Ahnungen. Von Theobald nöthig Der- Glaube, daß es ein Borgefühl künftiger Dinge gebe, ist alt; er wurde von den Held-zuzeiten her den Völkern überliefert. Schon der berühmte römi iche Redner nnd Schriftsteller Cicero schrieb eine gelehrte Abhandlung über das Ahnung-vermögen und nannte es eine herrliche Gabe, durch welche die sterbliche Natur der Götterkraft lehr nahe kommt. Karl v. Haltet erzählt davon in dem zweiten Bande »Ck)ar pie« eine wahre Geschich5. und leitet sie mit der treffenden Bemerkung ein: »Das 5ogenannte »zweite Gesicht« ward nicht allein hochromantischen Schotten verliehen. Auch andere Men fchen in ganz gewöhnlichen Lebensver hiiltnissen erblicken bisweilen Vor gänge. Ereignisse, Personen oder wäh nen sie zu erblicken, die noch fern sind, die sich als »Ahnungen« antiindigen, aber nicht als duntle Ahnungen, nicht als jene—auftauchenden Gedanken nnd Gefühle, welche gar leicht, mögen sie heitere oder traurige Dinge vorherfa gen, die folgerichtigen Ergebnisse einer unbewußt wirkenden Verstandesthötig krit, einer konsequentem auf Erfah rung beruhenden, unwillkürlich ver gleichenden Berechnung fein lönnen —— nein, wirkliche Erscheinungen! Bism nen! Und nicht im Halbschlummer, nicht im nächtlichen Dunkel, nicht in niedergefchlagenen oder erregten Ge müthsstimmungem nein, bei kaltem Blute, vollkommener Ruhe, mitten im Laufe alltäglichen Daseins! Die mei ften Menschen achten nicht aus solche Sachen, wenigstens nicht, ohne daß irgend eine aufsallende Begebenheit sie stutzig gemacht hatte· Wer aber dar auf achten will, wird häufig Gelegen heit finden. sich zu verwundern. Viele Denker und Dichter suchten diese dunkle Eigenschaft der menschlichen Seele mit der Fackel der Wissenschaft von neuem zu beleuchten. Jch gehörte zu den ilngkäubigen Aber ein Erleb niß in dem denkwiirdigen Jahre 1870 bekehrte mich zu der Anschauung Goethes: »So viel ist wohl gewiß, daß in besonderen Zuständen die Fühl siiden unserer Seele über ihre körper kichen Grenzen hinausreichen könnten und ihr ein Borgefiihl, ja anch ein wirklicher Blick in die nächste Zukunft gestattet ist.« Am Ti. Dezember erhielt die 18. Di vision, der damals unser schlefischeg GrenadieriRegiment No. ll zugetheilt war, den ehrenvolle-n Auftrag, gegen die Mitte der feindlichen Stellung vor zuaehen und Orleans wieder zu neh men. Nach den wiederholten lräftigen Angriffen der Loire-Armee, die am 28. November unser linler Flügel, das 10. Korps und die 5 Division, bei Beaune la Rolande, am I. und 2. De zember unser rechter Flügel, oag 1. bayerische Korpz im Verein mit der 17. und der 22. Division, bei Ville pion und Loigny-Poupry siegreich zu rückgewiesen hatte, wußten wir, das-, wir auf einen an Zahl bedeutend über legenen Gegner stoßen würden. Der Tag war hell und talt. Jn der ver gangenen Nacht hatte ein fcharfer Nordost den Himmel wollenrein ac fegt. Die uns gegenüberstehenden star ken, dunkeln Heeregsäuten zeichneten sich auf der weißen Schneeflciche tlar ab. Um 9 Uhr traf unser Regiment bei Cbateau Gaillard ein und wartete, bis sich hier die ganze Division sam melte. Jn mischen feierten Offiziere und Mannfchaften der verschiedenen Bataillone ein frohes Wiedersehen Unter anderen begrüßte mich mein lie ber Freund und Landsmann Leut nant M. Er hatte mir viel zu erziih len. Seit der Uebergabe von Metz wa ren wir einander nicht mehr begegnet Am Schluß unserer Unterhaltung zog er aus seiner Manteltasche eine Brief hiille und überreichte sie mir mit den Worten: »Sieh hier meine letzte Freude!