Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 21, 1906)
W mit Dampf. Ter Dampfer iurcht des Strome-Z Wellen, Des Raucheö Fahne flattert weit, An Bord hört man das Glöcklein . schellen, Dem Fahrgait ruft es: »Sei bereit!·' Man landet. Die Maschine dämpfet Jhr rastlos grollendes Gestampf, Der Eintritt wird zum Boot et tämpfet, Gelt zischt der Dampf. Dem Dampfektreiben gleicht das-i Leben; Wir gleiten auf dem Strom der Zeit, Schaum rechts und lints und au — daneben, Und landen in der Ewigkeit Vor Arbeitslast teucht die Maschine, Die eherne im Lebenstanipf. Den Schmerz verbirgt gleichgilt’ge Miene — Man« lebt mit Dampf! Christabel von Eisen. Novelle von Frido Weber Lischla.« · Sonntagnachmittag —. Freundlich lacht die Sonne in das lichte, lau fchiae Zimmer-, fahrt mit neckendetn Strahl durch die Blätter und Blüthen der Stöcke am , nster, huicht über den peingetönten eppich und zuckt mit irren Lichtern über die Bilder, daß hier und da ein schönes Antliß hervor leuchtet —- ein großes sprechendrg Auge, just wie vom Leben beseelt, auf flntnmt. Er gleitet Tiber das blendend weiße Damasttuch des Tische-s hin,dcr vor dem altmodiichen Sofa steht, und nascheud und leckend umhiipft der feine ( Strahl die Tasse-i und Kännchemdiet eben eine schlanke, weiße Frauenhandi gefällig geordnet. i Welch eine feine, ausdrucksvolle i Hand! ! Sie erzählt von so vieten einsamen, i durchwachten Stunden, von vieler-s heimlichen Thtänen —- und vertan-; nenen Träumen, Das schöne graues Auge spricht nicht ein Theil von denk« was diese Hand verräth, nur um dens Mund liegteine kleine, tleineFaltr. s Die Tassen in der Hand tlirreni leise, und die schlantc, hoch gewachsen-: ; Frau übersieht noch einmal dnsGanzex « wunderbar schön ist dcisJ feine Gent-s Inentäsxfchem das da so araziös aus«-I recht auf dem schlanten Halse ruht,? wenn auch nicht mehr in der tnospen-- i den Zartheit der ersten Jugend; abers das Lächeln um den tiefrothen Mund; ist heiter und die Augen unter der-T glatten, weißen, leuchtenden Stirn sind ; jun-J und feucht. ’ Und still ist’s i:n Zimmer. Die Frau blickt auf die prächtige Stutzuhr, die in der Ecke aus einer; kleinen Tischchen steht-und ein Zit tern läuft um den Mund der Einsa men. Da wendet sie leise den schönen Fion und lauscht, und durch die-Sonn taesstille geht’5 wie ein stockendez Athmen. — —- —- ———————— Ein solch stiller Sonntagnachmiti tag war es ——vor länger denn zehn Jahren-da stand unter den alten« hohen Bäumen des Gärtchen-T das zu dem einsamen Hause am Ende der Stadt gehörte, eine junge Mädchen - gestalt, und der Duft der blühenden Zentifolien umfing sie mit töstlichein Hauch. Jn den glänzenden, braunen Flechten hing eine einzelne weiße Rose. Sie war so schön und lieblich, und wie fu- so dahinschritt mit dem ausrechten, zierlichen Köpfchen, war sie schöner und töstlicher, denn alle Rosen um sie her. Der Vergleich ist so verbraucht und doch — auch der junge Mann an ihrer Seite empfand ihre Schönheit so, denn sein Auge leuchtete heiß unt feurig. Doch sie mußten scheiden. Und Christadel sang ihm zum letz tenmal sein Lieblingslied »Home sweet hoine«-—das tlang so süß und rein, und dem Manne stand eine Thräne im Auge, als er die weiche Hand deg erröthenden Mädchens an seine Lippen führte. So schieden sie! Die Sonne