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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (July 13, 1906)
Yebraska Staats-Anzeng Und Yerold - Jahrgaugzg « Gga um«-l UDM U »Hm( WEI- tThn - W Sommer. Von Elisabeth Kolbr. Segnenv geht der Sommer durch du« Land. Goldig schimmern Locken und Ge wand. Freude folgt ihm, goldnes Sonnen lächeln Und der weichen Sowmetwinde Fächeln. Mit ihm zieht der Blumen buntes er, Und der Himmel blaut, sein klare-J Mect. Wohlthun das Entzücken feiner Hände — Strahlend zeigt’s das blühende Ge lände. Wo der Sommer wallt in sel’gem Lauf, Schlägt das-.- Gliick die holden Augen auf Ver lange Tag. Gefchichten zum 21. Juni von Richard Stuben. Elli war glücklich: endlich hatte ihr apa gestattet, ihrer Schwärmerei iir die Landwirthschafft die Zügel chie n zu lassen; re durfte die nlich en Wochen auf Onkel Karls Gute zubringen. Und namentlich auf den Tag der Sommersonnwende, den längstenTag des Jahres, hatte sie sich gefreut: tau frischer Sonnenaufgang Lerchean bel, lühender Sonnenball, —- und . ., Poe re und Stimmung, Stimmung Poesie! Sie hatte es sich fest vorge nommen, bei Tagesgrauen wach zu fein; aber was sind Vorsittze.... ,,Hiibhh, ihr Nacken ihr vertrat ten«, durch das Schimpfen eines Unechtes-, der zwei Kühe aus dein Stalle zerrte, wurde Elli geweckt. Erschrocken sprang sie aus den Fe dern: den Sonnenaufgang hatte fie glücklich schon Verpaszt Aber der Tag war ja noch sehr lang. da lonnte noch fehr viel Inte ressantes passiren. Sie machteFriil) stückstoilette. Yie Frühstückstafel war auch gedeitt, aber teine Menschen seele hatte daran Platz genommen »Der Herr ist zum Pferdemarkt ves-— fahren«, erllärte eine Magd, » ie srau halt Einmachgliise aus der Stadt und die jungen F rren beauf sichtigen draußen das Behagen der Kartoffeln Vor Abend wird wohl keines zurück fein.« Fräulein Elli wurde von der Langeweile gepackt: allein Früh studen, allein Mittagessen, allein Laffee trinlen. Sie unternahm ei nen Spaziergang durch den Hof und Garten, — die Hunde lagen faul in ihren Hütten, die Rübe schliefen; die Fliegen rührten sich nicht« sie schliefen ebenfalls-» Schließlich wurde auch Lilli von detSchlaffucht befallen. Sie ging auf ihr Zimmer, legte sich aufs Sopha und schnarchte bie- das Schreien und Toben auf dem Hofe ihr anzeigte, daß die landivirthschaft lichen tiolonnen auf der Rijcktehr de griffen waren. Endlich also würde ein gemijthlich lustiges Abendesfen zu Stande koni nten. Aber taum war der letzte Bis-« sen hinuntergefchluckt, da biefr eg: »Na gute Nacht allerseits. Wünsche wohl zu schlafen. Ach, man wird aber auch zu müde...« und im Nu war die Tafel aufgehoben E i hatte sich die «eier des Tages der onnenwende au dem Lande «·o sehr viel anders dargestellt —. Der Buchhalter Teopbil Stauffer befand sich in der denkbar niiseradel ften Laune: schon daß ihn im Juni diese heilose Eriältung und dieser noch heillosere Luftröhrenkatarrh de fallen mußten, deutete er als eine Art Pronunciamento des Schicksale gegen seine Person. Wenn man in Herbst oder Frühjahr einen Schnu pfen bekommt, —- na, so war das eben etwas Naturgemäfzes und Fokge richtiges. Aber im Juni, mitten im höchsten Sommer ..... das war eine offenbare Gemeinheit. Und wirtlich, er tonnte bald nicht