Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 13, 1906, Sweiter Theil., Image 14

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    Her Deserteur.
Roman via O. Elster.
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Z —- ich denke wohl...«
In Kuckuck —- verzeibt Aber
ifils feiert Jhr denn keine Verlo
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»F weig es nicht« ." .
« u —- u weißt es nicht?!«
»Herr Hauviller meint, er habe
Rücksichten auf seine Landsleute zu
nehmen...'· «
»Na, höre mal, bester Freund —
das ist doch sehr sonderbar. Du wirft
mir zugestehen, daß Du Dich da in
etwas seltsames Position besindeit.«
—Harald zuckte stumm die Achseln.
Er hatte ja selbst schon gefühlt. dafz
seine Stellung im Haufe Hanviller
eine für ihn unwiirdige war. Er
würde sich auch schon zurückgezogen
haben, wenn die stumme Bitte der
Augen henriettes ihn nicht immer
wieder festgehalten hätte. Freudig
war er damals im Walde auf den
Vorschlag Monsieur Hauvillers ein
gegangen und hatte getreu sein ein
mal gegebenes Wort gehalten, in der
Hoffnung, daß feine Prüfungszeit
bald ein Ende finden werde
Der erste Abends den« er« in der
Ucuniiie Henriettes zubrachte. hatte
1sxine Hoffnung auch noch belebt. Hen
rieite empfing ihn mit glückstrahlen
den Augen und holdem Erröthen,
Julie flüsterte ihm fchelmisch u:
»Alle-Z Seht gut....Tante ist für
Uns -- .
Madame Hauviller kam Harald in
der That sehr freundlich entgegen.
Sie war eine zierliche, etwas tränk
lich aussehende Dame oson etwa fünf
undvierzi· Jahren, deren blaueAugen
und hell londen Haare ihre deutsche
Abkunft verrkethen Aus Karlsruhe
stammend, hatte sie ihr-en Gatten in
Baden-Baden kennen gelernt, das ror
dem Kriege noch häufiger als gtzt
von Franzosen besucht wurde. i
zum Krieg-e hatt-: das Ehepaar auch
glücklich zusammen gelebt; jeden
Sommer brachte Madame Hauviller
einiae Wochen in ihrer deutschen Hei-·
math zu, Henriette erhielt ihre Aus
bildung in Straßburg und Karl-Li
ruhe, und Monsieur Hauviller selbst
ging jedes Jahr auf mehrere Wochen
nach Baden-Baden «
Nach dem Kriege aberänderten sich
diese Verhältnisse. Monsieur Hau
vitier wollte von Deutschland nicht-«
mehr wissen und brach jeden Verkehr
mit den Verwandten seiner Frau ad.
He:;:iette wurde nach Nanry in ein
franxösrsckes Pensionat geschickt uno
Madame Hauviller sah ihre Heimatl)
nicht nieder. Sie war zu schwach,
un- sich geaen den Willen ihres starr
töpfigen Gatten aufzulehnem Um des
lieben Friedens willen siigte sie sich
duldend den tyrannischen Anordnun
gen ihres Gatten.
Um so freudiger begrüßte sie es,
daß ihr Gotte den jungen deutschen
Ossiziser in ihr Haus einführte. Sie
sah darin eine beginnend-e Sinnesän
derung ihres Mannes und hoffte, dzß
die Liebe ihrer Henriette die Gegen
sä e in dem Leben der Familie aus
gie ckrn würde.
Auxtr Henriette hoffte es, und Ha
rald laubte zur-ersichtlich, daß er den
Wider nd Monsieur Hauvillerå, der
ihm im übrigen mit vornehmer, wenn
auch zurückhaltender Gastireundiazast
entgegenkam überwinden werde.
Aber sie täuschten fich alle. Mon
sieur Hauviller hielt an seinem-Stand
punkt fest, er trat aus seiner Reserve
nicht heraus und gab auch nichts das
leiseste Zeichen einer Ermunterung
iür Harald. Hcrald durfte seinem
orte gemäß mit Henriette nicht über
seine Liebe sprechen, er sand auch nie
mals Gelegenheit dazu, mit ihr allein
zu sprechen. Monsieur Hauviller
wußte es so einzurichten, daß er selbst
stets zur-regen war. Die Zusammen
tiinfte Hei der »guten Quelle« hatten
natärtich ausgehörtx hrnriette selbst
hatte das Versprechen, nicht mehr
dorthin zu gehen, ihrem Vater gege
ben, nachdem ihr dieser gesagt, daß
sarald bei ihnen verkehren werde.