war im l!ntergei)en, da sah die schöne Christabel von Eissen der schnellen Schrittes dahineiienden Männergestalt nach, und in den gro ßen grauen Augen lag ein frohes, hoffendcs Licht. — Die Sonne war versunken; Christabel erschauerte und zog das weiche Tüchlein fester um die Schultern. Dann aing sie ausrechten Hauptes in das Haus ihre-«- Vaters. Christabel von Eissen war die einzige Tochter des Maiorp von Eissen, der in dem kleinen, rosenuniwiecherten Häuscken einsam Und zufrieden da hinlebtr. Ungern zwar saher die Nei gung seines Kindes zu dem jungen Kaufmann Hans Dorn-ener, doch die ser war ein strebsamen sieißigertllianrn der eine gute Zukunft hatte (—— und der alte Herr liebte sein schönengöchtep tem. Von einer Heirath warne-ja nah lange keine Rede sein« denn der Freier ging in-. Austraae seines Hauses in das-· Ausland und kehrte vielleicht erst nan Jahren zurück ——— und der sanguiniscke alte Herr dachte: »was können diese Jahre nicht alles bringen!« I F II Und die Zeit ging hin, und den anten alten Majar von Eissen brachte sie etwas —und das tcar der Tod! Als Christabel des Morgens dein Papa ein neckischts Wort in das ossene Fenster«ries, klang ihr keine Erwide rang entgegen und —- nach einer III Yeöraska Staats-Zuzeiger und Herold. L— - — Grund Island Nebr» 21. September 1906 (Zweiter Theil.) Ro. 4L Stunde hielt sie den todten Vater irr Arm « Jhr hilfloses Weinen verklang in den einsamen Räumen, und es war niemand, der das weiche. junge Ge schöpf gestärkt hätte mit tröstenden Worten. Bis sie selbst die Ruhe wie dersano — da war aus dem lieblichen, singeiiden Mädchen cin sinnendes, den tendes Weib geworden Nun lebte sie ein stille-Z friedlich-IS Leben und waltete im Hause geschäf tig und fleißig. Die alte Hanne, die Dienerin, schalt wohl, daß sie noch ganz zur »alten Jungfer« werden würde in 'dieser Zurückgezogenheit — doch Christabel lächelte, und ihre Au gen leuchteten höher, und in der Stille ihres Zimmer-s preßte sie die Hände an die Stirn und lachte, lachte ihr leises süßes Lachen mit dem eignen vollen Kehllaut und jauchzte ,,Hans Dor meyer«. So schaffte sie: und träumend schuf sich ihre Seele Bilder von dem Leben an seiner Seite-wen dem Leben als fein Weib. Erst erröthend, zagend, dann immer sicherer und lxller wurden in ihr die Bilder oer Zukunft. Hel und vcll Arbeit und Mühen s-— und vuiiiber der Hauch einer zarten Poesie. So voll war ihre ceele so reich ihre Phantasie an Gestalten voll Schönheit und Licht, daß sie wie von selbst di. Feder und die rechten Worte fand. Schön-, linde, kluge Worte! Und dann das Zagen —- das Wagen. Und eines Taes kam der Wind und trieb lustig die Blätter hinaus in die Welt. Und die Menschen staunten! »Wer ist das Menschenkind, das mitten in unserer hastigen, strebenden, vrosai schen Zeit solch duftige poesievouk Worte schreiben kann? Jn welcher Welt lebt sie, daß sie noch so reine hohe Gedanken empfindet, fo viel ideale Kraftgeftalten voll Leben und sonni gen gefunden Dentens schaffen kann?