Her Deferteur. Rost-n m O. Elster. W (1.3. FortsetzungJ henriette suer zurück. »Wie? —-Du ——-Tu —Sie haben die Leute befehfigt, welche meinen Va ter verfolgten?« « nriette. . »Sie sind sein Denker ——sein Mör ter... oh, diese Stunde trennt uns auf ewig . . ." »Henriette, ich schwöre Dir... in lonnte nicht anders handeln . . .'« »Sie haben ihn getödtet... Flucl1 Ihnen . . .'« »Halt, mein Fräulein,« sprach da Lulu snit starker energischer Stimmc. »Wenn hier von Schuld und Mord die Rede sein soll. so suchen Sie gefäl lkgst Den Urheber all des linglüctg in ekuer anderen Person. Sie bemerkten wohl nicht. daß Herr von Heineck ver wundet ist-schwer verwundet, mein Fraulein, so daß er sich las-tm aufrecht erhalten kann..." l Fu der Thai--drohte-Har.xld nieder zumken, so schwer stüyte er sich aus den Arm Lulus. stß has» Lulu·«", fllisterte et· »Fuhre mck fort... sie soll nichts erfahren . . .'· - »Ja —- sie soll erfahren, wer die rerratherische Kugel aus dem Hinter halt mef Dick- ubschoßZ Hören Sie es wol-I, mein Fräulein, es war ihr Va- ; ter, welcher Harald niederschoß als-» dieser ihn ersuchte, sich zu ers-eben . . . j er ist der Mörder . . s «Lulu, ich bitte Dich...« s Mit einem essen Wimmern sank! Henriette in die Knie und schlug dies Hände vo: das Gesicht l Yie Lmustelzende Menge begann eine way-nor wtrutig unzuncqmcm »Es-zu Mann haben sie erschesscn — jetzt be schimpfen sie auch fein Weib und fei ne Iochter... ah, die Kanaillen!'« Drohend erhoben sich einige Fäuste; einzelne Steine flogen in die Reif-en der Soldaten. »Lassen Sie das Seitengewehk auf-— pflanzen, Sergeant«, befahl Lulu, »und treiben Sie die Menge ausein ander.« Bei dem Klirren der Waffen ftob die Menge schreiend und fluchend aus- « einander. Der Weg war frei, der Sergeant ließ den verwundeten Ge fangenen nach dem Hospital bringen, während Lulu Harald nach dessen Wohnung brachte. Mit unerwiidlichem Eifer pflegten Madame Hauviller und Henriette den fchwerverwundeten Gatten und Vater, der im Garnifonslazarett unterge bracht worden war. Man hätte ihn auch in fein Haus bringen können, denn an eine Flucht des Verwundeten war nicht zu denken, fa, der Chefarzt des Lazaretts, Oberstabsarzt Wintler, bezeichnete die Wiederherstellung als eine Unmöglichkeit Er wunderte sich, daß Hauviller iiberäaupt nach vier unt-zwanzig- Stunden noch lebte. Das Gefckoß des Unteroifiziers Marien hatte ihm Ist-Zielen und Brust durch bohrt und die Lunge schwer verletzt. Nur die überaus kräftige und zäye Natur hauvillers vermochte dieser Verwundung erfolqreichen Widerstand zu leisten. Di-: Frage war nur« wie lange dieser Widerstand dauern wür de; wie lange die Kräfte vorhanden waren, um die fortwährenden Fieber schauest und Blutungen zu überwin den. I . Der Arzt zuckte die Schultern .EZ tnnn mit einem Make vorüber fein«, sagte er. »Es ann aber auch noch einige Zeit währen, bis der Verwun rete an Enthaltung stirbt. Unter besonders günstigen Verhältnissen hat man freilich auch beobachtet daß sol che Lungenverletzungen heilen. Wir werden sehen ——— jedenfalls ist die größte Ruhe erforderlich. An eine Vernehmung« des-I LTiernmndeten ists um«- zu occur-I- ocuc Utccguug ulukz vermieden werden« So hoffien denn Utåctame Hauvils ler und Hemirtte doch noch ihn am Lean erhalten zu können. Eine von ihnen saß ständig an seinem Lager; von Zeit zu Zeit übernahm auch Julie auf einige Stunden die Wache bei dem Urantem aber Julie war zu lebhaft sie war nicht zur Krankenpflegerin ge schaffen, wenn sit