Maives Mitgift Roman von Gurt Darm-dort (15. FortsehungJ Malt-e war erschrocken, daß sie sich ern liebsien gleich wieder aus dem immer geslitchtet hätte. Denn die orte ihres Mannes waren ja nicht Sie ihr- Ohr bestimmt gewesen, und «" tten sie überdies getroffen wie au ame Peitschenhiebr. ,, ach allem, was ich hier durch uachen mußte —« Konnte er es deutlicher aussprechen, wie unglücklich L sich fühlte! Unglücklich durch seine irath, die ihn aus dem Geleise ge orsen und um seine Zukunftshoifs eungen betrogen « hatte. Es war ja chließlich nichts anderes, als was sie iert langem gefürchtet, was sie zu ih r Qual sich selber hundertmal ge gt hatte. Aber daß sie es nun aus-I inem Munde hören mußte und daß D gerade Lydia von Thyrnau war, die er zu seiner Berirauten machte. Fuhr ihr doch wie mit Messern durch fie Seele. enes Mädchen also be saß die Ma i, ihn zu erlösen! Denn pas Bernd da gesagt hatte, mußte sich ddch aus einen von ihr ausgegangenen orschla beziehen. Und nur sie, sein « ib, and wieder als Hinderniiz dazwischen. Ihrer ustimmung erst glaubte er sich versi ern zu müssen, ehe er that, was ihm wie eine Erlö sung erschien. Es war nicht ein Be oeis seiner Liebe, den sie in ihrer ge -Wartigen verschüchterten und ver rämten Gemüthsftimmung darin er klicktq sondern nur ein Beweis seiner chmerzlichen Resignation, ein unum wundenes Zugeständnis daß er sich ganz ais dasrhnmächtige Opfer der unseligen Verhältnisse betrachtete, die ihr selbstsüchtigeä Festhalten an ihm tu sein Leben gebracht. » athmend und todtenbleich hat sie den Gast an den im Nebenzimg mer gedeckten Tisch, wo sie den aus eini en kalten Schüsseln bestehenden bes eidenen Abendimbiß hergerichtet hatte. Berndshatte sich beim Klang threr Stimme betroffen umgewendet, denn er hatte ja nichts von ihrem Eintritt qehört; Lhdia aber, die nicht im Zweifel darüber sein konnt-» daß Maer die letzten Worte ihres Man nes vernommen habe, näherte sich der runan Frau-und legte schwesierlich tunlich den Arm urn ji«-. »Finden Sie es nicht eigentlich febr freimiithig, liebste Malve, daß ich ohne alle Bedentlichleiten Jdre Gast freundschaft annehme, obwohl Sie die emeinige einst zurückgewiesen Aber ich habe miss- nun einmal in den Kopf gesetzt, daß Sie mich liebgewini gen sollen, und ich werde Inir’s von nun an nicht mehr verbieten lassen, um Jkre Freundschaft zu werben.« Ma ve preßie einen Augenblick die ippen fest aufeinander, urn nicht utch ein vertiithetifches Beben der Stimme zu verrathen, wie es in ih rem nnern aussah, und sie erstaunte iiber eh selbst, daß es ihr wirklich ge lang, scheinbar ruhig zu erwidern: «— »Sie beschämen mich, Fräulein von chhtnaM Aber ich hoffe, daß ich mich en meines damligen Verhaltens u« t vor Jhnen zu entschuldi en brauche. Denn ich weiß ja, daß spie Ineine Beweggründe kennen.