Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 17, 1906, Sweiter Theil., Image 16
Her Desertemz Um- mi O. Elster. AL- - — - - — « « m-M---—---.-.--— L (11. FortsesungJ 16. Kapitel. Die Flucht. Ali Herr Oauviller in der größten st sen Zimmer verließ und die reppe hinuntersprang, um diehaus thin zu erreichen, handelte er unter dem ersten Eindruck des Schreckens Eber die Nachrickt welche ihm seine Tochter gebracht hatte Aber schon an der Tbür seines Hauses erlangte er die schlaue Kalt Jliitigleit wieder, welche ein hauptzug seines Charakters war. Ehe er die Straße betrat, luate er vorsichtig hinaus, ob er nichts Verdachtiges be merkte. Und richtig, da sah er an beiden Endpnntten der Straße je einen Polizisteak die anscheinend be schäftigungslos aus- und abgingen, von Zeit zu Zeit jedoch einen beo bachtenden Blick nach dem Hause Zauvillers sandten. Dann kam eine lilitiirpatroille die Straße entlang und marschirte nach dem französischen Thor, durch welches Hauviller seinen Weg nehmen mußte, Inenn er die sranzösische Grenze erre«chen wollte. Er vermuthete, daß« e beiden ein igen Thore der Stadt militärisch be tetzt würden, um ihm das Entweichen urch diese unmöglich zu machen. Da die Stadt als sriibere Festung noch mit Wall und einem tiefen Graben umgeben war, so war kaum ein an derer Ausweg möglich, wenn man nicht den gefahrvollen Wea durch den Graben nehmen wollte. Dazu waren aber Vorbereitungen nöthig, jeden les bedurfte man einer Leiter, um n äußersten Grabenrand zu erklim men. Und dann war es noch sehr raglich, ob der Graben nicht durck « trouillen besth und beobachtet wurde, wie das schon bei den beiden Thorens der Fall war. « Entmuthigt,· oe«rzweifeind· kehrte paaviuer in fein Zimmer zurua. er fand henriette nicht mehr vor, die sich wohl zu ihrer Mutter begeben hatte. Er sank in oen Sessel vor seinem» Schreibtifch nieder und ftiitzie im fin steren Brüten die Stirn in die Hand. Sollte er sich wirklich der Schmach der Verhaftung aussetzen, der Qual der gerichtlichen Verhandlung, dis sicherlich mit der Verurtheilung zu einer langjährigen entehrenden Zucht hausftrafe endigen würde? — ollte r, der reiche Grundbesitzer-, der bor nehme Herr, der an alle Bequemlich keiten des Lebens gewöhnt war, fein Dasein in der öden Zelle eines Ker kers, in Gesellschaft von gemeinen rohen Verbrechern zubringen, gequält und gemartert von dem Gedanken an feine arnilie, die cr zu Grunde ge richtet Sollte er den verhaßten Deutschen den Triumph lassen, ihn eföiengksem ihn besiegt, ihn überlistet zu n Jn trotzöggr Verzweiflung fuhr er empor! —- ein, es blieb ihm noch ein Mittel, der Gefangennahme, der’ entehrenden Strafe zu entgehen! i Rasch öffnete er ein Seitenfachi feines Schreibtifches, griff hinein und; z einen Revolver hervor, den er mit T let t behenden Händen lud! as swar das lehre Rettungsmitteb welches ihm blieb! Weshalb noch zögern? — Er hatte denTod feines Sohnes gerächt, indem er- ein Dutzend deutsche Soldaten übxsr die Grenze geschafft, indem erfie de:n . Tod und Verdreben in den glühenden Sandwüften Afrilcs entgegengefchickt, er hatte den Marien feines Sohnes mehr als ein junges blühend-es Leben Jan Opfer gebrasikt...er hatte feine ache gekühlt —- und was- blieb ihn. Joch zu thun übrig? —- er konnte ster en . . .s « » Schon hob er den Revoloer, als sich die schilt öffnete und feine Frau, penriette und Julie hineineilien. » . Mit einem Auffcheei des Schreckens T fiel Frau Hauoiller ihrem Gatten th; ten em. ’ O---:- k--- —!