Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (July 20, 1906)
No. 216. — ’Well for e » anze Wcch » gen die Pie . kels in Taun von Unser Konzert ge-» J tahkt. Offj - tohks ware es nit lautet ples W sente Rie matks, wo ich «u hötn hen triegt,atr mer da den ich nicks drum gewwe: ver Haupt Pers-at war, daß es oie Leut Witche hen un wann mich meine s Freun mt die Toffs in das Kans « zert geschickt-hätte, dann hätt ich ga: tein Kick tomme. wwer die Weise-S weiletn hen ich mi » oss Kahrs wid det geärgert. Sie hot nämlich geäclt, als wann sie das anze Ding war un wann sie nit gen-U wär, dann wär das ganze Konzert en Fehljier gewese. Sehn Se, so selfisch kann ich nit sein. Jch glaube in Maddestie; un dann noch e annetes Pina: i hen auch mein S ehe zu den Sockze beik getrage; ei te juh mei Weus hotsich nnmens diewelloppt un wann ich auch noch keine Kolleraduleängerin sin, do tann mer doch nit sage, was sich noch mache läßt. Wisse Se, mein Wens is so das Mittel zwifche Bebs un Sohptano, ich hen so e schmuhte tinging Mens, wo met schon befot das Breckfeit genieße kann, mitausI daß met sich den Appeteit for denj ganze Dag speule duhi. Es is e! Stimm, wo ich mit vollem Recht mit die Lucia ihre tompehte un do kann die Wedesweilern nit dran ichmeile. Art-wer es is fern von mich, daß ich do dkiwwer hlohe duhn. Jch sin schuht, daß ich einige Zeit an die Stehtsch könnt gehn, bttahs in die erfchte Lein hen ich die Wetts, dann hen ich Schehp un Figgec un ei tell jah, for mei Ehtfch sin ich auch noch gutguctig genug. Jch hen noch keine Rintels un brauche auch keine Pehnt un fo Stoff-«- for mich nffzufickfr. Denke Se eniol was die Sahre Bern tzard schon e altes Häsche is un wir die noch an die Stehtsch so gut aus sehn dicht! Awwee an soSache dann gar nu ente; ich yen sa oen Pyu was mein Hosbnnd is, un der nimmt schon Kehr von mich. Wisse Se, es is e sonniges Ding- mit die Stehtsch, se mehr ich dran gedenkt heu, desto mehr hen ich die Eidie gegliche. Denke Se emol, wann ich als Primmedonna ufs die Stehtsch komme deht un die ganze Welt wär surpreist un deht sage: »No, no, wer answer gedenkt hätt, daß so ebbes in die Lizzie wär!« Well, mer kenne ja emok sehn was zu mache is. E paar Däd später is unser Profes ser komme un hot an mich ekapli. Ich hen mich arig gefreut un en ihn reiteweg in den Parlor genomme. Dort hot er gesagt, er hätt e große Eidie un er deht gleiche meine Odi njien zu höre. Das hot mich Praut suhle mache un ich hen gesagt er sollt kosschiesze. »Sebn Se, hot er gesagt, ich srn schon seit meine srtikzeste Kind heit musikalisch ink!eint. Jn meine Jugend hen ich keine annere Geliebte gehabt wie die Frau Musik« —'« to sin ich doch e wenig surpreist gewe·e, zu höre, daß sich so en junger Mensch in e Frau ver lieu-e kann, um's doch so viele junge Meedercker hot —- aw wer de gustikum is not disk-month kum, wie unsern Tietscher immer ge-— iagih ot. »Sie könne sich denke,« hok e: gesagt, »daß en junger Mann das Lewe blos von die roia’ne Seit an guckiz well in die glückliche Stimmung ,en ich e Ahperie geichriwwe un das is was ich hier for sin. Jch den näm lich die Jntenschen, die Ahperie hier zum er chie mol zu produhse un do muß i off Kohrs e ganze Lait stimmbegabte Piekels hen un do wollt ich emol zuericht bei Jhne ausfinne, was Sie dkiwwer denke un ob Sie mehbie die Primmedonna ihren Patt neinine dehte.