Maives Mitgift Rontqu von Gurt Darm-dort (11. Fortsetzung.) ! »Es ist vielleicht undankbar-, aber Du mußt Nachsichi mit mit haben. c- wiitde mich zu tief beschämen, eine äreundlichkeit anzunehmen, die unter n jeyigen Verhältnissen doch nur eine versteckte Wohlthat wäre.« ? »Wie kannst Du das so ansehen, Metle Nahesiehenden Menschen Gastfteundschaft zu erweisen, bedeu tet doch keine Wohlthat —- mn we in ten aus dem Lende wo jeder Be- « sn als eine angenehme Abwechselung: hochwillkommen ist. Uebrigens : brauchtest Du Lydia nur kennen zuj lernen, um das Thörichte solcher Be- ? denklichkeit sofort einzusehen Sie’ M eins viel en vornehme Natur« als Daß sie nur einen einzigen Augenblick an die Möglichkeit einer solchen Aus Iegung gedacht haben könnte. Jch kann mich dafiir verbürgen, denn ich kenne sie seit ihrer frühesten Kindheit. Nach allem, was ich ihr von Dir er öhlt habe, liegt ihr daran, Deine reundlchaft zu gewinnen. Sie hat es mir gesagt, und ich weiß. daß sie niemals aus bloßer Höflichkeit die Unwahrheit sprechen würde.« Er war sehr lebhaft geworden. denn er wünschte aufrichtig, Malves Widerstand zu beseitigen. Jhre über große Empfindlichteit machte ihn et was berdrießlich, und sie war feinhö rig genug, den Klang des Unwillens in feiner Stimme zu spüren. Wie immer,«wenn sie fürchten mußte, feine Unzufriedenheit erregt zu haben, senkte sie gleich einem gescholtenen Kinde den Kopf. Aber sie gab da rum doch nicht nach. »Es ist gewiß alles so, wie Du kagsi. Aber, wenns auch Deine Cou ne wirklich so hochsinnig und so vor urtheilsfrei witte, zu vergessen, daß ich Gerhard Breitenbachs Tochter bin — ich selbst, Beend, ich könnte es doch nicht vergessen. Und nicht einen Augenblick würde ich einer Angehöri gen Deiner Familie gegenüber die niederdrückende Empfindun losma den, dasz ich in diesem Kreiige doch im besten - all nur eine Geduldete bin. Möchtet Du mich dieser Pein aus sehen, Liebster?« »Es thut mir weh, Dich so spre chen zu hören, Malve. Hast Du mir nicht gelobt, die Vergangenheit gleich mir a s etwas Abgethanes zu betrach ten und mich nie wieder durch derar tige Aeußerungen zu kränken?" »Ja, Betnd! Doch das galt nur ür Dich. Dir gegenüber habe ich "ese bedriickende Empfindung nicht mehr, seitdem ich weiß, wie stark und opferrnuthig Deine Liebe ist. Ohne Widerstreben werde ich alles hinneh men, was Deine Liebe mir giebt. Zwischen uns soll niemals darüber gesprochen werden, wer der Gebende und wer der Empfangende ist. Deine Großmuth demüthigt mich nicht und ich fühle mich vor Dir nicht mehr be schämt durch die Erinnerung an das, was hinter uns lief-t. Wohin Du mich auch führst, allein mit Dir wer de ich überall glücklich sein. Darum laß uns, wenn es möglich ist, in ir d einen weltverborgenen Winkel lüchten, wo wir ganz uns und unsc rer Liebe leben können. Keine Dürf tigteit, leine Noth wird mich erschre cken. Die Vorstellung aber, der Gast Deiner Verwandten zu sein, erschreckt mich. Wenn Du mich lieb haft, Bernd, mußt Du es mir ersparen!« Jn seuchtem Glanze waren ihre Augen voll innigen Flehen-Z auf ihn Fenster Und sein Unwille wa: « ng ·verflogen. So theuer waren then die Frankenhagener Erinnerun gen doch nicht mehr, so unwidersteh i lockte ihn der Gedanke an eine skederke der alten, fröhlichen Tage nicht, da die zartlichen Worte seines singen · rbes das Mißvergniigen ber die «vereitelte Hoffnung nicht hätte zerfließen lassen sollen, wie ei nen hauch. Er schloß Malve in die Arme und sagte: »Das ift also abgethan, laß uns nicht mehr davon sprechen.