mehr aus den Augen sehen vor Hu sten, Schnur-fern Spucken, Riesen und mußte sich in"o Bett legen. Das wa ren Tage —- —, Teovhil dachte mit Schaudern an sie zurück. Und als der Widerstand des Schnupfens end lich ebrochen war und Teovhil im Lauf chritt der Genesung entgegen eilte, kamen die Verhaltungsmaßres geln des Arztes-: vorläufig keine Ci garre rauchen, den Besuch machier Kneipen ausgeben, viel in stand-freier Luft spazieren gehen, tein Alt-phot ge«nuß... kein Wein, kein Kognat, kein andeies Schniivsleim welch' Na imens immer —-—. »Wer auch nicht«-» fragte Teophil von einer diisteren til-nun erfüllt ··,,Nein,· auch au die en Genuß musfen Sie vorläufig serzichten«, er tlrirte der Arzt, »bei Tage wenigstens durfen Sie keinen Tropfen trinken, —- Abends, ein oder Zwei Gläschen, ga, die würden schließl eh nichts scha en.« Fee-phil« Stimmung- wurde immer truber. Wenn der Kataer im Za nuar oder Februar gekommen ware, wo die Tage noch so kurz waren, — aber Ieht"... Und nun war heut noch zum Ileverfluj der längste, der allerlängste Tag! Da konnte es wirklich, und wahrhaftig neun Uhr werden, ehe in den Lotalen der Gashahn aufgedreht wurde. Schon dreimal hatte er den Platz umkreist, an welchem der »Schwarze Löwe« gelegen war, aber es blieb taghell, es war gerade, als ob wir im Lande der Mitternachtsi sonne lebten! Da erschien ihm der rettende Engel in Gestalt des Ober tellner. »Ah, ganz ergebenster, Hans-tauf fer«, lächelte dieser und schleuderte init einem energischen Ruck die Ser viette unter den Arm, ,,bitte, nur hin einspazierd Jrn Hintersiiiberl hab’ ich beteif ,,Adend« gemacht, —- bitt-« schön, ganz nach ärztlicher Vorschrift Die Vorhang sind heruntergelasse und’g Gas brennt auch schon, —- ’s ist also ein düstern Abend da her innen, wie ihn selbst ein Sanitätss rath nicht düsterer verlangen kann-" Teophil freute sich über diese List des Obertellners und schlüpfte mit Behagen in das mollige HinterstübeL Das erste Gläschen, —- das zweite, o, das Bier mundete ihm heut vortrefflich und sein Katarrh schien wie weggeblasen zu sein... Und als der Buchhalter Teophil Stauffer zum Nachhausegehen ge riistet in den Flur trat, harrte feiner eine verblüffende Ueberraschung: es war noch hell draußen! »O mei«, stammelte Teophil »ninunt denn der längste Tag gar tein End nit?« ,,Sein’«5 ohne Sorg, Herr Tea phil«, belehrte ihn der Ober, »’«5 ist bereits halb vier, des is schon ’g Frühlicht vom nächsten Morgen« »Himmelsatra, sein das Zuständ«, lamentirte Teophil, ,,taum daß man sich in’s·:« Wirthshaug setzt und ein’ Schnitt trinkt, ist’H auch schon wieder heller lichter Tag!« st· VI si Ftnapv vierzehn Tage noch, dann ging es in die großen Ferien. ,,’s ist auch die höchste Zeit, dasz man ans diesem Pensionslasten mal wieder heraus lommt«, knurrte der Primcr ner Fritz und stopfte das dictleibige Buch mit all seinen Rubik- und Quadratwurzelns und Konstruktionen in den Winkel. Dann setzte er sich in eine Ecke des Baltons und blinzelte in die letzten Strahlen der« unterge henden Sonne. Die Wollen am Horizont erglühten in Purpurlicht, das seinen Schein bis zum halben Himinelsdom empor warf. Fritz sah dem Naturschauspiel regungslos zu, er träumte mit offenen Augen in das Lichtmeer hinein. das der längste Tag des Jahres vor