Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 03, 1906, Sweiter Theil., Image 14

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    Gräban aus-»Hättet von G e o r g
L -«e ! y se
dem s
s
l
« , l. .
M den Ranken des Berges Me
JCKthürmt Balle di Rosiino aus den
- n Absätzen seine schwärzlichens
u r au , ie sich wie eine erschreckte s
während des Sturmes zusam- s
dient-tätigen Der - geizige Boden
tut-bitt um jeden dieser Weiler eines
ehtnale Vase von Kastanienbaumen
m Fu des Dorfes wölbt sich ein
Dop it l, das von einem Fiusz
du ogen wird, der nach Osten läuft
und ssch mit dem Nebenflusse des Hoko
und der Casaluua vereinigt. Der be
dentendste Weilen Casabitti. hat
keine besondere Höhe, ist aber reich an
Quellen nnd stuchtbarem Boden.
Schattige Winkel finden sich hier in
Ueber-fluß, und die Kastanien ergeben
eine gute Ernte. Zu Cafabitti
wohnte ein Greis, Namens rancesco;
Mazzoli. dem fein verhältni mäßiger
Wohlstand und die Thatsache, daß er
aus eine zahlreiche Familie zurückblick
te. zum unbestrittenen Oberhaupt der
Gegend machten, alle lebten einia un
tre seiner Autorität, und die Strei
tigkeiten beruhigten sich vor seinem
.Schiedsspruch, dem sich alle in Ehr
furcht vor seinem Alter und seinem
Charakter fügten.
Seit sat einem halben Jahrhun-!
dert hatte keine »Bendetta" Balle dis
Rostino verheert; nicht, daß die Be-»
wohner im Gefühl der Beleidigung
und der Ehre weniger empfindlich ge
wesen wären, als die übrigen Jnsas
sen des stolzen Corsiia, doch die Klug
heit Ceeco Mazzolis schlichtete die
Streitigkeit, und seine Gerechtigkeit
verhinderte das Unrecht. Die pa
triarrhilischen Sitten blühten im
Kreise dieser rauhen Bergbewohner;
verwandt oder befreundet bildeten sie
nur eine einzige Familie, die sich in
Eintracht um den Großvater schaarte.
Jhr freies und einfaches Leben wußte
nichts von den Jntriguen der Gesell
syast und kannte in Folge dessen auch
nicht den Haß.
Der Ehrgeiz aber, der diesen Ber
gen lange fremd geblieben, ieitnte
endlich aus. Man sprach von den
Nachbarn, die aus dem Festlande zu
reichen Leuten geworden und sich hier
Aentter undEhren erToorben hatten.
Diese Beispiele wurden von den Sal
daten erzählt, wenn sie in’s Dorf zu
ruckkehrtem sie berichteten von ein
fachen Soldaten, ihren Landsleuten
die die Offizierswürde erlanczt hatten.
Abends verfetzten sie die Zuhörer durch
Erzahlunig von tausend Abenteuern in
Erstaunen. Ein Kind des Landes,
das Soldatzyewesem wurde zu einer
Autorttai. · : hatte große Meere ge
sehen; wer hätte gewagt, seine B-:
hsvptllngen anzuzweifeln2
Zu jener Zeit, als der obligatori
sche Militärdiensi noch nicht existir1e,
raubte die Aashebung dieser beschränk
ten Bevölkerung nur wenig junge
Leute; dochdgroß war der Kummer,
wenn einer von ihnen fort mußte!
Carl Jgnazzio Taddera, ein Vetter
Mazzolis, und der Bräutigam Bene
deiia’s, des einzigen Kindes des jung
en Sohnes Cecos, der in derBliithe
er Jahre gestorben, war in dieses-n
Jahre zur Aushehung gegangen und
atte eine schlechte Nummer gezogen.
ser Revisionsraih hatte ihn fiir
diensitauglich erklärt; man hatte zu
Laufe geweint, mußte sich aber in dac
avertneidliche fügen. Der Einberu
fmzzihefehl lam, er mußte fort.
- «t dem Segen des Vaters, der
ihm eine Medaille um den Hals ge
hängt, und mit einigen Silberfiück
chen ausgestattet, die sich die Mutter
Herrlich zufammengespari nnd ihn-.