« Aber er hielt es für feine Pflicht, Lydia noch an demselben Tage zu seh-reiben. Tenn es war jedenfalls besser, ihrer Einladung zuvorzuionn men, als sie durch eine Ablehnung derselben zu verle en. Anfangs hatte er beabsichtigt, ich eines höflichen Borwandes zu bedienen, aber er war bald zu dem Entschluß gekommen, daß sie um ihrer felbstlosen Freund lichkeit willen Anspruch auf volle O - senheit hatte. Und er hegte nach i, ter lesten Unterredung eine so hohe Meinung von ihr, daß er-sicher war, sie Mir ihm und Malve nicht fir nen, auch wenn die Zurückwei ung ei guttlgemeinten Anerbietens - vi eicht etwas Verwendes ·r B hatte. in den eiicksichtsvvllsten Worten er ihr tne Beweggründe bar, die « Frau bestimmten vorläufig Jeder Berührung mit seiner Fa Iil qui dem Wege zu gehen, und bat her lich, feinem armen, schwer kpsr ften ibe demnach-es Wohi Isssen nicht ä- eniziehen, das see ihr » M die E lavungs nach Franken hstte beweisen wollen. TM spukt traf ein Brief uon Lydia von Tdyrnau an Bernd ein. Auch nicht die leiseste Empfind lichieit war zwischen den Zeilen des langen Schreibens zu lesen. »Ich verstehe die Empfindungen Deiner Gattin recht gut«, schrieb sie unter anderem«, »und ich dante Dir für die Aufrichtigkeit, mit der Du ihnen Ausdruck gegeben haft· Daß meine Gesinnung dadurch keine Veränderung erfahren hat, brauche ichDir hoffentlich nicht erft zu versicheru. Rücksichtslose Offen heit ist nach meiner Ansicht die erste Voraussetzung der Freundschaft und mehr als je bin ich seit dem Empfang Deines Briefs überzeugt, daß wir fiir den ganzen Rest unse res Lebens gute Freunde sein wer den, nicht nur wir beide —- Du und ich — sondern auch Deine grati, die ich, ohne sie u kennen, reits wie eine Schwester liebe. Daß diese Gefühle vorläufig noch teine gegenseitigen sein können. be greise ich sehr wohl. Denn was auch immer Du ihr Gutes von mir erzählt hadrn mögst, es kann mich ihr doch unmöglich in einem so «·nstigen Lichte gezei t haben, wie Fe- mir nach Deinen Ochilderungen erscheint. Fürchte ich doch beinahe, daß Du selbst mich noch nicht recht kennstst und daß die Erinnerun n unserer Kindertage noch eine a zu große Rolle spielen in Deinem Ur theil iiber mich. Wenigstens habe ich bei unserer letzten Begegnung diesen Eindruck nicht ganz los wer den iiinnen. Ueberlassen wir es also getrost der Zukunft· die An näherung zustande zu bringen, nach der ich mich von ganzem herzen sehne, weil ich in meiner Franken hagener Einsamkeit ein weni Zer streuung und liebe Gesellschasg recht gut brauchen könnte. Man soll nichts im Leben zu erzwingen su chen, am wenigsten die Liebe eines anderen Menschen. Darum daß es mir eines Tages gelingen wird, das Vertrauen Deiner Frau zu ge winnen, he e ich trat alldem nicht den gering en Zweifel. Und nun zu etwas anderem. Du erinnerst Dich des Versprechens, das Du mir bei unserem letzten Abschied gegeben hast-? Da ich in zwischen noch nichts von Deinen Zukunstspliinen ehiirt habe, nehme ich also an, daß u nach teine bin denden Entschlusse gesatzt hast. und der Vorschlag, den ich Dir heute machen mdchte, tommt darum wohl noch nicht zu spät. Jch hörte ge stern