«s1 - « » · ( »Oui«-, usu- Wuql Du kuullx — ; »Laß mich«, —- stiseß er hetvor.: »Ich will Euch und mich vor derj Schande retten!« ! »Nein — nein gielö mir denI Revolver!.—-Jch lasse Dich nicht...1 gieb —- gieb ( Und sie rang mit ihm, Bis er, bonI Revolrer fallen lassend in den Sesselj zurücksank und in dumpfes Ver weis-( lung sagte: »Nun gut —- so ii erlie-l fett mich dem Kerler...ich bin be reit . . . .« Seine Frau kniete neben ihm nie der und verbarg schcuchzend das Ge sicht in die Hände. »Was haft Du gethan —- was hast Du gethan«, wimmerte sie. .Dn kannst allerdings nicht verste u, set-Z WITH Zepllte ers-Z ZEIT e ne n. n —- u s sey nie verstehen können...« « Er stieß heftig ihre band fort, Oele-se die Heinige umklammern wollte-. Da trai» henrietie auf die Eltern und, den Arm wie wissend um Mutter legend, sprach sie mit Isc W ZW: »Du haF kein IM. meiner Mutter einen otwnrf » " . mein Daten Du allein »U- Mkd- wir un ll bist Mk I 7 »So laßt mich sterben! Dann seid Jbr mich lo5.« » »Du sprichst in Tro und Verzweif lung, Vater, Du darf nicht sterben, um nicht noch größere Schuld auf Dich zu laden. Entfliehe...« .,Woziin? —- Die Thore find be se t. ein Haus wird ourch Pol zi en bewacht...« »Zulie weiß einen Ausweg-« » u, Juliesst »Ja, Dntel«, entgegnete diese. »Der Zufall hat mich denselben finden lassen. Du weißt, daß if) gern in fdem alten Gemiiucr, das an unseren Garten stößt. berumtletierte, dort fand ich einen geheimen Gang, der ; ins Freie führt . . .« ) Ein Strahl neuer Hoffnung blitzte ;in den Augen Hauvillers auf , »So iornni!« rief er. »Führe mich .es ift keine Minute Zeit zu ver lieren .. . ." Er raffte den Revolver auf und steckte ihn in die Tasche; dann ent znahrn er feinem Schreibtifch ein Ta jschenbuch, welches mit Bansnoten ge J fiillt war. »Komm —- ich l-in bereit . ,.« s Schweigend, ernst, ohne eine Thriine zu vergießen, aber bleich wie zeine Todte, stand Henrieite da. Sie fühlte, daß in dieser Stunde ihr «Gliick, ihre Liebe zu Grabe getragen wurde: sie fah nxit bitteremSchmetze. wie ihrVater in fchmachvolter Selbst sucht nur an sich gedacht und auch je t nur an sich dachte, fand er doch ni ,t einmal ein Wort des Abschiedes für feine Gattin und Tochter. Ja, er stieß seine Gattin rauh von » sich, als diefe ihn umarmen wollte. .Es ist ietzt keine Zeit zu sentimen taten Abschiedsfzenen!« rief er. »Wenn . man Euch cfrieden läfrt in fnlat mis- . nach Nach . . . komm, Julie! —- Lebt wahl...« Frau Haupiller sank ausschluchzend in die Arme ihrer Tochter. «Beruhige Dich , meine liebe Tante«, sagte Julie herzlich. »Ich führe Onkel sicher in das Freie.... in einer Viertelstunde bin ich wieder bei Euch« - Dann trat sie zu Haus-Wen der voll Ungeduld schon an der Thin stand. — Die eine Seite des Gartens be ctenzte ein altes Gebäude, welches stahek von den Mititiikrehskdcn ais Wagenschuppen benudt worden war. Jetzt befand srch in ihm nur altes Ge :ümpel, Räder, Handivertszeug, alte Fenster und Thürer kurz alle mögli chen Gegenstände, welche von dem Ab bruch der Festungswerle herrührten und vorläufig in diesem Schuppen aufbewahrt wurden. · Nach der Seite des Garten-Z war dies alte Gebäude von dichtem Ge büsch verdeckt. so daß nur das Dach daraus hervorragte. An mehreren Stellen zeigten die Wände starke Risse; an einer Stelle war ein Loch entstanden, durch welches man ke quenr in das Innere des