Adoys Traum. Stizze von Alfred Semerau. Man hatte sank Wileh oft genug gewarny er a er hatte lachend alles m den .Wind geschlagen Alser heute Morgen ausreiten wollte, hatte ihn; fein Weib Addy, der man nicht weni- ; get Tapferkeit und Kühnheit als ihm nachtiihmte, gebeten, er sollte daheim bteiken Ein böser Traum lafte aus ihr, sie hatte"Hank von einem kräfti nAst einer altenShtamore an einem esien Strick baumeln, ein paar heftice Zuckungen machen und dann regungs los gleich einem schmalen steifen Sack Lan en gesehen. . ,,Z)ant, Du weißt doch, sie thun’s Tit an. Sie gönnen Dir keine Mi nute Zeit mehr, wenn sie Dich mal haben. Sie hängen Dich, wenn sie. Dich nicht sofort todtgefchossen haben, sobald sie Dich fassen· Bleib doch heute zu Haus-I« Addy hing sich schwer an ihn, fo baß Hant taum ein paar Schritte vorwärts machen tonnte. Hant lachte: »Laf; doch Addt)!; Wie ost hast Du mir nicht schon das Gleiche gesaat? Und noch niemals ist eg eingetroffen Du hast Pech mit» Deinen Prophezeiungen.« Er nahm ie in die Arme, drückte; sie an sich un machte sich mit einenii Ruck von ihr los. »Auf Wiedersehenq Abends· Jch muß heut hinter Rockys Ridge ein bischen patrouilliren· Diei Kerls führen mal wieder was gegen; die Post im Schilde.« f »Vanr,d1eid! Ich hab Dir doch de ns Traum erzählt Er war so schreck lich daß ich aufwachte Wie ich Dichi da hängen sah, wollte ich aufschreieni und Dir zu Hilfe toinmen —-——« Hans unterbrach se: »Wenns soi weit ist, Addy, wirt Dass ia auch thun. Lebe wohll« Damit schwan er sich auf das Pferd und war na wenigen Minuten ihren Augen ent schwanden Während er dahin sprengte, lag» noch ein Lächeln um seinen Mund. Seine Addy war so ein tiichtigee Weib mit einem Verstand tlar und scharf wie nur der eines Mannes und doch Jauhte sie an Träume, an solche sinnlose Träume. Es war ja ganz na türlich, daß sie ihn aufhängten oder niederfchofsen, wenn sie ihn bekämen, aber sie bekamen ihn eben nicht. Hant sagte sich, daß er jeden Taa in Le densaefahr war, doch das gehörteeden zu feinem Beruf « wozu hatte ihn denn die Gesellfcha ft als Abtheilungs agenten der Ueberlandpost nach Roctn Lliidge aesetztt Er mußte doch Ord nung und Sicherheit schaffen! Früher war re- gar nicht auffällig gewesen« das-, die Post überfallen wur de, derPostillon niedergeschossen, wenn er nur Miene machte sich zu wider setzen, die Passagiere aus-geplündert, die Werthsachen aus dem Kasten ae raubt, die Pferde gestohlen ---— nun aber iro Hant Wileh seines Amtes waltete, hatte sich das alles verloren. Die Post fuhr so sicher und unbelastict wie nur irgend eine andere nnd die Neisenden etzählten sich von denfrii deren Ueberfällen wie von Märchen, iie hätten durch Boston oder Chicaao nicht forgloser fahren können, als durch die endlosen Ebenen, in denen sich die Ansiedelungen und Poststatio nen wie ileine nseln im Meer ver Wen-Dank ileh hatte Ordnung arschafsn nach seiner gründlichen Art, die Umgebung von North Ridge zahlte freilich zwanzig Menschen we niger die Hant wegen Pferdedied stahls gehängt oder auf bloßen, frei lich meist durchaus gerechtfertigten Verdacht hin als die Rädelgfsiihrer der Postiiberfälle niedergeschosfen hatte, wo er ihrer ansichtig wurde.. Als die Uebelthäter bemerkten, daß ant Wileh sich der Interessen seiner Uesellschaft mit solchem Eifer an nahm, beschlossen sie, ihm bei der niichsien Gelegenheit Gleiches nciti Gleichein u vergelten und ihn für immer unichädlich zu