Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 13, 1906, Sweiter Theil., Image 12
M Ver neue Lehren Eine Schulgeschichte von H o n H F l o r i a n. Frankfurt a. M. Es war in der Oberselunida Zum ersten Male sollten uns sammtlrche Lehrer mit dem höflichen »Sie« an redem Ein Gedanke, der uns»alle mit Stolz und Genugthuung erfnllte. Aber noch ein anderes Ereigniß spannte unsere Erwartung aufs höchste nnd ließ uns vielleicht zum erstenmale den Anfang der Unter richtsstunde herbeiwünschen. »Ein neuer Lehrer war für den deutschen Unterricht an etündigt und sollte heute Morgen einen Antritt bei uns erleben. Alle stimmten darin überein, daß der Neue »gezogen« werden müsse, und zwar wollte man gleich heute damit be innen. f ,,Gleich im nfang, das ift das Beste,« sagte Karl Wetter-, »wenn wir ihn von heute an dran gewohnen, daß wir uns wenig oder gar nicht-s gefallen la en. dann wird er schon mürbe werden!« »Ganz recht,« rief Willh Mahler. der bereits im zweiten Jahre in der Klasse saß und deshalb das größte Ansehen genoß und den ehrenvollen Namen »Beteran« führte, »heute müssen wir ihn eingewöhnen, und zwar schwer! Wenn er jetzt he reintommt, wird gesungen!« »Sin en?« fragte der etwas schüchtern åeinz Hohlbein »Laut singen? — as ist doch etwas zu kühn!« Auch die anderen Schüler schauten alle auf Mahler und schüttelten zwei felnd die Köpfe. »Man könnte allen falls mit den Bänken llappern,« meinte ein anderer, »das macht net oös und ahm.« —,,Odrr jeder läßt ein Buch sallenf meinte wieder ein anderer, »das ist ungefährlicher und wirksamer, so was tann auch ganz zufällig geschehen sein.« »Nein, nein,« rief jetzt wieder Karl Wetter, »das ist alles nichts. Mahler hat recht: Wir singen, und zwar ab wechselnd. Einer fängt an, die an dern fallen ein. So ein ,,Neuer« wagt s gar nicht, gleich in der ersten Stunde mit Strafen anzufangen. Was lann er uns überhaupt thun, wenn wir alle singen? Arrest geben! Und das ist doch sehr amüsant.« »Ja, ja er hat recht,« riefen jeßt alle, »das wird ge macht!« —,,Jch fange an zu singen,« rief Win Mahler stolz, »Ihr müßt aber sofort einfallen!« Wir blickten bewundernd auf den kühnen Mahler. -"Wie ein Heros lam er uns vor, als er jetzt stolz und selbstbewußt seinen Rock zulnöpfte, und jeder gestand sich im Stillen, daß er eigentlich doch der Muthigste und Unerschrockenste von der ganzen Klasse sei. Jn diesem Augenblick lautete es, und jeder huschte eiligst auf seinen «lah.» Draußen hörte man Schritte. eßt offnete sich die Thür und der »New« trat herein, Allen, die vorher noch zaghaft und unschlüssigs gewesen, wuchs der Muth beim Anblick dieses jungen, schmächtigen, fast schüchter nen Mannes, der langsam auf das Katheder stieg. Das war das Zeichen. »Was kommt dort von der Höh"·, begann Mahler mit kräftiger Stimme zu singen, und wir alle fielen ein. »Was kommt dort von der Höh’, « was kommt dort von der ledernen Hoh’!« ca,ca, ledernen Höh —- was lomtm dort von der Höh’!« — Halb erstaunt, halb erschreckt stand der ·unge Mann da und schaute uns mit urchdringendem Blick an. —»Es ist der Postillon,« röhlte Mahlen Und —»es ist der Hostillon,« sang der Chor —.»es ist der lederne Postillon«, ——der Lehrer machte eine Bewegung, als ob er sprechen wollte —- »ra, ca Po illon« sangen wir-— »es ist der Po illon.