« Und Christabel blickte hinaus in die trunkene Sommer-pracht und lächelte still, selig: »Meine Liebe«—s Und dann eine Zeit, die Zeit dec— linbefriediatfeins, des Zweifelngz des Weiterwollens —- des Strebens. Doch die Zeit floß. nnd auch das ging vorüber, und dChristabel schaffte und sann, und Hans- Dormehcr schrieb feine regelmäßigen, kurzen, tlihlen Briefe. Jn Chrifiabel war eine Scheu s-—und auch ihre Briefe waren iiihl und so ganz, ganz anders wie ihr Empfinden So reihte sich Jahr an Jahr, und Christabel blühte wie eine volle Rose, und ihr Blut wallte gesund nnd kraft« doll durch die Adern, daß es roth durch die weiße Haut schimmerte ·- is i Und die Jahre gingen. und Chri ital-ei wellte -— leise —«leise, wie dür stende Sehnsucht lag’s in den feuchten Augen, und um den Mund war ein Zug wie von verhaltenen Thränen — Hans Dormeher aber schrieb von dem Neichthum, den er anfammelte für sein schönes Bräutchen --—- und bald lehre er heim. Und Christabel betete --—- nur bald, nur bald. - Die träumende Frauengeftalt fährt auf; unten im Haus schallen laute Tritte und dann die Stimme der alten Banne, die den Gast die Treppe hinaufmeift. Hang Dormeyer lomnxtl Christi-del zittekt, ihkeHanh fährt ;nach dem Herzen, nnd starr leben di-: Augen nach der Thür. s Die große Männergestalt muß den Hion bücken wie sie über die Schwelle »schteitet, den. Kopf mit den kurzen Haaren, den kalten Augen unter der jBriltr. I Den kühlen Augen gegenüber- faßt stIch Christabel schnell —— den fremdes IAnaenS Durch das Herz des Weibe-. geht ein seltsames Frösteln ---— ——- — I Dann füllt sie dieTassen mit deni Iduftendrn Trank, und des Mann-ro Auaen hängen an ten weißen Händen, Igleiten prüfend über die schlantei Arme und die zarten Formen der IBrust nnd in Gedanken fällt er das I Defizit —- »Verhliiht«. I Ein Sonnenstrahl huscht tiiher das Ifeine, zarte Gesicht-then Christabele, Innd in ihren Augen iit ein warmer Guns, als sie zum Flüge! schreitet init liebenswürdigem Lächeln: »Ich muß den Heimtehrenden doch mit dem Liede der Heimatl) empsan gen « Und ihre weiche, süße Stimme zittert durch den Raum ».H-:- me sweet tso ne Durch ihr gläubige-: reines Herz zieht der Gedanke: »Ich will singen, heim Klang der Weder wird er wieder der alte. dei Hans von damals werden« Hans Dormeyet liegt im Sessel. tin Fliininern——halb Ungeduld und gwtt halb Wehniuth und Sehnsucht alten, längst vergessenen Zeiten in den Augen, und die Hand spielt mit den Enden des Bartes. Dann lachte er leise, ironisch. »Die Frauenzimmer mit ibrer Scntimentalität, KinderspielereL ohne ———«. Ungeduldig springt er auf. 1nu: sternd schreitet er im Zimmer umher —--— da liegt ein Blatt. Christabel’-3 Schrift, »Gedanken stiller Stunden,« liest er. Christabel wendet das Haupt und sieht in sein Antlitz» sieht sein spötti sches, satyrisches Lächeln. — Die Stimme versagt ihr und langsam er hebt sie sich. Dann sitzen die zwei sich gegenüber-, und Christabel erzählt von ihrem Le ben mit monotoner, schleppenver Stimme, und ihr selbst erscheint es nun in dieser Stunde so scheel, so leer, io voll von trügerischcn Trän men. Und doch war-I ein so köstliches, reiches Leben, wenn auch einsam. Hans Dormeyer spricht von seine-n Arbeiten, arbeiten und rechnen von sriib bis spät. Und Christabel iröslelt’s. lind dann steht er vorin und bittet Um ihre Hand. Das Mädchen vlicki ihn an und spricht leise: »Hang Dormeyer, wir sind nicht mehr die, die wir waren —- das war-» Und er nickt: »Gott, ja, das Leben packt einen ander-·- an, als man in der Jugend dentt; mar. wird älter nnd vernünftiger, vom Tüfteln