« Well, Misier Edithor, am allerliebste hält ich gegliche dem jun e Mann en Kiß zu gewwel Wei, so säppigi hen ich ja in mei ganzes Lewe noch nit ge iihli! Sell is ia eck siickilie gewese, Ivas ich gewollt hen! Professor, hen ich gesagt, Sie könne itrwer mich verviehche. Man ich auch e Kasijuhm wehre? ,,Schul)r Ding, hot et gesagt, Sie derie nit mähd sein, awwer was sein muß, das muß fein: Sie müsse Teits wehre!« For lPitiie Sehk. hen ich gesagt, das acht ’nii; nosser, das is impassibbel, ich hen Nämlich en körperliche Fehler un wann »Sie mich nit eweg gewwe wolle, dann sag ich Ihne, was es is. Mei Fiifz duhn nämlich nii mätsche; un in Fäcit ich hen zwei linise Füß· Sie könne sich denke, daß es for e Lehdie em berrefsing is, wann so ebbes poblici werd, un for den Riesen kann ich Jhne den Wunsch nit thun. »O weil, hol der Peofesser gesagt, das kann ick noch fickse.« For de Länds Sehk, hen ich gesagt, um keinen Preis der Welt; denke Se, ich loß jetzt noch emol ap perehle an mich, naii an fuhr Leif.« Do hot er geschmeilt un hot gesagt: »Das hen ich ja auch nit gemeint, ich hen gemeint» ich iann mei Ahperie noch so fickse, daß Sie in e anneres Kaftjuhm komme könne.« Js das so? hen ich aeiaat. das is der Siofi; plies duhn Se ’s den Weg fickse un ich geb mich die größte Müh, mit einem Wort, ich mache en Effert wie er noch nie nit dagewese is.« Do hot er sich gefreut un hot gesagt, in e paar Däg deht ich alles Nähere er fahre. Er müßt jetzt noch e paar an nere Lehdies un Schentelmiinner gehn sehn, for daß er for jeden Pakt Je mand hätt. Er hot mit mich Händs geschehkt un grad wie er hot fort gehn wolle, do hen ich gesagt: »Professer, ich deht gleiche Jhne noch um e Fehwer zu frage. Wann’s Jhne passihlI-elis, dann frage Se die Missus Wedeswei ler nit; wisse Se, die is arig ksnsiip tet un denkt sie wär der ganze Busch Sie is e arig gute Freund von mich un for den Riesen deht ich liewer gleiche, wann die nit so viel zu sage hätt. Wisse Se, sie sieht nit gern, wann ich ebbes importentes duhn un do dehts gleich zu en Kmch zwifche uns komme un das wiir für die Ah perie doch schuhr genug nit von Ett wentetsch. »Da sin ich ganz Jhne Jhre Appinsien un ich sin Jhne for den Hint arig obleitscht,« hot er ge sagt. Dann is er fortgange un ich sin so hävvig gewese, dafz ich for lau ter Häpvineß das schöne Lied »O schöne Zeit« von vorne bis hinne ge-« sunge hen· Denke Se emol, was sich die Wedesweilern fuchse werd, wann se ausfinne dicht, daß sie nit in it is! ; Mit beste Rieeards « Yours Lizzie HanfstengeL —--·. So ein lenkbares Luftschiff hat die größte Aehnlichkeit mit dem Gaul ei nes Sonntagsreiters. Beide können gelenkt wer-den« aber das Lenken hilft nichts. - Ja der Umkreist-um A - · ·· WFNW x —- «Vierzchn Tag’ war et jedt schon nicht bei mir mein Franz . . . . ; .O, d- is kk just« Sein ErbtheiL Novellette von J u l«i-a B u e r e n H a h n. , « » die weder einen Salon noch ein daß man ihm sagte: »Was für ein reizender Menschl« Und in der That war er der lie benswürdigste, geistvollste Mann, den man sich denken konnte. Er sprach wenig, schien aber desto mehr zu den lcn. Sein Wissen war tief und ohne den Wunsch zu haben, ihn zu kritisi re1:, dachte man nur daran, sich an seinem Gedankenreichthum zu er freuen. Höchstens einer der Hohllöpse —die allen Versuchungen widerstehen —warf ihm Lijcherlichkeii vor. »Ein entzückend-er Mensch, gewiß! — Schade, daß er solche dumme Ma nie hai!