Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 27, 1906, Image 6
Der Deserteutz Roman von O. Elster. , (8. Fwtlceuuw , Efspllte ihr in das heitere. glücklich lachende Antlis sehen. seine eigene Sorge verbergend, feinen Verdacht verbeimlichend und mit ihrem Vater weiter verkehren .als sei nichts gesche ben..· nein, das vermochte er nicht! Das erschien ihm als eine Täuschung ihres Vertrauens, ein Betrug an ihrer Liebe. Lieber blieb er ihr ganz fern, obgleich er sich sagte, daß auch dieses sein Fernbleiben sie tief ver letzen mußte. Aber was sollte er machen? Er durfte als Ofizier und Ehrenmann nicht anders handeln. Um allem aus dem Wege zu gehen, wollte er den Kommendeur um Urlaub bitten: Ober«tleutnant von Gimberg wiirde ihm den Urlaub in Anbetracht der Umstände wohl bewilligen Kehrte er dann nach einig-en Wochen zurück, würde sich die ganze Sachlage .ell«(irt haben. An Henriette würde er chrei ben, daß eine Erkrankung »seiner Mutter ihn zur schleimigen Abreise nöthige. Später, wenn sich alles ge lliirt und die Unschuld Hauvillers er wiesen war. würde er ihr alles sagen und sie würde ihm verzeihen. Mit diesen Gedanken beschäftigt schritt er in seinem Zimmer aus und ab, als sein Bursche ibm den Besuch eines Herrn meldete. »Wer ist der Herr?" »Ich kenne ihn nicht« Herr Leut nant. Er behauptet, er habe eine dringende Angelegenheit mit Herrn Leutnant zu besprechen.« »So laß ihn eintreten« « Ein in einen einfachen Touristen anzug actleideter Her-r von etwa vier cilg Jahren trat ein. Sein scharf ge gnittenes Gesicht zeigte eine gelbliche lässe; den Mund bedeckte ein starker Schnurrbart; unter den dichten Brauen schauten zwei scharfe graue Augen hervor, die mit einem raschen Blick das ganze Zimmer umfaßten. Sein Auftreten war sicher und ru i , seine Bewegung leicht und geräusckå es »Verzeihen Sie, Herr LeutnantJ begann er niit leicht verschleierter Stimme, »wen ich Sie störe...» mein Name ist KriminaltommissJrH Baunert ans Straßburg . . . .« »Krirninaltommifsar . · .?'· »Es wundert Sie, mich zu sehen,. nicht wahrli« fuhr der Beamte mit einem leichten Lächeln fort. »Im all gemeinen hat man nicht gern mit Leuten in meiner Stellung zu schaf fen. Dehalb habe ich mich auch ir: das Hotel-Frenidenbucb als Photo raph eingetragen, welcher einige usnahmen der hübschen Gegend inaclsen will. Jch bitte Sie, mich auch nur als solchen zu kennen, sollten wir uns in der Qeffentlichteit wieder be gegnen." »Ich verstehe nicht, Herr Kom missar...« »Was wir mit einander zu thun haben? —- Oh, Sie werden es leich verstehen. Der Herr Oberst eutnant hat Sie ja schon von der chwebenden Untersuchuna wegen-« der sertionen in Kenntnis gesetzt und mich Bat man hierher geschickt, um eini echerchen anzustellen« » s habe ich damit zu thun?« »Ich bitte nur einige Fragen stel len zu dürfen.« »Ich möchte aber nicht mit dieser Ungelegenheit bebelligt werden« . verstehe, here Leutnant; aber; es t t mir aufrichtig leid, aus mein Verlangen bestehen zu müssen. Es mitß anen ja auch daran liegen, diese Asfaire aufzuklären und dann —- es diirfte fiir Sie doch angemes sener sein, mir diese lFragen zu lee antworten, als dein ntersuchungs richtet oder dem öffentlichen Gericht.'« »Jch»,hosfe, herr Kommissar, Sie wollen mir nicht drohen?« . »Steine-wegs, here Leutnantt Wie Lilie ich dazu tomment — Jcb wollte ie nur aus die Unannebmlichleiten aufmerksam machen. eventuelt als se vernommen zu werden.