Schuppens gelangen konnt-. hierhin führte Julie ihren Oheim und sschliitxsfte gewandt wie eine Eidech e durch das Loch. Hauviller zögerte nicht, ihr zu folåem iese Dämmerung herrschte in dem Schuppen, dessen lleine vergiiterte Fenster von Staub und großen Netzen Von Spinngewelzen verdunkelt wur den. Uederall stand und lag das alte Gerätnpel umher-, so daß Hauvillee oftmals anstieß, als er Julie fol te, die rasch und geschickt zwischen gen Ge enstiinden hindurchschliipfte. Zu einem Winkel stand sie still und fah sich lächelnd nach ihrem Oheim um »Hier ist der Eingang, Ontel«. slüsterte . »Du mußt aber die Their auf den, fli: mich allein ist sie zu schmt.« Hauvillee erfaßte den eisernen Fing, und hob dies-knickt ohne Arr-J Null llllg cMPDL Ulllc ITMlllc, voll Feu tigteit fchtiipfeige Treppe zeigte sich ,.Wos,sin führt die Treppe?" fragte Hauviller. »Ja einen alten Minengang, de: in ein Theil des Grabens mündet, wo man den Steinbtuch angelegt hat Jch habe-den Wea selbst mehrere Male verfolgt. Da in dem Steinbruch . nicht mehr gearbeitet wird, kann man ungesehen dort ins Freie getangen.« Fauviller s ah seine Nichte mit einem lei ten Lächeln an. »Hast Du diesen Weg oft benutzt, um in den Wald La kenne fontaine zu gelangenk fragte er. - Julie etröthete. »Das war nicht nöthig-T entgegnete sie lachend, »He-nieste kennt diesen We übrigens nicht; sie hätte ihn auch wo l nie zu benutzen gewagt.« »Ja. ja, Henrieiie liebt ni t ge heime We , das muß man i r z-! its-rein Aus-ne lassen. —Doch einerlei, n welchem Zweck Du diesen geheimen usgang benutzt hast, ich danke Dir, Tdaß Du mit ihn fest zeigst. Wirst Du mit nett kni« Es ist n« t nöthig. Du kannst den Weg nicht yet-schien iet in der Wische steht ein Keiner gewisses-« »G, ei. .». Des wird ja immer ra Wunsche-» Julie erröthete abermals-. Dann zündete sie den Wachsstock an und gab ihm ihren Lheini. »Hier lieber Onkel-und nun in Gottes Namen vorwärts-. Glück auf den Weg . . . ." »Mädchen, ich war oft hart und nn sreundlich zu Dir —- veraieb mir dass »Es ist nicht der Mühe wertv, Onkel. Geh nur, ehe es zu spät wird.« » ch bin Dir Dank schuldig, Kind .. «- U bist arm . . . ich werde an Dich denken . . .« »Ontel — Onkel — geh, geht« Und hastig drängte sie ihn nach der engen Treppe. »Gut, gut. Jch danke Dir melxr als mein Leben . . . ich wette es nicht ver ssen.« r verschwand J-: der dunklen Oeff nunF. Julie beugte sich nieder, um zu orchen, wenn er den Gang er reicht hatte. Dann schloß sie mit einiger Anstrengung die Fallthiire. vreßte die Hand auf das tlopsende Herz, kutschte eine Weite, ob niemand in der Nähe frei, und eilte dann wieder au;1 demselben Wege zurück. is sie in das Haus trat, prallte sie erschreckt zurück. Zwei Polizisten standen ihr eaensiden »Halt, adeinoiselle!«s rief der Eine. »Wer sind Sie?« Die reiolute Julie faßte sich rasch. »Mon dieu. wie Sie mich erschreckt hat-ent« entgegnete sie. »Was wollen Sie von mir't« »Das werden Sie schon erfahren. Sind Sie s räulein Julie Haier, die Nichte des rrn Hauviller?« ,, a." ,, her kommen Sie?« »Aus dem Garten, wie Sie sehen.« »Wast haten Sie dort?« »Mon dieu, was thut man ini Garten?« »Er-den Sie Herrn Hauoiller nicht gese, n?" »Nein.... ich glaube, er wird in seinem Arbeits-immer sein« Der Polizist wandte sich an seinen Kameraden. «Durcbsuchen Sie den Garten, Millbrandt«, befahl er ihm. Der Polizist entfernte sitt-. in den Garten. Der andere wandte sich an Julie. »Sie werden mir folgen.