·nr letten Kusse in die Hand ge
fleckt, machte sich Carl Jgnazzio, von
Cecro und Begedetta bis nach Ponte
Ruovo begleitet. auf den Weg. »
Dort tauschten die beiden jungen
Leute den Verlobungsluß, dann
Ezitt Taddera über die alte genuesii
Btücke, und als er ihren Blicken
entfchwundden war, kehrten der Groß
vater und die Enkelin traurig nach
hause zurück.
Ein ahr war verflossen.
Am ahrestage von Carl Jgnaz
« ios « iden waren der Greis und
as Kind nach dem Ahichiedsorte ge
pi ert; schweigend stiegen sie die Ans
hö hinauf. und heiße Thränen roll
Bier-liber- die Wangen des jungen Mäd
c.
Cecco hatte sich im Schatten eines
Kastanienbaumeg niedergesetzt, und
Lein rauhes Wort ward milder, um
as Kind zu trösten. Liebkosend
drückte seine Hand Detths Kon an
seine Schulter, nnd sein Mund trock
nete ihre Augen. Das braune Haar
verschwand in dem langen weißen
Rörpeh die schianke Büste verband
sich mit denktnochigen Körper-, die
matte Btässe s jungen Gesicht-·- lehn
tse sich an die harten Wangen; und der
strenge Großvater verwandelte sich ne
ben dem trauener Kinde in den zärt
lichsten Trostspender.
Ein junger Mann im leichten Ko
stiim weg reisenden Künstlers be
» trachte im Schutze eines dichtbelaut
ten Baumes die Gruppe; er öffnete
ein All-um und sing an, eine schnelle
St· zu entwersen.
nzzsit sah ihn rnit hartem Biicke
: en; der Unbekannte trat näher und
sie den GR. de s
s- sp«seth n n«. agte er.
: jin THE nnd Pariser nnd stu-:
»- MIse- Land. eh konnte
Hi sp « nicht wider eben, eine
' in einem prächtig-en
. gegeben- Mein Rasse
ist Marcel Reynold, und ich wäre
glücklich, wenn i in dieser Gegent.
die mich unwider hlich anzieht, sür
einige »Sage ein Obdach finden
türmte.
T Tecco erhob sich und reichte mit
zxchneäler Bewegung dem Fremden die
an :
»Sie haben als Freund gesprochen;
Sie sind mein Gaitk
Retznold entschuldigte sich; er wollte
sich nicht in dieser Weise ausdriingen,
et wünschte ein persönliches Logis zu
miethen, doch der Alte unterbrachihu:
»Der Plan des Bräutigams meiner
Enkelin ist stets an meinem Tische be
legt, auch der des Gastes, den mir der
tmmel schielt. Das ist das gastliche
setz der torsischen Berge; ich kenne
meine Pflichtt«
2.
Seit einem Monat wohnte Marcel
unter dem Dach-e der Mazzolis. Von
dem wilden Zauber dieser ursprüng
lichen Natur und der berzlichen Auf
nahme entzückt, hielt er sich längere
Zeit in der Gegend aus; vielleicht hiel
ten ihn auch Dettcks leuchtende Au
gen zurück und erwärmten sein Herz,
rieses Herz, das so furchtbar gelitten
hatte und das nun wetder zu leben
begann. Denn Reynold hatte Paris
unter dem schmerzlichen Schlage einer
verlorenen Liebe verlassen; das wilde
Korsika erschien ihm als eine würdige
Zuflucht für seine verwundete Seele,
die erst jeyt zu heilen ansina.
Mit vollem Vertrauen auf seinen
Gast —- schöpfte er doch dieses Ver
trausen aus seiner eigenen Rechenschaft
-—ließ Cecco seine Tochter durch die
:Gefilde mit dem Künstler streifen, der
sich unbewußt in diese, in voller
jSonne ausgewachsene sreie Pflanze
vollerUnschuld und Anmuth verliebte.
Wenn er in einiger Entfernung vom
Hause arbeitete, brachte sie ihm sein
Frii stück und sah ihm tiefbewegt, als
te die ihren Augen vertrauten Plätze
auf der Leinwand entstehen sah, beim
Malen zu. Er plauderte mit i r unt
war entzückt über ihre naive »sic
heit, ihren gesunden Verstand und
ihre reine Seele.
Beide kehrten sie, neben,einander
wandelnd, nach Hause zurück, als
»Detta beim Ueberspringen einer Wur
jzel aus-glitt. Mit einem Ruck saßte
lsie Marcell, riß sie empor und zog sie
Jan seine Brust. Erst als sie sich ibrn
ientzogen hatte, erkannte er an der
iVerzweislunH die er empfand, daßer
. sie liebte.