sich such ehrlich be nühte ihre Pflicht zu erfüllen. Madame Haupiller litt schwer Uns; ter dem Gedanken an die Verschwu get: ihres Entteir. Sie war trotz ih rer Heirath mit einem Franzosen eines gute Deutsche geblieben und hatte ge-· hofft. daß auch ihr Gatke sich mit der «« « mit den neuen Verhältnissen aus öhnen würd-» da ihn ja eigentlich« ein innerliches Interesse nicht mehr mit Frankreich verknüpfen konnte. Dacht-ein dort das napoleonische Kai seethum der Repubiit hatte Platz ma chen müssen nnd Frankreich selbst das nWische Regime, dessen über zeugter Anhänger Hauviller gewesen was, mit Schmach und Hohn über schuttetr. Fest sah Madame Hauoiller ihre Hoffnung siit immer zerstört. Selbst wenn ihr Gaite gesund würde-, er blieb der Berbeecher an dem Deutsch ihn-in, den eine harte Strafe erwar tete. Eine Versöhnung war dadurch volljkäudig ausgeschlossen-. Meer jedoch akk« ihre Mutter litt Henriette. Der Gedante, daß Haralv es gewesen, welcher-die Gefan genneczrnung und die schwere Verwun vksng ihres Vaters herbeigeführt ver folgte sie Tag und Nacht und zermars ierte ivre Seele mii X.nriertriiglicher Pein. Bald gianbke tie sich oon share-to betrogen und.biniergangen bald isrchte sie nach (Ir·:·.åschutdigungsi igriinden iiik sein VII-halten Di Licbe zuihxn und diezu ihrem Vater tät-rasten einen schweren Kampf in ihren Herzen, III-ne daß die eine oder die andere den Sieg davontragen tonit:e. Julie, welche ibe Trost zxssprechen wollte, erhielt nur ein traurige-J Lä vcheln zur Antwort »«-2iiies, trag- Du oreir sagen kannst. sagte sie, verscheucht nicht den Ge tanten, daß unter seinem Rommando auf Smeinen armenVcter geschossen «rourde.« »Als-er Dir-weißt ia, daß es nicht auf seinen Befehl, daß es wider seinen Willen sogar gesckah—rend Du weißt such. daß Dein Vater zuerst ans ihn geschossen hnU Henrieite senkte sag Haut-i und entgegnete nichts. Sie vermochte nicht-z zu erwidern, sie wußte nur, daß ibr Leber-, ihr Glück und ihre Liebe vernichtet waren. »Du weißt aber noch nicht«, fuhr Julie fort, »daß Harald ebenfalls schwer krank darnieder liegt· Seine Kopfwunde war doch schwerer, als er anfangs atra-ist« das Geschoß bat die Koofhant verletzt und es hat sich eine iebr aeiiibrlicite Enteiinduna ein pestest." »Woh» weißt Du das so genau?« Jucie erkötheie , »Man hat es mir eezatjie!« »Wer? —- Ter Arzt-P« " »J.1!« -—- entgegnete Julie zögernd, denn sie mochte sexbit ihrer schmetter lichen Freundin nicht gestehen, dass sie noch immer mit Lientenant Kett-nd i,olz zusammentraf, der ihr jene Nach richte-i über Haraldås Befinden über bracht hatte. Wir können nichts weiter für ihn thun, als für thn beten«, sagte Hen riette traurig und resignirt. »Oh, Du kannst nock etwas Ande res- thun!« eies Julie. »Und was?« »Jhm ein Wort des Trostes, der Verzeihung, der Liebe schreiben« Niemals, ulie! —- Zwischen uns besteht kein Hand mehr. Das Ge schoß. das meines Vater Brust zer riß, hat auch jenes Band zerrissen.« »Nicht doch, Henriette. Es kann noch Alles gut werden« »Zp:ich nicht so Fiir mich ist Al tes vorbeiX Sie veriieß Julie um sich zu ihrem Vater zu begeben. cie fand ihre Mutter neben seinem Bette knieend und seine Hand mit ihren Thriinen inne-send Hauvillers Gesicht war Bloß, wie das einer Leiche; mit geschlossenen Augen nur leise athmend, lag et re gungslos da. Man hätte meinen sol Ien, ee sei schon gestorben. Mit einem leisen Schreckensruf eil te Henrietie an seine Seite. Da schlug ee die Augen langsam aus, nnd ein Lächeln hnichte über seis eingefallenes Gesicht, als er feine Toch ter erkannte. ,,H-nriette, mein Kind«, siiisterte er mit heiseeer verschkeierter Stimme. ,Jch danke Dir, daß auch Du gekom men bist» . .vee!aßt mich nicht mehr ...es geht m Ende....'