zufällig, daß Gras Rinckleben Alt-Giitzlow aus süns Jahre ver-: pachten will, weil ihm nach dem Tode seines ältesten Sohnes der Aufenthalt aus dem Lande verlei det ist und weil er eine Zeitlang im Auslande leben möchte. Das wäre, wie ich meine, für Dich ge rade das Rechte. Du würdest Ar beit genug- varsinden, denn das schöne Gut ist in den letzten Jah ren etwas heruntergewirthschastei worden und der neue herr wird tüchtig zugreisen müssen, um es wieder in die Hö e zu drin n. Aber der Erfolg i außer azm theifeh vorausgesetzt, daß es dem Pächter nicht an dem nöthigen Be triebskapital fehlt. Als Gut-mach barin des Grasen kenne ich die Verhältnisse sehr genau und es ist durchaus nicht leichtfertig, wenn ist-, Dir dringend rathe, Dich um die Pachtun zu bewerben. Es ist selbstverständlich daß Gras Rind leben Tit vor jedem anderen Be werber den Vorzug geben wurde und ebensowenig ist daran zu zwei feln, daß er nach Ablauf der ersten süns Jahre ohne weiteres zu einer Verlängerung des Pachtvertrages bereit ein würde. Denn sein jün gerer ohnist erst dreizehn Jahre alt und kann vor Ablauf eines Jahrzehnts nicht an die Ueber nabme der Bewirtbschastung den ken. Allerdian ist das erforder liche Kapital ziemlich beträchtlich, aber ei wäre wirklich sebr weni steundschastlich, wenn Du Dis weigern wolltest, es von mir an zunehmen. Jch würde es jedem anderen tüchtigen Manne ebenso unbedenklich anvertrauen denn Alt-Gültzow ist in den richtigen Händen noch immer ein ertrag reiches Gut gewesen« und ich lause nicht die geringste Gesabr, etwas zu verlieren. Wenn Du mir mit ei nem Wort Dein Einverständnis zu erkennen giebst, bin ich gern be reit, mich mit Gras Rinckleben in Verbindung u sesen und die Ber handlungen "r Dich zum Abschluß zu brirgrn Derllmstand, daß wir mit inetn Einzug aus Alt Giil nahe Nachbarn werden wiir n, hat liassentlicthn weder sür Dich noch siir Frau alve etwas Abschreekendei. Dein liebes, ängst liche« Frauchen braucht nicht zu iirchten, daß ich mich Euch aus ränzren werde. Und es ist doch schließlich etwas anderes, ob sie aus rantenhagen meine Gastsreund chast genießt oder» obx ans Ali Stil ow alt Herrin s ltet. Wir n uns an dem Boden wil lsrnnimr M rechtigung be ge inen und von irgend welchen nlichen Empfindungen tsnnte nicht die Rede lein. Ueberlege DiA also vernünftig und fchret mir möglichst bald, wie Du da rüber denkst, damit uns nicht ein anderer bei dein Grafen zuvor tonimt. Ich habe mich schon fo verliebt in diese Idee, daß ich eine Enttiiuschung sehr schmerzlich em pfinden würde. Den Onkel habe ich Qeit meiner Rückkehr nach Franken agen noch nicht wieder zu Gesicht bekommen Ich höre. daß er ein sehr einfied lerifches Leben führt und sich be ständig in recht iibler Laune be findet. Es gäbe meiner Ueber zeugiing nach gar kein besseresMit tel, ihn mit den veränderten Ber hiiltnisseii auszuföhnen und eine Wiederanniihrung herbeizuführen als wenn Du ihm durch Deine Er folge auf Alt-Gültzow den Beweis zu liefern vermöchteft, daß der Wechsel in Deinem Lebensruf durchaus lein Unglück für Dich bei deutet. Gönne mir doch die Freu de des Bewußtseins ein wenig zur Befeitigun der von uns allen in gleichen aße beklagten Entstan iiung beigetragen zii haben-" Bernd war anfänglich unenti luf fen, wie viel er von demJnhalt dieses Briefes Malve mittheilen falle. Dann aber hielt er es doch fiir das befie, ihn ihr einfach zu lefen zu geben Die liebenswürdige Einleitung setzte sie ein wenig in Verlegenheit, denn sie hatte natürlich nicht erwartet, daß Bernd seiner Coufine die wahren Beweggründe ihrer Ablehnung mit theilen würde. Aber als sie dann zii Lydias Vorschlag betreffs der Guts pagitung lam, wurde sie sichtlich un ru ra. »Du willst das Anerbieten des eFräulein von Thnrnau annshmen, rnd?