Yebraska Staats-Anzeng Und THMM Grqnd Island Nebr» 23. November 1906 (Zweitcr Theil.) No. 13. W Kinderspiele. Laßt nur die Kinder spielen, So lang- sieftoh und frei; Bringt ert die Arbeit Schwielen, « st’g mit dem Spiel vorbei. - ie Kindheit gleicht dem Traume Von einer schönem Welt, Die ans dem goldnen Saume Der Mensch in Händen hält. Erwacht, sind leer die Hände, Ist alle Pracht dahins; — cco plötzlich gehn zu Ende « Kindheit und Kindersinni Drum laßt die Kinder spielen, So lang sie Spiel erfreut; Schallt doch zu früh bei vielen Der Jugend Grabgeläut. Ein Wiegenlieds ; Novellette von Betty Wittwe ger. s Der Amateurphotograph geht nichtl harmlos spazieren wie der gewöhnlich-J Sterbliche, besonders dann nicht« wenn er noch in der Zeit der »ersten; Liebe« zu feinem Apparat steht. Sos ließ auch Dr. Wolfgang Ebert eines Tages seine Augen suchen-d umher schweiien, von dem Wunsch beseelt, noch irgend ein nettes Objekt zu sin den und den leyten Tag seiner Fuß tvanderung nicht sitt ,,nutzlos« erklä " ren zu müssen. Einige Landschasts ausnshmen hatte er zwar schon ge macht, aber nicht ein einziges passen des Genrebildchen bot sich ihm dar. Und gerade Genrebitdchen liebte er ganz besonders.——Plönlich stockts sein Fuß: in einem sauber gehaltenenGars ten an der Rückseite einer der Viller, die das freundliche Städtlein ansinn thig umkränzen, entdeckte er etwas Rei endes, ein halberwachsenes blond zöpsiges Mägdelein, das einen Kin dertoagen mit Rosen schmückte und razu mit wunderbar weicher Stimme sang: »Guten Abend, zute Nacht, mit Rosen bedacht, mit Häglein besteckt, schlüps’ unter die Deck. Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wie-— der geweckt!« Dr. Ebert lauschte athemlos den lieblichen Tönen des Brabmsschens Schlummerliedes unt: kannte sich auch nicht los-reißen, alr sxc verklungen waren und las junge Mädchens sich nach einem mütterlich bei-traten Blic:l hinter die Gardinen des Wagens in den leichten Korbsessel zuriictlehnte Und sinnend in die arti nen Banmwipfel über sub schaute· Nun hatte er sein Genrebildchen und was siir ein liebliches dazu. Diese-Z allerliebste Kind, aus dessen ganzer Art schon jetzt die Mütterlichteit so deutlich sprach, das wohl eben mit un bewußter Sehnsuchka von einem ge heimniszvollen Zutunstsglijcl träumte. So dentete der psychologisch geschtsste Mediziner den Ausdruck des siiszen Mädchengesichtes. Rasch nahm er seinen Apparat aus der Tasche, stellte ihn und tnivste, oeransügt vor sich hin lächelnd. Kein Mensch hatte etwas bemerkt oon seinem Spitzbiibenstreich. Befriedigt wanderte er weiter, bestie rigt und doch etwas wehmüthia. Es war ihm, als ließe er etwas sehr Lies bes ljier zukiicL « y Der Chesarzt oes grosien Kranken-. hauscg zu H» Dr. Wolfgang Eberi, ioandert unruhig in feinem Sprech zinimer hin- und her. Diese Schwester Gertriid ——-- wäre sie nur erst sort, ieineni Gesichtstreis entriickt siir alle Zeit! Sie raubt ihm seine Ruhe, und er tann diesen Zustand nicht noch drei Wochen aushalten So lange dauert Ehre Ausbildung aus der chirurgischen Stuiioii noch, nnd er hat keinen Grund, die pslichttreue Schwester vorer zu entfernen. Aber »- hin — er könnte ja gehet-» setzt seinen Urlaub nehmen. Dr Freitag, sein erster As sisient, hat gestern erst geäußert, ihm