« »Ja. Und ich habe Jhnen deshalb auch nicht einen Augenblick gezürnt, pbwohl ich nicht leugnen kann. daß die cbfage rnir recht weh ethan hat. Eine kleine Genu thuung a r sind Sie mir Loch wohl chuldig. Und gerade jetzt istbedie Gelegenheit da, sie mir zu n « Maine wußte. daß die nächste Mi nute ihr die Erklärung für die röth felhaften Worte ihres Mannes brin n winde, und sie nahm all ihren utb zusammen, um auch dem Schlimmsten mit Fassung zu begeg nen. »Ich werde gewiß alles thun, wag ift kann, Fräulein von Thnrnam um Ihnen eine bessere Meinung von mei ner Dankbarkeit zu ermöglichen« »O, wenn Sie es gleich wieder so an ehent Und wenn Sie mich beharr Ii Fräulein von Thyrnau nennen — woher fvll ich dann überhaupt den Muth nehmen, mit meiner Bitte her auszuriickeni Denn als Bittftellerixi komme ich zu Ihnen. Jch befinde mich in einer großen Verlegenheit. Die Aufgabe, die ich mit der selbst ständigen Verwaltung meines Besitzes auf mich genommen habe, geht über meine Kraft. Jch war neuerdings ge nöthigt, Frankenhagen durch Antaxsf Zweier großer Borwerte abzurunden, und ich sehe, daßich nun mit der Ar beitslast nicht mehr fertig werde. Jch brauche jemanden. auf dessen Schul tern ich den größten Theil abwälzen kann —einen thatiräftigen, zuverläs si en Gehilfen, wie ein Fremder eg »Ur wahrscheinlich niemals fein Nrdr. Würden Sie Ihrem Gatten erlauben, liebste Malve, mir diefer Mitarbeiter u seini» . Dei war freilich das Schlimmste M Walde hätte treffen können - nd es wurde ihr nicht leicht, ihre Be -» ng zu verbergen. Aber Bernos « « , da er darin etwas wie eine - — ehe, kiangen ihr noch im « r. Sie zwang ihr zucken .- ARE-, und indem fie sich I » , zuwandte, fagte sie: »" W Wiesi Du rmeh un: » fresse-: kam-, eh- Du »- «. über Deine Angelegenheiten entschei defti Was Dir als gut und weck mäßgi erscheint, wird selbstverständ lich auch fitr mich immer das Gute und Zweckmäßige Fein« · Bernh kämpfte ichtlich mit seiner Verle enheit. » ine Cousine hat da vielleicht in der That einen nicht anz glücklichen Ausdruck gewählt, liebte Matve,« er widerte er. »Die Einholung einer Erlaubniß würde ich allerdings nicht für erforderlich halten. Aberieh maße mir nicht das Recht an, über unfere Zukunft zu verfügen, ohöne zuvor Deine Meinung gehört zu aben. Du haft bisher niemals eine besondere Vorliebe fiir das Landleben gehabt, und eine Uebersiedelung nach Fran kenhagen bedeutet deshalb für Dich vielleicht ein Opfer, das ich mit gutem Gewissen nicht annehmen iönnte." »Wodurch habe ich Dir einen An laß gegeben, mich für fo thöricht zu halten? Mir ift jeder Aufenthalt recht, den Du »für mich bestimmst. Und ich denke, die Annehmlichkeiten die uns die Großftadt zu bieten ver mochte, wären leicht genug zu entbeh ren.« Mit einem lebhaften Ausruf der Freude drückte Lydia die junge Frau an fich. »Ich wußte es ja im voraus, daß Sie einverstanden fein würden,« rief sie. »Und ich verspreche Ihnen, daß Sie Jhre Zustimmung nicht bereuen sollen. Gar so trostlos, daß man vor Langeweile ichwermiithig werden müßte. ist es aus Frankenhagen doch nicht. Und ich werde gewiß alles thun, damit Sie das Landleben von feiner ausnehmen Seite kennen lernen« — rnd trat auf seine Cousine u und bot ihr-den Arm, um sie zu Tityus zu siihren. Lydia aber schütteite la-’ chend den schönen Kopf. »Nein, mein Herr Vetter —- heute brauche ich keinen Kavalier. Für mich giebt es an diesem Abend ier nie manden als Dein reizendes, kleines Frauchen.