Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 10, 1906, Sweiter Theil., Image 13

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    Von band Tom Knie.
Als der große Friedrich genug der
Schlachten und der .Siege hatte und
Friede geworden war, « zog auch
. ans Adolf von Wedderi , der als
; iteroffizier manch Tre sen unter
: n Standorten des Heldentönigs
s- ritgemacht hatte. in seine Heimath,
ort oben im Holsteinis en zurück.
r war ein prächtiger erl, breit,
und roß und mit einem von
onnenglu h, Lagerfeuer und viel,
iel Wein geröthetem Gesichte, aus dem
«n Paar gutmüthige Augen lebens
f oh in die Welt schauten. Viel Hab
und Gut hatte er aus den Feldziigen
«uicht heimgebracht, dasiir aber Orden
: und einen mächtigen Schmiß über die
Wange, der ihm, zusammen mit dem
. lachsblonden Schnurrbarte, nicht
. stibel stand, so daß manch holstcinisches
ivfFriiulen den stattlichen Herrn nicht
F ungern ansah.
— Bald nach seiner Rückkunft starb
"sein Vater und hinterließ ihm das
große, schöne Gut Butendorp schulden
stei, so daß der Rittmeifter so recht
mit Würde der Ruhe pfle en konnte,
der Ruhe eines Junggesellenlebenz
kdenn eirathen mochte er durchaus
-noch nicht, sintemalen er sich dachte:
3»Bin den militiirischen Chitanen
F nicht entflohen, um mich unter die
Fuchtel eines Weibes zu stellen, und
- sei es noch so schön.«
So hauste er denn darauf los, und
das große Gut mit seinem reichen Be
stand an Vieh, an Aeckern, Wäldern
und Wiesen gab genug zu thun, und
ein gestrenger, aber auch guter Herr
war er, der dafür sorgte, daß seine
Leute nicht blos-, Arvten und Tüften
tErbsen und Karlosseln), sondern auch
mitunter ein gutes Stück Fleisch im
Topfe hatten. Alser mehr noch als dis
Wirthschast machte ihm die Jagd
breude nnd ein Ritt hinter Fuchs und
irsch, nnd vor allem aber fröhliche
Gesellschaft beim Wein, beim dasjen
den RüdseHheimer, feurigen Ungar oder
schwer-en Malvaer; war deshalb auch
alle Zeit ein lusriaes Leben ans Bu
tendorp, da der Gutsnachbar, der dicie
Herr von Mönteberg aufBraunSberg,
ein gar trintsester Herr war: fast noch
mehr aber sein Busensreund undewiae
Einquartierung, der lange Steenbnrg,
ern armer fchwedischer Edelmanin der,
nachdem er allen möglicher Fürsten als
Soldat gedient hatte, jetzt schniaroßi
rend tm Lande herumzog und nament
lich den gutmüthieem willenzsschivas
chen Mönleberg seiner Freundschaft
würdigte.
Die Beiden und der von Wedderitz
wurden nun mit der Zeit ein arges«
Saustrisolium an dag- sich bald die
ganze wilde Gesellschaft der Umge
bung anschloß· Hans Adolf sand, das-,
seslch Leben viel lustiger sei als die
Wirthsebastx die beiden holsteinischen
Herren hatten Geld und viel Lange
weile, und so tam immer melfr der
schwedctche Abenteurer zur liteltuna
eine echte. rechte Kriegsguraeb der
aber viel zu erzählen wußte, da er "n
alter Herren Ländern· gewesen war
und viel« erlebt hatte.
