Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 30, 1906, Sweiter Theil., Image 9
Vesicale Itaatssgknzrjger Und Yeroljt.« Jahrg-wo 27 J- -.—-— —»jsg«—— ..-—. Graun Island Nebr» 30. November 1906 (Zweiter TheiU No. 14. Ein wette- Blatt. xVon Alte-ed Friedsncanm Du weites Matt zu meinen Füßen, Ach,,welch ein Trauetloosistdeini Und sclnrkebiest einst so hoch im süßen Und wonniglichen Sonnenschein Du gleichst dem abgezog’nen Kleide, Das eine Mitte von sich warf, Dies lange trug und nun vom Leide Jn stummem Schlafe rasten dars. Du gleichst dem Pergament entwendet Aus einem einst gel-es’nen Band; Gleichst einein Vöqleim das verendet Jn initsleidlotem, kaltem Land. Du gleichst dem End-. alles Strebens, -L«- Blatt, welch’ Trauerioos ist dein! Du bist ein Abbild allen Lebens — Du, einst so hoch im Sonnenschein! H Leben-schritten · Eine Stizze von B. L e i ser. Mit schweren, langsamen Schritten stieg das junge Mädchen, sich fest aus die Eichenlehne stützend die Treppe zum zweiten Stockwerk hinaus. Noch nie trat sie so miide gewesen, hatten ihr die Treppen so steil gedünkt und derartig den Äther-: benommen. Zunseilen blieb-sie stehen, mühsam athmend. Von Stufe zu Stuse ver langsamten sich ihre Schritte-, zönrrnd verharrt-: sie an jedem Treppenabfatz. ...Was sollte sie der tranken Mutter sagen. wie ihr sie ganze Hoffnungs losigtcit ihrer Lage retbergezi?· . . An das Fenstertreuz des Treppenhauses gelehnt, stand sie unsd blickte sinnend vor sich nieder-. Welt Und Menschen waren ihr entriickt in weite, traum hafte Fernen. Nicht die Existenzsrage allein war es, die sie so mächtig er regte, nein, nicht das... Ihre Kunst, . . . ihre wundervolle Kunst-, ihre herr lich-e Stimme, mit der sie die Menscher entziictte, bezaukerte...’ verloren,... . rerinren... Der Metallglanz, die sieghcfte Höhe, Pahin . . . dahins. . . Lange schon-, noch ehe das von ihr so wenig beachtet-e Hals-übel sie quälte, hatte sie mit Schrecken bemerkt, wie leicht sie ermüdete, wie sie die Töne nicht zu halten vermochte, wie es sich trie ein Schleier darüber leg-te. —Abek sie wollte es nicht glauben, sich keine Schonung auserlegen. Und als man ihr es sagte, trat jede Hilfe zu . spät. Auch das merkte sie. und doch gab sie das Hest nicht ans der Hand. Sie wollte es zwingen, his... heute cer Direttnr sie zu sich bitten ließ, qerade als sie mit ihm tranken Mutter Zur Konsultation zum Arzte fuhren wollte-« War es nun vorbei, war diejes das Ende ihrer so glänzend begonnenen Laufbahn? . . . Sie unttlammerte trampfltast denFenstergrisf, während ein nervdsestittern ihren zarten Kör per iiberlief... 0Jemand lam di: Treppe herab und zog grüßend den Hut. Sie fuhr zusammen-, strich mit del-endet Hand über die feuchte Stirn und nstn erst lam ihr re ,t zum Be wnfz:sein, wie die letzten-Stunden ihr Leben veränderten Gewiß, nun war es ttar in ibr. Sie hatte bis zu die-— set Stunde sich noch in Träumen ge wiegt, sich Hoffnungen hingegeben, die sich nie mehr verwirllichen lonniten . .. Sie mußte sich in diesem Moment ein gestehen, daß sie mit großer Sicherheit auf die Erneuerung ihres Engage ments gerechnet hatte . .. Und nun . .. Jn längerer, wohlgesetzter Rede, Mit klugen Worten hgtte der Direktor ihr auseinandergesetzt, daß es nie-men tan dat- Beste siir sie sei, von diesem Plane abzusehen. Direktor Note war ein humaner. wohlwollender Mann, der ihr immer auch wegen ihrer guten- Leistungen