« »Aber ich bitte Sie.« . .. «Lassen Sie dir unnützen Worte. Sie werden vor dem Untersuchungs richter Jhre Aussage machen könne«-» Vorläufig muß ich Sie eriuchen, in Jhr Zimmer zu gehen und dasselbe nicht zu verlassen. »Aber was soll das Alles bedeuten? Wo ist meine Tante?« »Madame hauvillet mit ihrer Tochter befiner sich ebenfalls in »Aber so lassen Sie mich doch zu ihr-en geh-ein« »Das ist wider meine Instruktion Machen Sie leine Weitläufigsleiten, Fräulein. Sind Sie nnschuldia, wer den Sie schon wieder freigelassen« Julie sah ein, daß« es das Beste fei, sich schweigend zu fügen- Ihran pochte gewaltig, aber sie zwang sich zur Ruhe und entgegnete lZchelnd: »Nun gut —- hier ist mein Zink mer.« »So treten Sie ein·« Sie trat in ihr Zimmer, dessen Tbiir der Polizist hinter ihr verschloß. Sie hörte ihn die Treppe hinausgehen, wahrscheinlich nach dem Arbeitsziw mer gauvillerT Vielleicht auch zu ihrer «ante, deren Schlafzimmer sich im ersten Stock befand. Gewaltsam zwang sie sich zur Ruhe. Jbr Onkel war gerettet, das wußte sie, denn niemand tannte diesen alten Minengang, niemand wußte den Zugang u demselben, niemand kannte die Mun una deflleben in den verlas senen Steinbruch. Wenn er diesen erreicht hatte-. konnte er sich bald in den Wald ret ten, da dichtes Gebüsch die dortige Seite des Glacis bedeckte und sicb iast bis an den Wald zog. Hatte er ein mal ten fchiihenden Wald erreicht, konnte er in zwei Stunden jenseits der Grenze sein. Sie lächeltekietztksagar Liber» den s--Lk-s--— tI sonnen-tu Durst uns-»Ist Olcllslllsct des Polizisten, der den Garten durch suchte und den si-: von dem · nster ihres Zimmers beobachten onnie. »Suche nur«. flüsterte sie. »Nu: einer außer mir kennt jenen geheimen Gan-g und dieser eine wird mich nicht ver rathen...« — 17. Kapitel. An der Grenze. Hauviller eilte rasch in dem dunklen Gange weiter, den er allerdings ge bückt durchschreiten mußte, da der Gang nicht ganz mannshoch war. Von demselben zweigten sich noch klei nere und engere Gänge ad, die jedoch durch Brettetoerschlä e verschlossen waren. Es handelte ich also augen scheinlich um ein vollständiges Minut syslern, das aber schon lange nicht mehr in Benitsung gewesen und der Ver ssenheit andeirngefallen war. Na etwa zehn Minuten ichsnmmte dem Flüchtigen das Tageslicht entge gen. Er hatte die Mündung des Gan es erreicht, die mischen Dornen gebiisch o versteckt ag, daß sie oon außen s r zu entdecken war. Hauviller stand still, um sich zu orientiren. Steintriimnier und Schutt stillten hier den Graben aus, Reste des Steigt-weiss den man hier vor eini en ahren lett-Ideen dann aber verla en atte. Diese Steintrtimmer ermög chten aber leicht den Abstieg in den Graben nnd das Empoclleteern am jenseitigen Rand. W Rafch bewerkstelligte der lüchtling den Abstieg Pliitzlch stan er er schreckt still, fein herz pochte fast hör kar; dort unter einem überhangenden Felsenstück stand ein Offizier und sah aufmerksam nach der Seite, von der sich haudiller näherte. Dieser duckte sich hinter einenBuich. Er erkannte denOffizierz er hatte ihn oft mit Harald zusammengesehen und nach seinem Namen gefrag:. Es war re: Oherlentnant Krumbhoi . Dienstlich schien der Offizier jedoch hier nichts n thun zu haben. Er hatte seine Aiiihe neben sich auf einen Stein gelegt und tauchte ganz behag . lich eine Cigarette. Dann zoq er einen kleinen Brief hervor, dessen rofa Papier haudiller merkwürdig bekannt vorkam. Er hatte dieses lktriefpapier auf dem Schreibrifch feiner Nichte ge schen. »Sieh die kleine Schelmin«, mur nielte Hauoiller. Also dazu hat sie die Entdeckung dieses geheimen Gan ges benutzt-»das ist allerdings be quemer, als der einstiindige Spazier gana nach der guten Quelle. . .