Sie»·war glücklich über das Zuge
ständnis ihre Vaters aber bald ollte
auch sie einsehen, das sie dadur nur
der harmlosen Freude des sam
mensetni Intt dem Geliebten raubt
war.
Ein vertrauliches Wort wurde
zwiickcn ihnen nicht meist gewechselt
Der ganze Verkehr vollzog sich unter
den fsisars beobachtenden Augen des
Vaters und bewegte sich in den« ge
wöhnlixken Formen eines rein gesell
sckaktliten Zusammenseins.
Das wirkte auf die Dauer nieder
drücend nnd peinlich aus Henriette
und Herold. Beide keilngten ihre
Freiheit verloren zu haben, die schönen
Stunden im tauschen Walde, in
denen ihre Seelen ge ime Aussprache
halten konnten. in denen fee nichtstetz
unter der Aussisckn der scharfen Augen
Monsieur Hauvillers standen
.Dn hast auch Rücksichten zu neh
men« Gestalt-I sub-r Lulu nach einer
Weile fortw
MFTZEL uns nicht mehr davon spre
s-«
heäkjkektstxirirh Ist wenigsten-. ern
. HM t« nicht« versprechen nnd
bitte Dich nochmals, nicht mehr da
riiber zu reden.«
.Wie Du willst —- ich meinte es
gut."
Mi ge immt lebnte er sich in· sei
nen tul zurück. Beide schwiegen
und hingen ihren Gedanken nach.
An dem großen Tische brach in die
sem Augenblick ein unbändiges Ge
lächter aus.
»Was gibts denn?« seagte Lulu,
sich erhebend und zu den Kameraden
zurücktretend.
»Ein famofer Witz!" rief ein jun
ger Offizier. »Jack kann ein neues
Kunststück!«
Jack war ein raubbaariger Wint
scher. welcker eigentlich dem Adjutansi
ten Leutnant von Fuchs gehörte, aber
sich derartig emanzibirt hatt-e, daß er
fast ganz aus eigene Faust lebte. Er
kannte jeden Soldaten der kleinen
Garnilon und begrüßte jede Uniform
mit einem freundlichen Wedeln seines
lutzenStummelschwanzes. Aber wäh
rend er«Unterosfiziere und Soldaten
nur mit diesem kurzen Gruß beglückte,
schloß er sich den Offiziersen ganzta
meradschastlich an. Traser auf feinen
Streifziigen einen Osfizier, dann be
gleitete exihn ein Stück Weges, bis
er eine neue Unterhaltung fand. Er
kam und ging, wie es ihm gefiel. Am
Abend blieb er so lange da. bis der
leyte Ossizier sich entfernte, diesem
folgte er dann, um in dessen Woh
nung zu schlafen: «
, c . .-c».
chskc lllcccllllllslgc PUBLI, INIWTL
bei den Soldaten der .,.tleine Adia
tante« hieß, war außerordentlich ge
lehrig. Er niefte aus Kommando, er
stellte sich todt. er nahm von eine.
»Franzoien« nicht das schönste
Fleisch. er strich mit den Pfoten die
Asche von der Zigarre und was der
gleichen Kunststücke waren, die ihm
von den jungen Offizieren beigebracht
wurden.
»Juki-i bat ihn ein famoses Kunst
stiick gelehrt!« rief ein junger Osiizien
»Fräulein Henriette wird sich sehr da
rüber freuen.«
Es toar bekannt, daf: der lange
Adjutant sich vergeblich unt die Gunst
ver schönen Französin bemüht und
einmal sogar eine etwas derbe Zurück
toeiiuna erhalten hatte.
»Laßt die Dummheiten seini«
warnte Lulu mit einem Seitenblicl
auf Harald.
Aber die übermütbiae Laune der
jungen stiziere ließ sich nicht mehr
zügeln.
»Laß Jacl das Kunststück machen,
Fuchs!« rief man diesem zu.
Der lange Adjutant grinsie ver
gnügt und spöttisch.