machen. han! wußte das unt-nahm sichin acht. Ue- 109 aoer nicht m seiner na tur, sich vorsichtig zurückzuhalten, into da Wochen vergingen, ohne daß ihm das Geringste geschah, ohne daß sich selbst derSctatten einer Gefahr zeigte-, wurde er sorglofer und netiinsmerte sich schließlich nicht weiter um die Warnungen seines Weibes- und feiner guten Freunde. Deshalb lachte er auch über Addns Traum. Gewiß, Addy irsar ein tüchtige-z tapferes Weid, wie geschaffen fiir ihn nnd sein unruhiger Leden, aber da schließlich, wenns sich um seine S heit handelte, ein rechtes Weib voller Bangen und Bes" fürchtungen. « Er lachte, doch nach acht Stunden war ihm das Lachen gründlich ver gan en. Die Burschen hatten ihn in Eichlerheit gewiegt, um ihn um la sicherer zu verderben. Er hatte seinen Patrouillenritt beinahe beendet, da tauchten, ehe er sich veiialn drei Män ner wie aus der Erde hinier einein dicken Ginstergebiisch auf. Hanl riß wohl seinen Revolver heraus und schdß und gab dein Pferd die Sporen, doch die drei waren wie der Wind« hinter ihm her, sein Gaul ward ans -eichossen und siel und er rnit ihn-. Sie Kugeln, die hinter ihm hergesandt wurden, durchlöcherten ihm nur an zwei Stellen den hat, aber an Rei tun war nicht zu denken. Ehe er sich no auirafsen konnte, waren die drei um ihn, sie rissen ihm Revolver und Dolch satt, nöthigten ihn auf sein Pferd, dem sie in die Höhe geholfen atten und das nur durch einen ireisschusz verletzt war. Wiley mußte sich· verloren heben, er rannte die drei gefahrlichen Burschen, den-nett nichts machte. einen Menschen von dein sie sich beleidigt oder getränkt lauhten, ohne weiteres niederzuschie gen. Und er hatte bei ihnen viel auf dem Kerbholz, denn er hatte mitStrict und Revolver unter ihren Freunden tiichtig ausgeräuint. Wileh wußte nicht« wohin es ging, und der Weg wurde schweigend zurückgelegt-. End- · lich waren sie am Ziel; vor einerBloet- ( hätte, die beinahe ganz unter alten Bäumen versteckt lag, machten sie Halt und bedeuteten Wileh abzusteigen. Er ioiirde in die Hütte geschoben und ein Riegel vor«gestectt. Es hätte dieser Ssi cherheitsmaßregel nicht bedurft, er hatte teine Waffen und selbst wenn er welche gehabt, hätte er allein gegen sie nichts augrichten können. Daß sie ihn hängen würden, wußte er. Sie woll ten ihn augenscheinlich noch eine Weile » hinhalten, damit die Todesangst sich( vergrößere. i Doch Wileti war vielmehr vonj Aerger, daß er sich doch noch hatt-« sangen lassen, als von Furcht ersiillts Er unterdrückte einen Fluch, der ihail über die Lippen wollte, und ging er i regt auf und nieder. So hatte Addn mit ihrem Traum doch recht behalten. Addh! Jetzt siel es ihm erst mit vol-. " lem Gewicht aus die Seele, wie Addi) es schmerzen würde, daß er ihrer Bitte heute nicht nach-gegeben Wenn er ster ben mußte, so wollt-: er wenigstens noch sein Weib vor dem Ende sefen Das mußte er durchsehen und totete es ihn augenblicklich das Leben. Wenn ihm der Wunsch nicht erfüllt wurde, nahm er sich vor, sich ausdie Burschen zu stürzen und sich nach Möglichkeit fiir die Versagung dieser Bitte zu rii chen. Er blickte unruhig nach der Thür· Weshalb kamen sie denn nichts Was hatten sie denn noch so lange zu reden? Nach wenigen Minuten kam Hos ier, der Aeltefte der drei. Er sagte’ kurz und sachlich und nicht ohne ein leises Bedauern: »Hant Wiley, Jhr wißt, daß Jshr hängen miiszt. Jhr habt noch eine kleine Viertelstunde, umEuch vorzubereiten!" »Ich möchte mein Weib noch mal« sehen, Hooter. Es ist meine letzte Bitte . an Euch!