«' »Lulu«, denn dieser war es in der Thai, steckte das Briefchen wieder ein, sah nach des nhspschiinkne den gänz irarf die Cigarette mit einer Gebärde des Mißniuths fort, letzte die Mitte auf und entfernte sich langsam, ein Liedchen pfeifend. . »Aha, dem wird die Zeit zu lang«, fliisterte Hauviller lachend. »Heute wikd’s freilich nichts mit dem Rendezvous . . .« Als der Offizlcr um eine Ecke des Grabens-v erschwunden war, feste der «liichtling feinen We fort· Bald satte er den entgegengesetzten Graben rand erreicht und verschwand hier is dem Gebüsch, das sich fast bis zum Walde hinzog. Da der geheime Gang indessen nach Osten mündete, und die Grenze in: Westen lag, mußte Hauviller einen ziemlich weiten Umweg machen, um aus den We nach feiner Ferme Terre Noir zu ge angen. Aber er kannte die umliegenden Wälder so genau, daß Lee kanin auf den« Weg zu Uachten f»1.-’-Uuch- Cl Ucliuslc Ausl, Ul( UT tannteren Waldrrsege nicht. sondern ichlu sich, ftete die westlichc Richtung inne ltend, durch das Dickicht und das Unterholz, da er wohl bemerkt hatte, daß in lester it mehrere Gendarnren die Umgegen durchstreif ten, und er diesen gern aus dem Wege gehen wollte. « Ohne einem Menschen zu begegnen, erreichte er das furnpfige Wiesenland von Terre Noir und athrnete auf, als er denFnß auf die Schwelle des ver fallenen Gehöfrs feste. Er mußte sich biet eine Weile oerschnaufen, denn er hatte den zweistündigen Weg in kaum einer Stunde zurückgelegt Als er jedoch die Küche des hat-sek betrat, fuhr er erschrocken zurück. Eine derbe Mannesgeslalt erhob fich vom Herde und trat ihm entgegen. Aber sofort ertannte er einen der Knechte des alten Gaspard und athrnete auf. »Diable! Jhr habt mich nicht schlecht erschreatt" fagte er. Was macht Jhr hier-« »So erlennen Sie wich, Mon sieur?« fragte der Arbeiter in feinem bteiten Patoig und vergnügt rinsend. ,,Ob i Euch erkenne! hr seid doch der nechi tei dem alten Gas »Ja freilich, des bin ich« Aber seit Pierre Gaspard ein Kohlengefchäit aufgegeben hat un als Privatier in Nancn lebt, habe ich teine ständige Beschäftigung meler »Aber was macht Jhr hieri« » ch erwartete Sie. . ." «" ie erwarteten mi t« »Ja — ich war in üdelbur , am o·t;nen eine Bestellun von Klinke aspard zu überbringen Denke Mittag aber hörte ich schon in einer Soldatenlneipe, daß rnan Ihnen auf der Spur war. ch wollte Sie war nen, fand aber J Haus unter poli zeilicher Beobachtung, da wagte ich mich nicht hinein. Jch dachte mir wohl, daß« Sie Reißaus nehmen witt den und wohin konnten Sie anders kommen, als hierberi So begab ich mich denn hierher und wartete »Gut, Jhr seid ein schlauer Bur sche! Jetzt aber führt mich rasch iiber die Grenze, Jhr wißt ja den Schleich Hishi-. «J!s,r habts verdammt eilig, Mon sieur Hauviller«, lachte der Mann. »Aber da liegt ·a gerade der Hund begraben! Ich ioli Euch non Pierre Gaspard Mienen. daß die ganze Grenze seit unserer letzten Expedition von preußischen Gendarmen beobachtet wird, so daß am Tage wenigstens "ieine Maus ungesehen durchichliipien term. Unserer-. ichönen Schleichweg haben sie auch entdeckt und ich bin sicher-, daß wir nach kaum hundert Schritten einer von den Pickelhauben begegnen würden.