»Wenn Jhrs durchaus wollt!« sagte
er. Dann rief kr: «Jael, tomm ein
mal her. du Schlingel!«
Monsieur Jack kam langsam näher
und sah seinen errn mit einein spitz
biibisclzen Gefi t an, während er
langsam mit dern Stummelschwanz
wedeltr.
Fuchs er riff ein Stück Zucker, so
fort setzte ftch Jack auf die hinter
beine. -
« »"ch3n.» aber wie macht Hen
riett « fragte der Adjutant.
Bei dieser Frage stellte sich Mon
sieur Jack hoch auf die Hinterbeine
und streckte vie Zunge heraus.
Tie Offiziere brachen in ein tolleö
Gelächter aus« Man wußte, daß aller
dings nickt Fräulein benriettq wohl
aber die übermüthige Julie dem Ad
jutanten einmal die Zunge gezeigt
hatte, als er unermüdlich vor den
Fenstern der jungen Mädchen auf und
»als promenirtr. «
»Du-ro Jack!« rief man lockend.
»Komm het —- wie macht Jetichen.
famoHL «
Und Jack bekam von allen Seiten
Zucker
»Ich werde morgen vor dem Fenster
Jetteiens dzs Kunststück probirens
sagte der Adjutant
Jn diesem Augenblick fühlten eine
Hand sich schwer auf feine Schulter
legen. Eine zornig liebende Stimme
sagte:
»Sie werden das gefölligst unter
lassen, Herr von Furt-BE
»Nanu?«
Fuchs fah in das ernste, zornige
Gesicht haralds. ·
»Ach, Sie sinds, heineckl — Na,
Sie werden doch einen Spaß ver
Richt, wenn es sich um eine ge
schmacklofe Verspottung einer jungen
Dame handelt, mit der ich zu verkeh
ren die Ehre habe.«
Leutnant von Fuchs wurde eben
falls ernst
«Ei handelt sich um keine Dame
der Gesellschaft, « sagte et.
»den Leutnant von Fuchs Sie
werden das Wort zurückvehnienl« rief
Damit-, bleich vor Etregung.
»Ich nehme nichts zuriiix oder Sie
enii ten mir erkläre-h m welchem Bet
hält JJsie zu ueeDaiue sieben,.«
Juni nichts zu er
klären»
«Dami habeieh auch nicht- zurück
zunehineaä
Sie
li« lsitzeer siehet-e Vfsiiiete
dieSitei Laden
TM mit et Oe it
Händ-W i W w
Hart-III qthmete heftig. Er hatte den
Spkktt des Adjutanten seht poht ver
standen, er sollte nicht nur enrtette,
sondern auch ihn selbst tres en. Die
geschimacklost Art und Weise dieses
Scherzes erbitterte ihn, er bebte vor
Zorn. s
»Ich werde rnir Jhee Erklärungen
iibee prr fonderbares Benehmen aus
t—itten, Herr von Fuchs!« stieß er
hervor.
»Ich stehe zu Diensten, Herr von
Heineck,« entgegnete dieser mit fühlet
Ueterlegenbeit »Ich denke jedoch,süe
jetzt ist unsere Unterrednng zu Ende.«
Er setzte sich wieder und trant ge
lassen ein Glas Wein.
»Komm, Harnld,'« stiisterte Lulu
dem Freunde u. »Da hast Du’ö —
das find die änlgen...«.
»Ich werde sie zu tragen wissen,"
entgegnete Harald und entfernte sich
mit dem Freunde.
10. Kapitel. .
Der erste Verdacht.
Arn anderen Tage wurde Harald
zu dem Kommandeur, Oberstleutnant
don Gimderg, befohlen.
Harald wußte. daßes sich um das
Duell mit Leutnant von Fuchs-han
deln würde, denn er hatte diesem am
Morgen seine Sekundanten, Leutnant
Krumbholsz nnd Leutnani von
Stranstn, geschickt und dieser hatte
selbstverständlich die Forderung an
genommen, welche aui Pistolen lau
tete und am folgenden Tage ausge
tragen werden sollte. Wie es die Vor
schrift bestimmte, hatt-: man auch dem
Ehrenrath Meldung gemacht und die
ser hatte die Meldung an den Kom
mandeur tveiiergegeben.