« Der rotenfarbiae.llniiit,iaa enthielt ein anmuthiges Familienisiid Um den fernen, zärtlich geliebt-tu Nat ten zu überraschen, hatte die junae Frau meines Freundes fich und ihr liebliches Kinderpaar photographiren lassen. Jch fand das Photograinni sehr ähnlich, gab es dankend zuriirt und fragte M·: »Warum sollte das Deine letzte Freude sein?« Er er widerte ernst: »Ich werde meine Lie ben nicht mehr wiedersehen. Mir träumte jüngst, ich läge leblos, itarr ausgestreckt aus einein großen, weißen Laken. Heute friih hatte ich bei offe nen Augen dieselbe unheimliche Er scheinung.«——Jch versuchte zu scherzen: »Mensch, wie kommst Du zu solchen ruseligen Gedankens-Du warst doch « onst tein TrübetimpeL Liebsten laß « Dich nicht auf-lachen und nimm einen Schluck aus meiner Fidgnakslaiche! Deine Vision bedeutet nur, daf; Tu nächstens nicht mehr aus hartem «—-z Stroh, sondern in einem reinen, seinen ett schlafen und wie ein Bär schnar n wirst!'« —- M. lächelte wehmiithig ; und drückte mir zum Lebewohl warm die Hand. Das Kommandm »An«die Gewehr-et« trennte uns. Wir eilten zu Yo fegen Kompagniem Gewehr in die n . Mit lauter, metallener Stimme ver ndeten unsere Batterien den Beginn - S lebten, zweitiigigem blutigen Nin ens um DrleaneL Jm ersten Ansturm "J mber bei einer gewaltsamen Erinn ng kennen elernt. Unsere Korn gnie verke eb die Befatzung des Bahnhofs, machte vieles Göfangene und stellte sich dann zur Beobachtung bei einer dahinter liegenden Windmühle auf. Bald zeigten sich über uns die von Metz her wohlbekannten, weißen Rauchwöllchen der in hohem Bogen geworfenen, in der Luft zerspringen den französischen Schrapnells. Glück licherweife fügten fie uns keinen Scha den zu, trafen aber wiederholt eine Vor uns haltend-en Schwadron der Ohlauifclren Htifaren. Wir bewun rerten die musterhafte Haltung der Iruppr. Ein turzes Aufbäumen der getroffenen Pferde, ein Komme-noch eine Schwentung nach rechts oder links, um das Fortichaffen der Ver wundeien zu ermöglichen, nnd dann wieder Richtung und Ruhe wie zuvor. Plötzlich jagte der Adjutant der Gcneraltommando9, Hauptmann v. L., heran. Er überbrachte uns- den Befehl, sogleich zur Deckung der Ar tillerie nach Chcteau Auvilliers vor zuriickeu. Bei einein feindltchen Rück ston waren die dort aufgefahrenen sieben Batterien gefährdet. Kaum hatten wir das Von einem Parl und Wirthschaftheböuden umgekene Schloß zur Vertheidigung eingerich tet. so sprengte unser heldenmiithiaer Führer Prinz Friedrich Karl mit sei tsem Stab-schief General v. Stichle in den Hof. Er fragte, ob man vom Schloßthurm aus«- das Gefecht-Held uberschauen könne. Oben-Zieh ich dies verneinte, befahl er mir doch. ihn l:inaufzubegleiten. Bald lehrte er unverrichteter Sache zuriick nnd ritt mit seinem Gefolge von dannen. Der auf dem Gelände lagernde dichte Pul verdampf oerhinderte jede Aussicht. Trotzdem war die Besteigung des Thurmes nicht erfolglos-. Jch entdeckte dabei eineBodenlammer voll löstlicher Aepfel. Jn Ermangelung