ver dacht gegen dieie falsch-. gleißmrische Person gehegt, die eine unumschräntte Herrschaft iiber ihren schwachen Bru der aiiöiibte, und die ja auf dein be tten Wege war. während Deines Hier feins auch Dich zu bethörenz Nun ist lie von dem Schicksal ereilt worden, das sie sich selbst bereitet hat, und ich leugne nicht« daß. eit. mir eine gewisse Genugthuung gewahrt« sie von der hundertsach verdienten Strafe bedroht zu sehen. Aber ich muß wabl im Zusammen hang er ’—hteri, wenn Du mich verne hen toll Gesten-. hatte mir meine Schwägerin mitgetheilt, das sie aus - W freien Stücken ihre Entlassung gesi nammen habe nnd schon innerhalb der l nächsten vierundzwanzig Stundens mein Hans zu verlassen gedenke. Ohne Zweife: war ihr trotz der dreisien Zu versidlt die sie so lange zur Schau ge irae-In, allaetnach doch der Boden hier in Breslan zu heiß geworden, und sie : hielt den ackeigneten Zeitpunkt für ge-j kommen. sieh ans dem Stanke zu ma- i ehen. Jch durch-schaute ihre Absicht: sofort. Aber ich hatte ja feine greif-·’ baren Beweise für ihren Antheil an» dem Verbrechen meines nnfeiigeii Gatten. Darum kannte ich nichtsi thun, sie an der Ausführuna ihres jedenfalls wohl vorbereiteten Vlanesi zu hindern. Jn aller Frühe des den-J tigen Tages nun wurde ich durch wie- E behalte-H heftiges Klinke-in an dirs Wohnunasthiir anfgeichreat. Noth-s; diirftia bekleidet, öffnete ich selbst undt fah mich zu meinem Schreck dem Kri- ’ minaltomrnissar Neuberger und zweis anderen Männern gegenüber, in de nen ich trotz ihres Civilanznges auf den ersten Blick die Polizeibeamten erkannte. Ter Kommissar begrüßte; mick höflich; aber nach seinem Ein-i tritt m die Wohnung wies er mit einen Befeh! des Untersuchungsriclk ters vor. der ihn erinächiigie, aber mal-S eine Hansfuchnng bei mir vor zunehmen. Da mein Gewissen rein ist, übergab ich ihm ohne weiteres alle meine SchiiisseL Aber ehe er mit sei nen Nachforschungen begann stellte er eine große Anzahl ans meine Schwägerin bezügliche Fragen, aus denen ich leirirt entnehmen ionnte, daß der frühe Besuch viel mehr Martha Winter galt als mir . - « zur rqal retht In Diesem auskn klick noch, was in meinen Kräften stand. um sie zu schonen-. Aber dem eindringlichen Hinweis gegenüber. daß ich wahrscheinlich alle Aussagen spä:er unter meinem Cide würde wie derholen müsset-, durfte ich doch end lich nicht länger zurückhalten mit dem, was ich beobachtet hatte und was ich verniutheie. Die ewige Ge-. bei.niiißkrämerei zwischen meinem Manne und feiner Schwester-, ihre ge radezu lächerliche Zärtlichkeit siir ein an:er, Marthe-J ausfallendes Beneh men nach dem Verschwind-en ihres Bruders und endlich ihr gestern kund gegebener Entschluß einer plötzlichen Abreise schienen den Beamten Grund genug dasüe, die Haussuchung nicht in meinen Räumen. sondern in dem Zimmer meiner Schwägerin zu be sinnen. Er ersuchte mich, sie davon inKennb l nis; zu setzen; aker er folgt-: mir auf dein lFuße n.1ch, wahrscheinlich damit sie lerne Gelegenheit mehr fände, in aller Eile etwas beiseite zu schaffen. Wir iiberraichten Die junge Dame beim Einpacken ihrer Habfeligieitem die iiber das qanze Zimmer zerstreut Tagen. Jch kann ihr die Anerken nung nicht versegen, daß sie die Rolle der geiräntten Unschuld auch ietzt noch meisterhnft zu spielen wußte. Sie schien mich sur die Urheberin oer un erfreulichen Ueberraschung zu halten, denn sie wars mir einen Blick zu, der mich wohl vernichten sollte. Jn: übri aen aber war sie von einer habend-i voilen Erhabenheit, die auf leinemi Theater ihren Eindruck verfehlt hass ten würde. Jch wollte mich zuriielziehen. weili