« »O nicht doch —- lieber Vater.... der Arzt» »Ich weis-: es besser, ols der Arzt ommt oer Notar Liebe Frau?« »Er ist bestellt.« »Und der Geistliche?« »Auch er wird kommen ...« ent gegnete Madame Hauviller schmett send. »Wenn sie kommen, dann laßt mich rnit ihnen· ollem Jch habe mein Haus zu keitellen.·...fo lange wird mir der liebe Gott trotzt noch Kraft rec!eihen....ich danke Dir. meine itebe Frau. und Dir. Henriette, tiir alle Eure Liebe, die ich in schlecht ver golten habe. Aber mein herz hatte sich verhärtet weine Seele war ver düstert.»jet3t iit es zu fpiit...aber was in meinen Kräften steht, will ich thun, um gut zu machen-Hen:iette, mein Kind, Du liebst Herald . . .« »Mein Vater, sprich nicht davonk-— Jch denke nicht mehr an meine thörich te Liede...ve«-zeih mir...'« · »Ich habe Dir nichts zu verzeihen, mein Kin. Laß meinen Schatten nicht zwischen Euch treten...det Haß stirbt mit mir...laß die »Liebe« Wein »berrichen werdet glücks «Vatek, Vater, der Gedanke an Dich würde mir keine Ruhe lassen!« »Er soll es, mein Kind hr sollt in Liebe meiner qsoentem nicht in Haß. . . ich fees-ne Euch-...« Einige Mast-www die auf seine Lippen traten ersticken seine Worte. ’Er kämpfte Heftig mit einer seine Brust bektenunenden Athemnoth. Die beiden Frauen richteten ihn empor. Die Beklemmung Ließ nach einiger Zeit nach. — »Komm der Geistliche und der Notar noch nicht?« fragte er mit angiilichem Blick nach der Thiir Jn diesem . Klugenillitt trat ein jun Ier Afsiftenznth ein, welcher den Auf sichtsdientt im Lazarett l;atte. »Sie haben nach einem Notar und einem Geistlichen verlangt«, sagte er. »Die vbeiden Herren sind da." »Ich bitte, sie eintreten zu lassen . .' »Sind Sie auch kräftig genug, Mmsieur Hauviller?« »Ich deute, iiafz ich zu dem letzten Geschäft auf Erden noch die Hirt-is lsesrye'·, entgegnete dieser lächelnd .J-ch bitte Zic, Herr Doktor. als Zeuge meines letzten Willens hier zu bleiben...Jve, meine Lieben enk fernt Euch so lange-. Jst sollt in : mir zufrieden niein boise ich" « « Der Arzt entsprach deu: Wunsch des Kranken Er fah, daß irdiiaie Hilfe hier Zettel-eng tret, der Ver tvundete würde die Nacht nicht mehr überleben, tue seid-en des nahend-r Todes waren auf seinem eingekille .ier·i Gesicht ei: izzecrabeex Fast zwei Stunden währte die Un irrte-Jung des Stett-enden mit den Notar und teut Geistlichen Ein vol le«: teufgez Betenntnß seiner Sckulr legte er ab, do. ..t ordnete ee seine Ver mögensrerlziiltnisse, beichtete beim-Beist lichen und eclnett die letzte Oelung und die Absolution Bei der Hi ert heiligen handlung tnieten seine Frau Henriette und Julie neben seinem Loger, ausgelöst in Schmerz denn ausl- ihnen war es nicht mehr zweifelhaft, daf: die letzte Stunde nahte. Als Heut-illa den letzten Seger des Geistlichen empfangen, sant er mit einem Seufzer der Erleichterun; und einem tsertltirten Läcketn auf dem okeichen Gesichte in oie stiften zurück »Sol! ich bei Ihnen bleiben?