« fragte sie beklommen »Wenn ich nur an meinen Vor tbeil dächte, sollte ich es eigentlich thun«, erwiderte er nachdenklich, »denn ein günstigeres Anerbieten dürfte mir schwerlich jemals gemacht werden. Alt-Gültzow ift in der That, wie Lydia schreibt, ein ertrag reichesGut und sie würde mir r lich keine unbarmherzige Gläub gerin sein« Aber ich habe mir schon bei un serer lehten Begegnung das Gelöbniß abgelegt, keinerlei Geldhiilfe von ihr anzunehmen und ich denke, es wird am besten sein. diesem Gelöbniszß treu zu bleiben. Du bist doch damit ein verstanden, mein Liebling —- auch wenn Du aus solche Art vorläufig noch an das Vergnügen kommst, die Herrin auf einer großen und sehr vornehmen Besitzung zu spielen?« Er brauchte Malve nur anzusehen, um zu erkennen, eine wie große Last seine Worte ihr vorn Herzen genom men hatten. »Ich weiß wohl. daßDu es nur un meinetwillen ablehnst«, flüsterte fie, ihm die Hand reichend, »und ich bin seibftsiichtig genug, auch dieses Opfer noch von Dir anzunehmen. Ach, wenn ich doch etwas recht, recht Schweres für Dich thun tönnte. um Dir all Deine opferwillige Liebe zu ver elien." mit war Lydias Vorschlag siir Bund endgültig erledigt. Er schrieb ihr, daß er sich noch nicht Erfahrung und Fähigkeit genug utraue, einen so großen Besitz selbstständig zu be wirthschoften, zumal, wenn er dabei auch noch die Verantwortlichkeit fiir ein ihm anvertrautes Kapital aus keine Schultern nehmen müsse, und aß er deshalb seine Kräfte zunächst lieber in einem kleineren Wirkungs treise erproben wolle. Die Gründe. mit denen er ihr seinen Entschlu« motibirte, waren so verständig, daß ein so kluges und praktisches Mäd chen, wie es Lydia von Thnrnau war. ihnen ihre Anerkennung unmöglich versagen konnte. Und diesmal hegte er denn auch nicht die geringste e surchtung, daß er sie durch seine Ab lehnung getränkt haben tönnte. — Schon wurde, da Maloe in einigen Tagen das Krankenhaus verlassen wollte, die scrage der Abreise nach Deu. chland ehr ernsthat erwogen. als iklrid ihren An eh' eigen eine grosse eberraschung reitete, durch ie mit einem Schlage alle ihre bie herigenheimlichteilen die natürlichste, wenn aug nach der Meinun der an deren ni t eben erfreulich Erklä rung fanden. , 7 Jhr Schwa er Bernh war es, den sie eines Alten s zuerst ins Vertrauen zog. Sie hatte ihn gebeten, einen lled nen Spaziergang mit ihr zu machen. und ohne alle Umschweise ging sie ih tee Gewohnheit gemäß aus ihr Ziel los. »Ich werde mich nun doch wohl schon vor eurer Abreise von euch tren nen miissen«, sagte sie ruhig, als ob es sich um eine vollkommen gleichgül ti Sache fehandelt hätte. »Den-( ist habe heu e die Bestätigung erhal ten. daß mein Enga ement als per selt angesehen wir . Und man wiin cht, daß ich sobald als möglich tn ndape eintreffe." »Dein nwgenient?