und Lustschlösser bauen tann man nicht leben. Die Hauptsache ist mir eine ordentliche Frau, die den Haushalt versteht und mir ein gemijthliches Haus herrichtetJf Chriitavel schurteit das Kopfchem »Es ist zu spät fiir uns beide, wir würden uns nie mehr finden, Hans Dormehert Früher —- o ja ——— jahre laiiges, gemeinsames Leben Seite an Seite in der Jugend hätte unser Em pfinden und Denken in gleiche Bah nen gelentt. Sie, ein Mann mit praktischem Denken und doch Sinn und Verständniß für das Schöne, das Geistige, das ja doch das Schönste und Höchste im Leben ist und uns vom Thier unterscheidet Undich s—« lhie: leise,« mit hilflofein Blick und ineinan dergeschlungenen Händen) »und ich — o, ich wäre gewiß ein braves, treues Weib geworden, mit klarem Blick und · Interesse für Haus und Hof sowohl wie siir die Bedürfnisse des Geistes, ich verstehe mich nicht recht deutlich auszudrücken, Sie erlassen es mir wohl. Hans Dortneher, « ich würde Sie nicht glücklich machen.« Ein Flimmern in des Mannes Au: ! gen. Doch das Wort der Liebe stockt auf den Lippen, die das weiche Wort verlernt, und der Cherub des Schwei gens hält sein flammendes Schwert, daß die beiden den rechten Weg nim mer finden. Und dann ist er gegangen. Die Treppe knarrt unter seinen Tritten und das Gartenpförtchen schließt sich hinter ihm. Die Düfte der blühenden Zentifolien umfangen ihn zum letzten Mal, wie ein leises Bedauern zieht’s durch sein Herz, daß sein Fuß stockt. Doch der Duft zieht vorüber — und Hans Dormeher schlägt mit dem Knon des Stockes an sein Bein, daß es llatscht. »Prrr Hans, alter Junge, mach’ keine dum« men Geschichten —- nischt für dich.« Die Sonne geht unter; in ikirem Zimmer liegt Christabel auf den ; Knien und weint leise ——— leise —- un aufhörlich Und die Thränen rinnen und fallen und schwemmen hinweg all T die sonnigen Träume von Liebe nnd Glück. ---Da dringt durch die Stille das Zirpen und Zwitschern eines Vögel chens, das tlingt ioie: Wein nicht, wein nicht und das junge Weit lauscht und horcht. —-s- Weine nicht, Freud und Leid, Glück und Schmerz, alles geht vorüber. Christabel legt den Kon in die Hand und sinnt, und der Frieden senkt sich lind und sanft in das ein same Frauenherz. »Der Frieden der reinen, gläubigen Seele.« Ein Mensch ist so lange Kind, als man ihn fürchten machen kann · III If si Von Lebensversicherungs - Agenten dürften russische Polizeibeamte zurzeit weng belästigt werden. di· Iß M Ein Unterschied: »Sie ist schrecklich niager.« »Aber wag denken Sie-Z Sie ist weidenschlanl, denn ihr Papa hat eine Million.« It- Ik It Für Menschenscheue ist ber beste Aufenthalt da, tvo der größte Verkehr ist. sc si- sit Die Hälfte aller Diamanten in dies sem Lande sollen eingeschmuggelt sein Vielleicht wird’s noch Mode, die Dia manten immer mit Zollquittung zu tragen. » s Der Falschmünzer. Humoreste don K a r l P a u l i. Es gibt Menschen, deren ganzes Jn teresse ihren Nebenmenschen, Freunden, getreuen Nachbarn und desgleichen ge widmet ist, Leute, welche sich kaum Zeit gönnen, des Leibes Nahrung und Nothdurst zu sich zu nehmen aus lau ter Interesse an ihrem Nächsten, seiner Person, seinem Beruf, seinem Thun und Treiben. Was sie dazu treibt, ist nicht recht zu erklären, eines aber muß leider einge standen werden, Menschenliebe ist es