« fragte der Pfarrer, sich iiber ihr-. beugend. »Nein, nein Vater«, entgegnete des Sterbende. »Ich danle Ihnen für den himmlischen Trost. den Sie mir gebracht, ich fühle mick leicht und stei, die lthe Stunde möchte ich mit den meinigen zusammen sein-« Der Geistliche verbengte fis-tx, machte das Zeichen ies Kreuzes über der thirn des Kranken nnd entfernte sich er e. — Eine Weile kerrschte tiefes Schwei gen in Dein Krankenzimmer, unter brochen nur ron dem röchelnden Nil-einholen des Sterbenden Auf Anordnung des Arztes waren die Fenster geöffnet und dE wilden, Tsonimerlickzen Abendliifte konnten ber J einwehen. « Von dein Thurme der Kirchf klang die Vesperaloclr. Der Abend senkte sich nieder unt- die fernen Berge der HBogesen erglühten im herrlichsten Abendroth. Frau Haut-älter ergifs die Hand ihres Gatten und drückte einen leisen, zärtlichen Kuß daraus. Der Sterbende öffnete die Augen und lächelte sie an. , » »Es ist alle-;- besorgt«, sliisterte er. HTLeine nich:, meine Liebe....es ist Ebessen dass ich sterbe, als-. rcsz ich tehrlos weiter lebe es ist besser so, tich iegue das Geschick, das mich ge troffen. -— Versprich mir Gläse, ntein Testament genau zu erfüllen . . .« »Aber selbstverständlich Louis! Doch wir wollen noch nicht daran denken...« »Ja deckt, wir wollen daran den len. J ch habe mit der Weit abge schlossen. Ihr werdet weinen letzten Willen erfüllen, vielleicht macht Jhr dadurch manches gut, was ich schlecht gemacht habe. — Julie, tun-m her, Jnein Kind . . . .« Julie näherte sich dem Lager ,,Du hast mich retten wollen, mein Kind —- lxaft mich ten geheimen Cang geführt, dabei habe ich dann eine Entdeckung gemacht....es war tete dort jemand auf Dich.«' Falte wier von Purpueglnth über ge en. .Mein theuter Onlel... ich weiß nicht....« »Wenn Du ihn lieb hast, Julie, so sei unbesorgt unt Deine Zukunft. Meinen Segen hast Du.t..rnein Testament txtrd Die Las Weitere sa k--. . chs · - a - UllU IIIII IIIUJII UND-b ist-Ue welilichen Dingen. Meine liebe Elise .. . Henrietie gebt mir die Hand, laßt uns zusammen beien.« Die Frauen sanken an dem Lager auf die Knie nieder nnd beteten leise, während die Thränen ihnen über die Wangen perlten. Ter Sterbenden Hände hielten ihre Hände, seine ugen waren auf das verglimmende Abendroth gerichtet, feine Lippen bes wegten sich leise, als flüsserien sie ein Gebei. So schlummern er lautlos, ohne eine andere Bewegung. als das leichte Erbeben, welch-s seine Glieder durch irrie, hinüber. Julie bemerkte zuerst fein itarrcs, gebrochenes Asese und sprang empor-. »Onlel...lieber Onlel!'« rief sie bestürzt. Da fah auch Frau Haubiller, daß ihr Gotte estorben und ausser-leich zend warf re sich über ihn. Henrietie jedoch erhob sich anschei nend ruhig und gefaßt. Sie legte rie hand auf die Augen des Verstor benen und sprach mit tiefer, liebender S;imme: »Schlummre sanft und ruhig, mein Vater. Jch sühne, ibas Du in dein Schmerz um Deinen Sohn geil-an. Deine Schuld soll auch meine Schrle sein, mein Vater...«. -—-——-— Lo. Kapitel. D a s G e l ii hd HUeherleien Sie sieh Jhren Ent schlusz doch nvch einmal mein liebes Kind«, sagte der greife Pfarrer zu denriette, .-.!-:- er nach der Beerdigung Lauvilters die Damen nach Hanf-. begleitete. »Sie diirien nicht in ein Kloster eintreten wenn Sie nicht die straft in sich fühlen. ans alle Jhre Wünsche irdisikee Natur zu verzich ten. Tie Reise dürfte sonst nicht ans bleiben und Ihre Ritte, Jhr Eli-et, Jlre Zufriedenheit zerstören« »Mein Entschluß ftebt sest, Hoch niirden« e: tgegnete Henr ette, indem ilsre Augen den Boden suchten nnd eineleichteNI eihre Wonnen ist-via Mich Eine-et tem Wnnin mehr an die Wett, mein einziger Wunsch ist« die Verfehknnren sneines Vaters, unter denen er so schwer zu leiden gehabt, durch ein frommes-, gotterge Venes Lebe-s zu sühnen. Jn; habe es car. seinem steif-eben netislst und ist: werde mein Geläbde halte-L " »Es ist ein sehr löbliwr Entschluß von Ihnen, »reine Ieicht-: Aber ich glaube, daß ei- nicht der Wunsch Jhtes Vaters war. das-. Sie den Schleier nehmen sollten.