ihm ausbreitete Hm, neugierig, wie es zu Hause aussehen würdet Gesund war alles, -— Vom Gegentheil hätte man ihn ja sofort benachrichtigt. Und sonst wür den die eminenten Interessen der Itleinstadt wohl dieselben geblieben sein. sDer Kaufmann Weber würde« nach wie vor das beste Geschäft ma chen, der Bürger Koch würde seinen Process eine Instanz weiter getrieben haben, das Amtblatt würde noch ims nier dreimal wöchentlich erscheinen. Also vor Paris nichts neues. Blieb noch die Sache mit Malchen Reineckr. Zuerst hatte er Ein die gar nicht den — -.. —-..t-L:-h:«. n lcll IUUUIII, Ell-St sitwr.xruusvrtzh sk fiillte all« seine Betrachtungen aus. Natürlich gönnte man ihmMalchen nicht. Sogar sein Vater hatte er tlärt, sie sei zu alt siir ihn, und so lange bis er mal in Amt nnd Würden gelangt sei, werde sie sicher nicht war ten. Das waren aber alles abge branchte Redensarten, das wußte er, Fritz, bedenklich besser. Hatte ihm doch Malche zu Ostern erst versichert, daß kein anlderer als er..., na also, was bedurfte es da noch eines Bewei ses! Ader-, wenn er ankommen würde. ollte es eine Ueberraschung sein. ichts wollte er vorher hinschreiben. ar nichts. Da gab’"s doch den satno fen Nachtzugt Richtig, den würde er benützen Da traf er um 7 Uhr friih ein, trank gemiithlich aus dem men schenöden Bahnhos Rassen sriihstiicten tonnte er auch noch, und da würde es wohl gegen neun geworden sein. Et was zeitig noch zum Besuche machen. »s- aber du lieder Himmel, wie er mit Malchen und ihren Eltern stand, auf du und du beinahe. Mit der lfrsteren wenigstens ganz bestimmt, wie's mit den Letzteren war, wußte er im Au genblick nicht mehr genan. lind wenn er gemächtlich in das Städtchen ge schleudert war, bog er am Töpferback ab, da tam er zur Hinterpsorte von Malchens Wohnunci, mit Hurrah die« Treppen hinaus, ftiirmisch angetlopit,» die Stubenthiir ausgerissen und . .. »Hutrjeh«, treischie da MeStimine und das Dienstmädchen des Pensio nats trat aus den Ballon »Aber herr Fritz, wie Sie mich erschreckt ha ben. Sie sitzen noch hier und träu men und haben das Läuten zum Abendessen ganz überhört. Und ein Brief ist auch fiir Sie gekommen. Na, wo had’ ich ihn denn gleich hin gesteckt, —- ach hier«, sii zog Couvert aus der Tasche und roch daran, ,,hm, ein Parfiim, ’g reene -Opedeldoc«. Fritz griff mechanisch nach dem Briefe, saltete den nur zusammenge legien Umschlag auseinander und las auf einer goldgeriinderten Karte: Amalie Vogt —- Karl Pause, Fa brilbesitzer, —- Verlobte. Mit unheimlicher Ruhe legte er die Karte auf die Tischplatte· Noch im mer glühte am Horizont das Purpur roth, dessen letzteStreifen immer wie der auf die Karte tanzten und das »Amalie« und ,,Karl« in hunderten von Lichtreslexen aufleuchten ließen. dfritz starrte unverwandt aus diesel n: der längste Tag hatte ihm feine schdnste und längste Illusion zerstört Ueberlistet. —· Von M. Wa lter. »Mußt du wirklich heute Abend reisen, Willh?