Er liebte sie. Er hielt sich von ihr
’sern, denn diese Erlenntniß erfüllte
ihn mit Angst. Er liebte sie, und sie
war die Braut eines Anderen! Aber
liebte sie diesen Soldaten?
Mit langsamen Schritten kehrten
sie nach Hause zurück, er erschüttern
sie sorglos.
I Arn nächstenTage trafen sie sich wie
der im Gehölz. Als sie sich über seine
Slizze neigte, streifte Detta mit ihrer
Wart die des Malers. Bei dieser
Berü,rung umschlang Marcel das
Kind und drückte seine Lippen aus die
ihren
Heftig empört, machte sie sich los;
ihre Augen funlelten in wilder Ver
achtung, doch schon trat Cero, der zu
fällig Zeuge der Szene war. aus Ren
nold zu: «
»Elender! ich sollte Dich tödten!
Doch obwohl Du die Tochter Deine-E
Wirthes u küssen versucht, vergesse ich
nicht, da Du rnein Gastsreund bist.
Geh’ also und bitte Dich,« denn mir
Sonnenaufgang ist meine «Vendetta"
Dir ertlärt.«
Mareel richtete sich entschlossen aus
und sprach:
»Ich habe schlecht gehandelt, Fran
ceoco, doch ich liebe Deine Tochter
und will meinen hler wieder gut
knacken; Detta so mein Weib erer
«en."
Trotz der Thränen des jungen
Mädchens, trotz ihrer Betheuerungen
bleibt der Alte unerbittliche er bat sie
in den Armen eines. Mannes über
rascht, sie wird den Mann heirathen
Sie ru t den Namen Carl Ognazk
zios und ihre Liebe zu ihm an, bit
tel» ihrn zu schreiben, ibn herbeizu
rusen und feinen Urtheilssprucb ad
zuwarten.
»Glaubst Du denn,« versetzte der
Alte stolz, »ein Tadrern, unser Bette-, (
ein Korse, würde sich Deinen Wiin i
Fckjcn fügen?« i
Und do der Wille des Oberhauptezs .
in der Familie stets alles durchletzi,«
so unterwirst sich Detta dem Gebot. (
Reynold weiß nichts von diesen
Kämpfen; er darf erst wiederkommen,
um die Braut znm Altare zu führen!
Die Tage sind verflossen grausarn’
für seine liebende Erwartun, nai
grausamer sür das Opfer. s .oris«eu,»
mor en soll Detta die Ehe eingehen,
die Je zur Verzweiflung bringt. Sie
liebt Carl Jgnruzia sie weiß, das
Carl Jgnazzio sie liebt!
Z.
Fröhiich über den erhaltenen Ur
laub und sich im Voraus der Ueber
raschung steigend, die er den Seinen
nnd seiner Brout bereiten wollte, hatte
Taddera die Post von Col-te aus der
Hö von Bnrchetta verlassen, und
lei isiißig schritt er die Anhöhe hinan,
aus deren Gipfel sich der Glocken
thurrn von Campila erhebt; dann
s itt er aus Pfaden vorüber, die er
s on- in Finer Jugend getan-M und
erreichte nstoniccim
Von einer Schånle aus rief ihn
sein Zwei-nd Caceinu an.
Er trat ein, schiltielte den Anwe
Mdm die nde nnd trank ein Glas
for chen ranntwein, ohne sichaber
Iei- ula n, denner hat-e Eike, sei
znrs setz-sw.
»Was « mirs Dich »meine-«
fragte Caccino, »Du hsait es wohl
eilig« der Hochzeit Deiner Benedetta
reizt-wohnen .« «
»Was sagst Dai«
« sage, die Mazzolis haben einen
Pariser beherbergt einen Bilder
rnacher, den Deine Benedetta heute
heirathet.« ·
»Sangue della Madonna!« brüllte
Carl Jgnazzirx »Sie sollen mein
Hochzeitsgeschent haben —- ein schö
nes! Daran rserlaß Dieb«-«
te Damit sprang er auf und lief wei
r. -
Er lief atheinlos bis zu einem
Hause, trat ein, ohne mit den deinen
zu sprechen, ging zur Wand und er
griff ein Gewehr.
DieMutter sah ihn bestürzt wie eine
Erscheinung an. Der Vater verstand.