« · ; Sie noch immer zärtlich umschlunsi gen i,altend, zog sie Malo-e in das an- ! stoßende Zimmer und wurde nicht milde. sie mitLiebenswiZidigteiien zu überschütten. In dem Herzen der Zungen Frau aber wuchs die Furche vor ihr riesengroß empor. Sie fuhr zusammen, wenn Lydias weiche Hand sich schmeichelnd auf die ihrige legte und jeder Blick der leuchtenden Au en machte sie erheben. Seitdem sie wu te, weshalb Lydia von Thyrnau gekom-; men war, hatte sie das Gefühl, datzt all ihr Glück zusammengebtochen sei, und sie sah alles um sich her nur noch durch den verschleiernden Nebel der immer wieder heiß in ihren Augen aufsteigenden Thränen, die sie nur mit wahrhaft heldenhafter Seibiiktrwiw dung zurückzuhalten vermochte. 17. Kapitel. Fräulein Maja Heerlingers indi ichwarze Augen, die den wesentlichen» Reiz ihres kleinen, etwas pupbenhaf-; ten Gesichtes ausmachten, sprühten! Blige des Zornes. » « s ie hatte sich in einen der Wichti gen englischen Ledersesiel geworfen, die ihres Vaters pomphaites Arbeits zimmer schmückten und in dessen T«·»eie l tot zierliches Figiirchen fast vollstan dig verschwand, und mit dem niedli chen rechten Fuße versetzte sie einem ror ihr siehenoen Tabureit eben einen so kräftigen Stoß, daß die Aschen becher aus intischer Bronze tlirrend über den Teppich rollten. Gleichzeiti schlu sie mit der flachen Hand au? die Oessellehnh daß es tlatschtr. Jhre Erregung mußte also einen bedenklich hohen Grad erreicht haben. »Und ich sage Dir noch einmal, Papa, es ist so. Sigrid Breitenbach ist in ihn verliebt, und wenn Du ihr noch weiter Gelegenheit giebst, mit ihm zu totettiren, wird sie ihn ganz gewiß für sich einfangen.« Herr Anton Herrlinger wanderte mit lur en Schritten vor seinem gros- » lenden Töchter-den aus und nieder. ; »Du siehst Gespenster, mein Kind,«. suchte er sie zu beruhigen· ,,Davon,« daß sie mit Piittner totettirt, müßte ich doch auch etwas bemerkt haben.« »Den-on verstehst Du nichts, Papa,« entschied Fräulein Maja kategorisch »Es giebt vielerlei Arten, wie ein junHes Mädchen mit einem Herrn to tetttren·,tann. Die-einen werfen Blicke und machen sich niedlich. »Aber das verfängt nur bei den anz Dummen. Wenn man Leute wie lter Piittner tapern will, muß man es schon ge schickter anfangen. Und sie versteht sich daraus, das kannst Du mir glau ben. Gerade weil sie sich so unnahbar macht, gewinnt sie ihn.·«· »Na, nnd wenn es schon wirtlichio wäret Sie ist doch fiir Dich ganz un gefährlich Eine arme Gesellschafte rin und die Tochter eines Mannes, der so endete! hältst Du Piittner wirttich site so unvernünsiig- daß er ernst st an ein solches Mädchen den ten Zuntek — Fr"itlein Maja machte eine weg «Wxn·a«d3fi« spie stag -" «- -- - m. ganz e« tätig. Banner ßch Sen te sie verliebt, mag er sie meinetwegen auch gleich heir « thern Aber iaze finde es abscheulåt von Si rid. ie und nimmer hiittr ich ihr olche Falschheit zugetrani. Ich hatte sie wirklich so lieh." .Soll ich vielleicht mit ihr reden, Ma at« m des Himmelswillem Papa, was itilltDir ein? Damit würdest Du es nur schlimmer machen.