des Mit tagessens war uns dieser meiß sehr willkommen. Der schmackhafte Fund reizte mich, auch in den anderen äu inen Umschau nach eßbaren Gegen ständen zu halten. Jn dem zu ebener Erde gelegenen Speifesaal bot sich mir ein eigenartiger, unvergeßlicher Anblick. Tod und Leben! Aufeinem Smyrnateppich gebettet lag unter dein langen, eichenen Eßtisch ein todterx Hufan Jhm zu Füßen spielte ein etwa dreijähriger, bildhiibscher, blonder Knabe mit der Säbeltaiche des Gefal lenen. Ein der Kinderhand entfallener Brief trug die Auffchrift: An Herrn Hufar Glogerl Jndessen hatten unsere Kameraden nach hartem Kampfe Moulin Auvils lierg erobert. Die Batterien rückten vor und leschosfen den nach La Croixi Llriquet zurückweichenden Feind. Nach der Erstiirmung dieses Ortes setzte die l)ereinbreel,enile Nacht dem weiteren Vordringerr der 18.Division ein Ziel. Wir bofften," m Schloß Auvilliers über Nacht zu bleiben und dort ein reautrirtes Rind zum Abendbrod z:. verzehren. Jedoch unser Divisiong lommandeur, der sich auch hier ein anartiert«:, dachte darüber anders. Um S Uhr löste uns ein Bataillon Hessen ad und setzte sich in unser warmes Nest. Wir aber mußten hinaus in dir iinstere Nacht nnd unser Bataillon .1nfsuct,en. Wo dies steckte, konnte un lein Adjutant sagen. Noch dunkler wurde unser Weg durch ein heilige-I Echneetreikem Nur ’ ein brennendes Dorf diente uns als ferner Leucht 1l)urm. Auf gut Glück marschirlen wir irnerseldeinsoarauf los-. Nach einer Stunde erreichten wir die große Laterne. Sie hieß La Croir Briquet Der tleine Ort beherbergte nicht nur das erste und das dritte Ba taillon unseres Neainients, fondern fast die ganze Division. Als wir uns crei dem Regimentslommandeur, dein Oberstleutnant v; sil· meldeten, sprach er sein Bedauern über den beschwer lichen nächtlichen Marsch aus. Das Gute lag für uns so nah. Unser Ba taillon war in Artenan als Ehren nsarbe leim Prinzen Friedrich Karl geblieben. Außerdem erfuhr ich,dasz zu den Opfern des Sieges auch mein Freund M. gehöre. Seine Ahnung erfüllte sich. Bei der Erstijrmuna donIMoulin Auvillkers hatte den sei ner Kompagnie kühn Voranreitenden ein Herzscbuß aufs Schneefeld ge streckt-— Die Nachricht erschütterte mich tief. Allein die Pflicht drängte mit eiserner Faust die Traurigkeit zu rück. Jetzt galt es für die Lebenden fiir nikine im Schnee lagernd-: Kom lsignie, zu sorgen. Wir versuchten zunächst uns an den brennend-en Ge bäuden zu wärmen und zu trocknen, ater bald forderte die Natur ihr Recht. Einzelne Leute santen vor Müdigkeit und Hunger am Straßen rand nieder. Alle Bemühungen, in dem mit Truppen überfüllten Dorf ein schützendes Dach zu finden, waren vergeblich. Sogar jeder Schwein tatt irar belegt. Jch betrat ein Haus, dessen Stille mir auffiel, verließ es jedoch sogleich wieder. Es war voll fchmerverwundeter Franzosen. An der Thiir dem Kamin gegenüber lag ein sterbender Kanonier, dern ein Granatsplitter den Leib ausgerissen hatte. Auf dein Rückwege begegnete mir eine Sanitätskolonnr. Jch führte sie zu jener Höhle des Grauens und cuartierte nach ihrer Räumung- meine Ftompagnie dort ein. Die Kranken träger hatten kurzen Prozeß gemacht und vier inzwischen Verstorbene mit ten in den Hof gelegt. Als wir dort untere Kochfeuer