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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (June 29, 1906)
Waldes Mitgift Roman von Gurt Yarmodorß (10. FortfetzungJ Und Sigrid hatte ihrem Schwager immer wieder Anlaß zu siaunender Bewunderung egeben· Sie benahm sichs-wie eine ldin, und wenn auch rnanches, was sie that, von ihrer ge ringen Weltlenntniß und Unerfah renheit zeugen mochte, so legte sie doch im großen wie im kleinen eine ziel bewußte Entschlossenheit an den Tag, die weit iiber ihre Jahre hinausging. Sie war ihrer Mutter nicht nur die aufmerksamsie und liebevollste Pfle gerin, sondern sie war ihr durch die ruhige Gefaßtheit ihres Wesens auch ein Trost und eine Stütze, an der sich die schwache Frau in mancher verzwei felten Stunde zu neuem Lebensmuthe aufrichtete. Ofer nnd ehrlich, wie Bernd es in all seinen Aeußerungen war, mach te er Sigrid durchaus kein Hehl aus der Bewunderung, die er ihrem Vet halten entgegenbrachte. Aber Sigrid "wcr jeht wenig empfänglich fiir Ar tigieiten und es hatte auch nicht den Anschein, als ob ihr an der Anerken nung anderer sonderlich viel gelegen sei. Und gerade dem Manne ihrer Schwester gegenüber war noch immer etwas wie mißtrauische Zurückhal tung in ihrem Wesen. Selbst sein hochherziger Entschluß, auf Malves Mitgift zu verzichten, hatte diese Zu rückhaltung nicht ganz überwinden können. Bernd freilich vermochte die Ursache nicht zu begreifen; und als er seine Schwägerin einmal geradezu da rum gefragt, hatte sie ihm auswei chend geantwortet. Auch iiber ihre weiteren Absichten und über die Vorstellungen, die sie sich von der Gestaltung der Zukunft mach-te, hatte sie zu ihm bisher nicht gesprochen. Und doch zweifelte er nicht« daß sie nach dieser Richtung hin ganz bestimmte Pläne habe. Ge legentliche Aeußerungen ließ-en es ihn errathen. — Aus der Fahrt nach dem Kranken hause war Sigrid besonders schweig sam. Etwas eigenthümlich Gespann tes lag in dem Ausdruck ihres Ge sichtes und mehr als einmal glaubte Bernd wahrzunehmen, daß ihre Au gen mit seltsam eindringlichem, for-« schendem Blick auf ihn gerichtet waren. Man war im Krankenhause auf ihr Erscheinen vorbereitet, wie man auch Malve schon gestern von dem ihr be vorstehenden Vesuch ihrer Angehöri gen unterrichtet hatte. Die Oberin bat die Damen und Bernh, im Em pfangszimmer des Chesarztes . zu warten, und bald erschien dieser zu ihrer Begrüszung. Er verbeugte sich vor den beiden Damen und schüttelte Bernd kräftig die hand. »Wir haben Glück gehabt, Herr von Degerndors«, sagte er. »Die Krank heit ihrer Gattin hat sich nicht als eigentlicher Typhus, sondern als ein Typhoid mit ausnehmend stiirmifchen Anfangserscheinungen herausgestellt Seit einigen Tagen schon hat das Fieber ganz aufgehört und wir dür fen die Patientin als in de: Gene sung begriffen ansehen. Womit ich iibrigens nicht gesagt haben will, daß die Gefahr eines Rückfalles oder einer unerwarteten «Komplila·tion bereits ganzuch auf-gewinnen mater Bernds leuchtendeg Gesicht verrieth zur Genüge, wie glücklich ihn diese Mittheilung machte. Jn den wärm sten Worten drückte er dem Arzt ieine Dankbarkeit aus, aber als er ihn nun fragte, ob er die beiden Damen sogleich zu Malve führen dürfe, mach ie der Doktor ein etwas verlegenes Gesicht. »Jhre Gemahlin hat mich bean tragi. eine Bitte an Sie zu richten: sie möchte ihre Mutter und ihre. Schwester zunächst allein sprechen« und sie läßt Sie herzlch bitten, ihrs wegen dieses Verlangens nicht zu zür nen.