« —- sra,ste die junge Frau des Leiters der Filiale einer hauptstiidtischen Bank ihren Gatten, als dieser ihr mittheilte, er sei tele graphisch beordsert worden, sich atn folgenden Vormittag bei dem ersten Direktor der Bank wegen einer wich tigen Angelegenheit einzufinden. »Natürlich muß ich noch heute Abend fort, Liebchen«, erklärte Herrs Bertrarn. »Das miserable Nest hier hat so schlechte Eisenbahnoerbindung, daß ich nicht vor zwölf Uhr Mittags in Berlin wäre, wenn ich erst morgen früh fahren wollte. lleberdies — das Telegramm lautet dringlich« l Dora lies; den Kopf hängen. »Jchl bleibe so ungern allein, Willy,« seufz te fie. »Das Mädchen liegt trank zus Bett; Dein Buchhalter hat Urlaub’ nnd so habe ich teine Menschenseele in meiner Nähe. Wer wird denn morgen Deine Stelle vertreten?« —— »Ach, ca giebt momentan nickt viel zu thun«, entgegnete Beriram. »Das kannst Du zur Noth besorgen und wenn ich rechtzeitig wieder fortkom me, bin ich sicher vor acht Uhr mor gen Abend zuriick.« 4 Die junge Frau schien noch nicht beruhigt zu sein. »Während des Ta-l ges siirchte ich mich ja nicht«, sagte: sie, »aber die ganze Nacht allein zul bleiben! Und noch dazu mit der Summe, die heute bei Dir eingezahlt worden ist! Wie leicht können da Diele die Gelegenheit zum Einbre elfen benutzen!« «Pai), davor brauchst Du Dich nicht zu siirchten«, warf Vertrau leirht hin. »Ersteng wer weis denn, daß Du allein bist, Du furcht sanieg Hühnchen? Und zweitens hast Du ja das Telephon. Von Dei nem Bett aus kannst Du die Polizei anrusen und in zwei Minuten iit Hülfe da. Jch darf wirklich nicht triegbleivem wenn der Direktor so dringend nach mir verlangt, «- das mußt Du einsehen, Liebchen, -uno eine vernünftige Frau sein.« Seufzer ergab sich Dorn in dass llnvernieidliche. Nachdem ihr Gatte nochmals sorgfältig sämmtlicheThür schlosfer geprüft und Alles gut ver riegelt hatte, begab er sich zur Bahn. Er schritt tüchtig ans, ein Liedchen vor sich hinvfeixend und sich ini Stil len der Hof nuna hingebend, eI : handle sich bei der Reise um eine siir ihn günstige Sache Und io vertieit »wer er in diesen angenehmen Gevan Hien, daß er nr nicht die beiden ver idiicbtigen Gestalten bemerkte, vie in Tgeringer Entfernung an ihm vorüber : gingen. »Der mag nur pseisen!« — raunte der Eine seinem Genossen zu. »Wenn er heimtornmt, ivirds ihm wohl ver gangn sein. ,, eid Jhr so sicher, daß er lange enug wegbleibt?« fragte der An: ere Sein Gesährte lachte leise in sich hinein »Und ob! Habe ja die ganze Ge sityichte selbst angezettelt. Ein Kame rao in Berlin hat die Depesche ausge geben, die den jungen Herrn aus morgen früh zehn zum Direktor der Bank. be tellt. »Was he siir ein Schlautopf seid!« -—--— taunte der Jüngere. »Von Euch tann man was lernen.« Sie hatten sich in wischen dem Bau genährt, in dem sich die Bank sitiale befand. «Vor Mitternacht dürfen wir uns nicht heranwagen«, bemerkte der Aeltere der Gauner »Natürlich gehen wir durch die Hin terthiire herein. Sie ist zwar gut ver riegelt, doch das hat nichts zu sagen. Mit meinem kleinen Instrument hier bring ich’g leicht fertig, den Riegel loszulösen Sind war drin, so chleicht hr nach-oben, wo die Frau chtäst. . tört De er nicht, so lang sie sich nicht r·hr Wenn sie was mertt, wird sie wa rscheinlich die Po lizei alarmiren wo en, doch das scha det nichts, denn ich hab die Leitung Durchschnitten als ich gestern als lMaurer vertleidet eine Reparatur kzam Hause vornahm. Jhr müßt nur eins verhindern: daß sie den Kopf zum Fenster hinaussteclt und Lärm schlägt. Zur Noth macht sie mit ABetttiichern oder mit Eurem Knäu pel