Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 17, 1906, Sweiter Theil., Image 11

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    —
Zu Hause.
ich war, in tiefer Bitterniß ve'r«witri,
Ins Noth und Nacht vom Wege abge
:r:i.
Jch blickte auf nach einem Trost und
Schein,
Und all-: meine Skerne schliefen ein.
Nur fernher kirna ein leiser Ivekker
Laut,
Dem hab’ ur- kneine Schritte anver
traut.
Ich war gerettet Schmerz fand sich
zn Schmerz.
lind weinend fiek Ich wieder an Dein
Herz.
Heidekraut.
Slizze von Alice FliegeL
Matna hat sich von Papa scheiden
lassen! Die Zwillinge Hans nnd
Hutte fliisieen es sich schen zu. Sie
:cqen in ihren Veilchen nnd Fräulein
ist eben hinausckfe ,.«ingen, nachdem eH
mit ihnen das gewohnte Nachtgebet
gesprochen alte. « «
Jawohl, imna hnt sich scheiden las
sen. Sie wissenes. Das Stubenmäd
clen hu es :hnen sefagt, als sie prag
len, ob kenn ihteliebe, schone, einzige
Mama nicht bald iviederkäknr. s-— Was
Las wohl war: sich scheiden lassen?
Hansi und Leite kennen ein Ge
richt, das heißt:
»Winter ade! Scheiben thut wehk
Abet dein Scheiben machi,
Daß mir das Herze lacht.«
Mutter hatke sish scheiden lassen,
lag mußte wohl dasselbe tvic »Schri
«1en« fein, denn es thut ihren lleinen
Seelen bitter weh, daß sie nun nicht
mehr bei ihnen zit.
Warum heißt is aber zum Schluß.
»Aber dein Scheiden macht,
Daß mir das Herze lacht?«
Das ist doch gar nicht wahr, denn
taH Herze lacht ihnen allen beiden nicht
—Vater auch nicht Neulich Abende
clci sie in sei-n Znnmer tamen, ihm dei:
Eutenachtiuß zu geben, stand Vater
Vor Mutters großem Bild, das an der
Wand hängt und immer mit Heide
traut umtriinzt ist —.Heidetraut ist
Mutter-H Lieblingsblume ——— und hatte
Thriinen in den Augen.
Sie sahen es l:-cide, alscr sich nach
ihnen urrischarlte; und »wenn einer
weint, dann lacht sein Herz sicherlich
nicht.
ansi und its-sitz sak, en ein das-, sie
zu tlein und zu dumm sind, uns
allein herauszusinken was das heissiz
Uch scheiden lassen. So iaaen sie sich
gute Nacht und schlafen mit der Als
iiebtein, gleich more en sriih den Vater
zu fragen.
Am andern Morgen können sie es
taum erwarten, vis sie ihre Milch
wägetrunten habe-i und zu Vater ge
ben diirsen
Sie sagen ihm nur sliichtig »Entw
Morgen" und dann Platztzjiansi gleiclx
init der Frage herang: » apa, wie hat
Las unsere Mama eemachL als siesieti
von Dir scheiden ließ?« llnd schnell
tust Lette dazwischen: »Und warum
l,at iie sich scheiden lassen ?«
Der große strengblictende Mann,
dessen ernsten Augen man die weich-c
Härtlichteit mit der sie eb: n aus den
iiißen Kindergestalten geruht habet-»
nicht ansieht, trird um einen Schein
bleicher. Er stutzt sich schwer mit bei
den Händen aus den Schreibtisch,vo;i
rsem er sich eben erhoben hatte-, rsrsi
icine Kinder zu umarmen.
Die stehen bei-as mit vor Erregusg
beißen Wangen und glänzenden Augen
vor ihm, und jeder stug ihrer Gesichter
r-: iickt Spannung und Erwartung
Mis.
Da läßt er sich wie müde in den
set weren Eicheuituhl fallen, setzt Hansi
aus sein rechtes Und Lott: aus sein
lintes Knie und better ihre blonden
Lockentöpschen ai- seine breite Brust
als wolle er ve: hindern, daß seine
Kinder jetzt in sein erreg ki- Antlitz
tria.uen
Eine Weile ist est todtenstill zwischen
C ..- G--1-—
»He pure-« wes-r agrirsu ou ertru
Mnnn zu sprechen ——-« aufgeregt —
schmerzlich —- leidenschcistlich von all
rern Weh, bete er still sür sich getragen
hat, ünd er vergißt, daß es zweithöi
richte, tauin fünfjährige Kinder sind,
retten er seine Seele erschließt.