« »Was- sisti im hier im Leben not-« hegtnnean staate chriette leise-. während ihr die Thriine" iiver die« Wangen pert ten. »Die Jugend vera: set die Enttäek schungen kez Lebens rasch und neue Wiinsche entkeimen dem jungen her zen", sagte der Pfarrer ernst. »Sie wollen siir die Verfehlungen Ihre-z Vaters Siilme bieten, Sie wissen aber-, daß er selbst schon gest-thut hat, soweit es in sein-r Macht stand. Allen jenen Urgliicklichem .die, due-h ihn verleitet noch Frankreich gingen und «’Bilicht verletzten hat er in seinem Testament beieiiritlicbe Leoni uisgesenh so Daß sie sich, wenn sie in die Fremden-eitlen eingetreten Inw. los-taufen nnd sich eine biirgerlii,e Existenz grünte-n können. Jch«dente· das ist eine edle Sühne.'« »Sie ist aber nur äußerlich Herr Piarrer.« »Mein Kind, es Seht Ihnen nicht zu, ein solch sparte-Z Urtheil zu fällen Jhr armen Vater ist als gläubig-« Christ gestorben. er hat im heiliqen Saltamekt Vergehn-a seiner Sün den gefunden, Gott iit barmherzig, wollen Sie weniger barinkierzig sein. als-« Gott?« - »Ich bin weit davon entierni, mein Vater«, cntgegnete Henriette er schreckt. »Aber wac- soll ich hier noch? --— Lassen Sie mich Ruhe und Frie den in einem Kloster iinken.« »Ruhe und Frieden wohnen auch in einem stammen Herzen außerhalb Tier Kloster-murren Doch ist es wirklich Jlir fester Entschluß, den Schleier zu nehmen, se toill ich mit der Aebtissin des Klosters- zum hei ligen Herzen Jesu in Naan sprechen. Aber Präien Sie lieb stock-, einmal," meine Tochter, und sagen Sie mir noch einmal Besiheid.« Er legte segnend die Hand auf ihi Haupt und entfernte fiel-. Henriette be;.cb sich in ihr Zimmer und rang in heißem Gebet um Muth und Kraft. Sie dachte nicht daran, Ehren Ent schluß zu ändern. Der Gedante, den Schleier zu nehmen, tsntte sich so ties in ihre Seele gesetzt, daf: die Erinne rung an ihre Liebe ihn nicht daran-: vertreiben lsnntr. Sie gxaubte ja nicht mehr an diese Liebe, sie hatte Das Vertrauen zu dem Mann ihrer Liebe verloren nnd zwischen ihn und sich drängte sit die blutige Gestalt ihres Vater-T die Schreckensszene an jenem Abend, wo sie ihren Vater blutiiberstriintt heimgebrccht hatten. An demselben Tage, wo Harald ihr Liebe geschworem wo sie ihm il;r ganzes Herz eröffnet, wo ihr Vater diese ihre Liebe gesegnet nnd die Bor tehrungen zu ihrem Glück getroffen nn demselben Tage stellte sicks Hat-rit an die Spitze seiner Verfolgu, an demselben Tage duldete er, daß einer seiner Untergebenen aus ihren un glücklichen Vater schoß! « Diesen Gedanken wurde sie nicht les-, und ein Abgrund öffnete sich vor ihr, den sen-se ihre Lier nicht übe-l kriicken konnte. l Sie wollte sich seibst zum Opfer bringen. Ihr Verzicht aus die We!i, aus irdisches Giüct sollte die Sühne sur all das Furchtbare bieten, das an jenem Tage Feschehen war. Sie schaudern davor zurück, dem Manne die hand zu bieten, welcher ihrem Vater mit ke: Wasse in der Hand gegenüber gestanden; ter Gedanke war ihr unerträglich ans dem Unter-— gang ihres Vaters, aus dessen Tod ihr Giiick zu begründen, und wenn ihr Vater auch Haratd verziehen und ihren Bund gesegnet, sie selbst ver mochte nicht zu vergessen und zu vert zeihen. Zu ties war ihr Schmerz, zu grausam hatte das Schicksal in ihr Glück