« i l i Er gehörte zu jenen Bevorzugten,« Rauchzimmer verlassen konnten, ohne« i »Eine Manie?« »Was?..». Sie haben seine Hände noch nicht bemerlt?« Er war von stattlicher, fchlanter Figur. Sein Gesicht war fein nnd schmal, aber männlich, nur an den sehnigen Armen waren ein paar Hände so zart und sein, wie sonst nur Prinzefsinnen aufzuweisen haben. Wenn er jemandem die Hand reichte, so konnte man eine schmale, weiße, blaugeäderte Hand mit schön geformten Fingern und sorgfältig ge nflegten Nägeln bewundern. Sie schien wie aus Marmor gemeißelil — Gewiß war mein Freund ein zu wohl erzogenerMensch, um mit seinen Hän den zu lolettiren; er gab sich einfach und ungeziert, wenn man auch geste hen mußte, daß er seinen Händen viel Sorgfalt zuwandte. Er trug am Mittelsinger der linken Hand zwei selten schöne Ringe, die allem An-’ schein nach einem weiblichen Wesens angehört hatten. Der eine bildete eines Schlange, das Symbol der Ewigkeit:s der andere trug in der Mitte einen herrlichen, durch die Zeit ein wenig» abgeblaszten Saphir, der von Brillan- » ten umgeben war. . Diese beiden Ringe brachte natürsi lich die ganze Damenwelt in Aufresi gung; sie stammten doch sicherlich aus einer Liebesasfairel — Durch einen Zufall lam ich in das Haus des Baron von Z. Fiir ge wöhnlichempfing er nämlich nicht! Während sein Diener mich anmel dete, trat ich in das Arbeitszimmen Jch öffnete meine Augen natürlich so weit ich konnte, in der Hoffnung, an den Wänden etwas zu entdecken, das mich in das Geheimnißsz seines Lebens einweihen würde. « Das Zimmer entsprach- durchaus nicht meinen Erwartungen· Anstatt der Rotolomöbel und der gebliimten Seidenstofse, die ich zu finden ge glaubt, sah ich ein einfaches, fast nack tes Zimmer vor niir. Der Divan und die Stuhle aus Leder und an den Wänden Waffen und einige Pho tographien. Aber aus dem Kamin an dem Platze, wo sonst die Uhr steht, laEis auf einem Sammetkissen eine aus ips geformte Hand Reugierig trat ich näher, um sie mir anzusehen und sogleich lam mir der Gedanke: »Es ist seineHand!«-— Ein oerächtliches Lächeln lräuselte meine Lippen, wenn ich daran dachte, zvie er in seinem eigenen Haufe mi: seiner Schönheit Kultus trieb. Nackt genauerer Beobachtung sah man, daß es lein Kunstwerk war, welches man vor Augen hatte. Es schien eher eine Probearbeit zu sein. Jch !onnte mir das Vergnügen nicht versagen, diese wie lebende Hand zu berühren. Mit Vorsicht nahm ich sie in meine Hund« um sie von allen Seiten genau zu betrachten. Es ging eine Harmonie von dieser leblosen Masse aus, die das ganze Sinnen und Denken gefangen nahm, und beim Anblick dieser Reinheit der Konturcn lies einem das Wasser ordentlich im Munde zusammen. Fch war in diese Anschauung ver tie t, als eine weiche und doch männ liche Stimme mein Ohr traf. »Wie geht es Ihnen?