I i I
Vor zehn Jahren kam er als junger
Arzt nach Berlin, rnit heißem Herzen
und fröhliche-u Muthe.
So genau erirnert er sich des Ta
ges, an dem er die Millioncusindt zum
ersten Mal scharrte -—— des Abends-, du
er das Opernhaus besuchte und sie
sah und singen hörte in hinreißender
Schöne. Sie war der Ahgutt des Pu
rliturnT die geninlste der Sängerin
uen, und —- das weiser Heidelraut
war ihre Lieblingsbluuie·
« Schon nach weni en Tagen wußte
er bat-, und als sie Ich wieder einmal
mit vornehmem Lächeln vor der bei
snlltobenden Menge verbeuttxz tvnrser
ihr einen Strauß eon weißem Heide
traut zu.
Ein verminderter Bliel tras ihn,
ein Blick, der leise fragte: »Weder
weißt Du? —-—s« undv den er erwi
rette mit ver ganzen, sehnsüchtigen
Junigleit seiner jungen Liebe, die wie.
eine schöne Offenbarung Jrker ihn ge
tnuimen war.
Und einige Wochen später lag sie
mit heißer Hin edung in seinen Ar
men. Aus Lie e zu ihm wollte sie
aus ihre läuzende Karriere verzich
ten, den utdigungen der Menge, an
« Nebraska
Staats-Zuzug« und Yerald
Jahrgang 26.
W
Grath Island Nein-» 17. August 1906 (Zweiter Theil.)
W
Ro. 51.
denen sie sieh berauschte, wie der
Schmetterliiig ani iiißen Nettartro
pfen, wollte sie entsagen.
Sie wurde sein Weib, sein gute-S,
neues Weib, uer das Opfer, das sie
ihm so muthig gebracht hatte, suchte
er ihr mit Iciner großen, reichen
Mannes-liebe zu vergelten.
Das Zwillingspäcchem Hanfi unt
Lotte, wurde ihnen geboren und in
ihrer jungen Miitterwiirde erschien sie
ihm noch schöner und heiliger.
O! was fiir ein großer-, blöder Thcr
war er doch, als er glaubte, daß sie
Las ganze Einpfinden ihrer Seelejiber :
ihn ergoß, wenn sie sich mit Leiden-;
schaft an ihn schmiegte. · J
Er fah dor- Glänzen ihrer Augen, .
Loch das heiße, uiigestillte Sehnen, dass l
ihm daraus eiilgegenleuchtete, fah ers
Nicht. J
Er wußte nicht, daß sie ihn mit
Zärtlichkeit iind Liebe überschüttete,
iiin in ihrem Herzen das fündliaite
Begehren nach Lorbeertränzen iinn
glänzenden Erfolgen zu ersticken. Cr
wiißte es nicht, bis auf den Tag, da sie »
ihn und die Kinder verließ, weil es siei
nicht länger in dei;cngen, bürgerlickieiii
Verhältnissen litt, weil sie ihre Sei-ins
die nach Licht und Leben und Freiheiti
Därftete, nicht verschmachten feherii
konnte. i
Er durfte ihr nicht einmal zürneins
Ihre Schuld war es nicht, wenn sie iin ;
Bewußtsein ihrer Kraft und Schönheit I
nach reichem Leben verlangte »
· Mit blinden Augen war er neben
uxi tpxgcgiuigcth m cmcM lolliic)’
ruhigen Traum, ohne die drängenoe
Jugendtraft in ihr zu befriedigen.
Er hatte sie in dein so schweren
stampfe, den sie auszufechten hatte,
allein- gelassen, allein mit ihrem un
ruhigen, sehnsüchtixjen Empfindeix
darum durfte e: auch jetzt nicht klas
gen, daß sie sitt ihn und die Kinder
verloren war.
Ein Schluehzcn entringt sich seiner
Brust· Mit heftigeinRuei ietzt er die
beiden Kinder ixi Boden nnd schickt sie
tin-aug. Sie sollen die Tbrsinen nicht
sehen, die er teincm treuleien Weibe
n-)chweint.