nicht, denn nie sieht man aus den Ge sichtern solcher Leute einen Schein von Freude, wenn sie von ihrem Nächsten Gutes hören oder zu berichten haben, vernehmen sie jedoch Schlechtes, Ent ehrendes, Herabwiirdigendes, so glänzt ihr Gesicht in hellster Seligkeit, und strahlenden Antlitze-s wird die Nach richt weiter gegeben. Am schlimmsten für solche Geschöpfe ist es aber, wenn sie mit Menschen zu sammentommen, an welchen selbst das geübteste Auge keinen größeren Fehler, der schärfste Blick keinen dunklen Fleck entdecken tann —- dann bleibt nichts übrig, als horchen, spähen, spioniren, betritteln, deuteln, und zuletzt ver leumden —- aliquid semper haeret « etwas bleibt immer hängen, und es gibt Menschen, die im Verleuniden, Verdiichtigen, Verdrehen jedes Wortes, jeder Handlung solche Meister sind, daß auch das harmloseste Menschen kind in den Augen seiner Umgebung bald wie ein Raubmörder dasteht. L Eine Meisterin in diesem Jach war Frau Rechnungsrath Tasbert. Diese würdige Dame, die nachgelasseneWitt we des Rechnungsraths Tasberg kannte die internsten Verhältnisse, die Hertunst der Gatten, ihre Verwandt schaft, ihr Einkommen, den täglichen Küchenzetteh kurz alles, jede Kleinig keit. Auf diese Weise hatte sie sich in dem Hause der Metzerstraße eine bei nahe souveräne Stellung aeariindei,s ever fürchtete sie, jede: schmeichelte ihr und es gab beinahe keine Partei im ganzen Hause, die sie bei wichtige ren Anlässen nicht um Rath gefraqt hätte, und das alles nur, um nicht in den Mund der alten Hexe zu kommen; denn, wer sich mit ihr verfeindete, war aeliefeit, es cab keine Schandthat, de ren ein solcher »Er vler nicht schuldig aewesen wäre vom Elternmord bis sum Fliegenschieszen, nnd was dac Schlimmste war, ans Furcht, ein glei cljes Schicksal zu haben, that jeder,als wenn cr ihr glaubte und niied den Verlästerten, zu dem zu halten er aus-« ffnrcht nicht wagte, und so war es da hin gekommen, daß der, welcher es mit Frau Tasbera verdarb, in Acht und Bann gethan war und wie ver sehmt gemieden wurde, bis er zu Kreuze lroch oder das Haus verließ. Aber die Bäume wachsen nicht ir-. den Himmel. Eines Tages erschien in Dem Hause in der Metzerstraße ein jun-« ,1esEbepaar, welches sich absolut der Oberherrlichteit der Frau Tasbera nicht fiiaen zu wollen schien· Es waren nette Leute, er ein blonder, hübscher Mann mit freiem, osfenem Gesicht, sie eine kleine ebenfalls blondeFrau, mit sanften, blauen Augen und einein, eit: wenig leidenden Zug um den Mund. Diese beiden flimmerten sich absolut um niemand, sprachen mit keinem, verlangten von keinem etwas und ariißten im Hause freundlich, aber ohne jede Spur von Vertraulichkeit. So behandelten sie jeden, ohne lln ierschied, auch Frau Tastern Diese raste, raste umsomehr, als sie trotz aller Anstrengung nichts über die bei den - erfahren lonnir. Se setzte alle Hebel in Bewegung, allein, obwohl sie ilinen ans der Slrxße nachschlich, sie konnte nichts- erfahren; er ging hie und da in ein Privat- oder Geschäftshaiie, einige Male auch in ein Bank-, Pa pier-, Cigarrengeschäst, lauter Wege, die ein anderer auch thut, mehr konnte sie nickt feststellen. Und daran war vor allem schuld, daß die Frau, diese vionde Gans, wie sie sich ausdrückte, den-Kerl — überall hin begleitete, da durch konnte Frau Taslierg