anziindeten, rief die grellflackernde Flamme den gespensti ickssn Eindruck hervor, als ob die Lei alen lebten. Ich ließ sie hinter einen nahen Sciober tragen und mit Stroh zudecken· Nachdem wir unser endlich weich gewordenes Rindfleich ver-speist halten, legten wir uns auf der sehr oberflächlich gereinigten Stubendiele zur Ruhe nieder. Der Zufall fügte es, daß mir mein Strohlager auf der selben Stelle bereitet wurde, wo lurz zuvor der Sterbende mich angestarrt hatte. Mi überschlich ein leichter Schauer, d ch bald wurde ich der Schwäche gern Warum sollte mir bangen? es Krieges harte Schule lehrte täglich: Das Leben ist der Gü-! ter höchstes nicht! l «Das tiefe Atbmen der schlummern den Kameraden und der gleichmäßige; Pendelschlag einer Uhr beruhigtenH meine Nerven. Jch gedachte dzs heutel gebliebenen heldenhaften Freundes» ich erinnerte mich an den ,,letztenTrost« i Hörner-J: »Frei woll’n wir das Vater- ! land wiederseh’n oder frei zu den ; glücklichen Vätern gel)’n! Ja, glücklichl und frei sind die Todtenl« Die Tod ten---«tick——tack—ticl. Der Schlaf liber mannte mich. Plötzlich spürte ich einen eisigen Hauch. Jch sah das von f Schmerz verzerrte Antlitz des Artille I risten vor mir. Er lniete auf meiner Brust und« preßte meine Kehle. Jch strebte- mit all’ meiner Kraft, die furchtbare Last abzuwälzen. Umsonst, die tnöchernen, pulvergefchwärzten Finger trallten sich immer tiefer in’s Fleisch. Jch röchelte laut und erwachte. i Die auf dem Kamin stehende Stutzuhr : schlug eins. Kalter Schweiß stand mir T auf der Stirn. Der Alp hatte mich ge- i drückt. Mit einem Ruck richtete ich mich ! auf und lächelte. Der schöne Vers» Friedrich Hebbels fiel mir ein: l »Den bängsten Traum begleitet Ein heimliches Gefühl. Daß alles nichts bedeutet, Und wär’ uns noch so schwül. Da spielt in unser Weinen Ein Lächeln hold hinein, Ich aber möchte meinen, So sollt« es immer sein«. Aber auch dieser Traum wurde wahr. Bevor der Tag sich neigte, wurde ich von der Hand des Todes hart gestreift· Bei dem Sturm aus eine Barrikade verwundeten mich meh rene Schüsse an Arm und Fuß. Die Schlacht von Orleang war mein letz ter Waffengang.« Der große Gewinn. Berliner Slizäe von J u l i u s K n o p s. Athmlos kam Karl Ebeling unt 7 Uhr-, vor Geschäftsschluß schon, nach Hause. Er schnappte nach Lust, ver suchte zu sprechen, konnte aber nur ein paar abgebrochene Worte hervor-gur geln. Dafür schwang er triumphi rend ein Zeitunggblatt in der Hand, umfaßte seine Frau und drehte sie ei nige Male um ihre Are, bis fie, von einein leichten Schwindelanfall ergrif fen, ihm einen so derben Stoß gab, daß er zurücktaumelte. Dann fragte sie zärtlich. ob er verrückt geworden sei. Er schüttelte den schon leicht er grauten Kopf: ,,Nee, nich ganz· Denky Dir ’n1al, Mutter, Frau — na, kannst Du Dir denn jarnich drittens-« »Was soll ich mir denten?« fragte sie. »Ich denke mir nur, daß Du ent weder einen über’n Durscht jetrunten hast, oder daß Dir irgendwo-Z zu Kopf gestiegen is .« »Richtig!« bestätigte er. »Natürlich ist mir was zu Kopf gestiegen. Und weißt Du was? Na, Du wirst schöne Augen machen. Also höre, jewonnen haben wir. Hier in der Abendzeitung stehi’s, und der Cigarrenhändler, bei dem ich das Zwanzigstel der.preu’schen Klassenlotterie mitspiele, hat’5 mir be stätigt; rund achttausend Mark kom men aus unsern Theil. Verstehfte?