Er hielt seine Frau zurück und sagte
zu feinem Sohne: (
»Du haft Recht; Blut muß fließen;
Du bitt ein echter Musik« - ;
Doch Carl Jgnazzio hörte nicht«
mehr auf ihn; .er schritt über den
Platz und trat unter die Kirchenthiir.
Der Zug verließ die Kirche. Detta
zitterte bleich an Marcels Arm. Ein
Schuß ertönte. Der Maler wankte
und schlug. von einer Kugel in die
Stirn getroffen, nach vorn über.
Das rauchende Gewehr in der Hand
trat Taddera vor und sprach ruhig:
»Ich bin’s!«
Bei feinem Anblick vergaß Detta
den blutigen Mörder. fn sah in ihm
nur den Befreier, sie hörte nur den
Schrei ihrer Liebe und lief rnit offe
nen Armen auf ihn zu.
»Carl Jgnazzio!"
Doch der Soldat stieß sie zurück und
wandte sich an den alten Korsem
«Vetter. ich glaubte, ein Mazzoli
habe nur ein Wort. Du hast meinet
dig gegen mich gehandelt. Es soll
Blut zwischen uns fließen. hüte
Dich, Du und die Deinen!«
Und ohne aus die Ertliirckngen des
Greises zu hören, entfernte sich Tad
dera, lehrte nach Hause zurück, benach
richtigte seinen Vater von dem Vorge
fallenen und flüchtete in die Berge.
4
Weit entfernt, Detta Entseßen ein
zuslöszen, hatte der von ihrem Bräuti
gam begangene Mord das Gefühl der
Liebe erhöht, das sie fiir ihn hegte. Sie
war stolz daraus, ihr Herz einem
Manne geschenkt zu haben, der sein
Recht so tiihn zu rächen wußte und sie
gleichzeitig von einer erzwungenen und
verhaßten Verbindung befreite. Sie
litt nnr darunter, daß er sie falsch
beurtheilte und sie für die Mitschul
dige ihres Großvaters hielt; auch be
unruhigte sie sich wegen der Vendetta,.
die -Taddera ihren Verwandten er
tlärt; vor Allem aber sagte sie sich,
daß sich Carl Jgnazzio in seiner Lie
beswuth selbst zur Existenz einesi
Proskribirten verurtheilt hatte. i
Doch in Dettcks Adern floß reiches
alttorsisches Blut; es fehlte ihr weder l
an Muth, noch an Willens-kraft Sie I
wollte zu ihrem Bräutigam eilen und
ihm ihr herz "öfsnen. Er sollte alles;
erfahren, und ihrem Worte würde er ;
glauben. Sie zweifelte nicht daran; log i
ein Mädchen ihres Geschlechts? Dies
Feinbseligteiten der beiden Familien
würden sich beim Klange ihrerStimme s
beruhigen. Doch ach, der Rächer
wurde dann noch immer von der Ju- «
stizbehiirde als Mörder und von dem
Kriegsgericht als Deserteur verfolgt·
Nun denn, wenn er das Leben eines
Banditen führen müßte, sie wollte es
mit ihm theilen.
Jndessen nahte die Stunde, da sie
beim Begräbniß des Todten erschei
nen, ihren Schmerz zur Schau tragen,
Ehre Kleider zerreißen, sich die Brust
mit den Nägeln zerfleischen und
schließlich das Todtenljed anstimmen
mußte.