nie einen Blick durch-» Sch..insensker in den La den werfen, nie kennte sie einenHerss auskomncenden fragen, wag der Mann da drin tause oder mache, immer stand Die alberne Gang aus der Lauer. Endlich hatte sie etwags ausaekund sil:aste:, sie hatte in Erfahrung g bracht, daß der Mann der-s Abends selfr lanae ost bis ties in die Nacht hinein zu arbeiten pflegte —-— das war ver-« dä«.htig, höchst verdächtia! Sie beschloß, sich aus die Lauer zu legen, und sie legte sich- aus die Lauer. Zwar konnte sie nur vomBodenfenster, wenn sie aus dem Bauche lac« wobei ein borspringender Ballen ihrem Leib eine schiefe Stellung gab und eine Eisenlrampe das Schienbein sast zer quetsckzte, etwas sehen, auch sror sie in den kalten Nächten fast zu Stein, .«aber das machte nichts aus, sie er reichte ihren Zweck. Ja, sie sah etwas! Am ersten Abend wenig, am zweitens mehr, am dritten nsch mehr —«! Jeder ; Zweifel war ausgeschlossen, sie mußte« siegen. Zuerst sah sie, wie der Mann saß und zeichnete, dann wie er Far ben mischte, dann wie er mit einer kleinen winzigen Handbuchdrurker presse arbeitete, und eines Abends, da wurde, als der Mann seine Zeichnung gegen das Licht hielt, ihr Verdacht z«ir Gewißheit — der Mann war — Falschmünzer. Da war gar kein Zweifel, sie hatte den blauen Schein zu deutlich gesehen, zu sicher die Zeichnung erkannt, und wenn sie noch Zweifel gehegt hätte, sie wären Verschwunden, als sie sah, wie der Mann den Schein an die Fenster sck,-eibe legte und mit einem kleinen Schwamm die Farbe dunkler abtönte. Halbersrorem an allen Gliedern steif, das Schienbein zerschunden, kroch Frau Tasberg heute nach dreistiindi aem Lauern aus ihrem Versteck an der Bodenlucke, aber in ihrem Jnnern sanchzte es, sie hatte, was sie gesucht: ihre Rache! Das Schicksal dieses hoch näsigen Paar-es, das sie zu übersehen sich erfrechte, lag in ihrer Hand, und sie sollten ihre Hand fühlen. Das: sie dabei einen Verbreclcser de-: sei-echten Strafe -:ntaegensijhrte, da ran dacht sie gar nicht, das war ihr nur Mittel zum Zweck, ihsr war die Hauptsache, daß sie es mar, die das stolze Paar erniedrigen konnte-, so ties," ach so tief! sum nnoeren Lage oegann ne ihre Arbeit. Sie lief nickit zur Polizei und zeiate das Verbrechen an, o nein, daEJ hat-te noch Zeit erst mußten die iu: Hause ihre Macht fühlen lernen. So sing sie ihr Verleumdungswerf an. Zuerst lobte sie das Paar, esfei ihnen nichts nachzusagein und doch, sie könne sich nicht helfen, der Mann — er vertehre mit teinem, niemand komme in seine Wohnung-, dort müsse etwas nicht richtig sein, wer weiß, ob da einer nicht mitverdächtigt werden könne, vielleicht day-s ganze Hang in Mikaredit gerathe! Sie könne sich nicht helfen, sie hätte so das Gefühl, daß die beiden noch einmal im Czuchthaust enden müßten Diese und ähnliche Reden fielen aus fruchtbaren Boden, man war gewöhnt, i auf Frau Tagberq zu hören, und man hörte auf sie, im Haufe nährte es, so wenig sich auch das junge Paar um die Leute getümmert, die ihnen gleichgiltig Leqegneten, jetzt wo man sie mit Feind seligkeit behandelte, sie belauerte, hin ter ihnen herschrie, Unter allen mög liclxen Vorwänden in ihre Wohnung zu dringen-suchte, jetzt wurde es ihnen doch unheimlich in dem menschenrei-" ciscn Zins-haus, aber sie trugen, was sic- nicht