«" But — ragen Sie —·lntte, neb inen Sie VI » Der Knminaltoinmrssar verbeugte leicht, M einen Stuhl heran und ette sich t dem Rücken noch dem ritter. Es war dies so eine Ge wohnheit, um besser beobachten zu können. harald bemerkte .es wohl und lächelte ein wenig spottis . » Sollte er wirklich als ein erdach tiger vernommen werme Er blieb vor dem Kommissar stehen unt sagte: «Nun, was haben Sie zu fragen, sein Herri« ·Der Beamte zog ein Nottzbuc heraus und nahm en Bleistift in die nd, als wollte er alle Antworten ogleich aufschreiben. »Ich hoffe nicht, daß Sie ein Pro tokoll aufnehmen wollen«, fagje et. ,Vekzeihen Sie...nein, das liegt nicht in meiner Absicht Nur beson ders aussallende Punkte möchte ich wisse Mieen...mit Ihrer Erlaub . « »Bitte —- also was wollen Sie Leut-ums verkehrten im hin III Denn Louis Hanvillerkf «th Ihnen niemals aufgefallen, daß Vauviller Heimlichkeiten hattes« »Nein —- ich pfle e mich nicht um die Privatangelegenlseiten der Fami lien zu helünnnern, bei denen ich ver kehre.« Der Kommissar lächelte. »Ja diesem Falle«, sagte er, »wäre es jedoch ganz natürlich gewesen, Herr Leutnant.« " Harald ertötlsete leicht.,Er er kiethJ daß der Beamte auf sein Ver hältntß zu Henriette anspielen wollte. »Dock, lassen wir die Privatan ele genheiten bei Seide«, fuhr er Fort. «Bemerkten Sie nicht, daß noch ans ,dere Personen im Hause verkehrten?« J »Ich achtete nicht auf vie Leute, nelcke geschäftlich mit Herrn Hau viller zu thun Hatte« »Sei-r wohl. —- War in der Fa mikie nicht zutreilen die Rede von der Ferme La terre noire?« Einige Make. Die Damen woll ten gern, daß die Ferme wieder auf gebaut würde, Herr Hauviller metnte f1edoch, baß es sich nicht lohne. Er ; hakt die Ferrne neulich besucht Und sie Egan zerfallen gefunden.« F »Za, sie ift nur noch ein Trümmer ) haufen. Jch war ebenfalls dort. Nun Ieine andere Frage. Kannten Herr »Lentnant die Zofe der Mademoiselle kHentiette?« »ga —- dem Ansehen nach." ie hieß Jeanne Gasvard und: »wa: ein hübsches Mädchen?« » ch «c,laube.« »ewi; lauftz aus TnacyW » wei es ni t." »Was-ten Sie, Herr Leutnant, daiz Jhr Bursche Friedrich Reimer, dec jetzt desertirt ist, ein Liebesverliöltniß mitgkiesem Mädchen unterhielt?" « ein«.. »Ja, sehen Sieg Die Poxizki weißT ostmals mehr, als die zunächst Be theiligten«, sagte der Kommissar lachend. »Mir-en Sie den Vater Jeanne Gaspards, den alten Fühler-« meister Pierre Gasward, zuweilen in dem Hause gesehen?« «Einmal.« »Wann war das?« »Vor acht Tagen.« »Also drei Tage vor dem Ver schwinden Friedrich Reimerst ——" »Wußten Sie, was Gaspard bei Herrn Hauoiller wollte?« .Man sagte nur, daß er seine Tochter abdolen wollte. die nach Hause zurückkehren sollte.« »Ziel Ihnen nichts dabei auf?« ein. was sollte ich Ausfall-nierl dabei finden?n »Waren Sie noire?« »Nein.« »Aber wie lornmt dieser Handschuh mit Ihrem Namen dann dorthin?« Bei diesen Worten zog der Beamte einen alten Militärhandschuh hervor und zeigte ihn Harald. Aus der «"n nenseite des Handschuhs stand Za ralds Name. einer von sagte er er ,.Das ist allerdings meinen Handschuhen«, staunt. »Ich schenkte sie vor einiger Zeit meinem Burschen, da sie mir nicht mehr gut genug waren.« »Sie schenkten die handschuhe Friesrich Reimers?« ve- a·« »Als-) muß er den Handschuh dort verloren haben. einmal in terre Er war mithin- in . der Ferme. Als er desertirte, nahm? er seinen Weg iiber die verfallene Ferme.