Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 31, 1906, Sweiter Theil., Image 12
its-s " Plale Mitgift Roma von Gurt garmsdorsi . — :jkksjkjssjsjkjssqkjks4zkvckzsckck 4 4 s 4 iss » Osssskjksskssssksssskssksssssks «· I i . s k . k oft af ..4-. Ek »Is-. t. » f« i Ef. » (19. Fortfetzung.i Betnd hielt sich nicht mit weiteren tagen aus. Mit wenigen Sätzen die teppe hinauseilend, stieß er die Thür des Schlafzimmers auf. Und fein erster Blick traf den mitten auf dem Tische liegenden Brief, der sei nen Namen als Adresse trug. Er stärzte dar-Ins zu und riß den Umsckilag auf, um wie durch einen Schleier zu lesen: »Mein Hei-er Bernd! . Jch gehe, um nie wieder zur-In: zutehren. Vergieb-1nir, aber es konnte nicht anders- sein. Frage mich nicht, warum es sein mußte, und laß Dir an der Versicherung genügen, daß ich nicht bleiben durf te. Versuche auch nicht« mich zu rückeuholern denn es würdsein ver geblichse Bemühen sein, und wenn Dir etwa das Gesetz die Macht gä be, mich zu zwingen, würde es uns beiden nur zum Unglück gereichen. danke Dir aus tiefftrw Herzen iir alles Gute, das ich von Dir cr fabren, für all Deine Großmuth und Geduld. Jch kann iie Dir jekt durch nichts anderes mehr vergelten als damit, daß ich Dir Deine Frei heit zurückgebe. Gönne mir die Ge nugtlfuung des Bewußtseins, Dir den Weg zum Glück wieder geöffnet Zu haben. Jch erkläre mich von vornherein; mit allem einverstanden, was Du» für zweckmäßig hältst, eine Lösung; uns-su- cffu brktiisksiikson Chor-! Zustizrath Neuling, ein altexj rennd meines Vaters, wird von mir beauftragt werden« Deine Wil lensäußerungen in meinem Namen in Empfang zu nehmen und danach zu handeln. Es ist selbstverständ lich, daß ich alle Schuld ans mich nehme, wie ja auch in Wahrheit von Anfang an alle Schuld bei mir gewesen ist. Noch einmal also: vergieb rnir nnd laß mich meinen Weg in Frieden gehen. Es ist fai so am besten für Dich und für mich( Mit den heißesten -3egenwiin schen fiir Deine Zukunft und in unauslösehliehers Dankbarkeit 7Nalde.« Bernd griff sich an die Stirn. Es fiel ihm schwer, an die Wirklichkeit dessen zu glauben, was er da erlebte. Vor seinen Füßen hatte sich plötzlich ein Abgrund aus ethnn, dessen Tiefe er nicht zu erme en vermochte. Was in der Welt sollte noch Glauben und Vertrauen verdienen, wenn die Liebe seines Weibes ein Betrug gewesen war, wenn diese Stimme, dies Lä cheln, diese Blicke ihn vielleicht schon vom ersten Tage an getäuscht hatten! Er rief sich den Abschied ins Ge dächt-riß zurück, den er gestern von i genommen, ohne zu ahnen, daß es i er Meinung nach ein Abschied siirs Le gewesen war. Und jetzt ge wa natiirlich jedes ihrer Worte siir ihn-eine ganz andere, besondere Be deutun . Deshalb also hatte sie sich so ent chieden dagegen gewehrt, daß er den beabsichtigten Ritt aufgab, um ihr Gesellschaft zu leisten! ZhrFluchL platt hatte ja ohne allen Zweifel schon festgestanden, und ihr Kopfweh, wsir nur-»ein Vorwand gewesen, der es ihr ermöglichen sollte, ungestört ihre Vor bereitungen zu treffen· phne die Mittheilungen Hillenees wurde er vor diesem Entschluß seines Weibes wie vor etwas Unfaßbarem gestanden haben. Jetzt aber, da er noch unter dem Einfluß der ersten lei denschaftlichen Erregung iiber jene Enthüllung stand, glaubte er, weder über die Beweggründe, noch über das Fie! ihrer Flucht im Ungewissen zu ein. Und nun erinnerte e: sich plötz lich des