« Hooker dachte einen Augenblick nach, dann ging er hinaus-, um von der Bitte seine Genossen zu verständigen. Er tam bald wieder: »Nortoii olt sie,« bemerkte er tiirz. »Wollt «hr roch etivag?« Wiley schüttelte den Kopf, Hooter verließ die Hütte. Nortoii spornte tiichtia seinen Gaul ,und bald ivar er an Wilehg Ansied lung. Sobald Addi) den Huffchlag des Pferdee vernommen hatte, trat fie vor das Haus. Sie meinte, Wileh sei ge kommen. Alg sie den Fremden sah, ahnte fie fogleich ein Unglück. Sie stürzte ihm entgegen: »Dan! ——ist er todt?« Norton hielt und sagte ohne Uni fsckkiveif: »Noch nicht, er ivill Euch nochmals sehen. Jch fiihre Eiich!« Addi) starrte ihn an und überschüt tete ihn mit einer Fliith von Fragen. Nhrton gab nur knapp und widerwil lig Antwort. Addy stand, ivie unter der Last des Unheils zerschmettert Tausend Gedanken flogen ihr durch den Kopf. Konnte sie ihren Mann nicht mehr retten? Norton drängte,« sie hörte ihn nicht. Erst als er ener gifch erklärt-e, ohne sie zurückzukehren» raffte sie sich auf und ging ins Haue. Es dauerte auch noch eine Weile, ehe; sie wiederkam. Norton hatte bereits. fein Fliichregifker erschöpr i Er niufterte sie niißtrauifch, ob siei etiva Waffen an sich verborgen habe. Bei Weibern nnd bei tiefen zumal tonnte man nie wissen, woran man war. Er sah jedoch weder Messer noiti i Revolver, er keinerkte aber, daß sie; sich ein anderes, wire-Z ictien besseres; Fileid angezogen. »Diese Eitelkeii«, inurmelte er: »Er iviid bald gehängt und sie putzt lich iioch!« Er hätte ihri das nie zugetraut. » Addi) hatte es sehr eilig, aufs Pferds zu kommen, Norton hatte Miihe, aii ihrer Seite »in bleiben. Sie göniite Hooter und Lgne, diebor derHiitte IVan Waisen, klllliil cmcii YiliUJIigcn Gruß und trat sogleich, nachdem sie die Zügel des Pserreg lose um einen Baumstamm geschlungen, in die Hütte. Die Däninteruna war schon herabge sunlen nnd iiber Naiv Ridsae. der llei nen Stadt, lag eg« bereits wie ein schwacher Lichtschein, während die Berge und Ebenen völlig in einen nedligen Dunst vergraben schienen. Lan-e war ärgerlich: »Nun hilft sie ihm noch dieVaterunser beten, da wer den sie erst recht nicht fertig und am Ende wird er heute überdaupt nicht mehr gehängt.« Er brauchte aber nicht ungeduldig zu werden« denn nach turzer Zeit trat Addy aus der Thür, ging ohne ein Wort ans ihr Pferd zu und schwang sich hinauf. Sie sprengte wohl hun dert Schritt weit· »Wie ein Mann reitet sir,« bemerkte Norton beifällig, auch die beiden anderen saben ihr nach. Jep tam Addy zurück Sie schien etwas vergessen zu haben, die drei gingen ihr unwillkürlich ent »gegen. f So bemerkten sie nicht, daß noch eine weibliche,Gestatt der Tbür ent- ; » chlii fte und rasch sich auf eins deri tser e, es war das Lanes, schtvang.i Jeobaldess die vermeintliche Addy be-! merkt hatte« der die drei entgegen ge gangen waren, stellte sie sich hoch in den Bügelm »Vielen Dank«, sagte Wiley, denn er war es, Ader hatte ein Kleid itber das andere gezogen und’ als einzige Rettung fiir ihn es erklärt, : wenn er sich im Weibertleid davon schliche, was er auch ohne Gefahr im Schutz der Dämmerung hatte thun können. »Ein ander Mal bekommt Ihr mich nicht so leicht. KommAddy!