stumm. Habt ihn doch bei Euch? —« , Grinsend zog der Andere ein-en kurzen Holzstock hervor, dessen obe res Ende mit Blei gefüllt war. Der Aeltere nickte zufrieden und dann leg-: ten sie sich hinter dichtem Buschwert auf die Lauer. se si- sk Mit angsterfiilltem Herzen erwar tete Dora die Nacht. «n ihrer net vöfen Erregung konnte sie den Ge danken nicht los werden, daß eine Diebesbande die Abwesenheit ihres Gatten benützen und einen Einbruch in die Bank versuchen werde. Von dieser Furcht beherrfcht vermochte sie tein Auge zu schließen, obgleich lange Zeit alles vollkommen ruhig blieb. Unausgefetzt anstrengend lauschend, glaubte sie bald nach Mitternacht schleichende Schritte auf dem Garten iirs zu vernehmen, die sieh dem Hause von der Rückseite näherten. Ueber zeugt, daß sie sich nicht getäuscht hatte, trat sie aus ihrem Zimmer an das Treppengeländer, wo sie eine Weile regungslos stehen blieb. Nach kurzer Zeit hörte sie den dumpfen Fall eines schweren Gegenstandes auf die Fuß umtte; dann strich die kiihleNachtluft bis zu ihr hinauf. Jetzt wußte sie sictxer, daß die hintere Einganasthiire geöffnet worden, daß Jemand heim lich ins Haus gedrungen war. Diese Gewißheit dränate sie zu ra: srlrem Handeln. Geräufchlos kehrte sie in ihr Zimmer zurück, um telephonisch die Polizei herbeizurufen. So ener gisch sie aber auch anilinaelte,. es kam ieine Antwort. Ein jäher Verdacht Fregte sich in ihr. Die Telephonleitung suiuszte zerstört worden sein. Sicher hatten die Spitzbuben fiir ihren Man .vorherAlleH wohl vorbereitet, und wer konnte wissen. ob nicht auch die drin-i Jende Depefche an ihren Gatten nur ein Vorwand gewesen war, um ihn ,fortzulorken und den Weg zur Verau Lbung der Bank frei zu machen. Jhr erster Jmpulg, die-Fenster auf zureißen und um Hülfe zu rufen, wurde durch den Gedanken zurückge drängt, dier sie damit wenig oder nichts erreichen werde, denn bis wirts liclz Hilfe nahte, konnten dieDiebe ihre Beute fortgeschafft haben. Auch war vorauszusehen daf; ihr Mann in großeUngelegeuheiten gerathen werde, wenn eg sich herausstellte, das-, er fictt zum Schaden der Bank durch eine Fingirte Depesche hatte weglocken las en. Mit dieser Errennrnirz wuchs plötz lich ihr Muth. Sie dachte nicht mehr an ihre eigene Gefahr, sondern nn: daran, ihren Gatten von unangenele men Folgen zu schützen und eine Be raubung der Bank zu verhindern. ,,W«eil»erlist geht iiber Mannes schlauheit«, sagt ein altes Wort, das sich noch immer bewahrheitet hat. Auch in Dorne Köpfchen reifte rasch ein Plan, den sie mit erstaunlicher slaltbliitigteit sofort ins Wert setzte. Sie fehlüpfte in einen Anzug ihres Mannes, setzte eine Reisemiitze auf, malte sich mit Ruß einen Schnurrbart an und steckte einen geladenen Revol ver zu sich. » Im hellen Tageslicht hätte sie wohl Niemand mit dieser Vermnmmung getäuscht, allein im Duntel derNachi, nn flackernden Schein einerDiebeSln terne konnte sie recht gut für einen Mann gehalten werden. Als sie nach beendet-er Vertleidung mit Hülfe einei Streichholzes einen prüfenden Blick in den Spiegel warf, fiel ihr einPhos nograph in die Augen, in den ihr Mann, der eine große Fertigkeit im Pfeier besaß, wiederholt scherzweise hineingepfiffen hatte. Blitzfchnell lam ihr eine gute Jdee. Sie setzte die Walze