So ging es denn ost recht heilloxs
namentlich aus Butendorp »in, und
war oft leineRuh’, bis die Gesellschaft
fchnarchend unterm Tische lag nnd der
Hangherr eine ertlectliche Anzahl
Thaler verloren hatte, weil der
Schwede ein unentwegtes Glück bei
den Winseln hatte. Auch lustige tolle
Fahr-ten in »die Nachbarschaft aab es
immer, fmit Viererzug und großem
Gewie, bis einmal der würdig-: Pastpk
Flcmmg sich ükek M nacht-ice- Ru
moren erboste und in seiner Sonn
j· taggvredigt mit aani häßlichen An
.« splelunaen nnd Worten, wie: »Drit
« Teufels Posttntsche« und dergleichen
lerumtvarf «
Zlcuszte aber auch nicht viel, bis dann
endlich non selbst Tage der ifinlehr
sür den Herrn v. Wedderitz kamen,
Tage dies seelischen Ratzenjaiiini«er5, ais
dienen er triibselig das ioiiste Leben
abschwor, Ratten, Würfel, Wein nnd
die Freundessipoe verwünschte und ans
leliilse sann: nnd an einem solchen
Tage, wo er sich so recht einsam iiihlte
nnd voll Aerger über dieWi:i·hschaft
war, geschah es, daß er einen großxn
Eckntschluß faßte, den, zu heirathen.
jUnb so subr er denn aus die Braut
sfchau, hierhin und dorthin und teine
« nochte ihm so recht gefallen, bis er
nolich auch nach Jyehoe lam, ivo ihii
ein Schicksal erreichte.
Lebte dort nämlich mit ihrem Vater.
dem königlichen Kammerberrn, baz
iochivohlgeborene Fräulein nge von
lessen, ein schones, schlan es Mäd
« n mit großen dunklen Angen, und
ls Hans Adolf in diese zum ersten
1 ale geblielt hatte, wurde er gar poe
isch und dachte sich: »fmd schier Augen
wie der Utlei-See« und als er weiter
in paar Mal mit ihr gesprochen hatt-,
achte er sich wieder: »ist das ein stol
« H, starkes Ding, toär’ recht was siir
iich,« und dann steite er uin sie; ge
dann auch ihr reines Herz ganz und
ar, aber der alte herr wollte im An
ange nicht so recht, hatte zu viel vom
tollen Junker« und seinen Streichen
ehört; als aber sie, die Inge, seiii
inzigeö Kind, immer stiller und blas
er wurde und von ihrem gutiniithi
»n, ehrlichen, stattlichen Herzalleh
bsten nicht lassen wollte, gab er
dlich »seine Einwilliguna, nnd so»
isFihatte eines schönen Frühlingstagess
das alte Butendorp eine neue schone!
Isiolze Herrin.
Da zog nun auch neues reines Le
ben in die alten Mauerneiiu die Ge
age, das»Wiieselrollen, die tollen
hrten mit des »Teusels Postlutsche«
WI- ( «
hörten auf, dafür aber wurde fleißig
nn hof und im Felde Umschau ge
halten, alldieweil es dort schon bös
ausgeschaut hatte; kam hierbei der
that-räftige, tüchtige- Sinn der Hei
sieinerin zur Geltung, so in Stunden
der Ruhe das fröhliche Gebliit der
Rheinländerin, dennFrau Jnges Mut
ter war vom Rheine gebürtig —- da
klang dann die Laute und sie selbst
sang dazu mit ihrer hellen, reinen
Stimme, so daß der biederc Junker
ganz wie im Himmel war, denn das
war doch was anderes, als das heisere
Geplärre des Schweden oder das ver
soffene Gequiecte des Herrn von
Braunsberg.
So vergingen ein paar Jahre und
dem jungen Ehcmann war es, als ob
ihm zu seinem völligen Glücke nichts
schlen möchte als ein Leibeserbe, und
hie und da nur, eine recht fröhliche Ge
sellschaft, wie einstens, nur ganz selten
einmal ein paar der alten Freunde;
aber es half nichts, kein Bitten, kein
Ziirnen, Frau Jnge blieb unerbittlich,
des Hauses Ruhe sollte nicht mehr ge.