« Berndt war betroffen. Dieser» Wunsch Ndalves hatte fiir ihn in der! That etwas tief Verletzendes. Er war außer stande, die peinliche Enttäu schung zu verbergen, die ihm dadurch bereitet wurde » Da trat Sigrid, die lein Wort von; der in französischer Sprache geführ ten Unterhaltung verloren und das Gesicht ihres Schwagers unverwandt beobachtet hatte, aus ihn zu und legte, noch ehe er hatte antworten können, ihre kleine, feste Hand auf die seine. »Du darfst Malt-e darum wirklich nicht böse sein, Berndt Wenn sie es nicht gethan»hätte, würde ich dieselbe Bitte an Dich gerichtet haben. Es iebi i i doch manches, was Malve t all hrer Liebe zu Dir wohl eher mit uns als niit Dir besprechen möch te. Und ei wäre ungerecht, wenn Du Vich Wider empfin lich zeigen woll Ihre Worte hatten den peiutichen M verwischen Ringes-? abehitk et nat man genug, n me W zu zeigen M an Maine sind ja am M slkt als die Uebrigens etaeii einem etwa-s Gesange net-La M M M sich also wohi, daß sie vorangehen. Aber ihr werdet mich hoffentlich nicht allzu lange hier war ten lassen.« , »Und wir dürfen meiner Schwesters sagen. daß Du ihr nicht ziirnstZH fragte Sigrid. Er beruhigte sie darüber durch eine herzlich tlingende Versicherung und die beiden Damen verließen in der» Begleitung des Arztes das Zimmer. Wenige Minuten später schon tam der Doktor zurück. Er ging auf Bernd zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Es ist mir lieb. Herr von Degern dorf, daß ich aus solche Art Gelegen heit finde, ein paar Worte unter vier Augen mit Ihnen zu spreche, ehe Sie ihre Gattin wiedersehen. Was ich Jhnen über das körperliche Be finden der Patientin sagte, entspricht vollkommen der Wahrheit. Aber in« anderer Hinsicht bin ich nicht ganz zustieden.« t ,,.Sie erschrecken mich, Herr Dol or.« ) »O, es ist nicht gerade Anlaß zum Erschrecken. Aber ich muß Sie doch darauf aufmerksam machen, daß Jhre Gattin unter dem Einfluß einer tiefen seelischen Depression steht, die nicht allein durch ihre Krankheit be dingt ist. Sie werden darauf bedacht sein müssen, sie aufzuheitern und sie zu zerstreuen, wenn das Fortschrei ’ten ihrer Genesung nicht durch die sen Gemüthszustand triichtigt werden soll.«« »Ich habe die Empfindung, Herr Dottor«, antwortete Bernd, »daß Sie mir etwas verbergen. Daß meine Frau während meiner Abwesenheit vielleicht Anwandlungen von Trau rigkeit gehabt hat, ,könnte mich an und für sich nicht überraschen. Aber Sie sprechen wie von einer Gefahr, die sich später einstellen könnte.« »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen mehr sagen darf. Wenn ich die Gewißheit hätte, daß Sie Jhrer Gattin nichts merken lassen — ihr vor allem ganz ernstlich beein .unbefangen und ohne ein Wort des » Vorwurfs gegenüber treten werden-" k »Aber, um des Himmels willen, was ist denn geschehen?« unterbrach ihn Bernd aufgeregt. ,,Weshalb sollte ich ihr Vorwürfe machen —- einer Schwertranken· Jch verspreche Ih nen alles, was Sie wollen —- nur peinigen Sie mich nicht länger mit Andeutungen, fiir die mir jede Er klärung fehlt.« »Nun denn — Jhre Gattin hatte den Wunsch- Jhte Rückkehr nicht mehr Izu erleben." - Mit einem entseßtem aber noch immer halb verstöndnißlosen Blick fah Bernd dem Arzt ins Gesicht. »Sie hatte — den Wunsch —- —? «Woher wissen Sie das? Wem hat ISie das gesagt?