« s ries er und gab dem Gaul die Sporen. i — Die drei starrten Wiley wie einem Gespenst nach-, rissen wie auf Kom mando die Nevolver heraus und schos sen hinter dem Flüchtlinge her. Sie hörten ein fröhliches Gelächter, die Kugeln waren umsonst durch das Dunkel geflogen. Großmutter-S Nußbaum. Stizze nach dem Jsjranziisischen dei Henry Greville von J»A Es war offenbar, zwischen den Bei den war eine gewisse Kühle entstan den. Wie sie langsam die breite grüne Allee entlang gingen, da trug sein gütige-z, patrizischeg Gesicht den Aug druck männlicher Entschiossenheit, während es ans ihren lieben alten Att gen halb wie Trotz und halb wie Kränkung-, leuchtete. Und überdies — sie waren sichtlich bemüht, einen Raum zwischen sich zu lassen, nicht zn nahe aneinander zn gehen. Auch wechselten sie tein Wert, keinen Blick, nnr hier nnd da ein verstohlener Seitenbiiik voll gegenseitigen Voriourf5. · Klein und überaus zart, leltsnte sie· sich beim Gehen leicht auf den Griff ihres Sonnenschirms. Er, groß und noch immer tannen erade, schritt, die Hände hinter dem ücken gefaltet, led hasi dahin. Jhr verfeinertegs altes Gesicht, wiewohl von manchen dünnen Runzeln durch ogen, war noch weich und frisch, wie das eines Mädchens, während auf der edlen Stirn ein reicher Schatte-n von einer Menge ku rioser filbergrauer RinaLöckchen laa. Ein weiches Rascheln llang aus dert reichen braunen Seide ihres Kleides heraus und über den Kopf war eine Schär von köstlichem Spitzenwerk geworfen die sie unter’m Kinn mit den diinneu, juwelenbedeckten Fingern zusaminenhielt. Jede Linie und Falte seines tadel los gemachten Anzuges zeugt e von seinstem Geschmack und steter Sorg salt. Der breitlreanie Panamahiit lag leicht und leck aus dem dichten grauen Haar und die ganze Erschei nung erinnerte an die anmuthigen Bilder, die man in alten, alten Aus Fabden von »Paul und Virginie" «-.n et. Sanste Sommerbriesen spielten leicht in dem dichten Blätterwerl der uralten Ulmen und warfen aus den Gehweg immer wechselnde, springende Flecken goldenen Sonnenlichts. Hie und da Gruppen von ariinem Strauchtrert liebliche griine Jnscln auf der riesig weiten Fläche ariinen Kasens ·— darauf tanzten muthwillig und fröhlich lustige Sonnenstrahlen s Das Gebüsch und das Smaragdgriit tes Rasens zu beiden Seiten der All-te erinnerten an die reizenden Garten landschasten, wie man sie aus tostba ren alten Kitvserstichen sieht. . Da » das schneigsame Paar war bis zur Mitte der Allee gelangt —---- da sprach ein heller Fleck weit dort dru lien hin beredt von offenem Gefild, wc der glorreiche Sommer-Sonnenstrahl» den grünen Weizen in oldenes Korn l wandelte. Da war zwi chen den Bei- i den der Zwischenraum nicht länger so weit. Und: »Es» ist also beschlossen?« fragte Großmutter in leisem, getränttem Tone, aus dem freilich noch immer ein Schatten von Zorn heraustlana. »Du bist gänzlich entschlossen, das Kind ungliicklich zu machen-« ! ,Jm Geaentherl « sagte Großvater bestimmt, »ich wünsche aus s Ernsteste, unsere lleineEntelin solle niemals Anlaß haben zu sagen, daß unsere Untlugheit die Ursache ihres Ungliirts gewesen is.« Mit der netten, riatririschen Mc» nier, die ihr so aut stand, warst-trost mutter den Kopf leicht trotzig aus: »Weil der junae Mensch, den sie liebt; nicht viel reicher ist als sie?