« Eine mertwurdige Aenoerung ging jetzt mit dem jungen Magister vor. Langsam ftieg er auf dig Katheder setzte sich dort nieder und lreuzte die Arme vor der Brust, während ein ruhiges, fast vergnügtes Läckein sich auf sein Gesicht legte. So iaßer still da und fchaute uns an. Wir fangen weiter, aker nicht mehr so einstimmig; bei jeder Strophe fielen Stimmen ad, und als Mahlen der nichts davon toahrnahm, mit voller Stimme die iinfte Strophe begann: »Guten bend, meine Herren, guten Abend meine Herren« — da sang niemand mehr mit. Eine unheimliche Stille war eingetreten, und alle blickten auf den noch immer lächelnd dasitzenden Doktor Beck. - Mahler, der im Zuge war, fang noch: »Guten Abend, meine ledernen Henn, ca, ca —« dann schwieg er plöylich heftig erschrocken iibet die fait heihge Stille, in der sein Gesang sdoppelt lästernd klang. »Sind Sie schon fertig-Z« sagte Dr.Beck höhnisch It ihm-. »Ich warte solange mit dem nterricht!« Merkwürdig. Alle saßen stumm, keiner lachte, eine Art Ewige Scham hatte uns alle erfaßt. it kamen uns höchst einfältig und dumm vor. Warum wurde der junge Doktor ar nicht zornig? Wir hät ten ihn o gern- in Wirth gebracht, nnd nun lächelte er, so freundlich und mild, als hätten wir ihm ein Ständ chen gebracht Bevor ich mit dem Unterrichte be sinne.« spie-C er jeit mit tlangvoller a S Juki-, GTla M Sie III-at eine ene er . der MMM Gott-schalt Dasei- « n ,det Binde-besten ge ie. Er lernte nie aus«-c usw«-spendete zu hause leis « — gräme-duns »«ee U- ssttiwin mus W men ihn feine Eltern- heraus, und e: kam in eine Realschule. Aber da ging's abwärts mit mir, ——denn daß lass nur gleich sage, der Knabe war vix-Ich lebte weiter vergniigk und zumutele kaum kam ich aus der chule, gings ans Spielen. Fragten mich meine Eltern nach mein-In Auf aben, so hatte ich keine oder hatte Fie schon gemacht. Hier und da wußte ich auch wohl eine fchriftxiche Arbeit zu machen, von der ich wußte, daß sie am nächsten Tage in der Schule nach gesehen wurde. -— Aber gelernt habe ich nie, ich wußte gar nicht, daß man lernen mußte. Das«Quartal ging zu Ende, die Zeugnisse kamen. -—— Jch war einer der letzten. Aber das war mir keine Warnung. Ich lebte weiter in meinem Leichtsinn. Als das Schul iahr um war, wurde ich nicht versetzt, mußte zweiJatire in der Seyta blei ben, kam darauf in Quinta, roo ich knapp versetzt wurde. Jn Quarta undTertia war ich wieder zwei Jahre. Da nahm mich endlich meine Mutter —mein Vater war inzwischen gestor ben —aus der Schule, und ich kan-. in ein Geschäft als Kaufmannslelir ling. Das gefiel mir anfangs Ich war mit Liebe und ernsten Vorsiitzen in den Kaufmannsftand eingetreten. Jch hatte mir vor enommen, ftettzia zu arbeiten, keine ühe zu scheuen, um meinen Chef zufrieden zu stellen. Ich hatte mir ausgemalt, wie tüchtig ich werden würde. Jch sah mich im Geiste vom Chef täglich gelobt. Jch wurde ihm unentbehrlich; immer mehr gewann ich sein Vertrauen: man iibertrug mir das ganze Geschäft, ich wurde Theilhaber, wurde reich, reich, unendlich reich. —- —— Ja —- das wa ren Träume —- Triiume. so naiv und ideal, wie sie nur mein ahnungslofes, unerfahrenes Gemüth erträumen konnte. Sie waren der Wirklichkeit so fremd