« »Aber was willst Du denn eigent lich, mein Kind, daß ich thun soll? Jch sehe. daß Du Dich für Piittner interessirst, und ich bin durchaus nicht gesonnen, mich Deiner Neigung zu widerseßem Denn er ist ein tüchtiger Mann, ein enialer Mensch, der es im Leben noå sehr weit bringen kann. Mit dem genügenden Kapital erobert dieser Püttner sich die halbe Welt· Der Geist ift es, liebes Kind, der heute die Welt regiert. Warum sollte er mir da als Schwiegersohn nicht willkommen seini« Trog ihrer sehr burschikosen Ma nieren mußte Fräulein Maja doch nicht ohne alles feinere weibliche Em Jvfinden sein. Denn sie war bei der Rede ihres Vaters sehr roth gewor den und nun arbeitet sie sich mit einem energischen Schwunge aus den Tiefen ihres Sessels heraus. »Ich danke, Papa! Einen Mann, iden ich erst einer anderen adspenftig machen müßte, mag ich nicht haben. »Und ich mache mir überhaupt gar. nicht so viel aus ihm. Wenn erI mich auf den Finieen anflehte, seine lFrau zu werden« so würde ich mir’s. Mt jedenfalls noch sehr iibetlegen.! einetwegen mag et Sigrid heira-4 sthen, mir ist es ganz gleichgültig — ich gönne ihn ihr von Herzen. Aber vich will nicht mit ansehen, wie sie ihn in ihr Herz zieht. Das tann niemand von mir verlangen. Du mußt ent weder dafiir sorgen, Papa, daß Mitt ner nach Somlo zurückreiit, oder Fräulein Breitenhach muß aus dein Hause. Jch habe wahrhaftig nicht die geringste Luft, die ungetheitigte und über-flüssige Zuschauerin bei den Lie beleien meiner Gesellschaftetin zu spielen. Irgend ein Verwand, sie zu entlassen, wird sich doch wohl stnden·· »Das wäre dann schon die vierte Gesellschafterin innerhalb eines Jah res, liebe Majas Und ich war glück lich, daß Du in Fräulein Breitenbach endlich die rechte gesunden hattest-« »Wenn sie Dir schon so ans her-z gewachsen ist, Papa, daß Du Dich nicht von ihr trennen kannst, so muß ich natürlich zurückstehen. Aber dann giebt es eines Tages einen großen StandaL Jch tann leine hinterliti gen Menschen um mich leiden und ich werde mich durchaus nicht genieren, dem Fräulein bei der ersten Gelegen heit meine Meinung zu sagen.'« Damit stürmte sie, ohne erst aus eine Antwort zu warten, aus dem Zimmer, herrn Anton Herrlinger in der Gewißheit zurücklassend daß es aus dieser schwierigen Lage siir ihnv leinen anderen Ausweg gab, als be dingungslose Unterwersung unter den Willen seines Töchterchens, wie dies ja bei allen Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und seiner Tochter ron jeher der einzige Ausweg gewesen war. Ein unglücklicher Zufall wollte, daß Fräulein Maja iaum eine Minute, nachdem sie sich mit einem so tatego rischen Ultimatum von ihrem Papa getrennt hatte, auf diejenige trai. die ihre zornmüthige Stimmung verschul det hatte. Sigrid, die frisch und dickf tig aussah. wie ein Maienröslein, und neben deren jungfräulich-n Liebreiz die körperlichen Vorzüge ihrer hart sischhasten jungen Gebieterin aller dings iauin noch bestechend wirken konnten, hatte allem Anschein nach teine Ahnung von dem Ungewitter, das sich da so drohend iiber ihrem haupte usammenzog. Lächelnd trat sie der usgeregten in denWe und seagte mit einer kleinen Beimischung oon gutmüthigern Spott: »Warum machen wir denn schon wieder ein so bitter-böses Gesicht, mein kleines ungnädiges Fräulein? Wissen Sie auch, daß das der Schönheit kei neswegs zutriiglich ists« »Die Sorge sür meine Schönheit können Sie getrost mir selbst überlas sen,« llang es scharf und spitzig zu rück. »Und nach der Ursache meiner Verstimmung sollten Sie mich lieber nicht fragen« Fräulein BreitenbachZ Wir tönnten sonst in eine unerfreu liche Erörterung über menschliche Falschheit und Hinterlist hineingew then, die ich vorläufig lieber noch ver meiden möchte.