« rief sie mit seiner Miene der Veraa itzna aus. »Das ist wahrlich eine nette Aufsassungt Sie sind doch aler we nigstens sicher, Brod zu essen tu haben» « »Aber nicht Butter,« nnierbrajt Großvater sie mit aufreizender Ruh-c »Wenn zwei junge Leute verliebt sind, dann können sie Stüsse selbst Le: trockenem Brod hat"«:n,« meinte Groß mutter, nnd ein liebes leiser— Lächeln spielte in ihren Mundtointeln. Großvater flüchtete hinter würde oolles Schweigen Eine Zeit lang wurde nichts mehr gesagt· Dann blitzte plötzlichinihren tlaren Augen ein neues Licht ausunb Großmutter eilte r.isck,er voran unr blickte dazwischen nach beiden Seiten de- Weges, bis sie plötzlich vor einem herrlichen alten Haseli«uif;strauch hielt. »Sieh, Liebster, ich glaube, das ist ein Haselnußbauins« Sie sagte es sanst und voll inniger Bewegung Mit ·ener ritterlichen Höflichteit. die Graf-Daten trotz iraend welcher leichter Meinungsverschiedenbetten zwischen ihnen« Großmutter gegen iiber immer beobachtete, trater näher, setzte sorgsam Was golbgeriinderte Augenglas aus und unterzog den Baum kritischer Prüfung »Das sind sicherlich «Hasklniisse, meinte er dann freundlich. »Möchtest du siesiir mich pflücken?" Sie sprach es tosend und wies aus ein paar Nüsse, die hoch oben hingen. Großvater sah mit nicht geringer Ueberraschung aus sie hin-. Es waren ar viele Jahre darüber vergangen, fett er und Gro mutter sich damit amiiprt hatten, aselniisse zu pflücken Und re aus der Otelle zu essen. Jn dessen in seiner altmodischen, bott schen Art schob er den gekrümmt-n Griff seines Gehstocks zwischen die Blätter und zog geschickt de Zweig, an dem die Traube von Nii en hing, herunter und riß sie .ab"und reichte sic l O Großmutter steckte die halbreifen Nüsse zierlich ani Busen fest· »Erinnerst du dich nicht, Liebster?« Sie fragte es liebtosend leise, mit dem gleichen Leuchten in den lieben alten Augen und dem stillen, halb tosigen, halb neckischen Lächeln um die Lippen. Ein verlorener· goldner Sonnen strahl, der durch die Zweige niederfiel, schien ein ganz seltsames Licht über Großvaters Antlitz zu werfen, wäh rrnd Großmutter-S braune Augen mit keunruhigender Beharrlichteit in seine grauen Augen blickten. Fürwahr -— oh er sich erinnerte! Er erinnerte sich vortrefflich! Aber « das war vor gar langer Zeit gewesen! Da war Groß inutterg silbergraueg Haar noch köst: lieb traun gewesen, so köstlich wie das sc.iiinitlveick,e Braun ihrer Ausgen... Indessen, man muß seine Würde un ter allen Umständen bewahren. Und überdies wag haben Haselniisse und jene alten, alten Zeiten mit einer so ernsien Sack-e wie der Heirath ihrer einzigen Enkelin zu thun? Mit einer Betrerungs leicht-n Unmuths über fptche Frivolität wendete er sich gegen einen anderen Baum hin..» Groß mutter-J Finger aber faßten ihn am Knopiloch · »Es ist derselbe« —— sie zeigte aus den alten Nußbaum und leise zitterte ihre Stimme, während sie sprach ——— ,,derselbe Baum, der jenes Jahr so voll von Nüssen hing . . .« »Ja, ja, ich lveiß,« unterbrach Großvater sie mit leichtem Stimmu ze1n, als wollte er das gefahrlich wer dende Gespräch beenden. Ob aber auch Großmutter-Z zarte alte Finger beb ten, sie hielten ihn fest: »Hier war’s, erinnerst du dichZJch hatte arade die unteren weige abge pfliickt, als du kamst. u warst es, Liebsten der die Arbeit vollendete. Und wie vie Nüsse in meine Schürze fielen, da wurden deine Augen immer beredter. Dann haft du mich geküßt, .. und die allerletzte Traube hast du an mein Kleid gesteckt, grade da, wo ich diese jetzt angesteckt habe...« »Mein liebes, liebes Weib,« flü sterte Großvater-—seine Würde war auf einmal vergessen. »Und du sagtest: Makel-eine, wenn deine Eltern uns nicht erlauben, daß wir uns heirathen, dann werde ich mich erfchießen . . »Aber wir haben uns doch e«k«,eiras the:! Und wir sind-mit einander über siinfzia Jahre so recht von Herzen glücklich aewesen!