mir die Szene sehr peinlich war-! Doch der Kommissar forderte michi auf, Zu bleiben, und so wurde ich ge- i gen meinen Willen zur Zeugin des: - denkt-würdigen Augenblicks. der das 3 ganz-, von meiner tugendhaflens Schwägerin aufgestihrte Lügenge-. bäude über den hausen warf. sie war auf eine ueberrumpeluna ins letzten Augenblick offenbar nicht mehr gefaßt gewesen; denn sie würde sonst Doch tvobc einen besseren Ver steck für den funkelnagelneuen Tau feudmartichein gewählt haben, den einer der Kriminalschutzieute aus einem Bündel von Brieer und Pa Pieren in einem Schiebfach ihres noch unausgeriiumten Schreibtisches »Her -rsrsrzog, um ihn dem Kommissar zu übergehen ,,Pf!egen Sie ihr Geld immer so ;iorg:o-·Z aufzubewahren, mein Fräu ;lein?·' wandte er sich an Martha, in ! dem er ihr vie Bantnote entgegenhieli. ),,C«s waren atso doch nicht Ihre fsiimmtlichen Ersparnisse die Sie Ih rem Bruder zur Verwaltung anver-s traut hatten?« Ich hörte an dem sartastiseteu Ton seiner Frage, daß er sie bereits für überführt hielt, und ich muß ge stehen» daß ich in diefem Augenblick sogar herzlich-es Mitleid mit ihr hatte. »Aber es verwundelte sich in Entrü Isiung, als ich gleich darauf erkennen mußte, eine wie durchtriebene Person. eine wie abgefeimte und versteckte Lügnerin ich to lange in meinem lHause beherbergt hatte. Wohl war »sie rasch nacheinander sehr roth und Jsehr bleich geworden; doch ohne auch inur mit der Wimper zu zucken, unt )woriete sie: »Diese: Schein gehört fmir nicht. Ich habe ihn ebensowenig jkorthin gelegt, als ich überhaupt et Iwas von seinem Vorhandensein s ahnte.« - Dabei hatte sie die Unverschämt heit, einen vielfagenden Blick auf mich Izu richten, gleichsam- ats wollte sie mich oerdächtigem die Banknote in ihrem Scheeibtiseh versteckt zu haben. cis war eine so empören-de recht-ein daß ich wirklich nur mit tät-e an »mich halten konnte. Glücklicherweise Zuersqu bei dem Krimisnallommissar sdies Kunststiietchen ebensowenig wie Falle anderen, mit denen sie es versuch ste.-- Nachdem ich der Wahrheit gemäß W versichert hatte. das-, ich seit vierzehn Tagen das Zimmer meiner Schmäge rin nicht mehr betreten hätte, und daß außer dem Dienstmädchen auch sonst niemand hineingekommen wäre. re rete er ihr sehr eindringlich ins Ge wissen, ihre Lag-e nicht durch zweckw ses Leugnen zu verschliminern und ihre Mittvissenscheft an demVerbres cken ihres Bruders einzugestehem zu mal man in der Lage sein würde, ilzir zu beweisen, daß ver gesundene Tau sendmartschein aus dem Tresor der Gesellschaft stamme. Sie blieb aber lseliarrtich kei ihrer Behauptung, nichts zu wissen — von dem Dieb stahl so wenig als von dem gegen märtigen Aufenthalt ihres Bruders oder von der Hertunst der Bontur-te die ihr in dieser Stunde zum ersten Mau- vor Augen aetommen sei. Jbre Halsstarriateit und der Aufwand an itttlistker Entrüstung, mit dem iisr jede Bescksuldigunq zurückivies, erschöpf ten. endlich die Geduld des Beamten. Er erklärte, daß es Sache des Unter Juctsrzngsrichters sein würde, sie zu eine-n Geständniß zu bpinaem und forderte sie aus, sich sertia zu machen, da es seine Pflicht sei, sie zu net-has ter» Du hättest nur das Gesicht setzen sollen, mit dem sie diese Eröffnung entgegentrat-irrt Wie eine antite Rös merini Jch hätte laut auslachen tön nen, wenn mir nicht in dem namenlo sen Jammer dieser letzten Wochen längst alle Lust zum Lachen verloren gegangen wäre. Der Kommissar Libergab sie der Aufsicht eines seiner beiden Untergebenen und keendete die Hatt-stuman die wohl nur der Form halber auch auf die übrigen Ränme ausgedehnt wurde und nichts