sei’s ganz gleichgültig, ob er jetzt oder im Herbst reisen könne. Also wird er übermorgen schon sein Bündel schnit ren, an der See Erholung — und Vergessen suchen-! Es tlopst und auf sein ,,Hereins« tritt eine Schwester ins Zimmer. Sie! »Jst’s etwas Besonderes-, Schwe ster Gertrud? Sie wissen, um diese Zeit liebe ich teine Störung« Es llingi recht schross und die Schwester erröthet bei ihrer Antwort. »Die kleine Rose! Mart-in klagt sc sehr til-er Schmerzen, schon seit einer Stunde --— ich mocht’s aber nicht aui mich nehmen« den Verband -—« »Ach, das hätten Sie nur thun sol len. Es ist wirklich nicht angenehm, bei jeder Kleinigkeit ——-« »Entsck,-uldiaen Sie, Herr Doktor, es schien mir keine KleinigteiL Sie haben kürzlich angeordnet, das Pfle gepersonal solle sich niemals an den erstens Verbänden Oergreisen.« »Schon gut, ich tomme gleich.« Die Schwester geht und Dr. Ebert schämt sich. Auch noch, als er wieder in sein Zimmer zurückkehrt, nachdem er sich überzeugt hat, da es dringend nöthig gewesen, den Ver nd zu wech seln. Schwester Gertrsud ist ihm da bei so geschickt zur band gegangen, hat das aufgeregie, weinewde Kind so gut zu beruhigen gewußt! Ja, sie gäbe schon eine tüchtige Doktorösraut Wean nicht alles nur — Herrgott — er hat’i" doch schon einmal erfahren. wie Weiber liigen und sich herstellen töiinent Wie sie um iiuszerer Vor theile willen ein Männerherz zutre ten, ohne Scheu. Jetzt sreilich würde ihm das nicht mehr so leicht passiren. Damals ioar er eben noch ein junger Arzt ohne Praxis. Dem gab man einfach den Abschied, als der reiche Fabritbesitzer lam. Jetzt —- ja jetzt ninwirbt man den Herrn Chefarzt von allen Seiten Er ist eine gute HPartiel Er bleibt kühl allen solchen Bemiihuncen gegenüber, nur dies-c Schwester Gertritd erweckt Wünsche Ein ihm, zaubert ihm Bilder vor von gemeinsamer Arbeit und vosn trauli ’ther Ruhe, nachdem sie gethan. Aber wer sagt ihm« ob ihre Sanftmuth ihre Geduld, ihr liebevolles, smütters lich-es Walten am Kranienbett nicht nur Verstellung- ist? Ein häßlich-s Wort klingt ihm stets im« Ohr, das ein älterer Kollege ein-mal zu ihm gesprochen-: »Ach, hören Sie mir aus mit diesen Schwestern: Aus den Män nerfang gehen sie ans unter derMaske der Menschenliebe Und es finden sich auch Dumme genug; geben Sie ntur ’nial acht, wie oft ein Arzt draus ’reinfiillt.« Es war nicht nur ein häßlicher» sondern auch- ein ungerechter Aus spruch. Und doch kann er ihn nicht vergessen nnd- muß besonders in den letzten Wochen-, seit or die Neigung zu dieser Schwester in sich wachsen fühlt, immer wieder daran denken. Und in dem Maß, wie seine Neigung wächst, wird er schroffer und schroffer gegen das Mädchen, mit dem er anfänglich so gern gearbeitet hat und das von unbedincter Verehrung für ihn erfiillt war oder schien Denn wer weiß, ob das aufrichtig gemeint, ob nicht alles alles Lüge und Verstellung ist! Wer sagt ihm, ob sie die Rechte ist?! Ob sie wirklich so viel Liebe in- sich hat, ob nicht alles nur berechnet ist aus den ,,Tiiännerfang«? Bald ist’g ihm, als begehe er ein Satrileg mit dem Ver dacht, dann wieder dentt er an jene, die ihn mit ihrem Liebreiz nmgsarnt und ihn dann schmählich zurückge stosien kat. Und dann meint er, man lönne dem ganzen Geschlecht nich: trauen. Es wird wohl das