be-; sont-ers zugethan gewesen. Er sprach tanze, ohne auszufegen Aber ihr war es, als ob er trotzdem nicht ganz aus sich herattssginge, als ob er nich-i ganz aufrichtig sei . . . Er ging da auf und ab in seinem Privatzinnnen wo er sie empfangen, mit unruhigen, kleinen Schritten iider den schönen, weichen Teppich, dessen bunte Muster er zu stnriren schien. Dann wieder irrten seine Augen an den Bildern hin, die in reicher Auswahl die Wände schmückten. Sie alaubte wahrzuneh ’ niest, daß eine leichte Verlegenheit auf ten tonst so offenen Zügen des Man-· nes lag, die er vergeht-ich zu beweis stern suchte. Wenn er mit ihr sprach, sah er ihr nickt mit jener bezwinaen den, Vertrauenrrwcclenden Festiateit in die Augen« wie es stets seine Art ewesen. Sie wurde ganz unsicher. ein Gott, was hatte er nur?... Plötzlich, wie ein Blitz hernieder fährt in schwiiter Sommernacht, hatte der Wahrheit helles Licht die Dunkel heit durchleuckxtet, die sie umhüllte. Dasz das Nächste ihr fern lag! Daß sie es so viel leichter genommen· Hätte sie nicht seit Monaten wissen, fühlen müssen, das-, es so, und nicht anders lam! Es traf sie fürchterlich Als ob urplötztich sich eine schwere» unsagbar schwere Last auf sie herab-i ientei Einige Minuten währte dies-; ser Zustand Dann hatte sie festen Tones, dem Direktor unverwandt in die Augen sehend, gefragt: »Nun noch eine Bitte, Herr Direktor! Sagen Sie nrtr ohne Ums ite die reine Wahrheit, mit der hrl—ichteit, die ich steto an Ihnen bewundert habe, be antworten Sie mie diese einse, fiir mich so brennend wichtige Frage: Jst es nun vorbei mit meiner Nun ti« . .. Zuerst hatte er geschwiegen » a wa ren schreckliche Minuten für sie, pein lich auch wohl für ihn, diese Minuten des Sehn-eigene Als der Mann-, den sie so sehr verehrte, der Manns der fo zusagen ihreZulunst in der-Hand hielt, dastand, nachdenklich, dsie Augen durch das geöffnete Fenster in den maint grünenGarten gerichtet, deksich hinter dem Hause befand. Die Vögel zwit sche: ten da in den Zweigen der Bäume so fröhlich, als gäbe es in derWelt nur Freude und Herrlichkeit, nicht auch Leid und Unglück. Sonnenstrahlen fielen durch das Gezweig der Bäume in das zu ebener Erde gelegene Zim me: und zeichneten leuchten-de Linien und Kreise auf ten bunten Teppich, das glänzende Parteit» Es war so still ringsumher ..... Und dieses Bild der Ruhr-, da- so sehr tontrastirte mit den Gefühlen, die sie bewe;,ten,...das Vogelgezwit scher, die leuchtenden, tanzenden Son nensttahlern der leise wandernde Mann -—— dass alles beobachtete da-« junge Mädchen, ohne daß es ihr recht zum Bewußtsein lam. Sie hätte sitzen mögen, da, wo sie saß, immerzu, still, ohne die Antwort zu hören, die sie doch treffen mußte bis ins Junerste hinein. Und nieer Bild grub sich ohne ihr Zuthun tief in ihre Seele ein und viele Jahre spiiter, als all diese Kämpfe hinter ihr lagen, erinnerte sie sich mit der gleichen-, intensioen Deut lichteit dieser Szene, empfand sie im mer wieder dirs itechendr. wühlend-e Schmerzgefiihl, das ihre Brust ers füllte als sie use-dich kaum bewegt, die Worte des Direktorg hingenomi nIen wie etwas Selbstverständliches »Mein FräuleinC dies muten seine Worte, ,,nun wohl, nehmen Sie es nicht so schwer! Sie wissen ja, wie ich Jhre Fähigkeiten zu schätzen weif;, aber» Da hatte sie ihn Doch heftig unterbrochen: »Ist es alio vorbei» ganz vorbei?.. »Vorbei mit Ihre: Stunfr Nein, mein Kind, das ist ein zu harter Ausspruch! Was Sie ge lernt haben, ——- und es ist nicht we nig, -—-— ist iiår Sie nicht verloren! Es lleibt Ihnen noch ein weite-«- Feld s t . . Als Sängerin..