« Er war es; er hatte sich mir ge nuhert, ohne daß ich seine Schritte, die durch den dicken Teppich gedämpf: wurden, gehört hatte. Jch schämte mich meiner Neugierde, meiner Jndislretiom Er aber zog mich aus dieser unangenehmen Situa tion durch die natürliche Frage: »Sie sehen sich wohl die Hand mei ner Mutter an?« »Entschuldigen Sie, bitte « ant: wortete ich. »Ich wußte nichC daß es eine Familienreliguie war, glaubte vielmehr, den Abdruck Jhrer eigenen Hand zu sehen.« Er lachelte, als er mir einen Mag aus dem Diwan anbot und sich zu mir setzte. »Reliquie ist das richtige Wort, lieber Freund. Sie wissen vielleicht, daß die Orientalen aus die Thiir ihres Hauses eine Hand zeichnem dies sie vor dem Verhängnisz schützen soll. Diese Hand hat mein ganzes Leben mein ganzes Thun und Lassen gete ekelt-« Jch sah ihn erstaunt an, und er fuhr fort: »Es ist eine etwas seltsame Ge schichte; gar nicht großstädtisch, und ich bitte Sie im voraus, nicht darüber n lachen. Wei ich Jhnen schon sagte, ist es die Hand meiner Mutter, die Sie vor sich haben. Es ist das ein ziae Andenken, welches mir von ihr geblieben ist. Sie starb am Taae nach meiner Geburt. · Mein Vater, der nicht einmal ein Bild von ihr besaß, hat mir oft ge sagt, daß fie der Mahonna eihnlich ah Sie war an der Schwelle von Kalabrien geboren und hatte ihre er ften Jahre in einem jener kleinen Dörfchen zugebracht Was mich an belangt, fo bin ich meinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten, nur die Hände habe ich von meiner Mutter ge erbt, und kaum haben Sport und Waffen ihnen etwas von ihrer weib lichen Eleganz genommen. Mein Vater hat bis zu feinem Tode den Verlust meiner Mutter, die er un fiiglich geliebt hat, nicht verfchmerzt. Lange Jahre hat er sich überhaupt ge weigert, mich zu sehen; dann plötzlich, ich war gerade zwölf Jahre geworden, befahl er, mich wieder in fein Hang jzn bringen. Ich werde diesen ersten Hkkintritt in’s Vaterhans nie verges i len. i Auf der Schwelle zu meines Vaters »Arbeitgziinmer zögerte ich, weiterzu Wiegen, aber mein Vater rief freunds l I s »Komm herein, mein Junge!« i Und mit leidenschaftlicher Unge ! duld zoa er mich ans-Fenster um zu sehen, wem ich ähnlich sähe ss Enttäuschung malte sich auf seinem l Gesicht, als aber sein Blick aufmeine Hände fiel, da stieß er einen Freuden sfchrei aus und bedeckte sie mit Küs se n. Jch bat und flehte: »Vater, lies ber Vaterl« Er hörte nichts seine Thränen flossen. Endlich erhob er sich, näherte sich seinem Setretär und nahm aus einem Etui die beiden Ringe, diec Sie hier sehen Er steckte sie mir an den Finger-, dann nahm er mich in seine Arme und sagte mir unter Thrnäem »Mein Kind, Gott hat Dir die Hände deiner Mutter gegeben, damit ich sie in meiner Todesstunde um schließen kann. Halte sie rein und fleckenlos!