« Krachend slog schon bei dem letzten dieser unter vielsagendem Augensprü hen hervorgestoßenen Worte die Thiir des nächsten Zimmer-S hinter ihr ins Schloß, und Sigrid sah sich dadurch sder Möglichkeit beraubt, eine nähere i ) i i Erklärung zu erbitten. - Sie war siir einen Moment sehr bleich geworden, denn sie tonnte nicht zweifeln, daß Majas anziigliche Worte einzig aus sie gemänzt waren. Aber sie mochte sich daran gewöhnt haben, die unter dem Einfluß der ersten be sten Laune ohne jede Ueberlegung her- s vorgesprudelten Reden des oerrodhnten s und unerzogenen Mädchens nicht allzu J ernsthaft zu nehmen, denn mit einein - leichten Achselzucken sehte sie ihren ! Weg in den Musitsalon sort, den sie, wie immer um diese Tagesstunde,s hatte aussuchen wollen. « Sigrtd trat an den Flügel unb» blätterte eine Weile in den Noten, an· s scheinend ohne das Rechte finden zu tönnens dann schließlich wars sie den ganzen Stoß beiseite und ging zur-· zuriickschob, unt aus die Straße hinab blicken zu tännen Der Unwille tiber den heftigen Aus fall Majas, fllr dessen Veranlassung sie durchaus keine Erktiirung hatte, mußte doch noch in ihr nachwirten. denn ihr schönes Gesicht war sehr ernst geworden und von Zeit zu Zeit zuctte es verdächtig um ihre Mundwintel. Dis Marthrium einer AMngigteit von Menschen, die ihr an Erziehung und Bildung so wenig ebendiirtig wa ren wollte doch manchmal ihre Kraft fast übersteigen. Und wenn sie auch nicht daran zweifelte, daß Fräulein Maja, wie schon so oft zuvor, auch diesmal noch vor Ablauf des Tages ihr in der Uebereilung begangenes Un recht durch eine reumiithige Bitte um IVerzeihung und durch überschwem liche Zärtlichkeit wieder gut zu machen isuchen würde, so legte sie sich doch ibeute ernsthafter als bei allen früheren ItZlnliissen die Frage vor, ob sie ihr sor Jgensreies Wohlleben in diesem Fause Tdamit. daß sie sich zum Spielda fiir die Launen eines unreifen und oft recht boshaften Mädchens machte, nicht zu theuer bezahlte. Wahrhaftig, hätte sie nicht die grausamen Bitternisse der Biotlosigkeit eben erst bis zum Grunde austosten müssen, sie würde diese Frage sicherlich ohne langes Zögern bejaht und dem Herrlingerschen Pa last leichten herzens den Rücken ge lehrt haben. So wenigstens sagte sie sich in diesem Augenblick, aber schon im nächsten Moment tamen ihrer ehr lichen Natur doch wieder Zweifel, ob sie damit anz aufrichtig gewesen sei gegen sich selbst Leichten Herzens? Nein, leichten Herzens wäre sie gewiß nicht gegan gen. Denn wenn es auch wahrlich nicht die Anhänglichkeit an Herrn An ton Herrlinger oder an sein weiter wendisches Tächterchen gewesen wäre, die ihr den Abschied schwer gemacht hätte, so gab es doch vielleicht etwas anderes, das sie hier festhielt, etwas vorläufig noch kaum Eingestandenes und doch immer deutlicher Empfand nes, gegen das sie seit einer Reihe von Tagen tapfer antämpfte, und das doch nur um so unaushaltsamer wuchs, se energischer sie es nieder-zuhalten suchte. Daß sie sich dieses anderen gerade im gegenwärtigen Moment mit einem Gefüh! peinigender Unruhe bewußt wurde, hatte seine Ursache in einer Beobachtung, die sie unten aus ver Straße gemacht und die sie veranlaßt hatte, sosort