richtigste sein, der Gefahr aus dein Wege zu gehen. Er h-at’s vorhin, als er eine Anordnung für die kleine Martin traf, die noch lange befolgt werden solle, in Schwester Gertruds Gegen wart hingeworfen: »Ich verreiseübers morgen für vier bis fünf Wochen« Da ist sie ganz blaß geworden tin-d ihre sonst so sichere Hand hat geziti tcrt. Nun ja, man kann auch zit tern, wenn ein tlng angelegter Plan scheitert. EpistAbend Dr. Ebert muß noch einmal nach dein lraiilen Kinde sehen. llks hat« gefiebert. Die Kleine liegtal leiri in einein Zimmer aufWunsch der sehr wohlhabenden Eltern, die eine Privatpflegerin bezahlen können.Vor der Thiir stutzt der Arzt es tönt Gesang san sein Ohr. Ganz leise triickt er die Klinke aus ----- lnarrende Schlösser uiisd Angeln giebt es nicht im Krankenhaus — und niemand be nicrli ihn. Das Bett steht mit dem Kopfende gegen die Thiir uiid Schwes ster Gertrud sitzt singend aus dem Stuhl daneben. »Guien Abend, gute Nacht, mit Rosen bedacht, mit Näglein l«esteett, schlüps’ unter die Deck -—- —---« Doltor Ebert lauscht athenilog, und beim Klang der weichen, tiefen Stim ine steigt eine Erinnerung in ihm auf: Dieses Lied hat er seh-on einmal gehört von dieser Stimme, die nur damals nicht ganz so tief war. Und nun iveifz er auch mit einemmal, wie es lommt, daß er bisweilen in Schwester Ger truds Zügen gesorscht hat mit dein Gedanken: Wo hab’ ich das Gesicht schon gesehen? Ein un-geheuresGliicks gesiihl kommt über ihn. Leise ver läßt er das Zimmer nnd eilt über den langen Korridor in sein Sprechziiw mer zurück. Dort kramt er eisrig in seinen Schreibsächern unsd bald findet er, ivas er sucht: eine kleine, Ver blaßte, aber noch ganz giet erkennbare Amoteurphotographie. Und nachl einer Minute ste t er vor der Schwester Essertriid un hält ihr das Blättchen »Hi: »Eine Frage, Schwester Gertrud, kennen Sie das?« Das Mädchen bringt die Photogra phie ganz nahe an die Lampe und dann ruft sie lebhaft: »Aber, das bin ja ich — und das ist Schiwager Ottos Aeltester! Ach, ich war so glücklich damals mlt dein Rind! Else lonnte sich lange nicht er holen. Da sagte sie immer: Gut, daß Bubi noch ein Vizemiitterchen hat. Und- als ich endlich wieder nach- Hause en;is;te, da war ich ganz trostloT Und jetzt ist Bubi schon Sextanerl Aber wie kommen Sie zu dein Bild, Herr Doktor?« Doktor Etert lächelte froh: «Geltohlen im Vorübergehen, Schwester Gertrud. Und wie gut-, daß ich's gethan habe. Nun weiß ich doch, daß Sie die Rechte sind. Mir bestimmt von Anbeginn! Und ich kann nicht be: greifen, daß ichSie nicht erkannt habe- Sie smd ja dem Bildchen noch so äbnlichl Aber daran ist nur die lLaube schuld —« Doktor Ebert greift init beiden Händen nach der Daube. »Aber Herr Doktor, was thun Sic?« »O, ich thu’ noch viel mehr, Ger trud —« « Die Haube fliegt auf die Erde und zwei blonde Zöpfe hängen in voll-er Pracht über Schwester Gertruds Rücken — und der Doktor nimmt den Kopf des erglühenden Mädchen-S in seiicc Hände und küßt die weichen Lippen Es ist gut, daß Klein-Rose! nicht sehen kanns, was an dem Tisch dort vorgeht. Und- siz kann auch nicht hören, was die beiden so lange nnd eifrig zu flüstern haben Aber es muß wohl etwas sehrSchönes gewesen sein, denn als sie zuihcr ans Bett tre ten, sehen sie ganz strahlend aus. »Aber Schwester Gertrud, wos hast du denn deine Hande? Und Zöpfe hast du, wie meine Mama. Ganz lange Zdvser Sind die eben erst gewachsen-? Ich dachte, Schwestern hätten nur Haut-en Haben alle Schwestern Zöpfe?