eingegrissem sie glaubte nicht daran, daß es noch einmal erstehen könnte. Tief sank ihr Hain-i aus die trarnpshast gesalteten Hände herab. Sie rang iin Gebet, ihre Jugend striiubte sich gegen den Gedanken, daß Alles verloren sein sollte und doch sand sie nicht den Muth, sich zum März zu neuer Hossnungs auszu russen. Ja, wenn sie sein könnte, wie Julie! Diese würde das Schreckliche re essen; diese würde des reichen Er ö, weiches Henriettens Vaters ih grvszmiithi hinterlassen, sich er freuen. Eies würde auch den Ge - ! . siebten alilcklih machen, und bald würde der d. srtle Schatten verschwin den, der die lebten Ereignisse aus ihren Lebenstreg eworsen Julie nur gemi nicht schlecht; aber sie konnte ttcht ange sieh schmerzlichen Gedanken hingeben, sie betrauerte ibsen Oheim aufrichtig, aber durch die Trauer blinte doch gleich ejnem Sonnenstrehl durch dunkles Gewölk, das Lächeln der Oeffnung auf eine glückliche, frohe Zukunft. Dieser Gedanke war Henrietten ar :omrnen, a! s.5 sie heute in der Kirche bei dem Trauugottesdienlt den Blr d l:e:ilies oexnertt hatte, mit dem diese « Leutnant Krum olr " gleichsam » . ngi ßt, ier ernst nnd theilnahthi voll den- Gottesdienste begewohnt hatte. llnwillkiirlich hatte auch Henriette iificr nack- ie ner Stelle erblickt wo de: jlnae Offiziri stand. Da ichrat sie shcftig zusammen und sant erbleichen» .nieder. Denn neben dem Offizier stand Hargltx blaß und abgemagert durch die Itrantheit und mit einer rothen Narbe eins der Stirn Nur einen h’«'"kotnent trafen sich ihre Augen. liirr tiefe Glut-) überflog lein Gesicht, to daß die Narbe senkr roth aufflnztnnte, ein furchtbares Mal der entsetzlichen Vorgänge, welche ihre· Herzen getrennt. Dieses Feickxmal stand ihr auch ietzt noch immer vor Augen. Es n«.ahnte sie an das grausame Schick sal, er mahnte sie an ihre zerstörte Hbffnung, es ließ aber auch eine Si Innre in ihrem Herzen erklingen welch-s zu sei-sen Gunsten svrnch. .Dieses Pf-uertnat hnre das Ges sckwß ihres Vaters gszozrenk Ein Zufall verhinderte es, das-, ihr Vate: zxnu Mörder ward! Sie sprang empor! Sie vermochte rä— in dem engen Zimmer nicht aus ! Juli-er « s- Rinsvflftnft bepk Mutter nnd Juliens vermochte sie nicht zu ertragen. die schon fiel, wieder mit res Leise-:- Ullltäglichen zu be fckästigsn anfingen tzvttistzuna ist-JU W Konstantin-pein- ,,saarchiflen«. KonstantinopeL im Juli Mit sit Kern und .:-et Zagen setze ich die Ueber schrist hin; ich Junke, wie das Auge des taiserliii ottornanischen Zensors durchbohrend eins mir ruht-; ich ver neisme, wie iekne vor Entriisiung bei bende Stirn-ne mir znzischeit· »Hei-Irr Anarchisten wollen Sie schreiben!? Ueber Anarchisten in KonstantinopelZ Aber eg gibt doch teine hier! Jch be greiie nicht, wie Sie aus die Jdee tommen. . .. Was? .... Jch sage Ih nen nochmals, es gibt keine, es darf keine geben, das ist dochallgemein be tannt. Und wenn es doch welche ge ben sollte, dann darf man nicht davon sprechen, nicht über sie schreiben. Will man aber über sie schreiben — wohl verstanden, ganz im allgemeinen, zum Beispiel über ihr Auftreten in Nuß land oder in Italien, in Spanien, dann darf man sdennoch nicht von Anarchisten reden, sondern muß ihnen einen anderen Namen geben —- nennen Sie sie meinetwegen Answiegler, Um stiirzler, aber Anarchisten -— niemals! Denn ich wiederhole es Ihnen, es gibt hier keine! Wie sollte es auch hier wel che geben? Wir leben doch in einem Lande mit geordneten Zuständen, un ter den Augen einer Polizei« der nichts