inBewegung und aleich darauf ertönte nnä dem Kost-n eine gepfissene Opernmelodie. Der jüngere Einbrecher, der in den oberen Räumen Wache halten sollte, blieb auf halbem We e erschrocken sie ben, als er das lauteÆfeifen vernahm. Sein Schrecken verdoppelte sich aber beim Anblick der Männergestalt die ihm mit blinkend-en Revolver entge genkam. Von Furcht ergriffen, drehte er um und rannte, feinen Kameraden völlig vergessend, blindlingg zum Hause hinaus. Durch diesen ersten Erfolg ermu thigt, eilte Dorn die Treppe hinab zum Kassenzimmer, dessen Thüre halb offen stand. Der zweite Ein brecher, der dort beschäftigt war, das Kassengewölbe zu öffnen, wandte den Kopf-und Doras vermummte Gestalt für seinen Spießgefellen hal tend, fragte er halblaut: »Eh, der Patron ist wohl gar zu Hause? Wahrscheinlich den Zug versäumt. Er bat doch nichts aemerkt?« »Weiß nicht«, flüsterie Dora mit verstellter Siimme.- »Mein aber, ’s wär besser, wir machten uns davon.« Der Aeltere lachte höhnisch. »Man! sieht, daß Jhr ’n Neuling seid. Lauft immerhin fort und wenn er Euch ber folgt, so führt ihn nur recht in die Jrre. Derweil besorg ichs hier das Ge fchäftchen; werd’ nachher ehrlich mit Euch theilen.« So sprechend fchliipfte er in das Kassengewölbe, dessen-Thüre er anlehn te, nachdem er das Licht ausgelöscht hatte· Mit einem Satz stand Dora im Zimmer und ftemmte sich mit aller Kraft gegen die Thüre, die kreifchend ins Schloß fiel, wodurch ein Gut-rin nen des eingesperrten Diebes unmög lich wurde· Die Bank war gerettet! Nun die Spannung ihrer Nerven nachließ, wich auch Dora’s Muth; sie eilte ansFenster und rief so lange um Hilfe, bis die aus dem Schlaf geweck ten Nachbarn herbeieilten und den Einbrecher dingfest mach-ten. Am folgenden Morgen hatte Ber tram in Berlin eine sehr nngemütky liche Unterredung mit dem Direktor seiner Bank, der ihm erklärte, er habe ihn gar nicht telegraphifch berufen. »Sie sind jedenfalls dasOpfer einer geriebenen Gaunerbande geworden, die einen Einbruch plante«, äußerte der Chef verstimmt. »Wie konnten Sie so leichtgläubig sein? Mußten doch wissen, daß wir Jhnen, falls wir Sie persönlich zu sprechen wünschten,! einen Stellvertreter geschickt hätten." Wer sollte denn während Jhrer Ab wesenheit die Bank versorgen?« »Meine Frau hätte das wohl für einen Tag übernehmen können?« stot terte Bertram Völlig niedergeschmet tert. »Jhre ;ran?« wiederholte der Di rektor in sarkastischem Tone. »Wie kann man die Bank einem Weibe an vertrauen? Was hätte Jhre Frau ge nntzt, wenn wirklich eine Beraubung xjeplant war?« Als der Direktor jedoch am nächsten Morgen einen genauen Bericht über den durch Dora’5 Geisteågegenwart glücklich oereilten Einbrnclk erhielt, änderte er seine Meinung über die Frauen, insbesondere über Bertrainsz Gattin, deren muthiaev Verhalten ihm so außerordentlich gefiel, daß er Zaun Lolm dafür ihren Mann auf einen besseren Posten berief. ———.—..-— Aus alten Zeiten. Ein-.