ändern konnten und lebten. weiter, wie sie immer aelebt. Endlich wurden ihnen der Chikaneu zu viel, sie kündigt-m. Frau Tasberg hatte gesiegt, aber der bloße Sieg iiiitzte ihr nichts, der Feind mußte rserniehtet werden, erst mußte sie dem Haufe beweisen, daß sie recht gehabt, wenn sie denen das Zuchthaus in Aus ficht stellte. Sonst hätte man ihr-. Prophezeiuna auch als Verleumduna ausfasfen können, nnd ihr Einfluß im Hause würde gesunken sein, nein, Recht mußte sie haben und beweisen, daß sie recht gehabt, dnnn stand ihr Ruf über alle Begriffe strahlend da. Sie schrieb also an die Kriminal Polizei und theilte derselben ihre Ent-: deckung mit. Zu ihrem großen Verdruß kam nicht sofort der grüne Wagen mit einen-. Schutzmannsausgebot von zwanzig Mann, sondern erst am anderen Tage, gegen Abend, kamen zwei Herren in . ZiviL ließen sich nochmals-von ihr be§ srichten und begab-en sich dann in die iBehausung des Verbrecher5. —- Frau iTLaSberg flog von Wohnung quohs Hung, die Treppe herauf, diese hinab überall die Neuigteit mittheilend und ?crzählend, wie es ihr gelungen, das Verbrechen zu entdecken, wie sie kalte . Winternächte lang oben unter der JJIachlnte gelegen, um die Welt von seinem Scheusal zu befreien und ein entsetzliche-H Verbrechen anfzudecken. Hiun tidrllte alles Hinunter nach der Wohnung des Falschiiiünzerg, vor wel eiser- bald Flur und Treppe don Men fitjen angefüllt war. Es dauerte ziemlich lange, ehe die Stieuaierde der Versammelten gestillt werden sollte, und Frau Tasberg hatte Gelegenheit, ihre Geschichte mit der Bodenlnke, den kalten Nächten, dem geschundenen Schienbein und dem vor sbringenden Balken noch einige Male zum Besten zu geben. Aber endlich öff nete sich doch die belagerteThiir, und die beiden Beamten erschienen wieder. aber keineswegs den Falschmünzer ge bunden in ihrer Mitte führend, son deru sich mit artigen Verbeugungen höflich von ihm verabschiedend. »Als-) nochmals, entfchutdigen Sie W sreundiichst!« sagte der eine der ker ren« »wir waren irregeführt, rnu ten aber unsere Pflicht thun! Und Sie«, wendete sich der Beamte an die Ver sammelten, ,,gehe:1 Sie ruhig nach Hause, es liegt gar kein Verbrechen vor; diese würdige Dame«, er zeigte auf Frau Tasberg, »hat sich bitter· getäuscht, dieser Herr ist Zeichner, und fertigt in seinen Freisiunden in der That falsches Geld an, aber Sie kön nen es auf jedem Schein lesen, daß er falsch ist, denn jeder trägt die Jn fchrift« »Angeferiigt auf Bestellung der Firma Schmidt ök- Sohn, Thea terrequisiienfabrik.« — Es ist Thea tergeld, das hat der Herr angefertigt, und das verbietet kein Gesetzespara gr»p[)!« Ein fchallendes Gelächter folgte der Auzeinandersetzung roth vor Scham und Zorn zog sich Frau Tasberg zus nick; noch an demselben Abend packte sie ihre Sachen und zoc am andern Tage aus. -eit der Zeit hat das Haus Ruhe Das Falschmünzerpaar aber wohnt heute noch dort, und zwar im tiefsten Einvernehmen mit den übrigen Be wobnern. -—---· Ein originelleö Stranderlelmiw das- einem jungen, zur Zeit ausNorss derney am Kurtheater engagirten Ber liner Schsauspieler passirtist, wird von dort berichtet: Jch wanderte, so schreibt der Gewährsmann, wie allabendlich iuch Schluß des Theaters-, um die empfangenen Eindrücke zu sammeln, in stiller Nacht, als die elektrischen