stört werden. « l
Hans Adolf, von jeher, namenriny
als Offizier, gewohnt, Gehorsam zu
finden, wurde nachdenklich, still und
immer stiller-, und begann fast seinem
Weibe zu zürnen, weil sie es so gar
nicht einsah, daß ihm ein wenig lau
ten, fröhlichen Lebens, wie einst, von
nöthen ei; denn das ist ja wie mit
dem Acker, der einmal o recht vom
Unkraut durchwachsen war; da ist
mit dein ersten Umpfliigen auch nicht
gleich alles geschehen und das schlechte
Zeug schlägt noch oft wieder durch;
nnd bei ihm, dem Bittendorper Herrn,
wäre ja auch allmählich alles gut ge
worden, da er im Innersten seines
Herzens seine schöne Frau so liebte
wenn sie nachgiebiger gewesen wäre
und mitunter ein Auge zugedriiat
hättet Aber die langweiligen Familien
abende mit vornehmen Damen, mit
Etitette und Aesthetit behagten ihm
nicht, ihr vielleicht auch nicht, aber
inehr tonnte und wollte sie nicht er
lauben; die wüsten- Gelage etelten sie
an und so gingen schließlich die bei
den Menschenkinder immer stiller und
fremder neben einander durchs Leben.
Nein, das war auf die Dauer nicht
Zuertragem und Hans Adolf ließ sich
öster als sonst sein Pferd satteln oder
eiiispoiinen und fuhr aus und davon,
um erst spät in der Nacht oder gar
erst am folgenden Tage heimiutehrem
da hatte er sich dann Trost ei seinen
beiden Kumpanen geholt und viel
Geld wieder bei ihnen gelassen. Frau
Jnge aber ging bleich im Schlosse
herum mit stolze-n Munde, aber heim
lich bitterlich weinend.
Da tam ein Tag, wo sie in das
nitiegelegene Städtchen fahren mußte,
um Einläufe zu machen; sie ließ ein
spaniieii und fuhr mit dem Befehle
fort, ans ihre Rückkunft Abends nicht
zu rechnen, da sie bei einer befreun
deien Familie übernachten iviirde;an
Ort und Stelle angekommen, erfuhr
sie aber zu ihrem Verdruß, daß diese
Familie verreist sei, so daß sie ge
zwungen war, die Rückfabrt noch in
der Nacht anzutreten Es war schon
ioeit nach Mitternacht, als sie ihr
Heim erreicht hatte-. Jhr treue-, Kam
niermädcken enipsinc sie mit allen Zei
chen des Erste-inneres und des
Schreckens-. »Was ist, Nike? Wag
hast Du?s« — »Ach gnädiger Frau,
dort —— dort ——— beim gnädig-en Herrn
-—— geht’"g zu·« — »Wie, was, red’!«
Und das treue Ding sing an zu wei
nen: »Ach, alr- Euer Gnaden wei
waren, so gegen Abend, lamen die
leiden Eteln, der Lange, der mich
immer küssen will, mit seine-n greu
liclten Bart, nnd der dicke Brauns
beraer Herr, und seit der Zeit sitzen sir
iin Jagdzimmer und trinten und lar
nicii und singen, und Joch-en, der sie
bedient, hat gesagt: ,,Uns’ Herr is taii
Fand dat siiiid so teene Minschen,
dat sind jo Swin!«
Die Schloßfrau biß die chitne zu
sinimenx »Swin, Zwin! ilnd mit
denen verbriidert sich mein Mann!
Nein, ein Ende muß sein, und sei esk
ein Ende mit Schrecken!« Und zun:
Mädchen sprach sie: ,,Wart’ hier, bis-«
ich wieder komme!«
Dann huschte sie hinaus nnd zum
Jagd immer, dort zu horchen. Es war
ziemlich still dort, Schnarchen hörte
man und einzelne rauhe Töne eines
Trintliedes. Sie winlte dem lautlos
dastehenden Diener: »Bring· den
Herrn in sein Zimmer!" Der in die
sem Transporte nicht unerfahrene
ochen that, wie ihm besohlenz dann
drehte Frau Jnge weiter, endlich war
Alles ruhig. -—-- Daran ging sie in
ihrZimmer zurück: »Nite! Weet’gleich
den Großtnecht Krischam und er soll
sich Leut’ nehmen und drei, vier von
den Dirnen! Und sollen gleich dcn
einen SchweineitalL den« wo die Mut
tersau ist ----— ausmistem sollen Later
nen nehmen und sich sputen, hörst Du,
und die Sau tommt für dies-Zeit zu
den anderen, nnd dann sollen sie eine
gute, dichte Streu von Stroh verrich
ten und dann wieder heelornment«
Nite aan ab, ganz verdutzt; nach
zwei Stunden lam Krischan mit den
Leuten und meldete, daß Alles ges
schehen sei, wie ,,de Fru« befohlen.