verborgen bleibt, die den Rus der best Irganisirten der Welt hat. unter dein milden und gerechten Szepter eines er leuchteten Herrschers — wie sollte es hier Anarchisten geben i« Woraus ich dem Herrn ehrerbietig antworten Asde, daß ich mir, so leid es mir tbut,. erlauben muß, darüber anderer Meinung ufein daß ich aber ganz sicher bin, das er, wenn er später lesen wird, was ich geschrieben habe, mir selber recht geben wird. Es kommt nämlich, würde ich noch ehrerbietiger belehren, nur daraus an, was man un ter Anarchist versteht, und wen man mit dem Namen belegt. So würde ich znsn Beispiel einen Beamten, der seine Entlassung einreicht, weil er seit eini aen Monaten kein Gehalt bekommen hat, noch nicht Anarchist nennen; auch scheint mir, ist ein ehrsamer Bürger, der sich einem hochgestellten Nachbarn gegenüber bei der Grundstücksabgrew zung ungeiällig zeigt, noch lange nicht Anarchist; selbst einem armen Bauern, »der sich.weigert, die Steuern zu bezah slen, weil er keinen Para sein eigen snennt, würde ich ebenfalls nicht diese Bezeichnung geben. Dafür aber will sie mir vollständig- zutreffend erscheinen für die liebenswürdigen hilfsbereiten kMitglieder unseres städtischen Gemein ,wesens, die wir hierzulande »Hamals« nennen, also die Angehörigen jener mächtigen Zunft, in deren banden das wohl und Wehe unseres Eigenthums beim »sieben« liegt. einer Art »Rück lompagnie« mit dem Unterschied, dasz die Damals bei ihrem Wert das Licht des Tages nicht scheuen. Jm Gegen ttzeili Sie arbeiten nur am Tage und machen dabei Lärm genug, um die sämmtlichen Hunde des Quartiers in Ausrubr zu bringen, und verfahren so selbstherrlich und riielsichtslos, daß alle guten Christenmenschen der Nachbar schaft sich fromm belteugigen und ih rem herrgott danken, daß sie nicht um ziehen müssen. Wenn eines Tages, »sriihmorgens, elf die Hähne lräh’n«, das auielende Knarren schlecht ge schmierter hölzerner Achsen und Deich seln, das dumpfe Rollen schwersälliger Karten und das helle Klirren eisenbe schlagener Biifselbuse durch die Stille I —. « . «der erwachenden Straße schallen, dann sagt man sich mit leisem Schauder: »Da »zieht« schon wieder eine amilie; Gott sei dani, daß wir's ni t find«, und legt sich behaglich sausö andere Ohr. Gerade ieht wieder ist das »Ziehen« an der Tagesordnung; denn die Som mersaison hat eingesetzt, und man zieht in die Sommerfrischen am Boshorus oder Marmarameer, was bei den hie sigen Verhältnissen schließlich ebenso umständlich ist, als gülte es einen doll stiindigenllinzug mit einer gesammten Habe in eine anderes tadt. Zunächst heißt es da, sich« der wohlwollenden Mitwirkung des Herrn »Rayonchess« der Damals des betreffendenQuartiers zu versicheru, ohne die ein Umzug un möglich ist. Mit diesem hochbermögen den Mann verhandelt man zunächst über den Tag, an dem man zu »ziehen« gedenkt — die Stunde bestimmt selbst verständlich er souverän-—, dann über die Anzahl der Karten und der zu stellenden Damals und schließlich über den Preis. Was: verhandeln, sagte ich, über den Preis? Das ist ein unver lzeihlicher Euphemismus; man erklärt ssich einfach unter Dankes- undFreund sschaftsbezeugungen mit dem geforder ; ienPreiS einverstanden, denn thut man les nicht« setzt sich aufs hohe Pferd oder ’trol:t gar xnit der Polizei, dann thiste fman besser, seinen Hals mit dem be kannten Mühlstein in Verbindung zu bringen. Nachdem also diese wichtigen Prä liminarien erledigt sind, geht man schleunigst an’s Einpacken und harrt dann der Ankunft