Hansi und Lotie haben nicht viel
vcsn dem verstanden was Vater zu
ihnen sprach. Nur eins fühlten sie
lierauss seine große Sehnsucht nach
der Mutter. —- -—— «
Was sitisternHansi und Lotte leite
auf dem dunklen Korridot zsiiainsinenJ
Warum schleichen sie sich zur Thiir
hinaus und scheinen sich so ängstlich
ouf ter Straße ein-Z
Was fragt ihr so neugx«:rig? Tati
nicht jeder Mensch ieine Heimlichteiten
haben, auch so ein tleines:s, fünfjähri
geg ZwillingspiirtlfenP
Jetzt treten Hansi und Latte in den
ckroßen Blumenladen an der Ecke ein.
Nach einer Weile kommen sie mit hei
txen Wangen wieder herum-, und Lotlc
trägt vorsichtig ein vielfach in weißes
Seidenpopier eingewickelies Etwa-Z
vorsieh her· Nun sindsie .1ngefeiken.zu
Hause angelangt und stehen wieder
auf dem dunklen Korridor fliiiternd
cIusamnien
Dann eilt Leise mit kleinen, leiten
Schrittchen davon und hiifch ver
schwindet sie in Mutters Zchlaizim
incr. Jn die grüne Vase nuf dem Tisch
s«ellt sie einen tliieteiistrausz von wei
ßem Heil-riskant
Hier hat sonst Tag für Tag ein cof
cher gestanden. Doch seit die Mutter
fortgegangen ist, hat es Vater —
vergessen,· und sicher ist Mutter deg
halb noch nicht Ioicdergetonkmen
Mit einem lieben Lächeln auf den
Lippen ia t dann das tleine Ding zu
Hans: » tun kommt sie bald wieder.
denn aus dein Tische steht ihr weiße
Heidetrout.«
sf II If
An demselben Abend gehf ein jun
ges, reizendes Weib unruhig in einem
unfreundlichen Hotelzimrner auf und
ab.
Vor ihr aus dem Tische liegt ein
graziöser Strauß aus weißem Heide
traut. Ein junger L«ffiziec, der sich an
ilzsrecn Gesang und ihrer Schönheit
entzückt hatt-, sandte ihn ihr zu dustii
gem Gruß.
Wer weiß, wol-er er erfuhr, des-, sie
diese schlichten, weißen Blüthen all-en
anderen vorsieht. —
Heiicelrautl — Ein Fülle von Erin
ikeruncen strömt mit diesem Name-i
auf sie ein« Jn traurinem Sinnen
bleibt sie vor den Blüthe-s stehen, uno
’hr ist zumuihh als schauten sie gütige
liele Augen an. Ein kleines Volks
rerslein fällt ihr ein. Die Mutter
lehrte es sie einst, alt sie von eint-m
Spaziergan e zu ihr heimkehrte, eint
beiden Hän en einen großen Strauß
Heidelraut umfassend. Leise flüstert
iiccss jetzt vor sich hin:
»Hörst Du die Vliithen ter Heide-i
» « « » sprechen
cet tren, bis Deine Augen brechen?«
Sei treu! —— wie ein Peitschen
hieb treffen sie diese Worte. —-- Sie ist
nicht treu gewesen-—- um des Glanzes
und Ruhmes willen hat sie Mann und
Kinder verlassen und treue Liebe mit
Verrath belohnt.
»Heidetr.1ut!« weich und zärtlich
spricht sie den Namen aus und birgt
ihr Antlitz in dcn weißen Blüthen
HeidetrautZ —er bra te es ihr als
ersten Gruß, und als sie ihn im ju
delnden Geständnis-, ihrer Liebe heiß
umfaßte, tüszteer die Heideblumen in
ibremHaan mit denen sie sich sürihn
geschmückt hatte. —-—
Wie ein treuer Freund sprechen die
Blüthen zu ihr, bittend— «nahnend--—
und sie neigt demüthig Las schöne
Haupt und lauscht ihren Worten.
Dann richtet sie entschlossen die
schlanke Gestalt höher auf, und in ih
ren Augen glänzt ein heiliges Feuer.
Morgen soll sie singen·
Nein! Sie wird nicht singen vor sIll
der fremden Menschen, die mit ihrer
Bewunderung und ihrem Entzücken
ixnran schuld find, daß sie so schwer
gefehlt hat. Nie, nie mehr wird free-J
rltun. —— H
Morgen wird sie ihn wieder sehen
nnd die siißen Kinder und ihnen Frie
ten und Freude in die Seele singen.