-.allerdings.» Jndeisen».ich will mir lein ab schließendeå Urtheil erlauben, viel leicht...wenn Sie eine Kur Durch machen, Eins-, dinn die See, und sich moiiatelrng intenskv schonen...e-8 könnte sein...Aber, auch ohne dies. es bleibt Ihnen das Lehrfack, Sie besitzen eine brillante Technik ..... Wenn ich Ihnen irgendwie behilflich sein kann, so stehe ich gern zu Ihrer Verfügung und Iin bereit, Sie über all, privat nnd öffentlich auf dass Wärmste zu empfehlen...« »Jet dante Ihnen setze für Jhr Wohlwol len, Herr Direktor«, hatte sie nun ru higer erwidert, »ich muß nun erst mit mir zu Rathe gehen, dae alles- über :r.i».den.!... Vielleicht komme ich mit Privatstunden durch! Das ist jetzt auch alles nebensächlich. . .« So war sie gegangen . . . Stunden-— lang war sie gewandert-, um ruhiger zu werden. Nun trieb es sie zur Mutter· Langsam stieg sie jetzt vol lends hinaus. Stumm war der Gras-» den sie wechselten, als sie schließlich geläutet und die Mutter ihr selbst ge öffnet. »Wie steht es, mein Kind?« fragte die ältliche Frau. »Du meinst mit dem Direktor, Miitterchen, was er hattest Nun, davon später! Wie Du neugierig bist! ..." Sie sprach rasch und der Ton sollte sröhlich"klinaen, aber den; seinen, durch Krankheit und Leid geschärften Ohr der Mutter entgingI der leise»Un terton von Jammer nnd Schmerz nicht... Mit schnellen Schritten, alsI wolle sie weiteren Fragen ans dem Wege gehen, betrat das junge Mäd chen das Wobnzimmer. Hier blieb sie inmitten Jes- sreundlichen, liinstle risch ausgeschnnictten Raume-z endlich stehen. Sie wähnte sich allein, die Mutter in ter Fläche, wo sie dem Mädchen einen Auktrag aeben wollte. Und da fiel plötzlich die Maer der Heiterkeit, die sie der Mutter zu Liebe trug, von ihrem Gesicht, und sie preßte beide Hände an die pochenden Schlä en... »Meine nicht«, sagte da die sanfte Stirn-me der Mutter hinter ihr, und die weiße, kraftlose Hand fuhr über den blonden Scheitel der Tochter. »Sehiitte Dein Herz aus-, unbesorgt um meinen Zustand. Es wird uns beiden leichter ums Herz, wenn Du Tich auszusprechen . . .4« Daraus wur de er- ganz still. Tie alte Frau saß cniide tm- Sessel, die Hände bewegten sich in unruhigem Spiel aus dem Schoosze, sie wartete auf die Worte ih-· rer Tochter. Und plöhlich laa diese vor ihr aus den Knien, den Kopf in den Schooß ihrer kranken Mutter gebettet, schluchztt sie unhörbar, leise . . »nur an dem Zacken der schmalen Schultern machte sich die tiefe Er-t schiitterung bemerkbar. Dann endlich hatte sie sich gefaßt und in- leiden schaftlichen Worten machte sie ihrem Schmerze Lust. Die Mutter ließ sie? ruhig gewähren . . . Lange blieb es dann still im Zimmer. Man- hörte nur das- Tieken der alten Wanduhr, das jubelnde Trillern des Kanarietpl rogels, dem es in seinemi Käfige zu eng zu werden schien. »Nun mußt Du Dich zusammen nehmen, Leonore! Sei wieder mein rul)iaes, zielbewußtes Mädcken!« sagte die Mutter endlich mit ihrer kranker-» matten Stimme. »Mutter, Mutter, es ist so schwer! Mir ist, als ob ich selbst gestorben wäret . . .