der Karten und ha malQ. die sich, wie schon angedeutet, ge wöbniich in aller Frühe einstellen. Selbstverständlich hat man vor Auf regung die Nacht nicht ruhig geschla fen. Man ist schon lange vor«n: Ein tressen aus den Beinen und bat sich an’s Fenster gestellt, unt die Büffel ja nicht warten zu lassen. Man schaut durch die geöffneten Scheiben, reibt sich die Augen und erblickt zu seiner großen Verwunderung an den Stra ßenecken«in einer gewissen Entfernung Leute postårt. die man nnschncer ali— Schildwachen der Zunft ertennt, be auftragt mit der Ueberwachung des Schlachtfeldes, um etwaigen Zuzug aus anderen Quartieren eventuell mit Gewalt zu verhindern, « den man ja, wenn man auch anscheinend mit dem Oberhammel« in Frieden und Ein tracht geschieden ist, doch hätte hinter rücks vereinbaren tönnen. Man sieht, man ist den Herren, die ein unantast bares Privileg fiir ihr Quartier bean spruchen, auf Gnade undilngnade aus geiiesert! Schließlich langen die Büs scltarren und die Hamals an, und das Verladen beginnt. Himmel, welch ein Berladen! Nicht ein Verladen, ein Zerbrechen ists zu nennen. Rücksicht wird weder aus Größe, Schwere, Kost barteit oderZerbrechlichteit genommen: zehn, zwölf nervige Fäuste pacten zu nnd thürtncu trachcnd und splitternd Schränle auf Körbr. Korbe auf Spie gel; ja, nickt imhöufig passirtes, das; ein altersschwacher Wagen unter dem vereinten Gewicht von Menschen und Möbeln zusammenbricht, und alles auf das Pflaster stürzt Von Glück kann man sagen, wer mehr als die Hälfte seiner Habe am Bestimmungsort heil anlangen sieht Jede Verantwortung für Verluste oder sonstige Schädigung Hdurch Bruch usw. lehnt die Zunft grundsätzlich ad, und nie ist einer die ser Gentlemen gerichtlich zu fassen, denn einezibcils halten sie, das must ihnen der Neid lassen, zusammen wie die Brüder der MafiJ, learn nie Zeug nis wider einander ab, und dann fin det sich auch nicht so leicht ein einheimi fches Gericht, das es wagen würde, ei nen Hamat wegen eines solchen Verge ; hens zu bestrafen. Denn die Zunft de siyt thaciiichlrch uralte Privilegien, die xihr in diesem Lande des eingefleischte sten Konservatismus eine Sonderint lung außerhalb der Landesgesetze ver schafft und ihre Mitglieder zu mehr oder we ger gefärchteten Angehörigen des städaiischen Gemeinwesens gemacht haben. Die meisten Damals gehören, nebenbei gesagt, auch dem Fort-s der "" OUIUIIIUUUIWIII Ill, UKU ou OITUIIIIIII und schlimmeren Verbrechen geneigten freiwilligen Spritzenleutem die ihret seits auch wieder eine privilegirte Kasse bilden, an deren Gerechtsamen man nicht zu riitteln wagt. So stehen und stellen sich die Hamals tatsächlich außerhalb der Gesetze, sind also Anor chisten —- was zu beweisen war-E W Von fremden Jrrthiimern lernen wir mehr, als oon eigenen, weil wtf eher an sie glauben. « If it I »Sie sollten etwas sür die Löcher in diesem Käse vergüten,« sagte die - schneivige junge Hausfrau, als ihr der, Grocer das halbe Pfund Schweizer- - einpackte. —- »Mit Vergnügen« ant wortete er, »ich vergüte Ihnen einen « Cent pro Stück, wenn Sie die Löcher herausgeschiilt und ohne Käsering « «darum zurückbringen.« , . I « P L Ein Trost ist bei diesen hohen Eis- · preisen: »Cold Storage« ist so tost spielig, daß kein Profit mehr darin ist, ; oerdorbene Waren im Kühlraum aus-: . zubewahren. » se si- Vk » Wer da glaubt, das-, die russis I Revolution eingeschlasen sei, wir troydem wohl daran tun, wenn er ihrs-; nicht näher seht, um ihr dk Fliequ ahzuwehrep. «