« fragte er in einem Ton, als sei er überzeugt, daß sie sich nur einen Scherz mit ihm machen wolle. »Und Du sollst in Bu dapest eintreffen? a. willst Du nicht die Freundlichkeit den, mir zunächst einen kleinen Kommentar zu diesen ntir gänzlich täthselhaiten Andeutun gen zu sit-beni« , ««j;ch achte. ihr müßtet es längst erta hen haben, daß ich mich um eine Stellung heworhen habe. Jch tann doch nicht der Manto oder gar Die dauernd als ein lästigee und nnnii er Kostgoingee ans dee asche liegen. .Eine hiihsche Auffassung. das muß ich ign. Du verdientesi wirt lich. liebe igrid, daß ich Dir wegen glcher Worte ernsili böse wäre. «ber ich nehme bis an weiteres an, daß das, was Du da von einem En gagement sagtest-, nur einer von Dei ken alten, übermüthigen Scherzen ge wesen ist.« Statt aller Antwort zog sie einen geschäfiemiiszig aussehendenBries aus der Tasche. den er im Licht einer Straßenlaterne iiberslo und der ihm in der That jeden Zwei el an ver vol len Ernsthaftigteit ihrer Worte neh men mußte. Herr Bela Hat-kann, der Inhaber eines photoaraphischen Ateliers in Budapest, bestätigte darin dem Fräu lein Sigrid Breitenbach, daß sie ge gen ein Monatsqehalt von achtzig Gulden als Empfangsdame und siir die Erledigung kleinerer schriftlicher Arbeiten engagirt sei und das-. er ih Fem baldigen Eintrefsen entgegen ehe. Starr vor Erstaunen sah Bernh seine resolute, kleine Schwiigerin an. »Was um des Himmels willen hast Tu da angestellt?« ries er in unver hohlenem Augen »Du tonnteit doch wohl unmöglich annehmen, daß wir einer solchen Laune unsere Zustim muna geben würden« Siarid machte ein sehr geiränttes Gesicht und es tiang trotzig und ent schieden, als sie erwiderte: »Die einzige Persönlichkeit. deren Zustimmung siir mich überhaupt in srage kommt, ist doch wohl die Ma ma. Denn ich wüßte nicht, wer mir sonst noch etwas zu sagen hätte. Und Du darfst es.getrost mir überlassen, mich ihrer Einwilligung zu ver sichern.« Bernd kannte das Eisenropichen seiner Echwä rin zur Genüge, um sogleich einzu ehen, daß er da in der That nicht den richtigen Ton ange schlagen habe. Hatte er doch ihre Charakterfestigteit und Energie bis her so lebhaft bewundert und ihr nicht einmal ein Hehl aus dieser vielleicht etwas übertriebenen Bewunderung gemacht. Darum beeilte er sich, freundlich einzuleuten. «Nicht weil ich Dir etwas zu be fehlen hätte, liebe Sigrid, sondern weil ich Dich lieb habe und der Welt gegenüber doch auch einen Theil der Verantwortlichkeit fiir Dein Schicksal trage. nehme ich mir das Recht, Dir von Deinem Vorhaben dringend ab zurathen. Aber wir werden uns na türlich ohne alle Aufregung und Verstimmung darüber verständigen. Er ähle mir doch vor allem, wie Du au diese Jdee und auf diesen Herrn Harlanh in Budapeft verfallen bist.'· Sie schien in ihrem Trotz erst nicht übel Lust zu haben, ihm jede Ernä rung zu verweigern. Aber der treu hexzige Klang feiner Worte und seine ehrlich besorgte Miene stimmten sie nachgiebiger. »Schon an dem Tage, da wir den armen Papa ur letzten Ruhe beglei teten, war ich feft entschlossen, mir sobald als möglich durch meiner Hände Arbeit mein Brot zu verdie nen. Es ist mehr als genug, daß Du außer fiir Malve auch noch für die Mama zu sorgen hast, und es wäre eine Sünde, wenn ein erwochsenes und gebildetes Mädchen wie ich die Last noch vermehren wollte. die auf Deinen Schultern liegt. Bitte, unter brich mich nicht, denn ich weiß ganz kennt-. was Du mir