Briefes, den er ihr gestern ge bracht hatte, des Briefes, der viel leicht in einem entscheidenden Zusam menhange stand mit ihrer Flucht. Außer mit ihrer Schwester führte Malt-e ja so gut wie gar keine Kor respondenz. Er konnte sich wenig stens kaum erinnern, daß sie einen Prioatlyrief erhalten hätte, nnd es war ihm schon gestern im ersten Mo ment auffällig erschienen, daß die drefse eine iikm völlig unbekannte männliche Handschrift gezeigt hatte. Aber wie hätte er auf schlimme Ver muthtsngen kommen sollen, da doch in seiner Seele auch nicht der leiseste Arg wohn gegen sie wars Eine so geringe Bedeutung hatte er sen-ein Briefe bei-— gemessen, daß es ihm wahrscheinlich nicht einmal eingefallen wäre, sie nach dem Absender zu fragen. Jth aber. würde er sein Leben darum ene heden, wenn er sich über die er m dei Vriefschreibers und über den T erholt des Briefes hätte Gewißheit verschafer können. « Suchend flog sein Blick im Zimmer wher. Es war ja beinahe Wahn stx zu vermuthen, daß Malt-e das fes Impromittirende Schriftstiick zu Mffen haben könnte. Und doch -« Der ei dem Aus regten, als könne dtefer life-ne Abschiedibrief unmög lich a sein-, was ihm über ihre « W sustliiruchng ggeden fglte —a M« " erhierize an ke,iz k . sen-eis- iiik ihren Treu , finde-. ehe er an die Wirklich M II Its-Ic- M MS Und da gewahrte er in dem offe nen Katnin aus den Schlacken längst erloschener Kohlenftückc die trausen, schwarzen Aschenrefte eines oertohl ten Platte-T das nicht vollständig verbrannt war. « « Wie wenn er ein losibares Kleinod erspäht hätte, stürzte Bernd darauf zu. Mit äußerster Vorsicht, wenn auch mit behenden Finger. hob er das LBlatL dessen größerer Theil bei der Berührung zerstob, empor und trat damit an das Fenster, von der schwa chen Hoffnung erfüllt, daß es ihm ge lingen tönnte, nach einige vor derVer Inichtung bewahrt gebliebene Schrift Tziige zu entziffern. - Aber der unrerbrannte Rand wa: unbeschrieben gewesen, nur in feiner oberen, bräunlich angesengten Hälfte glaubte er nach einer Weile ange ftrengten Forschens die Federstriche. einer Namenzunterfchrift wahrzuneh men. Und nachdem er sich vergebens bemüht hatte, sie zu entziffern, kam ihm der Gedante, den halb verbrann-« ten Papierfetzen an die Fensterfcheibe zu legen. Da, ein Laut wie ein Auf stbhnen schmerzlichsten Zornes entrang lich feinen Lippen —«- da konnte er. im durchfallenden Lichte wirklich mit voller Deutlichkeit den Namen erken nen, der dort gestanden. Und es war tein anderer als der, den zu finden er gefürchtet hatte, der Name des Msnstws2 Nin käoslssscsd .-ll- M-« su, ßer ihm als Malves Verehrer gekannt hatte und dem sie ietzt vor ihm den Vorzug gegeben hatte, weil er ver muthlirh im Stande war, ihr ein glänzenderes Loos zu bieten, als er, Fer« verabschiedete, völlig verarmte Of izrer. Bernd fühlte etwas Heißes in sei nen Augen, etwas, das ihm den Blick verschleierte und einen Nebel über feine Umgebung breitete. Aber er zerdrückte voll Unmuths über eine so würdelose Schwäche diese unmänn lichen Thrsinem Und als er eine Mi nute später den Abschiedsbrief seiner Frau in der Brusitasche barg, war nur noch starrer. finsterer Ernst in seinen Zügen. Ungedeugt und straff ging er zur Thür, denn er hatte teine Zeit mehr mit müßigen Betrachtungen zu ver lieren. Außer den heiligen Pflichten« die pietätvolle Sohnesliebe ihm auf erlegte und die gerade jeht allen an-;4 deren voraufgehen mußten, hätte er ja noch ein-. andere unabweisbare Pflicht zu erfüllen. Und er war nicht gesonnen, sich ih: zu entziehen. Der Ehrenschild der Degerndorfszs war rein und malellos gewesen bis auf diesen Tag. Und er würde wahr lieh nicht der erste seines Stammes sein« der gezögert hätte, einen Schand fleck auf dem Schilde feiner Ehre nach ritterlichem Brauch und Gebot mit dem Blute des Beleidigiers oder mit dem eigenen zu tilgen. 