« Großvater schrie eg mit lautem glücklichen Lachen hers aug. »Und wir waren aar nicht so reich, Liebster, erinnerst dn dich noch?« Mit zitternd-In Fingern strich sie ihm über die Wangen »Aber wir waren gluct lich, ach, so sehr glücklich! Und auch die Kinder werden aliictlich sein unds vielleicht sogar reich« . .. neelifch und . schmeichelnd tslinzelte es in ihrens Auaen. l Und ivieder Schweigen Jetzt aker irar’5 das glückliche Schweigen der Liebe und des aegenseitigen Ver tr.1uen5, wie sie, Arm in Arm, die ge alierten Gesichter eraliiht in der löst liitsen Erinnernna der laneverganges nen, doch unveraeleiehen .ieben alten Liebeszeiten dem Ende der Vlllee zu saritteri dort, wo die alten Ulmeit eiien großen, von warmem, goldenen Sennenliiht übergosseiien Boan bil tite en Dort wandte Großvater lich zu Großmutter: »Wir miissen sofort zii sinnen anfangen« -- er sagteeS halb netiiil), um seine Rührung zu verber .e:i —- «daniit des Kindes Mitgift iirrifzer trerde.« ,,J(e nun « meinte Großmutter mit leidtein Aufwersen des Kopfes und eiizeiii munteren Blick auf ihr schwere-J äs»identleid, »ein wenig Sparsamkeit usird uns nicht wehtliun, nitch allzu wer « »Zodaf-,« -- Großvater sagte ec :i: t spviiisihem Ernst ,,sodaß oic Jan Kinder schließlich dodh wenig sung ein Stiietthen Butter zu ihrem Brod haben ntöaen.« »Und es wird immer noch Niisie «j:i:n vfliiiien geben!« Großmutter rief es mit aliicklichem Landen nnd setzte irseich hinzu: »wenn sie nur halb io aliictlieh sind, wie wir cg actvefenl« Und Großvaters liebe-voller Bliel esaiinzte Großmutters Satz. ——-..p—— Die Junge-ehrte Linde. Auf dem Friedhofe zu Annaberc tu Eachsen steht eine tiiäehtiqe Linde, die sie- natnentlich durch ihren eiaenarti aen Wuchs bemertbar macht. Der stamin des über 4(i« Jahre alten Baumes hat eine Höhe von 2 Meter iiid einen Umfang von ziemlich 6M Tieselbe Länge haben 16staeteAeste, die sieh vom Stamm fast rechtwintelig alzweigen und ein großes Schirmdacti lilden das nach oben durch meist ge rade emportvaehsende vielfach ver zireigte Aeste sich verjünat Jn der Mitte dieser pyramidenfdriniqen Barimtrone ragt die Fortsesiun des Stammes mit mehreren Ausliiufern lie zu einer Höhe von 25 Meter ein por. Wegen es langgestreckten, fast horizontalen Wuchseg der unteren Reste-die einen Umkreis von 30 Meter beschatten und infolge ihrer Länge bei heftigem Winde ohne ceniigenden Stützpuntt sind, unt-erbaute nian sie schon vor mehr als 200 Jahren. Das jetzige Gerüst stammt aus dem Jahre 1953 und wird von elf steinernen und zwölf hölzernen Pfeilern getragen. Durch ein-e auch dichterisch behandelte Sage wird der merkwürdige Wuchs dieser Linie dadurch erklärt, daß sie eint zur Bekehrung eines kirchlich ungläubigen und besonders an der Immer nebel. »Deine Sä,i;lven kann ich nichi decken! Aber das Eine will ich fiir dich thun, ich enterbe dich und setze deine Frau dafür als Erben ein; dann-Löwen dir die Hallunken nichts pfiinden!