Bela stendes weiter zu Tage förderte. Dann war er rücksichtsvoll genug, fiir den Transport meiner liebenswürdi gen Schwiigerin eine gefchlossene Drofehle holen zu lassen. Und sie ging vor ihm her, stolz mie eine Prin zefsin. die im Begriff ift, zu einer Hoffeftlichteit zn fahren. Mir hatte sie vor ihrer Abfiihrung lein Wort mehr vergönnt; aber ich lin sicher, daß sie mich am liebsten umgebracht hätte. Nun, ich fürchte mich nicht vor ihrem Haß, und ich denle. daß fie für eine gute Weile iiberliannt keinem mehr wirr- schaden tönt-en. ——— Aber Du wirft Dir leicht darstellen, Geome, in welcher Aufte gunp ich mich feit dem Vorfall befin de. Nachdem es erwiefen ist, daß sie mit meinem Manne im Einverständ ntß war, halte ich es auch fiir sicher, daf; fie seinen ge nwärtigen Aufent halt kennt. und daß sie die tausend Mart dazu benutzen wollte, ihm nach Zureifen »Man wird es aewiß nicht an Be mühungen fehlen lassen«, fuhr Frau Gemeine irr ihrem Brief an den Bru der fort, »die Wahrheit aus Martha herauszubringen, nnd es ift schade, daß wir nicht mehr in Zeiten leben, wo man fitr solche Zwecke die Tor tut zur Hilfe nehmen konnte. Aber man würde fie« wahrscheinlich auch auf ker Folterbanl nicht dahin bringen, ihren Bruder zu verrathen. Sie ist eine jener verfchlagenen, arundver derhten Naturen, oie das Böse thun aus- reiner Freude am Böse«-i, und de nen darum mit Härte ebensowenig beizukommen ift als mit Sanftmuth und Güte. Sie wird bei ihrem Letta nen verharren m der Gewißheit daf; man sie ja schließlich nicht auf Le benszeit ins Gefängniß sperren kann, und in der Hoffnung, nach ihrer Frei lassung gemeinsam mit dem ehren ivertlien Bruder die Früchte d f·er ed len Standhaftieckeit zu genießen Mir aber stehen nun natürlich wieder end lose Vernehmunan bevor, bei denen alle Wunden meiner armen, gepeinig ten Herzens von neuem aufgerissen werden· Und ich tin ganz allein — ich bade keinen Menschen. zu dem ich mich flüchten kann, leinen, der mich mit einem freundlichen Trosiwort nusrichtet, wenn die Verzweiflung zrnich zu überweiltigen droht! -—— Jch Titiache Dir ja keinen Vorwurf. lieber si?seorge, den-n ich sehe weht, daß Du s den besten Willen haft, alles für mich zu thun, was in Deinen Kräften steht. Aber es betrübt mich so seh-, dass Deine Geschäfte Dir nicht Zeit las sen, mich auch nur auf einen einzigen Taa zu besuchen Ich tann Dir nicht sage-r, welche Erleichterung es mir ge nsiilzren würde, vor dem einzigen Mensche-e auf Erden, zu dem ich vol les Vertrauen hat-en kann. einmal mein ganzes Herz cuszuschiitten, und mit ihm über meine Zutunft zu bera then. Man Du es möglich machen tannst, so samme, und wäre es nur aus wenige Stunden! —- Auch der längste Brief —-- und ich denle, der vorlieeende ist wieder lang genug ge worden —— tana in solcher Laae die mündliche Aussprache nicht ersetzen. Und es giebt noch so viel, was ich Dir zu sagen hätte. Jn der Hoffnung, recht bald durch eine Erfüllung dieser Bitte erfreut zu nerden. arüßt und umarmt Dich Deine unglückliche Schwester.« Noch am Abend des Tages, an wel chem auf Grund einer anonymen De nunziation die Haussuchung bei der jungen Lehrerin und-— nach Auffin dung des Tausendenartscheines —- Este Verhaftung erfolgt war, sandte Frau Heemine Winter diesen ausführlichen Brief die Arbeit mehrerer Stunden, an ihrenBruder ob. Was er an that sächlichen Mittheilungen enthielt, ent sprach vollkommen ver Wahrheit Und die Mnusethuung der Verfassers-: über das rhiingniß das ihre tödt tiji gehnßte Feindin ereilt hatte, wäre , Immer Hausfrau. -. "!p-·-·-s ;- .. XVI Lip Gutzchtmdh Frau Bimmelmaiet: »Nein, so 'tvas! . . Dort am Fensterbtett machst gar ’s Gras! (Zu ihrem Dienstmädch en): Sehn S’, Marie, wie weit es ; kommen kann, wenn nicht ordentlich abgestaubt wird!