Heute noch kehrt sie zurück; siewixd
den falschen, thiirictten Stolz, der das
nicht leiden will, riiedertämpsem und
wenn sie die weisse Heideolume an
schaut, wird eiJ ihr gelingen.
,,Morgen — morgen bin ich bei
Dir, Du geliebter Mann, bei Euch,
il,r her-Lieben Kleinen!« jiibelt es in
ihrem Herzen. ,«.Moegen taxnme ich sit
Ctldt als die dcmiiihia Vittende nnd
als die Gebende.« »Ich, morgen — —
Ein kalter Sturmwind braust über
aie Heide vor der Stadt Schmutze
Wolken decken den Himm-: l nnd rauben
den Menscken den Anbiick der leuch
tenden Sterne.
Nur siir einen Lingenbliwsalgcin
junges Weib mit h«1lberstiitteiiiJub-I
schrei einen ernsten, g: iicklithen Mann
umfaßt — fes jaut ein zittern-sey glän
zender Stern aus«- seincr Wall-Inan
hiillung und iriisit tsie Heide mit sei-—
n :n Licht
Mr. Jone5’ Uhr.
Nach dem ttlniskitanischen von F.
Helmh.
Vor Kurzem besuchte der alte Just-a
Jnnes aus Oklahoma Chicam und
,ta»e5 iehr heiß war, wurde er natür
tich sehr ost durstia. Er ließ sich bald
user, bald da ein Getrönt geben und ssi
tani er denn zuletzt in eine Schänte,
ixa eine Mena: Menschen um eine Uhr
versammelt mai-, die auf einem vier
edian Tische stand. Als Jenes seinen
Sehnens qetrunlen hatte, crinndiaisr
er sich nach dem Grunde ihrer eifriaen
Unterl ,altnna und erfuhr, : .s; die lthr
oerloost werden s)lite.
»Wollen Sie ein Looe hat«-en".’«
sraqte der Redner. Neun sind schon
verkauft und jetzt fehlt noch eing. ice
tustet nur einen halben Dollar.« .
Der alte Zonez tauste sich das Loo
nnd die Zie nnq wurde sofort vorze
nor-Unen. Dri- Gliick war ihm güxsc
stig. Er gewann vie Uhr und reif-e
sreudestrahlent damit nceh Hause.
»Sieh mal, Jennr,,« sagte er zu sei.
ner Frau, als er aus seine einsam-.
Farm zurückgekehrl war, aus welcher
das Ehepaar sast sein ganzes Leben
Zugebracht hatte, »sieh mal, was ich
biet habe.«
Und glückstsrahtend stellt er die Uhr
aus den Tisch.
,,Wo hast Du die Uhr her?« fragt-:
Mutter Jennn.
»Ich habe sie getronnen,« anttvor
tete Jones. »Ist sie nicht hübseh?«
Er eriähtte ihr dann, toie er zu der
Uhr gewinnt-en sei; »s»
« kon- Q.
ev tout kaum spal, nor-r Unv. JU
nts bestand darauf, daß die Uhr gleisir
in ihrer guten Stube auf-gehängt wer
ten sollte. Es geschah auch und das
Uhrwert wurde aufgezogen
Daraus ginaen die beiden Alten zu:
Ruhe. Eine Treppe führte nachsdem
Znnmer hinauf, in dem sie schliefen
Wie es dort gebräuchlich war, ver
schlossen sie nur die Hausthür, iväh
rend alle übrian Thitren offen blic
ken. Jones und feine Frau konnten
atfo fortwähran das Tittal der Uh:
hören.
»Es ist so gerniithlich," meinte Ju
neg entzückt. .
»Ja,« antun-tun feine Frau, .,ci
klingt beinahe wie eine Spietdose.«
Das Ehepaar hatte noch keine fiin
Minuten im Bett gelegen, als es je
mand im Haue «Kuctucl« rufen hörte.
»Was zum Teufel ist das-W fragte
der alte Joneiu
,,"’;a, was in aller Welt lann du
feln«i« fragte seine Frau.