vom Fenster zurückzuke ten. Es war ganz unmöglich« daß der stattliche, vollbärtige Mann, der da dem Herrlingerschen Hause zuschritt, sie hier oben auf ihrem Lauscherposten gewahrt haben konnte, und doch brann ten ihre eben noch recht blossen Wan gen in einem so dunklen Roth, als ob sie aus einem großen Unrecht ertappi worden wäre. fußen denen Spuk-unm- nc sp weit Haflig, wie in dem Bedürfnis, sich selbst damit auf andere Gedanken zu bringen« lehrte sie an den Fliigel zu riick und begann zu spielen, ohne erst eines der Notenhefte aufzuschlagen. Sigrid Breitenbaeh war nicht ge rade eine vollendete Künstlerim aber ein feines natürliches Verftiindniß fiir das Wesen eines musikalischen Kunst trsertes und eine von guten Lehrern ausgebildete, solide Technik hatten ihr hier im Herlinger’schen Hause, wo nur der schlimmste Dilettantismus bisher geherrscht hatte, den Ruf eines ungewöhnlichen Talents verschafft undf mit einem letsen Gefühl des Mitleids fiir die Urtheilslosigkeit ihrer Umge bung tte sie sich diese überschweng liche nerlenriung gefallen lassen. heute jedoch spielte sie nicht für den Beifall einer nachsichtigen Zuhörers scheit, sondern nur fiir sich selbst, in der Absicht, ihre wilden, rebellischen Gedanken abzulenlen oder vielleicht auch, um ein heißes Sehnen ihres jungen, glückdurftigen Herzens zu übertäuken. Und gerade darum spielte sie wohl viel ieelenvoller als je zuvor. Mit einem Chopin’ichen Naturw-, das ihr eben in den Sinn gekommen war, hatte sie be onnen, aber als ihr Ge dächtniß an ing, sie im Stiche zu tas fen, phantasirte sie nach Gefühl und Stimmung weiter, volltomrnen futer in der Gewißheit, tein Publikum siir ihre kühnen Jmprpvifationen zu ha n. Und doch hatte diese Gewißheit sie ·etiiuicht. Durch die Iliigelthiir, der fie den Rücken zugetehrt, war schon beim nginn ihres Spieles leiien Schrittes ein Zuhiirer ein etreten. der selbe stattliche Mann, de en Annähe rung sie vorhin vom Fenster fortge fcheucht hatt-. Dicht an der Schwelle war er stehen geblieben, behutsam jede Bewegung vermeidend, um der jungen Künstlerin ieine Anwesenheit nicht vorzeitig zu verrathen, aber mit leuchtenden Augen und mit einem Ausdruck geipannten Jntere es in dem hübschen, männlichen Geräth Nun aber, da Sigrid plötzlich ah brach und sich erhob, als ob sie instink tiv die Gegenwart von etwas Susten dem empfunden hätte, that er ein paar Schritte weiter ins immer hinein und sagte mit einer hii lichen Verbeu gunxe » statten Sie mir. Jhnen meine Verwunderung auszudrücken, räu lein Breitenbachi Seit lan emitmir tein so hoher tünstierifcher enuß be schieden gewesen, wie während dieser festen Minuten.« Stsrid atte-- bei Ietnen Worten ein wenig die ntbe bekundet-i und es la wie ein Schatten des Unmuths aus Hihrem Gesicht »Wenn ich nicht sicher wäre, hnen keinen Anla? dazu gegeben zu aben, tönnte ich ast auf die Vermutbung kommen, Herr Direktor, daß Sie sich über mich lustig machen wollen. Hatte iä J ren Eintritt bemerkt, so würde i fo rt aufgehört baben.7« Es war der-Elbe kiihl abweisende Ton, den g- alter Piittner gegen über seit en ersten Tage ihrer Be kanntchast angeschlagen hatte, der selbe on, der von Fräulein Maja für Koketterie erklärt worden war. Und man hätte saxt aus die Vermuthung