Frau Jnge stand todtenbleich da:
»Komm mit!« Und sie führte ihre
Leute zum Jagdzimmer und öffnete es
leise. Mein Gott« sah es da aus!
Auj dem Tische Flaschen, Gläser,
Würfel, Speiseiiberreste, die Stuhle
nmgeworsen, und aus dem Boden in
widerlichem Schmutz der Herr von
Steenburg und der edle Braunsberger
Nachbar, und über dem Ganzen ein-.
dichte Wolle von Tabak- und Wein
dunstent Die junge Frau schauderte
zurück, dann bligien ihre Augen auf
-—— Jochen erzö,lte später noch oft:
»Dat wär tum verfahren« —: »Es-lockt
mit die Beiden da und tragt fie in
den Schweineftalll Weckt sie akser nicht
auf! Verstandan — Die Knechte
wollten erst isten Ohren nicht trauen!
Dann, als ie sahen, daß es ihrer
Herrin Ernst war, schmunzelten sie
und trugen sorgfältig wie Kindsmäp
chen die sinnlos Betrunkenen hinaus
und in — den Schweineftall, wo sie
dann weich und friedlich in der war
men Sommeknacht lagen, der Schwede
feierlich den Würfelbecher in der Hand -
Und fein Schlafgenosse die Perücke
schief auf dem kahlen Haupte, so daß
der Zon über der großen Kupfernase
baumeltr.
Hans Adolf von Weddekitz machte
ans, als die ersten Strahlen der Mor
gensonne in sein Zimmer sci,ienen;
etwas wiist noch im Kopfe, aber durch
ans nicht verwundert, sich in seinein
gnten Bette zu finden; derartige Zan
tsereien hatte er schon oft erlebt. Dann
aber staunte er, als seine Gattin ein
rat, und jäh sur er aus dem Bette
auf. als nach einigen einleitenden, un
geschmintten Worten seine Frau ihm
erklärte, daß seine ,,Freunde« dort
wären, wo sie hingehörtent —- »Wo?«
stieß er ileinlant hervor. —- ,,Jm —
Srhweinestall!« — »Weib! Bist Du
toll? Was hast Du gethan? Die Gast-·
seenndschaft verletzt!« und fait sinn
los vor Zorn preßte er ihre ver
schränkten Arme, daß sie hätte auf
Ichreien können. Doch ruhig sprach
sie: »Hör’ mich, Herr Adolf! Ich, ich
hah’ die Gastsreundschaft nicht ver
letzt. Die da sind von mir abgewie
sen tvorden; ich habe ihnen in jeder
Weise gezeigt, daß ich mein Haus
durch ihre Anwesenheit für beschmutzt
erachte nnd si,e sind doch gekommen,
auf Deine unmännliche Schwäche po
chcnd! Mein Bitten, mein Leid sand
rei Dir nur Spott, und als sie jetzt
wieder gekommen sind, wie —- Diebe
in der Nacht in meiner Abwesenheit,
als ich meinen edlen Gemahl,
dem ich mich siir mein Leben anver
traut habe, in solchem Schmutz fand,
da mußte ich ein Ende machen, so oder
sol« Der Junker war ganz niichtern
geworden und starrte sein Weib an-,
das stolz nnd schön vor ihm stand!
——,,Weib, sage! was hast Du ge
than?« — »Uns- gerettet,« erwiderte sie
einfach, »die kommen nicht wieder.«
—— Und bitter lächelnd meinte er:
»Und warum hast Du mich nicht auch
zu ihnen gebettet?« Da richtete sie
sich hoch auf, und mit einem Blick
voll Ernst und Liebe antwortete sie:
»Weil ich nicht will, daß das Kind,
welches ich unter dem Herzen trage,
der Erbe Deines Namens, sich viel
leicht einst seines Vaters schämen
mußt«
Hei, wie der Junter da die kleinen
Hände seiner Gattin ergriff nnd liisztek
lind dann sank er vor ihr auf die-Kniee
nnd blickte sie an voll Liebe nnd Dant
barteit nnd wie mit einem heiligen
Schwur. — —
Von den beiden Schläfe-m im
Zehweinestall meldete die Chronita
nichts Räheres; nur hatte der biedere
Reichen bei dem Transporte des
scchweden einen seltsamen Fund ge
macht. Diesem waren nämlich aus
der Westentasche Würsel gefallen —
nnd die waren falsch.