»Ich hörte ganz deutlich jemand
,..ltucluck« rufen.«
»Ich hörte es anschl« sagte seine bei
fett Hälfte.
feines meinte, die Sache müßte nn
ter ucht werden Er stand also auf,
«—«.Ls.nt:ete ein Licht an und stieg die
Treppe-hinan Er gin durch das-«
ganze Haus, leuchtete hntcr die Thit
ren, untersuchte dieSchrönte und die
Epeisetammer, aber er konnte nichts
finden. Zuletzt ging er nachdenklich
zu Bett und bemühte sich, seiner Frau
einzureden, sie müßten sich geirrt ha
ben.
» »Man hört ia Nachts so manch-:
sonderbare Töne,« schloß Jota-T in
dem er den Kopf auf das Kissen legte-,
ni« zu schlasen.
Bevor aber der Schlaf Macht über
teine erregten Sinne erlangt hat:e,
hörte er wieder deutlich »Austritt« ru
fen, und zwar einmal über das an
Tere. Es war gerade Mitternacht. -
»Hörst - n es, Jenny, hörst Du eS?«
rief er, und sprang aus dem Beit.
»Das ist wahrhaftig deutlich!«
Er zündete das Licht wieder an
uno stürmt-: die Treppe hinab· Mit
der Feuerzanac in der Hand stürmåe
er »durch das ganze Jus-» Nach län
gerem vergeblichen uchen rief er:
»Ich kann nichts finden, Jennn. Sieh
doch mal nach, ob einer unter dem
Bette liegt.«
v »Ich werde mich büten,« antwortete
tkjtutter Jenny entsetzt. »Komm lic
ber mit dem Licht und sieh selbst nach.«
»Bist Du bange?« fragte Jonetz
Der selbst vor Angst zitterte.
»Nein, ich bin gar nicht bange,«
antwortete die alte krau, »aber Ert;
larbe gehört, das; in der Zeit zwischen
zwölf und eins Nachts Zauber-er,
Orten und Gespenster ihr Wesen trei
tsen, nnd ich meine, es muß jetzt so
gegen Zwölf sein«
Das schlug dein Faß den Boden
»in-. Das Licht fie! vom Leuchter und
erlosch nnd Joneg sprang die Treppe
Inan und tut-r ins Löspett als ware
tes Böse ihm auf den Haken.
,,.s,)ilfe! Mord! Hilfe!« schrie Frau
«’xoneg, die alanbte, ihr «tlter hätte
irgend etwas Schreckliches gesehen.
Jonee verbarg den Kopf unter dem
Lszerkett und kroch so weit unter, daiz
feine Beine über bieBetttante hingen
Jn diesem Augenblick kam die Katze.
weiche sich wahrscheinlich allein in der
stiiche tangweitte, die Treppe herauf,
wo sie bekannte Stimmen l;-örte. Wie
immer auf der Suche nach einem
Zoielzeucn sah sie Jenes Beine nnd
fibr darauf los.
Ijiörder!« schrie Jone5, eine Be ne
nnter das Lberbett zuriielziehend.
,,Diebe!« schrie Wirt-· Jana-, nex
zweifelt des Obeeiett festhaltenn
Während Ver nächsten zehn Minu
ten waaten sie kaum zu athmen
Zu! etzt rief Die Fran: «Joneg!
zaneg!«
».’s)alt e Maan brummte er.
»Glaubst Ini, das-, Gespenster im
Laufe umgehen?«
»Natiirlich aluibe irre-L « antwo:
tete Jenes-K »in ich hat ja ei. 5 an dir
Beine qøfaßj «
,,Jstes:— wistlicli -nabr?« sie nte Mr-?.
Joneg entsetzt
»Ja, so nmhr wie ich hier liege.«
»Wie sah eL ».tt—.—?-«
»Das kann ich Dir-nicht fasen Ess
icißte mich our einem Augenblick an
»reine qrosze Zehe «
Die . te Fraa zoa wieder das Ober
.ett über den Zion und ;oneg, der
«1l-.1ubte, dasz sie etwas gesehen hätte,
that dasselbe-.
Es war eine Zeitlang still. Frau
Jones wagte endlich, den Kopf wieder
T)erauszustecken.
»Jones, ich wollte, es wäre erst
Jag,« sagte sie.
»Das möchte ich auch,« antwortete
Jenes, den Kopf ebenfalls etwa
:eraugsteclend. »Ich freue mich aber
Joch, daß Du alles ebenso gut gehört
Isast wie ich, sonst bättestDu vielleiekst
iesagt, ich hätte geträumt«
K- ,
»UO lUUl lclle -’-l-Uulll, N)l-«lc2-7, lLUL
fnben ja beide nicht geschl.:fen.«
Sie lagen nun beide nnd lauschte-i
indes toarfostilL daßsic das Tickcn
Der Uhr deutlicher denn zuvor hörten.