« ,,’; a, aber ni ,t ·alle so wunder schöne, RoseL Unsd du darfst jetzt nichts weiter fragen, es ist Zeit zum Schlaer für arti-ge klein-e Mädchen« »Aber dann muß Schwester Ger trud das schöne Lied nochmals singen vom Paradies und den Englein.« »Ja, das soll sie thun, das mag Onkel Doktor auch gern hören.« Schwester Gertrud hat die Zöpfe wieder aufgesteckt und flugs die Haube darüber befestigt, dem Geliebten einen schelmischen Blick znwerfend; nun setzt sie sich neben das Bett, nimmt Die hei ßen Hände des Kindes in die ihren und singt: »Gutes: Abend, gute Nacht-, von Engleitr bewacht, die zeigen ini Traum dir Christlinsdleins Baum, Schlaf nun selig nnid süß, schau’ im Traum ’s Paradies.« »Ich seh’-3 schon im Wachen, Liebste.« Mit diesen Worten neigt sich der Arzt zu seiner Braut, die mit strah lendcn Augen zu ihm aufschaut. Schütze-August Teuiiche Manöver-Episode von OF K o n r a d. Das war eine ganz schlimme Ge schichte: noch zwei Stunden umfzte die I-. Kompagnie kräftig a.usschreiten, ebe sie die Quartiere erreichte. Und dabei hatte ein LJnds und Dauerregen ein gesetzt, der bis auf Die Haut dran-a. Die Straße war bis in Grund und Boden aufgeweickt und aus den Stie felsuxiiften der lautlos dahintrotten-s Den Llliannfchaften quoll das Wasser. Hauptmann v. Normann gab sei nen- Braunen diezporen uncd pretschte die Kolonne entlang. Das Regen wasser tropfte ihm zwischen Halgbinbc und Kragen und sein mächtiger Hchnurrbart bing windelweich bis aus die Uniform. Die Kompagnie war weit auseinandergezogen und der zweite Zug schlidderte schwerfällig in dem klebrigen Humugboden, ohne das-, jemand taran dachte, Vordermannzu fassen. Neben der ersten Sektion dec Zuaeg stampfte der dicke Felvwebel Mariae puttend und leuchensd vor wärt-Z, dickeTropfen rieselten ihm über diesjlangem man konnte nicht unter scheiden, ob es Schweiß- oder Wasser tropsen waren. ,,U.Iciserabel Dieses Wetter,« — der Hauptmann wendete feinen Gaul, »und nun noch ’n-e Stunde, Felb wedel?« »Ja Befehl, Herr Hauptm-ann,« antwortete dieser, »und» schon vier Fußlranke Dabei grasfirt die Schlappheit und bei jedem Schritt können die Stiefeln stecken bleiben.« ,,'n bischen Zug müßte in. die Ko lnnne kommen, dann würde es schon besser flutschen,« mein-te der Haupt mann, und ließ das Wasser aus sei uem Waffeiirock-Aermel tropfen, »aber die Trommler können nicht ein schlagen, die Katbfelle sind durch näßt." »Wenn- det Herr Hauptmann ge statten, — Schütze-August tönnte die Sache machen. Wenn der sing-t, dann singt er die ganze Kompagnie leben ein« »SchiiVe-August?«, der Hauptmann schien sich des Namens zu erinnern, »das ist ja der meistbestrafte Kerl in« tet ganzen Komspagnie.·' ,,Stimmt, Herr Hauptmann,« be stätigte ber FeldwebeL »aber wenn er jetzt losgrölte . · .