wie die Nacht dem Tage. Wohl itrengte ich mich an und war fleißig und strebsam in jeder Hinsicht. Aber der Chef war ein Mensch wie — —-—— wie—er war überhaupt tein Mensch, eine Maschine war er, eine lalte, rechnende Maschine, ohne Herz und Gemüt-at Dieser Mensch bot mich ausgesogen., so viel er tonnir. Jch mußte arbeiten wie ein Lastpferd. Ohne Lob, ohne Anerkennung, ohne Liebe. Glaubte ich in seinem Gesicht ein freundliches Lächeln zu bemerken, so war es bei genauem Zusehen ein befriedigtes Grinsen wegen einer gu ten Einnahme. Erwartete ich ein an erkennendes Wort über meine gelei stete Arbeit, so sah ich statt dessen ein triumphirendes Leuchten seiner Au gen. Es war die Freud-e über die billige Arbeitskraft! ——— Kurz, wo hin mein Blick fiel, überall sah ich Berechnung, Geldgier, Geiz und-Hart herzigteit.—Da —-- an dieser Stätte, wurden mir zum ersten Male Viel-Un gen geöffnet. Da lernte ich zum ersten Male die Menschen von ihrer ubscheutichen, thierischen Seite kennen, kenn nicht mein Chef allein, auch die meisten anderen. mit denen ich zu sammentraf, waren gleich geartet. Kinder! Möge keiner von Euch je mit solchen Menschen zusammentommen!! Sie reißen Euch alles- Jdeale. alles Poetische und Schöne-, das Jhr von der Kindheit mitbringt, sammt der Wurzel aus dem Herzen. Das Herz nehmen sie Euch und bemühen sich, eine Rechenmaschine oder ein Kurs blatt oder einen Geldsack dafür hin einzusetzem Wohl sind nicht alle so. O nein, Gott sei Dant, ek- gibt noch Menschen unter ihnen, fühlende, em pfindende Menschen, und möge jed:r von Euch, der diesen Beruf ergreift, zu diesen kommen und helfen, das wenige Gute und Schöne weiterzu pflanzen und zu vermehren... Doch ich komme von der eigentlichen Sacke ab. —Vier Jahre war ter- an diesem Orte; tvie oft hatte ich ge weint, wie viele Male trat isii naljse daran, fortzulaufen Aber immer sagte ich mir: Tu hast Deine Eltern lseiriibt und getränkt, hast in der Schule nicht-.- aelernt, jetzt ietzt Teine Mutter alle Hoffnung aus Dich, Tu Darfst ihre Hoffnung nicht zerstören. Es ist Deine Pflichi, alles zu ertra aen, es ist die Strafe für Deinen Leichtsinn Tu mußt auglnlten Um diese Zeit kam zu meiner Mutter ein Student als Miether, mit dein ich oft zusammen war. Er lernte fleißig nnd eisria fiir sein kommende-« Exatnen Da erfaßte mich ein solch heißes Verlangen nach Bildung und Wissen, ein so mächtiger Drang zum Lernen und Erfahren, daß ich den Studenten um die Erlaubniß bat, zu gegen sein zu dürfen, wenn er lernte. Gern bewilligte er es. Er gab mir Bücher, und in meiner freien Zeit saß ich nun auf seinem Zimmer, hartezu, wenn er lernte, lernte selbst eifrig und angestrengt, und der Student half mir dabei aufs treuefte und beste. ch hatte schon vorher einige schriftfte e rische Aufsätze verfaßt, die ich jetzt auf Anrathen des Studenten an verschie dene Zeitungen sandte. Und als die selben dort angenommen und hvnorirt wurden, da verließ ich das Geschäft. Jch ftudirie weiter. Den Ertrag fiir die fcheiftstellerischen Arbeiten, der ung ähr die höhe meines Salärs als au mai-in aus-nachte, gab ich an meine tier, die mit meiner neuen « Beschäftigung zufrieden war. Nach drei- aheen konnte ich auf die Uni versi t gehen. Ich Hatte erfassen, was Lenden heißt. stät-in ich glück lich am iel meiner «nsche anse langt, suchtet bei den Zoll n, Fliebt von meiner Mutter und - ich in W see-fe- Der Student, six I pd - Ec- ken-M- ennu L « . - its Ist-! W I M ter Herr Direktor. —-- So, Sie ken nen mich jetzt, Ihren Lehrer und Freund. Es ist nur noch nöthig, daß ich Sie tennen lerne, und das wir wohl bald geschehen ein.