« »Aber was sollen wir denn anfan gen Ich muß über die GrenfeI »Das isi leichter geiagt, ev e gethan. Am Tnoe kommen wir nicht hinüber-; wie mii en uns durch die Wälder mehr nor wärts schleichen und in der Nacht versuchen die Grenze zu gewin nen. Das ist freilich ettrzas unbewe mer und der We ist we ter. aber die Gren ift nach orden zu nicht so fchar bewacht.« « so vorwärts denn! Wenn hr mich sicher über die Gren e bringt, oll es Euer Schaden nicht ein.« »Ich will-, versuchen, herr. Aber Ihr müßi» tüchtig i.iarfchieren.« «Borworis! Verlieren wir keine unniißen Vortei« »So commi: Nicht dahinousi Da laufen ver« den Pickelhanben gerade wegs in die Sirt-ein« Dem die Führung m Waidach-sk« terZ hätte si hauviller bald in dem dichten mit Unterhalz durchwachsenen sinkst verloren. Aber mit der Sicher eit eines Spiirhnndes durchbrach der Arbeiter das Dickicht und hielt stets die nördliche Richtung inne, obglerap man von dein Himmel und der unter gehenden Sonne, welche zur Orienti rung hätte dienen ldnnen, teine Spur sehen kannte. Eine Stunde moshte man so in an strengender Eile marschirt sein und de: Abend senkte sich nieder, als« plöhlih der Arbeiter inne hielt und ausmerl sam lauschte. »Was habt Ihr?" fragte hauviller besor t. »Heute nom d’nne pipe!'« sliisterte der Arbeiter erregt. »Ich glaube, man ist uns ans der Spur?« »Aber wie ist das möglich? —- Was Hört hei« »H«rt Jhr nicht, wie dort vor uns Menschen das Gebüsch durchbrechen — und —- jetzt hört man auch ihre Stimmen!« Jn der Ferne erschallte ein Rus, dem ein anderer von der rechten Seite der Flüchtlinge antwortete. Dann hörte man das Signal ein-S Jki erhorns. gauviller erbieickitr. »Es sind So;daten", sliisterte der Arbeiter, »wel e den Wald abiuehen ...raich- ter sen Abhang herunter! Da im Ge üjch steht eine alte. verlass sene KöhlerhiittrL Verhergt Euch . . . irh will derweil versuchen, auszuwe niien, von welcher Seite die Soldaten kommen. Wenn sie nur von rechts nnd vorn kommen, so müssen wir so rasch wir können nach links, das heiszt nach Weiten laufen. Die Grenze ist etwa noch eine Stunde entfernt, viel leicht kommen wir hinüber, ehe sie un erreichen.« »Aber trenn Sie Euch entdecken?« (Fortse3ung solgt.) W ——.. Fledermaus-schrecken Es gibt unter den Herclden des Frühlings voreilige, beschwingte Bo ten die dessen Eintressen u früh ver tiinden. Vornehmlich sind es die Staate, die ihre Reiselust und die Sehnsucht nach der nordischen Hei math nicht zu ziigeln vermögen und oft dafür büßen müssen: wer sah nicht schon die drolligen Sänger, vorn Schneegestöber umbraust, vor ih ren Sommerhiiuöchen sitzen? Wenn jedoch jene seltsamen Ge schöpfe in später Dämmerstunde unser Haupt geräuschloö umflattern, die trotz ihres schwankenden Fluges teine Vögel sind, dann dürfen wir mit Sicherheit hoffen, daß die Nachziigler des geflüch teten Winters uns teine eisigen Ueber raschungen mehr bereiten. Die Fledermäuse sind gegen Frost sehr empfindlich und wagen sich aus ihrenSchlupfwinteln, die sie zum Win terschlas wählten» erst an warmen Abenden hervor Jn unserer heimischen Th rerwelt finden wir nur bei den verschiedenen Arten der Flatterthiere zwei ganz un gleichartige Eigenschaften vereinigt, nämlich das Vermii en, sich aus dein Erdboden nur müssarn und schwer fällig triechendz u bewegen, neren der größten Behendt teit in der Lust Es scheint, daß die statur diese