Lampen auf dem Kai bereits erloschen waren. an dem nur von mattem Mondlicht beleuchteten Strand. Plötz lich kam mir ganz aufgeregt der ju gendliche Liebhaber des Kurtheaters entgegen: »Nein, D-ottotchen, sehen Sie nur,« raunte er mir zu, ,,solch eine Unverschämtheit, da läuft schon seit einer halben Stunde solch ein neu aiseriger Mensch einem Pärchen nach! Den miißte man eigentlich zur Rede stellen. Laßt doch den Leutchen ihren Spaß! Jch hätte große Lust, dem Manne meinen Stock zwischen die Beine zu werfen!« Wie er mir die Sache schilderte, faudich es auch recht ungehiirig ein Paar glückliche Men schenkinder neidiich zu Verfolgen, da ich durchaus kein Freund vom Ein miiclsen in anderer Leute Angelegen heiten bin, rieth ich ihm jedoch ab, sich weiter um das Pärchen zu kümmern. Etwas beruhigt durch meine Worte, meinte der jugendliche Bonvivant schließlich: »Aber sehen möchte ich doch, wer der ausdringliche Mensch ist.« Da bog das Pärchen plötzlich in die Strandstraße ein, von dem Aus-« dringtichen weiter verfolgt. »Ich will ihnen nachgehen,« sagte ich, da meine Neugier nun auch rege geworden war. Das Pärchen klinkte alsbald die Tbiir zur Villa Freiena auf. Nun mußte icif an mich halt-en, um nicht laut los-: zulachen, denn ich hatte des RäthselL Lösung gefunden. Das vermeintlich-. Liebespärchen war niemand anders — alss unser Reichskanzler Fürst Biiloto uud seine Gemahlin, und der aufs dringlicheMensch entpuppte sich schließ lich als-i ein dem Fürstenpaare stets in « armessener Entfernung folgender Ber liner Kriminalbeatuten Ein r.ttender Schauspiel-erstritt. Durch einen Bühnenkniff wußte Frau Dimanti. die Gattin seines Gutsbesitzers in Sizilien, eine ehema liae Schauspielerin, zwei gdfährliche Diebe in die Flucht zu treiben. Sie war mit ihrem Manne allein zu Hause, als zwei Männer an die Hausthüre Dochten Als Dimanti öffnete, forder ten oie verwegen aussehenden Kerle etwas zu essen. Das angebotene Brod und Fleisch wiesen sie frech zurück und verlangten eine warme Mahlzeit-. Als ihnen der Gutsbesitzer erklärte, daf; nichts Warmes im Hause sei, schlugen sie ihn nieder, band en ihm Hände und Füße-, ließen ihn liegen, und begannen Par: Haus nach Werth-fachen zu durch uc.,en. Die Frau hatte den Vorgang aus einem Neben-Zimmer mit anaesehen,da tam ihr wie eine Erleuchtung eine Szene ron der Biihne in den Sinn. Sie löste ihr langes schwarzes Haar und ließ es wirr um ihr Haupt wallen, nahm ein Stückchen Seife in den Mund, welches sie »:erlaiite, so daß der Schaum auf ihren Lippen stand, und wie eine Wahnsinniae stürzte sie krei fekcnr den Strolchen entgequ welche vor dieser schrecklichen Gestalt schleki iziast die Flucht ergriffen - Sinn-spräche Den Stein lass’ erst schleifen, Die Frucht lass’ erst reifen, Willst Du ihren Werth begreifen si- -i- « Die Bösen werden häufig von ihrem litewtssen in der Finsteruiß aepriian si- -i- st lrrstarren tann nur was verflucht ist, Tie Welle als Welle friert nicht ein: Wer sitt. zu riihren stets bedacht ist, Wird niemals talt und fiihllog sein. si- -s- st Wahre Liebe ist selten. wahre Freundschaft noch seltener. sie «- si Daz sind nicht die fchmerzvollsten Thränen, die man einfach mit den: Taschentuch trocknen kann. e- st- - » Ein Rosselenlert »Ga: Mancher ist Kutscher, der Pferd sein sollte.«