Oberftleutnant von Gimlserg ern
pfing Harald in seiner Privatma
nung. Sein Gesicht war ernst und
man« konnte eine gewisse Unruhe an
dem sonst so gleichmäßig ruhigen Of
sizier bemerlen.
Als Harald bei ihm eintrat, erhob
er sich rasch von seinem Schreidtiscl«
wo er ein umsangreiches Aktenstück
gelesen hatte.
Harald stand in dienstlicher Hal
tung vor ihm.
»Herr Oberstleutnant haben befoh
len...«« '
»Ja, Herr Leutnant, ich habe eine
ernste Angelegenheit mit Ihnen zu be
sprechen. Sie haben Oberleutnant
von Fuchs aeforderti«
»Ja Befehl. Herr Obersileutnant.«
«Wollen Sie mir den Grund Jhrer
Forderung sagen? Jn der Meldung
des Ehrenrathes wird nur von einem
persönlichen Konflikt gesprochen.«
»Oberleutnant von Fuchs erlaubte
sich einen unpassenden Scherz iitcer
eine mir bekannte Dame und weigerte
sich wegen dieses unpassenden Scher-»
zes um Entschuldigung zu bitten.«
»Ist diese denn die Tochter der
Gutsbesitzers Louiö «hauviller?« «
a...« -
äie verkehren in dem Hause diesesl
Vermi«
»Ja -—- seit einigen Wochen«
»Sie interessiren sich fiir Fräulein
Hauviller?«
» a.
»Nun gut-ich findeez ganz ge
rechtfertigt, daß Sie sich den unpas
senden Scherz des Leutnants von
Fuchs verdaten. Jch tann Sie auch
nicht hindern, Rechenschaft zu fordern,
aber meine Pflicht als Kommandeur
und älterer Kamerad ist es, zu versu
chen, einen Ausgleich zwischen Ihnen
herbeizuführen Sie lennen die Ka-«
binetsordre Sr. Maiestät, nach wel
cker alle Streitereien und unnöthigen
Duelle zwischen den Offizieren der
mieden werden sollen. Se. Maiestiit
hates ausdrücklich ausgesprochen. dass
er es nicht dulden werde, daß die Ehre
eian Offtziers in frivoler Weise an
gegriffen wird, hat es da gen als
eines Ehrenmannes für dur ans nicht
unwiirdig erachtet, fiir ein unbesonne
nez Wort um Entschuldigung zu bit
ten und solche Entschuldigung anzu
. an's-most «
'
I
------------
»Ich kenne selbstverständlich die
Kabinetgordrr. Herr Oberst!eutnant.
Doch ist es nicht an mir, um Ent
schuldigung zu bitten."
»Würden Sie die Entschuldigung
des Leutnant von Fuchs annehmen?«
»Wenn er zugleich Fräulein Hau
viller um Entschuldiguan dittet...«
»Ah « das ist etwas anderes!«
»Herr Oberstleutnant, die Beleidi
aung ist gefallen, während mehrere
Gäste in dem Cafe anwesend waren . .
auch ivilpersonen waren zugegen.
Die , naelegenheit dürfte daher bald
öfsentlieh bekannt werden, ebenso wie
der unangemessene Scherz des Leut
nant von uch3. Dieser äußerte sp
gar die Abrcht, seinen Scherz wieder
holen zu wollen. Jch muß also daraus
bestehen, daß auch die Entschuldi ung
eine genügende ist, welche der Oeffent
lichieit—jedensalls aber der amilie
der beleidigten Dame —- tannt
wird.«
»Ich werde Leutnant von uchi
das Unangemessene seines « retö
nicht varenthalten,« entgegnete r
Kommandeur ernst. Jch rnuß Sie
aber zugleich darauf aufmerksam
machen, daß die Familie des Deren
Pauviller außerhalb unserer Gesell
chast steht und day darin ein gewisser
Mitberungigrund iir LeutnantFuehi«
«Leutnant von Fuchs wußte, daß
ich in der Familie vertehrie·«
HO» das ist es, worüber ich
ehe alli mit Ihnen prechen wollte.
F hätte auch ohne d en Zwis n
a mit Ihnen dariiher gespr n.