« «»Lassen- Sie »den Kerl singen,« be fahl der Hauptmann und ftippte mit seinem Gaul wieder nach vor-n. Das Pferd schien auch schon zu lahmen. Da Plötzlich richtete es die Ohren hoch-, stieß einen scharfen jeher aus und fehle die Beinchen we beim Pan-de marfch Zugleich stimmte eine forsche Kehle im zweiten Gliede eines jener Soldatennmrsch-Lieder an, derenText eine strenge Sittlichkeits-Zen·sur kaum passiren lassen würde. Und der Haupt inann hörte: »Was nutzt mir denn» mein schöner Ga—arten, Wenn Andere man:g die Aeppeln gehn« « Dir-in lam der Text und mit einem mal aus hundert Kehlen dieWieders holung des Refrains: »Was nutzt mir denn mein« schöner Ga—arten, Wen-n Andere mawg die Aeppeln -— gehn....« Hauptmann v. Normanii wandte -den Kopf. Oh, da sah er eine lern tiichtige Truppe hinter sich. Die Sek tionen hatten aufgeschlossen und man hörte den Tritt, als ob die Straßen festgestampft werden sollten-. Und Feldntebel Maucte hatte sich auch die Trübsal abgewöhnt, er erschien neben dem Pferde und versuchte die Harten zusammenzutrißen Das gelang ihm zwar nicht-; aber er konnt-e doch mel den: »Schiitze-August hat’s wieder einmal gemacht« »’s wohl ein toller Knabe?« fragte der Hauptmann. ,,Zu Befehl, Herr Hauptmann,«——— Feidwebel Maucle konnte gar nicht mehr anders, als jeden Satz mit dieser militiirischen Formel einzuleiten. ,,LZrh-iitze-August ist ’n richtiger,,1lsin ger« (Schlesier) aus der Nähe von Gruß-Prasse-! lBreslau)· So’ns rich tiger Durchganger undSchosenmacher. Das muß sein Beruf so mit sich brin gen denn er ist Windmüller Und Kräfte hat der Lümmel, der haut mit dersyaust ’ne Tischtante runter Zu Hause hat er mal die Mühlenfliiael angehalten, da hat er sich einfach ge: sengestemrni. Aber freilich an die mi TiiiirIsche Disziplin lann er sich schwer gewöhnen -«—« Und um fur die Behauptung den Beweis- zu liefern, ertönte plötzlich any dem zweiten Zuge eine Kom nzanvostimme: ,,Tambonrg einschla gen!'« Die Trommler rissen ihre Trommeln herum, die Pfeifer spitzten die Lippen untd mit Gesang, unter Trommelschlag und Pfeifenllang bielt die Kompagnie ihren Einzng in das »Manöver-Quartier. Vor dem Weg ireteii rief der Hauptmann den Feld-« soebeh »Wer hat denn vor-hin das stommando gegeben?« ,,Zu Befehl, Herr Hauptmann, SchützeAugust·« »Den werden wir gelegentlich drei Tage in’g Loch stecken« »Z« Befehl. Herr Hauptmann« «- e st Die 9. Kompagnie war auf den .äußersten linken Flügel der Abant garde der ,,blanen« Armee gestellt f worden. Es handelte sich uni eine Um »x«ehung der Flanke des Gegneer Ges i lang diese, dann hatte die »rothe« Ar mee den ersten Schslachttag verloren. fDazu gehörte freilich eine Marsch Jleiltung hervorragender Art. Um 1,-J·-·3 Uhr stand denn auch die Kompagnie bereite- auf dem Sammelplatz. Schon wallte der Hauptmann die Meldung des Feldwekcles entgegennehmen, da schlupfte noch ein Soldat in’5 dritte ; Glied. « »Was ist denn dae fiir’n Bumms -ler?« tnurrte der Hauptmann. ,,Zu Befehl, Herr Hauptman-n,« .n!elde:e der Feldwebel und klopfte auf sein dickleibiges Notizbsuchz »natiirlich Schütze-August Trotz des gewaltigen . LUlarscheS von gestern hat er wieder ein -«.ltachtcr,en gemacht und ins der Dorf »tneipe einen Bauern nach dem andern ! verhaucn.« i »Da werden drei Tage »ftrarnm« inicbt langen,« meinte der Hauptmann, ,,noti:en Sie sieben, — wenn’5 nicht noch schlimmer kommt ———— Jn Sel tionen rechte- schwentt . .. marsch!