« sicherlich noch größer gewesen, wenn sie gewußt hätte, ein wie überzeugen des- Bemeismaterial jener neue Tau sendnsurtfchein in den Augen des Un tersuchungsriii,ter·s war. Seine Num mer fand sich nämlich als eine der ersten in dem aus Gethard Wintert Notizen entnommenen Verzeichniß. DREI-eh daß die Baninoie tvirilich aus der Beute res- Kassendiebes stimmte» konnte telnertei Ungewißheit bestehen Wenn sich unter solchen Um ständen der UnterfnckningårichterHar eins nicht länger durch den günstigenl Eindruck beeinflussen ließ, den diei Persönlichkeit der junaen Lehrerin anfangs auf ihn gemacht hatte unt Even-i er ihr nicht mehr mit freundii eher Milde, sondern rnit strengem Ernst begegnet-: sotlyat er damit nur, wag- jeder gewissenhafte Beamte an seiner Stelle aetban haben würde. Auch er sah inihr ietzt nur noch ein-: ungxtuöhnlich geschickte Komödianiim Seine Vorhaltungen während dei sinndenlangen Verhörs, dem er das junge Mädchen unterwarf, waren von einer ·.’?rt, vie ihr trotz ihrer muthigen Stanptnfticteit die Thränen der Scham in die Augen treten ließ. Es emaörte ihn, daß all seine triminaliflis scle Gewandtheit nicht das kleinste Zu geständniß ans ihr herauszuvresser erwachte, und als sie auf feine Frage innrer nur die eine Antwort hatte, daß sie von dem Dasein der Bantnote nichts geahnt habe, und daß sie nicht angeben tönne, tvie dieselbe in ihnen Schreibtisch gekommen sei, fuhr er sie zuletzt heftig an: »Aber begreifen Sie denn nicht, daß dies unsinnige Entg nen die allergrößte Thorheit ist, dir Sie jetzt noch begehen können? Auch wenn Sie nicht durch die Aussagen Ihrer Schwägerin und durch Jhr naseweis-nies- scxssn hsisxksiiixxich Vclcriccllgl Wukocll, locke MS Auffin ren des versteckten Geldscheines ein Beweis, der«durcb" bloßes Ableugnen·( nicht mehr zu entiräften ist. Wer in aller Welt soll Jhnen glauben. daß! jemand aus purer Bosheit das Geld; ohne Ihr Vorwissen in IhrenSchreib-« tifch prattizirt hätt-? Sie müssen uneU wi:ilich fiir lehr einfältig halten, daß Sie mit einem so abgeschmackten Mär chen Jän- Heil versuchen. Wenn ich Ihnen einen wohlgemeinten Rath geben foll, ift es der, Jbre Lage bis moran recht reiflich zu überdenten und sich auf Grund dieser Ueberleg nng zu einem unumwundenen Ge ständniß zu entschließen Nur wenn es uns durch Ihre Aufrichtigkeit ge lingt. des Flüchtlings, mit dem Sie ohne allen Zweifel im Einvernehrnen waren, wieder habhaft zu werden, diirfen Sie auf eine mildere Auffas sung Jhres eigenen Versuchldens hof yen.«« ’Regun«qslos, mit feit zusammenge prefzten Lippen hatte Martha ilin an gehört Sie hatte sich vorgenommen unter der Laft des Unglücks, das da iiker fie hereineehrochen war, nicht zu erliegen: aber fee fühlte nun doch, daß ihre Widerstandstraft nicht ftart e nugwnr, eine so enttviirdigende sc lzandlun lange »Hu ertragen. Nur das Veto-einein ihrer Schuldloflgteit gab ihr 71euMuth, dagegen zu proteftiren. »Ich würde Jhnen morgen teine an dere Antwort geben können als heute,'« sagte ite, ihre Thränen tapfer nieder tämsoiend, mit fester Stimme. »Und da ich Ihnen nicht oas Recht zugestehe, wie zu einer übersiehrten Verbrecherin zu mir zu reden, werde ich aufFra gen, die in diesem Tone an mich ge richtet werden, überhaupt nicht mehr antworten. weder heute noch morgen, noch an irgend einem anderen Tage.