Icsksksbskslssbskd Obst-Obst- «k sbsksksksksk OEEEIKEEE Ob EIN-PM Die Göttin deS Glücks. Roman von Weintwld Ortnunnt. MEDIUM-ds ma-mxmmmmmmculisstokmmmmmsbmmdk ’ I I f f v v - - cl. FortseßnngJ « . « Die haushiilterin sah so gluckitch drein, als ihr ennzliges Gesicht «es nließ. Der Rechtsanwalt aber rief, sobald sie sich wieder zurückgezogen, mit erheucheltem Unmuth: . »Da hast Du’s! für Dich htitet sie Derartige verborgene Schätze, und ich mußte mich während der ganzen· Zeit mit schalem Laaerbier begnügen. Wahrhaftig wenn ich nicht gerade in einer so versöhnlichen Stimmung wäre, ich würde ernstlich eisersüchtig auf Dich werden« »Und diese großmüthige Stim mung —- welchem glücklichen Unge fähr habe ich sie zu verdanken? Hast Du Deinen ersten fetten Prozeß er gattekt?« .- Etwas viel Besseres, Harro — ich habe mich verlobt.'« Eine sehr mäßige Ueberraschung nur war es, die sich in Harro Bovlens Antlih spiegelte. Er begnügtr sich, die Cigarre aus dem Munde zu neh men und dem Freunde mit einer ge grtsenen Bewegung die Hand zu rei-i rn. - « »Möge es zu Deinem Glück sein,i Bernhard! Jch brauche ja nicht zui fragen: mit wem. Denn ich sah dass Verhängniß kommen, seitdem Du miri von Deiner ersten Begegnung mit Jnge crzähltest.« »Dein Scharfblick war vielleicht so bewunderungswiirdig nicht. Habe ich sie doch wirklich schon an jenem Tage geliebt. Und wie hätte es auch anders sein können? Jst sie denn nicht das holdseligste und liebenswertheste Ge schpr aus Erden?« »Es wäre schlimm, wenn Du an ders iiber sie dächtest. Wann giebt’s denn nun Hochzeitt« »O, damit hat es einstweilen noch gute Wege. Jhr Vater will sogar Lenker Berlöbniß erst bekannt gemacht wi en, nachdem ich ihm seinen Pro zeß gewonnen habe." »Und das sagst- Du mit solcher SeelenricheZ a, machst Du Dir kenn wirklich ffnnng, diesen ver-— rückten Prozeß zu c winnen?« »Nicht die gering te. Harro!« »uno was jou unter dreien Um ständen aus Dir und Jnge werden?« »Ein über die Maßen glückliches Ehepaar, wie ich hoffe. Die Bedin gungen des Herrn von Restorp sind doch wohl nicht allzu tragisch zu neh men. Einen wie beträchtlichen Eigen frnn er auch entwickeln kann, sobald es sich um diese leidige Vrozeßangele genheit handelt, das lijck seines ein zigen Kindes wird e: ihr doch schließ lich nicht zum Opfer bringen wollen« »Hm! Jch weiß nicht — Du soll teQ ihn doch lieber bewegen, freiwil li von der aussichtslosen Verfolgung se nes vermeintlichen Anspruches ab zustehen-« . »Ich würde leichter den Justizpa last von der Stelle-rücken, als daß ich ihn dazu bestimmte. Alles, was ich erreichen· würde, wäre, daß er die Sache einem andern Anwalt über trlige. Und ich habe triftige Gründe« das nicht zu wünschen. — Aber was M denn das? Noch ein Besuch —- um diese Stunde?« Das zweimal rasch nach einander erfolgte Anschlagen der Wohnungs glocke hatte ihn zu dieser erstaunten Frage bewogen. Die verstummten Freunde hörten den schlürfenden Schritt der Haushälterin, ein sange res Durcheinander mehrerer Stim men, von denen die eine ihrem hellem angenehmen Klange nach einem ju gendlichen weiblichen Wesen angehö ren mußte, und endlich ein dumper Geräusch wie von dem Niedersetzen eines schweren Gegenstandes» Bern hard, oer seine Wißbegier-de nicht län ger zügeln konnte, stand aus, um sich Tiber die Natur der seltsamen Störung Zu unterrichten. Aber er hatte die Thüt des Arbeitszimmers noch nicht I erreicht, ali sie ziemlich ungestüm von draußen geöffnet wurde, und eine junge Dame in knapp anschließendem grauen Reisernaniel ihm gerade in die Arme lies. »Hanna!