« Leise erwiderte die Mutter-: ,,Kin"d, Kind, sag’ so etwas nicht Auch dass geht vorüber! Es giebt weit größeres-« Unglück in der Welt. «Wir Menschen miissen eben resignirenL Wer ist denn nnkedriictR Das beste ist: im klein-en und kleinsten seine Pflicht zu thun . .. Las-, uns weiter denken! Fiir Dieb würke es nützlich sein, in ein-e andere Umgebung zu kommen· Du mußt Dich pflegen, scbonen...« Und Du Mutter? . . .« Da lächelte die Mutter wehmüthig »L-, darum mark.’ Dir keine Sorgen, mein Kind! Mir wird so wohl sein! Es war ein sonderbarer Ton, in dem die Mutter das sagte. Und nun sah die Tochter aus. Da wußte sie sich diesen Tonv zu deuten. Wie gelähmt stand sie da. »Gott, mein Gott«, kam es schwach über ihre Lip pen, »der Arzt hast sie aufeegebenk« Sie wollte der Mutter um den Hals fallen, aber sie preßte nur beide Hand sliichen an die Augen und die Stirne gegen- die Thür des Schlafzimmerz Wie lange sie so gestanden-, wußte sie nicht. Mit einem Mal-e fühlte sie die leichte Hand ihrer tranken Mut ter. die sie streicheth Sie blickte auf. Da stand ihre Feliebte Mutter, der Tod im Herzen, doch lächelnd. sein zärtlich-Ich hingerendes Lächeln um Die Lippen . .. »Meine nicht, LeonoreI Mir wird so wohl sein! ich leide so sehr, der Tod ist eine Erlösung sür mich! Du ater sei start nnd muthi·a! Du bisr nrch so jung, Du kannst noch viel Glück selfen...« »Welch- ein Egoists ich- war, welcli ein Egoist!« murmelte. da- junge Mai-eben Sie wsollte siebi zusammennehmen, wollte stark sein« Plötzlich sank sie-zusammen und nmtlammerte, ais wen-n sie sie nicht lassen« wollt-» mit beiden Armen die, schwache Gestalt der tranken Matt-eint -———.-.—-— Münchmeyers pürschtalent. BonTeobosnTorn l ,,,Miinchinener« Wo toollen Sies hin, find Sie denn toll geworden!.« Zurück, Diana —— nirüctt Hundebiefis insnrrieg! Fuit Fuiuiaiauit. - Aus den gellenden Pfisi ihr-es Herrn l stoppte die Hündin in dem rasenberi Laufe ab. Zitternd und winselnd vors Jagd-Ufer verharrte sie noch einen Moment auf der Stelle. Die rechte Vorderbfote emporgezogen, wittertes sie nach der Richtung hin, wo deri Jugenscbeinlich tranle Lampe über die Brache davonhuppelte —- hinter ihm der Assessor Egbert Münchmeber. den blonten Zblinderhut in den Lin-s len, den seidenen Regenichirm hochge- l schwangen in oer Rechten. Aus eineni erneuten Psits kehrte die Hündin langsam, sich windend und mit ein-ge - zogcner Ruthe zurück. Jhre trübe« Ahnung betrog sie nicht. Herr v. Kaola zog ihr mit der ledernen Kop pelschsnur ganz qehörigs eins über und legte sie dann an die Strippe. »Münchmeyeeeer!« brüllte Herr b. Kasta noch einmal mit voller Lun nsitrast Aber Vergeblich Der tleinc Vlssessor preschte wie ein ourchgehender Droschtengaul über das Feld. Jrnmer weiter und weiter-bis er eianz plötzlich den Blicken des zwischen Aer get und Lachen nachspähenden Jn sbeltors entschwand Der wilde Jä get war wie in die Erde versunken. Gleich daraus aber bezeichnete ein- aus zappelndes Durcheinander von Armen und Beinen, Hut und Schirm, wo der Hei-e ein Ziel gesetzt war. Herr v. Kastu faßte seine zerrende Diana fester und eilte der Stelle zu um dem Kleinen eventuell beizusprisi gen· Dieser hatte sich jedoch inzwis saen aufgerapbelt und tam ihm aui halbem Wege entgegen Wie aber sah das sonst so adrette Kerlchen nur-! Der helle Anzug von oben bis unten mit der setten Bracherde einge schmiect, Gesichc«sunt.f)ände nicht min der Der Hembeinsatz war zerknittert her-ausgetreten, eine Mlansschette hatte et überhaupt verloren, die andere saf nicht innerhalb, sondern außerhalb des Rockiirmels, und die