« »als sie fühlte, »Sie sagte es niemandem. Aber daß die Macht der HKrankheit gebrochen war, —- als sie aus meinem Munde gehört hatte, daß sie genesen würde, —- da verwandelte sich die ruhige Gefaßtheit, die sie bis dahin gezeigt hatte, in tiefste Nieder-' geschlagenheit —- sie hatte Wein triimpfe und Nervenkrisen, die uns nöthigtetn ihr »durch Arzneirnittel uye zu vers-nassen uno ooraenern als Sie Jhre bevorstehende Llntnnft anzeiaten —— — Er stoctte aber Bernh, der ielir bleich geworden war, packte seinen Arm Und stieß mit fiiegendem Athem hervor: »Sie martern mich ja. — Vorge stern ——— was ist vorgestern passirt?« »Ruhe — bitte Ruhe, Herr Baron! Es ist ja alles glücklich abgelaufen. Denken Sie daran, daß Sie vielleicht schon in wenig Minuten vor sie hin-. treten sollen und ihr nicht durch ein« aufgeregtes Wesen verrathen dürfen, was Sie wissen. Sie handelte ja auch selbstverständlich nicht mit vollerk Ueberlegung, als fie es that —- i »Barmherziger Gott —- wenn ich« Sie recht verstehe —! Meine Frauj wollte —- sie wollte freiwillig aus dem i Leben —?« Der Arzt ergriff seine Hand und hielt sie fest »Ah-he — Ruhes« mahnte er nochj einmal· »Ich ver-sichere Ihnen, daß’ es ohne alle üblen Folgen geblieben ift —- dank der Aufmerksamkeit und der Geistesgegentvart der Pflegerin, die unverzüglich das Richtige that, als sie merkte, daß Ihre Gattin die wenigen Augenblicke ihrer Abwesen heit benutzt hatte, um die ganze Mor phiumlösung auszutrinkem von der ihr gelgentlieh kleine Dosen zur Be Mist-täg- ihreäz Nefrotfpent gegeben wer o n ie or angewandten Oe ittel thaten vollkommen ihre lvigteit Ein paar nnbehagliche Stunden dann war jede schlimme Its-Mag beseitigt Sie haben nichts mehr davon zu befürchtenck Oernb machte seine nd frei und Ins »Es-GIVE in einen Cis-Sie wollte mich nicht wieder-. schM!« i Deiner allei, was er zu sagen vermochte. Ein Schluchzen erstickte seine Stimme. Eindtinglich und beschwichtigend fuhr der Doktor fort: »Ich wiederhole, daß Sie es nicht zu chtver nehmen dürfen. Von einer überlegten Handlung- darf unter den obwaltenden Umständen taum die Rede sein. Welche Motive auch im-» mer den verzweifelten Entschluß ge-! zeitigt haben mögen, das eigentlitil Entscheidende und Ausschlaggebende war doch jedenfalls die durch die schwere körperliche Erst-antun Her oorgerufene Ueberreizung des ervens foftems. Ich lvar sogar lange ins Zweifel, ob es überhaupt nothwendig sein würde, Ihnen etwas davon mit zuweilen Ehre Gegenwart und vor allen Dingen die Gegenwart der Mutter wird ja ohne allen Zweifel von rvohlthätigstern Einfluß auf den Gemütbgzuftand der Patientin sein.« Die surchtbre Erfchütterung mit dem gnzen Aufgebot seines starken Willens meisternd, richtete Bernd fiel-, wieder auf. »Es war selbstverständlich Ihre Pflicht, Herr Doktor, mich von dem Vorgesallenen in Kenntniß zu setzen. Und ich werde Ihnen wie der Pflege rin niemals genug danken können, »daß Sie das Schreckliche abgewendet ; haben. Jetzt aber muß ich meineFrau :unter allen Umständen sehen. Es ist Jmir einfach unmöglich, länger zu I warten.« f Obwohl er außerlich wieder ganz Jgesaßt schien, mochte seine plötzliche Ruhe dem Arzt doch noch einigerma ßen zweifelhaft vorkommen. l »Sind Sie Ihrer selbst aber wirt l lich ganz sicher, Herr Baron, um schon sieht mit Jhrer Gattin zu sprechen?« fsagte er. »Ich könnte keine Verant wortung übernehmen fiir die Folgen die eine heftige Gemüthsbewegung fijr den Zustand der Valentin haben würde. « »Seien Sie unbesorgt, Herr Dot tor!