« rief er in höchster Ueber raschung. »Ist es denn möglich? Jch habe Dich nicht einmal an der Stimme erkannt, so weni war ich karg-Jus gefaßt, daß Du es fein könn Er hatte sie umarmt, und sie bot iibm mit einer sehr graziösen Kopsbe Ltpegung ihre Wange "zutn Kasse ——— eine weiche, sein gerundete und von ei tlem lieblichen Noth überhauchte k» Wange. Dann machte sie sich los und « ».erwiderte heiter: ; Mein Reiseentschlusz kam so plötz Iies da es zweckloö gewesen wäre, Dir zu ehreiben da mein Brief hätte Wer einire en müssen, aisich selbst. wollte ·r von unterwe s trie msopbirm aber ich gab es wie r aus, seit Du Dir dann über die Gründe Meine- Kominens vielleicht ganz un IKI den Kopf zerbrochen hättest. Ge , " g. daß ich da bin —- nicht wahr? - nd ei n Winkel, wo ich unter-. Mfen onn, wirst Du doch wohl : Essen-Nie mit ihrer wundervol .,T« Mollisss kiingenden Stimme das 3 Ti alles sehr rasch hervorsprudelte, hatte sie die Hände erhoben, um die Nadel herauszuziehen, die ihr einfaches Reise hiitchen auf den dicken Haarslechten festhielt. Die Schönheit und das ta dellose Ebenmaß ihrer hiegsamen, schlanken Gestalt dfsenharte sich in dieser Stellung vollkommener, als es in irgend einer anderen hätte gesche hen können. Und als nun der helle Lichtschein des Kronleuchters auf ihr Gesicht fiel, sah Hat-h Boysen, der sich gleich dei ihrem Eintritt erhoben hatte, daß ihre Züge noch reizender waren als ihre Gestalt. Die seine, gerade Nase, der tleine Mund mit den schwellenden. zart rosig schimznernden Lippen, das wie von einem antiten Bildner gemeißelte Kinn waren Ein zelheiten von vollendeter Schönheit Aber das Bestrickendste in diesem Kas sischen Mädchenantlih waren ohne Zweifel die Ioßem dunklen, leuchten den Augen, ren Blick sich mit wun dersame-: sKlarheit aus denjenigen richtete, zu dem sie sprach. Sie hatte den Fremden noch nicht bemerkt, oder vielleicht auch hatte sie sich nur den Anschein gegeben, ihn nicht zu sehen. Denn in ihrem Mie nenspiel gab sich weder Verwunderung Poch Verlegenheit kund, da Bernhard agte: »Ehe wir diese schwierige Unter kunstssrage lösen, erlaubst Du mir wohl, Dir einen lieben Freund vor zustellen, der Dir dem Namen nach schon längst bekannt ist. Hart-) Boh son, genannt der neue Praxiteles — meizsk Schwie- dasswa Sie hatte sich nach dem jungen Manne umgewendet, und ihre Augen richteten sich auf sein Gesicht, ebenso fest und unbefangen wie vorhin auf das des Bruders. »Ich kenne Sie allerdings schon seit einigen Jahren,« sagte sie, ihm die« Berlegenheit der ersten Anrede erspa rend. »Wenn ich in den Sommerfe rien mit Bernhard zusammen war, pflegten Sie in seinen Erzählungen jedesmal eine hervorragende Rolle zu spielen. Jch freue mich daher auf richtig, Sie endlich auch von Angesicht zu sehen.« Dabei bot sie ihm mit der natür lichften Liebenswürdigteit ihre Rechte, von der sie während des Sprechens mit einem einzigen Ruck den herl grauen Handschuh abgestreift hatte. Behutsam nur, wie etwas sehr Zartes und Zerbrechliches wagte Harro die kleine, zierliche Hand zwischen seine Finger zu nehmen. Aber der kräftige Druck, den er zu seinem lebhaften Vergnügen fühlte bewies ihm, wie fest « und mustulös dies schmale händchens war. »Ich brauche wohl nicht erst zu ver sicheru, daß die Freude eine gegensei tige ist, mein gnädiges Fräulein — oder muß ich nicht vielmehr sagen: Fräulein Doktor?« » Aber sie schüttelte indem sie ihre Hand zurückzog, in lächelnder Abwehr den dunklen Kopf. »Nein, nennen Sie mich nur bei meinem Namen —- ohne alle Ehren titel, auf die ich keinen Anspruch habe. Denn ich habe das Studium vorläu fig ausgegeben. und nur des Schick sals duntle Mächte wissen, ob ich es jemals wieder aufnehmen werde.