« I »Das ist wohl möglich Aber wag « wollen Sie dadurch beweisen?« »Vorliiusig noch nichts. Jck sammle nur Bemerlungen und Anzei Mu. lein Weg nach der Grenze oder einer Grenzstatiom Ein dichter Wald Von dieser Ferme gebt aber schließt sich dem Garten der Ferme an, der noch über die Grenze reicht und dort an die Felder von Hayan e» stößt. Dieses »Gut gehört ebenso 's Monsieur hanoiller. Sie haben wohl auch davon gehört?« ? »Ja der That nannte man in der amilie einige Male diesen Ranun. ber ich bitte Sie, was geht alles das mich an, und wie können Sie daraus eine Schuld des Herrn Hauoiller »inn struiren. Wenn der Deserteur seinen Weg durch die eirgarnen Wälder von terre noire und ayange nahm« so erscheint mir das ganz natürlich. Er erreichte da in der tiirzesten Zeit und ungesehen die Grenze. Daß die Be sitzungen hanoilleti gerade an diesem Theil der Grenze liegen,,»erscheint mir denn doch kein genügender Grund, urn einen o schwerwiegenden Verdacht auf den ann zu werfen« F »An sich mögen Sie Recht haben aber es liegen noch mehr Beet-achts qriinde vor. Und dann Jesen Sie diesen Brief« den ich ebenfalls in der ekenne s.and Er steckie in dem ZandLchuh und wurde mit diesem ver locen.« Der Beamte reichte Mian den Brief, welchen Feanne an Friedrich Reimers geschtie en hatte und der die een zum Besuch des einsamen Ge h« is bewog. »Der Brief isi doch nur ein Be weis, da Rein-ers ein Liebesverhält nisz mit « eanne Gasvard unterhielt«, sagte er dann. »Ich bin erste-um« daß Sie sich nicht an diese und an ihren Vater wenden.« Der Kommissar lachte. »Ja, wir hättendas s on längst geihan«, ent gegnete er. « ber, ats ich das Paar verhaften wollte, war es nicht zu sin deu. Es hatte sich über dte Grenze in Si rbeit gebracht und soll nach einem ericht unseres geheimen Be richterstatters in Nancy gesehen wor den sein. Es ist also nichts zu ma chen· Wir müssen den herr- han viller weiter beobachten, ob er noch in Verbindung mit den Gaspards steht, denn meiner Ueberzeugung nach ist er der intellektuelle Urheber «—— er hat Jeanne Gaspard veranlaßt, ein Lie besverhältniß mit dem Reimers anzu fangen, dann durch diese den leicht sinnigen Burschen über die Grenze locken lassen, wo er nun wahrschein 1ich, wie das mit den meisten Descr teurs der Fall ist, in die Fremden legion gesteckt wird.« »Ich kann nicht glauben, daß Rei mers sich dazu verleiten läßt«, sagte ..Harald, bekümmert über das räthsel ihaste Schicksal des braven Burschen. LEr war stets ein braver Soldat und Ttreuer Deutschen Jclz möchte eher Tannebmem daß ihm ein Ungiiick zuge stoßen ift.« « j »Wenn dieses der Fall wäre, so «miißte er doch aufgefunden sein. Selbst wenn es jenseits der Gren geschehen wäre. so würden die fra - »zösischen Behörden uns benachrickztigt baben.'« »Das ist wahr! Aber was kann man thun, um diese Angelegenheit aufzuklären?« »Jeht, verehrter Herr Leutnaut, kommen wir auf den springenden Punkt unserer Unterredung. Jch fagte Jhnen schon, daß nur eine wei tere Ueberwachung und Beobachtung des rrn Hauviller Aufklärung ver fchaf en tann Nun, er wird polizei iicherseits gut beobachtet; er kann teinen Schritt aus feinem Zaufe machen, von dem wir nicht bena rich- » tigt werden. Aber das genügt noch nicht. Man muß ihn auch inner lb feines Hauses beobachten Jm er lehr mit seiner Familie läßt man sich gehen, man spricht da öfters ein un überlegtes Wort, man thut einen; Schritt, den man sonft in tieer Ge heimniß hüllen würde Man fühlt sich sicher und verräth sich dadurch weit ! leichter. Deshalb müssen toir Jeman den haben, der den verdachtigen Herrn im Verkehr mit seiner Familie beobachtet« »Es dürfte schwer fein, eine solche Persönlichkeit zu finden.