« »So kommen Sie!!' sagte er. Als sich die Thür des freundlichen kleinen Krankenzimmer-Z vor ihm öff nete, fühlte Bernd sein Herz in stür mischen Schlägen klopfen. Es faß ihm wie eine würgetide Faust an der Kehle. Die Vorstellung, daß er jetzt an einem Todtenbette stehen würde, wenn nicht ein Zufall tettend einge griffen hätte, wollte ihn fiir einen Moment faft überwältigen. Und es war gut, daß die Gegenwart der an sderen ihn gebieterisch nöthigte, sich Zwang aufzuerlegen. Er sah von Maloe im ersten Mo ment nur die schmalen, feinen Hände, die weiß und durchsichtig auf der »Decke lagen, und ihr herrliches, zu lo- s Hsen Köpfen geflochtenes Haar. Denn jSigrid die neben dem Bette saß hatte sich tief auf die Schwester her »abgeneigt und war in lebhafter, flü- l sternder Unterhaltung mit ihr begrif ’fen. Als sie Bernd auf der Schwelle erscheinen sah, brachte sie ihre Lippen dem Ohr Malt-es noch näher, so daß « der junge Gatte nichts verstehen konn te von dem, was sie sagte. ; Dann drückte sie einen langen, zärt lichen Kuß auf ihren Mund und ; stand auf. z »Wir wollten Dich eben rufen, "Bernd. Du bift wohl damit einver : standen, daß wir Dich im Empfangs zimmer erwarten.« Sie legte mahnend ihre Hand auft die Schulter der Mutter, die mit demi Taschentuche vor den Auan leisei ichluchzend an der anderen Seite des! Laaers saß, und wieder, während sie an ihm Vorüber zum Zimmer hinaus aina, sah Bernd ihre Augen mit je nem gespannten, forschenden Blick auf sich gerichtet, den er schon vorhin auf der Fahrt wahrgenommen hatte. Dann schloß sich hinter den beiden Damen die Thür, und er war mit seinem Weibe allein »Malve! — Habe ich Dich endlich wieder?« Er kniete neben ihrem Bett und legte behutsam seinn Arm um ihre zarte Gestalt. Sie lächelte ihm zu. »Mein lieber Bernd!« Aber als er sich zu ihr wandte, um sie zu küssen, wandte sie den Kopf zur Seite. »Nein, bitte — nicht!« sagte sie leise. »Du könntest auch trant wer den. Sei mir darum nicht böse, Lieb sterS — Und sieh’ auf —- die Pilge rin könnte hereinkommen. Seh« Dich hier neben mich und laß mir Deine neb- Haut-. Er gehorchte, ohne ihr zu zeigen. wie weh sie ihm that· Irgend etwas feindselig Trennendes mußte sich während seines Fernseinö zwischen sie und ihn gedrängt haben —- dafiir war ihm diese Art des Empfanges ein neuer Bewei-. Aber er sagte sich zu gleich, daß er kein anderes Mittel, als die liebevollfte, nachsichtlichsie Zärt lichkeit anwenden dürfe, um den un sichtbaren Schatten zu verscheychem Sich auf den Rand ihres Lagers sehend, streichelte er ihr dichtes, sei denweichet haar. « «Wie froh bin ich, mein Lieb, daß diese harte Prüfungzzeit endlich til-er standen ist! — Nun soll aber auch nichts in der Welt mehr im Stande sein, nnd zu trennen.« Er fühitQ wie ihre schmalen Fin ger in den feinen suchen. »Willst Du mir versprechen, mir nicht bitte u sein, Bernh wenn ich —- wenn Die einen Vorschlag ma W che, der — der Dich vielleicht etwas überrascht?« » »Ich werde Dir niemals böse sein, mein Herz — es wäre denn, daß Du mir sagtest, Du hättest mich nicht mehr lieb. Aber wozu sollen wir in dieser Stunde überhaupt oon etwas anderem reden als von unserer Liebe? Für alles übrige bleibt uns ja noch so viel, so unendlich viel Zeit.« »Das ist nicht so gewiß, Beend! Und dann —- wir müssen wirklich gleich darüber ins reine kommen. Bitte —— bitte —— mach’ es mir nicht so fchtver.« Noch immer versuchte er, den scher zenden Ton festzuhalten, den er ange schlagen. »Wenn es also durchaus sein muß ——-! Was hat mein eigensinni ge5, tleines Lieb mir zu sagen?« Malves Lider sanken tiefer über die Augen herab. Es war, als bereite es ibr Pein, seinem mit unendlicher Zärtlichkeit auf sie gerichteten Blick zu begegnen. »Sigrid bat mir erzählt, wie edel und hochsinnig Du Dich gegen die Mama und sie benommen hast. Jch danke Dir dafür, Bernd —— und auch dafür, daß Du Dich aus eigener Ent schließung bereit ertlärt hast, meine —-— meine Mitgift herauszugeben.