,.Kuctuckl" ertönte es wieder.
»Hörft Du, da ist estvieder!« rief
:ie alte Frau. »Es ist ganz sieben
:aß da unten iesnind ist Geh» don;
roch einmal hinab nnd sieh zu.«
Jones stieg nieder aus dein Bette
end lroch auf allen vieren auf dein
Fußboden umher, um das Licht zu
7nchen, welke-) ihm vorher vorn
Leuchter gefallen war.
Nun hatte die alteFrau ihr Zeug
ils-er einen Stuhl in der Nähe der
Treppenthiir gehänst und als Zone-L
nich dem Licht suchend, an der Erde
.:mhertroch, berührte er zufällig ihr-s
Höcke, sodaß ihm-die aanzeGefchichtc
"::I.f den Kon fiel. Jetzt sprang er
:::it einer solchen straft und Ge
schwindigkeit ins Bett, dnfk er feine
Frau auf der anderen Seite heran-i
stieß
»Mörder! Dieb-l« fchrke die ent
isstzte Mrs.Jone-3. Dann lief sieanz
Fenster-, öffnete es und schrie aus voi
lem Halfe: »Hilfe! Hilfe!«
Zufälligerweife t«efand sickf der ein
ige Polizist des Ortes in der Niile
Er stürzte sofort ins Haus.
»Was ist los?« fragte e:.
,.Sehen Sie nichts?« flüsterthts
Jones.
»Keine Nasenipitze,« antwortete ds:
Auge des Gesetzes, indem eg seine
Blendlaterne öffnete.
,,Enttreder sind hier Diebe oder
Gespenster im Hause,« sagte ones.
Sie nahmen nun acmein chsaftlich
eine Untersuchung Hes sganzen Hauses
rrr und leuchteten auch unter das
Bett.
»Sie müssen sich geirrt haben,«'
sagte der Polizist. »Hier ist nicht-:
nnd ich kann meine Zeit nicht länger
resrtrödeln.«
Jn diesem Augenblick ertönte wies
dir ein ,,Kuetuck«. Der Polizist flog
in zwei Sprungen die Treppe hinan
nnd Jones und feine Frau schlichen
ihm furchtsam nach. Jetzt wurde je
der Winkel untersucht, aber wiede-:
ohne Resultat.
»Das ist wirklish lächerlich«, sagte
das Auge des tstefetzes.
»Ja, es itt sehr lächerlich«, sag-te
Herr Jone5.
»Es ist schrecklich lächerlich«, sagte
feine Frau.
»Haben Sie ickon früher ein sol
ches Unwesen hier im Hause re
merkt?« fragte der Beamte.
»Jn dieser Nacht zum ersten Mal«,
antwortete die alte Frau.
,,Gut«, antwortete der Polizist, der
ebenso erschrocten war wie Jones und
seine Frau, »in einer Stunde komme
ich wieder vorbei nnd werde dann noch
einmal hereintoknmen.«
Damit ging er.
Jonez und feine Frau kehrten still
rnt soraenvoll inilx re Schlafkammer
zurück Sie hatten noch nicht lange im
Bett gelegen, als das gespenstisaze
»Anmut« wieder erschallte.
»Es nützt nichtz, daß wir hinunter
get,sen. Wir finden ja doch nichts.«
»Nein, wir können ebenso gut blei«
ren, too wir sind und uns bis morgen
sriåh wach haltean
»Da ist ec- wieder!« schrie Jovis-,
»und es kommt immer von derselben
Stelle. Jch will doch noch mal wieder
’:nnter gehen und zusehen ob ich
nichts finden tann.« -
»Ja, thue dag, Jone5«, sagte seine
Frau.
Jones zündete sich mit Mühe dJS
Licht asi, ging die Treppe hinab und
setzte sich in den Schautelstuhl in der
guten Stube, wo er bald einfchlies.
Frau Jenny schlief auch ein und in
den nächsten StiirsT·-:nl)«o· rte teiner von
ilmen den Ruf des Kuckuck
Ein vaar Minuten vor drei schlug
Jene-g die Augen aus und als sr
nurlte, daf; er geschlafen hatte, sprang«
an der Uhr eine kleine Thür aus, ein
Vogel biipfte leer-aug, ries dreimal
,,5tuckucl« und spaziert: dann in die
til-r zurück.