sagen willst. Ein o tadelloser Kavalier wie Du wird Leibstverstiindlich niemals zugestehen, aß ein junges Mädchen dem gegen über er Pflichten zu haben glaubt, ihm zur Last ist. Aber es tommr schlie lich nicht fo fehr darauf au, wie u es ansiehst, als wiie es sich in meinen Augen darstellt. Und mir wiire es auf die Dauer einfach uner träglich gewesen. Wir leben in einer neuen Zeit, in der es nicht mehr als Schande gilt, wenn ein Mädchen der gebildeien Kreise sich ihr Brod selbst — verdient. Darum wandte ich mich am » Tage nach Papas Beerdigung an ein Bureau, das Anstellungen sür weib lickes Personal vermittelt: ich erklärte sogleich, daß ich am liebsten ein En gagement nach dem Auslande anneh men würde. Da ich weder irgend welche Zeugnisse ausioeisen, noch mich aus eine gründlichen Vorbildung sur einen bestimmtenBerus stii en tonnte, machte man mir roenig Ho snung, und die Anerbietungen, die mir zuerst zu lainen, waren denn auch von einer Art, dasi ich sie gar nicht erst in Er wägung zog. Dann aber erhielt ich eines Tages hierher einen Brief diese-Z Herrn Harlany aus Budapest, der eine junge Empsangsdaine siTr sein« Atelier suchte und der an meine Bor hildun wie an meine Leistunsgfähig leit eine höheren Anforderungen stellte, als ich zu erfüllen vermag. El tvar ihn-« wie er schrieb, iiin ein jun ges Mädchen auc- gute-n hause zu hun, das der sranzdsischen und eng lischen Sprache vollloninien mächtig und«in den gesellschastlichen Formen hinlänglich bewundert sei, um mit den aristolratischen Damen umzugehen, die seine hanvtlundschast ausmach ten. Er verlange nur noch die Ein sendung meiner Photographie, undes scheint ja, daß mein Aussehen ihni genic »t. Das Gehalt ist jedenfalls viel her, als es die meisten Erziehe rinnen bekommen und der Stellenver mittler, bei dein ich mich vorsorgli cherroeise nach herrn Harlany erlan di te,.hat mir« die allerbeste Auskunft ii r ihn und iiber den Ruf seines fük sehe vorneshin geltenden Ateliers ge e VM Ich ch« Jsp keinen Grund, er W Kindes-stunk ,r— L-.--..--,--,.:— . . « - . »Du, Tante, ist denn der Pegafus ein Besenstiel?« »Wie kommst du darauf, mein Kind?« »Papa meinte neulich: jeyt fängt die olle Hexe noch an, auf dem Pt gasus zu reiten.« mich bestimmen könnte, ein so vor theilhaftes Anerbieten abzulehnen.« »Und doch wirst Du Dich, wie ich zrsverfichtlich hoffe, zu solcher Ableh nun entlschließem liebe Sigrid! Von der riin ung, die Du mir antbust, wenn Du meine brüderliche Pflicht, fiir Dich zu sor en. wie eine mir aus erlegte und vie eicht gar peinlich em pfundene Last betrachtest, will ich gar nicht erst reden. Das ist ein Thema, über das sich eigentlich jeder Gedan-» tenaustausch von selbst verbietet. Aber Du bist viel zu jung und viel zu un erfahren, als daß wir Dich mutter seelenallein in ein fremdes Land und unter fremde Menschen gehen lassen durften. Alle Welt würde uns mit» Recht die schwersten Vorwürfe ma chen, wenn wir es thaten.« Seine Worte hatten offenbar nicht den aller-geringsten Eindruck auf iie gemacht. ; »Ich bin beinahe achtzehn Jahres alt,« sagte sie ruhig, »und es giebt; heute viele Tausende von alleinstebenss den Mädchen, die sich in diesem Alter unter fremden Menschen ihr Brodl verdienen müssen, ohne daß man etwas besonders Ausfallendes darin findet. Außerdem ist es ziemlich über flüssig, jetzt noch die Gründe zu su chen, die möglicherweise dagegen spre chen tönnten. Denn Du hast ja selbst gelesen, daß das Engagement abge nsacht ist und daß ich nicht zurücktre ten könnte, ohne in einer ganz unver antwortlichen Weise mein gegebenes Wort zu brechn.