Nichts konnte sie dieser Verpflich
tung entziehen. Der Großvater hatte
sie mit Gewalt zum Begräbniß gezerrt
nnd so das öffentliche Gerede Lüge
gestraft. Sie schritt der-halb auf den
Leichnam zu, der vor der Schwelle
ausgesetzt war; doch anstatt die starre
Hand zu ergreifen, erhob sich ihr
Finger mit tragischer Bewegung gen
Himmel und sie begann:
»Die Gras-müde weinte aus dem
stastanienhaume —- der triigerische
Frackuet hat sich in ihr Nest geschlichen
s— doch eines Tages hat sich der Ver
räther in das Gebiet des Fallen ge
wagt, und der Falte hat den Schur
ten in seinen schrecklichen Fängen er
Mitgi- Das Weibchen des Fallen
tlagt ebenfalls —-- ihr Geliebter hat sie
»für schuldig gehaitem doch ihrSchmerz
macht sich in wildern Schrei, in Tönen
rer Wahrheit Lust; sie lla t, daß ihr
Gotte sie verlassen; sie dnn t ihm, daß
er sie gerächt. Der Schuldige ist unter
dem gere ten Zorn des Falten gestor
;ben. —- ch beweine meinen verlore
lnen Geliebten —- ich liebe ihn, weil
Her mich get-Lichtl«
l Die Anwesenden hörten in stummer
Besiiirzung zu; Ceeco wollte sie, blaß
vor rn, so daß die Adern auf seiner
weis ichen Stirn anschwollen, Unter
brechen und rief; »Gehst-ist«
D wie be eistert fuhr sie in ih
rem ,, amento fort
«Das Blut tft gerecht geflossen-o
Rache-, kehre nicht Dei- Eisen gegen
die Meinen! Denke an die Wittwe, die
Deiner »rei! —-— Kehre uriick zu der
Braut, te auf Dich hofft, auf Dich,
densftärtsien und größten aller Män
ner.« .
Detta ri sich den Witwenschleier
alt und· chten im weihen Gewande
der Breit-h Dann wandte sie sich von
dein Leichnam ai, durchschrttt die Rei
en der bestitrzten Anwesenden nnd
egab sich in die Wohnun von Carl
Jgnazzsias Eltern. bnen a te sie al
! les nnd fiigte dann inzut »Tai-i hr
Hin Eurem Haufe fur Eure T tee
iPlaU"
E Doch als Ceeeo sich von feiner er
lsten Bestiirznng erholt, machte er sich
auf die Suche. Er trat in Tadderas
Haus; seine rauhe Hand legte sich auf
Dettaö Schutter; er zog sie unter sei
nem mächtigen Drucke mit sich. nnd fo
start war die Majestiit seiner Bewe
gung, daß Niemand ihm zu widerstre
ben wagte. Zu Hause zurückgekehrt,
schloß er die sich Sträubende ein.«
5
Zitternd stand Detta am Fenster
und ließ die Blicke über die Sumpfe
der Berge schweifen, die Siimpfe, in
denen Jgnazzio herumirrte.
Der Ton der Glocken verkündete die
Nähe einer Viehheerde, nnd in dem
tleinen Hirten« der sie führte, erkannte
Detta Guido, den Halbvetter Taddei
rag. Sie rief ihn an: «
»Guido!«
Der Hirte näherte sich der Mauer.
»Du weißt, wo sich-Carl Jgnazzio
versteckt hält?« murmelte sie mit er
stickter Stimme.
Der Junge trayte sich den Kops,
sah sie an nnd gab teine Antwort.
»Du willst es nicht sagen, aber Du
weißt, wo er sich versteckt. Sucheihn
ans und erzähle ihm, was a f dein
Begräbnis umgefallen Du warst
dabei, nicht wahr? Sack ihm, ich
wolle mit ihm sprechen-ich liebe ihn.
und wenn er will, so werde ich zu
ihm eilen, Du wirft mich siibren.«
Der bitte blinzelte mit den Au en
nnd entfernte sich ein Liedchen p ei
send.
Die Nacht brach herein. Detta
nsachte ängstlich. Von der Erwartung
und der erduldeten Aufregung gebra
chen, schlummerte sie ein, als ein leiser
Schlag- gegen das Holz des Fenster
ladens sie aufschenchte. Mit einem
Satz stand sie am Fenster. Guido
stand dort·
»Carl Jgnazzio erwartet Dich.
Detta.«
»Gut —- tiolc die Leiter ans dem
Schuppen und halte sie mir!'·
Nach einigen Anstrengungen gelang
eH dem trotz seines jugendlichen Alters
recht trättigen Burschen die schwere
Leiter auf urietttenx behend stieg Detta
die Spro en herunter und betrat mit
Guido die felsigen Zußwege
Sie schritten vorsichtia dahin, hiel
ten manchmal inne und spitzten das
Odr, wenn sie Schritte hinter sich Fu
vernehmen glaubten Sie erschrocken
vor dem Kniitern eines trockenen
Zweiges und dem Rauschen der Miit-—
!cr. Dann aber nahmen sie wieder be
ruhigt ihren Weg aus.
Einmal aber glaubten fie ganz
sicher, ein eigentniintliches Geräusch zu
vernehmen. Guido drehte sich um«
tetrachtete die Fußipuren auf dem
Boden und leate das Ohr an die Erde.