Sie müssen diesen Ver-lehr abbrechen.«"
»Das ist unenIgslieh herr Oberst
ceutnantt« « ·
. ,.Weshald·i«
»Weil.das der Familie eine neue
Beleidigung zufügen hieße und
weil... weil...«
»Nun. vollenden Sie.«
»Weil bedbsichtige, in eine noch
nähere Ver indung mit der Familie
zu treten . . ."
»Sie wollen Fräulein Henriette
heirathen?«
»Ja, kerr Oberstleutnant. Und ich
hosse, da dieser meiner Absicht nichts
entgegensteht. Die Familie Hauviller
ist eine der angesehensten und ältesten
des Landes-daß lHerr auviller ein
sehr wohlhabenderMann it, erwähnte
ich nur nebenbei. Fräulein Henriette
ist in Deutschland erzogen, ihre Mut
ter ist die Tochter eines höheren Be
amten in Karlsrube... meine hei
rath würde mithin durchaus standes
gemiiß sein.« .
»Ich will Jhnen hierin nicht«-wider
sprechen . . . ja, ich glaube, man würde
gegebenen alls erne solche Verbin
dung zwis en einem deutschen Offi
zier und einer einheimischen angesehe
nenFamilie nicht un ern sehen. könnte
dadurch den deut chen Sympathien
im Lande ein Vorschub geleistet wet
den. Dennoch ist Jhre Verbindung
in diesem Falle unmöglich. Haben Sie
nicht bedacht, Herr Leutnant, daß
Monsieur Hauviller einer der wit
tkseendsten Gegner des Deutschthmns
l : «
»Fei- treiß.es, hosse aber-—ja ich
’ bin essen gewiß, daß sich diese Ansicht
zdes Herrn mit der Zeit ändern wird.
HJedensalls tann die politische Ansicht
jdes Vaters nicht maßgebend siir das
«Gliick einer Tochter sein« . er selbst,
zHerr berstleutnant, hat mich zu dem
xBesuch seines Hauses ausgesordert.«
T »Wissen Sie o bestimmt, daß er
dabei nur aus Rücksicht aus seine
Tochter gehandelt hat?«
. »Wesbalb sollte er mich sonst aus
aesordert haben? Er wollte mich näher
- kennen lernen, ehe er mir das Geschick
»seiner Tochter anvertraute.«
»Das glauben Sie -—tiinnen aber
nichtwissen, ob er nicht ir end weiche
geheime Abtcht dabei verfolgte Hat
der Herr mit Ihnen niemals darüber
gesprochen, ob eie nicht bereit wären,
nach Frankreich überzusiedeln?«
»Ja der That-er sprach einmal
davon. Er besitzt beiNancy noch ein
Gut. . . und er meinte, daß ich— das
heißt wir —- seine Tochter und ich
dort wohnen tönnten.«
»Ah, seien Stel«
»Ich wies natürlich einen solchen
Gedanten energiich zurüa."
»Ich habe nichts anderes von Jhnen
erwartet. —- Aber lesen Sie doch ein
mal dieses Schriftitück der Landes
polizeibehörde. Es ist durchaussetret
und ich erwarte von Ihnen, daß Sie
ej als setret behandeln. — Bitte, lesen
)
l
(
l
l
Cic
Er reichte Horald ein amtlichesl
Schriftstüch welches folgendermaßen
lautete: 4
»Was die Angelegenheit der Besee
Itionen anbetriffi, so ist jetzt durch ge
heim-e Bücherchen festgestellt, daß ein
Angesessener Lothringens die Hand
dabei im Spiele hat und die Soldaten
durch prächtige Anerbietungen und
Idurch Vorspiegelungen aller Art zur
JTesertion verleitet. Man hat den Be
treffenden noch nicht unzweifelhaft
feststellen können, der Verdacht richtet
Tsickx gegen mehrere Personen, in Lützek
burg gegen den dortigen Grundbesitzer
Louiö Haut-Hirn der Ländereien und
jWaldungen bei Nancy besitzt, welche
an die deutsche Grenze stoßen. Durch
igeheimeRecherchen in Nonen ist fest
sgestellt, daß die letzten Deserteureuuf
seiner Ferme gehange, welche zu den
iBesitzungen es p. Hauviller bei
jNancy gehört, übernachtet haben und
dort verpflegt wurde-n. Es ätehtaber
noch nicht fest, ob mit oder o ne Vot
nsisisden des Besitzers.