« »Sie ift gefunden, wenn Sie uns helfen wollen, Herr Leutnant!« »Wieso das?" »Nun, Sie verkehan doch freund schaftlich in der Familie ———?" Harald sprang empor. .Mein Herr, Sie mutkten mir doch nicht die Rolle eines Spions zu?« tiefer pört. Der eamte lächelte. »Gegen einen solchen Mann, der’ selbst Verräther ift, dürfte jedes Mittel recht fein.«... «Niemals werde ich mich dazu her geben! Verstehen Sie, niemals!« »Gut, gut, Herr Leutnant. Erei fern wir uns nickt. Jch habe Jhnenl einen anderen Vorschlag zu machen. Ich bin überzeugt davon, daß Mon sieur Hauviller Sie nur deshalb in sein Haus ge ogen hat« um Sie als Maske für fern verbrecherifches Trei ben zu benützem Er wird jetzt nach diesem neuesten Fall Ihrem Vertehr in seinem Hause erft recht tein hin derniß in den We legen, im Falle er wirklich schuldig i ;ja, er wird viel leicht zu noch größerem Ent egenkom men bereit sein. Nun gut, Ja machen Sie mich mit rrn Hauviller de tannt. Stellen ie mich als guten Bekannten vor, der zufällig hierher gekommen ist, um die schöne Umge bung zu Shefuchen — alles anderes überlassen-s- Je dann mir.« Darale Gesicht verfinsterte sich. »Ich bedauere«, sagte er lühl, »daß f ich auf Jhren Vorfchlag nichte ein ehen kann. Zum Geheimpolizisten ha e ichj nicht das egeeringste Talent. « i »Bei-en en Sie, Herr Leutnant, es liegt in Jhrern eigenen Interesse » diese Angelegenheit aufzuklärenf «Wiefo ; «Enttveder ist Monsieur hauviller unschuldig. nun, dann steht Ihren Wünschen in Be ug auf nahere Ver kinduärg rtnit dieesär amilixsikefrå in ertu enge-gen- er u g, dann wissen Sie weni fteni, woran Sie find und was ie zu thun haben.' .Das weiß ich auch ohnedem, mein bester herr. Jch brauche dazu nicht die Hilfe der Poltr »Sie lehnen a o mein Erluchen «Unbedingt.« »Das thut mir leid. So mußg auf andere Weile versuchen, mit Familie in Verkehr zu treten. offe Sie werden mir tein hindernih dabei bereitenk ab? »Ich werde Sie uveryaupr nicht wiedersehen, denn ich will in den nächsten Tagen auf Urlaub« geben« »Ich würde Jhnen rathen, Jhren Urlaub aufzuschieben. Here Leut nant, man lönnte Sie hier nöthig haben.« »Einerlei! Jch will dieser ganzen Geschicht-Haus dem Wege qehen!«— Jch denke, mein Herr. unsere Unter redung ist zu End-« . .. »Für heute ja«, entge nete der Be amte läche!nd. Viellei t wird sich aber bald eine neue Gelegenheit bie ten, unsere Unterhaltung fortzuseseru Jck muß Sie nur noch ersuchem meine Anwesenheit ier ni t laut werden W lassen. ollen ie die Güte ben, mich nicht zu kennen, sollten wir nnö be egnen.« »Ich ho se, diese Ehre nicht noch mals zu haben.« Die Stirne des Kriminallommiss sars versinsterte sich. Seine Augen nahmen einen drohenden Ausdruck an. »Ich muß Ihnen bemerken, Herr Leutnant«, stäte er scharf, »daß ich imAustrage r.. Erzellens des Denn Statthalter-Z und Sr. Exzellenz des lommandirenden Generals handle. Es dürfte Jhnen gerade nicht hoch ange rcchnet werden, wenn Sie meine Pläne zu durchtkeuzen suchen wollten. Jch wiederhole mein Ersuchen noch Fnals und zwar in amtlichet Eigen cha i.« ».ch werde Jhrem Ersuchen mit Vergnügen Folge leisten.