22. Kapitel. Am Morgen des vierten Tage-Z nach ihrer Entlassung aus dem Herr lingerschen Hause bezahlte Sigrid der freundlichen, alten Dame, bei der sie zunächst Wohnung genommen hatte, den aufgelaufenen Pensionspreis und theilte ihr zugleich mit, daß sie am Abend anderweitig über das von ihr bewohnte Simmerchen verfügen könn te.« Auf die bedauernde Frage der Pensionsinhaberin,· die nur ungern ihre libenswiirdige, junge Mietherin scheiden sah, erklärte sie ruhig, daß sieJ noch heute eine neue Stellung antre-" ten werde. Denn nimmermehr würde ihr Stolz ihr gestattet haben, zu ge stehen, daß ihre Baarschaft nur noch aus einem einzigen Gulden bestand, und daß sie darum schon morgen nicht mehr ins Stande sein würde, ihre Rechnung zu begleichen. Die gütige, a.te Dante würde ihr dann sicherlich Obdach und Wohnung in der Hoff nung auf spätere Entschädigung an gehoten haben, und Sigrib wollte es oermeiden, sie durch eine Ablehnung, wie ihre Grundsähe sie ihr gehieterisch zur Pflich: gemacht hätten, tränken zu müssen. Auch tvar sie durchaus der Mei nung. mit ihrer Erklärung nur die rolle Wahrheit gesprochen zu haben Denn sie mußte ja unter allen Um ständen noch heute eine neue Stellung finden. Nachdem sie sich durch einen raschen Blick in ihr Geldtiifrhchen von dem Vorhandensein des letzten Gulden iiberzeugt hatte, lenkte Sigrid auch an diesem Morgen wie an je rn der letzten Tage ihre Schritte n ch dem abgelegenen und wenig besuchten Kasseehause, wo sie die Wienerund Bubapester Zeitungen auf Stellenge bote hin zu durchsorichen pflegte. Aus den Blättern notirte sie sich eine Anzahl von Adressen, und schon rüstete fis sich wieder zum Aufl-euch um ihren Dornen a einzutreten, als ihr Blick aus eine . ·iung fiel, die ein sriiherer Kasseehausgalt auf dem Re bentische hatte Ziegen lassen. Ei war der »Herold'«, jenes weit rerhreitete Tagrblatt ihrer Vater Iadh dessen erbarnrungslosen These-e dakteur sie iiir alles Unglück ihre-? Zebenj verantwortlich machte. Troy — ihrer Abneigung gegen diesen Mann tonnte sie doch der Versuchung nicht widerstehen, ihre Hand nach jener Zei tung auszustrecken, die ihr möglicher weise irgend eine ioerthvolle Kunde aus der Heimath bringen konnte. Und gleich auf der ersten Seit, da, wo scmst der Leitartitel begann, las sie « in gesperrter Schrift unter der Ueber schtifi: »Ein Wort zum Abschied«: »Am heutigen Tage verlasse ich meine seit mehr als zwanzig Jahren innegehabte Stellung als leitender Redakteur dieser Zeitung und es mag mir vergönnt sein, meinen Leiern von derselben Stelle aus, an der ich sonst iiber hervorragende politische nnd lo tale Ereignisse zu ihnen gesprochen, ein Wort des Abschieds zuznrusen Ich bin des langen Kampfes müde und es verlangt mich nach Naht-. All den Freunden, die mir in mancher harten Fehde teeulich zur Seite ge standen und derenVertranen mich bis he: begleitet hat, sage ich Dank und herzliches Lehewohi. Meinen Fein den, soweit ihre Feindschaft nur