« »Ist das auch richtig?« fragte seine bessere Hälfte zweifelnd »Richtig, wie ich.« Sie sah ihn kritisch an. »Na, ob es mit Dir janz richtig is—?-!« Noch einmal musterte sie ihn, unt-sich zu überzeugen, daß er nicht angesiiuselt sei, dann sagte sie kühl: »Nu, setz’ Dir man.« - Gehorsam ließ er sich aus dem Le dersopha nieder, dein Brachtstiickihrcr Einrichtung, das sie erst kürzlich ndie der hatten neu über-ziehen lassen. Frau Ebeling schloß die Rommode auf, ent nahm ihr ein lleine5, geschnitzteg Holz lästchen, das ihre sämmtlichen Werth gegenstande barg, goldene Brosche, einen Siegelring und ihr silberne-H Koitsirmationslreuz, und holte sang dem Kästchen das bewußte-Lotterie loos hervor. Dann verglich sie die Nummern sorgfältig mit der Zie hungsliste des Zeitungsblattes. Nun verklärten sich auch ihre Züge. ..Stimmt, Karl, wir haben jetvon nen.« Er triumphirte. »Na, siehste, wie steh’ ich nu da? Bin ich nich ein tüchL tiger Kerl?« Aufs Neue überlam ihn der Glücksiibermuth, und er liiszte die Gefährtin seiner Tage trästig ab. Dann jubelte er: »Na gebe ich aber meine Stellung aus und nmch’ mir selbstständig« Die energische Frau, die so llug den Pantossel zu schwingen verstand, schiit telte den Kopf: »Nein» Karl, das wirst Du nich thun! Wo Du nu bald dreiundzwanzig Jahre in dem Geschäft als Hausdienet thätig bist und in zwei Jahren Dein Jubiläum feierst. Du wirst doch Deinen Chess nich die drei hundert Marl schenken, die sie Euch dann jeden, wenn Jhr nich lieber ’ne ioldene, Uhr und Kette haben wollt! Karl, sei lei Dusselll Du bleibst in Stellung-« « Dem Mann leuchteten ihre Gründe ein. »Du hast Recht, Mutter.« Dann überlegt er einen Augenblick; er hatte etwas Neues gefunden, was er sich zur Feier des Lotteriegewinnstes angedei hen lassen wollte. »Mutter,« meinte er, »dann mache ich wenigstens acht Tage blau.« Wieder rieth sie ab. »Was willste denn anfangen bei dem schlechten Wet ter, wo es alle Tage regnet! Willste in der Kneipe sitzen und das schöne Geld veraufen und Dein bischen Ver stand dazu?« Er erschrak. »Na ne, wo ich so we nig vertragen kann. Aber etwas muß man doch anfangen, wenn man so viel Geld jewonnen hat. Aber was?« Er grübelte eine Weile und sprach: ,,Weisz der Deixel, es ist wirklich schwer, Geld gis eine vernünftige Weise auszuge n.« Plötzlich fiel ihm etwas ein. »Mut ter, ich hab’s! Wir kaufen Dir ein seidene-s Kleid und mir ’ne neue Kluft.« Frau Ebeling dachte nach; ein sei denes Kleid-nicht übel. Aber schließ lich jagte sie auch diesen schönen Ge danken ihrem Manne aus dem Köpf heraus. ,,Sieh’ mal, Karl,« sagte sie bedenklich, »was- soll ’ne Hausdieners seau mit ’n seidenes Kleid? Die Be kannten würden denken, ich bin me schugge geworden, und ich würde mir nich ’mal wohl fühlen in de seidene Kledasche Aber hinjegen den neuen Anng für Dich— schön, machen wir, soliste haben.« Nun war es jedoch an dein Mann, sich Von der vernünftigen Seite zu zeigen. »Wenn Du kein neues Kleid haben willst ——— ich brauche eigentlich auch kei: nett neuen Anzug, wo ich mir kürzlich erst einen sehr schönen für fünfund dreißig Mark jetauft habe. Er hängt schließlich bloß im Spinde und de Fiktiotten kommen rein und zerfressen : 1·«n.