« Jn den Augen des Kriminalbeaw ten bliyie es auf. Er fiihlte den Spott der Worte Haralds. Doch er erwiderte nichts, verbeugte sich stumm und verließ das Zimmer. R. K a p i te l. Die Entdeckung. Es thut mir leid. Herr Leutnant. aber ich tann Jhnen unter den ohwal Lenden Verhältnissen den Urlaub snicht gewähren. Sie wissen, daß die » Untersuchung gegen Hauviller in ivollem Gange ist; da kann man Sie « nicht entbehren, da Sie in dem Hause des Berdöchtigen intim verkehrten nnd möglicher Weise wichtige Aussa Qen machen tönnten.« » »Ich erlaubte mir schon zu bemer ken, Herr Oberstleutnant, daß ich keinerlei Auf-sagen zu machen im Stande bin«« entgegnete Harald ernst und entschieden. »Ich glaube es gern, lieber Heineck«, fuhr der Konqnandeur weniger förm lich, wie vorher, fort. »Dennoch selke ich mich nicht in der Lage, Ihrem1 Wunsch zu willfahren. Jch habej isten e Verhaltungsmaßregeln in die-; sein alle und muß mich danach rich-s ten. Wenn diese unerquickliche Auge-( legenheit erledigt ist, steht hoffentltchl Jhrem Urlaub nichts entgegen —- Jch ! danke Ihnen herr Leutnant.« Damit war die Unterrednng been det. Harald grüßte dienstlich und entfernte sich, der Oberstleutnant tehrte zu seiner Arbeit zurück. welche darin bestand, mehret Alten durchzu sehfrn welche ihm sein Adjutant dot eg e. Leutnant von Fuchs machte aus ein Schreiben besonders aufmerksam. »Ich wollte Herrn Oberstleutnant vorhin nicht unterbrechen«, sagte er, »obgleich dieses Schreiben sich auf Leutnant von Heineck bezieht·" »Was ist’s damit?« ,Der hier siationirte Kriminals lommissar hat berichtet, daß er eine Unterredung mit Leutnant heineck ge habt hat, die ihn zu der Ueberzeugung gebracht habe, daß Heineck mebr von der Angelegenheit wisse, als er sagen wolle...« »Zum Kuckuck, das ist eine schwere Verdachtigungs Das beiszt ja gerade so viel, dasz Heineck mit diesem Mon sieur gemeinschaftliche Sache gemacht habe!" stieß de: Konnnandeur erregt heraus ,.Soweit geht der Bericht nicht«, snhr der Adjutant fort. »Es wird aber dem Batcillonstominando de fohlen, einen Bericht über Heineck ein zusenden. namentlich auch darüber, ob er den Verkehr im Hause des Herrn Hauviller fortsetzt oder mit Mitglie dern der gamilie weiter vertehrt. Eine genaue eobachtung heinecks wird· aneriidsohlen.« «Lassen Sie mich allein«, entgeg nete der Komanindeur, dessen fchdnes Soldatengesichi einen ärgerlich-finste; ten Ausdruck angenommen hatte. »Ich muß das Schreiben aufmertsani durchlesen und will Jhnen später meine Ansicht sagen. Uebrigens bin ich überzeugt. daß der schimpfliche Verdacht, welchen der Kriniinaltow mifsar aus heinea geworfen hat« völlig hinfällig ist.« Leutnant von zuchi verbeu te sich »in gemessener Wer e und zog ich u riick. Er war nicht so fest von e: gänzlichen Schuldlosigleit Darale »liber eugt, war jedoch viel zu wohl disxfplinirn um seiner gegentheiligen ;Au assung Ausdruck su geben. « s nzwischen atte lfzarctld " seine hnun erre cht. uus seinem Schreibtisch lag ein Brief mit einer französischen Postmartr. Die Adresse eigte eine etwas ungelente Hand schrift, war aber sonst genau nach den dienstlichen Vorschriften veth» Erstaunt öffnete Harald Brief, sal; nach der Unterschrift und einAuss ru des Erstaunen- entsuhr seinen Lippen. Der Brief war von seinem früheren Burschen Friedrich Reimers und lautete »Hochgeehrter Herr Oberleutnant! Verzeihen Sie, wenn ein Unglück lichek, ein Ehrioset an Sie zu schrei ben wagt. Ader Sie waren stets so gnädig zu mir, daß ich es wage, dieie