Hineiner Person gegolten, verzeihe ich und wünsche ihnen aus dem Blase, jden ich verlasse, künftig einen ebenso « anstichiigen und ehrlichen Gegner, als ich es ihnen zu sein mich stets bemüht habe. Wohl tann ich mit dem Be wußtsein aus dem öffentlichen Leben scheiden, allezeit ein Kämpfer des Rechts und ein unversöhnlicher Feind der Lüge gewesen zu sein, aber diese Stunde der Einiehr und der Rück ichau ist trotzdem- nicht danach ange than, mich mit eitlemStolz und selbst zustiedener Eisenugthuung zu erfüllen. Denn ich sehe gar manchen Jrrthum aus meinem Wege und muß in De muth bekennen, daß ich in menschli cher Kurzsichiigieii oft dem Mehrw ien bekämpft habe. Vieles, sehr vie les möchte ich ihm hinzuthun, wenn es nicht fiir das eine wie siir das an dere zu spät wäre. Nicht alle meine Jrrthiiurer taan ich hier einzeln Und ausführlich bekennen, einer aber mirs und soll an dieser Stelle Erwähnung finden. weit er mich persönlich tiefer getroffen hat ats irgend ein anderer, nnd weil ich zugleich ein fiir allemal gewisse Mißdeutungen beseitigen will, denen entgegen Zu treten ich bis zu diesem Tage keinen Anlaß genommen. Er betrifft mein Verhalten in Sachen der vor mehr denn Jahresfrist zusam rnengebrochenen Handelsbant und der mit ihr verschwifterten Vereinigten Berg- und Hättenwertr. Daß die Veröffentlichung in diesem von mir geleiteten Platte den eigentlichen An laß zu der Katastrophe gebildet haben, ist wohl noch in jedermanns Gedächt niß. Und meine persönliche Mitwir tnng war derart, daß ich nur einen geringen Theil der Verantwortlichkeit auf die Schultern des Denunzianten abwälzen darf, der — eus vielleicht unedlen Motiven —- mir jene Ent hiillungen über die gesetz- und rechts widrige Geichiifthiihrung der genann ten Unternehmungen zugetragen. Nie rncls werde ich die Stunde vergessen, da in meinem Redattionsbureau ter Mann vor mir stand, den mekne Ans fchnldigungen am schwersten treffen mußten. Er hatte auf irgend eine Weise von dem Inhalt des noch un-; veröffentlichten Artitetz Kenntniß er-· langt und er war getommen, den Druck zu verhindern. Nicht daß er» sich freiriithig und offen zu feineri Schuld bekannt hätte! Er lengnete alles; aber er malte mir zugleich einJ Bild von dem namenlosen Unheil, das ich mit meiner Veröffentiichung über zahllofe Unschuldige bringen würde, auch wenn ich schließlich die Genua-T thuung hegen dürfte, einen Schuldiil gen vernichtet zu haben· Und er be-« urtheilte die unausbleiblichen Folge-it meines beabsichtigten Vorgehens rich-1 tiger-, als ich sie Damals zu beut-thei-! len vermochte. Hätte nicht der Fana- l tismus der Wahrheit, der verwerflichs ift wie jeder andere Fanatiömus, weil T er unfähig macht, menschlich f.er den«-i Ost-I nnd str- Ifsfslm Ins-non lsck «-«» ----·----- wo druck jener Stunde das angemaßte Richteramt in die hände der wirkli chen, der einzig berufenen Richter le gen müssen. Denn wäre mein Ge wissen frei geblieben von jenem Vor warf, der es jetzt belastet und der irii-: « her als die Last der Jahre meine Kampfeöfrendigkeit erstickt hat. Aber ich glaubte mich dazu bestellt, dem Recht ohne Rücksicht auf Menschen ioohl und Meitschenweh zum Siege zu verhelfen. Der Artikel rnit den ver-richtenden Enthüllungen erschien nnd die Folgen sind bekannt. Der Geheimrath Gerhard Breitenbach sühnte feine Schuld mit einem frei willigen Tode, fein Komplize Rode witz ergriff die Flucht und