Dach er entdeckte nichts. Aber ftc
hatten doch ganz deutlich gehört!
»Ah bah,« fagte das-Und Jeden
falls ift ein Eber hinter uns dreinge
lanfen.«
Als sie sich rein Zufluchtsorte des
Verfolgten näherten, machten sie vor
sichtshalber einen langen Umwea.
Plötzlich pfiff der Führer dreimal und
wartete dann· Bald theilte sich das
Gestrüpp. Carl Jgnazzio erschien
,mit fchußhereiter Flinte, den Finger
auf detn Hahn.
Detta lief auf ihn zu doch er hielt
sie rnitfo verächtliche Bewegung zu
rück daß das arme Kind in Thriinen
ausbrach. «
»Ich liebe Dich« schluzte fie, »ich
liebe nur Dich! Ich bin nicht schuldig,
ich fchwiire es Dir!«
Doch argwöhnifch wich Taddera
ihrem Kuffe aucs und fragte
Was willst Duf«
Zelt will Dir folgen!"
; ch bin ein Mör der!'«
i »Was tünnnerts mich? Ich will
LDein Weib, Deine Magd fein und
werde Dein irrend-IS Leben theilen.«
»Ein Weib ift fiir den, der sich ver
ftertt hält zu gefährlich, besonders ein
Weih, u deni man kein Vertrauen
mehr ha . Solche Weiber richten was
zu Grunde. Wer weiß, ob Du nicht
felbft zu mir gekommen bist, urn rnich
zu verrathen?«
-Jch!«
»Wer sagt mir, ob Du nicht diesen
Unglücksfranzoten liebtest und ihn
nur rächen willst?'«
«Jgnazzio,« versetzte Datta mit
stolzer Energie, »mit welchem Rechte
beschimpssi Du mich? Bin ich nicht
ein Kind Dein-er Rasse, und haben
wir Vettiitherdlut izi den Adern? Ich
schwör-e Dir, ich habe Dich allein ge:
liebt: ich bin vielleicht- seig gewesen«
daß ich mich dem Willen des Vaters
efiigt, doch das ist die einzige Schuld-,
gie ich gegen Dich begangen. HastDu
nicht gesehen. als Du mich wieder er
obern wolltest, wie ich in dantbarer,
liebender Ausmallung, ohne mich um
den«zu kümmern, den Du erschossen
und den geliebt zu haben Du mich
anklagt, ank Dich ugestiirzt bin?
Jm nthe1l, ich ha te den Mann,
der ini Dir raubte, und ich jauchzte
bei Deiner Rache, ich habe Dich ge
segnet, weil Du mich hesreitl«
Er hatte «sie angehört, nach und nach
von der Leidenschaft ihrer Worte, von
ihren Ihre-nen, ihrer Schönheit be
siegt; schon streckte er die Arme nach
ihr ans-» als eine Teuppe In die· Lich
tung tmnte7 er war von Gendarmen
um n.
Eenselsweihk tnieichte er zwi
Ken den Zähnen, »ich hätte dreien
rrath erwarten solle-M
Entgegenkommt-sc
· » . . Ach. Fräulein Lucie, ich habe nur ein Lebensziel —- und das sind
Ste. Glauben Sie, daß ich es je et reichen werde?—« » »
»Sie können wenigstens versuchen, Ihrem Ziel etwas naher zu rucken!«
I . E
»Ergieb Dich, im Namen des Ge
feßes!« tief der Brigadier.
Detta stieß einen Schrei dee Vet
ådveiflung aus; set fchulteeee feine
asse und schien bereit, fein Leben
theuek zu verkaufen; die Katobiner
der Teuppe senkten sich in dieser Nich
jung.
»Hältst Du mich für schuldig.« rief
sie, .wenn ich mit Dir fietbe?"
Sie hatte sich im Augenblick, da dac
Gemehefeuek begann, vor Taddeea ge
wctfem und beide stürzten zu Boden.
Dem Tode nahe. von Kugeln durch
bphti. hatte Jgnazzio die Kraft, sie in
die Arme zutnehmen und auf die Lip
pen zu küssen.
—--·-.-.—-—
Wittwenverbkenmmg.
t-—.