« ; Die Kostümfrage war damit abge s than. Karl Ebeling war mit feinen Vor schlägen zu Rande, sein Jdeenvorrath war total erschöpft; er wußte in der« That nicht mehr, woran man sich zur Feier des glücklichen Ereignisses gilt litks thun konnte. Vergebens zumar terte er fein Hirn. Aber nein, da fiel ihm ’was Feinegz ein. Seine sämmtlichen Freunde vom lifeifdnllub einladen und bewirthen —---« das- gab einen Hauptspaß. Seine Frau war sprachlos, als er mit die fcm Gedanken herauf-rückte, indes; schnell faßte sie sich. »Nimm mir’g nicht übel, Karl,Du bijt ein großer Duinmlonf. Deine Freunde einladcn —— das wäre so un politisch wie irgend möglich; eine di rette Eselei wär’5. Eine große Futte rei geben, damit die ganze Welt er fährt, daß wir in de Lotterie jeman uen haben, und Deine Herren Prinzi piiler sich sagen: Na, wenn der Karl Eteling so ville Jeld in de preu’sclic Klassenlotterie jewonnen hat, dann brauchen wir ihm keine Zulage mehr zu geben; der hat’«g nich nöthig. Ne, r.e, Karl, Du bist ja ’n guter Mensch, aber das Pulver hättste nich erfun den, und wenn Du tausend Jahre alt jeworden wärst. Nu werde ich Dir Z tnal ’was sagen. Wir setzen uns jetzt YDiedHiite aus und jelsen in die Kneipe »Ein —« »Du, das is ’ne seine Idee!« fiel er ihr in’·S Wort. »Wird sofort aus-: geführt! Jck binde mir meine weisze Strawatte vor, nnd dann gehn wir in’s Weinrestanrant und sausen Seit nnd essen Austern.« »Quatschtopp!« Frau Ebeling war ernstlich böse. »Vater,« lenkte sie ein« san-. den Kraftausdrncl abzuschwäctnn, »Du wirst auch nie kan werden. Wir nassen nich in ein seines Restaurant da sind wir nn wieder nich nobel ge nug angezogen. Mir würde vor las-i ter Genirlichkeit das Essen nich schmecken. Nein, Karl, wag ich wilt, tus- iL«, wir sehen bei Spiesesen in die Zkrdite, wo Du Sonnabendakendinr mer Deinen Slat tlopst, nnd da ma chen wiss uns gemiithlich nnd essen unsere Lichlinggspeisa die Delitatesse von jeder Saison, Eigbein mitSauei— kohl. Und trinken dazu ’ne große Weiße mit ·ner Strippe. Siehstc, Karl, das paßt for nns.« »Na, wennste witlst,« gab Edeling nach, trotzdem ihm die Sache nicht einleuchtend erschien. »Ich bin kein Spielverderber nich, trotzdem wir ans diese Weise von dem janzen Kitt, den n:ir iewonnen haben, nischt Beson deres haben thnn.« Frau Ebeling streichelte ihrem Manne zärtlich die Backen nnd gab ihm einen Kuß. »Ach, Karl,« belehrte sie ihn, ,,wie tannst Du nur so nn dantbar fegen das Gliict sein? Nischt Besonderes hat«-sen, meinst Du. haben von der Masse Gele Ein sorgen sreies Alter haben wir dadurch. Und das soll nischt sein? Das is ia das Schönste, was sich der Mensch über hTaupt wünschen kann, etwas, das von » e ausend kaum einer hat. Achttausend .Mart! Die nehmen wir und die tra gen wir aus die Bank und die lassen wir betten. Das Jeld rühren wi; nich an, so lange Du arbeiten und ver die kannst. Das ist ein Sparpsen nig uf unsere alten Tage... Also jeh’n wir nu bei Spieseten, Vater?« Und sie gingen zu Spiesete und aßen ihr Eisbein mit Sauertohl, das »thnen ausgezeichnet schmeckte. Daß selbst die Kriegsgeriichte sür manche Nationen sehr kostspielig sind, beweist das Defizit von 80 Millionen Dollars im französischen But-get Jn der Gentrittdcraihssitzung. A Bauer: »Alle seid ihr Lumpen, ihr . . . Bürgermeister: »Halt’s Maul, Huberbauer, wenn d’ hier schimpfrn 1villst,hast d’ zuerst ums Wort zu bitten!