— ie Londeäpolizei-Behörde ersucht
Euer Hochwohlgeborem auf den u
Hauvsillen dessen Familie, Hausstand
und Verkehr ein wachsamez Auge zu
haben, namentlich ob nicht ein gewis
ser Pierre Gaspard, Kot-let imWalde
von hayange, bei hauviller verkehrt.
Sollten sich noch nähere Anhalts
punkte ergeben, werden Euer hoch
tåohlgeboren sofort benachrichtigtwers
n...«
Das Blatt entsank der Hand Ha
ralds. Er war blaß geworden und
es flimmerte ihm vor den Augen.
»Die Polizei musz sich irren, here
Oberstleutanat,« stieß er hervor.
»Das ist möglich,« entgegnete der
Komamndeur achselzuctend, »sie kann
aber auch recht haben. Jedenfalls wer
den Sie einsehen, daß mit einem sol
chergestalt oerdiichti en Manne ein
Verkehr unmöglich iæK
»Wenn aber der Vedacht falsch
i t s«
»Das wird sich bald herausstellen
müssen. Jst es aber nun nicht vent
bar, daß man den Vertehr mit Ihnen
gleichsam als Deckmantel benüht..."
»Den Oberstleutnant!? —dai ist
unmöglich! Madame hauoiller und
genriette sind mir mit Offenheit und
erzlichteit entgegengetommen. Ma
damehauviller ist eine gute Deutsche.«
»Ich nehme an, daß ie Damen von
dem oerbreeherischen Treiben dei Gat
ten und Vaters nichts wissen. Sie
sonnen ebenso gut getäuscht sein, wie
re.—-Abee sei dem, wie ihm wolle,
eh muß von heer Ossizieroehre er
warten, daP ie den Verkehr abbre
chen. Sie ehen das eini«
Ja, here Dberstleutnant,« entgeg
ne haeald waldi.
»Nun ut-ich erwartete ei nicht
anders. ch erwarte aber au , dasz
Sie Band Ier gegeniibee tetne ndeus
takes machet-» aus welchem Grunde
Sie sieh zurückziehen Istee schulde
.- —. .-- ——.«
V
Protest.
- .-...-. - - -1--4«-ssmnsUIF-ZLÅ.IITII-II1
,,Wns ist denn das bei Direktots für ein fürchterlicher Spektakel?«
Hm wissen Sie, der Herr Direktor wünschte, daß in dem neuen Stück
seine k tau eine stumme Rolle übernehmen sollte!"
—
—
so darser nicht ewarnt werden; wir
müssen ihn unsziidlich machen. Was
hre Angele enheit mit Leutnant
p uchs anbetri»st, so werden Sie den
«pruch des Ehrenrathes abzuwarten
gaben. Jch verspreche Ihnen, daß
Deutnant von Fuchs Jhnen volle Sa
tisfaktion geben soll, indem er sich vor
den Theilnehmern an jenem Scherz
bei Ihnen entschuldigt — sind Sie
damit zufrieden?«
harald vermochte nicht zu unterbr
ten· Die Erregung raubte ihm die
Sprache.
Der Kommandeur betrachtete ihn
mit theilnahmsoollem Blick. »Ich ver
stche und würdige Jhre seelische Erte-»
gung, lieber Heinect,« sprach er wen-i
ger streng. »Sie gereicht Jdnennur
ur Ehre. Aber bedenken Sie, daß
Sie Ossi ier sind, daß Sie ernste und»
strenge Hslichten aus sich genommens
haben, denen Sie Ihr persönliches
Eint-finden unterzuordnen haben.!
Diese Unterordnung ist oftmatss
schmerzlich, ich weiß es, sie ist abers
nothwendig, um unsere hohe Aufgabei
als Führer und Erzieher der uns ans-I
vertrauten Söhne des Bolles ersiilleni
u können. Jch weiß, Sie sind ein
Qochherzigey wackerer, ehrenhafter
Ossizier des Königs, Jhre Boroäter
haben ihr Blut aus den Schlachtfel
dern des Vaterlandes bergosfen -—— siel
sind als Helden gefallen —- tönnteni
Sie nicht Jhr Her, Jhre Liebe dem(
Vaterlande, dem Könige, zum Insekt
bringen?« ·
Harald richtete sich straff empor
und sah seinem Kommandeur fest in
das Auge.