Mnnngsvoli.
sama -- II- 5-"" l
——»So oft ich zu meiner Braut!
komm, tätfchelt sie mir die Wangeni
. Soll das am Ende nur eine
Voriibung sein?« j«
Seine Russassnmn ’
Provinziale lieiner Frau von der.
Reise etzählend): »Und liebenswürdig .
sind sie in der Großstadtt Als ich ab
reiste, standen alle Hotelbedienfteten
an der Thür und streckten mir zum
Abschied die Hände entgegen.«
An- einet Vetnunitebr.
Gatte: »Hast Du den Knopf auch
gut angenahl?«
Gattin: »Ach Gott, so lang hält er,
als wir verheirathet sind!«
Auch tin-lieh »
Hausirm »Kaner Sie das bes
rühmte Buch über die Selbstvertheidi:
gung, jedermann hat es jetzt. « -
Herr: »Nun wenn es jedermann
hat, was nützt es dann mir?« (
Ver arme Millionär.
« L—
Eine deutsch-amerikanische Humoreste
von Julius Knopf.
Mist-er Henrh Goldsmith hatte
Heimweh, ganz gewöhnliches Heim
weh nach seinem deutschen Vaterland,
allwo er in dem Register des Kirchen
amtes als simpler Heinrich Gold
schmidt eingetragen stand. Als er
vor nunmehr zweiundzwanzig Jahren
iiber den großen Teich gegangen war,
um fein Glück zu versuchen, hatte er
die Heimath leichten Herzens verlas
sen. Nichts hielt ihn mehr an seinem
Geburtsort Berlin. Die Eltern waren
todt und die Verwandten bekümmer
ten sich nicht um den schmächtigen,
trotztöpfigen Burschen, der sich durch
aus nicht in den engen Krämerladen
seines Onkels stecken lassen wollte.
So sagte er dem deutschen Lande
LebenJth Es glückte ihm drüben.
Nach Jahren der Noth, der Entbeh
rung und der harten Arbeit schob er
sich langsam höher. Und hatte er in
den ersten Tagen seiner Ankunft in
New York Papierfächer zu zehn Centg
das Stück an die Passanten verkauft,
die unter der Julisonne litten, so legte
er sich ein Jahr später auf den Cigar
renhandel, um nun als Dreiundviers
ziger, Besitzer einiger Bergtrcrke und
Hauptattionär einer Eisenbahngesellx
schaft zu fein. Erst langsam, dann
intt rapiden torpedoartiger Geschwin
digkeit kamen die Dollars ange
schwommen. Und jetzt war Harry
Goldsmith im Besitz von etlichen Mil
lionchen, es war über ein Dutzend
n alt' dreien Jahren desläioldmæ
chens war er nicht zur Besinnung SC
tommen. Ein Tag des Treibens und
Hastens glich dem anderen, die Jagd
nach dem Dollar beherrschte seinen
Sinn ausschließlich, mit dämonischer
Gewalt. Nun war eine Pause einge
treten. Seine Nerven revoltirten, fein
Herz machte ihm Beschwerden, fein
durch die eiskalten Getränke und den
Whigkey mißhandelier Magen rächte
sich und versah nur theilweise und un
willig den Dienst.
So einte sich mit der Sehnsucht
nach dem Vaterlande die Nothwendig-«
teit einer Erholung und iirztlichen
Konsultation Und die deutschen
Aerzte flößten ihm immer noch das
meifte Vertrauen ein. Aug all’ die
sen Gründen dampfte er nach
Deutschland, das fiir ihn das Land
der Ideale, wenn auch kein ideales
Land war.
Berlin, das so groß geworden und
fo ungeheuer ausgedehnt, gefiel ihm.