In fgrenzenlusem Erstaunen starrte
Joneg die Uhr an, alg er das ersie
,,.stuckuck« hörte. Bei dem zweitenRufe
traf er mit verbasienern Athem näher
und kiei dem dritten ,,Kuckuck« betrach
tete er mit der größten Verwunderung
die Uhr.
»Jennn! Jesuit! Jch habe das Ge
spenst gefunden. Komm herunterl«
»Was ist e5«, rief sie
»Es ist ein Vogel, der in die ler
gerathen ist«, sagte Jone45.
Die alte Frau kam eilig herab. Jo
neg versuchte, die kleine Thür zu öff
nen, die den Vogel verbarg, aber es
gelang ihm nicht.
»Wie in aller Welt kommt der da
hinein?« fragte Mrs. Jone5.
»Ja, das wundert mich ja auch,ge
rade,« antwortete der alte Mann. f
Sie bemühten sich jetzt beide, den
Yogeltherausju bekommen. Während t
ihrer srucnrtosen Bemuyungen war die s
Uhr halb vier geworden und nun»
sprang der kleine morgenfrische Sän
ger von selbst mit ausgebreiteten Flü- ;
geln heraus, um die halbe Stunde zu l
verkünden. Jones versuchte, ihn zu
sangen, aber der Kuckuck war ihm zui
schnell.
»Das ist ein alter Schelm,« meinte
Jones, »aber seine Scheuheit verliert
sich am Ende, wenn er erst ein paar
Tage hier ist.«
»Schlage ihn todt, damit wir ihn
los sind,« sagte Mrs. Jones.
Herr Jones aber hatte ein mitleidi
ges Herz und solgte ihr nicht. Später
am Tage tvar er eifrig damit beschäf
tigt, kleine Näpfe anzufertigen, aus
denen der Kuckuck fressen und trinken
sollte.
sch—
Zecher Monaten
»Mertwijrdig, daß ich immer eine.
schwere Zunge habe, wenn ich viel
Wein getrunken habe: man sagt doch,
der Wein löst die Zunge.«
Aug der Schule
Lehrer: »Wie groß ist ein Rhinoze
ros?« -
Fritzchen (zögernd): ,,Höchstens so
groß wie ich.«
Lehrer: »Warum das-Z«
Fritzchem »Mein Papa sagt immer,
ein größeres Rhinozeros als ich geb’s
gar nicht«
I Die schwarzen ciseltem
Der höchst vermögende Herr Meyer
fährt gnundsiitzlich aus der Eisen
dahn nur dritter Klasse, zum
standi en Aerger seiner Familie, der
die erste gerade vornehm genug erg
scheint, und die, durch die Kaptjce
des pater fantiiias gezwungen, oft
genug die harten Sitzbretter drücke-n
muß. Und se fährt Meyer wieder
einmal mit seinen Treuen nach seinem
schönen Landgut bei Bisentha!. Aber
diesmal hatten seine beiden Söhne
einen schwarzen Man ausgeheckt, der
den Herrn Papa, wie sie bofftem sitt
Immer von seiner demokratischen Vor
liebe fiir die Plebejer-Klasse kuriren
würde. Auf einer Zwischenstation
stiecen nämlich in das nämliche Coupe
zwei Schornsteinfeger in Vol
iem Ornat ein und machten es sich
daselbst heaueni. Unnöthig, zu sagen,
daß diese dunkeln Fahrgeseslen von
der Familie durch tlingende Münze
zu dieser Ertratonr angestiftset wor
den waren.
Der Effekt entsprach denn auch
vollkommen der Absicht. Meyer fühlte
sich durch die Anwesenheit der Kantin
lehrer ersichtlich lielästigt und gab
durch beredtes Mienensptel zuver
stehen, daß er auf die Nähe dieser
Gesellschaftsschieht gern verzichtet
l;ätte. Der Sohn Hugo schürte diese
Gemiithgwallung des Vaters-, indem
er ihtn leis-e zuraunte: »Siehste, das
haste davoi:!« »Nu,« sagt der Pape-,
»auf der nächsten Station kann das
ja geändert werden; wie groß ist der
Unterschied im Preis zwischen der
dritten Klasse und der zweiten?« —
»Eine Mart; und um so eine Klei
ingteit müssen wir hier neben solcher
schmarzdreckiaen Proleten sitzen!« —
Oa wendet sieh Papa Meyer an die
unangenehmen Mitpassagiere und
sagt: »Hört emal, ihr zwei Schorn
steinfeger, ich will euch e Vorschlag
niachenx hier fahrt zwei.te
orta11e1"
———-·—.