»Ich werde es versuchen, Herr
Oberstleutnant . . .'«
Dieser reichte ihm die Hand.
« »Ich danke Ihnen, lieber Heineck,«l
sagteer bewegt. »Ich habe mich nichts
in hnen getäuscht Und die Amen-«
gen it« Jhrer Forderung überlassen!
Sie nur« Fuchs wußte schon dienst
lich von dem Verdachte, welcher aui
Hauoiller lastet, daher wohl seine!
Weigerung, sich zu entschuldigen, ichl
werde aber mit ihm sprechen und ich
denke, er wird Jhnen vollste Genug
thuung geben. Sind Sie damit ein
verstanden?'«
»Ja...«
Jn diesem Augenblick tloditees an
der Thür. «
- Fortsetzung folgt.
W
cekeönte als Modell-.
Die Großen der Erde sind es nicht
immer gewöhnt, still zu sitzen, unds
ihre Ungeduld macht den Male-m, die-«
ihr Bad fuk die Zukunft fes-thatka
sollen, häufig Viel zu schaffen. Ader(
es giebt auch rühmliche Ausnah
men unter den Herrschern, die»
den Künstlern ihre schwerej
Arbeit nicht noch schwerer machen.!
Papst Pius X. z. B» so plaudert eine.
engl. Wochenschrist, isi von geradequ
rührender Geduld im Stillhaltenl
Wenigstens berichtet so der delanntez
amerikanische Maler Thaddeus-, der!
vor nicht allzu langer Zeit den heiligen:
Vater porträtiren durfte. »Nein Bess
russmodell," so erzählte der Maler«
»hat mir je so gut Modell gestanden.I
Als ich ihn in seinem Stuhl zurechtge-l
seht hatte, saß er so ruhig wie eine.
Statue. Einmal fragte ich ihn. ob erj
müde wäre, da antwortete er beschei-?
den: »Ich wäre Jlinen dankbar, wenns
Sie mir erlauben würden, den Kopf(
ein wenig zu bewegen.« Niemals vor- s
her sah ich solche Geduld; niemals
auch soviel einfache Güte in einem Ant
link
Damen sind nerdoser und un-«
ruhiger, und selbst eine so liebenswür-l
dige und freundliche Herrscher-I wies
Königin Alexandra von England hatj
nicht immer die langweilge Prozeduw
einer Sitzung ruhig ertragen. Als derj
englische Maler Frith vor einer Reihe;
von Jahren die damalige Prinzessin
von Wales malte, verzweifelte er fast
daran, die Linien dieses stets beweg
lichen Antlitzed wiedergeben zu können!
und er beklagte sich bei dem Prinzew
darüber, daß die Prinzessin nicht still
halte und er daher wohl iein gutes
Bild von ihr zustande bringen würde.
»Sie müssen sie nur einmal tiichtig
ausschimpsem Mr. Frith,« sagte der
Prinz, »ja, wirklich, wir wollen sie ein
mal beide gehörig ausschelten, das
wird vielleicht niigen . . .«
Kaiser Wilhelm gilt siir eines der
liebenswürdigsten und angenehmsten
Modelle, das sich nur ein Maler wün
schen kann. Alt vor einig; Zeit ein
englischer Künstler nach erlin beru
sen wurde, um sein Porträt zu malen,
wurde der Maler bei derersten Sihung
in einen hohen, ziemlich kahlen Saal
Ede- Pqiasns geführt, wo- der nasse
ihn erwartete. »Ist Jhnen dies Zim
mer recht?« fragte der Kaiser. »Mitt
den Sie vielleicht einen anderen Raum
lieber aben?« »Nun ja," antwortete
der Kunstler, »ein kleines, behaglich
und luxuriös eingerichtetes Zimmer
wäre mir lieber.« »Kommen Sie, wir
wollen einmal sehen, ob wir so etwas
finden tännen," sagte der Kaiser-, und
dann schritten sie zusammen durch den
Palast und suchten, bis sie schließlich
ein Gemach fanden, das allen Wün
schen des Malers völlig entsprach.