- Zhochzeitgreckjiiiinq vor dreihun dert Jahren. Jn seinen Tenkwiirdigieiten er zählt der Ritter Hang von Schwer-. nichen von dem Aufwande, den ihtnl seine zweite Hochzeit mit der ehren- I tugendreichen Jungfrau Anna Mart rin, geb. Kreiselwitzin, oerursacht hat, die den 27. November 1601 zu Liegnitz stattfand. Es heißt da, nach dem die erste Begrüßung voraufge gangem »Nach solcher ist die Trau ung vorgenommen worden und mit großer Solennität gehalten worden, und hat mich Herr Martin Guschke, Fahrherr zu Unseren lieben Frauen, getraut und ganz zierlich vorgenom men. Darauf ist bald die Ueberant wortung geschehen und nachher der feierliche uspruch erfolgt. Nach sol cixem ha ich mit der Braut nach meines seligen Weibes Absterben den ersten Tanz gethan und hernach die fürstlichen Abgesandten. Folgends ist man bald zur Tafel gangen und an einer langen Tafel auch zwei Bor schneider, siirstliche Knaben, Init gu tem Essen, und Stier traktirt, dasz also nicht nüchterne Leute von der Tafel ausgestanden sind, und weil sie denn neben dem guten Wein und Schöps auch·ein·e«schöne- Musika hat ren, waren oce wane innig uno guter Dinge, wie ich denn daneben auch nicht traurig war, sondern freut mich deß, was zulänstig war, und daß niir Gott so reichlich, was er mir zu vor entzogen, ersetzt hatte.« Die Hochzeitsgelage und Gastereien dauer: ten nicht weniger als drei Tage, ganz zu geschweigen von den verschiedenen Nachseierlicbteiten, wie dem letzten Schmause, bei dem, wie Hans von Schweinichen erzählt, ,,immer den Abend 2 Eimer Wein zu 12l5·- Tha ler und zweiachtel Schöps, auch zwei achstel Bier ausgegangen, ohne das-, was von Fleisch, Fisch und Wildbret in der Küche ist ausgegangen. Es hat mich solche Hochzeit mit den Klei dern 482 Thaler gestanden.« Jm Folgenden giebt der Ritter dann eine Uebersicht über einzelne Ausgaben, von denen wir unter andern anfüh ren: »Ein Armband 17 Thaler, vor einen Ring auf die Zusage 12Thaler, vor ein eingefaßt Herzleins mit Gold 5 Thaler, vor einen Ring mit einer Elendstlau 3 Thaler, ein Ringlein mit einem Türiislein 3 Thaler, ein Ring mit Rubinrosen 16 Thaler, vor einen Kranz 1 Thaler, vor Atlas zum Trauroel 38 Thaler 18 Groschen, vor ein klein Ringlein 1 Thaler 24 Groschen, vor Federn auf demBrauts tranz 1 Thaler, vor einen irgel 2 T aler, vor Handschuhe 1 T let, » ein aar Pantoffel von grünem . Sammt 41X2 Thaler, ein Kranz, wel cher eine goldene Schiene gehabt, und die Neltenstiele auch die ver old-i hat gestanden 9 Thaler, vor gsol eneBorte zu der Jungfrau Traurop 101,-2 Tha ler, vor Nelken zu Kränzen 2 Thaler, Ider Trauring ist werth gewesen 45 Thaler, so habe ich ihr zur Morgen gabe an einer goldenen Kette gegeben, welche 80 Gulden ungarisch gehabt.« Am Jahresschlusse zieht Hans von Schweinichen die Generalbilanz und schreibt: »Meine Sachen und Schul den hat Gott auch wunderbarlich ge fiihret, daß ich hinfortkommen möge, und wenn mir wohl auch meines herz liche-n Weibes feeliges Begräbniß und auch in das Trauern, michs neben dem meinigen zu kleiden, viel ist gegangen, wie im Gleichen hernach auch wieder auf meiner Hochzeit mit der Kleidung viel aufgegangen, neben dem, was ich der Jungfrau verehrt habe, ja wovon wohl 1100 Thaler anlaufen mögen, so hoffte ich doch zu Gott hinwiedesr reichliche Erstattung, gleich wie er es mir wunderbarlich zum Ausgeben be fcheeret hat« Grausame Euttäuschuns. Der junge Arzt Dr. RoderichBornk grüber hatte schon als Student so viel davon gehört, wie schwer es heutzu tage bei der Uebesrfiillung des ärztli eben Berufes für den Anfänger sei, Patienten zu erobern, daß er dem