« Ein schwarzer Kater. Nach dem Spanischen von J. L aza r u s. Ein schwarzer Kater soll Glück bringen, hatte ich oft sagen hören, darum wollte ich gern einen besitzen Aber, wer einen schwarzen Kater that, verkauft ihn nicht; es ist also schwer, einen zu erwerben. Jch annoncirte in den Zeitungen: »Wer einen schwarzen Kater zu ver taufen wiinscht, wende sich an Herrn Soundso, da und da. Jch zahle gut. « Niemand meldete sictj Aber meine Geschäfte gingen schlecht und ich mußte meine Lage verbessern Eines Tages-, als ich inGeschästen durch die Straßen ging, ah ich an der Thijr eines Kohlenkellers einen Kater mit glänzend schwarzem Fell sich sonnen »Nun, fragen kostet ja nichts,« dachte ich und wandte mich an den Kohlenhändler, der mit seinem schwarzen Gesicht wie ein Mahnu tönig a115sah. ,,Wollt-Jt)r mir den Kater ver tausen?« Ohne Besinnen antwortete er: »Recht gern!« »Wieviel soll er kosten?« «Vier Thaler.« ..Gut.« ach gab ihm vier Thaler, der zta ter wurde in einen Sack gesteckt und in meine Wohnung gebracht. Darob arosze Freude in der Familie. Das Glück war einaezogen Jetzt mußte sich alles ivenken, sagte die Köchin, die eine halte Zigeunerin war Am selben Abend brannte ihr der Reis an, nnd als sie Obst herans holen wollte, siel sie aus der Treppe und brach den Arm. »Die Sache fängt gut an,« sagten wir. Die Köchin überlegte. »Jedensalls ist er nicht an’s Haus gewöhnt und muß erst zwei oder drei Tage sich einleben.« ,,.lch so!« . Arn folgenden Tage wollte uns ein entsernter Verwandter besuchen; als er bei uns eintrat, befiel ihn eine Ohn macht und er sank halbtodt in unsere Arme. Während wir um ihn bemüht waren, schlich sich jemand in den Kor ridor und stahl meinen Ueberzieher. Einige Tage daraus legte sich das Hausmädchen an den Blattern hin. Man mußte sie ins Krankenhaus bringen und eine Hilfe einstellen — ein Vergniigent Inzwischen trank mein kleiner Nesse irrthiimlich aus einer Flasche Chloral und wäre beinahe ge storben. Er schlief daraus 7 Tage und 7 Nächte und aß, ais er aufwachte, sämmtliche Vorräthe aus. Mein Vetter Josef aber, der bei ung wohnte, hantirte unvorsichtig mit dem Revolver, den er reinigen wollte, und schoß sich das rechte Ohr ab. »Nun, toi e bewährt sich Jhr schwar zer Kater?« sragte mich ein Bekann ter. Der Katert Unter all der Aufregung hatten wir ihn vergessen. Und er lag in der Küche in der Sonne und sah uns ver ständniszlos an. »Nehmet! Sie den Hinter nnd wer fen Sie ihn zum Fenster l)inaus«, be fahl ich der Köchin. »Um Gottes ioillen«, sagte sie, »Sie wissen nicht, mag geschehen ist!« »Was denn?« »Das ist gar tein Kater, sondern eine statze.« Jch stand mit offenein Munde da! »Den haben sich der Herr nicht an gesehen!« »Nein, der Vertijuser hat mir anch nichts gesagt.« »Aha, da haben Sie es. Ein schwar zer Kater bringt Glück, aber eine schwarze Katze Unglück!