« — Eine tiefe, heilige tille war wäh rend der Erzählung des jungen Dot tors einge eten. Alle saßen stumm und andä ig da, wie in der Kirche« Dei meisten hatten Thränen in den Angen. Wir begrissen, warum uns der neue Lehrer seine Geschichte er zählt hatte. Wir wußten, welche- Let tion er uns gegeben hatte, und wir liscdten und verehrten ihn schon jetzt wie einen alten, treuen Freund.Plötz lich llappte eine Bank. Willn Mhaler stand aus und trat mit gesenktem Kopf vor Doktor Beck. »Ich habe vor hin den häßlichen Anschlag gemacht, Sie mit Johlen und Schreien zu em pfangen,« sagte er mit leiser Stimme, »und hol-e die andern ausgedetzt. Es thut mit setzt sehr leid. Vers-then Sie nir, Herr Dotiorc« Doktor Brei reichte ihm fteundlich die Hand. »Ich bang gleich am An sang verziehen, das habe ich Jhnen ja soeben bewiesen. Wenn Sie einge sehen haben, daß das »sieben« bei mir nicht nöthig ist« dc.nn bin ich schon zufrieden. Sehen Sie sich jetzt, wir beginnen mi-: dem Unterricht. —— Da ertönte die KlingeL Der »Unter richt« war zu Ende. Der Sau Philipp August-. Von Paul Desclaux. Autori sirte Uebersetzung aus dein Franzosischen. Als ich meine unschiitzbaren Dienste noch dem Staat widmete und die Stunden von sbiss Uhr damit ver brachte, sehnsüchtig aus den Birkena a,luß zu warten, speist-e ich ineinem estaurant in der Rue GaviLussac. Eines Tages trat ein älterer, würdi ger Herr, den ich schon etlicksemal im otal gesehen hatte, an meinen Tisch und dielt mir folgende tleine Rede: »Mein Herr, Sie sind mir vom ersten Augenblick ungemein sympa thisch gewesen. Würden Sie wohl gestatten, daß ich in Jhrer Gesell schaft speise?" »Aber mit Vergnügen, mein Herri« erwiderte ich. »sehr angenebml« Der alte Herr legte eine dictbäu chi e Attenmappe aus braunem Leder auf den Tisch und stellte mit dem Nellner sein Diner zusammen. Dann wandte er sich wieder zu mir und sagte: »Erlauben Sie zunächst, daß ich mich Ihnen vorstelle. Mein Name ist Mai-Unten Jch bin Privatdozent der Archiiologie an der Sarbonne.« ch verbeugte mich und nannte gleichfalls meinen Namen. «Seben Sie, mein Herr," suhr der Greis fert, »meine Frau und meine Tochter sind in Trouville. mich aber hält eine doppelte Ausgabe in Paris zurück. Erstens vollendete ich gerade eine Arbeit über die Kabltöpfigteit in den verschiedenen Zeitaltern und Tzwei tens befinde ich mich auf der uche nach einem Sou aus der Zeit Philipp Augusts. einem Sou, der uns aus den Chroniten jener Epoche wohlbe kannt, jedoch nur in einem einzigen Exemplar aus unsere Zeit gekommen ist. Das, mein Herr, ist der Grund, warum ich momentan im Nestaurant speise, und diesem Umstand verdanke ich das Vergnügen Ihrer Ermunt scheit« Jch drüctte seine Hand, die er mir über den Tisch reichte, und der Greis subr fort: »Sie werden es vielleicht nicht glauben, mein junger Freund, daß es drei Arten von Kabltiivsigteit gibt.