Zeitpunkt, da er selbst feine Praxis eröffnen würde, mit großer Bangig keit entgegensah Seine ärgsten Be fürchtungen wurden von der Wirklich keit noch weit übertroffen. Nicht wochen-, nein monatelang wartete er nun schon tagtäglich sehnsüchtig auf den erstenPatienten, mit niederschmet ternd negativem Ergebniß. Besucher aller Art kamen wohl, nur waren es niemals Kranke. Doktor Borngriiver wird von Taq zu Tag kleinmiithiger und verzagter. Da tlingelt’s eines Tages, die Aus wartefrau meidet einen Herrn. »Herr Doktor«, flüsterte sie strahlend, »dies mal ist’s sicher ein Kranken —- Gra tulire zum ersten Patienten!« Ja, die brave Lina hat recht; ein Blick auf das blasse Gesicht desHerrn zeigt dem Arzte, daß er einen körper lich Lseidenden Vor sich hat. Uebrigens ist’s ein guter alter Be tannter, der einst mit ihm Zusammen die Bänte des Gymnasiunis in der fernen Heimath gedrückt hat; ein Rit tergutsbesitzer Martin Froschmeier, seit Kurzem erst in hiesiger Gegend ansässig. »Guten Tag, Froschmeieri -«- Al tes Haus!... Na, das ist recht, daß Du zu mir kommit7« »Ja, Doktorchen, ich fiible mich nämlich seit einigen Taaen gar nicht recht wohl; und da Du vorläufig mein einziger Bekannter hier in der Stadt bist, kannst Du mir einmal ei nen tii ch t i g e n Arzt empfehlen« -.--——— Vom Schafhirteu zum Minister. Der letzte Herzog non Cell"e,Georg Wilhelm (gestorben 17()5) ritt eines Tages über die Heide und traf einen Jungen, der die Schafe hütete, bitter lich weinend am Wege sitzen. »Junge- warum wernst du?« redete ihm der Herzog an. »Weil mir’s nicht zum Lachen ist!« erwiderte der Knabe kurz. »He-i dir der Wolf ein Schaf ges holt?« »Daß er mir keins gebracht hat, könnt Ihr Euch wohl denken.« »Junge, du bist ein Schelm!« »Herr, es ist noch nicht Abend, Jhr könnt auch noch einer werden!« Der Herzog, dem in der weiteren Unterredung die Schlagfertigkeit unr der ausgeweckte Sinn des Knaben ge fiel, sorgte dafür, daß er auf seine Kosten die Schule in Celle besuchen konnte. Hier übertraf Heinrich Me her bald alle seine Mitschüler. Nach her ließ- ihn der Herzog noch studiren nnd reisen, und machte ihn schließlich zu seinem Minister, der er bis zum Jahre .l705 geblieben ist. Eines Ta ges hatte der Herzog bemerkt, daß sich Meyer gegen Niedere anmaßend und herrisch benahm, und er beschloß ihm diese Unart abzugewöhnen. Bei ei nem Gnstma le veranlaßte der Herzog heimlich, da des Minister-.- Tisch nachbarn ihm «heftig zutranken. Jn trunkenem Zustande wurden dann dem Meyer auf Befehl des Herzogs die Kleider eines Heideschäserg ange zogen, und er aus die Heide hinan-: gesahren, wo man ihn absetzte, und Schäferftoel, Ranzen u. s. w. bei ihm hinlegte. Als der Minister Morgens erwachte, hielt er das Ganze zuerst für einen Traum; als er aber die Kleidung, alles, was dabei lag und seine Umgebung bemerkte, wußte er, wie der Herzog das meinte. Wie er ging unt stand, begab er sichs zu sei-« nem Herrn, der ihn auf seine Bitte wieder in Gnaden annahm, nachdem er ihm· noch eine gründliche Lettion uber sein Betragen ertheilt hatte. Erklärt ,,Hören Sie, Käthe, das hätte mein früheres Mädchen nie gethan, daß sie Fleisch für sich auf die Seite gebracht hätte!« Z ,,Dös glaub’ i’ gekn, gnä’ Frau, wo gaan Metzgekg’sellen um Schatz g’habt . t.«