Krawatte hatte sich bis hinter das linke Obk verschoben. Trotzdem strahlte er über das ganze von Schweiß und Erde indianerhaft tätowirte Gesicht. Er streckte den: jungen Landwirth ein Thier entgegen, das er tmmpshast »mit beiden Händen an den Löffeln hielt, und rief athemlos: »Kasla, —-( mein erster Haß-J« »Na, da gratulire ich«, erwiderte der Jnspeltor mit oerlnifieneni La chen« indem er näher trat und das verendete Wild scheinbar mit hohem Interesse betrachtete. »Die Sache hat nur zwei Haken, mein lieber Assessor. Erstens mal werden wir nachher zu Hause gleich ein Protokoll aufnehmen tin-d rsem Königlichen Amtsgericht zu stellen. Falls Sie sich nicht als bie fangen ablehnen, werden Sie das Vergnügen baden, als Borsistzender der nächsten Schöffensitzung den Affe ssor Egbert Miinckimeyer, 29 Jahre alt, evangeliisrl;s., bisher unbestrafh wegen Jagkireveis zu 6 Mark even tuell zxrei Tagen Haft zu Verurtbei len. Und dabei haben Sie noch Glut-. Die Sache würde wahrschein lich its-eurer werden, wenn Sie wirt lieli einen Haer nnd nicht blos ein Karnickel erlegt hätten.« »Das —- das ist ein Karnickel?« — sianimeltse der Llssessor, indem er das Thier fallen ließ und sein« Augenglas hervorzcrrte ,,Ll!lerdings, Verehrtester, ein ural ter Rammlser, den Sie übrigens ganz gewiß nicht gekriegt hätten, wenn er nicht irr-geschossen gewesen wäre. Es ist zum Tenfelljolen!« wetterte Herr v. tin-sta, indem er den« verendeten Kaninclrenbocl näher besichtigte. »Das ift wieder der Halunke von Wilderer niii seinem Nei:n—-Millimeter-Tesching genesen! Wenn ich diesen Kerl blos einmal kelauern könnte!« Während der Jnspektor dann das CorpusJ delicti in seinen Rucksacl steckte, suchte der Assessor seine sieben Backen zusammen Seine Begeiste: rung hatte vollständig abgeflaui. Die Btaegnung mit seinem Zdlinder war einfach niederfchtmetterno Er mußte bei der Kainstrcphe auf ihn gefallen sein —- denn der Bibi fah aus wie ein lslaque, bei dem auf der einen Seite die Feder nicht fsinltionirte. Von dem Schirm, mit dem er deinff Wild sozuiasien den Genick-fang gege ben, war die K:«iicle abgebrochen-. Und altes das um ein Karman »Sasgen Sie mal, Kaska«, bemerkte Müncheinener tleinlaui, indem er sei nur Zylinder mit dem Rottärmel ei nigermaßen nieder in Fasson dürfte te, »Sie werden doch meinem Onket nnd namentlich meiner Consine von der Geschichte nichts sagen.'" »Natürlich werde ich was sagen's brummte der Jnspetior. ,.Solch ein Waidwerk ist ja schon mehr ein Sebimpf! Mit dem Nenensclwirrn hinter dein Wild herzuiolseni Pfui H-.is·:« .,’«t«l, cklctilllckt Vlc lllUL «- geil sU schlimm ist doch das nicht. Wenn man gerade teinGetrehr hat und man gern einen Hasen schießen möchte! Uebri: aens —- die alten Deutschen hatten doch auch teine Lesauichettr —s- und schlagen das Wild todt.« »Aber doch nicht mit den Regen ichirmen, Herrs« brüllte der jun-ge Landwirth, welcher nun von der Ke mit der ganzen Situation überwun den wurde und lautlos auslachte· Der Assessor lachte ein weniges mit, dann aber wurde er bald wieder ernst. Er wischte und driictte immer noch an sei nem Zylinder herum und sagte sasi triehmiithig: »Sie wissen ja gar nicht, hinging was es siir mich bedeutet, daß dieser Hase eit: Karniiclel ist. Ja lxabe Jhnen sch:n aesagt, :vie gern ich morgen aus die Jagd mitknöchte — schon Meiner Cousine wegen, bei der der Mensch überhaupt erst bei dem dritten Rehboct anfängt, den er er teai. Aber ich soll nicht. Onkel will mich partout nicht mitnehmen, bevor ich ein Stück Wild selbstständig erleat habe. So eine Art Besähigunas Nachweis-, verstehen Sie....