blieb ver-. schellen; die Banldireltoren aber, die nichts als willenlosc Werkzeuge in den händen der anderen gewesen wa ren, mußten ihre leichtfertige Will fährigleit mit entehrenden Gefäng nißftrafen büßen. Soweit wäre alles gut und in der Ordnung gewesen. Ader es ging nicht nur das in Er füllung, was ich gewollt und voraus gesehen, sondern in fürchterlichem Ums fange auch das, was ich nicht gewollt hatte und was ich doch ebenfalls hätte voraussehen miifsen, wenn ich wirklich die Qualifikation gehabt hiiite fiir das hol-e und verantwort knngsvolle Ami, das ich aus eigener Machtvolllornmenheit übernommen Millionen gingen in der Panit des unvermutheten Zufarnmenbruchi ver loren nnd die Schuldlofem die Bethiw ten und Irrgefithrten waren ei, die sie eint-tilgten Vor mich hin oder tra ten Männer, die ebenso reinen Her W zenz waren wiei und ebenso unbe itechliche Vortämp er des Rechts und der Wahrheit, um mir zuzurusen, daß ein Theil der Schuld auf mich falle. So sprachen meine Antliiger. Und e- ner unter ihnen, der meinem Herzen näher stand als sonst ein menschliches Wesen, der Sohn der Frau, die das Licht, die Sonne meines nun zur Rüste gehenden Lebens gewesen ist — er ging noch einen Schritt weiter als tie. Jn heiligeni Mitleid mit den Hinterbliebenen des unglücklichen Breitenbach, für die ich selber in mei ner fanatischen Verklendung tein Er iarmen gehabt hatte, wollte er mit Daransetzung seiner ganzen Kraft vor -cller Welt den Nachweis erbringen, daß wenige Monate genügt hätten, um die verfahrenen Unternehmungen der Vereinigten Berg- nnd Hüttenwerte zu glänzenden Erfolgen empowrzufiih ren. Er ais-g bin und übernahm die Leitung der ozlengrnbem die inzwi schen silr ein Spottgeld in die Hände eines neuen Finanztcnsorteums über gegangen waren. Er that es, obwohl er, der mit wahrer Sohneslieke an mir hing. not-aussah. was daraus siir mich entstehen würde. Denn was er mir in unserer Trennungsftnnde pro phezeit hatte, geschah. Jm Lager meiner Feinde erhob sich ein gewal tiges Geschrei. Man glaubte mit einem Male die Erklärung für mein Vorgehen gegen die handelsbant und ihre Tochternnternehniungen gefunden zu haben. Nicht um der Gerechtigkeit wi llen, sondern Jus schnöden-. schänd lchem Eigennutz hätte ich gehandelt-— im geheimen Einversrandnisz mit je nen Finanzlenten die mich nun durch die Aufteilung und die unverhältnis mäßig glänzende Bezahlung meines Stieffohnes fiir den Judasdienft be lohnten. Jch hibe schwer unter die sen Vorwürfe en gelitten viel schwerer ais unter irgend einer ungerechten publizistifchen Thiitigleit von meinen Widersacher-n gegen mich erhoben wor den ist. Aber ich habe sie dennoch schweigend hingenomtnen, weil ich inick nicht berechtigt glaubte, ohne feine ausdrückliche Zustimmung de: Lseffenllichleil isieJauteren Beweg gründe meines Sohnes zu offenbaren Monatclanq habe ich unter dem Druck des Bewußtseins gelebt, meinen Feie den und auch vielleicht vielen von de nen, die irb bis dahin fiir meine Freunde geha!ten, fiir einen bestoche-. nen Soldschreiber, einen Hier-alber journalisten zu gelten. Und wenn ich iiir die Verblendung meines Thuns l neben der Strafe meines Gewissens-T auch eine öffentliche Bestrafung ver kienl hatte, so ist sie mir wahrlich vollgemessen zutlzeil geworden. Heute aber bin ich meiner Schwei geuflicht ledig. Mein Sohn hat die Afgabe .a·elöft, die er freiwillig auf sich genommen. Er tat