« »Wie, Hanna —- hiire ich recht?« fragte der Nechtsanwalt erstaunt »Du willst abspringen —- jetzi unmittelbar vor der PromotionZ Und nachdem Du mir erst tiirzlich geschrieben, daß Deine Doktor-Dissertation so gut wie fertig sei?« · · Vanna mate. uno etwas ten-noc wußt Herrifches war in der Haltung ihres schönen Kopfes wie im Klang ihrer Stimme, als sie erwiderte: »Ja —- trotzdemi Jch habe die Luft verloren, und es wird von tausend Umständen abhängen, ob sie mir je zutiicktehrt.« »Dein Reiseplan ist also nicht bloß dem Wunsche entsprungen, mich wie der zu sehen? Du wolltest Zitrich aus längere Zeit verlassen?« »Aus immer, wisich hoffe. Jeden falls habe ich alle meine irdischen Be sitzthiimer mit mir genommen. Das Handgepiict und ein Koffer mit Klei dern und Wäsche stehen draußen aus dem Gange. Das übrige wird in den nächsten Tae n als Frachtgut nachfol gen. hengoysen entschuldigt es ge wiß, wenn ich Dich bitte, mich vor allem ein Bläschen anzuweisen, wo ich mich von dem Staub der zweiund zwanzigstiindi gen Reise befreien -..!ann. Dem anmuth gen Drachen, den Du zur hüterin Deines Hauses bestellt hast wagte ich nicht mit einem solchen Anliegen zu tommenk DUKirst zunächst mit meinem Schlaszi mer vorlieb nehmen müs fen, bis wir ein anderes Arrangement getroffen haben. Aber ich möchte nicht rgern ein ungünstiges Vorurtheil ge gen meine wackere Frau Heitmiiller in Dir aufkommen lassen. Mag sie auch äußerlich eine gewisse Aehnlichkeit mit dem von Dir genannten Fahelthier haben, in ihrem Innern —- —" D,Jst sie ein Schaf. ichg glaube ej Dir gern Aber das hindert nicht, is J W daß ich mich vorläufig noch ein wenig vor ihr sürchte.« Bernhard Shlvander lachte. »Du-Dich sürchtent Nein, bannt-, alles will ich Dir glauben, nur das nicht. Und wenn sieoauch vielleicht eben bei Deinem Empfange nicht ge rade ihre sreundlichste Miene ausge seyt hat, — morgen wird sie Dir ja doch Deine Wünsche von den Augen abzulesen suchen. Weißt Du noch, was der Vater immer von Dir sagte wenn Du als halbwiichsiges Mädel «die tückischsten Pferde und die bissig sten Köter im Handumdrehen zu lammsrommen Gechiivsen machtest? Sie ist ein Sonntagstind, sagte er, und irgend eine Fee muß ihr die Gabe verliehen haben Menschund Thier mit ihrer Stimme zu bezwingen.·' »So? Sagte er das?« fragte Hanna lachend, und Varro thsen meinte. nie etwas Berückenderes gehört zu ha ben, als dies silberne Lachen. »Nun. ich glaube, ohne die Unterstützung durch eine tüchtige Hetzpeitsche würde sich damals dies Feengeschent herzlich! schlecht bewährt haben. Darf ich also bitten? Jch sage Jhnen natürlich noch nicht Adieu, herr Boysen, denn Sie; dürfen sich durch mich nicht vertreiben 1 lassen. Und ich werde hnen Bern-; hard nicht länger als a einige Mi nuten entsiihrenf Harro der in seiner gewaltigen Größe noch immer steif wie ein Re trut neben dem Sosa stand, machte ihr eine etwas lintische Verbeugung. Und er dachte auch dann noch nicht daran, seine erloschene Cigarre wieder anzuziinden, als sich die Thitr bereits seit einer guten Weile hinter den bei den geschlossen hatte. Wie aus eine von sern hertlingende süße Musik lauschte er aus den Klang von Hannas Stimme, dem nach ihres Vaters Meis nung eine so wundersame Macht inne wohnen sollte. Und als er ihn nicht mehr hören konnte, weil die Geschwi ster in das an der anderen Seite des. Ganges gelegene Schlaszimmer einge treten sein mochten, strich er sich gleich einem aus dem Traume Erwachenden über die Stirn und durch das wellige blonde haar. Bernhard Shlvander, der nach etwa siins Minuten zurück kehrte, sand ihn nachdenklich vor dem gefüllten Bierglase sitzend, die kalte Cigarre in der einen und das sünd hölzchen das er anzustreichen vergessen hatte, in der anderen Hand. » ,,,Nun Alter, was sagtt Du zu die ser Ueberraschung?