»Nun,« sapte derKaiser, »geniren Sie
sich nicht und malen Sie, wie ann Sie
zu Hause wären. Machen Sie sichs
bequem! Wie malen Sie denn am
liebsten?« »Roct aus, Hut auf. Pfeife
im Mund,« antwortete der Künstler
turz und bündig. »Gerade so sollen
Sie auch bei mir malen,« sagte der
Kaiser, »und so möchte ich Sie einmal
malen. Also nun richten Sie sich? he
auem und häuslich ein und wir wollen
etwas über England plaudern.«
Auch König Eduard nimmt es mit
den Sitzungen sehr genau. Als der
Maler Fildes den Austrag erhalten
hatte, das Porträt des Königs im
Krönungsornat zu malen, fand er in
dem Herrscher das angenehmste Mo
dell. Piinttlich zur Minute hielt des
Königs Brogham vor dem Atelier,
(?d11ar-d«trat mit freundlichem Gruße
herein und nahm sofort die vorgeschrie
bene Stellung ein. Die Sitzung dau
erte eine halbe bis eine Stunde und;
während der Arbeit plauderte der Kö
nig iiber alle möglichen Dinge mit dem
Maler und vergaß dabei doch nie die
nothweudiae Ruhe zu bewahren. Frei
lich aber sind nicht alle hohen Herren
so gnädig und gar mancher sträubt sich
dagegen, überhaupt zu sitzen. Raps
lean, der bekanntlich tein geduldiges
Modell war, hat einmal seiner Gering
schätzung des Porträiiens in der
stolzen Antwort ausgedrückt, die er
dem Maler Gros gab· »Wie lange
wird diese schöne Leinwand halten,
M. Groö?« »Wenigstens 600 Jahre,
Sire," sagte der Maler. »Dann lohn
te es sich wahrhaftig nicht, dasz ich auf
eine solche Kleinigleit so viel Zeit ver
wandt habe.'«
« —-.« « . . —
Wie Viel Willyc ylll cö Occnscl ge
macht, fiit fein Verfailler Krönunka
bild all die hohen Würdenträger zum
Porträt-Sitzen zu bewegen! Von
ähnlichen Erfahrungen erzählte auch
Frist-, als er die Studien zu feinem
Gemälde der Hochzeitsfeierlichteit des
Prinzen von Wales machte. »Unter
den Anweienden,« berichtet er, ,,war
auch ein Herzog, der bekannt war als
der Besiner eines großer-. breiten
Schlavphutes und eines febr glatten
Gesichte5. Auf meine Bitte, intr eine
Sitzung zu gewähren, fchried er folgen
des: »Ich habe keine Luft, mich por
mätiren zu lassen. Wenn meine Fi
gur durchaus auf Jhr Wert herauf
foll, dann will ich Jhnen meinen Hut
zur Verfügung itellen und sie können
ihm mir so tief über die Ohren ziehen,
daß man, mein Gesicht nicht feben
kann-«
Die Königin der Belgier weigerte
sich geradezu, das Koftiinn das sie bei
der hochzeit getragen hatte, dem
Künstler fiir eine Stizze zu leihen,
wenn er nicht feierlich versprechen wür
de, »weder zu tauchen noch Bier , u
trinken,« fo lange die Robe im Atel er
wäre. Auch der Maharaja Duleev
Sinle dessen farbenvriichtige Erschei
nung auf dem Gemälde nicht vermißt
werden follte, machte ebenfalls große
Schwierigkeiten, als ihn der Maler
darum anging, fein druntvollei Ge
wand und Beine unvergleichlichen Ju
welen zu le heu. Da diefe Wunder
orientalifchen Pranles wirklich einzig
und von unfchiittbarem Wertbe waren.
fp tonnte man fein Zögern begreifen.
Nachderntsichdie britiiche Regierung
fiir den Künstler verwendet hatte. wil
ligte er ein« die Kostbarteiten herzu«
geben, aber nur unter der Bedingung,
Begangene Fehler können nicht besser
entschuldigt werden als mit dem Ge
ständnis, daß man sie als solche witt
lich erkenne.
I . I
Wissen, daß man weiß, was man
weiß, und wissen, daß man nicht weiß,
was man nicht weiß: Weisheit.
s i O
- Eis ist heuek fo teuer, daß spat
jame Ehemännee die Efsstiicke aus den
i«hiahballi« mit nach hause nehmen«