« »Den hätten Sie ja auch sehr schön erbracht, wenn Sie ihm zur Schonzeit mit einem Hasen unter die Augen ge kommen mären rnit einem erschlage ncn noch dazti"« ,,Schonzeit hauen dieBeejter auch!?« rief oek Assessor kläglich, indem er mit einem hörbaren Ruck seinen Hut at:sstiitpte. »Aber was tann ich denn aufstetlen, um« »Das will ich Ihnen sagen. Be gleiten Sie ’mich heute Abend, um dem Wilddieke ausszulauera der schon seit Wochen unser Revier unsicher macht. Fangen wir den Kerl ab, dann aarantire ich Ihnen, daß Sie von Ihrem Onkel verllaiiaen können, was Sie wollen!« »Mensch! Kastal Edelster aller Klutenpedderl Wenn Sie wahr sprä cl:·en,! Natürlich tornrne ich mit —un-d wenn ich den Onkel rumlriege, dann —- dann soll Jshnen verziehen sein daß Sie im- Skat der elendste Patzer dieses Jahrhunderts sind!« Assessor Miinchsmeyer hatte birei Leid-enichasten: das SskatspieL seine achtzehn Zytinderhiite unsd seine Con sine. Und- alle drei Leidenschaften waren so ziemlich gleich stark. Den M riet Wenzeln opserte er bei allen mög lieben und nnmögslichen Gelegenhei ten. Bose Menschen behaupteten, daß seine richterliche Urtheilsiindunsg nur deshalb immer so lange dauerte, weil er nach jedem Falle mit den Schöfsen im Berathungszimmer regelmäßig erst drei Rund-en spielte Und was seine Vorliebe siir aninsderhüre betrifft, so wurde von den nämlich-en bösen Men schen behauptet, daß er zu Hause ein mindergutes Exemplar . sogar als-Z Nachtmütze bensiitzr. Das war natür lich übertriebeii —- aber der Uz als solcher hatte seinen berechtigten Kern. Es giebt bielc Anlasse, die den Kul iurmenschens zwingen-, einen aninsder ans-zusetzen Immerhin ist es doch ein hervorstechendes Merkmal dieses Hu tes, daß man fich- seiner nur zu Zeiten bedient. Obwohl es King Bells und sonstige eigensinnsige Menschen giebt, die ihn immer tragen-, hat er sich den-— noch in allen Wandlungen der Mode seinen Charakter als Ausnahmegegem stand bewahrt. Egbert Miinchmeyer bestritt das ganz entschied-en. Er erklärte den Zulinder als einzig menschenwiirdige Kopfbelleidursg — und bethätigte die se Ansicht auch- dadurchi, daß er den strahlenden Chapeau selbst in der Sommersrische bei seinem Oheim, dem Gutsbesitzer Kemmler, trug. Als darum der Jnspettor b. Kasla ihn nach- Einbrurh der Dämmerung zu der Pürschse auf den Wilddieb ab holte, setzte er, trotz aller Proteste. zu Ehren des seltsamen Unternehmen-s sogar statt des bei der Karnickeljagd vzerbolzten Zylinrers ein strahlend neues Exemplar aus. Da der Himmel sich zur Nacht be wöltte, brach die Dunkelheit frühe-r herein, als Herr v. Kaska berechnet hatte. Aber das-·- trar nicht das ein zige, was gegen die Berechnung ging. Man hatte den Standort in der Nähe des jttebwerbsels erreicht, als plötzlich in einiger Entfernung ein Schuß fiel. Gleich daraus ein Knaclen und Bre chen im Niererholz, und ein starker Bock vralljte seien-den Assessor Es war nicht gleich festzustellen, wer tonsternirter near, der Bock oder Eg kert Vllsiinchmenen Als sich beide be-: sonnen, merkte letzteren dass er recht empfindlich argen einen Baum ge-· schleudert worden war, und ersterer zeigte, durch den Anstoß gereizt, nicht Eli-et Lust, seinen Karambolpartner anzunehmen. Das sisel