« fragte er, und der Stolz aus die schöne Schwester leuch tete aus seinem Gesicht. »Wer es brü sderliche Uebertreibung, was ich Dir von ihr erzählte?« »Es war eine sehr siiimperhaste "Schilderung, mein Bester! Sie ist das schönste und liebenswürdigste Wesen, das die Natur jemals in einer ver schwenderischen Laune hervorgebracht. « Das ist vielleicht ein bißchen viel gesagt. Aber so thöricht es klingen mag, und obwohl sie meine Schwester ist — ich bin eigentlich derselben Meinung.« »Abgesehen natürlich von Juge, nicht wahr?« Ah, Jnge —- das ist etwas ganz anderes! Kannst Du eine Nachtigall mit einein Paradiesvogel vergleichen? Oder eine dnstige Rose mit einer svhantastichem farbenpeächtigen Orchi bee? Jnge ist sür mich der vertörpette anegtiss sanften müdchenhaster An muth und stiller weiblicher Tugend. Sie wäre der heldenntiithigsten Auf opserung fähig für die, welche sie liebt. Aber sie würde sich opsern, Johne ein Wort darüber zu verlieren, und sicherlich ohne daß diejenigen es ;ahnten, für die sie es thiite. Hanna Idagegen — -—« » »Nun? —- Es klingt nicht« als ob" ider Vergleich zu Gunsten Deiner JSchwester ausfallen sollte.« »O, Du darfst mich nicht mißver ;siehen. Hanna ist darum gewiß nicht schlechter, weil sie anders geartet ist. »Und in keinem Fall ist sie verantwort ’lich zu machen siir die Besonderheit ihres Wesens, die ganz und gar eine Sache des Temperament-i und der ur sprünglichen Charakteranlage ist. So weit meine Erinnerungen in ihre Kindheit zurückreichem war sie die-« selbe die sie heute ist —- eine starke, willige Natur. Jch kenne niemanden, den sie nicht schon als ganz kleines Mädchen bezaubert hättet aber ich ent sinne mich teiner Situation, in der sie die geduldig Leidende oder demüthig Rachgebende gewesen wäre.« » »Nun, das ist wahrhaftig tein Ta del. Ter schwachen und nachgiebigen Naturen sind leider mehr als genug — jener Haustaten-Naturen. die sein still halten, wenn sie von einem Stär teren geschlagen werden, und die erst dann heimtiickisch zu kratzen anfangen, wenn sie’s ohne Gefahr thun lönnen.« »Nein, so eine hauslaze ist hanna freilich nicht,« sa te Bern ard lachend. »Sie kra t gewi , wenn sie geschlagen wird, un wahrscheinlich schon seither. Etwas mehr S miegsamtett wäre ihr sogar meiner nsicht nach zuweilen recht zu wünschen. Aber ihre Erzieh un war allerdings wenig danach an get n, diese Tugend u entwickeln. Wir hatten die Mutter iih verloren, und sie war der verhiitschelte Liebling des Vaters, wie sie aller Welt Lieb lin war. Au dem großen Gute, rast in n Vater at Domänenpiichier be-« wirthschastete, da konnte sie ganz das1 Leben eines in beinahe zügelloser. Freiheit qui-wachsenden Naturrinveej führen. Ihre so nannten Gauner-l nanten waren ni s als das willen-l lose Spielzeug ihrer manchmal sogar. »i « W Pein bischen rausamen Launen. Und von jenem mang, unter dem andere Mädchen zu sittsam fchiichternenJun - frauen herangedeillt werden, hat nie etwas gespürt.« »Und die Vorkenntnisse. deren sie jsiir das Studium der Medizin be durste, wie konnte sie sie bei einer solchen Erziehung erwerben?« »Das ist eigentlich auch mir ein Ge heinmiß geblieben. Denn ich habe sie miemalz lange und angestrengt arbei ten sehen. Aber sie besaß allerdings schon als Kind eine geradezu Tgeniale Schnelligkeit und Sicherheit jder Auffassung Ohne einen ordentli schen methodischen Unterricht genossen ;-z1.