« i Auferstehung zweifelnden jungenj Mannes umgekehrt in die Erde gesetzt; worden sei, die Aeste nach unten, oies Wurzeln nach oben; diese hätten nack her ausgeschlagen, Blätter getrieben und sieh in Aeste ausgebreitet Die wagerechten Aeste waren also früher die Faserrourzeln unsd die Fortsefung des Stammes nach oben die P ah!. wurzel. — Noch eine andere Linden--l sage ist in Annaberg bekannt. Nachs dieser wurde jene Linde am 16. Otto-? ber 1519 von dem Beichtvater des be-! rühmten Rechenmeisters Adam Riese verkehrt in die Erde gepflanzi, um durch das Ergrünen des Baumes den ungläubigen Riese von der Wahrheit des Dogmas der Unsterblichkeit zu überzeugen, was denn auch gelungen sein soll. Um etehrte Bäume, neuerdings ge-. wöhnlich ,,Vertehrtbäume« genannt« kommen übrigens sehr häufig vor Die Oldenburger Verkehrtlinde solt von einem Mädchen gepflanzt worden sein, das auf dem Wege zur Richt stätte von einer Linde einen Zweig ab brach und ihn dann mit dem Bemer ten umgekehrt in die Erde steckte, er werde tveiterwachsen zum Zeichen ihrer Unschuld. Jm Neuen Garten ins Potsdam stehen etwa sechs Wert-ehrt-l linden; eine andere wächst aus ders PsaueninseL Vetannt ist die Sage oon den ehemaligen drei Linden auf dem .Heilia:Geisitirchhvse zu Berlin. Sie sollen aus Befehl dec- Kuriiirsien Johann Geora von drei Brüdern uucs aetehrt einaepslanst worden sein, ali» einer der Bruder derdähtiat worden-» War, einen Mord beaanaen tu haben, während die beiden anderen sich kezl Morde-, beziciytiatein um den Bruder zu retten. Als nun auch der erstes Bruder, der so unschuldig war wie die beiden anderen. das Verbrechen eina« ; stand, um die Briider ;u retten, solle durch ein Gottegnrtheil die Schuld oder Unschuld der drei bewiesen mer den jeder mußte eine Linde umartehst in die Erde pflanzen, und alle drei Linden murzelten und erariinterL Dis Berliner Saae ist vor einigen Jahrsn ron der betannten Schriftsteller-in Filara von Förster zu einem in Bote-s dam ausgeführten Schauspiel: »Viel drei Linden«, Volksichauspiel in siitjs Atten, dramatisch bearbeitet worden« eVrkehrtlinden kommen ferner vor am Wall zu NeusRuppim im Schloß aarten in Schwebt an der Oder, in Bärselde bei Neu-Daan in Werber an der Havel iBahnhofstraße) und nach W. v. Schulenhurg bei dem alten Schlosse Buchlau und zu Wischau, wo ein Mona- lebendig recraben werdenl sollte, der aber sei.e Unschnli durch« das Erziriiucn eineg iunaetebrt einae Pflanzten Lindenbaumezs erwies-I Wenn dabei aesaat wird, das-, die Lin den auch mit den Zweigen wurzeln, so ist dies in der That rid.tia, wie dasi erwähnte Beispiel aus Der Marieninsel beweist. Doch Verwandeln sieh die Zweige der Linde nieinale in Wur gelit, sondern sie treiben Wurzeln nnd wachsen selbst Fu neuen Baumes-, die mit dem Mutter tat-nie in Vwerbin knna sieben; aueli entwickeln sich biet Titurzeln niemals in Z:"eiaeti Die-i eiaenartiae Statnuiverdietuna, die zurl Bildunq der Yo l:t" saae « eran assunuj gegeben bat, ist, wie Ge beimratls E « Friedel in einein Monatghest de Brandenburaia iikerzeuaend nachac l triefen hat, lediglich anf Nerpfropfuna zurückzuführen Man pfropfte anf die kleinblättriae Winterlinbe eine! rascker wachsende -om.sr:erlini-e, die; sich träftiqer entwickelte als der Mut i terstarnni, woraus sich die nacb unt n alnebnienbe slasckenförtuiae VerdiclsI una erklärt. i ( l Mißverständniss. Bauer lalg er sieht, wie das Fräu lein von der Sommerpartie mit der bebandschubten Rechten seine fette Sau streichelt"): »Gelt, Dfrijuleim die verdient’s. daß man sie mit Handschu hen ansaßt.« Glück im Unglück. A.: »Du siehst ja so vergnügt aus! Jst Dir denn etwas so besonders An genehmes begegnet?« B.: »Und ob! Denke Dir, der Ge richtsvollzieher hat heute in aller Herr gottssriihe das Klavier meiner Frau geholt « ——. — Aha. Herr (eineu Bekannten bei einer Flasche Wein irn Restaurant antref fend): »Ja, sagen Sie mal, lieber Mayer, Sie wollen Abstiuenzlet sein und trinken hier Wein?