« Es war ibr sichtlich schwer gefal len, das Wort auszusprechen Jbr weibliches Zartgesiibl mochte sich bef tig genug dagegen ausgelehnt haben. Denn est war pon solchen-Dingen zwischen innen niemals oie Meoe ge wesen, und sie konnte nicht zweifeln, daß es ihn auch peinlich berühren müsse. Bernd aber half ihr auch über diese bedrückende Empfindung mit einem launigen Wort hinweg. » »Meine liebe, tleine Schwägerin ift ein Plappermäulchen«, sagte er, »und ·ich werde sie ernstlich ins Gebet neh men, weil sie Dir gleich in der ersten Stunde mit solchen Geschichten den Kopf warm machte. Hier in Deinem weltabgeschiedenen Kraniensiübchen muß Dir das alles natürlich viel be deutsamer und wichtiger vorkommen als es wirklich ist. Darijber, daß wir in diesen Dingen alle eines Sinnes sein würden, gab es doch von vorn herein teinen Zweifel. Und daDu hoffentlich einiges Vertrauen zu mir hast, giebt es nach meinem Dafürhal ten gar ieinen vernünftigen Grund, weshalb Du Dich vorläufig über haupt mit solchen Gedanken beschäf tigen solltest.« »Du meinst es gut mit mir, Lieb ster —— ich höre es aus jedem Deiner Worte, wie freundlich Du mich scho nen willst. Aber es bedarf dessen gar nicht. Jch bin wirklich nicht mehr lrant —- nur noch ein bischen schwach. Und schaden würde es mir höchstens, wenn ich nicht offen aussprechen dürfte, was ich auf dem Herzen habe Bergieb, wenn ich dabei auch diese häßliche Geldangelegenheit berühren mußte —- einmal wäre es ja doch nothwendig gewesen« «Nun gut! Jeyt aber, da es gesche hen ist, und da ich weiß, daß mein Entschluß Deine Zustimmung hat, ist sie zwischen uns ein fiir allemal ab getban —- nicht wahrs« Malve nicktr. »Dies ja! —- aber dos andere — O, mein lieber, lieber Bernd! —- Sei nun auch großmiithig gegen mich, wie Du es gegen meine Angehörigen g wesen bist. — Wenn Du mich lieb haft, von ganzem Herzen bitte ich Dich: mach’ es mir leicht!« »Aber was, um des Himmels wil len, mein Liebling, soll ich Dir denn leicht niachens Ich fühle, daß Dich etwas- quält und ich wünsche sehnlich, Dich davon zu befreien. Aber ich ahne ja nicht, wag eg fein tann·« »Doch, Bernh, Du rnuszt es ahnen. Aug edelinüthiaem Mitleid nur giebst Du Dir den Anschein. mich nicht zu verstehen. Es ist doch beinahe selbst verständlich, daß wir —«— daß wir nicht -—— nicht zusammenbleiben tön nen nach dem, was-o mein Vater ge than.« Es tam hastig und stoßtveise von ihren Lippen, als wenn sie sich jedes Wort mit unsöglicher Qual hätte ab ringen müssen, und wie hastig sie auch den Kopf zur Seite wandte, sah er doch die hellen. jiitzernden Thränen zwischen den Wimpern ihrer geschlos senen Augen. Da gab es nichts mehr, das ihn hätte zurückhalten können. Ihrer ängstlich abwehrenden Bewegung un geachtet, beugte er sich aus sie herab und tiiszte die Thränen von ihrenE Wangen. »Du böse, böse Malve!« Mehr vermochte er in seiner Er schütterung nicht zu sagen. Jhre Hände schlossen sich um seinen Kopf, und jest waren es ihre Lippen, die die seinigen suchten. Nach wenig Gesunden schon aber drängte sie ihn wie in neu ausbrechender Angst wie der oon sich hinweg. «Nein, nicht so Bernd —- nicht so! —- Es hilst doch nichts! — Jch habe in diesen Tagen so viel daeiiber nach gedachi. — Und es iebt teine andere Möglichkeit Wir d rsen nicht blos unseren herzen folgen. Wir müssen vernünftig sein und müssen uns sitgent« »Das nennst Du vernünsti seinf —- Ja, warum in aller Welt ollte ei denn keine andere Möglichkeit geben« all gerade das Ungeheuer-liebste- aus das ich nie und nimmer gekommen wär-ei Meinst Du, daß zwei Men-; schen nur deshalb mit einem großen Vol-ast — »Aber, fkau Bißmaiet, auf’n Grabstein von Ihrem Seligen haben S doch nauf chreiben lassen »Nicht in Frieden« —-- und jetzt kennen S alle Tage zum Kirchhof!