- haben, wußte sie alles, wie wenn es ihr angeilogenxxärr. Mit unserem alten Dorspasior, der sie vergöttette, trieb sie zu ihrem Vergnügen Latei nifch und Griechisch Und die Natur witsenschasten. fiir die sie von jehe: eine leidenschaftliche Vorliebe hatte, studierte sie aus allen möglichen Bü chern in meines Vaters nicht eben mu stergiiltigen Bibliothet. Wenn ich .al—3 Gnmnasiast und später als Student in den Ferien nach Hause kam, hatte ich täglich ein paar mal Gelegenheit, mich surch die überlegenen Kenntnisse meines um sechs Jahre jüngeren Schwesterchens beschämen zu lafsen — ganz a sehen davon, daß ich mich im « Reiten, urnen und Schwimmen auch nicht entfernt mit ihr zu messen ver-: mochte.« l Hin gespannter Aufmerksamkeit hin aen Hat-ro Bovsens blaue Augen an den Lippen des Freundes. »Ein wunderbares Geschöpf!« mur melte er. »So hast Du sie mir eigent lich nie vorher geichildert.« »Wenn ich’s gethan hätte, würde sie in DeinerVorstelluna sicherlich zu einer höchst unweiblichen nnd nnliebenswiir diaen Person geworden sein. Man muß sie eben gesehen und kennen ge-· lernt haben, um daran zu glauben, daß sie von dem Liebreiz ihres- Ge schlechts über alledem nichts eingebüßt hat« l l l l »Nein, wahrhaftig, ne hat nichts davon eingebüßt,« bestätigte Haero in einesn so überzeugten Tone, daß wie der ein Lächeln um die Lippen des Nechtsanwalts spielte. »Und dann faßte sie also den Entschluß, zu stu bietet-W »Vielleicht wäre sie niemals darauf gekommen, wenn nicht durch den plötzlichen Tod des Vaters jene Verän deriinq in unseren Verhältnissen ein getreten wiire, die Du ja genugsam kennst. Wir waren in dem Glauben an unsere Wohlhabenden ausgewach sen und sahen uns nun aus ein recht bescheidenes sEröthcil angewiesen. Jch selbst lonnte als blutjunger Neserendar natürlich noch nichts für meine lau-n achtzebniährige Schwester thun, und Hanna mußte nach der allgemeinen Ansicht froh sein, als entfernte Ber mandte in Königsbera sich erboten, der Verwaisten eine Zuflucht in ihrem Hause zu gewähren. Sie aber wies das großmüthige Anerbieten unbedenklich zurück, un entfetzte die Freunde, die sich fiir ilyr Schicksal interessirten. durch die bündige Erklärung, daß sie überhaupt teiner Zuflucht bedürfe, weil sie in Ziiri Medizin und Na turwissenschaften tudieren werde. Drei Monate später bestand sie an einem Schweizer Gyinnasium mit Auszeich nung die Maturitiitspriifung, und ich bin sicher, daß sie jetzt mit demselben Erfolg promovirt haben würde, wenn nicht diese unbegreifliche Laune sie da ran verhindert bötte.« »Ein wunderliches Sächspr sagte harre Boysen wieder, mebr zu sich selbst als zu dem andern sprechend. Und dann nach einem kleinen nach denklichen Schweigen fragte er weiter: »Und der Unterschied, denDu dor hin zwischen ihr nnd meiner Bafe Zuge von Restorp machtest? Soll eine Schwester nur darum weniger liebevoll und weniger aufopferungs Läg-H sein, weil sie so klug und tapfer «Dag m eine sehr schwer zu beant wortende Frage, mein lieber Harrok Es stände mir schlecht an, zu sagen, daß Hanna einer tiefen, selbstlosen Liebe wohl überhaupt nicht fähig sei. Und doch — —« »Ach Unsinn!