« Mauer: »Wenn Sie den Wein trinken, werden Sie überzeugt sein, » daß ich doch Abstinenzler bin.« Spekulativ« »Liebe Frau, wenn Du genau weißt, daß Dir die neue Gouvernante den neuen Hut gestohlen hat, warum wartest Du denn so lange mit der po lizeilichen Anzeige?« »Ja, weißt Du, ich warte erst ab, ob sie sich nicht neue Straußfedern darauf machen läßt« Geschäftsptnxis. ,,Obwohl der rothe Hut, wie sie sa gen, fünfzehn und der blaue zwanzig Mark kostet, macht mich der rothe viel jünger.« Modistin: »Sooo! Pardon, ich habe mich in der PretBangabe geirrt. der rothe kostet zwanzig Mark.« Brand-hat« »Sie sind also mit der Frau, die Jhnen der Heirathsvermittler be sorgte, zufrieden?« " »Sogar sehr! — Als er kürzlich kam, um seine Gebiihren zu fordern — hat fie ihn gleich die Treppe hinunter- . geworfen.« Schlimm. ,,Gnädige sehen etwas angegriffen ausl« »Ja, -— ich habe Nahrungssorgen.« ,,Nahrnngsforgen? Sie scherzen!« »Nein, nein, Herr Doktor. Sehen Sie, ich habe jetzt immer einen fürch terlichen Appetit -—-- und wenn ich mich satt esse, dann kriege ich mein neues Kleid nicht zu!« Ein fcinrr Kenner-. Richter (zu1n Zeug-Inn »Alfo, was wissen Sie vom Exzeß?« Zeuge: »Ich fitz’ im Wirthshaus und denk’ an nichts da krieg’ ich plötzlich von hinten eit» Ohrfeige; —— die ist mir gleich bekannt vorgekom men! Jch schau’ mich um —- richtig ist’5 der Miiller!« Auch .cin Märtyrer-. Gotte iloelcher sehr spät aus dem Wirthe-bang heimkehrt, als ihm die Frau heftige Vorwürfe macht): »Na, das habe ich nun bald satt, immer diese Vorwürfe wegen Schlemmerei . . Setz« Du Dich mal die halbe Nacht auf die harten Stühle und trinke das eis talte Bier, dann wirft Du gleich feh’n, ob das geschlemmt ist! Nnr nicht zu viel thun. Hansfranz »Marie, warum haben Sie die Uhr nicht ganz aufgezogen? Sie hat-en ja den Schlüssel nzzr zwei mal ..:drel)t?« Madchem »Vergessen Sie denn, daß ich morgen gehe, oder denken Sie etwa. daß ich die Arbeit fiir das neue Mädchen machen werde?« Ein Fleiskinen Beamter: »Heute habe ich aber auch wirkliche-J Pech. Erst lommt das Ge witters dann hats in dem Haus ge genüber aebrannt, und Nachmittags besucht mich ein alter Schnlsreunr — dadurch bin ich den aanzen Tag nicht zum Arbeiten gekommen!« Unterschied. Dame szn einer anderen im Som mer): ,,Wen kannst Du mir denn mehr empfehlen, den Sanktijtsrath Meter oder Müller?« Die andere Dame: »Na, zwischen den Beiden ist nur ein Unterschied; der eine schickt Dich mit denselben Leiden immer wieder in ein anderes Bad, der andere schickt Dich immer wieder mit einem anderen Leiden in dasselbe Bad« Der Sachverständige-. Beamter lznm Bürgermeister eines Torses): »Durch Ihren Ort geht am nächsten Mittwoch das große Antomo bilrennenl Tragen Sie Sorge, daß sich von Mittag bis 6 Uhr Abends we der Menschen noch Thiere aus der Straße aushalten! Nur am Beginn des Dorfes wäre eine geeignete Person auszustellen, die das Zeichen gibt. daß die Bahn frei ist!« Bürgermeister: »DaA wern’ ina den Pechsimmerl dazu anstell’n; der kennt .st’ aus dabei --—- der is scho’ dreimal von ’m Automobil übersahr’n wor’n!« Natürliche Tisng l »Als ich Müllers Friede kennen lernte, sollte sie zwanzigtausend Mart mitbelommen, heute bekommt sie hun derttausend M.« »Was? So reich sind die Müllers geworden?« »Nein, aber so lange —- lenne ich Sie schon.«