den Nachweis geführt daß die Grubenterrains der Vereinigten Berg- und Hüttenwerle in der That unermeßliche Kohlenichiitze bargen und daß innerhalb eines ein-. zigen Jahres alle jene Gewinne hät ten erzielt rrerden können, an dieBrei ’tenbach und Rodelvitz ihre Aktionäre glauben machen mußten, wenn sie ihre klinternehinnngen bis zumEintritt des slhatfächlichen Erfolan lebensfiihia er ihalten wollten. Nachdem er dieses xZiel erreicht hatte, gab es für meinen IStieffohn nichts mehr, das ihn mit dem Unternehmen jener Finanzleute derbunden hätte. Unter Zahlung ei ner fiir feine Verhältnisse beträchtli chen Konventionalstrafe ver!ieß er trotz der verlockendsten Anerbietungen der Aktionäre feine Stellung, uni be scheiden in das Dunkel einer von nie mand beachteten Thätigleit zurückzu lehren. Von dem glänzenden Gehalt und den Tantiemen aber. die er auf seinem, angeblich durch meine schnöde Bestechlichteit erlangien Posten bezo gen, hai er nichts fiir sieh behalten. Man darf mir das glauben. auch trenn ich meines-. Lesern nicht Rechen schaft darüber nebe. wozu er sie ver n-endet. Das ist meine Selbstanilage und das ist es, was ich iu meiner Rechtfer tigung zu sagen habe. Wer nie dem Jtrthum unterwor sen war, der werse den ersten Stein. Diejenigen aber, die um der Ge srechtigteit willen handeln und nicht um der Liede millen, die dreimal hei liger ist als alle irdische Gerechtig keit, sie möqen eingedenk bleiben, das: »alle Menschenintzung wandeldar ist und daß morgen eitel Thorheit sein kann, was heute Wahrheit schien. Nur ein einziger sicheren Leitstem sleuchtet uns in diesem nebelhasten "Dun1el —- der Stern der Nächsten ; ifebci E Seiner Führung aifein sollt ihr ver jiraueni Doktor Ellhosen.« Als Sigrid diesen Artikel zu Ende elesen hatte, tvor es rings um sie her o licht nnd heil, als wiire der schmuck lvsc Raum des kleinen düsteren Kas seehauies bis in das letzte WintelchenH vom glodigsten Sonnenschein durch-; sluthet. z i Als Sigrid den Vertheidigiungsard sit-I Dom-: End-feur- im »Das-tut zu Ende gelesen hatte, stand sie läsj chelnd auf und legte ihren letzten; Gulden aus die Platte des Marmor-! tischchenii, die Absicht des Kellners, ihr die nach Abzug der geringfügigen : Zeche der-bleibende kleine Münze her-J aufzugeben, rnil einem freundlichen Knpsschiitteln zurückweisend. Sie wa: . zic- so reich. so unermeßlich reich, daß e eine solche Urmseligleit wohl ver-T achten durfte. — " Wie in« einem köstlichen TraumJ ging sie draußen durch die voltibessz Man muß sich zu heler wisse-L ?Gaft: »Wie ist es möglich, daß Sie bei 5 Mark per Monat bestehen kön nen ' Kellnerim »Ja, wissen’5, wenn die Trinkgelder nicht wären und sich unsereins nicht hie und da beim Zusammenrechnen der Zeche irren thät’, dann könnt man auch nicht bestehen.« lebten Straßen dahin, die ihr so schön und heiter erschienen. wie sie sie nie vorher gesehen. Alle die Men schen, die da an ihr vorüberhasteten, iatten so gute, freundliche, roth vi lende Gesichter. Jedem von i en hätte sie etwas herzliches sagen, et was Liebe-I- etzeigen mögen. Ihre miihsam zusanimenaesenchten Adresse-r hatte sie drinnen aus dem Tische lie gen lassen, nnd sie dachte nicht daran, ihre sanken Bewerberngsgänge wieder auszunehmen An einem Festtag thut man dergieichen nicht« nnd heute war ein Festtag. wie herrlicher und feierlicher noch niemals einer in ihrem Leben. Ohne zu wissen, wie sie