Die britische Regierung in Indien
ift lebhaft bennrubigt darüber, das-,
alle ihre Bemühungen die »Sati«
oder den freiwilligen Feuertod der
Wittwen auszurotten, den furchtbaren
Brauch nicht völlig haben beseitigen
lönnen. Jm vorigen Jahre wurden
sieben bei einer folchen Verbrennung
tsetheiligte Personen streng bestraft,
um ein Exempel zu ftatuiren« nnd
ietzt kommt schon wieder die Nachricht,
diß eine junge Wittwe mit Hilfe von
Verwandten und Nachbarn auf dein
Scheiterhaufen ihrem Gatten in das
Paradies gefolgt ift. Es wird darüber
berichtet:
Die Beamten in Luclnotv erfuhren,
drtß eine ju endliche Wittwe in Catria
pore den zeuertod gestorben wäre,
nnd die Unterfuchitng ergab, daß das
Gerücht auf Wahrheit beruhte. Vers
haftungen konnten nicht vorgenommen
werden, da die sanatiictken Anhänger
der alten Religion die Namens der
Mitfchuldigen aeheim hietten. Auf
dein elben Scheiterhaufen, der die
Lei des Arbeiters Chundet Moo
lerjhar ver brie, hauchte auch feine
löiiihri e ittwe freiwillig denAthem
aus. r hatte erft vor urzent ge
heirathet, und die beiden Ebeleute,
die der alten Religion anbingem lieb
ten sich leidenfchafttich. Als dann
Chunder Mooterjbar nach lurzer
Krankheit plötzlich starb, schien die
junge Wittwe trie betäubt. Niemand
drängte sie zu ihrem Opfer, und fie
begleitete die Leiche auch nicht zum
Scheiterhaufen. Esrit als das holz
fchon angezündet war, «erfchien sie
ganz in Weiß gekleidet Ihre Gewän
der waren mit Ketosin aetriinlt« und
ihren Uniertiefer hatte fie festgebun
ren, als ob sie fu«-on eine Leiche wäre,
wahrsck,einlich um nicht vor-Schmerz
zu schreien, wenn die Flammen sie er
grissen. Ja ihren Augen leuchtete der
Entschluß, sich mit ihrem Gatten in
der anderen Welt zu vereinen, und
ohne einen Augenblick zu zögern,
warf sie sich neben die Leiche mitten
in die Flammen. Als ihre Gewänder
ausslaminten, sprang sie empor und
tiliclte mit erhabenen Auaen um
Himmel auf, dann sant sie erstickt
nnd bewußtlos zurück und war bald
is Asche ver-sausen
Gerade zu derselebn Zeit baten die
Mitschuldigen der »Sati«, die vor
einem Jahre zu Gefängnißstrasen
ron neun Monaten bis zu stins Jah
rcn verurtheilt worden woren,. um
eine Milderung ihrer Strafen. Die
Gerichtsherhandlung hatte gezeigt,
daß es sich hier um das Beispiel einer
sehr seierlichen Sati handelte. Chau
drhi Missie war ein einsluszreicher
Brahmane aus hoher Kaste, der im
Torse Sanchari bei Behar lebte· Nach
seinem Tode gruben feine Verehrer
unter Leitung seines ältesten Sohnes
Juggernath flache Gräben in orm
eines Andreastreuzes und fchi teten
daraus das Holz zum Scheiter .usen.
Beim Fällen des hotzes, das einen
Theil ver Trauereeremonle bildet,
hatte Juggernath geholfen. Als die
Dorsbewohner die Wittwe im Flus
haden sahen, rannten sie sieh zu: »Die
Wittwe Chaudehi Missirs will Satt
werden« Da man seit einein halben
Jahrhundert keine Satt in Sanchari
gesehen hatte, strömten Hunderte her
bei. FreiwilligesMusilanten tamen
mit Trommeln. Zimteln, Goan und
heiligen Sants oder Muscheln, ans
enen feierlich neblasen wurde, wenn
der Geist sder Wittwe sich mit dein
ihres Gatten Vereint. Endlich war
der Scheiterhansen fertig. Träger
brachten die Leiche und legten sie mit
den Zsilsen gegen die unter ehende«
Sonn-, und ie jlingeren Sö ne leg
ten die Kleider und die Ausriistiing
des Verstorbenen daneben.