Wesen in einer bizarren Laune erschaffen hat. Nicht nur das lichtscheue, unheim liche Gebahren der Fledermaus, son dern auch ihre abschrettende häßlichteit haben zu allen Zeiten Abscheu erregt An dem kurzen behaarten Körper von mauscrauer Farbe befindet sich ein runder Kopf, den der weitgespaltene Mund mit spitzen Zähnen ebenso wenig verschönt, wie die aussallend großen Ohren. Sie ist mit einem häutigen Flugapparat ausge tattet, der wie ein Fächer zusammenge tappt werden kann, und zugleich als einhüllender Mantel dient. Für die Zeit des Schlafs liebt. es die lederrnaus sich verlehrt an den hinter inen aufzuhängen Da dieses Thierchen gern versallenes Gemiiuer, Felsspalten und Höhlen be wohnt, erweckt sie bei allen, die noch an Gespenstersput glauben, Furcht und Grauen. Schon im Altekthum spielte die Fle dermaus im Volks-glauben eine un heimliche Rolle; sie galt als unheilbtin äcnd und sogar als Verkünderin des odes. Die grauenerregendenharpyien, die in Reliess und Grabdenlmiilern nachgehildet sind, tragen krallenbe wehrte Flügel, die denen der Fleder mäuse ähnlich sind. Jn siidslavischen Landen ist die Furcht vor diesen Nachtschwäkmern eng mit dem ttestoutzelnden Aberglau ben der Vamphre verbunden; auch die Fledermaus steht im Verdacht, den fehle-senden Menschen das Blut auszu saugen. · Bei den ungebildeten Vollstlassen Siziliens herrscht seit jener Zeit, tvp häufig die Pest verheerend austrat, der unauörottbaee Glauben, daß sich Pest srauen und Hexen in Fledeemäuse verwandeln, um in dieser Gestalt Un heil anzustisten. Deshalb werden auch die hatmlosenThiere grausam verfolgt, an die Hausthüren genagelt oder ver brannt. - Die Zigeuner weesen nach den vor heihuschenden Nachtvögeln mit glühen den Kohlem um ihren verderblichen Einfluß auf Gesundheit und Leben zu entltäftem Aus den weiten Gebieten Polent, welche die Weichiel data-strömt hat der lächerliche Aberglaube Verbreitung ge sunden, daß die häßliche Nrani t des ,.Weichselzopsei« daduech enttte « daß eine Fledermaus sich tn den haaeen o-h. M festtrallt. Diese Beschuldigung ist Mk ibiiricht. wei das Thierchen in den c·slugl)i«iuten sehr feinsiihlige Nerven liesist nirgen s anprallt und selbst in finstere Nacht dem Menschen nie an den Kon fliegt. Man bat in einem Raum. durch den viele Fäden lurz und quer espnnnt waren, geblendete Fledermau fe fliegen lassen; aber obgleich ihnen das Augenlicht fehlte, oermieden sie es, die Fäden zu berühren. Die Furcht vor der Fledermaus herrschte nicht nur in alter Zeit, sie ist heute noch beisUngebildeten vorhanden Leute, die sich fiir mutbig u. aufgeklärt halten, können von sinnloser Angst er griffen werden, wenn eine Fledermaus-, angelockt durch Nachtschmetterlinge, die das Licht nmschwirren, im Jagdeifer durch das offene Fenster flattert. Dann treischen die Frauen, schlagen mit Tü chern oder Besen nach dem unwillkom menen Gast, und die Folge ist oft eine umgeworfene Petroleumlampe, oder berabgerissene Vorhänge gerathen in Brand. . Als ich an einem warmen Spätsom merabend bei offenem Fenster arbei tete, huschte plötzlich ein dunkler Schat ten an der Lampe vorüber, dem bish schnell ein weiter und dritxer folgten. Der "te esuch war ein F edermausg wei en, das non zwei Nebenbublern umschwärmt wurde! Nun begann ein luftiges Minnespirl im Zimmer; län gere Zeit flogen meine Nachigäste Mld zum Fenster hinaus, bald wieder ber ein, wobei sie mich lebhaft umschwirr ten. Das