kommen könn n, dakz der natiirliche weibliche Instinkt die es eben etstzur Jungfrau herangereisten Kindes der Wahrheit ziemlich nahe gekommen sei. Denn die Wirkung der wenig freund lichen Erwideriing aus den jungen Bergwertsditettor war teineswegs die des Unwillens oder der Entn!uihi gung. «Eben deshalb bin ich mit ganz be sonderer Vorsicht querle gegangen,« sagte er lächelnd. »Ich hatte mich bei Herrn Herrlinge anelden lassen und Lwar ersucht nin n, einige Minuten -z:: warten, daiz er even durch einen wichtigen geschäftlichen Besuch in An spruch genommen sei. Jn das Biblio thetzimmer aber, wohin man mich ge siihrt hatte, klangen die Töne des Flu elö so verlockend herüber, daß ich der Versuchung nicht widerstehen tonnte,1 ihnen nachzugehen. Jch habe Sie nochs nie so schön, so beseelt spielen hörenJ Fräulein Breitenbach!« · 1 Sigrid hieltes nicht siir angezeigt, durch ein Wort des Dante-Z über die Les Kompliment zu auittiren. Sie chloß schweigend den Deckel des Jn ruments und ging dann zur Thur. Piittner aber machte eine rasche Be wegung, als wollte er ihr den Weg vertreten. »Den meine kleine Jndistretion Sie denn wirklich so sehr erzürnt, daß Sie mich durch Jhre Flucht dasiir bestrafen wollen?«« fragte er mit liebenswürdi ger herzlichteir. »Ich hätte so gern ein bischen mit Ihnen geptaudert.« »Ich ehe, Fräulein Herrlinger von Ihrem iersein zu unterrichten, Herr Piittner. Man hatte jedenfalls unter lassen, es ihr zu melden.« »Aberes lieat mir durchaus nichts daran, daß Fräulein Herrlinger von meinem Hiersein erfährt. Jhr sollte ; mein heutiger Besuch ja gar nicht gel ten.« »Mir ader galt er doch wohl noch weniger. Und ich muß wirtlich um « Entschuldigung bitten, daß meine Ver pflichtungen mir nicht gestatten —«' Sie wäre jept in der That gegan gen, wenn er nicht seine vorige Ansicht ausgeführt undihr den Weg zur Thür abgeschnitten hätte. ,,’·ltein, ich lasse Sie noch nicht fort. Wer weiß, ob ich vor meiner Riiiikeite nach Somio noch einmal Gelegenheit finden würde, Sie zu fragen, womit ich die wenig freundliche Behandlung verdient hat-e, die Sie mir seit der Stunde zu Heil werden lassen, da itk Ihnen in diesem Haufe vor-gestellt wurde. Gerade weil ich die Ursache zu errathen glaube, liegt mir sehr viel daran, meine Vermutbung aus Ihrem Munde bestätigt zu hören." Es geschah nicht leicht, daß die sichere, selbstbelvußte Sigrid in Verle genheit gerieth; diese unumwunden Sptache aber brzchte sie doch für einen Moment in Verwirrung. Wohl war sie sich bewußt, daß Walter Püttner ein Recht habe, sich iiber sie zu beklagen, denn er hätte von seht wenig feinem Eint-finden sein müssen,-um ihre hart bitt an dieGrenze der ,Unhöfiichkeit gehende Zurückhal tung nicht zu bemerten. Aber daßet. wie er sagte, auch die Ursache dieses Benehmens errathen haben sollte, et fiillte sie mit Schrecken. War sie selbst sich doch erst in den leyten Tagen da rüber tlae geworden, daß ihricheues, deinahe feindseliaes uruckwetchen vor dem bevorzugten Ga des herr linger’schsen hauseö einem ganz ande ren Beweg runde entsprang, alt die vornehme esetve, die sie auch sonst im Verkehr mit erren beobachtete Nicht weil er mi siel, hatte sie sich vor ihm hinter den Schuhwall einer eisigen VI lichleii ge liichiei, sondern