Dann erschien in Begleitung zweier
Mädchen in ihren Brautgewandern
die Wittwe. Sie strahlte wie eine
junge Braut. und die Frauen, die bis
her Klagetöne ausgestoszen hatten.
ließen ·etzt triumphirende Töne
hören. seie senkten die Kövfe und
murmelten: »Sali! Ein gutes Weib:
Gesegnet sei Chaudrhi Missir!« Jug
gerniith reichte qesasit seiner Mutter
die Hand, iie bestieg mit seiner Hilfe
den Scheiterhauer und legte sich aus-.
gestreckt neben die Leiche, den Kopf
unter die Schulter des Todten, ntziees
einein demüthigen Weibe geziemt.
Nun war alles bereit. Die Männer
entloelten den heiligen Sants lang-«
gezogene Töne, Trommeln, imbeln
und Gongs ertlanaen gedämpf . Dann
sagte die Wittwe ianstt »Mein Sohn,
da Du hier bist und das Gesetz nicht
fürchtest, to thue Deine Pflicht als
getreuer Hindu.« Da entzündete
Jiiggernath einige Weisenhalnie, um«
scbritt dreimal den Scheiterhauer
und brachte das Feuer dein Munde
des Leichams nat-t. Als aker der
Icheiterhausen noch nicht brannte. bat
er vier gute Brahmanen, ihm zu hel
fen. Seiner Aufforderung entspra
ct.en seine jüngeren Brüder. Sie ver
brannten erst Weihrauch aus dem
Scheiterhaufen, tauchten Svöhne iri
Fett, entzündeten sie und legten sie
unter das Holz des Scheiterhaufens.
Nun sprangen die Flammen auf und
dereinigten fich mit dem Rauch des
Weihrauchs; die Trommeln, Gonas
iiitd Zimbeln fielen laut ein. Als die
Flammen die Gewänder der Wittwe
ergriffen, wand sie sich vor Schmer
zen, darin stand sie, in Flammen ge
hüllt. auf, erhob die Arme und lehrte
das Gesicht der untergehenden Sonne
zu. Die Menge mit dem ieierlichen
Rufs »Sat Ram! Sita Ram! Sari
Mai Hai Jai!« übertönte die Musik.
le lich fiel die Wittwe über den
Let nam des Gatten und beide schie
nen sich aemeinsam aufzulösen Bald
Mltchkk sich ihre Alch e mit der«def
Scheiterhaufens.
—
seine Abschied.
Von einem Banliee verglsschieden
sich auf dem Bahnhof Verwandte und
Bekannte. Kurz vor Abiahrt des
Zuges reichte ils-m seine Schwäzierin
noch eine Tafel Chololade mit den
Worten: »Damit Du nicht verhun
gerft!« — Daraus sagt fein Betten
ihm ein Fläschchen mit Kognnl über
ekend: »Hier, damit Du nicht ver
urstest!'« ——- Seine vierjährige Nichte,
die ausmevlsam zugehört hat« foll ihm
nun noch ein Veilchensträufzchen re.«
chen. Sie thut dies auch, an's Coupes
senstet emporgehoben, mit Den Wor
ten: »Hier, lieber OnleL damit Di
nicht verdustest!«
.-.-’. »
seiner-sähe- Protest.
Meiftec »Da Bengel, hast Du eine
Ohrfeige!«
Schuhmacherlehrling: »Meefter, soll
der Ton zwischen uns wirklich auf die
paräammtarischen Formen herabsin
ten «
Schum- beseitigt
»Sagen Sie mal. warum haben Sie
denn allen Verkehr mit dem Müller
abgebrochen?« ,
»Ach, der Mensch hat es ja nicht
einmal file nöthig gehalten, mir zu
meinem Vetdienftlreuz«zu gratuliren!«
Blum-ists
Minnat »Wo dienii Du denn jetzi,
Anna?«
Anna: »Na, seitdem mir mein Un
ierossizier untreu ieworden is, bin ick
beim Militärichneider in Dienst je
gangenz da kann ici mir doch wean
itens an die Uniformen sattsehen.«
. Poesie Ins Prof-.
Erster Dandwertsburschet »Dei.
Lade. sieh mal die schöne Landschaft
im Abendroth.«
Zweiter Zandwertgburfchet »Ein
n
fckönei La schaaf als Abends-ro
tväre mir iiebek."
—- -.-.-..-...---.-.
Ists-eine nach sahest Vorbilder-h
Mann Czu feiner Frau nach einer
heftigen Szene): »Du, wir wollen
iMoltke doch lieber nur zur Miste to
spiren und fortan wohl getrennt mar
schirem aber nicht vereint schlage-IF
Z
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