« »Die Abmachungen Minderjiihrii ger ben teine Rechtsverbindlichteit, liebe »sigrid, und ich will es außerdem gern auf mich nehmen, michs mit Herrn Hartany gütlich zu verständi gen. Da blieb ste stehen und fah ihn mit einem sprühenden Blick ins Gesicht. »Wenn Du oder sonst jemand obne meine Zustimmung etwas derartiges versuchen wolltest, fvfchwijte ich Dir, daß ich nach arn selben Tage auf und davon gebe und mich, wenn sich mir nichts anderes bietet, felbst alsDienst tnädcben oder als Fabritnrbeiterin verhingen würde. Jch lasse mich nicbt mehr bevormunden, denn ich halte mich fiir alt genug, um felbft über mich und mein Schicksal zu bestim 1nen.« Und mit unbeugsamer Hartnärlig leit blieb sie bei dieser Erklärung. Weder Bernds freundliche Vorstel langen, nach die Bitten und Tbcänen ihrer Mutter, die bei der unerwarte ten Eröffnung außer fich war, bet mochten sie in ihrem Entschluß wan kend zu machen. Bernd hatte einige Hoffnung auf den Einfluß gesetzt, den Maive auf ihreSchwester hatte, aber er fand zu seinem Erstaunen bei ihr nicht die er waxtete Untezstjihung Wcllll llk Ilcy S clllllUl lll Dcll Alls-is gefeyi hat,« sagte sie, »so würdet ihr sie höchstens rnii Gewalt hindern tön» nen. Und dann beginge sie sicherlich irgend eine noch viel größere Thor beit. Wie ich sie kenne, glaube ich übrigens nicht, daß die Gefahr so groß wäre, wenn ihr sie gewähren ließet. Man darf volles Vertrauen in sie setzen, und sie wird sich irn Nothsall ihrer Han schon zu wehren wissen.« So gelang es denn Sigrid in der Thai, ihren Willen durchzuseym Nachdem auch Bernd aus seine in Bu dapest eingesogenen Erlursdigungen eine durchaus befriedigende Auälunfi iiber Herrn Bela harlany erhalten hatte, wurde vereinbart, daß er seine Schwiigerin auf ihren neuen Aufent ljalisort bringen solle, nachdem er zu vor Malve und die Geheimriiihin in einem siiddeuischen Bade unterge br i habe, wo Malve ihre völlige Krii ii ung abwarten sollte. — a he war noch sehr schwach, als sie das Kranlenhaus verließ. Schwer mußte sie sieh aus den Arrn desGaiien siiiyem um die wenigen Schritte bis zum Wagen zurllasulegen Aber wäh rend dee langen Nr se, die Bernd vor sor lieh in möglichst viele kleine Ta essirecken eingetheiltäaitq erholte sie ich zufrhendt Das liich nicht rnehr rrsie bisher nur siir einige Stunden, sondern be ndig in der Nähe des elrebien annes weilen zu dürfen« chien eine wunderbar belebende Wir kung »aus sie auszuüben Voll der glucksseligsien Erwartung sah sie den nachien Wochen entgegen, die re mit Vernd in aller Stille in dein kleinen fiel-deutschen Bade verleben olltc. Segrxrn heilte sie außer der umr au igrid wahrend dieser Zeit noch bei sich behalten. Aber ihre Schwe ster wollte von solchen willkürlichen Aenderiingen der getroffenen Abma chung nichts hören. Sie blieb nur so lange, bis Bernd die Gewißheit er langt hatte, daß die beiden Damen gut unter-gebracht seien und daß er sie ohne Sorge aus eini e Ta e verlassen dürsr. Dann suhr ie in er Beglei tung des Schwagers nach Budapest. Sie kam ohne alles übersliissiae Ge pLict und in einem sehe ein achen