« Zwanzig Jahre sind seit dem Tage vergangen. Mein Vater hat mich ver lassen. Jch bin allein auf der Welt und mit mir stirbt mein Name. ute weiß ich bestimmt, daß ich ihn wurdig bis zu Ende tragen werde, doch glau ben Sie nicht, daß ich ohne Kampfe so weit gekommen bin Meine Mutter hat mir zweifellos einen Tropfen Piratenblut, welches in ihr schlummerte, vererbt Jn miristes jedoch mit einer Kraft erwacht, daß i-..; oft genug nahe daran war, mein See lenheil zu verlieren. Aber im Augen blick, in welchem ich eine schlechte Handlung begehen wollte, genügte stets ein Blick auf meine Hände —die Hände einer Todten— um mich zur Besinnung zurückzubringen Nach und nach hat mein Blut sich beruhigt und ich lebe in Frieden. Und wenn die Stunde der Wiedervereini: gung mit meiner Mutter, die ich nie aetannt habe, schlägt, so werde ichihr taten können: »Mutter, hier bringe ich dir deine Hände wieder. Du hattest sie deinem Kinde zur Vertheidigung gegeben. Jch habe sie nicht beschmutzt!« ———— Meines Freundes Stimme zitterte ein wenig, als er die letzten Wort-. sprach, dann berührten seine Lippen ehrfurchtsvoll die Hand, bevor er sie wieder auf ihren Platz zurücklegte. —--.— Das Todtenthal von Theben. Ein verirrter Afrikaforscher, der, dem Berschmachten nahe, mitten in der Saharra eine Tafel mit der Jn schrift findet: »Hier können Familien Kasfee kochen«, kann nicht angenehmer überrascht sein, als sein Kamerad und ich es beim Lesen der amtlichen Be lanntmachung waren: »Dieses Grab ist für die Touristen zum Einnehmen des Frühstücks reservirt.« Es ist ein schöner Gedanke, in einem Grab zu frühstiicken und so dem düsteren Geiste der über dem Totental von Theben schwebt und alle erdentlichen szenii schen Künste zur Erhöhung des Grauens aufbietet, das Recht der Le benden recht lebendig vorzudemonstri ren. Vier Stunden lang waren wir geritten, erst an den Memnontolossen vorbei über die flachen Aecker, auf des nen vor 8000 Jahren Theben stand, dann durch die gespenstische Einsam keit des Felsenthales von Kurna, wohl der gewaltigsten Landschaft des Nil tats, einer Backofenröhre, von deren gelben, völlig nackten Kalksteinwänden die Sonne dem Reiter mitleidlos Au gen und Gaumen versengt. Da sprießt kein grüner Halm; kein Vogelruf, kein iirpendes Insekt, nicht der winzigste Lebenslaut bricht das Todes-schweigen diesesThales; aber die grell flimmernde Lust scheint erfüllt von den Seelen der Millionen, die im weiten Umkreise aus den Gefilden Thebens schlafen. Mir fiel die erschütternde Szene ein, wie Odysseus an der Schwelle der Un terwelt die Schatten heraufbeschwört: »Jiinglinge, Bräute kamen und lum merbeladene Greise und aufbliihende Mädchen, im jungen Grame verloren.« Endlich weitete sich das engeThal zu ei nem länglich runden Kessel aus, dessen Wände fasthrzengerade wie ungeheu re, unüberwindliche Mauern aufstei gen. Jn dieser Festung der Natur, in dieser weltentlegenen Stille hofften die Pharaonen der 18.—--20· Dynastie un gestörte letzte Rast zu finden, aber auch hier wußten die Grabräuber sie auszu spüren, und nach den Räubern kamen die Touristen. Bis-heute sind 41 Fel lengriifte bekannt: schräg abfallende Stollen führen in die Finsterniß hin unter und erweitern sich tm Fels zu mehr oder minder geräumigen Kont doren und Kammer-m deren Wände überreich met Darstellungen aus dem altägypttschen ,,Buch von dem, was in der Unterwelt ift,·« bedeckt sind. Ehe wir in die Königsgräber hinab ftiegen, hielten wir uns für geradezu verpflichtet, dem Winke der Obrigkeit Folge zu leisten und in der Frühstücks gruft den Gaumen zu netzen. Hassan der 99. und sein Kollege führten die Esel in die Hürde und packten im