dahin ge kommen war, sah sie sich plötzlich in der mächtigen Radialstrasze und vor Anton Lerriingers palastartigern Hause. Fast lieoeoolt ließ sie ihren Blick iiber die prunkende Fassade nnd über die langen Reihen blinkender iFenster dsiiingleiten Alle Bitterkeit Hund aller ciiroll waren aus ihrem JOcrzen geschwunden, daß sie kaum noch begriss, wie sie den Menschen da drinnen jemals hatte zürnen können, diesen Menschen, denen sie doch allein das Glück verdanlte, daß sie den edel sten nnd hochsinnigstm den selbstlo iesien nnd ivahrhastigsten aller Man ner von Angesich: zu Angesicht hatte sehen dürfen. Am liebsten wäre sie hinausgeeiit, ihnen dasiir zu danken; aber da sie selbst im Ueberschtvang ihrer Em pfindungen noch nüchterne lichem gung genug hatte, sich zu sagen, daß das doch woh! nicht anging, schritt sie lächelnd weiter. Und es iibertaschte sie kaum, als sie an der nächsten Wegbiegung plötz lich den oor sich-sah, dem allein ihre Gedanken gehörten und ihrer inner sien Ueberzeugung nach siir alle su tunst gehören würden. Sie war ja sicher gewesen, daß er noch nicht ganz aus ihrem Leben-verschwenden sein' sonne, daß sie ihn wenigstens noaz ein einziges Mal wiedersehen würde, um ihm Zu sagen, we: tliöricbt sie ge wesen war, und un! ihm aus der gan zen Fülle ihres Herzens zu danken. Walier Puttizer ging aus der ac genüherliegenden Seite der Straße. aber er war ihr sast in dem nämli chen Augenblick ansichtig geworden, da Sigrid ihn erkannte Und es schien fast, als ob« er üder die uner wartete Begegnung erschrocken sei; denn wenn er auch höflich grüßend den Hut zog, machte er doch nicht Miene, den Fahrdamm zu überschrei ten, sondern Leschleuniate vielmehr seinen Schritt, als sei ihm daran ge legen, ihr sa rasch als möglich zu cnischliipsen. s Sigrid indes ließ sich dadurch nicht beitren. Für sie gab es in diesem Augenblick teine tieinlichen Schick lichleitsbedenien und keine zimverli chen Gebote inädchenhaster Zurück haltung mehr. Geradewegs ging sie aner über die Straße aus ihn zu und nöthigic ihn so, vielleicht gegen seinen Willen, stehen zu bleiben »Jch hin glücklich, Sie wiederzu sehen«, saate sie ohne alle Umschweise, »denn ich habe Ihnen ein großes Un recht abzudiitm Aber ich weiß erst seit einer Viertelstunde, wieviel ich Ihnen verdaute, und darum müssen Sie mir es verzeihen, daß die Ah ,»l-itte nicht früher erfolgt ist« Der junge J:igenieut, der sonst keine Schiichtetnheii lannte, sah he sangen var sich nieder. »Sie müssen in einein Jrrthunr sein« Fräulein Breitenhach«. erwi derte er unsicher. Jch weiß weder, wosiir Sie irrt-e zu Tausen, noch wo siir Sie mir Addiite zu leisten hät ten.« Aber Sigrid lächelte ihn an. und es war sogar ein wenig Schelmerei im Klang ihrer Stimme, als isre sagte »Soll es etwa meine Strafe sein, daß Sie rnrch fest der Möglichkeit berauben wollen, mein Unrecht zu siihnen?««cder ist es Ihnen lieber, mir als ern Feind zu gelten? Wenn das der Fall ist« hätten Sie eben Jlnen Vater rerhindern müssen vor aller Welt die Wahrheit zu essen ;haren·« . Piittner stutzte einen Moment - »Sie haben also den Abschied-ar tilel un «Herold« gelesen?