« fuhr der Bildhauer beinahe ärgerlich aus. »Bleibe rnir doch mit der schauderhasten Redensart von der sogenannten selbstlosen Liebe vorn Leibe. So was sann es unter normal veranlagten Menschen gar nicht geben« Und nach allem, was Du mir erzählt hast, bin ich überzeugt, daß Fräulein hanna —-——« Wovon er überzeugt war, konnte er leider nicht mehr aussprechen; denn gerade als er ihren Namen genannt hatte, trat hanna Salt-ander wieder insZimmer. ,Zu den Damen, die einer langen eit -iiir ibre Toilette be dürfen, geb·rte sie also ’densallb nicht. Und doch hatte sie ch nicht nur vom Kopf bis zu den Füßen uni geileidet, sondern auch die durch diel lange Reise etwas in Unordnung gess brachten arslechten zu einer anderen s loseren Exr sur aufgesteckt. Das glat« anlie en e dunkle Hauaileid, das sie; feist tug, war ebenso einfach als es» ihr Reiseanzug gewesen war. Ein wei-’ ßer alsiragen und zwei schmale Streifen an den seinen Handgelenlen bildeten eigentlich den einzigen Schmuck. Und doch sab sie darin so elegant und vornehm aus, all wäre es « ein Kunstwerk aus dem ersten Pariser» Schneider-Nella gewesen. ! Es war ganz sicher, daß sie arra» Bot-sent ledte Worte gebbrt aben wußte; aber sie iiesz sich nichts davon Imerlen l . »Ich siöre die herren hofftntlich nicht,« sagte sie leichthin, »wenn ich mir hier meinen Ihre bereite.'· »Ich würde mich sofort empfehlen, toenn ich sitrchten müßte, dast Sie sich meinetwegen irgend welchen Zwang auferlegen, mein Lmädiges Fräulein! Ihr Bruder wird Ihnen bestätigen, dass dergleichen wis en uns niemals üblich gewesen iqu »Gut —- aher wenn ich fortan der Dritte im Bunde sein soll, dürfen wir nicht gar so förmlich miteinander ver tehren. ' ch erlasse Ihnen also ein sü: allemal, as gnädige Fräulein, umso mehr als ich vielleicht nicht immer gnädig sein werde. Bis auf Widerruf gestatte ich Ihnen. mich einfach Fräu lein Hanna zu nennen ——— nicht etwa, um Jhnen damit eine besondere Gunst zu erweisen, sondern weil es so fiir uns alle bequemer ift.« Da es nach ihrer ausdrücklichen Ber sicheeung teine besondere Gunst sein sollte, brauchte er sich auch nicht dafiir zu bedanlen. Und zudem erschien ge .rade jetzt Frau Heitmiiller mit einer ilslitzblanten Theemaschine, von deren JEristenz der Rechtsanwalt bis dahin lnichts geahnt hatte. und mit allem er sorderlichen Zubehiir. Der ungewohnt ’sreundliche Ton, in sdem sie sich nach » etwaigen weiteren Wiinschen des Fräu leins erkundigte, durfte als ein Beweis dafiir gelten, daß das geheimnisvolle Ferngeichenl sich auch dieser brummig sten aller Haushölterinnen gegenüber bereits zu bewähren begann. Und Harro, dessen blaue Augen unver wandt jeder Bewegung Hannas folg ten, sah darin«nur die allernatiirlichstr Sache von der Welt. Wie ein inter essantes wissenschaftliches Experiment beobachtete er die Entstehung des gold gelben, arornatisch dustenden Trants unter ihren weißen Händen, und als sie fragte, ob sie ihm ein Glas davon anbieten dürfe, bejalzte er ohne weite res, unbeliirnmert um den harmlosen Spott des Freundes-, der ihn neckend an seinen bisherigen Abscheu gegen den Tbee erinnerte. »Es ist teine Schande, seine Neigun gen zu ändern«, sagte Hanna, »die vielgeriihmte Beständialeit mancher Menschen ist bei Lichte betrachtet doch nur Eigensinn, Dummheit oder Feig lteit. Wer da glauben machen will. daß seine Empfindungen in Bezug ans dieselbe Person oder Sache immer die gleichen bleiben, dee belügt ent weder stch selbst oder die anderen.« lFortsetzung folgt) Die Arbeitskraft der Irrt-. Der alte voltsrvirthschaftliche Lehr saß, daß dir Arbeit die Quelle allen Neichthums ist« hat für die Frauen schlechthin keine Geltung. Denn die Irunea, die ier Leben lang gearbeitet haben, find meist nitch reich geworden, und die Frauen, die reich aeworder:. haben das meist nicht durch ihrer Hän- « de oder ihres Kopfes Arbeit erreicht. I Die Löhne der Frauen in den ver- i schiedensten Berufssphären zeigen dies traurige Gemeinsamkeit eine-L ausfal: s lenden Tiefstandeö. Die Ursachen der ungleichen Ent lohnung sind mannigfacher