« Und nun verbreitete er sich zwei aeichlagene Stunden über dieses Ikma Von da an speisten wir ieden Tag zusammen. Abgesehen von seinen kei den Schrullen, der Kabllöpsigteit und dem Sou Philipp Augusts, war here Martiniet ein äußerst angenehmer Mensch, in dessen Gesellschast ich mich vortrefflich unterhielt. Eines Sonnabends schlug er mir vor: »Wollen wir murren einen kleinen Anzslug nach Trouville machen? Sie sind dort mein Gast, ich stelle Sie meinen Damen vor, und Montag sriih kehren wir wieder zu unserer Arbeit zurück. Sagen Sie nicht «nein«, bitte!« Und ich sagte in der That nicht »nein«· Jch war neugierig, die Fa milie dieses Originals kennen zu ler nen. Am nächsten Morgen suhren wir nach Trouville. Die Gattin des alten Archäologen war eine prächtige Ma ironex seine Tochter Amalie war ein fach entzückend, undich verliebte mich aus der Stelle in sie. « Am nächsten Tage beaann unser Resiaurantleben wieder· Aber da sich mein ganzes Sein und Denken um räulein Anialie drehte, war ich ein chlechier Gesellschafter sür meinen Tischgenossen, dein meine Einsilbig leit nnd Zerstreutheit bald auffiel. »Was haben Sie, åun et Freundi« erkundigte er sich. « in Sie lranii Berieagen Sie die Meeelusi nichii.. Wollen Sie ei mir glauben, mein Lieber,« sii te er hingen wieder zu seinem Lie link-It nia iibergehend, »daß das Meerwa er ein ausgezeich neies Vorbengu Iniiitel gegen vie Kahlköpsigkeit isi « Eine Stunde sprach er von der Zeilteasi bet««Yieert-zassers bei hex abliöpsieeit,» und alt er dieses Thema en lich verlies. begann er vom Spi- UW August- zu voziremder sich absolut nicht finden taffen wollte. Ein zweiterAuifluq nach Trouoilte brachte mir die Gewißheit, daß ich Fräulein Amalie nicht gleichgiltigfei, und auf der Rückschri, während der alte Archiiologe von Philipp August sprach, überlegte ich dieAuddriicte. in denen ich ihn urn vie Hand meiner Ausertorenen bitten wollte. Er hette mir feine Sympathie des öfteren fo unverhoblen ausgedrückt, daß ich ohne fonderiiche Angst am nächsten Tag-: zwischen Käse und Odft zur That schritt. »Was denten Sie von mir, Herr J"liartinier?" fragte ich. »Nun, mein lieber Freund, sich denke, daß Sie ein prächtieer junger Mann sind.« »Warst-en Zie, das-, ich heirathm darf?« »Aber n.1tiirlich! Jch alonbeiogar, daß Sie einen ausgezeichneten Ehe monn abgeben wert-ens« »Besten Tonk! Also: ich will mich in der That verheirathen und zwar möglichst bald. Ich habe eine reizend-e junge Dame tennen gelernt. Jch bete sie an, ich habe Grund zu glauben, daß ich ihr nicht qleichailtig bin, und ich ftehe im Begriff, ihren Vater unt ihre Hand zu bitten-« »Braoo, junger Mann! Meinen herzlichsten Glückwunschi — Kellner, eine Flasche Champagnet!« Als der Pfropfen gegen die Deäe geinallt war, fiillte Herr Martinier die beiden Gtäfet und trank auf mein . Wohl« »Und jeht —- wer ist es?« fragte er, seinen Kelch auf den Tisch zurückstel lend. »Kenne ich die Dame?« »Seht genau sogar!« antwortete ich lächelnd. »Die Dame heißt Fräulein Amalie Martinier!« , »Wie sagen Sie?« Mit einem Schlage war das Gesicht des alten Gelehrten tief ernst gewor den. »Jatvohl, Fräulein Amalie!