nun wieder dem Assessor aus —- in seiner Angst schlug er mit dem Zylinder um sich und —- baui! — fuhr der Bock mit ’der Angströhre aus der Gabel ab. Das vollzog sich natürlich nicht so langsam, als es erzählt wird. Das Verhängnis-z kam so blitzartig, dasz Herr v. Kasta die ganze Situation erst erfaßt, als er den Bock mit dem Zblinder auf dem Haupte über die Lichtuna davonpreschen saihr Auch hatte er nicht ein-mal Zeit, seine Freu de und Verwunderung über dieses eigenartige Bild Ausdruck zu geben, denn in dem Augenblicke hasteten auch die Wilderer, zwei junge Bauern-hur selJen, durch das Gestrüpp. Mit se stem Griff nahm der Jaspektor den einen fest, der andere wars denSichiefzs prügel weg und schlug sichs seitwärts in die Busche-. Da aber dieser gerade die Masse geführt-, war Herr b. Kaska flicht geneigt, ihn entkommen zu las en. ,,Brsingen Sie den Bengel ins Dorf runter und bewachen Sie ihn vorläu sia im Krug« ruf er dem Assessor zu und drückte ihm gleichzeitig den vor Schreck zitternd-en Bauernburschen in die Arme. Daraus verschwand er hin ter dem andern her. Egbert Münchmeyer war glücklich, das; sich die Sache doch- noch zu einer Heidenthat auswachsen sollte. Kraft-: voll faßte er den Delinquenten beim Srhlasittchen und führte ihn stolz ins-. Dorf. Als der Jnspettor nach fast zwei Stunden vergeblickenStreifens in den Ring einkehrte, drofch der Affessor mit drei Bauern einen solennen Skat — under war so angeregt bei der Sache-, daß er kaum ausfchaute Heu v. Kaska fah sich in der Gast still-e um nnd war einen Moment sprachlos. Dann brüllte er: »M«ünch meyer Assessor!! Herr — —!! Wo ist der Wilddicb, den Sie hierher schaffen sollten!?« »Ich bin vorne, Sie habenqiu rei zen « bemerkte der Assessor dem nächst ! sitz-Juden Bauern. Dann saher unwil iig von seinen Karten auf und fragte: »Wieio! Was ift’s mit dem Wild dkcb?« »Aber Mann!« schrie der Jnspektor. »Ich habe Ihnen doch dex Burschen iu die Hände gegeben! Wo ist er denn!?« »Ach- so———— ja, wissen Sie—dek Bengel hat hier in einer ganz unver schämten Weise geliebitzi —- unsd da — hakt ich ihn eben rauischmeißen las-. sen vom Wirth! —- Akso Grund, » » meine Herren, schwarz antgesagtt« · Die selbe Kessel. Wir lesen im ,,Neuen Wiener Tag lstatt«: Die ,,Automobile Association« in England hat ein neues Systeml der Verständigung ihrer Mitglieder wölk rend der Tour adoptirt, das sich mög licherweise als recht nützlich erweisen kann. Wie der »Stan«dard« berichtet, besitzt diese Gesellschaft in ganz Eng land Depots auf den Hauptvertchrs straszen und gibt den- vorbeifahrenden Mitgliedern Zeichen mittels einer gelben Kugel auf einer Fahnen«stunge. Wenn die gelbe Kugel sich- obens auf der Stemge befindet, dann bleibt jedes Mitglied bei dem betreffenden Depot stehen, da Der dieses leitende Ange stellte für irgend ein Mitglied der Ge sellschaft, dessen Vorbeikommen er wartet wird, irgend eine telegraphiich angelangt-e Botschaft hat. Besindetsirh dagegen die geil-se Kugel unten an der Stange, rann kann jedes Mitglied, ohne zu halten, seine Fahrt fortsetzen. Dieses System ermöglicht es- Ge schäftsleuten, die am Ende der Woche ihr Geschäft verlassen, um einen Aus sluza zu unternehmen, mit ihren Bus rennx in steter Verbindung zu bleiben. Vor ihrer Abfahrt haben sie zu die sem Zwecke der Gesellschaft nur die gewählt-e Route und die ungefäyre Zeit ihres Passirsens bekannt zu geben. Trifft nun nich