« Da nahm ich das Thier und warf es in den Garten hinunter, von tvo in dem nächsten Augenblick ein jämmer liches Geschrei ertönte, denn ich hatte die Katze meinem Hauswirth an den Kopf geworfen. Und der kam jetzt die Treppe herausgestiirmt. . Jch aber schloß mich in mein Zim mer ein und hängte mich am Fenster lreuz aus. So steht es in den Memoiren mei rsiæesl Freundes Sebastian. Armee er ! W Vater: »Na, Max, ich denke, ihr habt heute Prüfung?« Max: .,J0W0hl, Papa, von 3 bis 47 tomm’ aber nicht hin, Du blamirst Dich blosi« Höchste Eile. Auf der Landstraße traf ich neulich Abends einen meiner Freunde, der, mit einem merkwürdig gesormten Packet in der Hand, in größter Schnel ligkeit nach Hause lief. »Halloh!« rief ich ihm zu, »warum so eilig?« Er blieb nicht stehen, sondern schrie mir im Weiter-laufen zu: ,,Neuen Hut fiir meine Frau! Muß machen, daß ich schnell nach Haus komm’, ehe er uns modern wird.« Solide Verhältnisse. Onkel (seinen Neffen in der Stadt besuchend): »Na, das scheinen ja schöne Zustände hier zu sein; acht Zimmer hat der Junge zwar, aber in jedem sitzt ein Gerichtsvollzieher und warte auf ihn!« Sichetcs Zeichen. Frau: »Ich glaube wirklich, der Assessor hat unsere Tochter nur aus Liebe geheirathet!« Mann: »Na, da sehlt’s aber weit. Wie ich ihm die Mitgift auszahlte, merkte er gleich, daß ich ihm 1000 Mark zu wenig gegeben hatte!« Unter Dienern. Fraan »Wie gehts »denned - seinem Baron?« Jean: »O danke! Seine finanziellen Verhältnisse scheinen sich zu bessern — er bekommt jetzt schon wieder Mahn briefe!« Wint. »Ach, Herr Doktor, der Tonst, den Sie neulich bei der Hochzeit meiner Freundin auf-brachten, war doch zu reizend!« ,,z,aiiden Sie das, mein Fräulein!« »Ja, man möchte gleich selber hei ratl;cn.« In einer modernen Ansstellung. ""Se’o«p: »Hergott, is dös a Glück, daß »die Bilder eing’rahmt san!« Nazi: »Warum denn?« Sepp: »Weil ma sonst ja gar not wiifzt’, wo das ane aufhört und’s an dere anfangt!« Sein Spiel. Dame welche einem Herrn etwas auf dem Piano vorgetragen hat): ,,Spielen Sie auch, mein Herr?« Herr: »O ja. Jn meiner Stamm kneipe Stat, im Dilettantentheater den ersten Liebhaber und in der Lotte rie zwei Zehntel-" Verdtichtig. »Er: »Deine Freundinnen haben Dir heute Abend ja riesig viel Kom plimente Deines neuen Kleides wegen gemacht!« Sie: »Ja, ich werde wohl oder übel bei einer and-sen Schneidekin arbeite lassen mijssen:« « Unter Kollegen. Direktor A.: »Sagen Sie mal, Herr Kollege, wo ist denn das Feuer in Jhrer Fabrik eigentlich ausgebro chen?« Direktor B.: ,,Bedaure, Jhnen Da rüber keine Auskunft geben zu tön nen!« Direkto: A.: »Aha, Gechäftsgeheims niß!« Im Hutladcin ; Hutniachcr: »Ja, aber um Himmels swillen, Herr Wamperl, was haben Sie denn mit dein schönen Hute ange fangen? Der ist ja voller Veulen!« . Wamperlt »Ja schau’ns, ich war 3 sWochen in Oberbayern, und das sind ihalt Reiseeindrücke!« ; Nicht wankend zu machen. j Anna: »Du, ich habe gehört, daß Dein Bräutigam lolossal verschuldej ist?« Eminm »Weis3 ich; aber gerade das ist siir mich ein Grund mehr, ihn zu heirathen!« Anna: »Wieso denn?« Emma: »Weil es ein Beweis dasiit ist, daß alle Welt Vertrauen zu ihm hat!« Trüber Blick in dir Zukunft. Frau Müller: »Denken Sie sich, Frau Schulze, gestern ist der alte Thiirmer Obenaus von einem Auto Inobil überfahren worden!« Frau Schulze: »O, du grundgiitiss ger Himmelt Was soll nur noch wer den« wenn man nicht einmal mehr auf einem Thurm vor diesen Dingen iicher ist!«