Schatten des Grabfchachtes die Früh stücksiörbe aus. Es ist wirklich nicht überwältigend, was die Herren Hon liers im Pyramidenlande ihren Gästen auf die Exkursionen mitgeben, obwohl sie für ein paar Happen Fleisch und andere Kleinigkeiten so viel berechnen, wie sonst das- theuerfte Restaurant für ein Diner von acht Gängen. Wir ta ten und gütlich und fragten uns dann, in träger Siestastimmung den blauen Zigarettenrauch in die Luft paffend, ob es denn unbedingt nöthig wäre, alle 41 Gräber zu besichtigen, da doch schon der römische Geograph Strabo 40 da von gekannt hätte. Und wir kamen beide mit iiberwältigender Majorität zu dem Schlusse: nein, es wäre unnö thig, auf vollen Magen sogar geraden bedenklich; wir wollten uns mit den zwei Grüften Von Ramses lll. nnd Sethos l. begnügen, die das Reife handbuch mit einem Doppelftern aus zeichnet· Labyrinthartig verworrene Anlagen von Gängen und Kammern, die Wände über und über mit Fres ken bedeckt, die zum größten Theil mit Farben von lvunderbarer Frische aus gemalt find! Jn den Darstellungen zieht das ganze Leben der Aegypter vorüber, aber wer nicht die höchst ver zwickte Mhthologie völlig beherrscht. dem kommt diese Ueberfülle von Sinn bildern und geheimnißvollen Anspie lungen bald wie ein Chaos der schwie rrgsten mathematischen Formeln vor. Dazu die heiße, stickige Luft, die noch vom Athem der alten Aeghpter durch fetzt zu sein scheint, das trübe Flacker licht der Kerzen —— nein, wir hatten bald genug von dieser Unterwelt und begrüßten, wieder nach oben gelangt, mit brennenden Augen und dumpfem Schädel aufathmend Luft und Sonne. Nun galt es, die steile Wand des Thalkessels zu erklimmen, um quer iiber die Felsenbarre wieder zur Ebene von ; Theben zu gelangen. Mühselig gings es durch zerbröctelte, unter den Füßen i nachgebende Gesteinstrümmer auf-« wärtsz oben auf der Höhe aber lohntel die herrlichste Aussicht Unserenf Schweiß; hier hinab ins stumme, todte « Thal der Königsgräber, dort hinab? auf das grüneUeberschwemmungsland, das Silberband des Nils und dahin-E ter die unbegrenzt in den Aether ver schwimmende Ebene, die gelblich leuch tende Unendlichkeit der Libyschen Wü ste. Wir saßen in stummem Entzücken nieder, ganz hingegeben an den über wältigenden Zauber der großartigen und doch so einfachen Landschaftsi linien, des wundervollen Farbenspiels und der Reinheit der Luft. die wie ein Staubsauger die Lunge augstäubt und die Sehkraft zu verdoppeln scheint. Dann ging e5 auf schmalen Saum pfadcn steil hinab zur Ebene. Hier am Rande des Gebirges, in der trockenen Zone, die vom Ueberschwemmungswas ser nicht erreicht wird, dehnt sich auf LL Meilen in der Länge die Nekro poliS von Theben mit den zumeist sehr gut erhaltenen Tempeln und Monu mentalgräbern aus; zwischen diesen Heiligthiimern und den Ruhestätten der Großen schluinnert die unüberfehs bare Masse der Namenlosen Wir sa hen den Amonstempel Sethog l., das Rainesseum und andere geweihte Stät ten und bewunderten die gigantischen Formen ihrer Architektonit; wir kro chen auf Wunsch der Eseltreiber auch nochmals in ein paar musfige Felsen gräber und ließen ins den beruht-au felnden heißen Talg der Kerzen auf den Händen brennen, dann aber er tlärte ich Hassan