Art. Zu nächst läßt sich feststellen, daß nur in ganz seltenen öllen die Frauen that sächlich die gleiche Arbeit wie Männzr thun. Namentlich in der Fabrit, wo Mann und Frau ost nebeneinander im i selben Arbeitssaal stehen, dieselben l Maschinen bedienen, handelt es sich entgegen den allgemeinenAnschauungen s um ganz verschiedenartige Handreich- « nngen und Dienste, die von Beiden ge leistet werden. Die fortschreitende Ar- s bettszerlegung hat auch hier, tvo teine ; Arbeitktheilung siir die Geschlechter i durch Gesetz und Recht vorgeschrieben » war, zu einer fortschreitenden Differen-· J zirung geführt. Man tann wohl sa-J gen, daß am gleichen Ort und zur glei- - chen seit nur ganz vereinzelt, nur in s weniger-. Ausnahmefällen die gleiche Arbeit von Mann und Frau gethan wir . US skllo Ulchl lmlllck ullkcksllslcllc lll der Begabung, in der körperlichen Ver schiedenheit von Mann und Frau, die zu dieserArbeitstheilung führen. Son dern vielfach nimmt die Frau eine Stellung ein, für die eine besonders ge ringe Lehrzeit nothwendi ist« Dass Vordringen der Frauen au neue Ar beitsgebiete, das die letzten drei Jahr zehnte gebracht haben, steht in einem engen Zusammenhang zu der Möglich leit zahlreiche ungelernte Arbeitstriifte zu verwerthen, die» durch die modern-: Entwickelung von Handel und Gewerbe herbeigeführt worden ist. Als die Maschine die Muslellraft der Männer —- und auch vielfach die gelernte Arbeit —- entbehrlich machte, spannte die Jn duftrie Frauen und auch Kinder — ungelernte Arbeitsträfte— in ihren Dienst. Ganz ähnlich lag es in ande ren Berufiartem Den Eintritt in das taufmiinnische Gewerbe, in denStaatö dienft —- alö Post- und Bahnangestell te—erlangten die Frauen in einer Zeit fortschreitender -Arbeitjzerlegung, die die heranziehung von wenig oder gar nicht vorgebildeten Kräften ermög lichte. Auch zu Lehrertnnen an öffent lichen Schulen wurden Frauen zuerst «berufen, nicht weil man ihre besondere Eignung fiir dieses Arbeitsfeld er kannte, sondern weil eg an männlichen Bewerbern fehlte und man daher mit schlechter vor gebildeten Lehrlkästen — damals Hvaren die Frauen schlechter vor ;gebtldete —- vorlieb nehmen mußte. iUeberall hatten die Frauen den letzten lPlah einzunehmen, die niedrigste und Was --.. schlechtest bezahlte Arbeit uthun, die — besseren Plane waren ·berall oon Männern besehi. Unter diesem Zei chen drangen die Frauen in die Er werbsarbeit ein. Aber auch wenn man von den Un terschieden in den Leistungen absieht ist die Bezahlung der Frauen eine schlechtere als die der Männer. Man kann sogar feststellen, daß da, wo eine Frau ihatsächlich ausnahmsweise die gleich-e Arbeit wie ein Mann thut, ih! meist nicht der gleiche Lohn gezakslt wird. Wo aber Unterschiede in der Quantität und Qualität der Leistung vorhanden sind, da eigentlich seht erst die ungleiche, ungerechte Entlohnung ein. Hier wird die Frau nicht entspre chend der geringeren Leistung, sondern nach einem besonderen Maßstab be zahlt Aber auch diese Erscheinung ist er klärlich, wenn man hie kurze Vergan genheit der Frauen aus dem Arbeits marlt verfolgt; wenn man nach sorscht, warum sie ihre Forderungen niedriger als der Mann stellen muß ten. Jahrhunderte lang haben die Frauen vorwiegend im Haus stir die Familie geschasst. Ein Lohnverhält nis, das in Geld ausgedrückt wurde, blieb den meisten fremd. Wahl waren sie gewohnt, ost schwere, ausreibende Arbeit zu thun, aber sie thaten es aus Liebe zu ihren Angehörigen, oder aus Pflichtgefühl; vielleicht auch, weil sich ihnen teine andere Existenzmöglichleit bot. Aber sie thaten es niemals siir Geld. Die Arbeit