« Die Truppe setzte sichs in Bewegung. Die Landstraße entlang dann recht-S ab in ein-en Feldweg schließlich kam ein Bruch. Auf dem Feldweg ging-Z schon recht holperig zu und als erst durch den Bruch getvsatet wurde, tan Unordnunsg in die Kompagnie Selbst des Hauptmanan frommer Gaul wurde nervög, als ihm die Zweige der Sträucher um die Schenkel peitschten. Der Hauptmann studiritie sein-e Gen-e: raisiabstarte, er hatte seine Leute ganz richtig geführt. Der Bruch stimmte, freilich aus diesem heraus... Hufsah, der Gaul hatte plötzlich einen Schneller von einer Haselnuß staude in die Weichen bekommen und i·tiir:ate, weil sein Reiter die Zügel lose hatte hängen lass-en, vorwärts. Drei, vier Säpe, danm sank er bis an den Leib in moorsigen Sumpf. Ver geblich suchte der Hauptmann das Thier hochzuhalten-, vergeblich rief er um Hilfe..., die Soldaten, die sich aus dem Busch herausgearbeitet hatten und bis zu dem versintewden Pferde vordrangsen, saßen auch sofort bis iisber die Kniee im Morast· Der Hauptmann schien dem Unter sang geweiht, das Pferd steckte schon bi3»z-um Halse imSchlamm. Da nahte Hilfe — von der anderen Seite des Moores stürmte ein Soldat. Man merlte sofort, daß er wußte, wo er den schmalen, festen Grund unter den Füßen sand. Und jetzt war er bei dem Versinkenden Ein scharfer Griff und er hatte den Hauptmann vom Pferd genommen gleich- einem Bleisoldaden und ihn auf ein trockenes Fleckchen Erd-e gestllt. Dann raffte er den Gaul hoch. Das Biest schlug gewaltig un-, sich. Aber der Soldat zerrte das Thier bis zu dem festen Pfade, und als die Hufe nicht gleichs Posto zu fassen ver mochten, faßte Schütze-August das Thier um den Hals uwd halfterte es mit einer gewaltigen Kraftanstren gung empor..·, ertrug es mehr denn daß er cs führte, aus dem Moor her aus. Und drüben stand der Haupt mann, der sich leidlich wieder gesäu bert hatte. »Soll« ich Sie wieder driisfhelfen?«, fragteSchützesAuguft in seiner dumm dreisten Manier. i ,.Esel,« auittirte der Hauptmann Jüber das Angebot. ,,Hauptsache ist, daß wir aus dem oertrackten Sumpf herauskommen« »Wir hätten gar nicht hin-einzuge rathen brauck«en,'« meinte Schütze-Au gust. ,,Etwa. 20 Minuten weiter, dann ist der trockenste Boden. Wir schneiden "(3-’oitlieb Wolfss Brache, Schulzes kliartoffelacker und kommen bei Ar inolds Klitsche raus· Schließlich geht’s Hain Weißbach lang, und wenn tüchtig ausaetreten wird, sinsd wir in einer Stunde an Ort und Stelle und hul ;1eru. die ,,Iliotl)en« in’n Wurftkessel.« J »Sie scheinen ja jeden Weg und fsstesz zu tennen,« staunte der Haupt irnann »sin-d Sie denn hier geboren?« E ,,.":!iee, das nictxt,« Schütze-August that etwas verlegen, »aber «ne Braut itzab« ich in Arnclds Klitsche mal je ;k,-«n.t« Die Kompagnie war bald- wieder ra:1girt, es ging riiftig vorwärts. Die Angaben Sctxiitzens erwiesen.sich als richtig. Buche, Kartoffelfseld die jstrrshberachte Klitfclce, der Bach-..., ;und da oben auf dem Hügel: Helm spitzen,-——die Vorposten der ,,Rothen!« ,,L3chwärmen·,« ertönte das Kom :nan?