meine letzten Worte an Sie Zu richten. Ich bin nicht desertirt, Herr Ober leutnant, oder vielmehr ich wollte nicht desertiren. Jch bin verrathen worden von einer Person, die ich von ganzem Herzen liebte und der ich von ganzer Seele vertraut. Sie hat Inich über die Grenze gelwit, wo ich dann fran zösischen Gent-armen in die hände Bel, die mich als Deserteur nach »amt) brachten. Ich wurde ins Ge fängniß gesteckt. hier erfuhr ich denn au mein Unglück und den Verrat-h jener Person, hinter der jedoch noch eine andere Persönlichkeit steckt. Sie kennen diese auch, ich flehe Sie an, hrier Herr Oberleutnant, verkehren ie nicht mehr mit jener Person« Sie keratxn sont auch in das Unglück. iin ie zu warnen, schreibe ich an Sie, damit Sie nicht auch so un tück li werden, wie ich. Jener ann, en Namen Sie erratheii werden« ist ein Teufel, er hat schon me brave deutsche Soldaten au dem wi»en, er will auch Sie unglücklich ina n. Trauen Sie ihm nicht, trauen Sie Niemanden von der Familie! Jch flehe Sie an. An mir ist nichts mehr gelegen. Jch bin un liicklich, ich bin verrathen von dem Isadchem das ich heiß geliebt habe, ich mag nicht mehr nach Deutschland zurückkehren, mein Leben ist zerstört. Deshalb habe ich Dienste in der Fremdenlegion genommen. Heute noch fahre ich mit einein Transpori anderer Un lücklicher nach Marseille, wo wir na Afrita eingeschifft wer den. Was dann aus mir wird, weiß nur der liebe Gott allein! Hoffent lich trifft mich bald eine Kugel und ich finde ein Grab in der Sandwüfie Afriias, Mehr wünsche ich mir nicht. Leben Sie wohl, geehrier Herr Qberleninant, und haben Sie tausend Dant fiir alle Treundlichteii. Uriedrich Reimers.« Harald iant auf den Stu l zuriirl und siiinte aufsiöhnend die Stirn in die Hände. Jn furchtbarer Klarheit senthüllte sich ihm mit einem Schlage !die Wahrheit. Obgleich der unglück » liche Deserieur ieinen Namen genannt hatte, so lonnte Harald auf Grund dieses Briefes nnd der Mittheiliingen, welche ihm der Kriminaltonimissar gegeben, nicht mehr an der Schuld »«eanne Gaspards und des Vaters Henriettens zweifeln. Das Räthfel des sonderbaren Wesens- des Mon sieur Hauvillerö war init einein Male gelöst. Er war der Schalk-im er war es gewesen, welcher schon seit Zahren die deutsch-In Soldaten znr esertion verleitete, der auch den wackeren Friedrich Reimers in das Unglück, in di·e Schmach gestürzt, und nun auch ihn selbst, den deutschen Offizier, in das schändliche Gewerbe feines verbrecherischess Thuns ver wickeln wollte. - (Fortse2ung folgt.) hatten-her Iesspjetr. s Baireuth, im Juni. Noch wenigei Wochen und vom Hügel des Festspiel- i hauses. von dem man hinüberblickt zu den waldigen höhen der Fräntischen Schweiz, werden die Fan aren ertö nen, werden die erhabenen und er hebenden, die ersschiitternden und auswühlenden Tri tanmotide, wer den die ergreifenden Weisen vom heiligen Gral und die hehren von Walhall und Wotan, von Siegsried und Brünnhilde erklingen. Sie ru fen zur Sammlung, sie bereiten drau ßen im vrofanen Gewitt, das sich zur Festspielzeit vor dem Theater ent wickelt, zu jener Stimmung vor, von der ein jeder, der das Jnnere dieses Kunsttempels betritt, erfüllt wird. »So start wie heute war der An drang noch nir,» lautet das ewige Leitmotiv, das man in jedem Baireu: ther Festspieljahr vernimmt. Vor nahezu zwei Jahrzehnten ist der große Umschwung im Besuch der Festspiele eingetreten, noch 1883, im Todesjahre Richard