« Es rlangk wie ein Aufatbmen der Erleichterung aus seiner Frage) Si grid aber vernahm es nicht, und sie hätte ja auch reine Deutung dafür genaht, reenn sie es vernommen hätte. »Ja«, ertliictd sie fest. »Und was ich mir vargenesmnren hatte. Ihnen zu sagen. Herr Minnen das ist: Sie lscben gehandelt wie ein geoszer und wie ein wahrtjait guter Mensch. Meine Schwester und ich, wir werden in Ihren zeitlebens den einzig-M wahren Fremd verehren, den trie in unserem Ungliia minnt-ein« Da siegte auch in ihm die heiß auf nuellende Herzensfreuke iiber alle Verlegen:,cit, und wenn fie sich auch cuf Offener Straße befanden, zog er doch die tleinc, zarte Hand, die sich ihm so frei und unbefangen darge boten, usit einer innig-en Zörtiichteit an seine Lippen. »Wenn Sie mich in Wahrheit da iiir balt:n, Fräulein Zigrid, werden Sie mir kann von nun an auch das schöne-Vorrecht der Freundschaft ein räumen — das Recht, Ihnen beizu stehen und Sie, soweit meine Kräfte reichen, gegen jede Unbill des Lebens zu schützen?" »Sie baden eine seltsame Logik, Herr Vätner«, sagte sie heiter. ,,Heisrt das eine Wodltbat veraelten, daß man dem spendet das Recht zu weiteren Woblrksaten einräumt? Aber ich habe Ihnen gar nichts mehr zu erlauben oder zu verbieten. Alles. was Vertrauen und Freundschaft gewäh ren können, ist Ihnen von ganzem Herzen newäbrc. lan ich werde sehr froh sein« treu-i Sie mich in Zukunft nicht mehr sc ganz unausstehlich fin den, ass ich Ihnen meinem Benehmen nach bis-tue erscheinen mußte.« »Una:1sstehiich'f Sie — Fräulein Sigrid?«" Sie salzen sich in nie Augen nud wie eine Flamme loderte ec- in dem schönen, von der Freude ihres Her rens gleichsam vertläeten Anttiy des Mädchens auf. ——,,Nun, ich dense, ich hätte mich im Hause des Herrn Anton herrlinger sie-t- ...... ----.. Es- fu«-»wu Vunuw gusukj HIHUI Vu- i-« ------------ Sind Sie mir nicht eben noch des halb so lsöse gewesen« daß Sie mir ausweichen :rs-.)«.Iien?« Nun lächelte auch er. »Ach nein, böse war ich gewiß nicht. Aber haben Sie nie gehör-L daß man auch gerade aus dem entge gengesetzten Grunde Die Flucht ergrei fen kann, wenn —- wenn man Anlaß hat zu fürchten —— dsß —- —« Er fand nicht die rechten Worte oder nicht den rechten Muth, den re gonnenen Satz zu rollenden. Und nun gingen sie eine tleine Weite schweigend nebeneinander her —- bei de betlominenen Herzens, voll beseli gcnder Hoffnung und zugleich voll zaaenden Banqeiis vor dem Großen und Wunders-um das die nächsten Setunden ihnen bringen mußten. Dann fühlte Sigrgd ohne daß sie hätte auszuschunen brauchen, wie seine Aue-en wieder so worin und so eindringlich, wie nach ihrer Ueber zeugung sonst keines Menschen Au gen zu blicken ever-mochten auf ihrem Gesicht ruhten. Und sie meinte, in der Erregnng der atdemraubenden Erwartung fast vergehen zu müssen, bis er mit eedäirnpftcr Stimme, bei nahe flüsternix sagte: »Sie-greifen Sie nicht, Frist-kein Zigrid, daß man nuch deshalb vor jemandem fliehen kann. weil man ilm allzu lieb hatt« Sie fühlte ein unwiderstehliches Verlangen, laut aufzutauchzem aber sie hätte leine Evastochter iein müt sen, wenn der Wunsch, alle Wonne ihres weiblichen Empfindens bis zum Grunde aus utostem nicht doch noch stärker gen-»- märe als dies Ver langen. «Nein", Irividfrte sie-scheinbar gnnz ernsthaft« »das de reife ich nicht« Jch iiir meine Per on wenig steni wiiete es nicht so machen — vorqusgeiegt natürlich, daß ich ein Mann wäre-« Entsetzung folgt.) »«Ader warum in eitler Welt drin en Sie die Milch, wenn nicht sum Fests stuck, is doch· wenigstens zum Luncht Ei ist ießt vier Uhr mitteninnng — . a, Madame, das iit un schon di wilvchz die file morgen frii Welt-I ir . I «