lategorisch, daß ich für acht Tage genug davon hätte und ihm leinen Heller Backschisch geben würde, wenn er sich unterstände, mir noch einen Tempel oder ein Grab zu zeigen. Doch-wie hier den Gräbern entflie hen? an welcher Richtung wir auch ritten, überall hausten sich die hoch ausgeworfenen Schutthaufen durch iviihlter Grüfte, überall versanken die Eselfüße in einer Legion von Scher ben kurz und llein zerschlagenerGesiipz überall wanderten unsere Augen sor schend umher, ob außer den Bruch stücken mumisizirter menschlicher Gliedmaßen, die hier und dort, ein grauenhasteg Memento, aus dem San de hervorlugen, nicht irgend eine kleine, des unerlaubten Mitnehmens werthe Antiquität zu finden wäre. Ein paar zerlumvte, braune Burschen kamen un seren Wünschen entgegen; neben den Thieren herlausend, suchten sie uns mit schmutzigen Händen, in einein lächer: lichen Sprachenmischmasch kauderwel schend, allerhand mehr oder minder appetitliche Dinge, wie Glasperlen.i schnüre, gesälschte Starabäen, INS mumien und dergleichen, in die Tasche zu stecken. Einer der Burschen hing mir endlich eine mumisizirte Hand an von einem Mädchen oder jungen Weibe, eine schlanke, seine Hand von zartem Bau, noch schön in ihrer schwarzen, ver schrumpelten Dürre, mit einem kleinen, gritnen Stein am Ringfinger. Arme, schmale Hand! Vor Tausenden von Jahren hast du vielleicht, damals hell und rosig, in der Hand des Geliebten geruht, hast Sorgensalten auf der Stirn geglättet, hast ein unruhiges klei nes Kind in den Schlummer gelviegt, hast in kunnnerschweren Nächten aus einem tlopsenden Herzen gelegen. Wo weilt die Seele, die dir einst Leben gab? An alls das mußte ich denken, während ich dem feilschenden Burschen zwei Drittel des Preises abhandeltr. Jst es nicht schrecklich, daß die Gebeine eines Menschen 3000 Jahre nach sei nem Tode verschachert werden. Die Sonne neigte sich zum Hori zont, blutrothe Schleier hingen über - dem hellen Wüstensande; wir mußten an den Heimweg denken. Er führte Uns an einem armseligen, kleinen Dorf vorbei, und als wir abstiegen und in die engen, aus Schlammmauern gebil deten Hohlgassen drangen, um ein paar indiskrete Blicke in die Fellachenhäuss lichleiten zu werden, waren wir im Nu von der ganzen Dorfgemeinde um ringt. Welle Weiber, drollige Babys, dreifie Burschen -—— alles reckte uns die ungewnschenen Hände entgegen und heulte im Chorus: »Schisch, Schisch!« die Abkürzung von Backschifch, bis endlich der unvermeidliche alte Dorf schech angebnmpelt kam, mit seinen langen Stab auf die Gesellschaft los priigelte nnd dann —- seinerseits eben so höflich wie dringend um einen klei nen Vorschuß bat. Ja, der Backschisch, das wäre ein Kapitel für sich! »’ßiß" ist das erste Wort, das der ägyptische Kleine an der Mutterbrust verständ nißlos dem fremden Onkel entgegenzu zwimmern lernt; «Backschisch, o Cha swage« —-—- schenk mir was-, o Herr — ist der Leibspruch, den der Knabe auf den Lebensweg mitbekommt, und ich » verinuthe fast, daß der letzteSeufzer des IFellachem wenn er sich zu seinen Vä tern versammeln will, ,,Schisch« lautet, iuuiversitätöstudium in Deutsch l lando l « Ueber die Ueberfiillung der sog. ge bildeten Berufsarten in Deutschland häufen sich die