Dte Mantuas-Inseln aus Tausend
und eine Nacht.
Schon mehrfach haben sich Vertreter
der Geographie, der Alterthuuxs- und
Epraschforschung darum bemüht, zu
ermitteln, wo die Waf-wak-Juseln
liegen mögen, die in den Erzählungen
Don »Tausend und einer Nacht« und
auch bei einer Anzahl arabischer Geo
graphen und Schriftsteller vorkom
men. Der Araber AlHamdani unter
scheidet überhaupt zwei-Jnselz;iruppen
desselben Namens-, von denen die eine
bei China, die andere im Süden liegen
foll. Bezüglich der Inseln bei China
har· schon vor 20 Jahren mit ziemli
cher Sicherheit nachgewiesen werden
tönnen, daß mau unter ihnen wohl die
japanischen Jnieln zu verstehen hat.
Ueber die Lage der Waf-wat-Jnseln
des Süd-Ins hat nur der berühmteste
der nrabischen Geographen, MasudiJ "
bestimmte Andeutungen gemacht, wo
nach sie mit Sansibar und Sosala
zusammenzubringen wären, wozu frei
lich bemerkt werden muß, daß So
srzla teineJnsel ist, sondern ein Platz
an der Küste von Mozainbique. Ma
sudi sagt genauer, daß die Wut-was
Jnseln deISijdeng die äußersteGrenze
deg Meeres in dieser Richtung seien
wie das Land Von Sila (Jap:1n) die
Grenze dec- Chinesisckcen Meeres-. Spä
ter ist versucht worden, die Mal-mak
Jnieln mit-den Sehchellen oder eine-:
anderen Juselgruppe an der lDsttüste
Astikag zu vereinigen Ferrand hatte
zuletzt auf Grund sorgfältiger For
schungen ausgeführt, daß ihre-Stelle
nur durch Madagastar eingenommen
werden könne und gibt auch zwei
mogliche Erklärung-en für die Ent
siehung des arabischen Namens. Jn
der Sprache der Madagassen kommt
ein Wort Wahuata vor, das sowohl
,,.itönigreich« als »Volt« bedeutet.
Außerdem könnte man auch an eine
Beziehung des Namens Wut-mai zu
der einheimischen Bezeichnung Walua
siir den äußerst werthvollen Pan
dangbaum denken, und dies-e Deutung
ljiilt Ferrand siir wahrscheinlich weil
von wunderbaren Bäumen aus deu
Walswalanseln in den alten Erzäh
lungen die Rede ist, deren Früchte
einem an den Haaren aufgehangeneu
Fraueutops gleichen sollen und die,
wenn sie reis geworden sind, einen
Ton wie »Watswal« ausstoßen sollen.
Atvumsmüche.
Halte dich an’S Schöne! Von-.
Schönen lebt das Gute im Menschen.
Il- sk Il
Ohnc s« rennd keine Frend’;
Ohne Freund doppelt Leid;
D’rnin in Freud« und Leid
Dein Freund allezeit.
si- -s· i
Welciicr Umaanq dich kräftig. dich
zur Fortsetzung der Lebensarbeit
tiichtiaer macht, den suche; wekcher in«
dir eine Leere nnd Schwäche znyiickx7
läßt, den fiiehe .
--—--————- . »F
Wenn sie kocht. »
Freundin: »Warum rennen Sie:
denn so, Anna ?« -
Dienstmädchen: »Ach, unsere Gnii
dige hat ein Ragout auf dem Fette-H «
s mit dein sie nicht fertig wird; und jeyF
muß ich schon’ g vierte Kochbnch in Ver
Nachbarschaft leihen!«
Mitwirkan
Krititer: »Ich habe Jhre Gedichtc,
die Sie mir neulich zusandtten. . f. ·
gestern in einem Zuge genpfsen!« »
Dichterling (ganz begliickt): -..Nun,
und —- Herr Dottor2« «
Kriiiter: »Ja ich fuhr BismiichF
gestern auf der Eisenbahn«