Wagner-X gehörte ein aus-ver taustes Haus zu den Seltenheiten, dann verbreitete sich mehr und mehr die Ertenntniß dessen, was Baireutb im Kunstleben der Völter bedeutet, und heute drängen iie sich nach Baireuth, heute zahlen sie siir die Billette das Fünssache, als wenn es sich um eine ausregende Premiere handelte. Und doch bietet Baireuth nichts Neues, ge hören die Schöpfungen, die in seinem Iestspielhause zur Ausführung gelan gen tnatiirlich mit Ausnahme des Par sifah zum Repertoire einer jeden Opernbiihne, allein die der höchstens Vollendung zustrebende Art, in der: hier die Kunst geboten wird, der ge-! heimnißvoll uns nackende Stimmun , die von dieser Stätte ausgeht, sie sin »et, die die Welt immer und immer hinziehen nach der abseits vom großen » i Verkehr liegenden Festspielstadi. « Einige Schritte vom Bahnhose ent- « »sernt befindet sich die vom Geheimens Kammer ienrath von Groß, dem Beri reuther zinanzministey errichtete Ge schäftsstelle deren oberste Berpattung here von Groß in selbstloser Weise übernommen hat. hier laufen alle äden zusammen, hier werden die es chiisttichen Fragen mit den Mitwir tenden gelöst, hier wird der über alle Erdtheile augedehnte Billettvertehr re gulirt, der finanzielle Theil des Sti vendiensonds geordnet und alles erle digt. was mit dem vrattischen Betrieb zusammenhängi. Hier erhält man den Maßstab für die Beteiligung der ein zelnen Nationen, und da musz denn mit Freuden festgestellt werden, daß in diesem Jahre Deutschland den stört sten Prozentsatz der Baireuther Besu cher bilden wird. Nach Deutfchland weist Amerika die stärkste Besucherzahl auf: die amerikanischen Parsifal-Auf siihrun n haben die Theilnahme des Dollar andes für Baireuth um nichts verringert, England ist in gleicher Weise wie früher vertreten, aus Nuß land kommt ein lleiner Zuwachs, mäh rend bei Frankreich eine nicht unwe sentliche Abnahme zu lanstatiren ist; verhältniszmä ig sehr schwach ist die Betheiligung . talieni und die Oestek reichs lann sich reine-weiss mit der Deutschlands messen. Die letten Ausführungen fanden im Jahre 1904 statt. Auch sie waren stets ausverkauft, erzielten- eine Brutto einnahrne von etwa 550,000 Mart und wiesen doch ein großes Defizit auf. Vielleicht fühlen sich durch diese Mit theilung all jene Niirgier und Neid linge, die da glauben, die Festspieie seien tiir die FamilieWagner eine Sineiure, beruhigt und befriedigt. Die Wagnerschen Erben nehmen tetnen Pfennig Tantieme, und ist wirklich ein Ueberächuß zu verzeichnen, so fließt er dem esispieisonds zu. Aug dieseni Fonds jiie t auch ein T il dem Sti pendien on s zu, der usitern und Künstlern, die es sich nicht leisten tön nen-. den Besuch der Festspiele ermög lichen soll, und in diesem Jahre werden« nicht weniger als 250 Personen außer greibilletten Mittel für Reise und ufenthalt zugewiesen. Man rechnet mit der Wahrscheinlichkeit, daß die diesjiihrigen Festspiele einen Ueber schuß ergeben werden« da Tristan und Jsolde, Parsisal und Ring der Nibes lungen, die das Repertoire bilden, ieine wesentlichen Neuanschaffungen bean spruchen, während im Jahre 1904 die Uieuinszenirung des Tannhiiuser so wie die hierbei erforderliche Mitwir kung des vortrefflichen Balietiversos »nalg vom Berliner Opernhause große » Summen erforderte. . Wenn auch diesmal dieDekorationss überraschungen fehlen, so werden doch sowohl beim Ring des Nibelungemaig auch beim Parsisal einige szenische