Wean es ihm, der an New York-?- rie
sigen Verkehr und gewaltigen Betrieb
gewöhnt war, auch nicht gerade impo
rtirte, so sagte ihm doch das interes
sante Leben in den Verkehrszentren
ungemein zu. Jn der ersten Woche
hatte er alles abgemacht: die wichti
an Muscen, die Oper, die Dentmäler,
Petsdanr und einige Nachtlokale.
Seine Wißbegierde war gesättigt,
Planlos schlenderte er die Siegesallee
hinunter. Er kam nach den Zeiten,
deren Gartenlotale fich dichtgefiiilt·
zeigten von lustigen, fchrvatzenden
Menschen. Die Erinnerung kam her
angeflogen. Hier, in einem dieser
Restaurants, hatte er als junger
Bursch das erste Glas Bier getrunken
und die erste Cigarre getaucht. Hier
hatte er seiner Jugendliebe zärtlich die
Hand gedrückt.
Mit magischer Gewalt zog es ihn
hinein in einen der Gärten. Lär
mende Musik empfing ihn. Die Ka
pelle spielte gerade das fchöne Stu
dentenlied: ,,Bemooster Bursche zieh’
ich aus . . . .« Mister Hean Gold
sniith wurde ganz elegifch zu Muthe.
Es überlief ihn so deutsch-sentimen
tat, wie wenn er Heinrich Goldschmidt
hieße. Seine Auge schimmerte feucht.
Er raffte sich zufammen, versuchte, die
Schwäche abzuwerfen und fah sich
nach einem Plätzchen um. Kein freier
Tisch, alles besetzt. Endlich, endlich
ergatterte er einen Tisch, an dem ein
älteres Ehepaar mit einem jungen
Mädchen faß. Höflich lüftete er den«
Hut, dann nahm er Platz.
Yas cyepaar, ein dicker Mann und
eine noch dickere Frau, betrachtete den
Fremdling neugierig. Auch das Töch
terlein, das auf den Namen Lieschen
hörte, wars einige spähende Blicke auf
den unbekannten Herrn« Sie witter
ten den Yanlee. Er hatte so etwas
Erotisches, Schwerreiches an sich·
Lieschen-Z strahlende, blaue Augen
ruhten auf der massioen goldenen
Uhrlette des Fremden, hefteten sich auf
die großen, blitzenden Brillanten des
Ringes nnd vertiesten sich endlich in
das kühne, energische, glattrasirte Ge
sicht, dem das vorstehende, massive
Kinn und die großen, l)litzenden,
schwarzen Augen das Aussehen eines
mittelalterlichen Condottiere gaben.
Dagegen meinte der cholerifche, leicht
reizbare Vater sliisternd, man habe es
mit einem internationalen Hochstapler
zu thun und solle auf die Taschen acht
geben, daß er die Portemonnaies nicht
mopfen könne. Es sei ein unverkenn
barer Gauner-Typus, er, als Men
schenlenner, sähe das sofort.
Auch dem Anierilaner gefiel das
tkiibsche Mädchen, das zwar für seine
Begriffe nicht schlank genug war, aber
dafür so volles, reiches und entschieden
echtes Blondhaar besaß, so pralle, ge«
sunde, rothe Backen hatte und den
Tnp der wahren, deutsch-en Hausfrau
zeigte.
Man lam in’s Plaudern und stellte
sich vor. Wiedele, Butterhandlung
engros, mit Frau und Tochter. Das
war zwar ein sehr ehrenwerthes Ge
In.1erl)e,zeugte aber von keiner sonder-:
lich glänzenden Position. Doch Gold
smith sah darüber hinweg, die junge
Dame interessirte ihn und —- ihml
fehlte eine Frau. Urplötzlich kam ihm
dieses Manto zum Bewußtsein. Zumi
Teufel! man war doch nicht nur Geld-— »
maschine, hatte sozusagen auch einl
Herz im Leibe und —- wenn er über-i
haupt die Absicht hatte —- so war es
jetzt die höchste Zeit, seinem Hause eine ’
Herrin zuzuführen·
»Wie gefällt Ihnen Berlin?« Diesei
geistreiche Frage des alten Herrn Wie- i
dete entriß ihn seinen Gedankens
Goldsmith lächelte höflich, und da
rüber kamen seine Zähne mit den
protzig - loketten Goldfiillungen zum
Vorschein, die Fräulein Lieschen sehr
imponirten. »Oh, Berlin ist schön
auswendig, die Umgegend meine ich,«
erwiderte er in seinem drolligin
deutsch-amerikanischen Dialekt. »Aber
auch inwendig ist es reizend, die Leip
zigerstreet und die Friedrichstreei.« —
Frau Wiedeke lachte. »Schtreet, wie
putzig das llingtl«
»Aber, Mama « belehrte sie Lies-!