der Hausfrau wird bis aus den heutigen Tag nicht bezahlt und deshalb auch meist gering bewer thei. In ihren persönlichen Bedürfnis sen ist die Frau, die ein großes haus wesen leitet, von ihrem Mann meisi zdukchaus abhängig; abhängiger als sdie Lohnarbeiterin mit dem geringsten !Einlornmen. Sogar der Sprachge ibrauch hat diese Frauen gewöhnt, den EMann als »Erniihrer« zu betrachten, auch wo gar leine Veranlassung dazu Hvorliegi, wo sie selbst wichtige und un entbehrliche Arbeit thun. Es ist dem nach kein Wunder, daß die Frauen, « als die bittere Noth einer schweren Zeit sie zur Erwerbsarbeit drängte, ihre Arbeitstrast niedrig bewertheten, dass sie sie um jeden Preis herzugeben bereit waren. Die unbezahlte und unbe werthete Arbeit der Hausfrau, die ge ringe Einschötzung ihrer Arbeitskraft haben die Frauen zu niedrigen Lohn sorderungen veranlaßt. Dazu tommt, daß die Frauen nicht im halben Maße wie die Männer nach einer steigenden Entlohnung streben. Das Grog der Frauen rechnet gar nicht damit, den vollen Unterhalt ver dienen zu müssen. Während der Mann sich nicht damit begnügi und be aniigen kann, den vollen Bedarf sitr sich selbst durch seine Arbeit zu erlan gen, während er den Unterhalt sür eine Familie verdienen will, seht nur in den seltensten Fällen eine Frau den Familienbedars bei ihren Lohnfordes rnngen mit in Rechnung. Nicht ein mal der volle Jndividualbedarf wird immer angestrebt, —- denn unzählige Frauen wollen nur einen Zuschuß Sau Farnilieneintommen verdienen. sind die Ehesrauen, die Wittwen, die Haustöchter, die womöglich nur ihre Toilettenausgaben und die Unkosten für Theaterbesuche und andere Ver niigungen mit ihrem Verdienst be streiten wollen. Mit diesen niedrigen Lohnsorderungen schaden sich aber nicht nur die Frauen, die nicht aufs Verdienen angewiesen sind, selbst; son dern sie drücken die Löhne ihrer Kon tnrtentinnen, die von der Arbeit leben müssen, mit herunter. Denn die Lohn bildung vollzieht sich stets innerhalb der Gruppe von loniurrirenden Ar beitern; und die Anlagen, die Ausbil dung, das Alter und die Lohnsordv rungen Aller, die siir einen Plan über haupt in Betracht lommen, geben den Ausschlag siir die Bedingungen und den Lohn, der schließlich zustande »tornmt. sjeur wenn in auen Beruiszweigen » die Frauen in ähnlicher Weise die An ; sorderungen an sich selbst höher stellen; lwenn sie, ebenso wie die Männer, siir ) den Beruf erzogen und tiichiig gemacht werden —- gleichviel, ob sie ihn dau ernd in vollem Umsange ausüben oder nicht —- dann nur können die Frauen zu höheren Stufen der Leistungsfähig keit und zu einer gerechten Entlohnung gelangen. Es muß in den Frauen die Liebe zur Arbeit gepflegt werden, die Berussireue und Berufshingabe, da mit sie während der Dauer ihrer Be russarbeit den ganzen Menschen ein setzen und auch den vollen Unierhalt siir einen ganzen Menschen beanspru chen können· Wir müssen siir den gleichen Lohn, den wir sordern, die gleiche Arbeit wie der Mann geben« und zwar nicht nur dasselbe Können, dieselbe Geschicklichkeit, sondern auch dieselbe Ausdauer, Regelmößigieit, hingade und Berufstreue. Dann wird die Frauenarbeit vordringen, wo sie geeigneter als Männerarbeit isi, nicht weil sie billiger ist. Und auch iir d e Frauen wird dann die Ae i zur Quelle allen Reichihunis werden. Dr. Alice Salomon. »Wenn Sie sich mit Jhreni Gelde « nicht besser in Acht nehmen und nie welches sparen, wird die Weit schließ lich mit Verachtung fragen, was Sie damit getan haben?« ----,,Ja, und wenn ich es spare, glücklich anlege, und reich werden sollte, wird sie mich fragen, wo her ich es habe.« « a —