weil sie sich halb in inltiv gegen die seltsame, geheimnißvolle Macht hatte wehren wollen, die von seiner Persön lichkeit ausging und die ihr bei jeder neuen Begegnung sühlbarer wurde; Beinahe täglich in diesen letzten zwei IWochen war sie ohne ihr uthun ge nöthigt gewesen, mehrere tunden in seiner Gesellschaft zuzubringen, denn Anton Herrlinger und sein Töchter chen boten alles Erdeniliche aus, ihn zu fesseln und ihm den Aufenthalt in ihrem hause angenehm zu machen. Und obwohl Sigrid sich während die ses Beisammenseing sast ganz aus die Rolle der stummen Zuhörerin be schränkt, hatte, war doch immer etwas wie ein geheimnißvoller Rapport zwi schen ihr und dem Bergwertgdieettosr !geioesen. ! Er hatte im Gespräch mit den an ideren manchmal plötzlich einen Gedan jten aufgenommen ober eine z raste be ’antwortet, die sie eben be chei tigte, Zne daß sie ihnen durch ein einziges « ort Ausdruck gegeben hatte. Und immer war das, was er gesprochen, lwie ein Echo ihres ei enen Denkens gewesen, nur daß er a es so viel kla rer, bestimmter und tiefer zu fassen wußte. Gerade weil sie ihn um der überschwenglichen Verehrung der an deren willen anfänglich mit einem ge wissen Mißteauen betrachtet und je dem seiner Worte nur deshalb so auf niertfain gelauscht hatte, um die klei nen Schwächen auszuspüren, die sie bisher noch an jedem Manne entdeckt hatte, gerade deshalb war die Wir kung, die seine edle Männlichteit, die natürliche Schlichtheit und unbestech liche Wahrhaftigkeit seines Wesens aus sie iibten, eine so vielT stärkere und nachhaltigere. Sie hatte nur sehr turze Zeit gebraucht, um zu ertennen, wie weiter nicht nur an Wissen und Welt tenntniß, sondern vor allein an inne rem Werth seiner Umgebung til-erlegen war, und es hatte sie sast verdrossen, ihn in der Gesellschaft von Menschen zu sehen, die mit jedem Tage tiefer in ihrer Scheidung sanlen. Waren doch die Sympathiem die Majas tem peramentvolles Wesen ihr anfänglich eingeslößt hatte. weil sie darin eine gewisse Verwandtschaft mit ihrer eige nen Natur zu finden glaubte, bei näherer Kenntniß ihres Charakters immer mehr geschwunden, und es gab Au enblicte, wo sich fast etwas wie Nei gegen das vom Glück so ver schwenderisch bedachte Töchterchen Anton Herrlingers in ihr regte. Daß es weibliche Eifersucht war, die ihren Blick neuerdings iiir Majas Fehler gefchärft hatte, kam ihr selber tauw zum Bewußtsein Fortsetzung solgt.) Beim Spargel und Karpfen ist der Kopf immer das Beste —— vom Men schen kann man das gerade nicht be haupten. E I II Deutschland unterzieht neuerdings bänischeiz Schlachtvieh und Fleisch der gleichen scharfen Jnspettion, wie ame ritanisches. Sollte hamlet Recht ge babt haben und »etwas faul sein im Staate Dänemart i« O III O Die Grand Jurn von Cincinnati untersucht zur Zeit die Methoden eines angeblichen Wäscherei - Trusts. Wä schereien sollte es eigentlich nicht schwer faiien,sich chiveißzuwaschem O c I Einen höuslichen herd zu grünt-ein Jst lobenswert und anzuratem Wenn nur alle Frauen verstunden, Daraus zu lochen unb zu braten L Tkk soc-same Patient. s--;--, --ds»7---s-, «J-’7 f--,·«'«’ « »Wie ist es denn mit pem Essen, Here Doktok?« »Sie können alles gemeinn, was Sie gerne e en!" .Liebe Mian was darf ich alles gerne essen «