chen, ,,Street, das ist englisch, Und
heißt soviel wie Straße.«
Die Mutter schüttelte den KopH
»Ach, Quatsch, d:r Herr ists doch nicht
aus England, sondern aus Amerika.«
Lieschen bekam einen rothen Kopf,
und Goldsmith half ihr über das i
» Peinliche der Situation fort, indem er i
isie fragte: ,,Do you speak english2« »
i »O yes!« erwiderte die hübsche
iBlondine. »Wir haben s doch auf der
i höheren Töchterschule gel: rnt und un
ger« Lehrer war ein gebotener Englän
er
i
·
i
Herrn Goldmith’ soeben entdecktes
tHerz hüpfte vor Freude. Also eng
lisch sprach sie auch, dies Juwel, oh«
das war entzückend! Und er unter
hielt sich mit ihr in der Sprache sei- :
nes Adoptivlandes, gab’s aber baldl
auf, da ihre fürchterliche Aussprache
seine Nerven geißelte. Indessen, seine!
zärtlichen Gefühle ertalteten darums
nicht, und bald begannen seine Augen ;
eine deutliche Sprache zu reden.
Welch eine reizende Dame! Er nahm
sich vor, schon am anderen Tage Er
tundigungen einzuziehen, und wenn;
die Familie sich eines- guten Rufes er- !
freute, dann sollte Miß Lieschen ge
heirathet werden.
Frau Wiedete’s inquirirenden Mut
teraugen entging der gewaltig-e Ein
druck nicht, den ihre Tochter auf den
Amerilaner machte. Sie brannte
darauf, zu erfahren, weß Standes er
sei, und daher ging sie energisch auf’s
Ziel los.
»Was sind Sie denn eigentlich da
drüben?« fragte sie. »Haben Sie eine
gute Stellung im Geschäft oder sind
Sie selbstständiger Kaufmann?«
Goldfmith sah sie verständnißlosl
an.
«Selbstftändig? Was meint dass?«
erkundigte er sich.
»Ob Sie ein eigenes Geschäft ha
ben,« belehrte ihn die deutsche Miß.
Da er ernste Absichten hatte, hielt er
es für gerathen, seine Verhältnisse
llar zu legen.
»O ves, ja, ich bin Minenbesitzerz
von vier bedeutenden Bergwerken bin
ich ,,proprietor«, bin fast alleiniger
Inhaber einer großen Eisenbahn,
meine letzte Bilanz wies ein B rmö
gen auf von fünfzehn Millionen Dol
lars —« »
»Und ich in der König von Spa
nien,« unterbrach ihn Wiedele briisk.
,,You mean« fragte Goldsmitu
iiberrascht, er glaubt-e, der zukünftige
Schwiererpapa sei urplötzlich verrückt
geworden.
»Ich mean,«' erwiderte der Butter
hirndler, »daß Sie schief geivickelt
smd, wenn Sie denken, uns Iczen zu
iönnen.«
»Aber Mister ——«
»Ach wag, Mister, nnI Verlinern
kann keiner, am wenigsten fo’n Tal
i·ii-Yanlee mit ’ner GannerVisage
Wenn Sie nicht gleich machen, daß
Sie fortkommen, ruf’ ich ’n Schutz
niann, Sie Millionär, Sie!«
»Aber Papa!« flötete Fräulein
Lieschen
»Ja, und von meinem Miidcl lassen
Zie die Hand weg, die ist schon ver-«
sprochen mit dem Sarafavrikanten
Speiholz.«
Der Sargfabritant Speihclz gab
dem armen Goldsmiths den Rest, die
Jllusionen fielen, wie die welken
Blätter im Herbst. Wortlog erhob er
sich. — Er, der Konturrent eines:I
Sargsabriianten — ——, »Shocking!«
Und stumm nahm er bschied von
dem blonden Mädchen Der schöne
Traum war zerflattert, wie am Mor
gen die Wiesennebel der Nacht. Seine
Absicht, eine deutscheMaid zufreiew
gab er sür immer auf. Er hatte ges
nng davon. Noch lange aber erzählte
der Butterhändler Wiedeke an seinem
Stammtifch, trie er in den Zelten
einem internationalen Hoch-stattl» die
Flötentöne beigehracht. Und er schloß
mit der selbstbewußten Dithhrambe:
»Ja, wir Berliner sind fehlte-, und
kann leiner...«
-—-——-.—.