Aenderungen vorbereitet, die da bewei sen, wie man in Bayreuth rnit allen Kräften be trebt ist« auch nach der sze nischen und technischen Seite hin alles jener Vollendung entgegenzusührem die der Meister gewollt hat, . und so wird jetzt im Parsifal die Wandeldeioration so gestaltet sein« wie sie einst Richard Wagner vorgeschwebt hat. Jm ersten und dritten Akt werden die Wandel dekorationen, die im Bilde den Weg vorsiihren, der Parsrfal und Gutm manz zum Gralstempel führt« am Schlusse Felsen zeigen, die in derMitte der Bühne zu beiden Seiten sich öffnen und so das Jnnere des heiligen Rau me; gleich in seiner höchsten Weihe zei gen. Auch der Waltiirenfels wird eine Aenderung aufweisen: er wird blastisch gehalten sein« und der sonst von Schilf umrahmte Wald im zweiten Alt Sieg fried wird sich in völlig freier Oeff nung in seinem ganzen natürlichen Zauber ausbreiten. Jn stiller, ernster Arbeit, in vor nehmer Abgeschlofsenheii bereitet sich hier alles vor, alles Sinnen und Trachten ist nur aus die Sache gerich tet, und darum erfährt die Oeffent lichteit so wenig von der Art, wie hier jede Einzelheit aufs gewissenhafteste ausprobirt wird, wie die anscheinend unbedeutendste Kleinigkeit, die Be tonung eines Wortes, die Bewegung eines Armes, die Farbe eines Kostiims u. s. w» mit der größten Sorgfalt behandelt wird; denn neben dem tünstlerischen Geist, der alle beherrscht und belebt, waltet hier auch die Dis ziplin, jene Disziplin, die im Kunst werke auch dem Winzigsten Gerechtig teit widerfahren lassen will und muß. um für das Ganze jene harmonische Vollendung zu erreichen, die wir an Batreuth bewundern. Am 15. Juni nahmen die Gesammt droben ihren Anfang, sie währen sechs unddreißig Tage, aber die Vorberei tungen selbst haben schon vor länger als Jahresfrist begonnen. Das Ge heimniß der nirgends erreichten künst lerischen Wirkungen und Stimmungen von Baireuth ruht neben der Weihe des Ortes, neben der hinreißenden, unversiegbaren Krdst der hier zur Wiedergabe gelangenden Kunstwerke in der hingebenden Begeisterung, mit der hier lünstlerisch gearbeitet wird. Das, was ein machtvolles Genie ge schaffen, wird hier durch gewissenhaf ten Fleiß in höchster Vollendung der törpert, und eine Bühne, die das eben falls erreichen will, braucht ihre Auf siihrungen nur so vorzubereiten, wie das in Vaireuth der Fall ist. Dann wären unsere Theater Festspielhäuser, wie sie Richard Wagner ersehnt hat. »He-i Bill bei dem lehten Einbruch viel gemacht?« fragte ein Mitglied der sauberen Zunst das andere. —- »Viel-i Du lieber himmel —- so wenig, daß ihm sein Anwalt geraten hat, schuldig zu plaidieren.« I I I Die Weigerung der Großschliiehter, » die Fleischbiichsen mit dem Datum der Jnspettion zu versehen, ist begreiflich. Piorum sollen-gerade die Schlöchter ; das Material liefern fiir das Studium » der alten Geschichte-i s Genie sein heißt, mit ein paar Mil Ilionen Gehirnganglien mehr zur Welt zu kommen, als der Mensch des All tags. Es ist gar kein Verdienst an der Sache. Der größte Fleiß oder Ebro · geiz kann sich diesen Ganglienzuschus nicht zuiegen. i i i John D. Rockeseller erklärt, Ue Ameritaner geben zu viel Geld ans. Er meint vermutlich, daß ihnen fiir die meisten Produkte. z. B. Betro leuin u. s. w. zu viel Geld abgenom men wird. I I- · Ein bescheidenez Blümchen, im Le ben gespendet, wäre oft von ganz an derem Wert als die prachtvollen Kränze, die man den Abgeschtedenen weiht.