chwarzen Trauertleide an ihrem Be timmun öorte an. Trotzdem machte ie auf errn Bela Harlanh unver kennbar einen sehr günstigenEindruck, denn der alte Herr, dessen würdiges Aussehen nnd verbindliche-L Wesen Bernd recht gut geiielen, nahm ich ihrer sogleich in sasi väterlicher Weise an. Er besorgie ihr ein Unterkommen in einem unweit feines Ateliers gele genenDanienpensionat und gab Bernd das seierliche Versprechen, in jeder Hinsicht aus ihr Wohl bedacht zu sein. Die ruhiae Sicherheit, mit der Si grid selbst sich von der ersten Stunde an in die neuen Verhältnisse schickte, nöthigte ihrem Schwager abermals aufrichtige Bewunderung ab. Und als er nach einein Abschied, den Sigrid so einfach und so wenig sentimental als möglich zu gestalten wußte, wie-· ter den Bahnzng bestieg, iiin zu seiner sehnsüchtig harrenden jungen Frau suriietzutelirem that er es mit dem orsa , sich von diesem tapseren, jun fen ädchen nicht beschämen zu las en. Wenn die wenigen Wochen votiibee waren-, die nur seinem bäuslichen Glück gehören sollten, wollte auch et den Kampf urn das neue Leben mit jenem Muthe und jenem festen Selbstdeettauen aufnehmen. «von de nen dies verwöhntejung Mädchens-) erstaunliche Proben gege n. Masche nicht zu schwer gewesen war, mußte ihm, dem reifen und seiner Kraft voll bewußten Manne, umso viel leichter gelingen. Und so wenig er die Be deutung dessen vertannte, waser zu gleich mit Malves Mitgift für innnet aufgegeben hatte, so si er nnd hoch beglückt fühlte er sich i der Gewiß heit des ungleich löstlichen Besitzes, den er in der hingebenden Liebe sei nes Weibes dagegen eingetauscht. Wie fchtree auch der Sturm gewe sen sein mochte, der sein Lebens-schiff tein ans dee vorbeftininiten Bahn e worsen, noch brauchte er sich nicht Piir einen Schiffbrüchigen zu halten, denn noch fühlte ee in seinen jungen. e fnnden Armen die Kraft, das Fa ! zeug, das eine so köstliche Ladung leug, zwischen Klippen und über Un tieer dein bekgenden hafen zuzu steuern. iFortsetzung folgt.) -—--—.-s.s-—-— Alle Mächte betonen immer wieder ihre friedlichen Absichten, ihre große Friedens-liebe Aber keine davon hat einen Frieden-L- und jede davon einen Kriegsminister. J I f Der im Haag zu erbauende Frie denspalast soll ein sehr geräumiges Gebäude werden. Jm Falle eines Krieges könnte man es als Baracke fü die Truppen benagen. if I O »Vater,« fragte der wißbegierige Knabe, wenn eine Lenne drei Wochen auf Eiern gesessen at, ohne sie aussu briiten — sind sie dann noch guts« »Zum Essen taum, mein Sohn — aber das einzig wahre Ding für die Schaubiihne oder politische Versamm lungen.« « s- i Paris baut einen Tunnel für gut Sänger. Die einzige Rettung fiir u gänger vor den Autornodilen, sich us ter die Erde-zu vertriechem i Warum sich eigentlich die Auslös der noch über uns beklagen ist unbe reiflich, denn erstens l«nnen sie hier fabrizierte Artikel bis zu sechzi pro zent dilli er taufen als wir un dann nehmen uns das gute Fleisch auch vor der Nase weg. i « i . » Wie aus dem Westen berichtet wird, ist der ursprüngliche Deadwood Dick, der held o mancher Dime-Novellen, als Kau ummi - hausirer in hohem Alter ge orden· Die Ideale unserer tatenlustigen Jugend werden täglich seltener. t- b »Es ist mir Wurst« sollte niemand mehr so leichtsertigdahinsagen. Man weiß ia gar nicht; was in der Wurst drin ietn mea.