Die rathe Nasc.
Richter (zum Angellagten): »Sie
haben in der Voruntersuchung gesagt,
an Jhrem ganzen Unglück sei der
Schnaps schuld. Wollen Sie uns das
nicht etwas näher erläutern?«
Angeklagter: »Seht gern, Herr Ge
richtstath Sehen Sie, wenn ich mir
nicht durch den Schnaps ein besonde
res Kennzeichen in’s Gesicht gesoffen
hätte, würde mich die Polizei nicht so
leicht erwischt haben!«
demihnltuussscatechtiinus.
Die Zimmer gelüstet des Fiorgens gut
» bal
Bei jeglichem Wetter —- ob’s warm
oder kalt!
Vorsichtig geh’ mit der Feu rung um,
Brauch’ nie dazu Petroleumz
Petroleum, vergiß das nicht, —
Hat schon manch’-Unheil angericht’.
Es liegt ein allgewalt’ger Zauber
Jn dem kleinen Wörtchen »Sauber«.
Polstermöbel muß man klopfen,
Wasserleitung nicht verstopfenl
Unsaubere Fenster betrachte als Feind.
Doch putze sie nie, wenn die Sonne
draus scheint·
Wer unachtsam etwas zerbricht,
Sei ehrlich und verhehk es nicht.
Das Mittagessen sei be eit
Stets pünktlich zur timmten Zeit!
Das Wasser zum Spülen, das sei im
merdar
So rein wie das Herz, wie die Augen
so klar.
Kupfernes Geschirr ist herrlich,
Grünspan aber sehr gefährlich.
Was immer man thut, auch das Schlie
ßen der Thüren,
Man soll es womöglich geräuschlos
vollführen.
Die Lampen, die setze am Tage in
( Stand,
Dann sind sie auch fertig des-Abends
zur Hand.
E n sehe-wer Bund-tu
Der Mathematiker Saunderson war
oiillig erblindet, bekleidete jedoch trotz
dem seine Professur in Cambridge bis
zu seinem Tode. Sein Scharfsinn in
der Beurtheilung der Menschen, die er
gar nicht zu sehen Vermochte, machte
ihn, zu einer Berühmtheit der damali
gen Zeit.
Eines Tages befand er sich in einer
Gesellschaft, und als eine ihm völlig
unbekannte Dame das Zimmer verließ,
sagte er- zu seinen Nachbarn am
Tische: »Die Dame, welche sich soeben
verabschiedete-, besitzt wundervolle
Zähne!« Alle frag-ten erstaunt, wie er,
der Blinde, das wissen könne.
,,Sehr einfach,« sagte Saundersmi,
,,ib.ren Gesprächen nach habe ich keinen
Grund. die Dame fiir närrisch zu hal
ten. Dennoch hat sie während einer
Stunde unaufhörlich laut gelachst,o·b
wohl niemand dazu Anlaß gab. Es
bleibt mir daher keine andere Erklä
rung bafiir übrig als die, daß si-:
ihre schönen Zähne zeigen wollte.« «
Die Anwesenden mußten die Aus
sage des scharfsinnigen Blinden bestä
tigm
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Das ttbertölpelte Bäuerlein.
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«Na, Bauer, mein Zylinderhut g’fallk
dir haft was?
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YLafy fchau’n, wie er dir Paßt. Ah,
ausgezeichnet! Groß
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artig! . . ..
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B’hüt dich Gott und unterhalt’ dich
guttk