« IAusgebot von Feierlichteit fiir’s ganze Leben zusammengethan werden, da mit sie bei der ersten Unannehmlich teit, die sich ihnen in den Weg stellt, wieder auseinandergehen?« Ohne ihn anzusehen, bewegte Malve verneinend den Kopf. »Du weißt recht gut, warum es bei uns anders ist«, widersprach sie leise, »und wenn Du Mitleid mit mir hast, wirst Du mich nicht erst zwinaeii, eg Dir zu sagen. Schon in dem Augen blick, als ich Deine-H Vaters Depesche las. war ich mir darüber klar, daß nun alles aus ·sei und daß ich die Pflicht hätte, Dich freizugeben llnd es ist mir seitdem nur immer mehr zur Gewißheit geworden.« »Ich hätte Dich eben nicht einen einzigen Tag allein lassen dürfen, mein armes, geliebtes Herz! —-— Jetzt» sehe ich ja erst, wag ich angerichtet, indem ich Dich hier unter den stem den Menschen Deinen Grübeleien überließ·'· . »Es hätte nicht anders sein tön »nen, auch wenn Du geblieben wärst, )Bernd! Und ich war ja auch schon lam Tage Deiner Abreise ganz fest entschlossen. Aber damals meinte ich, daß es nicht erst nöthig sein würde, davon zu sprechen. denn ich hielt es siir gewiß, daß ich sterben würde. Ach, wieviel besser wäre est »für uns alle gewesen, wenn ich —« « ; Die hoffnungsldse Traurigteit im ITon ihrer Stimme brach ihm das ibet - l »Dein —- nein——nein —Du sollst ’es nicht aussprechen, das schreckliche,« isiindhafte Wort!« fiel er ihr in diei JRede. Und wie in einer unsinnigen; JAngst, daß der grausame Würaer sie sian noch ietzt hier var seinen Augenl zentreiszen könnte, schob er seinen Arm: zunter ihren Nacken und zog die wil-» Ilenlos Nackgebende an seine Brust. sihr Köpfchen zärtlich an seinerSchulk ; ter betten-. »Du gehorn nur« und tm Hvütde Dich halten, einer ganzen Welt» Hum Trotz! Wie wenig doch mußt FDU mich · innnt haben, wenn Du Jmit durch olches Opfer ein Gzück Zu» Jersaufen dachtest! ———Fijhlsi Du denn snichi, daß ich für den ganzen Rest meines Lebens der-elend·f«te, unglüli liebste Mensch gewesen ware, wenn ten Dich hätte hergeben sollen Z« Die Thränen rannen ihm über die Wangen ohne das-. er sich aeschäini hätte Ein heißer Tropfen siel aus Malves Stirn. Sie guckte zusam men, als ob ein glühendes Eisen sie: beriibrt hätte, dann aber schlang sie in stürntiscker Leidenschaft ihre Arme um den aeliebten Mann und preßies sich an ihn als ob sie sich nie, nie mehr von ihm lösen wollte Sie hatte heldenmiithig aelämpit und sich gelobt, start und standhaft zu bleiben in der schweren Todes stunde ihres Glückes Aber iras ist der schwache menschliche Wille regen zdie siegreiche Allaewalt der Liebe, diei zwei junge Menschenhean bis in den Tod dereinit 13. Kapitel. Bernd hatte sich in der Erwartung, daß die Ortsoeriinderung und das Lohnfer aus den heimischen Ver haltni en mit ihren unseligen Erin nerun en eine günstige Wirtung auf die ngehdrigen seiner Gattin üben würde, nicht getiiu chi. Die Tage ihres erneinsanien tockholiner Aus enthalej estalteten sich freundlicher, als sie sel t ei erwartet haben moch ten. Dank der tattvollen Fürsor e des jun n Ehemannes erreichte te hier n i von all dem Peinlichen, dem ein Deutschland seit dem Tode des heimraths ausgesth gewesen warn. Er hatte mit dem Rechtsan walt, dem die Abwickelung der