Klagen mit jedemJahre und dabei scheint sich die Jugend förm lich zum Studium zu drängen. An ders kann man es wohl kaum nennen, wenn man aus den Berichten der Uni versitäten ersieht, daß die Zahl der Studirenden seit 30 Jahren um fast 154 Prozent gestiegen ist. Während des letzten Wintersemesters betrug die Gesammtzahl der immatritulirtenStu denten 42,390, über 2574 mehr als im vorhergehenden Wintersemester. Auch die Zahl der in Deutschland studiren den Ausländer ist gewachsen und be trug etwa 8 Prozent, von denen aller dings die meisten Russen waren. Von den außereuropäischen Ländern waren die Vereinigten Staaten überwiegend. vertreten. Ein weiterer bemerkenswerther Um stand ist der ungewöhnliche Zuwachs an Juristen und der Rückgang in der Medizin· Das Studium des Rechts scheint sich einer ganz besonderen Be liebtheit zu erfreuen. Seit 20 Jahren hat sich die Zahl der Studirenden die ses Faches nahezu verdreifacht und be trägt jetzt 28 Prozent der Gesammtheit nnd läßt alle anderen Fächer weit hin ter sich zurück. Die philosophischen Fächer weisen eine Verdoppelung der Zahl der Studirenden auf und auch die sonst etwas vernachlässigten Klas sen der Sozialötonomie, Pharmazie und Thierarzneitunde werden in der letzten Zeit mehr berücksichtigt. Da gegen hat das Studium der Medizin abgenommen. Noch vor 20 Jahren war dieses Studium das gesuchteste und die Mediziner machten beinahe die Hälfte säuuntlicherStudenten aus. Jetzt beträgt ihre Zahl nur noch 14 Prozent, halb so viel als dieder Juristen. Be sondere Bemerkung verdient noch, daß die Zahl der evangelischen Theologen um 50 Prozent abgenommen hat, wäh rend die der katholischen gestiegen ist. Auch das Frauenstudium kommt immer mehr in Ausnahme und Mün chen, Heidelberg, Freiburg tirlangem Tiibingen und Würzburg kreisen be reits 188 immatrikulirte Studentin nen auf, wovon die Hälfte Medizin und die iibriaen Philosophie und Ma thematit studiren. Außerdem fiihren die Listen von Berlin, Bonn, Göttingen nnd anderen Universitäten 1769 »Hörerinneu« auf, d. h· solche Frauen, die nicht als Stu dentinneu immatrilulirt, alter zum Besuch der Vorlesungen berechtigt sind. Verwundert fragt man sich da, wo her die Stellen für all diese Leute kom men sollen. Es wimmelt freilich auch in Deutschland von unbesoldeten Els scssoren u. s. w· Mancher davon wirft sich allerdings der Kunst in die Arme und so finden wir in allen Theatern Volontäre und Schauspieler, die in der Justiz an dem bewußten Tuche nagten. Aber auch die Kunst ist iiberfiillt und bezahlt sich infolgedessen nicht mehr, so daß der Stand der »verfehlten Exis stenzen« mit der Zeit ein sehr zahl reicher geworden ist. Es wäre sicherlich besser, wenn sich die Neigung der deutschen Jugend mehr praktischeren Berussarten zu wenden wijrde, die nicht an den Staatsdienst gebunden sind und auch im Auslande Aussicht auf Erfolg bie ten. Das Studiren allein macht doch auch nicht glücklich, der Mensch hat doch auch außer den Jllusionen das tägliche Brot zum Leben nötig. -- h-« Er: ,,Denkst du, daß unsere neuen Nachbarn sich gut anlassen werden?« Sie: »O prächtig! Jch bemerke jetzt schon genug standalöse Dinge an ih nen, daß wir Gesprächsstoff für den ganzen Winter haben.«