ihrer Abreise irgend eine micktige Nachricht ein, j"o«1vsirdsise an nie betreffende Station oser Gesell ··ct«,-a-ft telegrnphirt, der Stationsileiter zieht die gelb-e Kugel auf und jedes vorbeifahrende Mitglied verlangsamt sein Tempo, ruft seinen Namen und hält an, falls die Botschaft für ihn bestimmt ist« Aus diese Weise kanr der Automobilisi selbst Hunderte von Meilen entfernt mit seinem Geschäfte in Verbindung bleiben, und speziell fiir Sonntiagsausfliige läßt sich nicht leiekxt etwas Prattischeres denken. Geschmeizeries Holz. Eines der verwendbarsten von der Natur- uns aegebenen Materialien ist von jeher das Holz gewesen. Seine schon so vielfältige Anwendbarkeit durfte aber eine bedeutende Ausdeh nung noch datnrch erlangen, daß es gelungen ist, Holz zu schmelzen. Ein französischer Forstinspektor hat »dies dadurch erreicht, daß er das Holz einem sehr starken Druck und- gleich zeitig der trockenen Destillation aus setzte, das heißt, er erhitzte es stark unter völligem Abschluß der Lust, so das-. es nickt verbrennen konnte. Hier ruiclx erhielt er eine geschmolzene Mass-, die nach dem Erkalten eine schwarze Farbe auswies mit glänzen den Oberslächien an den Stellen, wo man sie zerbrach Die Sache ist da rum so wichtig weil die so erhaltene Masse mehrere Eigenschaften besitzt, die siir eine praktische Verwendung sehr tnertshooll sind: Sie leitet die lslcttrizität nicht, ist also bei den so viel-kacken elektrisilssen Anlagen als billian Jsolirmaterial zu benutzen: sie ist für Wasser undurchdringlich-; sie wird von Säuren nicht angegriffen. Ein Hauptvorzua des geschmolzenen Holzes ist aber, daß es sich- in belie bige Formen preisen läßt, das heißt, man kann ihm schon bei der Herstel lunnl die Form geben, in der es dann gebraucht werden soll. Des Geiqcntünstlxrs W.tte. Eine originelte Wette wurde, wie die italienischen Blätter berichten, kürzlich von Willy Burmester in· Tu rin, wo« er zwei Konzerte gegeben- hat, gewonnen. Bei einem Bankett, das zu seinen Ehren veranstaltet wurde. sprach jemand die Ansicht aus, das-, ein wahrer Virtuose einem guten Jn strumente im Werthe von 200 Lire einen ebeniso inelodiösen Ton enstlocken könnte, als einem Stradivarius Der bekannte Jnstrumentenmsacher Anto nio Bonelli. der dem Bantett bei tcolsnte, protestirte gegen diese Be hauptung und erbot sich, 20,000 Lire einem wohlkhätigen Werte zu stiften, wenn Burmester im Stande wäre, dies zu vollbringen. Burmester nahm die Herausforderung an, und Boneui liess eine ganz neue Geige und eine Stradivarius holen. Von drei Zeu gen begleitet, begab sichs der Virtuose daraus hinter einen Wiandschxirm und spielte eine halbe Stunde lang abwech selnd aus beiden Geigen, indem er sie alle zwei oder drei Minuten aus tauscbite, ohne daß die Anwesenden, meelli einbearissens, im Stande ge tresen wären, mit Bestimmtheit zu sagen, ob er aus der Stradioarius oder ans der gewöhnlichen Geige spielte ——-—— Unzufriedeir. Richter: »Sie haben diesem Herrn leine Ohrfeige versetzt, wodurch sein Zwitter zerbrach Sie haben ihsm da für 12 Mart zu entschädigen.« Tkkngettagten »Wie, und für die Ohrfeige bezahle ich nichts?« Die Hauptsache. Herr: »Wissen Sie schon, diese NaEiji bat ex- in der ftiidtischen Bier brauerei gebrannt « Student Süifsek »Ist der Schaden denn groß?« Herr: »Er soll ziemlich bedeutend grein, aber der Betrieb ist nicht ge ort.« Student- Siiffel: »Na, Gott sei i Dank.«