Weibchen ließ bisweilen ei nen leisen quietenden Ton hören und verstand es vortrefflich, den erregten Liebhaber-n immer wieder zu ent schlüpsen ss Den modernen Volksschulen danken wir es. dafr die Kinder meistens frei sind von abergläubischer Furcht; auch die kleinen Japaner zeigen vor den Thieren keineScheu und locken sie durch einen Gesang, der in unsere Sprache übertragen lautet: ,.Flederrnaus, Fledermaus! Bergviesser sollst du haben; · Unter der Weioe das Wasser solln du zu trinken haben, Das Waiier hier ist fügl« Ein anderes Svriichlein lautet: »Fledernraus komnH Wenn du berabgeslbgen bist, WerdI ich dir Ein-riß geben« Während des dreißigjährigen Krie ges war bekanntlich unter dem ver wilderten Kriegstwlt der Glaube an das »Festmachen wider Hieb und Stich«, die »Paisauer Kunst« genannt, weit verbreitet. Es gab verschiedene Mittel, z. B. Zettel mit Zaubersprii chen und geweihte Münzen, die der Soldat unter dem Ledertoller trug. oder ein Hemd, zu dem das Garn eine reine Jnugfrau in der Andrcaönacht gesponnen hatte. Wer drei Tage lang nur die Herzen von Fledermausen ver speiste und mit deren Blut den ent blösten Leib einrieb, konnte sich eben falls »gesroren" (unverwundbar) ma Jn jener sinsteren Zeit glaubten Landstnechte und Jäger noch an Frei kugeln«, die nie ibr Ziel verseblten. Um diese zu erhalten, mußte beim Kugel gieszen in das geschmolzene Blei die Le ber und das Herz einer Fledermaus ge mischt werden. Jm Mittelalter und in der Zeit der hexenversolgung war sür verbrecheri sche Weiber ein eintriigliches Geschäft die Bereitung von Liebesträntem die sie aus den abscheulichsten Dingen zu sammenbrauten. Für besonders träf tig wirkend galt die Mixtur, in der die Asche einer verbrannten Fleder maus enthalten war. Jbr Blut wurde als heilrnittel gegen Vipernbiß ange wendet. . Wer bei Kranken wachte «und das her-z einer Fledermaus bei sich trug, den übermannte nicht der Schlaf. Von Konrad Geßner wird in seinem Vogelbach »dieser Vogel eine Speck maus genannt, weil er den Speck isset und die Schweineseiten durchnaget·« Das wird vom Landvolt beute noch geglaubt; mancher sonst gutberztgen Bäuerin schwillt die Zornader, wenn sie in« derL »Ra·u·chtamme»r« Fledermause stauqu urc Im) all vchclll Wclllllcll Ort für ihren Winterschlas versteckt ba ben. Gefangene Fledermäuse werden bald zahm und sogar zutraulich. Sie sind in den Biehställen vortreffliche Fliegeniänger und nehmen auch darge reichte Milch; dieser Umstand hat sie wahrscheinlich in den Verdacht ges bracht, den Kühen aus dem Euter di Milch zu saugen. Eingesperrte Fledermäuh denen nur Speck als Nahrung gegeben wur de, verhungerten bald, weil sie sieh aus« schließlich von lebenden Jnsetten näh ren, die sie in großer Fahl vertil en. Jeder orftmann ollte die leder rnäuse sch den. weil sie äußersi schäd liche Nachtfalter vernichten, z. V. die Fichteneule und den Riesernspinney deren Rauber schon große Wälder zer störten. Auch Landsmirtbe und Gärtner sind diesen verleurndeten und verachteten Flatterthieren Dant schuldig; ohne de ren wirksame Unterstützung im Ver tilgungslanipse gegen alle Schädlinge, würde die Anzucht edler Fruchtbäume schwieriger sein, und noch mehr Mißs ernten an Obst den Nationalwohlstand schädigen. B. Ohrenberg -- Cine Dame in Columbug, O» zog es vor, ins Gefängnis zu geben« an statt aus dem Zeugenstande ihr Alter anzugeben Sie gab indes zu. daik si-· Fa IS. Lebensjahr bereits hinter sich k.