« »Ich kann Sie natürlich nicht zum Reden zwingen,'« erwiderte der Unter suchung-reichem auf den der Tonihrer Erklärung doch einigen« Eindruck ge macht zu haben schien. etwas milder’ als zuvor, »aber ich glaube nicht, dast; ein derartiges Verhalten Ihre Situa-l tion vertefsern würd-. Jedenfallej werde ich Ihnen vierundzwanzig Stunden Zeit lassen,·mit sich felber zu Rathe zu gehen, und ich wiil um Ih retwillen hoffen, daß mir morgen zu einem besseren Ergebniß gelangen.« Er tlingelte unr- befnhl. die Arke ftantin abzuliihrem Martha aber mußte. als sich die Thitt der ihr zu gewiesenen Zelle ver ihr öffnete, all ihre physische Kraft und ihren ganzen moralischen Muth zusammennehmen, um nicht von Jammer und Verzweif lung niedergeworfen zu werden in dem Gefühl ihrer furchtbarem nie wieder auf-kritischean Schmach. l G. K n t-« i t e l. Am Abend dieses Tages lam der Bucht-alter Bartel zum ersten Male schwer betrnntcn nach Hans-— zum Entsetzen feiner Wirthin, die ihm die Thür hatte öffnen müssen, treil es ihm durchaus nicht gelungen wer, das Schlüsselloch zu finden. Fast hätte sie lsei feinem Anlliet vor Schrecken die Lampe fallen lassen, fo unheimlich verändert loher ans mit feinem weit in den Nacken qelchohenen Hute, fei nem wirren Herak, das er offenbar mit beiden Händen .zerwlihlt hatte. »Nun? Was gieht’5.« fragte er mit schwerer Zunge, als er trotz feines Raulches ihre Britiirzung ewnhrtr. »Westmlb gloyen Sie mich onn?-—— Hallen Sie mich vielleicht fiir einen Berbrecher?« Die geängftipte Treu bemühte sich. ihn Durch einige fr.undlicke Worte-zu belchwichtigen·. aber sie nahm fich im Ställen vor, ilim das Zimmer aufzu tiinnigem wenn etwas Derartiges sich wiederholen sollte. Sie athmete auf als die Thiir feines Stühchens fich hinter dem Schwankenden geschlossen hatte. Aber erst lange nack- Mitter nacht lam sie wirklich zur Ruhe, weil erft dann die wilder-, unverständlichen Redeil verstummten die ihr fonft fo ruhiger-Miether'da drinnen mit sich selber führte »Was nur ant ihm vorgeganan fein inag?'« kochte sie. »Er ist doch so lange »ich itin tenne, der nüchternste Mensch von der Welt gewesen. Gewiß ift er Hin leichtfertige Gesellschaft gerathen Aber ich werde ihm morgen früh ge shiirig insGrwifsen reden. Das hat Her rechtschaffen verdient siir den Feine-L den er mir eingejagt hat« Trotzdem tatn die brave Frau nicht jzur Ausführung ihres Vorhabens, denn als sie dein Buchholter am näch sten Morgen seinen Kaisee brachte, erschien es ihr nach dem ersten Blick auf fein Gesickt doch gerathen-V die beabsichtigte Strafpredigt zu unter ’driieken. Daß ein Mensch durch die iüblen Folgen eine-:- Naufches so ge Iwaltig verändert werden könnt-. hätte ’sie nimmermehr für möglich gehalten. Der Mann sah ja aus, als wär-. er iider Nacht unt zwanzig Jahre älter geworden, und wenn er sie auch nicht beutai anfuhr wir gestern in seiner Betrnnlenheit, so sixirte er sie dafür mit einem so sonderbar scheuen, miß trauischen Blick, daßihr ganz detlorn xnien zu Muth wurde, unt-. dasz sie Hherzlield froh war, clssiesich erstwie: Ider aus dem Bereic- seinet schwarzen isteehenden Augen wußte. tFortieyung folgtJ — . Sie fasten aus Zuclerfiifsern und Seifentisten und erzählten sich seltsame Geschick-ten »Wie ich von den Philip pinen wieder tam,« sagte Einer, »sind wir an der pazisischen Küste in einen Nebel geraten, durch den man eine La- - terne, die noch keinen Fuß entfernt stand, nicht brennen sehen tonnte.« »Das will nichts sogen,« antwortete ein Nachbar. »Bei uns in Oshtosh hatten wir einen Dochdeeier. der hat im Nebel etwa zehn Fuß Schindeln über das Dach hinaus fort genagelt. Den hät ten Sie schimpfen hören sollen, wie ed wieder hell wurde und er sie abzureiszen hatte.