-o. Mit großer Präzision wurden die Kitolonnen auseinander gezogen-— «L)luanziren, — Laufschritt, —- — Schnellfeuer ——-«; wie ein Wetter stürmte die Q. Kompagnie voran und überschüttete die überrascht-en »Ro fthen« mit ein-Im ,,Kugel«regen. ’s gab »unter den Vorposten ein« Debacle, der »Vomrarschs der gesammtmen ,,"2lrmee« ; wurde verzögert. Hauptmann v. Normann kam bei der Kritik sebr gut weg, der Kommun dirende sollte seinem strategischen Ta lent alle Anerkennung: die Majors ecte war also glücklich umsegelt. si- -I· di Tie St. Kompagnie trabte über die Bracke den Quartieren zu. Da rief der Hauptmann nack! dem Feldwebel Abtritt »Hu Befehl, Herr Hauptmann« »Das mit dem Soldaten Srlxiitz-e,« erkjiirte der Hauptmann, ,,wollen wir doch sein lassen. Streichen Sie mal in Ihrem Notizouch die Arreststrafen nieder aus« »Ja Befehl, Herr Hauptmann« lind in demselben Augenblick wurde im zweiten Gliede das schöne Lied an gestimmt: »Was nutzt mir denn mein schöner Qta——arten, Wenn Andere mang die Aeppeln gehn . . . .« W Eiue Maschine, die Ctgarrm raucht. Unlängst ist eine Maschine gebaut worden, die das Zigarrenrauchen, ab gesehen von dem erst-en Anziin-den, ohne menschliches Zuthun besorgt. Es ist damit die JJtdglichteit gegeben, das; )·Itenschen, die den Zigarrenrauch lie ben, das Rauch-en aber nicht vertragen können, sich jenen Genuss verschaffen. Doch das ist nicht der Zweck der neuen Erfindung-, sie soll vielmehr ernstere Ausgaben ersiillen. Das geht schon daraus hervor,das3 sie in» einer Abtlseilung des Ackerbaus Departementss zu Washington Aufs stelluna gsesunsden hat. Die aus ver schieoenem in den Ver. Staaten er zeugten Tabaten hergestellten Zigar sren sollen durch die Maschine auf die iGiite ihres Brandes einwandsrei ge prüft werden. Aus dem Verlaufe der Brandprove will man dann Rück schliisse machen aus die günstigste Zu sammensetzung von Füllung und Tectvl.itt. Da der menschliche Rau cher nie ganz gleichmäßig raucht, die einzeln-en Züge vielmehr oft stärker, oft schwächer, in liirzeren oder-länge ten Zwischenraumen erfolgen, so muß die Maschine zur Lösung dieser Aus gabe einsprintaen Die Zigarren wer den mechanisch getaucht, und zwar ers iolgt in Zwischenräumen von 30 Se tnndeni je ein Zug von 10 Selunden Dauer, etwas reichlich lang. Die Maschine ist ganz einfach, die zu prü — « fenden Zigarren werden in zigarrens spitzenähnliehe Mundsttiicke ge ecki, von dem Mund-stlick der Spitze «iihrt »dann eine Rohrleitung nach einem künstlichen Atbtnungsapparat. Der entwickelte Rauch rrird dabei durchs be sondere Glasgefäße durchgeführt, Itann also auf sein Aussehen und seine Menge, auch chemsiich auf seine Beschaffenheit geprüft werden. Viel leicht hat nicht nur die amerikanische Zigarrenindnstrie Nutzen von den « Versuchen, sondern, wenn den Rauch- « analysen dieselbe Aufmerksamkeit ge schenkt wird, wie der eigentlichen Prüfung des Brandes-, auch die Mk-· dizin Geistessegenwar«. Von der Geistesgegenwart auf der Bühne seitens der einst viel gefeierten Darstllerin der Prinzessin Eboli im Berliner Kgl. Schauspielhause, 7 rie derite Unzelmann, wird folgende wahre Asnekdote überliefert: Es war die packen-de Szene, wo sdie verliebte Prinzessin in ihrer blinden Leitdenss feile-it den für sie und den König gleich sehr komprinrittirensden Brief Phi lipps des Zweiten an seinen Sohn ge geben hat und Karlos, den Brief in die Höhe haltend, frohloclt: »Den Brief behialt’ ich!« Umsonst wirft sich die vserzweifelnde Evsoli ihm in den Weg: »Gros3er Gott, ich bin verlo ren!