« wie derholte ich. »Oh! junger Mann, das thut mir sehr leid, um Jhrettoilien lehr leid! Ich schätze Sie überaus boch, das ist richtig, aber meine Tochter wird nur einen Archäologen heirathen! Daran ist nichts zu ändern, und ich bedanke unendlich, daß Sie sich... Welch sonderbarer Einfall von Ihnen! Jch Wissen Sie was! Ich werde Sie meinem Freund Duranfart vorstellen, dem Abtheilungsetei im Kultusmini: iterium. Sie werden seine Tochter heirathen. Die Dame bat war ein liinftliches Bein, aber abge ehen da von ist sie entzückend Sie sind reich, sie hat 300,000 Frant Mitgist, Sie werden sehr glücklich werden... Das gefällt Ihnen nicht? Na, wir werden schon etwas anderes finden, aber, bitte sprechen tvir nicht mehr von mei ner Tochter . .. Wissen Sie schon, daß man iiinait in Athen ein Manustript des Anaxagoras über die Kahlköpsig: leit entdeckt hat«-« Und während ich traurig an mein verlorenes Glück dachte, verbreitete er sich ausführlich üker dieses Manu stript. Am Tage nach dieser nrertwiirdigen Szene ichiitzte ich eine Familienan e legenheit vor und fuhr nach Trouvi e. Jch besuchte die Damen Martinier, die gerade ihre Koffer packten, um nach Paris zurückzufahren, und er zählte ihnen mein Mißgeschick. Die Damen suchten mich na « Kräften zu trösten. »Werden Sie Archäologe!« riesdie Mutter. »Finden Sie den Sou Philipp Au gsist5!« schqu die Tochter vor. Den Sou Philipp Augustg sindenl wiederholte ich mir im Wagaon aus der HeimsahrL Das ist leicht aesaxiL aber ich sehe nicht recht, wie ich das beginnen soll? » Jn Paris angelangt, kletterte ni aus das Verdeck des anibus St. Lazare s-— St. Michel, um nach Haule zu fahren. Der Schafsner tam mit dem Fahr-schein. Ich ariss in die Tasche und reichte ihm drei Sou. »Na, hören Sie mal, mein Herr-, der hier ailt ja nicht mehr!« »Damit gaber mir —-—- wie mochie er nur in meine Tasche aelsmmen sein? einen noch Ziemlich gut erhal: tenen Sou aus der Zeit des Bürger iiinigse Louis Philippe zurück. Jch gab dem Schassner einen anderen Sou. steckte den uneiltigen in die Tasche nnd dachte seuizend: Wenn Du noch weni stens aus der Zeit Philipp Augusts tarnrntesii Plötzlich blitzte ein Gedanke in mei nem hirn aus. Jch holte den Sau Louis Philippe wieder aus derTasche, betachtete ihn von neuem und hätte beinahe wie Archirnedes gerufen: «heureia!'« Gerade langte der Omnibus an der Place St. Mittel an. Ich stürzte Hals iiber Raps die steile Treppe vom Ver deet herunter und eilte zum nächst kesten Dtogisten. Eine Viertelstunde später in mei nem Zimmer lag der alte Son, den ich an bestimmten Stellen mit einer Wachsschichi überzegen hatte, in einem bede· von tanzen rirter Salpetersiiure. Azs ich ihn heraus-nahten sah er ganz nimm tlein und wie angenagt aus. Der tzaps Louis Philipps war sast Hatt Er Bin-eilst achtetest-m und wir: n et n nur m Mhe die Buchstaben Philip . « Frau . » . entziffern Mein Seit gliin te, als sei er aus purem Golde. « mußte ihn ietzt alte-erst B demåsst te ich· nääiwn III-Inw« UEYUIF , ne s- . . iweissen act-eine te- wiederka Ili Melis. Ue die se Mein tara-seit und sacht-Wen Riiäsichwvolb , sI ,«.—« — ,,Griiß Gott, Hen- Toltor. wie gehtes Ihrer verehEten Frau Schwie getmama?« s »Nicht bessndeksn sie wird einige Monate im Süden zubringen müs en." · »Und welchen Aufenthaltsort haben Sie ihr da empfohlen?« »Kametun!