Erb schli tsangelegenheiten übertragen wor n war-, verabredet, daß alle isten und Anstagen nur an ihn geuri t werden oll.ten eGeheimriithin sina denn auch an, Dsieh langsam zu erhoten und das - Vertrauen in eine bessere Zukunft wiederzugewinnen Sie, die währen-d ihrer Ehe immer unbeachtet im Schat ten gestanden hatte, sah sich plöplich von sovielAufmerksamleit und liebe voller Sorgfalt umgeben, wie sie sie laum je in ihrem Leben kennen ge lernt hatte. Und sie empfand die Freundlichkeit, die man ihr erwies, wie einen unerwarteten Sonnenblick nach langer, trostloser Dunkelheit. Zu ihrem Schwiegersohn sah sie mit einer stillen Verehrung empor. Er war fiir sie der Inbegriff eines Edel mannes vom Scheitel dis zurSohle. Von der Schwere des Opfers. dass ihm zu tragen auferlegt worden war, hatte sie bei ihrer Untenntniß des praktischen Lebens kaum eine rechte Vorstellung Daß sie ihn immer scheinbar zufrieden und beinahe heiter sah, gatt ihr als ein Beweis, daß er die in feinen Ledengverhältnifsen ein getretene Veränderung nicht allzu tragisch nahm, und die zuversichtlich klingenden Aeußerungen, mit denen er ihre hier und da auftauchenden Befürchtungen iiir feine und Malves Zutunst beschwichtigte, hatten sie in der That vollkommen beruhigt. Malt-es Befinden ließ taum noch etwas zu wünschen übrig und ihre Kräfte hoben sich mit jedem Tage. Jhr Gemiihtszustand gab dem Arzt keinen Anlaß zu Besargnifsen mehr, und er hatte erklärt, daß sie inner halb vierzehn Taqen start genug fein würde, eine größere Reise zu machen Allerdings hielt er einen längeren Aufenthalt in ruhiger, liindlicher Uni gebung zu ihrer Wiederherstellung fiir dringend geboten, und Bernd,der sich des feiner Cousine Lndia gegebe nen Versprechens erinnerte,- brachte nach Verlauf der ersten Woche, als ein Alleinsein mit seiner jungen Gat tin ihsm die erwünschte Möglichkeit hierzu gab, das Gespräch aus diesen Gegenstand. Lnoms Name war Ihr mcynremkx aber sie konnte ihn nur aus gelegent lichen flüchtigen Erwähnungen. Denn eine begreifticlce Scheu hatte Bund abgehalten, zu feiner Braut öfter und aussähe-sicher von der Jugendgespie tin zu sprechen. , Nun aber exzählteet möglichst un reiangen von ihrer unerwarteten Be aeanung, von der herrlichen Theil nahme, die Lndia bei Malo-es Eri trankung gezeigt hatte und zuletzt von ihrer drinfenden Einladung nach Frankenhaaen. Malve, die jetzt schon den größten Theil des Tages außerhalb des Bet tes in einem beauemen Lehnstuhl zu brachte, hatte bei seinen Worten be barrlich in den ariinen Baumtvipsel hinaus-gebückt, und Beend, der ihr Mienenspiel so aut kannte, daß er sich jede, auch die kleinite Veränderungin ihrem Gesicht zu deuten wußte, be merkte wohl, daß sie leine Freude übers seine Mittheilung empfand. Sie hatte ihn nicht unterbrochen, aber als er aeendet hatte und die Antwort nicht länger hinauszuschieben war, sagte sie leise: »Deine Cousine ist sehr liebenswür dig, Bernh, und ich bin ihr herzlich dantbar iiir ihre freundliche Absicht. Aber, nicht wahr, Du wirst mich nicht zwingen, diese Einladung anzuneh mens« Er vermochte ihr seine peinliche Ueberraschung nicht ganz zu verber gen »Von einem Zwang kann da selbst verstiindlich nicht die Rede sein, liebes er .« sFortsetzung solat.) Mancher kommt vor lauter Vorsat sassen nicht dazu, einen zu halten. O c I Es heißt, iiber die geforderte Umne stie werde Her see mit sich reden lassen. Das wies aber auch wohl alles sein. i ei « Die Chicagoer Schlachthiiuser schei nen also noch schlimmer zu sein als ihr Geruch. —-.—-.«O·I-«