« Karlos geht trium.plj-iren«d mit seinem kostbaren Briefe ab... aber, » Malheurt Der gute, etwas nach-läs sige Franz Makaufch, der damals den Kartos gab, läßt den Brief noch auf der Bühne fallen, ohne es zu merken. Dag ganze Publikum und Eboli-Un zelmann sehen es sogleich. Was nun, wenn die tragisch-leidenschaftliche Szene nicht zur Posse werden foll? FriederiieUnzelmann ist keinen-Puls schlan lang in Verlegenheit. Noch ehe csas Publikum sich ganz klar gemacht-, ob es Ursache zum höhnischen Geläch ter hat —- wie ein Blitz des Gedan kens —— wie ein zündeztder Feuerfunke —— nie eisnsePanteriatze auf ihre Beute fpringt die geniale Frau auf den« ge fährlichen Brief los, reißt ihn ausein ander und-ichleudert ihn mit dem Verzweiflungsscbrei wieder von sich: »Mein Giott, nicht der rechte!« Dann stürzt sie zur Thür: ,,Prin-z, noch ein Wort! Prinz, hören Sie« —- Er geht! —(xinsthusiaftisch jubelten die Berliner ihrer herrlich-en, ihrer einzigen Unzel maxm zu» Ein verschonen-es Denkmal. Die demnächstige Bestattung der in Mainz ruhenden französischen Sol daten — oornehmlich Gefangenen in zwei Massengriibern mahnt danan, daß dort auch der seinstige Jakobiner, spätere Reichsbaron Präfekt Jeanbon St. Andre ruht. Er war eine charak teristische Persönlichkeit, dem auf deutscher Erde sogar ein Denkmal er-« richtet worden ist, was wohl wenig oder gar nicht bekannt ist. Jn einer sehr iesenswerthen Schrift von Pfar rer Heinrich Bechtolsheimer in Mom b.ich-Jltain,3 ,,Rheinhesfens zur Zeit der Franzosenherrfchaft«, wird über den genialen Präfetten und das ihm ge stiftete Monument Folgendes gesagt: »Jeanbon St. Andre hatte eine eigen thümliche Vergangenheit, er war ur sprünglich kaloinistischser Prediger ge wiesen, dann galt er in der Revolu tiouszeit alLJ ein gefürchteter Jakobs ner. Als er — als Präfett— nach Mainz kam l1802l stand er schon in vorgerücktem Lebensalter, seine Sturm- und Drangperiode laa weit hinter ihm. So lange er dem Departe ment Donnersberg Vorstand, that sich Jeanlson St. Andre als ein besonne ner, wohlwollender und einsichtiger Mann hervor. An einer hochgelegenen Stelle RheinhessenT da, wo man zwi schen Finthen und Wackernheim an der Straße, die von Mainz nach Bingen führt, weit hinüber schaut nach dem Rheingau, befindet sich ein kleines Denkmal, dessen Inschrift heut-e un leferlich ist. Dieses Denkmal wurde zu Ehren des Maine-er Präfiekten errich tet. Er hat dies-e Ehrung vollan ver dient·« — Päckchem Als junges Mädchen klagt sie sehr, Getos ein Partei zu tragen. Sie fuhr sogleich, war’5 auch nicht schwer, Damit im Stadtbahnwagen. Ale Frau schleppt sie vergnügt allein Den Waasen sammt Packetchenl Sie lacht dazu und wiegt es ein, Jhr Kind, ihr süßes Gretchen. — Die bekannte, historische Apotheke, »Zum goldenen Kopf«, in der Schil dergasse 69 belegen, fällt der Neuzeit zum Opfer; sie wird mitsammt den Häuser-n 71 und 72 abgebrochen und muß einem Prunkbau das Feld räu n:en. Was das Gebäude interessant macht, ist nicht allein, die altkölnische Bauart, das Erinnern an Kölns Ber gangenheit, sondern das ehrwürdige Alter. Jn den Schreinsbüchern der Stadt Köln finden sich bereits im Jahre 1304 Notizen über das alte Haus, bei Verläner, Schuldverschrie Inn-gen, Eheschließungen und derglei -)en. »Nordpolforscher,« bemerkte derWei berfeind, »haben»das eine gemeinsam, daß sie alle vexheiratet sind, und das .;t»låcht die Geschichte auch ganz begreif l I ««