« - — Eindruck einer etliche Jahrhunderte alten Münze. Es handelt sich jetzt nur noch da rum. ihn dem alten Archiiologen zu präsentirem Seit der Rückkehr seiner CFamilie speiste er nicht mehr im Re itauranh und ich traf ihn nur selten. Er war immer noch freundlich und liebenswürdig zu mir, aber er sprach nie von feinenDamen und glitt eilig darüber hinweg, wenn ich mich nach ihrem Be inden ertundigen wollte. Eines Abends gewahrte ich ihn auf dem Boulevard des Italiens, im Be grisse nach hause zu gehen. Ich folgte ihm und erreichte ihn, ais er gerade feine Wohnung betreten wollte. »Ich hoffe, Sie wollen nicht wieder von meiner Tochter spreck-Jn"«« fragte der gute Mann, sichtlich verlegen. Jch verneinte und erklärte, da, icii gekommen fei, um ihm eine Münze zu zeigen. die mein Vater-, ebenfalls ein leidenschaftlicher Numiismatiter, unliingst bei einem Freunde entdeckt hätte. ' Wieder beruhigt, führte Herr Mar tinier mich in sein Arbeitkzimmcr. Er nah-m sich nicht einmal die Zeit, den Ueberzieher abzulegen. »Nun lassen Sie einmal schenk« driin te er. J reichte ihm die Münze. Ersetzte seine Brille auf und betrachtete sorg fältig jeden einzelnen Puntt. Dann rief er, feuerroth vor Freude: «Mein Philipp August! Er ift’d!« ,Nicht möglich?« »Er ist«-J, sag ich Ihnen, junger Minn! Betrachten Sie dieses taum erkennbare Bild! Es sind die Züge Philipp Augusts. Betrachten Sie dies-: halb permischten Schriftziige Phi lip . . . und Fran . . . ! Das bedeutet Philipqu und Frantvrun1.« Es iit der lmgeiuchte Sau Philipp Au gustsI . . . Wieviel wollen Sie da für?« « »Verzeiht-lag Herr Muhmen er gehört nicht mir, und ich.·.« Hunger Mann, ich zahle dafür, was Sie wollen! Denten Sie nur: ein sinzigeg (Lrernvlar!« »Es thut mir leid, aber mein Vas ter . . .« »Ich werde ihm schreiben!« unter brach mich der Greis, ganz anstrengt ch steckte den Sau-wieder in die Ta che und machte Miene, mich zu entfernen. An der Thiir drehte id, mich noch einmal um. »Herr Martinier, ich wüßte wohl ein Mittel, die Sache zu arranairen Bewilligen Sie mir die Hand von Fräulein Amalie. und ich mache mich anheischig, Ihnen dieses seltene Stück zu verschaffen« »Aber junger Mann . . ." »Sagen Sie selbst: indem ich diese Lücke, diese überaus erosze Liicte in Jhrer Sammlung ausfülle, leiste ich damit nicht mehr als mancher er-· graute Numismaiiter je geleistet hat? erdiene ich damit nicht auch diesen Titel?« here Martinier dachte einige Mi nuten nach. »Kommen Sie morgen Abend wie ders« sagte er schließlich. »Wir spre chen dann weiter iiber diese Sache. Aber bitte, verlieren Sie das un schä bake Kleinod nicht!« : m nächsten Abend bewilligte Herr Martinier mir die Hand seiner Toch ter. Der heißbegehrte Sou ging de sinitiv in seinen Besitz über und wur de der Gegenstand einer gelehrten Ab handlung: «Ueber die Scheidemiinze unter Philipp August vor und nach der Schlacht bei Bouvines«, eine Ab ndlung, welche ihm sechs Monate piiter die atademischen Palmen ein tru schon lan e vorher hatte ich Arna lie geheirat t und qutttirte den Staa sdienst, um der Setretär mei nes Schwiegervaters zu werden. »Der gute» Mann t nie an der Geht-est seines P il pp August ge kwei elt, at me er ahren. welch« raf inietems chwindel ich mein Lebens glück verdaut-. — , - Mancher wird erst du eine ve l uns Schlacht ein Stute-IT r « Dee Ursprung des Instruments Die beiden Sonnenwenden ldie Sommer- und Wintersvnnenwende im Juni und Dezember und die ent sprechenden Sternbilder des Thier lreises) wurden von den Alten als zwei Säulen dargestellt, zwischen de nen der Sonnengott bin und her wandert. Der Patron der Wanderer und Schiffer war daber Herlules, ein alter Sonnengott, dessen berühka zwölf Arbeiten die zwölf Sternbilder des Thierlreifes bedeuten. Jn Sy rien, aus Malta, auch in Gades (jetz: Cadir) an der Pforte des Mittelma res war sein Säulenpaar in den ihm ron den Phöni iern geweihten Temss peln errichtet. ie Säulen in Gabe-; waren die ost genannten ,,Siiulei: des Herkules« lStrafze Von Gibral tar), bis wohin die tiihneren Schiffer des Alterthnms sich waqten Der vo: einigen Jahren verstorbene Berliner Gelehrte Franz Rouleaux, der sich darüber in einer Abberndlung über Sinnbilder des Näheren rerbreitete, bringt damit auch die bibliicte Sim fonfrage in Beziehung. Sinison war, wie auch schon andere Forscher er tannt haben, ein semitischer Sonnen gott, wie sein Name zeigt lvon Sche mesch—-—Sonne). Er verliert feine titast durch das Abschneiden seiner Haare, die winterlichen Sonnenstrah len, und die Säulen, die er als Ge iangener der Philister mit einer.letz: ten Kraftanstrengung erfaßt und um reißt, bedeuten eben die Sonnenwend iäulen. Zum Dank silr die gliicklicke Fahrt o erten die handeltreibenden Seefahrer in Gades von ihren Schät zen. So sammelten sich im Tempel daselbst auch edle Metalle, nnd die schlug man zu Münzen. Diesen wurde nun das Heratleszeielsen aufge setzt, die beiden Säulen, verbunden durch eine hängende Kette. Das zog sich bis ins Mittelalter. Man nann te die so geitempelten Münzen Colvu naten twohl lorumpirt statt Colum naten von Columna »Siiule«) oder Saulenthaler und bildete sie bein-. Schreiben durch ein Zeichen ab, das fich bald weit verbreitete: Zwei auf rechte Striche mit einem schrägen Zug alter hindurch, das noch heute fiir den Tollar s gebraucht wird. Dasselbe Zenhen soll nach Ernst Krause lCa rzle Sterne) in dan iilteren Zeichen fur Pfd. Sterl. L stecken und ebean in unserem Zeichen fiir Pfund id, im Zusammenhana mit dem Wägen der Edelmetalle behufs Bestimmung ih res »Munzwerthes. Spanische Sil hermunzen tra en noch jetzt das Säu lenzeichen, so uZweisPesetIs-Stiicke. worauf das Staatswapden von zwei Saale-I, um die sich einBand schlingt, flantirt ift. — Ieau Rasta. Zu welchem Zweck ward uns Musi gegeben: Ists nicht des Menschen Seele zu er frischen Nach ernsten Stunden und der Arbeit . Müh’! W. Shalespeare. II I II Musik ist höhere Offenbarung, als alle Weisheit und Philosophie L. v. Beethoven. II J O Was die Finger schaffen ist Mach wert; was a r innnen erklungen, das spricht zu allen wieder und überlebt den gebrechlichen Leib. Robert Schumann. WO Charakteristik Mann: »Sieh doch einmal die Frau Kanzieidireitor an die geht immer nach der neuesten Mode gekleidet und versteht doch dabei zu sparen, indem sie ihre abgeleaten Kleider siir die Töchter mitarbeiten läßt« Frau: Äu, die sih’n aber auch aus wie eine odegeschiehte des leiten Jahrzehnts.« . Es t di . entwich-Jan aktan nie-basele- tie vFinstin it auch andere Jena«